Sei ein guter Zuhörer!
„Hört mir aufmerksam zu, und eßt, was gut ist, und an Fettigkeit finde eure Seele ihre Lust.“ — Jes. 55:2, NW.
1. Welche zwei wichtigsten Wege dienen uns zur Aufnahme von Kenntnissen?
JEHOVA GOTT versah den menschlichen Körper mit zwei Ohren. Das Ohr ist einer der wichtigsten Wege zur Aufnahme von Kenntnissen. Mit Hilfe dieses Organs lernen wir in unseren ersten Lebensjahren eine Sprache sprechen und verstehen. Die Ohren sind in diesen Jahren für uns der hauptsächliche Weg zur Aufnahme von Kenntnissen. Auch in unserem ganzen übrigen Leben erwerben wir weitere Kenntnisse, indem wir von unseren Eltern, von Lehrern, Arbeitgebern und anderen mündlich belehrt werden. Natürlich sind auch unsere Augen wichtige Organe zur Aufnahme von Kenntnissen. Man nimmt an, daß wir 98 Prozent der Kenntnisse, die wir in unserem ganzen Leben erwerben, durch diese beiden Organe — Ohren und Augen — in uns aufnehmen. Wie gut uns aber die Ohren zur Aufnahme von Kenntnissen dienen, hängt davon ab, wie gut wir zuhören.
2. Warum wirkt sich das Zuhören auf die Erweiterung unserer Erkenntnis aus?
2 In Sprüche 18:15 steht geschrieben: „Das Herz des Verständigen erwirbt Erkenntnis, und das Ohr der Weisen sucht nach Erkenntnis.“ Die Ohren vermitteln uns Erkenntnis, wenn wir anderen zuhören. Das setzt aber voraus, daß wir aufmerksam sind und uns auf das, was gesagt wird, konzentrieren. Es setzt voraus, daß wir uns anstrengen, damit unsere Gedanken nicht zu wandern beginnen, denn dann würden unsere Ohren taub werden, obwohl sie als Organe ihre Funktion richtig erfüllen mögen. Damit du hörst, mußt du für die Töne, die dir die Ohren vermitteln, empfänglich sein. Überlege einmal, wie oft dir schon jemand etwas gesagt hat, während du mit deinen Gedanken woanders gewesen bist, und du später in aller Aufrichtigkeit behauptet hast, es sei dir nicht gesagt worden. Deine Ohren haben dir die Töne richtig vermittelt, aber du hast das Gesprochene nicht gehört, weil du nicht richtig hingehört hast.
3. Wie spricht Gott heute zu uns, und warum sollten wir auf ihn hören?
3 Ein unerschöpflicher Quell an Weisheit und Erkenntnis ist für uns Jehova Gott, unser Schöpfer. In seinem Wort steht geschrieben: „Jehova gibt Weisheit; aus seinem Munde kommen Erkenntnis und Verständnis.“ (Spr. 2:6) Er spricht zu uns heute durch sein geschriebenes Wort, die Bibel. Ob wir nun die Augen gebrauchen, um darin zu lesen, oder ob wir mit Hilfe der Ohren hören, was uns jemand daraus vorliest, so erwerben wir dadurch die Erkenntnis, die Gott den Bibelschreibern damals verlieh. Wir werden dadurch geistig gut genährt. Mit Recht sagte Jehova Gott: „Hört mir aufmerksam zu, und eßt, was gut ist, und an Fettigkeit finde eure Seele ihre Lust.“ (Jes. 55:2, NW) Wenn wir unserem Geist die auferbauende Erkenntnis und die gesunde Nahrung aus Gottes inspiriertem Wort zuführen, fördern wir unsere geistige Gesundheit. Wie buchstäbliche Fettigkeit im Unterschied zur Magerkeit eines unterernährten Menschen ein Zeichen von Gesundheit ist, so ist auch geistige Fettigkeit ein Zeichen von geistiger Gesundheit, und eine solche Gesundheit verheißt die erwähnte Prophezeiung allen, die Jehova aufmerksam zuhören.
