„Nichts haben und doch alles besitzen“
„... als Arme, die aber viele reich machen, als solche, die nichts haben und doch alles besitzen“ (2. Kor. 6:10)
1. Wieso entspricht das Geld einem Bedürfnis?
OHNE Geld könnten wir im gegenwärtigen System der Dinge nicht leben. Wie wollten wir ohne Geld für unseren Lebensunterhalt aufkommen? Man braucht Geld für einen Krankenhausaufenthalt, für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, für Strom, Heizung und Wasserversorgung — für Dinge, die dem Menschen von Nutzen sind. Wie wollten wir ohne Geld Nahrung und Kleidung für uns selbst und unsere Familie beschaffen, oder wie wollten wir eine Wohnung bekommen und sie instand halten? In Prediger 10:19 lesen wir die weisen Worte: „Brot ist für das Lachen der Arbeiter, und Wein selbst erfreut das Leben; aber Geld ist das, was in allen Dingen eine Erwiderung findet.“
2. Wovor sollte sich ein Christ stets hüten? Warum?
2 Solange das gegenwärtige System der Dinge besteht, leistet das Geld Christen also gute Dienste, damit sie ihre täglichen Bedürfnisse befriedigen und vor allem auch die Königreichsbotschaft predigen können. Da das Geld so nützlich ist und man damit so vieles kaufen kann, muß ein Christ fortwährend Selbstbeherrschung üben und die Bedeutung des Geldes (des Reichtums oder des materiellen Besitzes) stets richtig einschätzen, das heißt, er muß es stets als Mittel zum Zweck betrachten; er darf es nie zum Gegenstand seiner Liebe machen oder es zum „Begehren seines Herzens“ werden lassen. Christen müssen im Hinblick auf die Zeit, in der wir leben, unbedingt die richtige Ansicht über das Geld gewinnen und daran festhalten.
3. (a) Zu welcher Einstellung zu materiellem Reichtum verhilft uns Paulus? (b) Worauf richtete er sein Herz?
3 Der Apostel Paulus, der aus dem Stamm Benjamin war, also ein Hebräer, und, was die jüdische Religion betraf, zu den Pharisäern gehörte (die als „geldliebend“ bekannt waren), konnte aus Erfahrung sprechen, und seine Worte helfen uns, die richtige geistige Einstellung zu erlangen (Phil. 3:5; Luk. 16:14). Seine Fähigkeiten und seine Gelehrsamkeit — er war von dem Pharisäer Gamaliel unterwiesen worden — hätten es ihm bestimmt ermöglicht, zu großem Wohlstand zu gelangen (Apg. 5:34; 22:3). Paulus gab jedoch deutlich zu verstehen, wo wahrer Reichtum zu finden ist. Nachdem er über fünfundzwanzig Jahre als Vollzeitprediger gewirkt hatte und deswegen auch im Gefängnis gewesen war, schrieb er über seine Einstellung und über seinen Entschluß, auf ein Leben, das ihm vielleicht großen materiellen Gewinn eingebracht hätte, zu verzichten, folgendes: „Tatsächlich betrachte ich überhaupt auch alle Dinge als Verlust wegen des alles übertreffenden Wertes der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen habe ich den Verlust aller Dinge erlitten, und ich betrachte sie als eine Menge Kehricht, damit ich Christus gewinne und in Gemeinschaft mit ihm erfunden werde, ... um, wenn möglich, irgendwie zu der Früh-Auferstehung von den Toten zu gelangen.“ Paulus zeigte, wo sein Herz war, ja was für ihn wirklich von Wert war (Phil. 3:8-14; Hebr. 6:10-12). Seine gesunde Einstellung zu materiellem Reichtum half ihm, stets vernünftig zu bleiben. Er konnte in seinem Leben bei vielen Menschen beobachten, wie schädlich sich die Liebe zum Reichtum auswirken kann (2. Tim. 4:10).
DIE SCHLINGE DER GELDGIER
4. Auf welche Gefahr wurde Timotheus aufmerksam gemacht?
4 Da Paulus an dem jungen Timotheus aufrichtig interessiert war, schrieb er ihm einen Brief nach Ephesus (Kleinasien), das damals eine sehr reiche Handelsstadt war. Er warnte ihn davor, nach materiellem Reichtum zu streben, und machte ihn auf die verhängnisvollen Folgen dieses Strebens aufmerksam. Er schrieb: „Die aber, die entschlossen sind, reich zu werden, fallen in Versuchung und in eine Schlinge und in viele unsinnige und schädliche Begierden, die die Menschen in Vernichtung und Verderben stürzen. Denn die Geldliebe ist eine Wurzel von schädlichen Dingen aller Arten, und indem einige dieser Liebe nachstrebten, sind sie vom Glauben abgeirrt und haben sich selbst mit vielen Schmerzen überall durchbohrt“ (1. Tim. 6:9, 10). Verstehst du diese warnenden Worte? Beachtest du sie? Hast du sie nicht schon im Leben vieler bestätigt gefunden?
