Christliche Bescheidenheit — ein Zeichen von Weisheit
„Durch die unverdiente Güte, die mir verliehen worden ist, sage ich einem jeden, der sich unter euch befindet, nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist, sondern so zu denken, daß er gesunden Sinnes sei, jeder, wie Gott ihm ein Maß des Glaubens zugeteilt hat“ (RÖMER 12:3).
1. Was zeigt, daß Bescheidenheit heute nicht geschätzt wird?
WIE wenige doch heute Bescheidenheit schätzen und selbst bescheiden sind! Wir leben in einem Zeitalter bitterer Rivalität und eines außergewöhnlichen Konkurrenzkampfes. In der Welt haben alle — Rassen, Nationen, Stämme, Vereinigungen und Einzelpersonen — den Wunsch, der Beste zu sein und an der Spitze zu stehen. Niemand möchte bescheiden sein. Dieser Geist hat sich sogar auf die Familie ausgewirkt, was an der Auflehnung der Jugend und an der Frauenbewegung zu erkennen ist.
2. Warum dürfen Jehovas Zeugen nicht so eingestellt sein wie die Welt, was die Bescheidenheit betrifft?
2 Aber der Weg der Welt sollte nicht der Weg wahrer Christen sein. Nein, Jehovas Zeugen erkennen ihre Verpflichtung, den nachzuahmen, der in bezug auf Bescheidenheit das beste Beispiel gegeben hat: Jesus Christus, den Sohn Gottes. Bezeichnend für Jesu Bescheidenheit sind seine Worte: „Der Sohn kann gar nichts aus sich selbst tun.“ „Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott“ (Johannes 5:19; Lukas 18:19). Ja, alle, die den Fußstapfen Jesu Christi genau nachfolgen möchten, müssen Bescheidenheit bekunden. Überdies werden alle, die das tun, nichts verlieren, sondern feststellen, daß sich christliche Bescheidenheit lohnt und ein Zeichen von Weisheit ist.
3. Welche Bedeutungen hat das Wort „bescheiden“ im allgemeinen?
3 Das Wort „bescheiden“ kann „einfach, gering“ bedeuten oder „einsichtsvoll, mäßig, rücksichtsvoll“. Es kann aber auch „genügsam“ und „zurückhaltend“ bedeuten in dem Sinne, daß sich jemand seiner Grenzen bewußt oder „nicht eingebildet“ ist.a Unter göttlicher Inspiration forderte der Apostel Paulus Glaubensbrüder dazu auf, Bescheidenheit zu bekunden, indem er schrieb: „Durch die unverdiente Güte, die mir verliehen worden ist, sage ich einem jeden, der sich unter euch befindet, nicht höher von sich zu denken, als zu denken nötig ist, sondern so zu denken, daß er gesunden Sinnes sei, jeder, wie Gott ihm ein Maß des Glaubens zugeteilt hat“ (Römer 12:3). Ja, es ist notwendig, daß wir etwas auf uns halten. Aber wir dürfen nicht zu hoch von uns denken und unseren natürlichen oder erworbenen Fähigkeiten nicht zuviel Bedeutung beimessen.
Bescheidenheit und Demut unterscheiden sich
4. (a) Wo kommt das mit „bescheiden“ wiedergegebene hebräische Wort in der Bibel vor? (b) Zu welchem Schluß kommen wir in bezug auf seine Bedeutung in Sprüche 11:2?
4 In vielen Bibelübersetzungen wird Bescheidenheit mit Demut verwechselt. Das hebräische Wort, das mit „bescheiden“ wiedergegeben wird, kommt nur in Sprüche 11:2 und Micha 6:8 vor. Es kann bedeuten, daß jemand bescheiden und anständig ist oder persönliche Reinheit aufweist. Es kann aber auch bedeuten, daß sich eine Person ihrer Grenzen bewußt ist. In Micha 6:8 könnte dieses hebräische Wort die eine oder die andere Bedeutung haben, denn dort werden wir lediglich aufgefordert, ‘bescheiden zu wandeln mit unserem Gott’. Anders verhält es sich jedoch mit Sprüche 11:2, wo wir lesen: „Ist Vermessenheit gekommen? Dann wird Unehre kommen; aber Weisheit ist bei den Bescheidenen.“ Hier wird Bescheidenheit der Vermessenheit gegenübergestellt. Der Gegensatz von Vermessenheit ist, wie hier gezeigt wird, Bescheidenheit in dem Sinne, daß man nicht zu anmaßend ist und daß man sich seiner Grenzen bewußt ist.
