Der Weltherrscher aus dem „Haus des Brotes“
„Der Überrest Jakobs wird inmitten vieler Völker sein wie ein Tau von Jehova … und … wird unter den Nationen, inmitten vieler Völker, sein wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes.“ — Micha 5:6, 7
1. Wieso muß ein gerechter Herrscher in einer verderbten Welt die Eigenschaften des Taus und eines Löwen aufweisen?
WAS ist zarter und erfrischender als ein Tautropfen? Wer unter den wilden Tieren ist stärker und mutiger als der Löwe? Welch ein Gegensatz! Der Unterschied ist so gewaltig, daß man beides wahrscheinlich nie miteinander in Verbindung bringen würde. Aber gerade wegen ihrer Gegensätzlichkeit können sie gut miteinander verglichen oder einander gegenübergestellt werden. Ein weiser, mächtiger König der alten Zeit sagte einmal: „Des Königs Zorn ist wie das Knurren eines jungen Löwen, aber sein Wohlgefallen [sein guter Wille, NW] wie Tau auf das Gras.“ (Spr. 19:12) In dieser verderbten Welt muß ein König, der sich an gerechte Grundsätze hält, mutig und unerschrocken wie ein Löwe gegen jene vorgehen, die gesetzlos handeln. Seinen treuen Untertanen gegenüber, die gegen böse Mitmenschen kämpfen, bekundet er jedoch guten Willen oder sein Wohlgefallen und seine Anerkennung, und das ist für sie wie zarter, erfrischender Tau.
2. Wieso wird die Menschheit, gemäß Jehovas Worten in der Prophezeiung Hoseas über Israel, in Jehova einen solchen Herrscher finden?
2 Die Menschheit benötigt dringend einen solchen König oder Herrscher, und sie wird in dem großen König des Universums, dem Gott, dessen charakteristischer Name „Jehova“ einen solchen Herrscher finden. Nach dem biblischen Bericht, der zeigt, daß Jehova an seinem auserwählten Volk treu handelte, solange es seine Gunst genoß, sagte er: „Ich werde für Israel sein wie der Tau: blühen soll es wie die Lilie und Wurzel schlagen wie der [bewaldete] Libanon.“ (Hos. 14:5) Als er aber dann gegen sein Volk erzürnt war und im Begriff stand, es zu verwerfen, sagte er: „Denn ich werde für Ephraim wie ein Löwe sein, und für das Haus Juda wie ein junger Löwe. Ich, ich werde zerreißen und davongehen, ich werde wegtragen, und niemand wird erretten.“ (Hos. 5:14, ferner 13:7, 8) Er ist unparteiisch in seiner Gerechtigkeit, aber auch barmherzig gegen die, die Gerechtigkeit lieben und aufrichtig bemüht sind, das Rechte zu tun. Er verhieß der Menschheit ein Königreich, in dem stets Gerechtigkeit sowie Barmherzigkeit und zartes Mitleid herrschen sollten, und sorgte auch dafür, daß diese Verheißung erfüllt wird.
3. (a) Womit befassen sich die Menschen heute vorwiegend, und was vergessen sie in Verbindung mit dem Thema Regierung? (b) Weshalb sollten sich die Menschen mit dieser Regierung eng verbunden fühlen?
3 Heute befassen sich die Nationen vorwiegend mit den von Menschen geschaffenen Regierungen. Sie glauben, es gehe in erster Linie darum, zwischen der demokratischen Regierungsform des Westens und der kommunistischen des Ostens zu wählen, während einige versuchen, eine Regierungspolitik der goldenen Mitte zu verfolgen. Politisch gesinnte Menschen dieser Welt denken nie an Gottes Regierung. Sie vergessen das Wichtigste in Verbindung mit dem Thema Regierung, nämlich, daß der Herrscher des Universums, Jehova Gott, der Schöpfer, beschlossen hat, der Erde und ihren Bewohnern eine Regierung zu geben. Er hat sogar den Herrscher dieser vollkommenen Regierung für die Menschheit, die nun Jahrhunderte eine schlechte Regierung hatte, bereits eingesetzt. Von dieser Regierung kann nicht gesagt werden, sie könne kein Mitgefühl mit den Menschen und kein Verständnis für ihre Probleme haben. Wegen des von Gott eingesetzten Herrschers besteht zwischen dieser Regierung und uns Menschen eine enge natürliche Verbindung. Jehova Gott ließ durch den Propheten Micha sogar Jahrhunderte im voraus den Geburtsort dieses auserwählten Herrschers vorhersagen. Es ist der berühmteste Geburtsort auf Erden. Folglich muß der Herrscher, den Gott über die Menschheit einsetzt, einmal unseresgleichen gewesen sein — ein Mensch! Dadurch sollte zwischen uns und dieser von Gott geschaffenen Regierung ein engeres, vertrauteres Verhältnis entstehen, als dies bei einer ausschließlich aus heiligen Engeln bestehenden Regierung der Fall wäre.
