Hütet die Schafe mit Geschicklichkeit
„Und er begann, sie gemäß der Lauterkeit seines Herzens zu hüten, und mit geschickten Händen begann er, sie zu führen.“ — Ps. 78:72, NW.
1. Welche in Hebräer 11:6 erwähnte Eigenschaft ist nötig, damit jemand ein Diener Gottes sein kann, und zu welcher Frage veranlaßt uns dies?
DU bist vielleicht nicht gerade Geistlicher, hast du aber je an die Verantwortung gedacht, die nicht nur einem Geistlichen, sondern einem wahren Diener Gottes obliegt? Ist sein Glaube an Gott stark oder schwach? Ein Diener Gottes namens Paulus erklärte dies deutlich: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, sein Wohlgefallen zu erlangen, denn wer Gott naht, muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn ernstlich suchen, zum Belohner wird.“ (Heb. 11:6, NW) Heute fragt man sich, wie viele Geistliche einen festen Glauben an Jehova Gott und an sein geschriebenes Wort haben, sich auf dieses verlassen und wirklich Jehovas Wohlgefallen zu gewinnen suchen. Wie viele Geistliche und Prediger übernehmen die volle Verantwortung, Gottes Willen zu tun?
2. Wie betrachten die meisten Besucher von Theologie-Seminaren heute ihren Glauben? Was zu denken, veranlaßt dies ehrliche Wahrheitssucher?
2 In einem Artikel, der im Times Magazine, New York, unter dem Datum des 30. November 1958 erschienen ist, sagt dessen Schreiber, Stanley J. Rowland, jr., unter dem Titel „Studenten auf der Suche nach dem Glauben“, daß jene, die die „heutigen Seminare besuchen, im großen und ganzen skeptisch sind, jedoch die Hoffnung hegen, durch Erlebnisse den Glauben zu finden und durch Dienst das Gefühl zu haben, einen Zweck zu erfüllen“. Über die jungen Männer, die eine religiöse Ausbildung empfangen, sagt er: „Sie sind — so paradox es klingen mag — etwas skeptisch, was ihre göttliche Berufung und die Kraft ihrer eigenen christlichen Glaubensüberzeugung betrifft. Mit Scharfsinn erforschen sie die Grundwerte des Daseins. Sie wollen tief in die Dinge des Lebens eindringen.“ Müssen wir glauben, daß diese jungen Leute, die Zweifel hegen hinsichtlich ihrer Berufung durch Gott und auch hinsichtlich ihres Glaubens nicht allzu sicher sind, die Geistlichen und Prediger der Christen der heutigen Generation sein sollen? Der Schreiber führt ferner die Worte des Präsidenten des Union-Theologieseminars in New York, das heißt von Henry P. Van Dusen, an, der sagte: „Man kann sie nicht verstehen. Viele von ihnen scheinen freudlos zu sein, und ich frage mich, ob sie wirklich wissen, was glücklich sein bedeutet. Sie sind in religiöser Hinsicht noch auf der Suche; vor zwanzig Jahren war diese Haltung eine Ausnahme, aber heute ist sie unter der Studentenschaft vorherrschend.“
3. Was für Glauben hatte der Gründer des Christentums, und verhielten sich seine Jünger ebenso?
3 In welchem Gegensatz steht doch ihr Mangel an Glauben zu dem Glauben des Anführers der christlichen Prediger, nämlich Christi Jesu! Über seinen Glauben und seine Ergebenheit seinem Vater gegenüber und sein Verlangen, Gottes Willen zu tun, bestand kein Zweifel, und dies ist aus den vier Berichten über sein Leben deutlich ersichtlich. Jesus Christus war in Wahrheit ein Diener Gottes, der bereit war, die entsprechende Verantwortung zu tragen. Er war voller Glauben und lehrte seine gläubigen Nachfolger, Diener Gottes und Prediger wie er selbst zu sein. Die Jünger Jesu suchten nicht, „durch Erlebnisse den Glauben zu finden“; sie waren nicht freudlos, sondern hatten den Glauben und die Freude, die auch ihr Meister hatte. Sie waren glückliche Diener Gottes, die glaubten, „daß Gott denen, die ihn ernstlich suchen, zum Belohner wird“, waren also nicht Personen von der Art, die „noch auf der Suche nach dem Glauben“ sind. Sie glaubten an Jehova Gott, an seinen Sohn Jesus Christus und an Gottes Wort. Irgend jemand, der sich heute dem Studium widmet, um sich auf den Predigtdienst vorzubereiten, muß Glauben haben, sonst versagt er als christlicher Prediger vollständig.