5, 6. Wie läßt sich der Unterschied zwischen Demut und Bescheidenheit in bezug auf Jehova Gott veranschaulichen?
5 Es besteht ein Unterschied zwischen Demut und Bescheidenheit. Von Jehova Gott sagt der Psalmist David zum Beispiel: „Deine eigene Demut wird mich groß machen“ (Psalm 18:35). Ja, weil Jehova bereit war, sich zu demütigen oder sich herabzulassen, um David zu beachten und geduldig mit ihm zu verfahren, wurde David zu einem großen König in Israel. So lesen wir über Jehova auch: „Wer ist wie Jehova, unser Gott, Er, der seine Wohnung in der Höhe macht? Er neigt sich herab, um auf Himmel und Erde zu schauen“ (Psalm 113:5, 6). Zweifellos ist der Schöpfer so hoch erhaben, daß er sich gewissermaßen herabneigen muß, um Dinge in den Himmeln und auf der Erde zu beachten.
6 Können wir aber von Jehova sagen, er sei in dem Sinne bescheiden, daß er sich seiner Grenzen bewußt sei? Natürlich nicht. Wie könnten wir bei Gott von Grenzen sprechen, da er in bezug auf Weisheit und Macht grenzenlos und in bezug auf Gerechtigkeit absolut fehlerlos und vollkommen ist und da er auch die Liebe in Person ist? Absolut niemand kann sich zu Recht mit ihm vergleichen (Jesaja 40:12-31).
7. (a) Inwiefern kann gesagt werden, daß ein Mensch zwar demütig, aber nicht bescheiden sein mag? (b) Wie ist das im Falle des Apostels Petrus zu sehen?
7 Bei Menschen besteht die Möglichkeit, demütig zu sein und es gleichzeitig an Bescheidenheit mangeln zu lassen. Sie mögen demütig sein, aber dennoch kein klares Denkvermögen anwenden und sich so ihrer eigenen Grenzen nicht bewußt sein. Zum Beispiel war der Apostel Petrus gewiß ein demütiger Mann. Als er sah, wie Jesus ein Wunder wirkte, das seine Fähigkeit bewies, selbst die im Meer lebenden Geschöpfe zu beherrschen, fiel er zu Jesu Füßen nieder und sagte: „Geh von mir weg, denn ich bin ein sündiger Mann“ (Lukas 5:8). Außerdem lesen wir davon, daß Petrus sowohl von Jesus als auch vom Apostel Paulus zurechtgewiesen wurde. Doch kein einziges Mal stellen wir fest, daß Petrus wegen einer solchen Zurechtweisung beleidigt gewesen wäre (Matthäus 16:21-23; Galater 2:11-14; 2. Petrus 3:15, 16). Zweifellos war Petrus ein demütiger Apostel. Aber war er wirklich in dem Sinne bescheiden, daß er sich seiner Grenzen bewußt gewesen wäre? Nicht immer. Sonst hätte er nicht behauptet, er werde seinen Herrn nicht verlassen, wenn auch alle anderen Apostel das tun würden — versagte aber dann so jämmerlich, daß er Jesus dreimal verleugnete (Markus 14:29, 30, 66-72).
Leid, verursacht durch einen Mangel an Bescheidenheit
8. Warum kann gesagt werden, daß alle Schwierigkeiten im Universum auf einen Mangel an Bescheidenheit zurückzuführen sind?
8 Ein Mangel an Bescheidenheit brachte nicht nur dem Apostel Petrus Kummer und Leid, sondern es kann sogar gesagt werden, daß alles Leid in der Welt — ja im ganzen Universum — seine Ursache in Unbescheidenheit hat. Wieso? Durch Unbescheidenheit wurde ein bestimmter Engel zum Satan und zum Teufel. Er erkannte nicht die Grenzen, die er als Geschöpf hatte. Mit der Stellung, die Jehova ihm zugeteilt hatte, unzufrieden, wünschte er, Gott gleich zu sein. Später zeigte sich diese stolze Haltung, als er Jesus alle Königreiche der Welt für nur e i n e n Akt der Anbetung anbot. Aber Jesus erinnerte den Versucher daran, daß es nur Jehova Gott zusteht, angebetet zu werden. Satans Mangel an Bescheidenheit, der durch vermessenes Handeln zum Ausdruck kam und sich immer noch dadurch äußert, hat für ihn Unehre mit sich gebracht und wird schließlich seine Vernichtung bedeuten (Matthäus 4:8-10; Hebräer 2:14).