4—6. (a) Wieso war Samuel ein vorbildlicher Zuhörer? (b) Wer besaß nach den biblischen Aufzeichnungen ebenfalls die Fähigkeit, gut zuzuhören, und worin zeigte sich dies?
4 Der Prophet Samuel war ein vorbildlicher Zuhörer. Er hörte stets genau hin, wenn Jehova mit ihm sprach. Als er noch ein Knabe war, rief ihn Jehova, während Samuel an seinem Ort im Tempel lag. Samuel antwortete: „Rede, denn dein Knecht hört.“ (1. Sam. 3:10) Da Samuel, während Jehova mit ihm sprach, nicht an andere Dinge dachte, zum Beispiel an das, was er an jenem Tag im Tempel tun mußte, konnte er sich an alles erinnern, was ihm gesagt worden war, und er konnte dem Hohenpriester Eli hinterher alles erzählen. Er war ganz Ohr, als Jehova mit ihm sprach. Wir können uns deshalb an ihm ein Beispiel nehmen.
5 Was tust du, wenn du unter einer Zuhörerschaft sitzt, der ein biblischer Vortrag gehalten wird? Hörst du ebenso aufmerksam zu wie Samuel? Oder kommt es vor, daß du deine Gedanken abschweifen läßt und dir daher vieles von dem, was gesagt wird, entgeht? Wenn du nur mit halbem Ohr zuhörst, wirst du deine Erkenntnis und dein Verständnis des Wortes Gottes nicht erweitern. Kannst du dir vorstellen, daß die Apostel nur mit halbem Ohr zuhörten, als Jesus auf dem Ölberg mit ihnen über die Dinge sprach, die in den letzten Tagen geschehen würden? Wahrscheinlich dachte keiner von ihnen an etwas anderes, etwa daran, ob ein Vogel, der nebenan nach Würmern scharrte, etwas finden würde, oder ob unter den Leuten, die sich im Tempelvorhof auf der anderen Seite des Kidrontales aufhielten, vielleicht ein Verwandter sei. Ohne Zweifel konzentrierten sie sich vollständig auf das, was Jesus sagte. Durch ihre Aufmerksamkeit bewiesen sie, daß sie weise waren. Sie erhielten von Gottes Sohn glaubensstärkenden, lebenerhaltenden Aufschluß.
6 Die Apostel hörten Jesus während seiner ganzen Predigttätigkeit aufmerksam zu, denn sie konnten sich noch nach Jahren ganz genau an seine Gespräche erinnern. Acht Jahre nach dem Tode Jesu schrieb Matthäus das nach ihm benannte Bibelbuch, in dem er Einzelheiten aus diesen Gesprächen festhielt. Fünfundsechzig Jahre danach schrieb der Apostel Johannes in dem heute nach ihm benannten Bibelbuch viele Einzelheiten über das nieder, was Jesus im vertrauten Kreis seiner Jünger gesagt und getan hatte. Gottes heiliger Geist half diesen Aposteln, sich an das Gehörte zu erinnern. Hätten sie aber nicht richtig zugehört, dann hätte er ihnen die Einzelheiten nicht ins Gedächtnis zurückrufen können. (Joh. 14:26) Uns anzugewöhnen zuzuhören, wenn jemand über die Wahrheiten des Wortes Gottes spricht, ist für uns genauso wichtig wie für die Apostel.
WERDE EIN GUTER ZUHÖRER
7. Wieviel des Gehörten bleibt uns gewöhnlich in Erinnerung, und wie können wir uns in dieser Hinsicht verbessern?
7 Von der Zeit, die wir für Gespräche verwenden, gebrauchen wir 45 Prozent zum Zuhören. Obwohl wir dies sehr häufig tun, nehmen wir schätzungsweise nur etwa 25 Prozent dessen, was wir hören, wirklich auf. Bei manchen mag es noch weniger sein. Da das Zuhören im täglichen Leben eine wichtige Rolle spielt, lohnt es sich gewiß, ein besserer Zuhörer zu werden. Um dieses Ziel jedoch zu erreichen, muß man sich bewußt anstrengen. Sobald man zum Beispiel während eines Vortrages feststellt, daß man mit seinen Gedanken woanders ist, sollte man sich wieder auf das konzentrieren, was man hört. Da die Erkenntnis, die Gottes Wort vermittelt, für ein gutes Verhältnis zu Gott unerläßlich ist, sollten wir seinem Wort nicht nur flüchtig Aufmerksamkeit schenken.