4, 5. (a) Ist der Predigtdienst nur für eine begrenzte Zahl Personen bestimmt? (b) Welche größeren Verantwortlichkeiten fallen einigen zu?
4 Der Apostel Paulus, der festen Glauben an den einen Gott, Jehova, hatte und unermüdlich das Wort Gottes predigte, ermahnte die Galater-Versammlung wie folgt: „Ferner möge ein jeder, der im Worte mündlich belehrt wird, von allen guten Dingen mit dem teilen, der eine solche mündliche Belehrung erteilt.“ (Gal. 6:6, NW) Irgend jemand also, der Gottes Wort hört und glaubt, sollte seinen Lehrer unterstützen und selbst wieder andere lehren. Diener des Evangeliums sind nicht nur jene wenigen Einzelpersonen, die sich entschließen, zu ihrer Ausbildung ein Theologieseminar zu besuchen, sondern für den Predigtdienst kommt eine umfassendere Klasse von Menschen in Betracht. Jeder, der wirklich glaubt und sich mündlich über das Wort Gottes belehren läßt, kann diesen Dienst aufnehmen, denn ein solcher soll die guten Dinge, die er gelernt hat, auch mit anderen Menschen teilen, mit denen er zusammenkommt. Paulus sagte ausdrücklich: „‚Jeder, der den Namen Jehovas anruft, wird errettet werden.‘ Doch wie werden sie den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber werden sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber werden sie hören ohne jemand, der predigt?“ (Röm. 10:13, 14, NW) Die Welt braucht Prediger, die voll Glaubens sind, also nicht Geistliche, die erst noch nach Glauben suchen.
5 Die Bibel, Gottes Wort, zeigt deutlich, daß jeder, der sich zum Christentum bekennt, die gute Botschaft über Gott und sein Königreich der Gerechtigkeit predigen muß. Als aber Petrus zu den älteren Männern in der Versammlung der Gläubigen sprach, zeigte er, daß den Älteren, den Aufsehern oder Hirten der Herde Gottes, eine größere Verantwortung zufällt. Obwohl alle, die den Schritt der Hingabe getan haben, um Gott zu dienen, Diener Gottes oder Prediger sind, werden doch aus dieser Gruppe treuer Christen gewisse Menschen ausgewählt, damit sie die Angelegenheiten der ganzen Versammlung leiten. Deshalb sagte Petrus: „Daher gebe ich den älteren Männern unter euch diese Ermahnung … Hütet die euch anvertraute Herde Gottes.“ — 1. Pet. 5:1-4, NW.
DAS GEISTIGE HIRTENWERK, EINE ERNSTE AUFGABE
6. Wer eignet sich zum Dienst als Hirte in der Versammlung, und wie sollte diese Arbeit angesehen werden?
6 Zuverlässige Hirten der Herde können nur aus den Reihen derer ausgewählt werden, die bereits Diener Gottes, Prediger, sind. Es müssen Personen sein, die Jehova Gott gänzlich ergeben sind und ihren Brüdern in der Versammlung Hilfe leisten wollen. Das ist für irgendeinen reifen Christen bestimmt Arbeit von rechter Art. In bezug auf Personen, die schon ein reiches Maß Glauben haben und in Gottes Dienst tätig sind, sagte Paulus: „Wenn jemand ein Amt als Aufseher erstrebt, so wünscht er sich Arbeit von rechter Art.“ (1. Tim. 3:1, NW) Bestimmt sollten die Personen, die in der Wahrheit älter sind als andere, diese Arbeit von rechter Art zu tun begehren und sollten mithelfen, die Schafe in Gottes Hürde zu hüten. Das ist eine Verantwortung, die nur jene übernehmen sollen, die Glauben haben, Gott wahrhaft lieben und den Willen Gottes schon kennen und tun. Es ist keine Arbeit für einen Neuling, einen Anfänger, einen, der im christlichen Werke noch neu ist.