9. In welcher Hinsicht bekundete Eva Unbescheidenheit?
9 Unbescheidenheit gereichte auch Eva, der „Mutter aller Lebenden“, zum Verderben (1. Mose 3:20). Der Gedanke, wie Gott zu sein, selbst Gutes und Böses zu erkennen, sagte ihr zu. Warum? Weil es ihr an Bescheidenheit mangelte. Wäre sie bescheiden gewesen, so hätte sie dem Versucher entgegnen können: „Warum sollte ich den Wunsch haben, wie Gott zu sein? Ich bin mit der Vorkehrung Gottes, die Gehilfin des vollkommenen Adam zu sein, völlig zufrieden. Außerdem sollte ich lieber Adam darüber befragen, denn er hat mich über das Gebot unterrichtet, nicht von dieser Frucht zu essen.“ Aber nein. Eva blieb gegenüber ihrem Schöpfer und gegenüber ihrem Ehemann nicht bescheiden. Und dieser Mangel an Bescheidenheit kostete sie das Leben und veranlaßte schließlich ihren Mann, einen selbstmörderischen Lauf einzuschlagen. Ist also Bescheidenheit wichtig? Ja, sie ist ungeheuer wichtig (1. Mose 3:1-19).
10. Warum fällt es uns allen schwer, wirklich bescheiden zu sein?
10 Wir alle haben offenbar von unseren Ureltern eine gewisse Neigung zur Unbescheidenheit ererbt. Gott sagte nach der Flut, daß „die Neigung des Menschenherzens böse ist von seiner Jugend an“ (1. Mose 8:21). Daher konnte König David, als er eine schwere Sünde begangen hatte, Gott mit den Worten anflehen: „Siehe! In Vergehen wurde ich unter Geburtsschmerzen hervorgebracht, und in Sünde empfing mich meine Mutter“ (Psalm 51:5). Und deshalb konnte Jehova Gott durch seinen Propheten Jeremia sagen: „Das Herz ist verräterischer als sonst irgend etwas und ist heillos. Wer kann es kennen?“ (Jeremia 17:9).
11. Welche Verhältnisse in der Welt können einem Mangel an Bescheidenheit zugeschrieben werden?
11 Sehr viele Schwierigkeiten in der Welt sind auf einen Mangel an Bescheidenheit zurückzuführen. Das trifft auf alle Rassen, Nationalitäten und Stämme zu, ja sogar auf die Beziehungen zwischen Familienangehörigen. Weder der östliche noch der westliche Nationenblock ist willens, seine eigenen Grenzen zu erkennen. Jeder möchte an der Spitze stehen. Angehörige der einen Rasse fühlen sich den Angehörigen einer anderen Rasse überlegen. Wie berichtet wird, sind Streitigkeiten zwischen bestimmten afrikanischen Stämmen tatsächlich oft darauf zurückzuführen, daß jeder Stamm seine angebliche Überlegenheit beweisen möchte.
12. (a) Welcher Schaden wird durch einen Mangel an Bescheidenheit auf seiten einiger Ehemänner angerichtet? (b) Wozu führt die Unbescheidenheit vieler Frauen?
12 Was geschieht, wenn es in der Familie an Bescheidenheit mangelt? In vielen Fällen verursachen sowohl der Mann als auch die Frau durch Unbescheidenheit Zwietracht. Zum Leidwesen ihrer Familie neigen viele Männer aufgrund ihrer Überlegenheit in körperlicher und wirtschaftlicher Hinsicht dazu, energisch zu werden oder sich als Chef aufzuspielen. Das ist zweifellos zum Teil ein Grund für die Frauenbewegung, die gegen den männlichen Chauvinismus zu Felde zieht. Wie steht es aber mit den Frauen, insbesondere mit den Ehefrauen? Viele, denen es an Bescheidenheit mangelt, haben Kummer und Sorgen, ja mitunter sogar die Zerrüttung ihrer Familie heraufbeschworen (Galater 6:7, 8). Solche Frauen haben das grundlegende biblische Erfordernis außer acht gelassen, daß sie „ihren Männern untertan [sein sollten] wie dem Herrn“ (Epheser 5:21-23, 33; 1. Korinther 11:3, 7-10). Vielen Frauen in der Welt mangelt es an Bescheidenheit und Zurückhaltung. Sie lassen durch die Art und Weise, wie sie reden, sich kleiden und sich verhalten, ihre körperlichen Reize spielen und sind mitschuldig an der weitverbreiteten Promiskuität, der ehelichen Untreue und den zerrütteten Familien.