5. (a) Wann kann der Wunsch nach materiellen Dingen zu einer „Schlinge“ werden? (b) Warum kann man nicht zwei Herren dienen?
5 Wenn sich dein Interesse am Geld nicht mehr nur auf die Beschaffung der lebensnotwendigen Dinge beschränkt, sondern sich zu einer Gier nach Reichtum oder dem Verlangen nach Dingen entwickelt, die du nicht unbedingt brauchst, dann dient dir das Geld nicht mehr als Mittel zum Zweck. Dann herrscht es über dich; es wird dir zur „Schlinge“. Jesus sagte: „Niemand kann ein Sklave zweier Herren sein; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird sich zu dem einen halten und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Sklaven Gottes und des Reichtums sein“ (Matth. 6:24). Die Bibel verurteilt den Reichtum nicht; sie verurteilt nur die, die sich davon versklaven lassen. Warum? Weil jemand, der sich von seiner Gier nach materiellen Dingen versklaven läßt, nicht mehr Jehova Gott zum Herrn hat. Er kann Jehova, seinen Gott, nicht mehr ‘mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele und mit seinem ganzen Sinn lieben’ (Matth. 22:37). Man sagt, das Geld rede. Bist du aber sein Sklave, so denkt es sogar für dich!
6. (a) Welche schädlichen Folgen kann die Geldliebe für einen Christen haben? (b) Wie sind viele zum Geld eingestellt?
6 Die Gier nach Geld (Reichtum) kann in einem Menschen wie ein verzehrendes Feuer wirken; sie kann seine christlichen Eigenschaften zerstören. Sie kann bewirken, daß er entartet und verroht und daß er den Blick für Gerechtigkeit, Wahrheit, Ehrlichkeit, Freigebigkeit und Barmherzigkeit verliert (5. Mose 16:19, 20; 2. Mose 23:8). Das Streben nach materiellem Wohlstand kann leicht dazu führen, daß man sich auf die unehrlichen Geschäftsmethoden der Welt einläßt. „Ein Mann von treuen Taten wird viele Segnungen bekommen, aber wer hastig ist, Reichtum zu gewinnen, wird nicht unschuldig bleiben“ (Spr. 28:20). Vielleicht sagst du nun: „Das trifft auf mich nicht zu. Ich kann mich beherrschen. Wie könnte ich das Geld je lieben? Es ist ja schließlich weiter nichts als Papier!“ Das stimmt, doch wieviel Zeit und Kraft verwendest du, um zu Geld zu kommen? Ist das Geld vielleicht doch dein Herr geworden? David T. Bazelon schreibt in seinem Buch The Paper Economy (Die Papierwährung): „Geld ist ein Traum. Es ist ein Stück Papier, auf dem mit unsichtbarer Farbe alles Erträumte aufgedruckt ist, was man damit kaufen kann ... Viele von uns, die in der großen Jagd, die heute in Amerika im Gange ist, nicht direkt Verlierer sind, lieben das Geld weit mehr als irgendeines der Dinge, die man damit kaufen kann. Es ist für uns kein Mittel zum Zweck, sondern eine Leidenschaft.“ Wir leben in der Zeit, die Paulus gemäß 2. Timotheus 3:1, 2 mit den Worten vorhersagte: „In den letzten Tagen [werden] kritische Zeiten dasein ..., mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden ... geldliebend [sein].“ Ein Christ sollte daher unbedingt die richtige Einstellung haben und sich vor der unersättlichen Gier nach Geld und Reichtum hüten.
7. Wozu hat das unermüdliche Streben nach Geld und Reichtum schon oft geführt?
7 Dieses unermüdliche Streben nach Reichtum und die Geldliebe haben schon unendlich viel Herzeleid, Kummer, Schmerz, Betrübnis, Verzweiflung und Blutvergießen verursacht. Personen, die das geistige Gleichgewicht verloren haben und in ihrem Herzen Habsucht aufkommen ließen, sind dafür ein trauriges Beispiel. Darum wollen wir wie Paulus daran denken, daß „alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ... zu unserer Unterweisung geschrieben“ worden ist und daß es „zur Warnung für uns geschrieben worden [ist], auf welche die Enden der Systeme der Dinge gekommen sind“ (Röm. 15:4; 1. Kor. 10:11).