7. (a) Weshalb ist es so notwendig, daß ein Aufseher ein Erforscher des Wortes Gottes ist? (b) Welche Eigenschaften muß er haben, wie der Apostel Paulus sagte?
7 Vor allem muß ein Aufseher das Wort Gottes fleißig studieren, daran glauben und sich seiner Lehre gemäß benehmen. Er muß am Glauben festhalten und heute auf das aufpassen, was Paulus zu Timotheus sagte: „Doch die inspirierte Äußerung sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeitperioden einige vom Glauben abfallen werden, indem sie achten auf irreführende inspirierte Äußerungen und Lehren von Dämonen, zufolge der Heuchelei von Menschen, die Lügen reden … indem sie verbieten, zu heiraten, gebieten, sich von Speisen zu enthalten, welche Gott geschaffen hat, damit sie mit Danksagung genossen werden … Wenn du den Brüdern diese Ratschläge gibst, so wirst du ein Diener Christi Jesu von rechter Art sein, der sich mit Worten des Glaubens und der rechten Lehre nährt, der du genau gefolgt bist.“ (1. Tim. 4:1-3, 6, NW) Damit ein Aufseher guten Rat erteilen kann, muß er sich „mit den Worten des Glaubens“ nähren und an der „rechten Lehre“ festhalten. Dann kann er die Herde Gottes geschickt hüten. „Wer vorsteht [wer als Anführer amtet, Fußnote], tue es mit wirklichem Ernst; wer Barmherzigkeit erweist, tue es mit Freudigkeit.“ (Röm. 12:8, NW) Ein Aufseher muß „als Anführer amten“, wenn er dazu ausersehen worden ist, der Versammlung vorzustehen. Er muß folgenden Anweisungen nachkommen: „Verabscheut das Böse, haltet am Guten fest. In brüderlicher Liebe habt eine zarte Zuneigung zueinander. In der Ehrerbietung gehe einer dem anderen voran. Seid nicht saumselig in euren Geschäften. Seid glühend durch den Geist. Seid Sklaven Jehovas. Freut euch in der Hoffnung. Harrt in Drangsal aus. Verharrt im Gebet. Teilt mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen. Pflegt die Gastfreundschaft. Beharrt dabei, die Verfolger zu segnen; segnet und fluchet nicht. Freut euch mit den sich Freuenden, weinet mit den Weinenden. Seid gegen andere ebenso gesinnt wie gegen euch selbst; seid nicht auf hohe Dinge bedacht, sondern haltet euch zu den niedrigen. Werdet nicht klug in den eigenen Augen. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid um das besorgt, was in den Augen aller Menschen als recht angesehen wird. Wenn möglich, seid, soweit es von euch abhängt, gegen alle Menschen friedsam.“ (Röm. 12:9-18, NW) Um ein hilfreicher Diener Gottes zu sein, der der obenerwähnten Beschreibung entspricht, muß jemand bereits Glauben an Gott haben und nicht „auf der Suche nach Glauben“ sein.
8. Wurde die Heilige Schrift allein für Aufseher geschrieben? Welche Pflicht obliegt also der ganzen Christenversammlung?