13. Was ist die Folge des Mangels an Bescheidenheit unter heutigen Jugendlichen?
13 Unter den heutigen Jugendlichen gibt es zwar vorzügliche Beispiele der Bescheidenheit, doch andere lassen diesbezüglich einen erschütternden Mangel erkennen. Da viele Jugendliche diese Eigenschaft nicht aufweisen, sind sie mit Personen, denen sie Respekt schulden, ungeduldig oder kritisieren die Fehler, die von Angehörigen der älteren Generation gemacht werden. Doch offenbaren Jugendliche Weisheit, wenn sie Drogen nehmen, sich betrinken, sich im Straßenverkehr rücksichtslos verhalten oder einen unmoralischen Lebenswandel führen? Wären solche Jugendlichen bescheiden, so würden sie auf Leute hören, die älter sind als sie, und aus dem guten Rat Nutzen ziehen, den ihnen Menschen mit Lebenserfahrung geben können.
Christliche Bescheidenheit — wirklich weise
14. Warum ist Bescheidenheit in unserem Verhältnis zu Jehova Gott sehr passend?
14 Wer christliche Bescheidenheit bekundet, handelt wirklich weise. Er gelangt vor allem in ein gutes Verhältnis zu Jehova. Ja, Gott fordert von uns, bescheiden mit ihm zu wandeln (Micha 6:8). Außerdem ziemt sich Bescheidenheit für uns nur allzusehr, wenn wir bedenken, welch große Kluft zwischen uns und unserem allmächtigen und ewigen Schöpfer besteht. Für ihn sind die Nationen wie der Staubbelag auf den Waagschalen und wie ein Tropfen, der von einem Eimer fällt (Jesaja 40:15). Bescheidenheit wird uns veranlassen, uns davor zu fürchten, Jehova Gott zu mißfallen, und das ist gewiß „der Weisheit Anfang“ (Psalm 111:10).
15. Inwiefern kann Bescheidenheit eine Hilfe für einen christlichen Bruder sein?
15 Bescheidenheit fördert auch ein gutes Verhältnis zu anderen Zeugen Jehovas. Sie wird einen christlichen Bruder davon abhalten, sich in bezug auf Dienstvorrechte vorzudrängen. Bescheidenheit wird ihm helfen, sich sowohl seiner Grenzen bewußt zu sein als auch der Tatsache, daß es ihm im Vergleich zu anderen auf bestimmten Gebieten an Erkenntnis und Erfahrung mangelt. Sie wird ihn mehr darum besorgt sein lassen, seine geistigen Befähigungen zu verbessern, als darum, das Amt eines Dienstamtgehilfen oder eines Ältesten zu bekleiden. Nutzt er fortgesetzt alle Gelegenheiten, an Erkenntnis zuzunehmen und seinen Glaubensbrüdern zu helfen, so mag es für ihn sogar eine Überraschung sein, wenn er eines Tages für eine verantwortliche Stellung in der Versammlung empfohlen wird und die Ernennung eintrifft. So etwas ist schon öfter als einmal geschehen.
16. Warum handelt eine Christin weise, wenn sie Bescheidenheit bekundet?
16 Ebenso weise handeln die Schwestern in der Versammlung, wenn sie Bescheidenheit bekunden. Das trifft nicht nur auf dem Gebiet der Sittlichkeit zu — so wichtig sie auch ist (1. Timotheus 2:9, 10; Titus 2:3-5). Eine weise Christin, die sich ihrer Grenzen und der ihr in der Versammlung zugeteilten Rolle bewußt ist, wird sich bei ihrem Reden von Bescheidenheit leiten lassen. Sie wird nicht allzu redselig sein und sich davon zurückhalten, Kritik an der Art und Weise zu üben, wie die ernannten Ältesten bestimmte Angelegenheiten behandeln. (Vergleiche Judas 8, 9, 16.)
17, 18. (a) Warum sollten Jugendliche ihren Eltern mit Bescheidenheit begegnen? (b) Welches biblische Beispiel wird hier erwähnt, um zu zeigen, daß es weise ist, den Rat älterer Menschen zu befolgen?
