Junge Leute fragen sich:
Was nützt mir die Schule?
„DIE Schule langweilte mich und war mir zu streng“, sagte Walter, „auch raubte sie mir zuviel Zeit.“ Viele Jugendliche mögen ihm recht geben. Walter beschloß, von der High-School (Oberschule) abzugehen. Heute bedauert er diesen Schritt. „Manchmal gebrauchen die Leute Wörter, die ich nicht verstehe“, sagte er, „dann komme ich mir dumm vor. Und wie oft habe ich mich schon um eine Stelle beworben, bin aber immer wieder abgewiesen worden, weil ich kein High-School-Diplom habe.“
Wie Walter, so ergeht es vielen amerikanischen Jugendlichen. Im Jahre 1980 haben in den USA über fünf Millionen junge Leute im Alter von 14 bis 24 Jahren mit der High-School vorzeitig aufgehört. Warum tun das so viele Jugendliche?
Antonia ging vorzeitig von der Schule ab, weil ihr die Schulaufgaben zu schwer waren. „Wie hätte ich die Aufgaben lösen können, wenn ich nicht verstand, was ich las?“ fragte sie. „Ich saß da und wurde immer dümmer, deshalb verließ ich die Schule.“
Manche Schüler verlieren den Mut wegen der Unmoral, die in der Schule herrscht. Außerdem sagen einige, daß die Gewalttätigkeit in der Schule sie zwinge, in einer Atmosphäre der Furcht zu lernen. Wieder andere sind der Meinung, die Klassen seien zu groß. Und die 18jährige Annie, die eine Privatschule besucht, behauptete: „Was die Schüler lernen müssen, erscheint ihnen sinnlos. Es ist lebensfremd, deshalb ist es ihnen gleichgültig.“ Es braucht einen also nicht zu verwundern, daß ein Schüler fragte: „Warum soll ich denn zur Schule gehen? Was nützt sie mir?“
Vielleicht hast du auch schon so gedacht. Wie wirkt es sich jedoch aus, wenn man kein Interesse an der Schule hat? Gibt es stichhaltige Gründe dafür, einen Schulabschluß anzustreben?
Der Wert der Bildung
Als Michael gefragt wurde, warum er seinen Schulabschluß nachgeholt habe, sagte er: „Mir wurde klar, daß ich eine Schulbildung mit einem Abschluß brauchte.“ Was gehört eigentlich zur Bildung? Lediglich, daß man gut rechnen, lesen und schreiben kann oder daß man eine große Menge Fakten im Kopf hat? Das ergäbe ebensowenig eine Bildung, wie ein Messer, eine Gabel und ein Löffel eine Mahlzeit ergeben würden.
Durch die Bildung soll der junge Mensch auf das Leben vorbereitet werden. Nach Allen Austill, seit 18 Jahren Mitglied einer Schulverwaltung, soll „die Bildung darin bestehen, den jungen Menschen zum Denken zu erziehen, ihn zu lehren, wie man Probleme löst, was rational und irrational ist, was logisches Denken ist, was Fakten sind und wie Oberbegriffe und Unterbegriffe richtig eingeordnet werden, ihn zu lehren, das alles richtig beurteilen und unterscheiden zu können, und ihm beizubringen, wie man lernt“.
Und welche Rolle spielt die Schule dabei? Vor vielen Jahrhunderten verfaßte König Salomo die Sprüche, „um den Unerfahrenen Klugheit zu geben, einem Jüngling Erkenntnis und Denkvermögen“ (Sprüche 1:1-4). Ja, junge Menschen sind unerfahren. Die Schule kann ihnen jedoch helfen, das Denkvermögen oder die Denkfähigkeit zu entwickeln und zu fördern. Damit ist die Fähigkeit gemeint, Tatsachen nicht nur aufzählen zu können, sondern sie auch zu analysieren und zur Entwicklung produktiver Ideen zu benutzen. Die Lehrmethoden der Schule werden zwar von vielen kritisiert, doch das Nützliche daran ist, daß du gezwungen wirst, dein Denkvermögen zu gebrauchen. Vielleicht glaubst du, die Lösung geometrischer Probleme oder das Auswendiglernen einer Reihe geschichtlicher Daten habe nichts mit dem praktischen Leben zu tun. Barbara Mayer schreibt in dem Buch The High School Survival Guide: „Nicht jeder kann sich an alles erinnern, was die Lehrer bei den Examen jeweils wissen wollten, aber Fertigkeiten wie richtiges Lernen oder Planen verlernt man nie.“
Drei Universitätsprofessoren, die die Langzeitwirkung der Bildung studiert haben, sind ebenfalls zu dem Schluß gekommen, daß „gebildete Personen über umfassendere und gründlichere Kenntnisse verfügen als andere, ohne nur Buchwissen zu besitzen, sondern auch ein in der Praxis erworbenes Wissen; ferner forschen solche Personen eher nach und wissen, wie man an Informationsquellen herankommt. ... Diese Unterschiede sind noch vorhanden, wenn sie älter werden und die Schulbank schon lange nicht mehr drücken“ (The Enduring Effects of Education).