„DIE TRÜGERISCHE MACHT DES REICHTUMS“
8. (a) Welche Herzenseinstellung offenbarte Achan? (b) Was können wir daraus lernen?
8 Versetzen wir uns in die Zeit, in der Jehova Gott die Israeliten durch die Wüste führte und sie im Begriff standen, das Verheißene Land in Besitz zu nehmen. Über die Stadt Jericho, die Erstlingsfrucht ihres Sieges, wurde ihnen gesagt: „Die Stadt soll etwas werden, was der Vernichtung geweiht ist; sie ... gehört Jehova.“ Gemäß Gottes Anweisungen durfte sie also nicht geplündert werden, wie das sonst bei eroberten Städten üblich war, sondern sie sollte niedergebrannt werden. Das Silber und das Gold sollten „in den Schatz Jehovas“ kommen (Josua 6:17-19). Achan, ein Angehöriger des Stammes Juda, ließ jedoch in seinem Herzen Habsucht aufkommen. Er bekannte später: „Als ich unter der Beute ein gutaussehendes Amtsgewand aus Schinear zu sehen bekam und zweihundert Schekel Silber und einen Goldbarren, fünfzig Schekel sein Gewicht, da begehrte ich sie, und ich nahm sie“ (Josua 7:21). Achans Liebe zum Reichtum veranlaßte ihn zum Treuebruch und zu Unehrlichkeit und bewog ihn, Jehova zu bestehlen. Als die Israeliten Ai, die nächste Stadt, erobern wollten, versagte ihnen Jehova seinen Geist so lange, bis es sich herausstellte, daß Achan der Übeltäter war. Nachdem Achan, seine Familie und sein Viehbestand ausgesondert worden waren, wurden sie gesteinigt und dann verbrannt. Welch hoher Preis für vergängliche Schätze! (Josua 7:1-26).
9. (a) Wie bewies Gechasi, daß er „geldliebend“ war? (b) Warum verloren Ananias und Sapphira ihr Leben?
9 Ein weiteres Beispiel war Gechasi, der Diener Elisas. Als Elisa den syrischen Heerobersten Naaman vom Aussatz geheilt hatte, wollte sich dieser gegenüber Elisa erkenntlich zeigen und ihm ein Geschenk machen. Elisa lehnte es aber ab. Gechasi dagegen liebte den Reichtum. Er versuchte, aus Elisas Wundertat persönlichen Gewinn zu schlagen. Das veranlaßte ihn, sowohl Naaman als auch Elisa zu belügen. Welche Folgen hatte das für ihn? Elisa sagte: „Somit wird der Aussatz Naamans dir und deinen Nachkommen auf unbestimmte Zeit anhaften“ (2. Kö. 5:20-27). Oder denken wir an Ananias und seine Frau Sapphira, die ‘ein falsches Spiel gegenüber Gott trieben’, indem sie von dem Preis ihres Feldes insgeheim etwas zurückbehielten und deswegen ihr Leben verloren (Apg. 5:1-10).
10. Wie weit kann ein habsüchtiges Herz einen Menschen treiben?
10 Als weiteres Beispiel könnte Judas Iskariot angeführt werden, der das wunderbare Vorrecht hatte, ein Apostel Jesu zu sein. Da er anfangs bestimmt treu und zuverlässig war, verwaltete er für Jesus und die zwölf Apostel das Geld. Später entwickelte er sich jedoch zu einem habsüchtigen Gewohnheitsdieb (Joh. 12:6). Sein habsüchtiges Herz trieb ihn an, seinen Herrn für nur dreißig Silberstücke zu verraten. Und welche Folgen hatte das für ihn? Als er sah, daß Jesus verurteilt worden war, ging er hin und „erhängte sich“ (Matth. 27:3-5). Diese Gefahr droht denen, die Sklaven des Reichtums werden.
