Schule dein Wahrnehmungsvermögen!
1. Womit wurde der Beruf des christlichen Predigers in der Prophezeiung verglichen, und wie machte Jesus deren Sinn klar?
JENE, die heute den Beruf eines wahren christlichen Predigers ausüben, wurden in der Prophezeiung mit Fischern und Jägern verglichen. Eine Zeit voraussagend, in der Gott ein Werk der Versöhnung durchführen würde, schrieb Jeremia: „Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht Jehova, daß sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, daß sie sie jagen von jedem Berge und von jedem Hügel und aus den Felsenklüften.“ (Jer. 16:16) Der Sinn dieser Prophezeiung wurde klar, als Jesus seinen Jüngern sagte: „Folgt mir, und ich will euch zu Menschenfischern machen!“ — Matth. 4:19, NW.
2. Weshalb ist die Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens für den Predigtdienst so wichtig, und wie wird dies veranschaulicht?
2 Wenn wir uns als kundige Jäger und Menschenfischer erweisen sollen, müssen wir Christus Jesus nachfolgen und ihn nachahmen. Vor allem müssen wir uns — wie Jesus es tat — eine genaue Erkenntnis des Wortes Gottes aneignen, müssen dessen vollen Sinn erfassen, damit wir fähig sind, den Ausgang unserer Handlungsweise klar zu erkennen. Dies bedeutet, daß wir uns ernstlich der Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens zu dessen Gebrauch im Predigtdienste widmen müssen. Da wir aus der Welt herauskommen, sind wir in dieser Kunst Neulinge. Irgend jemand kann ein Gewehr in den Wald mitnehmen, doch macht ihn das noch nicht zu einem Jäger. Der geschickte Jäger ist auf sein Ziel bedacht, er hält Augen und Ohren offen und merkt sich jedes Anzeichen eines Wildes. Er weiß, daß er sonst vielleicht hungern müßte oder, was noch schlimmer wäre, in eine Löwengrube fallen oder auf eine giftige Natter treten könnte. Der erfolgreiche Jäger lernt jedes Anzeichen des Wildes erkennen; er lernt es, die Zeichen in ihrer Umgebung zu deuten, und lernt, die Anzeichen so zu deuten, daß sie ihn zum Wilde hinführen. Ähnlich wie die Geschicklichkeit eines Jägers durch tatsächliche Erfahrungen vervollkommnet wird — so wie Jesus den Gehorsam durch Leiden lernte —, bedeutet auch das Schulen unseres Unterscheidungsvermögens im christlichen Predigtdienst nicht nur das rein theoretische Erfassen gewisser Gedanken. (Heb. 5:8) Wir müssen die auserlesene Weisheit, die wir aus der Höhe empfangen, im Felddienste anwenden, wenn sie für uns von praktischem Werte sein und uns zum vollen Erfolg führen soll. Nur auf diese Weise kann sie uns selbst und auch denen, die wir heraussuchen, zur Rettung gereichen. — 1. Tim. 4:16.
3. Warum sind Zucht und eine genaue Zeiteinteilung zum Schulen unseres Wahrnehmungsvermögens von Wichtigkeit?
3 Eine solche Handlungsweise erfordert beträchtliche Anstrengungen. „Allerdings scheint keine Zucht für die Gegenwart erfreulich zu sein, sondern betrüblich, nachher aber bringt sie für jene, die durch sie geschult worden sind, eine friedsame Frucht hervor, nämlich Gerechtigkeit.“ (Heb. 12:11, NW) Gerechtigkeit verlangt, daß wir einem rechten Laufe folgen, und wenn wir das unablässig tun wollen, müssen wir unser Wahrnehmungsvermögen durch die richtige Disziplinierung schulen. Dies bedeutet, daß wir unsere Zeit genau einteilen, um zu vermeiden, daß wir lässige Gewohnheiten entwickeln oder in den Strom der Gleichgültigkeit hineintreiben. Wer nach den verborgenen Schätzen des Wortes Gottes suchen und die Erkenntnis im Felde auf die wirkungsvollste Weise gebrauchen möchte, benötigt einen wachsam beobachtenden Sinn. Was meint ihr, welchen Erfolg der Jäger erzielen würde, wenn er, sein Gewehr an einen Baum gelehnt, im Schatten träumen wollte?