4. Was für eine Regierung kündigte Jehova laut Micha 5:1 an, und für wen war die Erfüllung dieser Ankündigung von Bedeutung?
4 Jehova Gott sah die dringende Notwendigkeit einer gerechten Regierung für die bedrückte Menschheit voraus und kündigte deshalb durch Micha (5:1) eine solche Regierung an: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her [dessen Ursprung in frühe Zeiten, in die Tage der unabsehbaren Zeit zurückreicht, NW].“ Micha äußerte diese Worte mindestens 350 Jahre nach der Geburt Davids, des Königs von Jerusalem (1107 v. Chr.), in Bethlehem, im Stammesgebiet von Juda. Er lenkte dadurch die Aufmerksamkeit des ganzen Universums auf Bethlehem, die Stadt, in der ein königlicher Nachkomme Davids geboren werden sollte, der der ewige Erbe des Thrones Davids sein sollte, gemäß dem Bund, den Gott mit David geschlossen und durch den er dem Hause David ein ewiges Königtum zugesagt hatte. (2. Sam. 7:11-16; Matth. 2:4-6; Joh. 7:41, 46) Das war nicht nur für die ganze Erde ein bedeutungsvolles Ereignis, sondern auch für den ganzen Himmel.
5. Wie wurde die Geburt des Herrschers ihrer Bedeutung entsprechend angekündigt und wem?
5 Es war somit völlig angebracht, daß dieses wichtige Ereignis, die Geburt Jesu, des Nachkommen König Davids, in Bethlehem, gottesfürchtigen Hirten durch einen herrlichen Engel angekündigt wurde. Er sagte: „Fürchtet euch nicht, denn siehe! ich verkündige euch eine gute Botschaft großer Freude, die für das ganze Volk sein wird, denn euch wurde heute in Davids Stadt ein Erretter geboren, welcher Christus ist, der Herr.“ Nach dieser Ankündigung war bei dem Engel plötzlich „eine Menge der himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: ‚Herrlichkeit Gott droben in den Höhen und Friede auf Erden unter Menschen guten Willens‘“. — Luk. 2:4-14, NW.
6. Wieso reicht der Ursprung dieses Herrschers „in frühe Zeiten, in die Tage der unabsehbaren Zeit“, zurück?
6 Die Engel, die damals Gott lobten und priesen, hatten Jesus Christus schon vorher im Himmel als Gottes einziggezeugten, erstgeborenen Sohn gekannt. Das geht aus der Prophezeiung Michas (5:1) deutlich hervor, denn sie sagt von Jesus, daß „seine Ausgänge … von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit“, seien oder, nach der Neuen-Welt-Übersetzung (engl.), daß sein „Ursprung in frühe Zeiten, in die Tage der unabsehbaren Zeit“, zurückreiche. Somit kam er nicht erst ins Dasein, als er in Bethlehem geboren wurde. Sein Leben war auf übernatürliche Weise vom Himmel, von der geistigen Sphäre, auf die Erde, den Wirkungskreis des Menschen, übertragen worden, damit er auf Grund von fleischlichen Banden der ewige Erbe des Thrones Davids werden konnte, der über Israel herrschen sollte. Sein Ursprung reichte in die „Urzeit“ zurück, das heißt in die Zeit, in der Gott ihn im Himmel als den „Erstgeborenen aller Schöpfung“, als den „Anfang der Schöpfung Gottes“ erschaffen hatte. (Kol. 1:15; Off. 3:14) Die Schöpfung konnte erst beginnen, als dieser einziggezeugte Sohn Gottes ins Dasein kam. Gottes geschriebenes Wort nennt uns kein Datum für diesen Zeitpunkt. Es geschah deshalb in der für uns unbestimmten Vergangenheit, und darum existiert dieser Sohn Gottes, der der „Herrscher über Israel“ werden soll, seit den Tagen „der unabsehbaren Zeit“.