11. Inwiefern ist materieller Reichtum trügerisch? Begründe deine Antwort.
11 Die Bibel spricht von der ‘trügerischen Macht des Reichtums’ (Matth. 13:22). Reichtum ist deshalb trügerisch, weil derjenige, der danach strebt oder danach trachtet, gewöhnlich nicht erkennt, daß die Macht desselben beschränkt ist. Er wird betrogen, weil der Reichtum, nach dem er so eifrig strebt, ihm in Wirklichkeit nicht die Befriedigung gewährt, nach der er sich so sehr sehnt. Er hat ständig das Gefühl, noch zuwenig zu haben. Deshalb möchte er immer noch mehr, noch mehr und noch mehr. Es ist interessant, daß dieses Verlangen immer größer wird, je mehr man ihm nachgibt. Der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin bestätigte dies einmal, indem er sagte: „Geld hat noch nie glücklich gemacht, und es wird auch nie glücklich machen. Es hat nichts an sich, was glücklich machen kann. Je mehr ein Mensch hat, desto mehr will er. Statt ein Bedürfnis zu befriedigen, schafft es ein neues. Hat es e i n e n Wunsch erfüllt, so entstehen daraus zwei oder drei andere. Folgendes Wort des weisen Spruchdichters ist wahr und zuverlässig: ,Besser ein wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz und Unruhe dabei‘“ (Spr. 15:16, Authorized Version).
12. Wieso hilft uns die Erkenntnis, daß die Macht des materiellen Reichtums beschränkt ist, die richtige Einstellung dazu zu bewahren?
12 Die Erkenntnis, daß die Macht des materiellen Reichtums beschränkt ist, hilft uns, die richtige Einstellung dazu zu bewahren. Materieller Reichtum kann die wichtigsten Bedürfnisse des Menschen nicht befriedigen. Jesus sagte zum Beispiel, daß das Leben eines Menschen nicht von seinem materiellen Besitz abhänge (Luk. 12:15-21). Kann Geld den Schmerz lindern, der durch den Tod eines lieben Angehörigen entsteht? Kann der Verstorbene mit irgendeiner Summe Geld aus dem Scheol, dem Grab, zurückgekauft werden? Können — wenn die Jugend entschwindet und das Alter sich bemerkbar macht — Aktien oder andere Wertpapiere unsere Runzeln beseitigen und uns die Jugendkraft zurückgeben? Könnte uns eine Bank voll Geld glücklich machen, wenn wir krank wären? Könnte ein Blindgeborener, wenn er alles Geld der Welt besäße, die liebevollen Blicke seiner Eltern sehen, einen herrlichen Sonnenuntergang betrachten oder junge Tiere beim Spiel beobachten? Wären für einen Taubgeborenen Berge von Gold ein Ersatz dafür, eine schöne Sinfonie, das Rauschen des Meeres oder seine eigene Stimme zu hören? So beschränkt ist die Macht des irdischen Reichtums!
13. Welche Einstellung kommt in Sprüche 30:8, 9 zum Ausdruck?
13 Die Anerkennung und der Segen Jehovas hängen nicht davon ab, ob wir etwas haben oder ob wir nichts haben, sondern davon, wie wir das, was wir haben, verwenden und wie wir dazu eingestellt sind. „Gib mir weder Armut noch Reichtum. Laß mich die mir beschiedene Speise verzehren, damit ich nicht satt werde und ich dich tatsächlich verleugne und sage: ,Wer ist Jehova?‘ und damit ich nicht verarme und ich tatsächlich stehle und mich am Namen meines Gottes vergreife“ (Spr. 30:8, 9). Wenn wir nicht maßvoll bleiben und nicht die richtige Einstellung zu irdischen Gütern beibehalten, können sie uns zu einer Gefahr werden, ob wir wenig oder viel davon haben.
14. (a) Wie sind einige, die an irdischen Gütern arm sind, eingestellt? (b) Sind ihre Überlegungen richtig?
14 Ein Armer kann sehr geldliebend sein. Da er nichts hat, mag er denken, er habe das Recht, zu stehlen oder unehrlich zu sein, um das zu bekommen, was er begehrt. Er ist auf andere neidisch und glaubt sich deshalb dazu berechtigt, seine ganze Zeit und Kraft darauf zu verwenden, das zu bekommen, was er haben möchte. Vielleicht denkt er auch wie viele andere, die Welt schulde ihm seinen Lebensunterhalt. Es kommt aber ganz darauf an, von welchem Standpunkt aus man die Sache sieht. Jemand, der denkt, er sei arm, mag in den Augen eines anderen, der in einem anderen Land lebt, im Vergleich zu ihm reich sein. Wir sollten für das, was wir haben, dankbar sein und es richtig gebrauchen. „Möge sich der Weise nicht seiner Weisheit rühmen, und möge sich der Starke nicht seiner Macht rühmen. Möge sich der Reiche nicht seines Reichtums rühmen“ (Jer. 9:23). Hier kommt die richtige Ansicht zum Ausdruck, die ein Weiser, ein Starker oder ein Reicher haben sollte. Aber selbst wenn man weder weise noch mächtig, noch reich ist, sollte man eine ausgeglichene Ansicht haben. Man sollte sich dessen rühmen, Jehova zu kennen (1. Kor. 1:31).