4. Auf welche zwei Arten kann unser Unterscheidungsvermögen besonders geschult werden?
4 Ein Spruch sagt: „Ein Weiser wird hören und mehr Belehrung in sich aufnehmen, und ein Verständiger ist der, der sich Geschicklichkeit im Lenken aneignet.“ (Spr. 1:5, NW) Da eine der ersten Anforderungen darin besteht, eine genaue Erkenntnis in sich aufzunehmen und deren Sinn zu erfassen, um unser Unterscheidungsvermögen zu schulen, müssen wir uns dieser Kunst ernstlich widmen. Betrachten wir einmal zwei Arten, wie dies geschehen kann: durch Studium und durch Beobachtung. Der erfahrene Jäger erkennt, daß er für seinen Beruf in erster Linie wissen muß, wonach er auszublicken hat. Daher hat er gelernt, die verschiedenen Spuren der Tiere zu erkennen und voneinander zu unterscheiden. Er lernt die Weidegewohnheiten des Wildes von verschiedener Art kennen, die Bedeutung all der verschiedenen Laute, die er hört, und lernt unterscheiden, ob sie seine unverzügliche Aufmerksamkeit verlangen, damit er seine Jagdbeute findet. So gewappnet, ist er imstande, seiner Beute nachzugehen und sich an sie heranzupirschen. Nur ein Neuling, ein Anfänger, wandert ziellos umher, bis das Wild direkt vor ihm fortspringt.
5. Weshalb können wir uns nicht damit zufriedengeben, das, was wir in der Bibel studieren, nur oberflächlich zu betrachten?
5 Nach dem gleichen Muster müssen wir unser Studium der Bibel betreiben. Da wir selbst eine genaue Erkenntnis benötigen, wenn wir bei unserem Auftrag, als Menschenfischer und Jäger zu amten, erfolgreich sein sollen, müssen wir auf der Suche nach den verborgenen Wahrheiten des Wortes Gottes vor allem die gleichen Methoden des Fischens und Jagens anwenden. Deshalb müssen wir es lernen, für das, was wir studieren, ein tiefes Interesse zu entwickeln, um zu erkennen, wie es mit unserem Predigtauftrag zusammenhängt. Wir werden uns nicht bloß mit einer oberflächlichen Betrachtung der Dinge begnügen, sondern werden aufpassen, um den Stoff, den wir betrachten, in seinem vielseitigen Sinn zu erfassen.
6. Was kann außer dem bloßen Anzeichnen der Antworten, die auf die gedruckten Fragen zu geben sind, noch getan werden, wenn wir uns auf das Wachtturm-Studium vorbereiten, und weshalb ist es so wichtig, daß wir mehr tun als nur diese Antworten suchen?