7. Worüber muß dieser Herrscher verfügen, da er so lange mit Jehova Gott im Himmel verbunden war, und wieso kam Bethlehem anscheinend für die Geburt eines solchen Herrschers nicht in Frage?
7 Über welch eine Weisheit und Erfahrung muß dieser in Bethlehem geborene Herrscher doch verfügen, da er so lange mit Jehova Gott im Himmel verbunden war! Er ist bestimmt der beste Herrscher, den Gott der Menschheit geben konnte! Und dieser große Herrscher soll ausgerechnet in Bethlehem-Ephrata geboren sein, einer Stadt, die so klein und unbedeutend war, daß sie gar nicht zu den Tausenden oder den Familien des Stammes Juda gerechnet wurde. Ja nicht nur in einer solch unbedeutenden Stadt wurde er geboren, sondern sogar in einem Stall, wo man ihn in eine Krippe statt in eine Wiege legte. (Luk. 2:7, 12) Aber welch eine Ehre für Bethlehem!
8. Wessen Thron befand sich in den Tagen Davids in Jerusalem, und weshalb wäre es für Gottes Sohn keine Erhöhung gewesen, wenn er auf jenen Thron erhoben worden wäre?
8 König David hatte in einem Palast auf dem Berg Zion in Jerusalem auf einem buchstäblichen Thron gesessen, der der „Thron Jehovas“ genannt worden war, weil David anstelle Jehovas auf dem Thron gesessen hatte. (1. Chron. 29:23) Jesus Christus dagegen saß nie auf König Davids Thron auf dem Berg Zion, obwohl er durch seine Geburt in Bethlehem als Mensch ein natürliches Anrecht auf diesen Thron gehabt hätte. Da er aber vom Himmel gekommen war, wäre es für ihn, den Sohn Gottes, keine Erhöhung gewesen, wenn er auf Davids Thron erhoben worden wäre. Auf Davids buchstäblichem Thron zu sitzen, um über Israel zu herrschen, hätte bedeutet, daß Jesus Christus „ein wenig unter die Engel … erniedrigt“ gewesen wäre, während er im Himmel der Erstgeborene unter ihnen gewesen war. (Heb. 2:9; Ps. 8:4, 5) Es war für diesen Sohn Gottes eine Erniedrigung, sein Leben vom Reich der himmlischen Herrlichkeit auf die Erde übertragen zu lassen, um als Mensch geboren zu werden, wenn auch als ein Glied des königlichen Geschlechts Davids. (Phil. 2:5-9) Davon abgesehen, wurde er während seines Erdendaseins von den Feinden des Königreiches Gottes sehr gedemütigt.
DER SCHLAG „AUF DIE BACKE“
9. Wessen Königreich predigte Jesus Christus? Als was stellte man aber seine Predigttätigkeit hin?
9 Jesus Christus predigte unablässig vom Königreich, aber nicht von Davids irdischem Königreich Israel, sondern von Gottes Königreich, dem „Königreich der Himmel“. (Matth. 4:17; Mark. 1:14, 15, NW) Wenn jemand mit Recht Anspruch auf das Königtum über die ganze Menschheit erheben darf, dann ist es Gott. Jesus Christus wurde aber wegen der Verkündigung des Königreiches Gottes, das in den biblischen Prophezeiungen vorhergesagt worden war, des Verrats und des Aufruhrs gegen das Reich des heidnischen Kaisers von Rom angeklagt. Doch Michas Prophezeiung hatte schon angedeutet, daß Jesus, der Herrscher aus Bethlehem, gedemütigt und mißhandelt werden würde.
10, 11. (a) Wie sollte nach Micha 4:14 dieser Herrscher behandelt werden? (b) Wie erfüllte sich diese Prophezeiung an Jesus Christus?