15. (a) Wie zeigt Paulus, daß es nicht verkehrt ist, reich zu sein? (b) Vor welchen Gefahren müssen sich solche Personen jedoch hüten?
15 Gottes Wort verurteilt niemand, weil er reich ist an irdischen Gütern. Paulus wußte, daß damals einige Christen reich waren, aber er wies Timotheus deswegen nicht an, diesen reichen Brüdern den Rat zu geben, ihren Reichtum aufzugeben, arm zu werden und in Armut zu leben. Nein! Er forderte sie vielmehr auf, die richtige Ansicht über den Reichtum zu bewahren. „Gib denen, die reich sind im gegenwärtigen System der Dinge, Weisung, nicht hochmütig zu sein und ihre Hoffnung nicht auf unsicheren Reichtum zu setzen, sondern auf Gott, der uns alle Dinge reichlich darbietet zum Genuß; Gutes zu wirken, reich zu sein an vortrefflichen Werken, freigebig zu sein, bereit zu teilen, indem sie für sich sichere Schätze sammeln als vortreffliche Grundlage für die Zukunft, damit sie das wirkliche Leben fest ergreifen“ (1. Tim. 6:17-19). Paulus warnt hier vor den Gefahren, die der Überfluß mit sich bringt. Man könnte dadurch verleitet werden, seine Hoffnung auf den Reichtum zu setzen. Man könnte von den geistigen Dingen abgelenkt werden und zu einem Sklaven des Reichtums werden, indem man nur noch darauf bedacht wäre, ihn zu behüten und zu bewahren. Ob reich oder arm — wir können nur eine bestimmte Menge essen und nur einen Anzug oder nur ein Kleid auf einmal anziehen. Wir sollten mit dem zufrieden sein, was wir haben, und sollten es zur Förderung der Königreichsinteressen gebrauchen und so „das wirkliche Leben fest ergreifen“.
SICH WAHREN REICHTUM ERWERBEN
16. Welche Ansicht über die Zukunft sollten wir haben, was irdische Güter betrifft?
16 Inwieweit sollten wir denn an materiellen Dingen interessiert sein? Der Rat des Apostels Paulus lautet: „Wir haben nichts in die Welt hineingebracht, und wir können auch nichts mit hinaustragen! Wenn wir also Lebensunterhalt und Bedeckung haben, werden wir mit diesen Dingen zufrieden sein“ (1. Tim. 6:7, 8). Als Jesus seine Jünger beten lehrte, sagte er: „Gib uns unser Brot für den Tag, so, wie der Tag es erfordert“ (Luk. 11:3). Er sagte nichts vom Anlegen großer Vorräte. Wir sollten uns einfach um das für jeden Tag Erforderliche kümmern und uns keine Sorgen um die Zukunft machen. Warum sich Reichtümer aufhäufen für eine Zeit, die man vielleicht nie erlebt? Warum Schätze sammeln in einer Welt, die vergeht? (1. Joh. 2:15-17).
17, 18. (a) Welche Einstellung bewahrt uns davor, uns zuviel Sorgen zu machen? (b) Was wollte Jesus durch seine Vergleiche zeigen?