8. Wie kann jemand einem Redner gegenüber taub werden, obwohl seine Ohren in Ordnung sind?
8 Mit einiger Anstrengung kann man ein guter Zuhörer werden, aber es braucht Zeit, bis man die üble Gewohnheit, seine Gedanken während eines Vortrages wandern zu lassen, abgelegt hat. Eine solche Geistesabwesenheit kann bewirken, daß man gegen das, was der Redner sagt, taub wird, obwohl das Gehör in Ordnung ist. Erst wenn man mit seinen Gedanken wieder zum Vortrag zurückkehrt, versteht man die Worte, die man mit den Ohren aufnimmt. Doch dann fällt es einem schwer, der Beweisführung und den Argumenten des Redners wieder zu folgen, weil einem etwas entgangen ist. Es wäre weit besser, man würde sich bemühen, die Neigung, mit den Gedanken abzuschweifen, zu überwinden. Wenn man sich einmal angewöhnt hat zuzuhören, fällt es einem leichter, sich auf das zu konzentrieren, was die Ohren hören.
9. Was bedeutet es, dem, was man hört, ‘mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit zu schenken’?
9 In Hebräer 2:1 steht geschrieben: „Darum ist es für uns notwendig, daß wir den Dingen die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir niemals abgleiten.“ Einer Sache „mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit [zu] schenken“ heißt, so zuzuhören, wie die Apostel Jesus zuhörten. Sie waren aufmerksame Zuhörer. Wenn man einer Sache mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenkt, kann man nicht nur mit halbem Ohr zuhören. Man kann dann mit seinen Gedanken auch nicht bei den Dingen sein, die man gestern getan hat oder die man morgen zu tun gedenkt. Ebensowenig kann man sich dann mit einem persönlichen Problem auseinandersetzen oder sich über irgend etwas Gedanken machen während jemand spricht. Es bedeutet, daß man über das nachdenkt, was der Betreffende sagt, und daß man die biblischen Grundsätze oder Ratschläge, über die er spricht, auf sich selbst anzuwenden sucht. Was einen biblischen Vortrag wichtig und wertvoll macht, ist nicht der Redner, der ihn hält, sondern der Aufschluß, den wir dadurch aus Gottes Wort erhalten. Alles in Gottes Wort verdient mehr Aufmerksamkeit als die Dinge, die man tagtäglich hört.
WIE MAN EIN BESSERER ZUHÖRER WERDEN KANN
10—12. (a) Warum spielt das Interesse beim Zuhören eine große Rolle? (b) Von welchen Gedanken geht ein guter Zuhörer nicht aus?
10 Das Interesse spielt beim Zuhören eine große Rolle. Als Noah von Gott die Angaben über die Maße für die Arche erhielt, merkte er sie sich richtig, weil er an dem, was Gott zu ihm sagte, interessiert war und sehr aufmerksam zuhörte. Wer aber von dem Gedanken ausgeht, das Thema, über das ein Redner sprechen soll, sei trocken und uninteressant, begeht einen Fehler, den schlechte Zuhörer im allgemeinen begehen. Diese Folgerung ruft nämlich Interesselosigkeit hervor und bewirkt, daß man seine Gedanken abschweifen läßt. Jemand, der zuhört, mag am Schluß des Vortrages einige interessante Einzelheiten und einige gute Argumente erwähnen, die der Redner angeführt hat, die aber dem entgangen sind, der nicht zugehört hat. Der Betreffende mag sich dann wünschen, er hätte besser aufgepaßt, und er mag überrascht sein, daß ihm so viel entgangen ist.