6 Begnügst du dich damit, die Antworten auf die am Fuße der Seiten erscheinenden Fragen zu suchen und anzuzeichnen, oder tust du noch etwas mehr, wenn du dich auf das Versammlungsstudium des Wachtturms vorbereitest? Denke an das Beispiel des Jägers, der seiner Beute nachgeht und sich an sie heranpirscht. Wer nur gerade einen Abschnitt mit seiner Frage und Antwort für sich betrachtet, ist wie ein Jäger, der auf einmal nur e i n e Spur sieht, ohne zu erkennen, was sie in Verbindung mit der Fährte, die sein Wild hinterlassen hat, zu bedeuten hat. Ein solcher Jäger kann die Spur bald vollständig verlieren und deshalb ohne Jagdbeute ins Lager zurückkehren. Wiewohl wir zweifellos einen Nutzen haben, wenn wir einige Antworten auf einige Fragen in unserem Studium kennenlernen, dürfen wir doch den Rat des Apostels Paulus, eines weisen Jägers, nicht vergessen, der sagte: „Deshalb ist es für uns notwendig, daß wir den Dingen, von denen wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir nie weggetrieben werden.“ (Heb. 2:1, NW) Wieviel segensreicher und dauerhafter sind doch die Ergebnisse unseres Studiums, wenn wir den Sinn eines Artikels im gesamten erfassen, jeden wesentlichen Punkt im Laufe des Studiums erkennen und anwenden und dabei die Beziehung aller angeführten, aber nicht ausgeschriebenen Bibeltexte zum behandelten Thema feststellen, im Geiste die Hauptargumente und Schriftbeweise verfolgen, die in einer deutlichen Fährte zu den wichtigen Folgerungen hinführen, auf die jeder im Wachtturm erscheinende Studienartikel abzielt.
7. Welches vertiefte Wahrnehmungsvermögen über neugelernte und schwierige Punkte erwächst uns aus Gesprächen mit unseren Brüdern?
7 Ein persönliches Studium wird vertieft, wenn wir darauf bedacht sind, neugelernte oder schwierige Punkte mit unseren Brüdern zu besprechen. Wir können dadurch nicht nur diese Punkte besser verstehen, sondern es ist auch sicherer, daß sie in unserem Vorratshaus der Erkenntnis zu brauchbaren Mitteln werden, die wir als Grundblöcke verwenden, auf denen weitere, neue, fortgeschrittene Wahrheiten aufgebaut werden können. Dieses beständige „Umsetzen“ erworbener Aufschlüsse wird uns vor einer Flaute bewahren, und wichtige Grundsätze, die wir vor vielen Jahren kennenlernten, werden uns, wenn wir sie brauchen, um Entscheidungen zu treffen, frisch im Gedächtnis sein. Wenn wir uns vor und nach Zusammenkünften, auf dem Hinweg ins Gebiet oder auf dem Rückweg sowie bei der Vorbereitung auf die schriftlichen Wiederholungen der theokratischen Predigtdienstschule mit den Brüdern unterhalten, wird unsere eigene Fernsicht das Interesse anderer anregen, und wir werden sowohl für uns selbst wie für die Brüder Gutes bewirken. „Pläne mißlingen, wo es kein vertrauliches Gespräch gibt, doch durch die Menge der Ratgeber kommen sie zustande.“ — Spr. 15:22, NW.
NOTWENDIGKEIT DES GRUPPENSTUDIUMS
8. Warum sind Gruppenstudien für ein vollständiges und genaues Unterscheidungsvermögen in bezug auf Gottes Wort so unerläßlich?
8 Wie hilfreich aber auch ein persönliches Studium und private Gespräche mit anderen sein mögen, müssen wir doch die Gruppenzusammenkünfte in unserer nächsten Umgebung besuchen, wenn wir unser Wahrnehmungsvermögen beim Studium vollends entwickeln wollen. Gleichwie wir durch Gottes Mitteilungskanal Belehrung über sein Wort erwarten, sollten wir auch nach einer organisierten Besprechung dieser Belehrung Ausschau halten, um sie völlig zu verstehen. Wenn wir gruppenweise mit anderen reifen Brüdern studieren, bewahren wir uns davor, auf Grund einer privaten Auslegung irgendeiner Einzelheit eines gegebenen Rates unweise Folgerungen zu ziehen. Wir können die Antworten unserer Brüder mit den eigenen Antworten, auf die wir uns vorbereitet haben, vergleichen. Benutzt du wachsam diese Gelegenheit und Vorkehrung? Prüfst du deine Erkenntnis und dein Verständnis anhand dessen, was besprochen wird? Du magst in voller Übereinstimmung sein mit dem, was gesagt wird. Dennoch wirst du neue Wege kennenlernen, wie derselbe Gedanke zum Ausdruck gebracht werden kann, und wirst dir bestimmt bei jeder Zusammenkunft neue Gedanken zu eigen machen. Hörst du aber, wie ein Punkt näher erklärt wird, den du nicht völlig verstehst oder den du anders verstanden hast, dann wirst du ihn dir auf jeden Fall merken, um dich später darüber zu unterrichten, damit du auf der Jagd nach der Wahrheit nicht durch verschwommene oder falsche Folgerungen abgelenkt werdest. Ein weiser, erfahrener Jäger wird sich nie von der Fährte ablenken lassen, wenn er ihrer noch nicht ganz sicher ist. Er wird seinen Lauf verlangsamen und auskundschaften, ob die eingeschlagene Richtung die rechte ist, und wird dann auf der Suche nach seiner Beute allen Ernstes wieder vorwärtsgehen.