8 Wenn die Hirten die Versammlungen so führen, geben sie allen Christen darin ein ausgezeichnetes Beispiel, dem diese folgen können. Überdies wurde die Heilige Schrift nicht nur für die Aufseher geschrieben, sondern für die gesamte Versammlung, die Aufseher eingeschlossen. Nach Gottes Willen sollen Schafe, die versammelt worden sind, wie ein guter Hirte handeln. In den Tagen des Apostels Paulus richtete Gott es so ein, daß Aufseher da waren, die sich der Schafe annahmen, und in gleicher Weise geben heute die Hirten den Schafen ein Beispiel. Die Schafe zu hüten ist eine ernste Sache. Die Zeit für die Scheidung der Menschen aller Nationen ist gekommen, und dieses Scheidungswerk wird durchgeführt, indem die gute Botschaft vom Königreich Jehovas gepredigt wird, und das nicht nur von den Aufsehern, sondern von allen christlichen Predigern der Versammlung.
9, 10. (a) Was für eine Verantwortung hat ein Hirte? Wer hat eine noch größere Verantwortung? (b) Welches Werk haben die Überrestglieder besonders seit 1919 getan, und inwiefern betrachten sie die Sache gleichwie Christus Jesus, der größere David?
9 Ein Hirte, der aber die Stellung eines Aufsehers bekleidet, hat eine noch viel größere Verantwortung. Ein Aufseher behält jedoch stets im Sinn, daß Jehova der Große Hirte ist, nicht er selbst. David sagte: „Jehova ist mein Hirte.“ (Ps. 23:1) Jehova trägt somit die Hauptverantwortung für die Einsammlung und Betreuung der Schafe, doch benutzt er Menschen zum Hüten der Schafe. Seit dem Jahre 1919 sehen wir nicht nur, wie der Überrest der gesalbten „kleinen Herde“ versammelt wird, wir sehen auch, wie besonders seit dem Jahre 1935 eine große Menge „anderer Schafe“ eingesammelt wird. (Luk. 12:32; Joh. 10:16) Die Übriggebliebenen oder die Überrestglieder der kleinen Herde wurden während des Wolkendunkels der Tage des ersten Weltkrieges zerstreut, doch nun werden viele vom Überrest, die versammelt worden sind, zum Hirtenwerk gebraucht. Sie alle sind als Diener Gottes mit der guten Botschaft vom Königreich ausgezogen, haben sie gepredigt und haben während der vergangenen vierzig Jahre Gottes Willen getan. Sie haben nach den Schafen gejagt und haben sie hereingebracht und sie mit der notwendigen geistigen Speise ernährt.
10 In anderen Worten, es muß eine große Einsammlung durchgeführt werden. Doch hat Jehova nun alle diese Schafe, die kleine Herde und die anderen Schafe, zu einer zusammenwirkenden Gesellschaft oder Herde vereint, und alle werden in der neuen Welt der Gerechtigkeit Leben ererben. Jehova hat treulich alles erfüllt, was er seinem Volke verheißen hatte, doch gibt es Dinge, die Christen selbst tun müssen und besonders Aufseher, die verpflichtet sind, treue Hirten der Herde oder der Versammlung zu sein. Christus Jesus ist der größere David. Als er auf Erden weilte, übernahm er die Verantwortung eines Hirten und gab anderen Aufsehern das rechte Beispiel. In Psalm 78:70-72 (NW) wird auf Jesus Bezug genommen, wenn es dort heißt: „Er [Jehova] erwählte David, seinen Diener … [er] ließ … ihn wegholen, damit er ein Hirte über Jakob sei, sein Volk, und über Israel, sein Besitztum. Und er begann, sie gemäß der Lauterkeit seines Herzens zu hüten, und mit geschickten Händen begann er, sie zu führen.“ Ebenso war Christus Jesus ein geschickter Hirte. Sein Vater sagte zu ihm: „Du liebtest Gerechtigkeit und haßtest Gesetzlosigkeit.“ — Heb. 1:9, NW.