11 Ein guter Zuhörer läßt den Gedanken, ein Thema sei nicht interessant, gar nicht aufkommen. Er geht von der Voraussetzung aus, der Redner würde nicht auf dem Podium stehen, wenn er nichts Wissenswertes zu sagen hätte. Er hört deshalb zu, um festzustellen, was er lernen kann. Er hat mehr davon, wenn er das tut, als wenn er die Zeit damit vertrödelt, unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen, und sich wünscht, der Redner wäre mit seinem Vortrag bald zu Ende. Denke nicht von vornherein, das Thema sei uninteressant, sondern sei entschlossen, etwas zu finden, was dich interessiert, zum Beispiel etwas, was du noch nicht gewußt hast, eine neue Möglichkeit, etwas auszudrücken, ein gutes Argument usw. Schon allein das Bemühen etwas herauszufinden, was dich interessiert, kann dir sehr helfen, aufmerksam zu bleiben.
12 Ein weiterer Faktor, der dazu beiträgt, daß man nicht richtig zuhört, ist die vorgefaßte Meinung, der Redner habe nichts Wissenswertes zu sagen. Gute Zuhörer begehen diesen Fehler nicht. Sie gehen von dem Gedanken aus, daß andere etwas wissen mögen, was sie selbst nicht wissen, und daß ein Redner wahrscheinlich wertvolle Kenntnisse vermitteln kann, die er bei der Vorbereitung seines Vortrages gesammelt hat. Sie hören deshalb zu, um sich diese Kenntnisse anzueignen und dadurch ihr Wissen zu erweitern.
13. Warum ist es verkehrt zu denken, ein Redner, der nicht so redegewandt ist, habe nichts Wissenswertes zu sagen?
13 Vielleicht ist der Redner nicht so redegewandt. Das ist jedoch kein Grund, ihm nicht zuzuhören. Es heißt nicht, daß das, was er zu sagen hat, von geringem Wert ist. Der Apostel Paulus war anscheinend kein gewandter Redner, doch das, was er zu sagen hatte, verdiente die größte Aufmerksamkeit. In seinem zweiten Brief an die Korinther erwähnte er, wie einige Personen über seine Redefähigkeit dachten. Er schrieb: „Denn, so sagen sie: ‚seine Briefe sind gewichtig und kraftvoll, aber seine persönliche Gegenwart ist schwach und seine Rede verächtlich.‘“ (2. Kor. 10:10) Obwohl einige diese Auffassung über ihn hatten, gab es auch andere, die über seine unzulängliche Redefähigkeit hinwegsahen und ihm zuhörten, und sie erwarben dadurch ein größeres Verständnis des Wortes und des Vorhabens Gottes. Die Art der Darlegung, die grammatische Korrektheit, der Zusammenhang und die richtige Aussprache spielen bei einem Vortrag also nicht die wichtigste Rolle, wiewohl sie das Zuhören erleichtern. Die Gedankenfolge, die Beweisführung, die dargelegten Tatsachen und Grundsätze sind weit wichtiger.
14. Wieso kann der Unterschied zwischen Denk- und Redegeschwindigkeit dazu beitragen, daß man nicht richtig zuhört?
14 Der Umstand, daß wir viel schneller denken als reden, ist ebenfalls ein Faktor, der uns zu schlechten Zuhörern machen kann. Wir sprechen in einer Minute durchschnittlich etwa 125 Wörter; vor einer Zuhörerschaft mögen es ungefähr 100 sein, weil wir etwas langsamer sprechen. Da wir in einer Minute aber durchschnittlich mindestens 400 bis 500 Wörter denken können, bleibt uns ziemlich viel Zeit, um unseren Geist mit anderen Dingen zu beschäftigen. Wir sind deshalb versucht, mit unseren Gedanken abzuschweifen. Ein guter Zuhörer nutzt diesen Unterschied zwischen Denk- und Redegeschwindigkeit aus, um sich das, was der Redner sagt, einzuprägen, und das kann man auf verschiedene Weise tun.
15, 16. Wie können wir den Unterschied zwischen Denk- und Redegeschwindigkeit ausnutzen, um bessere Zuhörer zu werden?