17 Wir können uns darauf verlassen, daß Jehova uns mit den für das Leben notwendigen Dingen versorgen wird, wenn wir die Interessen seines Königreiches in unserem Leben allem voranstellen. Jesus zeigte, wie wir eingestellt sein sollten: „Deswegen sage ich euch: Hört auf, euch Sorgen zu machen um eure Seele über das, was ihr essen oder was ihr trinken werdet, oder um euren Leib über das, was ihr anziehen werdet. Bedeutet die Seele nicht mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?“ (Matth. 6:25). Jesus legte also Nachdruck auf das, was wichtig ist: auf geistige Dinge — auf die „Seele“ oder unser Leben —, nicht auf materielle Dinge, die uns große Sorgen bereiten können. Er sagte, daß wir ‘aufmerksam die Vögel beobachten sollten, die von Jehova ernährt werden’, und daß wir ‘eine Lektion von den Lilien des Feldes lernen und beachten sollten, daß nicht einmal Salomo in all seiner Herrlichkeit wie eine von diesen bekleidet war’. Dann zeigte er, worum sich die Menschen hauptsächlich Sorgen machen, indem er sagte: „Darum macht euch nie Sorgen und sprecht: ,Was sollen wir essen?‘ oder: ,Was sollen wir trinken?‘ oder: ,Was sollen wir anziehen?‘, denn all diesen Dingen streben die Nationen begierig nach. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all diese Dinge benötigt. So fahrt denn fort, zuerst das Königreich und Seine Gerechtigkeit zu suchen, und alle diese anderen Dinge werden euch hinzugefügt werden“ (Matth. 6:26-33). Glaubst du das wirklich?
18 Das heißt nicht, daß wir es uns bequem machen, nichts tun und darauf warten sollten, bis Gott uns mit Nahrung und Kleidung versorgt. Aus dem Gleichnis Jesu geht hervor, daß die Vögel das, was sie brauchen, suchen. Jehova verleiht ihnen sowohl die Fähigkeit als auch die Kraft dazu. Dasselbe tut er auch mit uns (Phil. 4:13). Was Jesus betonen wollte, war, daß wir uns nicht zu sehr mit materiellen Dingen befassen, sondern daß wir unseren Dienst für Gott zu unserem Schatz machen sollten. Das wird uns unzählige Segnungen einbringen. Wir gehen dadurch über die Grenzen, die der Macht des materiellen Reichtums gesetzt sind, hinaus und werden mit etwas belohnt, was nicht mit Geld zu erwerben ist, was aber unvergleichlich reich macht (Röm. 11:33).
19. Warum ist geistiger Reichtum mit materiellem Reichtum nicht zu vergleichen?
19 Der alles übertreffende Wert dieses Reichtums wird in Sprüche 3:13-18 treffend beschrieben: „Glücklich ist der Mensch, der Weisheit gefunden hat, und der Mensch, der Unterscheidungsvermögen erlangt, denn sie als Gewinn zu haben ist besser, als Gewinn an Silber zu haben, und sie als Ertrag zu haben besser als Gold selbst. Sie ist kostbarer als Korallen, und alles andere, woran du Lust hast, kann ihr nicht gleichkommen. Länge der Tage ist in ihrer Rechten; in ihrer Linken sind Reichtum und Herrlichkeit. Ihre Wege sind Wege der Lieblichkeit, und alle ihre Pfade sind Frieden. Sie ist ein Baum des Lebens für die, die sie ergreifen, und die sie festhalten, sind glücklich zu nennen.“ Dieser Reichtum bringt uns wahren Frieden und echtes Glück, ja er bedeutet für uns ewiges Leben!
20. (a) Welches Beispiel gab Jesus in bezug auf materiellen Besitz? (b) Was machte er der Menschheit zugänglich?
20 Schätzt du diesen Reichtum? Jesus schätzte ihn. Sein Schatz bestand darin, den Willen seines Vaters zu tun. Er sagte: „Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende“ (Joh. 4:34; 6:38). Alles andere in seinem Leben kam an zweiter Stelle. Er schätzte den wahren Reichtum richtig ein. Obwohl er der Sohn Gottes war, lesen wir nichts davon, daß er im Überfluß lebte, als er auf der Erde war. Im Gegenteil! „Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Schlafsitze, der Sohn des Menschen aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt niederlegen kann“ (Luk. 9:58). Obwohl arm, war er dennoch reich. Eine Betrachtung seines Lebens zeigt, daß er glücklich und zufrieden war. Wenn er an weltlichen Gütern auch wenig besaß, war er doch in der Lage, das ganze Menschengeschlecht zu erlösen und seinen Nachfolgern den größten Schatz zu erschließen: die Aussicht, „Söhne Gottes“ zu werden. Er machte ihnen darüber hinaus noch weitere geistige Segnungen zugänglich (2. Kor. 8:9; Röm. 8:14, 19; Jak. 2:5; Kol. 1:27; 2:2, 3).
21. (a) Wie bewiesen Jesu Apostel, daß sie Wertschätzung für himmlische Schätze hatten? (b) Welche Fragen könnten wir uns stellen?