SICH GESCHICKLICHKEIT ANEIGNEN
11. Wie eignet sich ein Hirte Geschicklichkeit an?
11 Geschicklichkeit bedeutet die Fähigkeit, die man sich durch Kenntnisse und Übung aneignet, Tauglichkeit. Jesus, der Rechte Hirte, kannte Gottes Wort. Er setzte das, was dieses Wort lehrte, in die Tat um. Er wandte es auf sein eigenes Leben an und bekundete damit Weisheit und Verständnis. Er erkannte Jehova Gott als den Großen Hirten an und lenkte die Sinne der Menschen auf Jehova, seinen Vater, hin und nicht auf sich selbst. Er wurde von Gott dazu ausersehen, ein Hirte von rechter Art zu sein. Unterhirten von heute müssen Jesus nachahmen und dürfen nicht darauf bedacht sein, die Herde für sich selbst einzunehmen. Sie müssen Gottes Herde gemäß der Lauterkeit ihres Herzen mit Geschicklichkeit hüten. Wie notwendig ist es doch, daß Aufseher sich Erkenntnis aneignen und diese Erkenntnis auch weislich anwenden! Ein Hirte ist in seinem Aufseherdienst nicht schwerfällig, ungeschickt und sorglos. Geschickt benutzt er das Wort Gottes, um die anderen Schafe zu betreuen. Als der Rechte Hirte, Jesus Christus, durch heiligen Geist die Apostel dazu einsetzte, Hirtenarbeit zu tun, erhielten sie diese Aufgabe, weil sie wußten, wie sie das Wort Gottes „zum Lehren, zum Überführen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Zucht in der Gerechtigkeit“ anwenden konnten, und sie taten dies auf geschickte Weise. (2. Tim. 3:16, NW) Alle Unterhirten müssen das Wort Gottes auf dieselbe Weise gebrauchen. Auch die heutigen Aufseher in der Neuen-Welt-Gesellschaft sind Hirten und müssen Gottes Schafe mit geschickter Hand führen, ja sie auf dieselbe Art leiten wie David, der für die Kinder Israel sorgte, und wie Christus, der sich seiner Jünger annahm.
12. Kann ein Hirte es sich leisten, im Umgang mit den Schafen nachlässig zu sein, und welchen Rat gibt der Apostel Petrus diesbezüglich?
12 Der Lohn für treue Hirtenarbeit besteht nicht nur darin, daß der Hirte sich selbst, sondern auch darin, daß er die anderen Schafe rettet. Denkt daran: alle sind Schafe, ob sie nun Aufseher seien oder nicht. Alle sind Schafe, die unter dem Großen Hirten, unter Jehova, und dem Rechten Hirten, den er sich erwählt hat, unter Jesus Christus, stehen. Jesus selbst sagte: „Ich bin der rechte Hirte; der rechte Hirte gibt seine Seele zugunsten der Schafe dahin.“ (Joh. 10:11, NW) Und wiederum: „Ich bin der rechte Hirte, und ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich.“ (Joh. 10:14, NW) Es besteht also kein Grund, daß eines der Schafe, das zum Hirten erwählt worden ist, eigensinnig und im Handhaben des Wortes Gottes nachlässig werde. Petrus, ein Schaf und Apostel Jesu Christi, kannte seine Verantwortung als Unterhirte, als er durch heiligen Geist zu diesem Amt eingesetzt worden war. Daher sagte Petrus zu anderen: „Hütet die euch anvertraute Herde Gottes, nicht unter Zwang, sondern willig, auch nicht aus Liebe zu unredlichen Gewinn, sondern mit Eifer, auch nicht als solche, die über jene herrschen, welche Gottes Erbteil sind, sondern indem ihr Vorbilder für die Herde werdet. Und wenn der Oberhirte geoffenbart worden ist, so werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“ — 1. Pet. 5:2-4, NW.
13, 14. Wie sollte ein Hirte, nachdem er gelobt hat, Gottes Willen zu tun, über seine Pflichten denken und wie nicht?