17 Auch bei Jugendlichen ist Bescheidenheit ein Zeichen von Weisheit. Jugendliche machen sich bei anderen beliebt, wenn sie bescheiden sind. Gottes Wort gebietet ihnen zu Recht, ihren Vater und ihre Mutter zu ehren und ihnen „in allem“ zu gehorchen (Kolosser 3:20; Epheser 6:1-3). Sich so zu verhalten und nicht zu denken, sie seien weiser als ihre Eltern, erfordert von Jugendlichen Bescheidenheit. Schuldest du als Jugendlicher deinen Eltern nicht Dank? Sie haben dich in die Welt gesetzt. Von da an bis heute haben sie für deine Nahrung, deine Kleidung, dein Obdach, deine Erziehung, deine Entspannung und deine biblische Unterweisung gesorgt. Solltest du ihnen daher nicht schon aus Respekt mit Bescheidenheit begegnen?
18 Bescheiden zu sein, deine Eltern ins Vertrauen zu ziehen und ihren Rat anzunehmen ist der Weg der Weisheit. Aufgrund ihrer Erfahrung haben sie gewiß mehr Weisheit als du. In der Welt geht es drunter und drüber, nicht wegen eines Mangels an Wissen, sondern mangels echter Weisheit. „Sie haben sogar das Wort Jehovas verworfen, und welche Weisheit haben sie?“ (Jeremia 8:9). Selbst in einer so persönlichen Angelegenheit wie der Wahl deines Lebenspartners handelst du weise, wenn du in Bescheidenheit das Urteil deiner Eltern berücksichtigst, denn sie lieben dich, und ihnen liegen deine Interessen am Herzen. Von ihnen erhältst du weit besseren Rat als von deinen Altersgenossen. Ihr Rat mag zwar nicht schmeichelhaft sein, wird sich aber für dich als besser erweisen. Aus der Bibel geht hervor, daß Rehabeam, ein König des Volkes Israel, den größten Teil seines Königreiches wegen seines Mangels an Bescheidenheit verlor. Er verwarf den Rat der älteren Männer, die die Ratgeber seines Vaters gewesen waren, und entschloß sich, den schmeichlerischen Rat seiner Altersgenossen zu befolgen, den Rat der jungen Männer, die mit ihm aufgewachsen waren. Diese waren genauso unerfahren und kurzsichtig wie er (1. Könige 12:1-24).
19. Inwiefern kann uns Bescheidenheit in unserem Predigtwerk gute Dienste leisten?
19 Christliche Bescheidenheit wird uns auch gute Dienste leisten, wenn wir über den Namen und das Königreich Jehovas Zeugnis ablegen, sei es formell oder informell. Wenn wir mit großer Selbstsicherheit reden, mögen wir zwar einige Zuhörer beeindrucken, aber viele andere abstoßen. Wir sollten stets die Aufmerksamkeit auf Jehova Gott und auf sein Wort lenken und nicht auf uns selbst. In diesem Zusammenhang ist der Rat sehr treffend: „Heiligt den Christus als Herrn in eurem Herzen, stets bereit zu einer Verteidigung vor jedermann, der von euch einen Grund für die Hoffnung verlangt, die in euch ist, doch tut es mit Milde und tiefem Respekt“ (1. Petrus 3:15). Bescheidenheit erleichtert es uns, Milde und tiefen Respekt zu bekunden.
20. (a) Was haben wir bis hierher über Bescheidenheit und über den Mangel an Bescheidenheit gelernt? (b) Welche Frage bleibt noch offen?
20 Aus alldem können wir deutlich erkennen, welch großer Schaden der Menschheit durch Mangel an Bescheidenheit erwachsen ist. Wir haben auch gesehen, daß Bescheidenheit zweifellos der Weg der Weisheit ist. Diese Gedanken sollten uns helfen, Bescheidenheit zu pflegen. Doch was kann uns noch eine Hilfe sein, christliche Bescheidenheit zu pflegen?
[Fußnote]
a Deutsches Wörterbuch von Gerhard Wahrig; Trübners Deutsches Wörterbuch.
Kannst du dich erinnern?
□ Warum dürfen Jehovas Zeugen nicht so eingestellt sein wie die Welt, was die Bescheidenheit betrifft?
□ Inwiefern könnte jemand demütig, aber nicht bescheiden sein?
□ Warum fällt es uns allen schwer, wirklich bescheiden zu sein?
□ Warum ist Bescheidenheit in unserem Verhältnis zu Jehova Gott sehr passend?
□ Inwiefern kann uns die Bescheidenheit eine Hilfe im Predigtwerk sein?
[Bild auf Seite 13]
Bescheiden tat Jesus das, was ihm sein himmlischer Vater aufgetragen hatte
[Bild auf Seite 15]
Christliche Bescheidenheit führt zu einem guten Verhältnis zu Gott und zu anderen Zeugen Jehovas