21 Auch von den Aposteln kann gesagt werden, daß sie richtig eingestellt waren, denn auch sie gaben himmlischen Schätzen den Vorrang. Petrus und sein Bruder Andreas waren Fischer, aber auf Jesu Einladung hin ‘verließen sie sogleich die Netze und folgten ihm, (Matth. 4:20). Johannes und Jakobus reagierten ähnlich. „Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm“ (Matth. 4:22). Sie nahmen die Gelegenheit, Jehova Gott zusammen mit seinem Sohn, den er ausgesandt hatte, zu dienen, freudig wahr. Was hättest du getan, wenn du damals an ihrer Stelle gewesen wärst? Hättest du deine Netze ebenfalls sogleich verlassen? Oder hättest du gezögert und erst überlegt, ob du noch etwas länger in dem recht einträglichen Fischereigewerbe tätig sein solltest, bis du finanziell besser in der Lage wärst, ihm nachzufolgen? Wie wichtig ist es doch heute, zu wissen, wo die wahren Schätze zu finden sind! Beweist du durch deine Lebensweise, daß die geistigen Schätze in deinem Leben die wichtigste Rolle spielen? (Matth. 13:44-46). Wächst deine Wertschätzung für die geistigen Schätze, für Jehovas Gunst und Segen? Erkennst du die vielen geistigen Segnungen, die uns durch Gottes Organisation zuteil werden, und ziehst du daraus vollen Nutzen?
UNSER „AUGE“ RICHTIG EINSTELLEN
22. (a) Inwiefern ist unser Auge die Lampe des Leibes? (b) Was bedeutet es, ‘die Augen unseres Herzens’ richtig eingestellt zu haben?
22 Jesus sagte: „Die Lampe des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge lauter [rein, in seinem Blick ungeteilt, richtig eingestellt, freigebig] ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn aber dein Auge böse [selbstsüchtig, Moffatt] ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn in Wirklichkeit das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß ist diese Finsternis!“ (Matth. 6:22, 23). Welch treffender Rat! Schätzen wir es nicht, an einem dunklen Ort eine Lampe zu haben, um nicht zu stolpern oder gegen etwas zu stoßen und uns zu verletzen? Damit wir richtig sehen, muß unser Auge „lauter“ sein, in seinem Blick ungeteilt. Es muß richtig eingestellt sein, das heißt, es muß alle von einem Gegenstand reflektierten Lichtstrahlen auffangen und sie so registrieren, daß die Gegenstände wirklichkeitsgetreu wiedergegeben werden. Ähnlich verhält es sich mit den ‘Augen unseres Herzens’ (Eph. 1:18). Auch sie müssen richtig eingestellt sein, in ihrem Blick ungeteilt. Um etwas richtig entscheiden zu können, müssen wir es aus der richtigen Perspektive sehen. Ein reines (freigebiges) Auge bewahrt uns davor, zuviel an uns selbst zu denken. Es macht uns zum Teilen bereit (Phil. 2:4). Ein „schlechtes“ Auge oder eines, das nicht richtig eingestellt ist, würde uns genußsüchtig machen und uns veranlassen, falsche Entscheidungen zu treffen. Unser ganzer Leib wäre dann „finster“.
23. (a) Wie können wir als Arme viele reich machen? (b) Welche Einstellung ermöglicht es vielen, im Vollzeitdienst zu stehen?
23 Wenn wir ein „freigebiges“ Auge haben, können wir verstehen, was Paulus mit den Worten meinte: „... als Arme, die aber viele reich machen, als solche, die nichts haben und doch alles besitzen“ (2. Kor. 6:10). Paulus hatte keine finanziellen Verpflichtungen, die ihn gezwungen hätten, ständig als Zeltmacher zu arbeiten, aber mitunter machte er Zelte, um der Versammlung, in der er sich aufhielt, nicht zur Last zu fallen. Jehova mit ungeteilter Aufmerksamkeit zu dienen ist ein Schatz, der mit allem Geld in der Welt nicht zu vergleichen ist. Wie damals Paulus, so können auch heute Tausende dadurch, daß sie ein „lauteres“ Auge bewahren, ihre ganze Zeit in den Dienst des Predigtwerkes stellen, indem sie als Pioniere, Sonderbeauftragte oder Mitarbeiter in Bethelheimen tätig sind. Da sie zum Geld richtig eingestellt sind, halten sie die geistigen Segnungen für viel wertvoller als alles, was sie an materiellen Dingen besitzen könnten, wenn sie ihre Zeit fast ausschließlich für eine weltliche Beschäftigung verwendeten.