13 Alle Aufseher in der Neuen-Welt Gesellschaft, zum Beispiel die Zweigdiener der Watch Tower Bible and Tract Society, die Bezirksdiener, Kreisdiener, Versammlungsdiener und Dienstamtgehilfen, sollten sich der schwerwiegenden Aufgabe bewußt sein, die Jehovas Wort ihnen als Unterhirten, als Aufseher, auferlegt. Zu der Zeit ihrer Hingabe haben die Aufseher gelobt, Gottes Willen zu tun, und sie müssen nun als Aufseher das Gebot schätzen, das durch Gottes Wort an sie ergeht. „Hütet die euch anvertraute Herde Gottes.“ Wie tut ihr das, ihr Aufseher? Vielleicht unter Zwang oder aus dem Gefühl heraus, überlastet zu sein, weil ihr in diese Stellung eingesetzt wurdet? Möchtet ihr lieber von dieser Verantwortung frei sein? Petrus sagt allen in freundlicher Weise: ‚Tut es willig.‘
14 Könnte es Personen geben, die diesen Dienst aus Liebe zu unredlichem Gewinn leisten oder wegen des Ansehens, das man deswegen in der Versammlung genießt, oder vielleicht aus persönlichem Stolz oder wegen des Einflusses, den man über die Herde Gottes ausüben kann? Petrus gibt den Rat: ‚Tut es mit Eifer‘, freudig, mit herzlicher Liebe zu allen Gliedern der Versammlung, indem ihr anerkennt, daß alle Schafe Jehova Gott gehören und daß die Versammlung, mit der ihr verbunden seid, in Wahrheit Gottes Herde ist.
15. Warum ist die Selbstprüfung des Aufsehers so notwendig?
15 Prüfe dich selbst. Bist du ein Aufseher, der ‚über jene herrscht, die Gottes Erbteil sind‘? Schüchterst du die Schafe ein? Benimmst du dich wie ein überlegener Hirte, mit dem sich nicht reden läßt? Bist du vielleicht stets zu sehr beschäftigt? Möge das niemals geschehen, denn dadurch gibst du kein gutes Beispiel. Petrus sagte auf so hilfreiche Weise: ‚Werdet Vorbilder der Herde.‘ Worin? Im Glauben, in der Tugend, in der Erkenntnis und Selbstbeherrschung, im Ausharren und in der Gottergebenheit, in der Bruderliebe und in der Liebe. „Denn wenn diese Dinge in euch sind — und reichlich vorhanden —, so lassen sie euch hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht untätig oder unfruchtbar sein.“ (2. Pet. 1:5-8, NW) Eine genaue Erkenntnis und die richtige Lebensweise ist für dich als Aufseher unbedingt notwendig.
16. Wie betont die Fußnote zu 1. Petrus 5:3 der Neuen-Welt-Übersetzung den Ernst der Aufgabe eines Hirten?
16 Erfaßt du völlig, daß du, nachdem du zum Dienste eines Aufsehers ernannt worden bist, ein Hirte bist, der sich um Gottes Schafe kümmert, die ihm zugeteilt worden sind? Die Fußnote zu 1. Petrus 5:3 in der Neuen-Welt-Übersetzung hebt diese Tatsache hervor, wenn es dort heißt: „Nicht als solche, die über jene herrschen, welche euch zugeteilt sind.“ In Gottes sichtbarer großer Organisation sind alle diese Schafe die Schafe Gottes, doch sind verschiedene Gruppen dieser Schafe verschiedenen Hirten zugeteilt. In der Neuen-Welt-Gesellschaft hat es im Jahre 1958 in der ganzen Welt 17 878 Gruppen oder Versammlungen der Zeugen Jehovas gegeben. Petrus gibt euch, den Aufsehern, den Rat, nicht über die zu herrschen, die euch zugeteilt sind. Daher frage sich jeder Hirte selbst: „Wie behandle ich Gottes Schafe? Was für ein Beispiel gebe ich ihnen? Welches Interesse habe ich an ihren Dienstversammlungen, an der theokratischen Predigtdienstschule, an den Versammlungsbuchstudien, am Zeugnisgeben von Haus zu Haus, an Nachbesuchen, an Heimbibelstudien? Verkündige ich die gute Botschaft von Gottes Königreich nach allen diesen Methoden, und helfe ich allen mir zugeteilten Schafen, dasselbe wie ich zu tun, wobei ich ihnen behilflich bin, wach zu bleiben und ihre dienstamtlichen Kleider anzubehalten?“
