Kapitel 13
Wie denkst du über Zucht?
1—4. (a) Warum neigen wir alle dazu, Fehler zu machen? (b) Was — außer mangelndem Wissen — führt dazu, daß wir Fehler machen?
WAHRSCHEINLICH kennst du auch jemand — einen Mitschüler oder sogar einen Lehrer —, der nicht bereit ist, einen Fehler oder ein Unrecht zuzugeben. Was hältst du von einem solchen Menschen? Würde er in deiner Achtung steigen oder sinken, wenn er eines Tages zu dir käme und offen sagte: „Es tut mir leid. Ich sehe ein, daß ich im Unrecht war.“?
2 In Wirklichkeit machen wir alle Fehler, denn niemand von uns ist vollkommen oder fehlerlos. Das erfahren wir aus der Bibel. Sie zeigt, daß unser Urvater, Adam, ungehorsam war und daß deswegen alle Menschen Unvollkommenheit und Sünde ererbt haben. Die Bibel erklärt, daß „durch e i n e n Menschen [Adam] die Sünde in die Welt hineingekommen ist und durch die Sünde der Tod und sich so der Tod zu allen Menschen verbreitet hat, weil sie alle gesündigt hatten“ (Römer 5:12).
3 Manche Fehler sind auf Unkenntnis zurückzuführen; doch nicht alle. Oft sind Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit die Ursache. Angenommen, ein Fluggast paßt nicht auf, wenn die Stewardeß erklärt, wie man mit der Schwimmweste umgeht oder wie die Sauerstoffversorgung funktioniert. Wenn der Passagier deswegen in einer Notsituation die Rettungsgeräte nicht ausnutzt und das Leben verliert, dann ist nicht bloß seine Unkenntnis daran schuld, sondern vor allem seine Gleichgültigkeit.
4 Folglich kann man nicht jeden Fehler einfach als Irrtum entschuldigen. Oft ist willentliche Unkenntnis daran schuld. Noch schlimmer aber ist, wenn jemand etwas tut, wovon er weiß, daß es verkehrt ist, und wenn er sich aus diesem oder jenem Grund herauszureden sucht.
5, 6. (a) Warum ist Zurechtweisung für alt und jung nützlich? (b) Was soll durch Zucht erreicht werden? (Sprüche 1:1-4).
5 All das zeigt, daß Zucht nötig ist. Zur Zucht gehört auch Zurechtweisung. Wir alle, ob wir nun alt oder jung sind, müssen mitunter zurechtgewiesen werden. Ja, ohne Zucht oder Zurechtweisung würden die Menschen auf keinem Gebiet Fortschritte machen. Sie würden immer wieder dieselben Fehler machen, würden an denselben falschen Ansichten festhalten und keine neuen Kenntnisse oder Fähigkeiten erwerben.
6 Wußtest du aber, daß Zucht mehr einschließt als nur Zurechtweisung? Sie kann auch eine Schulung sein, die formt, stärkt oder verbessert. Zucht sollte eine Verbesserung im Hinblick auf die Zukunft zum Ziel haben.
WARUM ES SCHWERFÄLLT, ZUCHT ANZUNEHMEN
7—9. (a) Weshalb fällt es oft so schwer, Zucht anzunehmen? (b) Wie kann man diese Neigung überwinden?
7 Wenn Zucht so nützlich ist, fragt man sich, weshalb es den meisten so schwer fällt, sie anzunehmen. Das hat dieselbe Ursache, die es auch nötig macht, daß wir überhaupt erst in Zucht genommen werden müssen: unsere Unvollkommenheit. In Zucht genommen zu werden bringt uns in Verlegenheit. Es verletzt unseren Stolz. Zucht hat aber auch ihre guten Seiten, wie es der Apostel Paulus erklärt: „Allerdings scheint jede Züchtigung für die Gegenwart nicht erfreulich, sondern betrüblich zu sein; nachher aber trägt sie denen, die durch sie geübt worden sind, eine friedsame Frucht ein, nämlich Gerechtigkeit“ (Hebräer 12:11).
8 Demut macht es uns leichter, die unangenehmen Begleiterscheinungen der Zucht zu ertragen. Stolz und Eigensinn veranlassen jedoch viele, sich der Zucht zu widersetzen. Wenn aber jemand mit gutem Grund zurechtgewiesen oder getadelt wird und er sich widerspenstig zeigt, so macht er sich dadurch nur lächerlich. Gottes Wort sagt: „Weisheit und Zucht sind das, was nur Toren verachtet haben“ (Sprüche 1:7).
9 Im Gegensatz dazu lesen wir: „Erteile einem Weisen eine Zurechtweisung, und er wird dich lieben.“ Weshalb? Weil er weiß, daß er durch Zurechtweisung „noch weiser“ wird (Sprüche 9:8, 9).
WIE VERHÄLTST DU DICH?
10—12. (a) Wie kann sich Zucht gemäß Sprüche 19:20 auf unser Leben auswirken? (b) Warum nimmt uns Gott in Zucht? (Hebräer 12:5, 6). (c) Wer ist dazu ermächtigt, uns in Zucht zu nehmen?