24. Wieso kann Geben ein Schatz sein?
24 Wenn unser Auge richtig eingestellt ist, können wir die unübertreffliche Freude erleben, anderen zu helfen, die wunderbaren göttlichen Wahrheiten kennenzulernen, und zu sehen, welche Änderungen dadurch in ihrem Leben bewirkt werden. Das ist die Grundlage für wahres Glück. Jesus sagte: „Beglückender ist Geben als Empfangen“ (Apg. 20:35). Kein Schatz der Welt kann die Freude und die Segnungen aufwiegen, die man erlebt, wenn man anderen besonders in geistiger Hinsicht helfen kann. „Erkennst“ du das, und weißt du es auch zu schätzen?
25. Inwiefern ist die „Frucht des Geistes“ ein Schatz, und warum besonders heute?
25 Gottes heiliger Geist ist ebenfalls ein Schatz, der nicht gekauft werden kann (Apg. 8:18-20). Ebensowenig kann die Frucht des Geistes Gottes mit Geld erworben werden. Die Bibel beschreibt diesen Schatz mit den Worten: „Die Frucht des Geistes [ist] Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“ (Gal. 5:22, 23). Wie wertvoll sind doch solche Eigenschaften in der heutigen Zeit, in der überall Unfrieden herrscht! Wie kostbar ist es, ‘den Frieden Gottes zu besitzen, der alles Denken übertrifft’! Er wird ‘dein Herz und deine Denkkraft durch Christus Jesus behüten’ (Phil. 4:7). Wenn du dich vor der Geldliebe dieser Welt hütest, wenn du dem Willen Gottes entsprichst, unablässig betest, Gott um seinen Geist und um ein besseres Verständnis bittest und wenn du dich von seinem Geist leiten läßt, wirst auch du die Segnungen dieses Schatzes verspüren.
26. Womit werden die „anderen Schafe“ belohnt, die dafür sorgen, daß ihr Auge „lauter“ bleibt?
26 Kannst du mit deinem geistigen Auge auch noch einen weiteren Schatz sehen — die Aussicht auf ewiges Leben? Ja, stell dir vor: ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde! Damit werden alle „anderen Schafe“ belohnt, die jetzt ein „lauteres“, das heißt in seinem Blick ungeteiltes Auge bewahren (Joh. 10:16; Tit. 1:2; 1. Joh. 2:17; 1. Tim. 6:12). Mit materiellem Reichtum könnte man dieses Leben niemals erwerben (Luk. 12:15-21). „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einziggezeugten Sohn gab, damit jeder, der Glauben an ihn ausübt, nicht vernichtet werde, sondern ewiges Leben habe“ (Joh. 3:16). Das verheißt Gott allen, die ihn lieben und die seinen Willen tun, auch den „anderen Schafen“.
27. (a) Wie sollten wir im Hinblick auf die Zeit, in der wir leben, zu materiellem Reichtum eingestellt sein? (b) Welche Freude können wir erleben?
27 Erhalten wir uns deshalb unsere geistige Sehkraft, indem wir irdischen Reichtum stets vom richtigen Standpunkt aus betrachten und immer daran denken, daß alles Geld dieses Systems der Dinge dazu bestimmt ist zu vergehen, wertlos zu werden (Hes. 7:19; Luk. 16:9). In der „großen Drangsal“, in der nun bald alle Nationen untergehen werden, werden alle Schätze dieser Welt ihren Wert verlieren — sowohl für die, die in der „Drangsal“ umkommen, als auch für die, die sie überleben. Befolgen wir daher den Rat Jesu, und gebrauchen wir das, was wir haben, zur Verherrlichung Gottes! (Joh. 15:8). Wir sollten nicht nur durch unsere Worte, sondern auch durch unsere Taten beweisen, daß wir dem geistigen Reichtum den Vorrang geben, indem wir aus den vielen Vorkehrungen Jehovas vollen Nutzen ziehen. Beteiligen wir uns an der Verkündigung der guten Botschaft vom Königreich, um anderen zu helfen, geistige Schätze zu erwerben! Betrachten wir unseren materiellen Besitz stets vom richtigen Standpunkt aus, und erwerben wir uns bei unserem himmlischen Vater einen guten Ruf! Dann werden auch wir „als Arme, die aber viele reich machen, als solche, die nichts haben und doch alles besitzen“, viel Freude erleben (2. Kor. 6:10).