17. Welcher Lohn wartet des treuen Hirten der Schafe Gottes?
17 Wenn ein Aufseher dem vorzüglichen Rate des Apostels Petrus folgt und der Herde Gottes wie auch Fremden Liebe und Gastfreundschaft erweist, wird der Aufseher, wenn der Oberhirte offenbar gemacht worden ist, „die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen“. Für solche, die zur kleinen Herde gehören, wird der Lohn in der Miterbschaft mit Christus Jesus in himmlischer Herrlichkeit bestehen. Für die anderen Schafe wird er Leben auf der paradiesischen neuen Erde bedeuten. Personen, die im Hüten der Schafe heute geschickt und treu sind, werden bestimmt belohnt werden, indem sie sozusagen zu ‚Herrschern über viele Städte‘ eingesetzt werden. Wenn die heutigen Aufseher in kleinen Dingen Treue bekunden, werden ihnen noch größere Dinge anvertraut werden, wie der König es im Gleichnis Jesu sagte: „Wohlgetan du guter Sklave! Weil du dich in einer so kleinen Sache treu erwiesen hast, empfange Autorität über zehn Städte.“ (Luk. 19:17, NW) Habt daher stets Wertschätzung für euer Verhältnis zu Jehova Gott wie auch zu der Herde, die Gott euch zugeteilt hat, ihr Aufseher, und erinnert euch des Gebotes: „Gebt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der heilige Geist euch zu Aufsehern ernannt hat, damit ihr die Versammlung Gottes hütet, die er mit dem Blute seines eigenen [Sohnes] erkaufte.“ — Apg. 20:28, NW.
DIE PFLICHTEN EINES HIRTEN ERFÜLLEN
18. Welche Tatsachen wertzuschätzen ist für einen Hirten der Versammlung unbedingt erforderlich?
18 Aufseher müssen gut verstehen, daß die „Herde“ oder „Versammlung“ Gott gehört und daß die Ernennung zum Hirten durch Gottes heiligen Geist erfolgt. Die Herde gehört Gott, weil er sie erkauft hat. Laßt uns das nie vergessen! Zu den gesalbten Christen in Korinth sprechend, stellte Paulus die Frage: „Wißt ihr nicht, daß euer Leib der Tempel des in euch wohnenden heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt? Auch gehört ihr nicht euch selbst, denn ihr wurdet um einen Preis erkauft. Auf jeden Fall verherrlicht Gott in eurem Leibe.“ (1. Kor. 6:19, 20, NW) Es gibt heute immer noch eine kleine Schar Überrestglieder dieses „eures Leibes“ auf Erden, und manche von diesen nehmen Stellungen als Aufseher ein. Doch ungeachtet, ob der Aufseher ein Glied des Überrests sei oder zu der Klasse der anderen Schafe gehöre, ist er doch ein Hirte oder Aufseher Gottes, der sich der Schafe Gottes, seines erkauften Besitzes, annimmt. Die Aufseher müssen den Willen Gottes inmitten aller Schafe Gottes in der Neuen-Welt-Gesellschaft und unter allen denen tun, die noch außerhalb der Gesellschaft umherirren.
19. Wessen Gewalt will ein Hirte die Schafe entreißen und weshalb?
19 Christus Jesus sandte Paulus zu den nichtjüdischen Nationen und ließ durch ihn auch den Israeliten Trost bringen. Jesus selbst hatte sich für Paulus sichtbar gemacht, um ihn dann „zu einem Diener und Zeugen zu verordnen … indem ich dich herausnehme aus dem Volke und den Nationen, zu welchen ich dich sende, ihre Augen aufzutun, auf daß sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, auf daß sie Vergebung der Sünden empfangen“. (Apg. 26:16-18) Paulus wurde ein Aufseher und arbeitete schwer, um die Schafe der Gewalt Satans zu entreißen und sie dem einzig wahren Gott entgegenzuführen. Die Aufseher sollten heute dasselbe tun. Wenn die Hirten sie dann zu Gott geführt haben, müssen sie ihnen beistehen, auf dem Wege des Lichtes zu bleiben. Was für Anstrengungen macht ihr Aufseher, um dies zu tun? Wieviel Energie bringt ihr dafür auf? Wieviel Liebe erweist ihr einem jeden, der in eurer Versammlung „euch zugeteilt“ worden ist? Unterhirten! Seid treu und leitet die mit Schafen vergleichbaren Menschen mit geschickter Hand, denn sie alle gehören Jehova Gott.