9. (a) Welche geistige Einstellung wird uns bei öffentlichen Vorträgen, in Dienstversammlungen und in der theokratischen Predigtdienstschule am meisten nützen? (b) Warum sollten wir jede Gelegenheit, unser Unterscheidungsvermögen zu betätigen, willkommen heißen?
9 Gleicherweise sollten wir wachsam und munter sein, wenn wir den belehrenden Ansprachen lauschen, die bei öffentlichen Vorträgen, in Dienstversammlungen und in der theokratischen Predigtdienstschule, die im Königreichssaal durchgeführt wird, gehalten werden. Bisweilen mögen wir geneigt sein, nur dazusitzen und die Ansprachen einfach nur so über uns ergehen zu lassen, wobei wir nur die Punkte erfassen, die bei uns gerade einschlagen. In diesem Fall handeln wir wie ein Jäger, der, obwohl optimistisch, doch passiv einfach darauf wartet, daß ihm die Beute in den Schoß falle. Ein wirklicher Erforscher des Wortes Gottes wird es lernen, so zuzuhören, wie Jesu Jünger zuhörten, indem er gespannt ist, um mehr als nur die Hauptpunkte zu erfassen. (Mark. 4:10) Wenn wir beim Anhören einer Ansprache wirklich wach sind, werden wir nicht nur die gesprochenen Worte hören, sondern uns dabei Gedanken machen, werden es lernen, dem Redeplan des Redners zu folgen, die Gedanken des Redners richtig zu bewerten, die neuen Punkte mit den schon behandelten zu verbinden, Beweise, die zur Stütze der Argumente vorgebracht werden, abzuwägen und die Vollständigkeit der angeführten Beweise oder der Antworten, die auf entstandene Fragen gegeben werden, in Betracht zu ziehen. Um später unser Wahrnehmungsvermögen zu prüfen und unserer weiteren Verantwortung, guten Gebrauch von dem Gelernten zu machen, nachzukommen, können wir versuchen, eine Ansprache jemandem, der nicht anwesend sein konnte, kurz zusammengefaßt wiederzugeben. Erwähne dabei die behandelten Punkte, die Beweise und die zur Beweisführung benutzten Bibeltexte. Eine solch überlegte, sorgfältige Aufmerksamkeit gegenüber dem, was gesagt wird, erfordert Übung und ein scharfes Unterscheidungsvermögen; doch mancher Anfänger ist schon ein geschickter Jäger geworden, nachdem er sich der Jagdkunst fleißig gewidmet hatte. Welche andere Haltung sollten wir übrigens einnehmen, wenn Gottes Wort in unserer Gegenwart erklärt wird? Schon allein die Wertschätzung für die dargelegten Wahrheiten und der einfache Wunsch zu lernen sollten genügen, uns zu veranlassen, dem Dargebotenen „mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit“ zu schenken, doch wenn wir erkennen, wie wichtig die Schulung unseres Wahrnehmungsvermögens für den geistigen Fortschritt und die Reife ist, werden wir jede Gelegenheit willkommen heißen, bei der wir unser Unterscheidungsvermögen betätigen können.