10 Unmittelbar bevor Micha auf des Herrschers Geburt in jener Stadt hinwies, sagte er zu Gottes Organisation seines Volkes, dem ein feindlicher Angriff drohte: „Nun ritze dir die Haut [Tochter des Angriffs, AB]! Einen Wall hat er um uns gezogen. Mit der Rute werden sie den Richter Israels auf die Backe schlagen.“ (Micha 4:14, Kautzsch) Als Jesus Christus auf Erden war, schlugen ihn Menschen, die ihre Autorität wie eine Rute gebrauchten, höhnend auf die Backe. Weil er Gottes himmlisches Königreich verkündigte, wie er durch Gottes Geist dazu beauftragt worden war, nahm man ihn gefangen und führte ihn vor das höchste religiöse Gericht in Jerusalem, dem Israels Hoherpriester vorstand. Vor diesem Gericht schlug man ihn buchstäblich. Wir lesen hierüber folgendes:
11 „Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester hob an und sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob d u der Christus bist, der Sohn Gottes! Jesus spricht zu ihm: D u hast es gesagt. Doch ich sage euch: Von nun an werdet ihr den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat gelästert; was bedürfen wir noch Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Lästerung gehört. Was dünkt euch? Sie aber antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig. Dann spieen sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; etliche aber gaben ihm Backenstreiche und sprachen: Weissage uns, Christus, wer ist es, der dich schlug?“ — Matth. 26:59-68.
12. Wie versetzte man ihm einen noch heftigeren Schlag „auf die Backe“, und wessen Interessen diente man dadurch?
12 Die religiösen Führer versetzten dem künftigen Richter Israels einen noch heftigeren Schlag „auf die Backe“, als sie ihn dem römischen Statthalter, Pontius Pilatus, übergaben, den sie schließlich dazu überredeten, Jesus an einen Pfahl schlagen zu lassen, wo er wie ein von Gott verfluchter Verbrecher in Schmach und Schande sterben mußte. (5. Mose 21:22, 23; Joh. 18:38 bis 19:37) Durch diese Handlung dienten jene religiösen Führer den Interessen des prophetischen „Königs des Nordens“ der damaligen Zeit. (Dan. 11:15, 20-22) Aber sie siegten nicht in ihrem Kampf gegen diesen Jesus, der von Gott zum „Richter Israels“ und zum „Herrscher über Israel“ bestimmt worden war.
13. (a) Wie verhinderte Gott, gemäß den Worten des Petrus, daß die Feinde in ihrem Kampf gegen den künftigen „Richter Israels“ siegten? (b) Wohin erhob Jehova Jesus im Vergleich zu Davids Thron?
13 Simon Petrus, einer der zwölf Apostel Jesu Christi, sagte zu einem römischen Hauptmann, der in Palästina Dienst tat: „Wir sind Zeugen alles dessen, was er [Jesus] sowohl im Lande der Juden als auch in Jerusalem getan hat; welchen sie auch umgebracht haben, indem sie ihn an ein Holz hängten. Diesen hat Gott am dritten Tage auferweckt und ihn sichtbar werden lassen, nicht dem ganzen Volke, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er aus den Toten auferstanden war. Und er hat uns befohlen, dem Volke zu predigen und ernstlich zu bezeugen, daß er der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten ist. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen.“ (Apg. 10:38-43) Demnach erhob Jehova Gott Jesus Christus in eine Stellung, die dem irdischen Thron Davids auf dem Berg Zion übergeordnet ist.
14. In welches Verhältnis zu König David brachte Jehova Jesus dadurch?
14 Jehova Gott erhob Jesus Christus zu seiner Rechten im Himmel, auf seinen buchstäblichen himmlischen Thron. Dadurch machte er Jesus Christus, den Sohn Davids, zu Davids Herr, wie es in Psalm 110:1, 2 vorausgesagt worden war. — Apg. 2:29-36.
15, 16. (a) Welches Ereignis verdient noch eher erwähnt zu werden als Jesu menschliche Geburt in Bethlehem, und weshalb war das Jahr 1914 ein denkwürdiges Jahr? (b) Was sagt Psalm 2:1-9 über die Einsetzung des Herrschers?