15 Versuche, aufgrund der Ausführungen des Redners zu erraten, was er als nächstes sagen wird. Auf diese Weise kannst du den Unterschied zwischen Denk- und Redegeschwindigkeit ausnutzen, um dem Redner vorauszueilen. Äußert er dann den Gedanken, den du erwartet hast, tatsächlich, prägt er sich dir um so besser ein, weil du dich zum zweitenmal damit beschäftigst. Hast du dagegen einen anderen Gedanken erwartet, dann kannst du seinen Gedanken mit deinem vergleichen, um festzustellen, warum er den anderen wählte. Auf diese Weise — durch Vergleiche und Gegenüberstellungen — lernt man am besten.
16 Suche herauszufinden, worauf der Redner seine Ausführungen stützt. Das hilft dir, den Vortrag auszuwerten. Nutze die Pausen aus, um das bereits Gesagte im Geiste schnell zusammenzufassen, und achte darauf, wie das Thema betont und entwickelt wird. Zergliedere die dargelegten Gedanken, um die Verbindung zum Thema zu erkennen. Man könnte das Thema mit der Nabe eines Rades und die einzelnen Gedanken, die das Thema stützen und den ganzen Vortrag untermauern, mit dessen Speichen vergleichen. Leider gibt es Redner, die nicht zusammenhängend sprechen und die ihr Thema nicht hervorheben. In diesem Falle muß man sich besonders anstrengen, damit man mit den Gedanken nicht abschweift.
17. Warum ist es besser, beim Zuhören auf Hauptpunkte zu achten als auf Tatsachen?
17 Wenn man das, was man hört, im Gedächtnis behalten möchte, darf man sich nicht nur auf Tatsachen konzentrieren. Tatsachen prägen sich einem am besten ein, wenn man deutlich sieht, wie sie mit der Beweisführung in Verbindung stehen und wie sie diese stützen. Wenn man keine Verbindung sehen kann, vergißt man die einzelnen Tatsachen schnell. Gute Zuhörer suchen daher den Kerngedanken herauszufinden, den die Tatsachen stützen. Auf diese Weise erfassen sie die Hauptpunkte, die ihnen zusammen mit den Tatsachen als Verbindungsmaterial dienen, durch das die Ansprache zu einem verständlichen Ganzen wird. Wenn man sich die Hauptpunkte ins Gedächtnis ruft und wenn man die Begründung verstanden hat, wird man sich auch an die als Stützen angeführten Tatsachen erinnern. Die Hauptpunkte könnten mit Haken verglichen werden, an denen die Tatsachen aufgehängt sind. Wenn man sich an die Hauptpunkte erinnert, kommen einem gewöhnlich auch die Tatsachen wieder in den Sinn.
18. Welche Methode kann man beim Notizenmachen anwenden, um ein besserer Zuhörer zu werden und um das was der Redner sagt, besser im Gedächtnis zu behalten?
18 Wenn du einige Notizen machst, so hilft dir das ebenfalls sehr, dich an das Gesagte zu erinnern. Gut wäre, wenn du zwei Blätter Papier verwenden würdest. Kennzeichne das eine mit „Hauptpunkte“ und das andere mit „Tatsachen“. Schreibe dann auf das eine die vom Redner dargelegten Hauptpunkte und auf das andere die als Stütze angeführten Tatsachen. Fasse dich dabei kurz, damit du die meiste Zeit zuhören kannst. Ein guter Zuhörer hört gewöhnlich mehrere Minuten zu, ohne Notizen zu machen, und faßt dann das Gehörte in einem kurzen Satz zusammen. Zufolge der Denkgeschwindigkeit kann er das Gesagte zergliedern und zusammenfassen und versuchen zu erraten, was noch gesagt werden könnte.