10. Welche Beobachtung empfiehlt Paulus zum Aufbau des Glaubens, und was erfordert dies?
10 Eine andere wichtige Methode, uns Erkenntnis und Aufschluß zu erwerben, ist jene der Beobachtung. Der Apostel Paulus ermahnt uns wie folgt: „Gedenkt derer, die euch leiten [das heißt innerhalb der Organisation Gottes], die das Wort Gottes zu euch geredet haben; und den Ausgang ihres Wandels betrachtend, ahmt ihren Glauben nach.“ (Heb. 13:7, NW) Beachte, daß der Apostel uns hier nicht sagt, wir sollten einfach die Taten jener Menschen „kopieren“. Er sagt, wir sollten uns den gleichen Glauben aneignen, der sie zu ihren vorbildlichen Taten antrieb. Das erfordert Unterscheidungsvermögen, ein scharfes Wahrnehmungsvermögen. Der praktische Rat, den Paulus hier gab, bedeutet, daß wir darauf achten müssen, wie Jehova uns durch seine Organisation führt, das heißt durch Personen, die als Aufseher in der Versammlung Gottes Organisation vertreten. Mit besonderem Nutzen können wir die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ beobachten, die er über alle seine Königreichsinteressen gesetzt hat. „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut, und durch Unterscheidungsvermögen wird es sich als fest gegründet erweisen. Und durch Erkenntnis werden die inneren Räume mit allen kostbaren und angenehmen, wertvollen Dingen erfüllt. Ein Weiser ist an Kraft ein tauglicher Mann, und ein Mann mit Erkenntnis befestigt seine Macht. Denn durch geschickte Führung (Lenkung) wirst du deinen Krieg führen, und bei der Menge der Ratgeber ist Rettung.“ — Spr. 24:3-6, NW.
11. Welche Gefahren und welche schlechten Ergebnisse vermeiden wir, wenn wir persönlich dem Wege folgen, den zu gehen Gott seiner Organisation gewiesen hat?
11 Jehova lenkt den Lauf seiner Organisation durch seinen heiligen Geist, seine wirksame Kraft. Achtzig Jahre haben wir in der Neuzeit die Zuverlässigkeit dieses Laufes beobachten können. Können wir nicht schließen, daß die gleichen Segnungen, mit denen Jehova die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ überschüttet hat, auch Einzelpersonen zuteil werden, die diesem Beispiel folgen und ihren Lauf demjenigen anpassen, den seine Organisation einschlägt? Weshalb sollten wir denn darauf bestehen, selbst einen Weg zu wählen, indem wir eigene Maßstäbe aufstellen oder unser eigenes Urteil über das des erprobten, treuen „Sklaven“ zu setzen suchen? Das wäre so ergebnislos wie der Lauf eines Jägers, der sich auf falscher Fährte befindet. Wie sehr sich jemand auch einreden mag, er befinde sich auf der rechten Spur, findet er in Wirklichkeit seine Beute doch nicht am Ende einer solchen. Warum sollten wir uns durch falsche Hoffnungen oder persönliche Ideen selbst betrügen? Ungeachtet, wie überzeugt wir sein mögen oder welch harte Anstrengungen wir auch machen, ist der Preis des Lebens doch nicht dadurch zu finden, daß wir „künstlich ersonnenen Fabeln“ folgen. (2. Pet. 1:16, NW) „Der Weg des Narren ist richtig in seinen Augen, aber der Weise hört auf Rat.“ — Spr. 12:15, NW.
12. Welche Schlinge müssen wir aber diesbezüglich erkennen, und welche Ermahnung zur Vorsicht ist in den Worten des Apostels Paulus enthalten?