20. (a) Welche Hauptpflichten hat ein Hirte zu erfüllen? (b) Erkläre, wie man die Schafe gleichwie Christus Jesus führen soll?
20 Welche Hauptpflichten hat denn ein Hirte? 1. Die Schafe zu führen, 2. sie zu nähren oder zu weiden, 3. sie zu hüten. Jesus offenbarte den Geist wahrer Führerschaft, denn er selbst ließ sich von seinem Vater, Jehova, dem Großen Hirten, leiten. Diesbezüglich sagte er: „Er erquickt meine Seele. Er leitet mich auf den Pfaden der Gerechtigkeit um seines Namens willen.“ (Ps. 23:3, NW) Sein Wunsch war, daß sein Vater, der Große Hirte, ihn auf dem rechten Wege leite. Er sagte: „Ich suche nicht meinen eigenen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.“ (Joh. 5:30, NW) So wie Jesus werden auch geschickte, treue Unterhirten Gottes Schafe auf den Pfaden der Gerechtigkeit leiten. Sie dürfen die Schafe nicht von der Wahrheit hinwegführen, die in Gottes Wort dargelegt ist, denn dieses Wort zeigt, was Gottes Wille ist. Ein Unterhirte muß stets an den Willen Gottes denken und sich fragen: Was wünscht Jehova getan zu haben? Wie tat es Jesus? Welchen Weg ging er? Die Schafe müssen stets auf Gottes Wegen geführt werden. Wer Gottes Schafe führt, muß die Heiligung des Namens Jehovas im Sinn behalten. Jesus setzte den Namen seines Vaters an die erste Stelle, wenn er alle seine Jünger beten lehrte: „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiligt. Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf der Erde.“ (Matth. 6:9, 10, NW) Er führte die Schafe im Namen Jehovas.
21. Wo benutzt ein Aufseher das Wort Gottes fachkundig und geschickt, und weshalb darf er nicht zurückhalten?
21 Paulus, ein Hirte, bekundete Führereigenschaften, wenn er sagte: „Ich hielt mich nicht davon zurück, euch irgendwelche Dinge, die nützlich waren, kundzutun und euch öffentlich und von Haus zu Haus zu lehren.“ (Apg. 20:20, NW) Wo lehrte Paulus diese nützlichen Dinge? Aus Gottes Wort. Und wo predigte er sie? Überall. Ein Aufseher kennt heute Gottes Wort und wird es in der Verkündigung der guten Botschaft von Haus zu Haus und in der Nachbesuchstätigkeit und im Bibelstudienwerk fachkundig und geschickt anwenden, indem er die Führung im Schulen anderer Prediger übernimmt. Manchmal jedoch denkt der Aufseher einer ihm zugeteilten Versammlung, der Kreisdiener komme ja nun bald und die Versammlung zu leiten sei ein Teil seiner Aufgabe. Dann läßt er etwas in der Hilfeleistung gegenüber unregelmäßigen Verkündigern nach, und es fehlt den Schafen an der richtigen Führung. Die ganze Organisation Gottes muß aber zusammenarbeiten, indem jeder seinen Teil tut. Ein guter Hirte ist begierig, zu sehen, wie die Schafe stark, gesund und kräftig werden, und er geht auf nutzbringende Weise vor, so daß später einige der Schafe selbst Aufseher werden und die Schafe auch führen können. Dieses Werk läßt nie nach. Es wird eine Menge neuer Schafe geben, durch die neue Versammlungen entstehen, welche neue Hirten benötigen. Paulus hielt sich nicht davon zurück, seine Aufgaben zu erfüllen. Und du?