DIE VORTEILE DER GEWOHNHEIT, GUT ZUZUHÖREN
19. Welche Vorteile hat die Gewohnheit, gut zuzuhören?
19 In der Geschäftswelt wird ein Angestellter, der ein guter Zuhörer ist, geschätzt, weil man sich darauf verlassen kann, daß er mündliche Anweisungen richtig versteht. Weit wichtiger ist jedoch die Erkenntnis, die ein guter Zuhörer durch die biblischen Vorträge erlangen kann, die auf den jährlich stattfindenden Kongressen der Zeugen Jehovas und in ihren Königreichssälen gehalten werden. Da dem Durchschnittsmenschen die Zeit fehlt, um all den Stoff, der in diesen Vorträgen behandelt wird, in der Bibel zusammenzusuchen, kann er seine Erkenntnis des Wortes Gottes bedeutend erweitern, wenn er gut zuhört. Er lernt neue, anregende Gesichtspunkte und Argumente kennen, die seinen Glauben stärken und seine Wertschätzung für die biblische Wahrheit erhöhen. Die guten Ratschläge helfen ihm, einen guten Wandel zu führen und eine gesunde Einstellung zu bewahren. Aufmerksam zuzuhören hat viele Vorteile.
20. Womit könnte man biblische Vorträge, die heute gehalten werden, vergleichen, und welchen Nutzen kann man daraus ziehen?
20 Wir könnten diese biblischen Vorträge mit den Anlässen vergleichen, bei denen sich die ganze Nation Israel versammelte und jemand zu ihr über das Gesetz Gottes sprach. Das war zum Beispiel der Fall, kurz nachdem sie den Jordan überschritten hatte und in das Verheißene Land eingezogen war. Nach der Einnahme der Städte Jericho und Ai versammelten sich die Israeliten in einem engen Tal zwischen dem Berg Ebal und dem Berg Gerisim. Josua las ihnen von einer günstigen Stelle aus — wahrscheinlich am Berg Ebal, wo er einen Altar errichtet hatte — das Gesetz Gottes vor. (Josua 8:30-35) Seine Stimme konnte gut auf der anderen Seite dieses engen Tales gehört werden. Was die Israeliten hörten, erinnerte sie an das, was Gott von ihnen verlangte, und an ihre Abhängigkeit von ihm. Das gleiche bewirken biblische Vorträge auch heute.
21. Wo waren die Kinder der Israeliten sehr wahrscheinlich, als Josua zu dem versammelten Volke sprach, und warum war dies gut?
21 Man kann sich kaum vorstellen, daß die Eltern damals ihren Kindern gestatteten, während der Ansprache Josuas wegzulaufen, sich zu unterhalten oder ziellos unter den Versammelten umherzuwandern. Sehr wahrscheinlich waren die Kinder bei den Eltern und hörten aufmerksam zu, obwohl einiges von dem, was Josua sagte, für sie schwer verständlich gewesen sein mag. Sie lernten dadurch Gottes Wort respektieren und erhielten eine gute Grundlage für ihr geistiges Wachstum. Sollte es heute anders sein?
22. Wie können Eltern ihre Kinder zu guten Zuhörern erziehen?
22 Kinder können schon früh dazu erzogen werden, während eines Vortrages stillzusitzen und aufzupassen. Sie können ermuntert werden, sich ein oder zwei Gedanken aus dem Vortrag zu merken, die sie nach Programmschluß den Eltern wiedergeben können. Die Eltern können ihnen auch einige Fragen stellen. Dadurch werden die Kinder schon von frühester Jugend an ermuntert, die gute Gewohnheit zu entwickeln, aufmerksam zuzuhören, was ihnen helfen wird, schon in den Wachstumsjahren bereit zu sein „zu einer Verteidigung vor jedermann“, der einen Grund von ihnen verlangt über die Hoffnung, die in ihnen ist. — 1. Petr. 3:15.