12 Indes dürfen wir uns nicht in der Schlinge der blinden Nachfolge einer menschlichen Organisation verfangen. Beachte die Ermahnung des Apostels Paulus, „den Ausgang ihres Wandels“ zu betrachten. (Heb. 13:7, NW) Die Ergebnisse ihrer Tätigkeit, ob sie gut oder schlecht seien, müssen also genau beobachtet werden. Das ist in völliger Übereinstimmung mit den weiteren Worten des Paulus: „So laßt uns denn, so viele von uns reif sind, diese geistige Einstellung haben … laßt uns in dem Maße, in dem wir Fortschritte erzielt haben, gemäß demselben geregelten Wandel vorwärtsgehen. Werdet miteinander meine Nachahmer, Brüder, und haltet euer Auge auf die gerichtet, die auf eine Weise wandeln, welche mit dem Beispiel übereinstimmt, das ihr an uns habt.“ — Phil. 3:15-17, NW.
13. (a) Weshalb ist ein richtiges Unterscheidungsvermögen unerläßlich, wenn wir denen folgen, die die Führung innehaben? (b) Welchen tieferen Sinn hat die „Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht“, und wie müssen wir eine Sache einschätzen lernen?
13 Bisweilen schlägt ein Aufseher oder jemand, der in Gottes Organisation prominent ist, einen falschen Weg ein, und die schlechten Ergebnisse werden erst nach einer gewissen Zeit offenbar. Deshalb ist das Unterscheidungsvermögen so wichtig, um dem Beispiel derer zu folgen, die die Führung innehaben. Würden wir Menschen nachahmen, so würden wir leicht irregeführt werden können, aber wenn wir dem Rat des Apostels Paulus folgen und den Glauben dieser Menschen nachzuahmen suchen, dann werden wir von Gottes Wort und seinem Geist geleitet und geführt werden. Durch die Betätigung unseres Wahrnehmungsvermögens werden wir dazu geschult, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Einen solchen Unterschied zwischen Recht und Unrecht zu machen bedeutet nicht nur, Gegensätze oder Kontraste zu erkennen und festzustellen. Ein Unrecht muß als das, was es ist, nämlich als eine Verletzung des Gesetzes Gottes, erkannt und gehaßt werden. (Amos 5:15; 1. Joh. 3:4) Wenn wir das tun, werden wir es nicht stillschweigend geschehen lassen, weil jemand es tut, den wir lieben oder achten mögen. (5. Mose 13:6-9) Adam beging diesen Fehler in der Beurteilung der Sachlage. Er kannte den Unterschied zwischen Recht und Unrecht und wußte, daß Eva einen falschen Weg eingeschlagen hatte, doch empfand er dem Unrecht gegenüber nicht Haß genug, um der Liebe, die er nach seinem Empfinden zu Eva hegte, die richtigen Schranken zu setzen. Hätte er Eva wahrhaft geliebt, so wäre er um ihr Wohl besorgt gewesen und hätte einen Lauf eingeschlagen, der mit seiner Erkenntnis, daß Jehova unrechte Taten nicht segnen kann und nicht segnen wird, übereingestimmt hätte. Die Verletzung eines Grundsatzes ist ein Unrecht, ungeachtet, wer der schuldige Teil ist. Wenn wir ein richtiges Unterscheidungsvermögen entwickeln möchten, müssen wir es lernen, eine Sache im Licht des Wortes Gottes und durch dasselbe, also nicht nach den Personen, die darin verwickelt sein mögen, richtig einzuschätzen. — Spr. 3:5, 6; 10:23.
DEN SINN EINES RATSCHLAGES ERFASSEN
14. Welches ist ein weiterer Faktor, durch Beobachtung zu lernen, und was ist sonst noch zu beachten, um möglichst viel dadurch zu gewinnen?