15 Wie wunderbar! Dadurch konnte sich Michas Prophezeiung über den großen Herrscher aus dem kleinen Bethlehem noch in einem größeren Umfang erfüllen, und zwar in unserer Zeit. Wenn schon das Kommen des Herrschers als Mensch, das heißt seine Geburt in Bethlehem vor neunzehnhundert Jahren, wert war, in die Weltgeschichte einzugehen, wieviel mehr dann sein Hervorkommen aus einem größeren Bethlehem in der Eigenschaft als eingesetzter Herrscher des im Himmel aufgerichteten Königreiches Gottes! Dieses Ereignis ist von weit größerer Tragweite für das Universum und besonders für die Menschheit, von deren Fleisch und Blut der Herrscher einst war. Durch biblische Prophezeiungen zeitlich genau festgelegt, trat dieses so wichtigere Ereignis während unserer Generation — im Jahre 1914 — ein. Dieses Jahr ist nicht wegen des Ausbruchs des furchtbaren ersten Weltkrieges ein denkwürdiges Jahr, sondern weil damals die Zeiten der Heiden oder „die bestimmten Zeiten der Nationen“ abliefen und Gottes Königreich im Himmel geboren wurde, wie es in Offenbarung, Kapitel 12, bildlich vorhergesagt worden war. Über die Nationen der Welt, unter denen damals ein Tumult ausbrach, und über die Könige der Erde, die damals gegen Jehova und seinen neueingesetzten Christus oder Gesalbten Stellung nahmen, hatte König David vor langer Zeit folgendes vorhergesagt:
16 „Der Herr [Jehova] spottet ihrer. Dann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn … [und sagen:] ‚Habe doch ich meinen König eingesetzt auf Zion, meinem heiligen Berge!‘ Vom Beschluß will ich [der Christus] erzählen: Jehova hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe i c h dich gezeugt. Fordere von mir, und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern, wie ein Töpfergefäß sie zerschmeißen.“ — Ps. 2:1-9, Fußnote.
17, 18. (a) Wieso kam Jesus bei seiner Einsetzung aus einem größeren Bethlehem hervor? (b) Welches größere Brot benötigen nach Jesu Worten alle Menschen?
17 Als der vorhergesagte Herrscher in das Königtum zur Rechten Gottes eingesetzt wurde, ging er für Jehova Gott aus einem Bethlehem hervor, das von weit größerer Bedeutung war als das irdische Bethlehem. Der Name Bethlehem bedeutet „Haus des Brotes“. Das damit verbundene Wort „Ephrata“ bedeutet „fruchtbar, Fruchtbarkeit“. „Juda“, die Bezeichnung des Gebietes, in dem Bethlehem-Ephrata lag, bedeutet „[Jehova] gepriesen“. (1. Mose 35:19; 29:35; 49:8) Für die Menschen bedeutet dieses Haus des Brotes viel, ja das Leben selbst. Die Menschheit braucht einen Helfer, einen Herrscher, der aus diesem größeren „Haus des Brotes“ hervorgeht. Sie braucht nicht nur Brot aus Weizen, Gerste oder Roggen zum Leben. Jesus hob dies selbst hervor, denn als er am Ende seines vierzigtägigen Fastens aufgefordert wurde, durch ein Wunder Brot für sich zu machen, tat er dies nicht, sondern wiederholte die Worte seines Vaters: „Nicht vom Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jeder Äußerung, die durch den Mund Jehovas ausgeht.“ — 5. Mose 8:3; Matth. 4:1-4, NW.
18 Jesus kam als Mensch auf die Erde, um den Menschen die lebengebenden Äußerungen, die durch den Mund Jehovas ausgegangen waren, zu übermitteln. Er sagte auch zu denen, die zu ihm gekommen waren, um irdisches, vergängliches Brot zu empfangen: „Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brot ißt, so wird er leben in Ewigkeit. Das Brot aber, das i c h geben werde, ist mein Fleisch, welches i c h geben werde für das Leben der Welt.“ — Joh. 6:51.
19. Wie konnte Jesus 1914 für die Menschheit aus einem größeren „Haus des Brotes“ hervorkommen, und wieso weisen die mit „Bethlehem“ verbundenen Namen „Ephrata“ und „Juda“ auf dieses „Haus des Brotes“ hin?