23. Wie kann man aus biblischen Vorträgen über Themen, die schwer zu verstehen sind, Nutzen ziehen?
23 Bei Vorträgen über Themen, die schwer zu verstehen sind, kann man beweisen, ob man ein guter Zuhörer ist. Ein schlechter Zuhörer wird mit seinen Gedanken bald woanders sein. Er geht nach dem Vortrag weg, ohne aus der dargebotenen festen geistigen Speise Nutzen gezogen zu haben. Er hat sich eine Gelegenheit, geistig zu wachsen, entgehen lassen. Der gute Zuhörer dagegen bemüht sich erst recht, aufmerksam zu sein, und strengt sich besonders an, die Hauptpunkte zu erfassen und der Beweisführung zu folgen. Selbst wenn er nicht alles versteht, was der Redner sagt, so lernt er doch wieder einiges hinzu, wodurch seine Bibelkenntnis erweitert wird und sein Verständnis zunimmt. Er hemmt sein geistiges Wachstum nicht, indem er nur geistige Milch zu sich nimmt. Er festigt auf diese Weise die Grundlage seines Glaubens und lernt die tiefen geistigen Dinge des Wortes Gottes immer besser verarbeiten. — Hebr. 5:12-14.
24. Von welchem Nutzen sind Vorträge über den Rat und die Zucht, die Gottes Wort vermittelt, und wie können wir unsere Wertschätzung dafür beweisen?
24 Jeder Mensch, ob er schon zur Reife gelangt ist oder nicht, sollte wie die Israeliten den Rat aus Gottes Wort annehmen und sich wie sie von Gottes Wort züchtigen lassen, um zu wissen, wie er künftig handeln soll. „Höre auf Rat und nimm Zucht an, damit du weise seiest in der Zukunft.“ (Spr. 19:20, Fußnote) Ohne diese Führung ist es leicht möglich, einen Fehltritt zu tun, durch den man auf den breiten Weg gelangt, der in eine andere Richtung als zum ewigen Leben führt. (Matth. 7:13, 14) Dieser Rat oder diese Belehrung wird in den Vorträgen erteilt, die in den Königreichssälen und besonders auf den großen, jährlich stattfindenden Bezirkskongressen des Volkes Jehovas gehalten werden. Wie verhält es sich nun mit Personen, die auf dem Kongreßgelände umherwandern, während diese Belehrungen erteilt werden? Befolgen sie den Rat in Sprüche 19:20? Lernen sie, den Pfad des Lebens zu gehen, der in den Augen Gottes gerade ist? Lernen sie, Gefahren zu meiden? Und wie steht es mit denen, die weggehen, bevor der Redner zu Ende gesprochen hat? Hätten sie nicht mehr davon, wenn sie noch einige Minuten warten und sich alles anhören würden, was der Redner zu sagen hat? Würden sie dadurch nicht größere Wertschätzung beweisen für die Vorkehrung, die getroffen worden ist, um sie zu belehren und geistig zu stärken?
25, 26. Warum ist es heute besonders wichtig, daß Christen gute Zuhörer sind?
25 In der kurzen, diesem alten System der Dinge noch verbleibenden Zeit benötigen wir einen starken Glauben und die Erkenntnis, die uns befähigt, den Menschen in diesem System der Dinge und seinen Herrschern ein vortreffliches Zeugnis zu geben. Wir benötigen daher die biblische Unterweisung, die glaubensstärkenden Argumente, den Ansporn und die Ermunterung sowie den Rat und die Zurechtweisung, die uns durch die auf den Kongressen und in den Königreichssälen gehaltenen Vorträge vermittelt werden. Sie sind das Mittel, das die Organisation Jehovas benutzt, um uns durch das Ohr zu belehren, damit wir in Zukunft weise handeln. Es ist deshalb äußerst wichtig, ein guter Zuhörer zu sein. Betrachte die Fähigkeit zuzuhören als ebenso wichtig wie die Fähigkeit zu reden. Wir sind nach der Bibel nicht nur verpflichtet, über die vortrefflichen Dinge in Gottes Wort zu reden, sondern haben auch die Pflicht zuzuhören, wenn darüber gesprochen wird.
26 Wenn du ein guter Zuhörer bist, wird dein geistiger Fortschritt nicht nur dir selbst kundwerden, sondern auch allen, mit denen du sprichst. (1. Tim. 4:15, 16) Höre aufmerksam zu, ja gebrauche die Ohren, die Gott dir gegeben hat, richtig. Die Erkenntnis, die du dadurch erwirbst, fördert deine geistige Gesundheit oder, bildlich gesprochen, deine geistige Fettigkeit und trägt zu deinem ewigen Wohl bei.