14 Ein weiterer Faktor zu einer hilfreichen Beobachtung ist das Erfassen des Sinns eines Ratschlages, wenn er erteilt wird. Durch eine richtig angewandte Zurechtweisung wird jemand geschult, ob sie nun einer Einzelperson oder der Gesamtheit erteilt werde. „Wer einen Menschen zurechtweist, wird hernach mehr Gunst finden, als wer mit der Zunge schmeichelt.“ (Spr. 28:23, Fußnote) Da wir erkennen, daß Ratschläge uns zum Guten gereichen, lieben wir sie, so wie wir unseren himmlischen Vater lieben, weil er uns solche im Interesse unserer Errettung liebreich zukommen läßt. Um aber den Sinn eines Ratschlages zu erfassen, ist gebetsvolle Überlegung notwendig. So wie wir nicht erwarten können, Erkenntnis in uns aufzunehmen und sie zu behalten, ohne daß wir sie völlig „verdauen“, so können wir auch den vollen Sinn einer Zurechtweisung und Schulung nicht erfassen und diese weise anwenden, wenn wir nicht aufrichtig darüber nachsinnen und die Tatsachen im Licht der angeführten Schrifttexte betrachten, so wie der geschickte Jäger immer weitere Anzeichen der Gegenwart des Wildes sucht, damit sie ihn mit Sicherheit auf die rechte Fährte bringen.
15, 16. Wie sollte stets unsere Einstellung zu einem erteilten Rat sein, ob er uns nun direkt angehe oder nicht?
15 Was für ein Ratschlag auch immer gegeben wird oder an wen er gerichtet sein mag, können wir doch — wenn wir wachsam sind — fast immer irgendwie finden, daß er auch uns selbst gilt. „Weise jene, die sündigen, im Beisein aller zurecht, damit auch die übrigen Furcht bekommen“, sagte Paulus. (1. Tim. 5:20, NW) Jesus gab denen, die seiner Bergpredigt lauschten, keinen Grund, sich selbst zu rechtfertigen, als er sie wie folgt warnte: „Ihr habt gehört, daß zu denen der alten Zeiten gesagt wurde: ‚Du sollst nicht morden; wer immer einen Mord begeht, wird dem Gerichtshof Rechenschaft geben müssen.‘ Indes sage ich euch, daß jeder, der in seinem Zorn über seinen Bruder verharrt, dem Gerichtshof Rechenschaft wird geben müssen.“ Hätte irgendeiner seiner Zuhörer sagen können, daß er noch nie Bitterkeit gegen einen seiner Brüder gehegt hätte? Jesus warnte seine Zuhörer ferner wie folgt: „Ihr hörtet, daß gesagt wurde: ‚Du sollst nicht Ehebruch begehen.‘ Aber ich sage euch, daß jeder, der andauernd ein Weib anblickt, so daß er in Leidenschaft zu ihr entbrennt, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat.“ (Matth. 5:21, 22, 27, 28, NW) Wer konnte sich beim Klang der Stimme Jesu ganz ohne Gewissensbisse fühlen? In diesen Tagen der fortgeschrittenen Bosheit müssen auch wir wachsam sein, um den Sinn aller Ratschläge, die wir aus Gottes Wort durch seine Organisation erhalten, zu erfassen.
16 Wie berührt es uns, wenn man zum Beispiel der Versammlung ein Schreiben vorliest, in welchem ihr von einem Gemeinschaftsentzug Kenntnis gegeben wird? Empfinden wir nicht Kummer darüber, daß ein Bruder oder eine Schwester es an Unterscheidungsvermögen mangeln ließ oder es ablehnte, dieses zu betätigen, um den Glauben des „treuen und verständigen Sklaven“ nachzuahmen? Das sollte uns betrüben. Denkst du aber auch daran, daß es notwendig ist, unter dem Schutz der Vorkehrung Gottes, die er für rechtes Handeln getroffen hat, deine eigene Stellung zu stärken? Ziehst du ernstlich jene Taten des Wandels in Betracht, die Schritt für Schritt zu den Folgen der Handlungsweise deines Bruders geführt haben? Blickst du ehrlich auf deinen eigenen Wandel, um irgendeine Möglichkeit auszuschließen, den betreffenden Fehler selbst zu begehen, oder beschönigst du kleinere Vergehen mit dem Gedanken, sie seien ja nicht von Belang, nicht groß genug, dir deswegen Sorgen zu machen? Der reife Christ weiß, daß er nie etwas für selbstverständlich erachten darf, ungeachtet, wie weit zurückreichend die schließlichen Folgen einer Unzulänglichkeit erscheinen mögen. — 1. Kor. 10:12.