19 Als Jesus in den Himmel zurückkehrte, um wieder vor Gott zu erscheinen, brachte er den Wert seines fleischlichen, menschlichen Opfers zugunsten des sterbenden Menschengeschlechts dar. Deshalb konnte er nach seiner Inthronisierung im Jahre 1914 aus einem „Haus des Brotes“ hervorkommen, dessen Brot allen, die im Glauben davon essen, ewiges Leben auf Erden in Gottes neuer Welt geben wird. Das himmlische „Haus des Brotes“ ist für die Menschen lebensnotwendig. Sie benötigen Jehovas Herrscher, der aus diesem Haus hervorkommt, unbedingt. Dieses „Haus“ ist ein fruchtbarer Ort, wie das durch den damit verbundenen Namen „Ephrata“ angedeutet wird. Es werden dort viele lebenerhaltende Früchte erzeugt und hervorgebracht, und so, wie Bethlehem-Ephrata im Gebiet von Juda lag, liegt dieses „Haus des Brotes“ in den heiligen Himmeln, wo Jehova von allen seinen heiligen Engeln gepriesen wird.
20. Wieso ist dieses größere Bethlehem, aus dem Jesus Christus kommt, wie das irdische Bethlehem im Vergleich zu „den Tausenden von Juda“?
20 Der Höchste derer, die Jehova Gott im Himmel preisen, ist der Herrscher aus Bethlehem. Als Herrscher lehrt er auch seine irdischen Untertanen, Jehova zu preisen. Er kommt für Jehova Gott nicht als Repräsentant des irdischen Bethlehem hervor, sondern als Vertreter einer kleinen Gruppe, des Hauses seiner geistigen Brüder, der 144 000, die seinen Fußstapfen gefolgt sind und mit ihm Erben des himmlischen Königreiches sein werden. (Off. 7:4-8; 14:1, 3) Unter den zehntausend mal Zehntausenden der himmlischen Heerscharen ist diese Gruppe wirklich sehr klein, fast zu klein, um zu der gewaltigen Heerschar himmlischer Lobpreiser gezählt zu werden. (Dan. 7:9, 10) Dennoch wird diese kleine Gruppe, bestehend aus dem Herrscher, Jesus Christus, und seinen 144 000 Miterben, die wichtigste Körperschaft im Himmel sein. Sie wird Gottes Hauptorganisation werden, die über seiner ganzen universellen Organisation stehen wird, und dazu dienen, Menschen, die nach ewigem Leben hungern, das „Brot des Lebens“ zu vermitteln. (Joh. 6:48-50) Jesus Christus, der Herrscher aus diesem größeren Bethlehem, wird somit eine wichtige Rolle spielen unter den unzähligen Tausenden von Engeln im Himmel, die Gott loben und preisen.
EIN INDIREKTER SCHLAG „AUF DIE BACKE“
21. In wessen Mitte begann Jesus Christus 1914 zu regieren, und wie konnte man ihn danach „auf die Backe“ schlagen?
21 Die Nationen sind für Jehovas Vorkehrungen heute ebensowenig dankbar wie vor neunzehnhundert Jahren, als der „Herrscher über Israel“ aus dem irdischen Bethlehem kam. Sie schlugen den „Richter Israels“ ebenso „auf die Backe“ und erfüllten dadurch Micha 4:14 in einem erweiterten Sinne. Wann denn und wie? Natürlich nicht direkt, denn Jesus Christus sitzt nun zur Rechten Gottes auf dem himmlischen Thron und ist für die Nationen nicht zu erreichen, auch nicht mit einem Raumschiff. Unmittelbar nach der Geburt seines Königreiches in den Himmeln, im Jahre 1914, begann er inmitten seiner Feinde zu herrschen. Er warf Satan, den Teufel, und seine Dämonenengel aus dem Himmel hinaus und in die Nähe unserer Erde hinab; von dort können sie nie wieder in die Himmel der heiligen Organisation Gottes zurückkehren. Folglich konnte man den himmlischen „Richter Israels“ nur indirekt höhnend „auf die Backe“ schlagen. Wie denn? Indem man im ersten Weltkrieg dem Überrest seiner treuen Nachfolger auf Erden einen „Schlag“ versetzte. Als Jesus seine zwölf Apostel aussandte und ihnen Gottes Königreich zu predigen gebot, sagte er: „Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf.“ (Matth. 10:40) Umgekehrt würde jemand, der einen Nachfolger Jesu abwiese, wenn er mit der Königreichsbotschaft zu ihm käme, auch Jesus abweisen.