Man muß sich indessen sein Leben lang weiterbilden. Als alter Mann begann der Philosoph Lacydes, Geometrie zu studieren. Als man ihn fragte, warum er das tue, sagte er: „Wenn ich jetzt nicht lerne, wann soll ich es dann tun?“ Denkst du nun, daß dir das Lernen später leichter fällt, wenn du 25 oder 30 oder gar 35 Jahre alt bist? Tatsächlich eignet sich die Jugendzeit am besten, sich Wissen zu erwerben. Und was sagen viele Jugendliche, warum sie lernen?
Schule und Beruf
Für Yvonne war die Sache klar: „Der Schulbesuch ist ein Mittel zum Zweck“, sagte sie. „Und der Zweck ist, später den Lebensunterhalt verdienen zu können.“ Teilst du ihre Meinung? Viele Jugendliche denken so, und einige haben sogar erklärt, es wäre ihnen recht gewesen, wenn es ein Schulfach „Wie man einen Arbeitsplatz findet“ gegeben hätte. Aber man muß in der Schule bleiben und sich in jedem Fach anstrengen, will man aus dem Unterricht Nutzen ziehen.
Der weise König Salomo sagte über jemand, der in seiner Arbeit geschickt ist: „Vor Könige wird er sich stellen; er wird sich nicht vor gewöhnliche Menschen stellen“ (Sprüche 22:29). Das ist auch heute noch so. „Wenn man in seiner Arbeit nicht geschickt ist, mag man im Leben vieles versäumen“, sagte Ernest Green vom US-Arbeitsministerium.
Natürlich haben junge Leute ohne richtigen Schulabschluß wenig Aussicht, Arbeit zu bekommen. Die Arbeitslosenrate bei den 16- bis 24jährigen, die die High-School vorzeitig verlassen haben, „ist fast doppelt so hoch wie bei denen, die ein Diplom haben, und fast dreimal so hoch wie die allgemeine Arbeitslosenrate“. „Wer keinen richtigen Schulabschluß hat, verbaut sich die Zukunft selbst“, sagte F. Philip Rice in seinem Buch The Adolescent. Und warum ist das so? Weil jemand, der keinen richtigen Schulabschluß hat, sehr wahrscheinlich nicht einmal die Grundfertigkeiten beherrscht, die für die Ausübung eines einfachen Berufs unerläßlich sind.
Paul Copperman schreibt zum Beispiel in dem Buch The Literacy Hoax: „Eine vor kurzem durchgeführte Studie hat ergeben, daß man, um Koch zu werden, so gut lesen muß wie ein Schüler der siebenten Klasse; um Mechaniker zu werden, wie ein Schüler der achten Klasse, und um einen kaufmännischen Beruf zu erlernen, wie ein Schüler der neunten oder zehnten Klasse.“ Er fährt fort: „Selbstverständlich muß jemand, der Lehrer, Krankenschwester, Buchhalter oder Ingenieur werden möchte, noch besser lesen können.“
Schüler, die sich in den wichtigsten Fächern Mühe geben, wie zum Beispiel im Lesen, haben natürlich bessere Berufschancen. Aber welchen weiteren Nutzen für sein Leben kann man aus dem Schulbesuch ziehen?
Der Nutzen
Der Nutzen fürs Leben besteht darin, daß man seine Stärken und Schwächen erkennt. Michelle, die vor kurzem Arbeit auf dem Gebiet der EDV gefunden hat, sagte, ihre High-School-Ausbildung — obschon sie hart gewesen sei — sei ihr von großem Nutzen gewesen. Sie erklärte: „In der Schule lernte ich, unter Druck zu arbeiten, Prüfungen zu bewältigen und mich auszudrücken.“
„Die Schule lehrte mich, Fehlschläge im richtigen Licht zu sehen“, sagte ein anderes junges Mädchen. Sie hatte die Tendenz, nicht sich, sondern andere für Rückschläge verantwortlich zu machen. Andere junge Leute hielten die strenge Schulroutine für nützlich. Allerdings kritisieren viele die Schule gerade deshalb und behaupten, sie behindere die geistige Entwicklung des jungen Menschen. Salomo dagegen ermunterte Jugendliche, „Weisheit zu lernen und Zucht“ (Sprüche 1:2, Einheitsübersetzung). In Schulen, in denen Zucht herrscht, sind viele junge Menschen zu disziplinierten, aber auch kreativen Persönlichkeiten herangebildet worden.
Somit solltest du deine Schuljahre trotz der Probleme, die mit der Schule verbunden sein mögen, gut nützen. Bereite dich jetzt auf das Leben vor. Sei ein fleißiger Schüler, und strebe einen Schulabschluß an. Denke nie verächtlich über das Lernen.
[Herausgestellter Text auf Seite 21]
Die Jugendzeit eignet sich am besten, sich Wissen zu erwerben.
[Bilder auf Seite 22]
Die Disziplin, die du in der Schule lernst, ist dir für dein ganzes Leben nützlich
[Bild auf Seite 23]
Die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, sind für Jugendliche, die die durch die Schule vermittelten Grundfertigkeiten nicht beherrschen, gering