10 Die eigentliche Frage lautet: Was willst du mit deinem Leben anfangen? Willst du dich einfach treiben lassen? Oder bist du bereit, auf eine erstrebenswerte Zukunft hinzuarbeiten? Wie denkst du darüber? Gehst du mit Gottes Wort einig, das rät: „Höre auf Rat und nimm Zucht an, damit du weise werdest in deiner Zukunft.“ (Sprüche 19:20)?
11 Ganz gleich, wie man darüber denkt — irgendwann im Leben wird jeder einmal zurechtgewiesen. Die Zucht wird uns weniger unangenehm erscheinen und leichter zu ertragen sein, wenn wir daran denken, daß sie eine göttliche Vorkehrung ist. Gott hat für Zucht gesorgt, weil er uns liebt und uns helfen will, uns zu verbessern. Deshalb sagt die Bibel, wer die Zucht hasse, werfe in Wirklichkeit ‘Gottes Worte hinter sich’ (Psalm 50:17).
12 Zucht sollte von jemandem angewandt werden, der dazu auch ermächtigt ist. Was meinst du, wer am besten in der Lage ist, junge Menschen in Zucht zu nehmen? Gott hat diese Aufgabe den Eltern übertragen, denn sie sind für das Leben ihrer Kinder verantwortlich. In der Christenversammlung hat Gott für die in geistiger Hinsicht „älteren Männer“ gesorgt, die befähigt sind, „durch die gesunde Lehre sowohl zu ermahnen als auch die Widersprechenden zurechtzuweisen“ (Titus 1:5-9).
13—17. Welche Gedankengänge helfen uns, unsere Einstellung zu korrigieren, wenn wir dazu neigen, uns der Zucht zu widersetzen? (Sprüche 4:1, 2; 13:24; 15:32).
13 Wie reagierst du auf die Zucht deiner Eltern? Viele junge Leute widersetzen sich ihr — wenigstens im Augenblick —, und manche laufen deshalb sogar von zu Hause weg. Wenn du dich über einen Tadel oder eine Ermahnung aufregst, frage dich: „Warum haben sich meine Eltern die Zeit genommen und die Mühe gemacht, dies zu tun?“ Du weißt selbst, daß es in den meisten Fällen einem Menschen nicht angenehm ist und ihm nicht leichtfällt, jemanden zu tadeln. Deine Eltern tun es aber dennoch, weil sie so viel Interesse an dir haben, daß sie die Mühe nicht scheuen. Schon das allein sollte dich dazu bewegen, ernstlich über das, was sie sagen, nachzudenken.
14 Es erfordert allerdings innere Stärke, Fehler zuzugeben. Und es erfordert Demut, Zucht anzunehmen, besonders wenn man sie nicht für notwendig hält. Wenn du sie aber ruhig annimmst und dich nicht dagegen sperrst, wird sie dir wahrscheinlich nützen, und das verbessert die Lage entschieden.
15 Denke auch daran, daß diejenigen, die uns in Zucht nehmen, ziemlich sicher nicht dadurch versuchen, uns in eine „Zwangsjacke“ zu stecken, als wollten sie uns bei unserem Vorankommen im Leben einengen. Wahrscheinlich versuchen sie vielmehr, uns zu helfen, Fortschritte zu machen. Zucht, die der Weisheit entspringt, bewahrt uns vor schmerzlichen Erfahrungen, vor Dingen, die unweigerlich unangenehme Folgen hätten und uns das Leben erschweren würden. Denen, die sich in Zucht nehmen lassen, verheißt die Bibel: „Wenn du wandelst, wird dein Schritt nicht eingeengt sein; und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln. Ergreife die Zucht; laß nicht ab. Behüte sie, denn sie ist dein Leben“ (Sprüche 4:10-13).
16 Selbstverständlich brauchen wir nicht zu warten, bis jemand anders uns zurechtweist. Wir können uns selbst in Zucht nehmen. Wenn wir aufmerksam sind, können wir viele unserer Fehler selbst erkennen und etwas unternehmen, um sie zu verbessern.
17 Die Bereitschaft, Zucht anzunehmen, kommt uns allen in vieler Hinsicht zugute. Wer seine Fehler und Schwächen offen zugibt, fühlt sich innerlich wohl und hat ein reines Gewissen. Herz und Sinn werden dadurch gestärkt, und das trägt dazu bei, daß man richtig handelt. Wenn wir Zucht nicht verachten, kommen wir auch mit unseren Mitmenschen besser aus. Sie sehen in uns einen ehrlichen, demütigen und ausgeglichenen Menschen, der sich von der Allgemeinheit angenehm abhebt. Was aber das wichtigste ist: Die Bereitschaft, Zucht anzunehmen, ist unbedingt erforderlich, um in ein gutes Verhältnis zu Jehova Gott zu gelangen und es aufrechtzuerhalten. Außerdem erlangt man dadurch eine Hoffnung auf eine dauernde und glückliche Zukunft. Ja, „die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens“ (Sprüche 6:23).
[Bild auf Seite 94]
Wie reagierst du, wenn man dich eines Besseren belehrt?