22. Welchen Grundsatz legte der König Jesus Christus in seinem Gleichnis von den Schafen und Böcken dar, und wie kann ihn demnach jemand „auf die Backe“ schlagen?
22 In seinem Gleichnis von den Schafen und Böcken, durch das er das Gericht der Nationen veranschaulicht, das jetzt im Gange ist, sagt Jesus, der inthronisierte König, zu den Schafen: „Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan.“ Zu den Böcken sagt er: „Insofern ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan.“ (Matth. 25:40, 45) Den Überrest der geistigen Brüder Jesu „auf die Backe“ zu schlagen, indem man die Autorität gewissermaßen als eine Rute gebraucht, heißt soviel wie den himmlischen „Herrscher über Israel“ höhnend auf die Backe zu schlagen. — 1. Kön. 22:24; Hiob 16:10.
23, 24. (a) Was hatte der geistige Überrest lange vor 1914 von diesem Jahr gepredigt, und welche Haltung nahmen die Führer der Christenheit ihm gegenüber ein? (b) Wie betrachtete der Herrscher aus Bethlehem diese schlechte Behandlung des Überrests?
23 Lange vor 1914 predigte der Überrest der geistigen Brüder Christi unter den Völkern der Christenheit, daß die Zeiten der Nationen in diesem Jahr ablaufen würden und Gottes Königreich unter Christus in den Himmeln endgültig aufgerichtet werde. Sie verbreiteten zu diesem Zweck Bücher, Broschüren, Zeitschriften und Traktate, hielten öffentliche Vorträge und führten Tausenden und aber Tausenden kostenlos das Photo-Drama der Schöpfung vor. Die religiösen Führer der Christenheit schenkten ihre ganze Aufmerksamkeit den Streitpunkten, um die es im damaligen Weltkrieg ging. Sie und auch die kriegführenden Nationen achteten nicht auf den Überrest der geistigen Brüder Christi, der verkündigte, daß Gottes Königreich seit 1914, dem Ende der Zeiten der Nationen, die rechtmäßige Regierung der Erde sei.
24 Diese Botschaft erzürnte die Geistlichkeit. Ausnahmegesetze und fanatischer, übertriebener Patriotismus kamen ihr wie gewünscht. Sie nutzte die Gelegenheit aus, um die treuen Königreichsprediger beim Volke in ein falsches Licht zu stellen und bei den militaristischen Regierungen als Staatsfeinde anzuschwärzen. Der Überrest der Brüder Jesu wurde — wie Jesus einst selbst — wegen staatsfeindlicher Umtriebe, Verschwörung und Schädigung des Volkswohls fälschlich angeklagt. Man mißbrauchte die politische und richterliche Gewalt in gemeiner Weise wie eine Rute, um ihn „auf die Backe“ zu schlagen. Man steckte diese Brüder Christi in Gefängnisse und Internierungslager und verbot ihre Schriften und ihre religiösen Versammlungen. Entging dieses ungerechte, unchristliche Vorgehen der Aufmerksamkeit des aus Bethlehem gekommenen himmlischen „Herrschers über Israel“? Nein! Da die Betroffenen seine geistigen Brüder und die Repräsentanten seines Königreiches waren, betrachtete er es so, als hätte man das alles ihm getan. Die Christenheit fügte diesem Unrecht aber noch schlimmeres hinzu, indem sie anstelle des Königreiches Christi den Völkerbund wählte und Christus dadurch täuschen zu können glaubte, daß sie den Völkerbund als den „politischen Ausdruck des Königreiches Gottes auf Erden“ bezeichnete.
25. Wie hatte Jehova dies durch Micha (5:2) vorhersagen lassen, und wie erfüllte sich diese Prophezeiung zuerst am fleischlichen Israel?