17. (a) Was kann geschehen, wenn wir Ratschläge und Schulung, die wir durch Gottes Organisation erhalten, nicht auf uns beziehen? (b) Was müssen wir persönlich tun, um zur Reife voranzuschreiten?
17 Wenn wir die Ratschläge und die Schulung, die wir durch Gottes Organisation regelmäßig empfangen, nicht auf uns selbst anwenden, sind wir gleich dem Jäger, der zwar Anzeichen des Wildes sieht, sie aber außer acht läßt und in einer anderen Richtung weitergeht. So verfehlen wir, den ersten Schritt zu tun, nämlich eine weise Entscheidung zu treffen, und werden dadurch völlig ungeeignet, den Hauptzweck zu erfüllen, zu dem wir Erkenntnis und Unterweisung empfangen, nämlich „Täter des Wortes“ zu werden, es zum Predigen und Lehren „dieser guten Botschaft vom Königreich“ zu gebrauchen. Jehovas Zeugen besitzen eine Organisation, die die Wahrheit verkündigt. Sie ist dadurch aufgebaut worden, daß die Zeugen treulich Schritt für Schritt der Führung Jehovas gefolgt sind und sich nicht durch falsche Fährten, die kreuz und quer über ihren Weg gingen, von der rechten Spur abbringen ließen. Wenn wir als einzelne zur Reife voranschreiten sollen, müssen wir die Wahrheit, die diese Organisation vertritt, hochhalten. Wir müssen uns eine genaue Erkenntnis aneignen, indem wir unser Wahrnehmungsvermögen gebrauchen, den Sinn der Belehrungen erfassen und uns strikte daran halten, indem wir uns nicht auf eine falsche Fährte locken lassen. (1. Tim. 1:3, 4) Wir finden dadurch Schutz, daß wir Gottes Wort sorgfältig und beständig studieren, Rüge annehmen und beständig von der Organisation Ratschläge zu erhalten suchen.
18, 19. Welche Segnungen erhalten wir, wenn wir unsere Denkfähigkeit mehren und unser Wahrnehmungsvermögen schulen?
18 Die Gegenwart ist nicht die Zeit stillzustehen. Da wir uns von dem gegenwärtigen System der Dinge trennten, indem wir unsere Denkweise änderten und uns mit Gottes Einrichtung verbanden, haben wir einen Schritt nach vorn getan. Wenn wir unsere Denkfähigkeit nicht mehren, werden wir unseren Platz in der Neuen-Welt-Gesellschaft verlieren. Höre auf folgendes Wort Jehovas: „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis deiner Seele angenehm wird, wird Denkvermögen über dich wachen, Unterscheidungsvermögen wird dich behüten.“ „Der Friede Gottes, der alles Denken übertrifft, wird eure Herzen und eure Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten … In den Dingen, die ihr lerntet und auch annahmt und hörtet und in Verbindung mit mir saht: in diesen übt euch; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ — Spr. 2:10, 11; Phil. 4:7-9, NW.
19 Schule dein Wahrnehmungsvermögen! Wenn du das tust, wirst du nicht nur feste geistige Speise aufnehmen können, mit der Jehova seine reife Organisation versieht, sondern durch deine richtigen Entscheidungen wirst du auch unter allen prüfungsvollen Verhältnissen vertrauensvoll in den Reihen derer feststehen können, die erfahrene Jäger und Menschenfischer sind, Lehrer des Wortes in Jehovas Neuer-Welt-Gesellschaft.