25 Dieses unchristliche Vorgehen, durch das man das Königreich verwarf, wurde von Jehova Gott, dem Allmächtigen, zugelassen. Es diente den Gliedern des Überrests, die treuen Herzens waren, zur Züchtigung. (Heb. 12:4-11) Jehova sagte dies in den Worten voraus, die wir in Micha 5:2 (Fußnote) lesen und die unmittelbar seiner Prophezeiung über das Kommen des „Herrschers über Israel“ folgen: „Darum wird er sie dahingeben bis zur Zeit, da eine Gebärende geboren hat; und der Rest seiner Brüder wird zurückkehren zu den Kindern Israel.“ Natürlich erfüllte sich diese Prophezeiung damals an den fleischlichen Kindern Israel, die wegen ihres Ungehorsams gegen Jehova Gott von den Babyloniern gefangengenommen und weit weg in die Verbannung geführt wurden. Jerusalem und sein Tempel lagen siebzig Jahre in Trümmern, bis ein treuer Überrest aus Babylon befreit wurde und in seine Heimat zurückkehrte, wodurch gewissermaßen eine Wiedergeburt der Nation und der Anbetung Jehovas im Tempel vor sich ging. Es war, wie wenn Gottes sichtbare Organisation auf Erden, Zion, eine neue israelitische Nation geboren hätte. (Jes. 66:7, 8) Ähnlich verhielt es sich mit dem geistigen Israel.
26. Wie erfüllte sich Micha 5:2 in den Jahren 1918 und 1919 am geistigen Israel?
26 Besonders im Jahre 1918, das die Entscheidung des ersten Weltkrieges brachte, wurde der Überrest von fanatischen religiösen Angreifern belagert. Er wurde überwältigt und geriet in die Knechtschaft und Gefangenschaft kriegführender weltlicher Organisationen. Das entsprach der einstigen Babylonischen Gefangenschaft Israels, während der seine Hauptstadt, Jerusalem, in Trümmern gelegen hatte. Da Jehova Gott die ihm hingegebenen, getauften Glieder des Überrests als seine geistigen Kinder adoptiert hatte, konnten sie — wie einst der Apostel Paulus — sagen: „Aber das Jerusalem droben ist frei, welches unsere Mutter ist.“ (Gal. 4:26) Die geistigen Kinder des „Jerusalem droben“ sollten frei sein wie ihre himmlische Mutter. Sie sollten nicht die Gefangenen oder Sklaven des neuzeitlichen Babylon bleiben. Deshalb veranlaßte Jehova Gott, der himmlische Vater, daß sein „Weib“, das Jerusalem droben, 1919, im ersten Nachkriegsjahr, gebar. Er sprengte die Fesseln der babylonischen Gefangenschaft, befreite die Glieder seines treuen Überrests von der Knechtschaft der Furcht und ließ sie als seine geistigen Söhne oder „Kinder Israel“ wieder in das richtige Verhältnis zu ihm zurückkehren. Sie wurden nicht nur frei von den vielen Einschränkungen, die ihnen die kriegführende Welt in bezug auf die Rede-, Handlungs- und Gottesdienstfreiheit auferlegt hatte, sondern auch von der Knechtschaft der Menschenfurcht. — Spr. 29:25.
27. Welche geistige Geburt ging 1919 also vor sich, und in welchen Zustand kam der Überrest im Weltkrieg der Jahre 1939 bis 1945 nicht?
27 Sie erfüllten die Worte in Matthäus 24:14, indem sie ihr Werk der unerschrockenen Verkündigung der „guten Botschaft vom Königreich“ reorganisierten. Es war, als ob ihre himmlische Mutter, „das Jerusalem droben“, 1919 eine neue Nation, eine freie, geistige Nation in dem Lande der Anbetung Jehovas geboren oder hervorgebracht hätte. Seither hat sich der Überrest nie mehr einschüchtern lassen und sich nie mehr unter das babylonische Joch gebeugt, nicht einmal während des noch schlimmeren Weltkrieges der Jahre 1939 bis 1945.
28. Was war nach dieser geistigen Geburt in bezug auf die Nationen und Völker, unter denen sie vor sich gegangen war, zu erwarten?
28 Es war zu erwarten, daß die Befreiung und Geburt einer neuen, geistigen Nation inmitten der Völker und Nationen dieser Welt nicht ohne bedeutende, spürbare Auswirkungen auf diese Völker sein würden. Wie sollte sich diese überraschende, völlig unerwartete Geburt einer befreiten, wiederhergestellten geistigen Nation auf diese Völker und Nationen auswirken? Auf eine Weise, daß die Welt aufhorchen würde. Wir wollen sehen, wie!