Wirst du den Weg finden, um ewig auf Erden zu leben?
„Die Aufrichtigen werden das Land bewohnen, und die Vollkommenen [Menschen von Integrität, RS] darin übrigbleiben; aber die Gesetzlosen werden aus dem Lande ausgerottet, und die Treulosen daraus weggerissen werden.“ — Spr. 2:21, 22.
1. Auf welche Weise verunreinigen die Menschen heute die Erde?
DIE Menschen verunreinigen heute die Erde. In ihrer Sucht, durch die Schätze der Natur schnell reich werden zu wollen, schlagen sie die waldigen Berge kahl und verwüsten die grünen Auen, so daß wertvoller Humusboden weggewaschen oder fortgeweht wird. Wilde Tiere und Vögel werden um des Mammons willen oder auch nur aus Sportlust mutwillig umgebracht. Die Luft, die wir atmen, wird unnötigerweise mit Fabrikrauch erfüllt, den in richtiger Weise zu beseitigen viele Industrielle zu knauserig sind. Im Laufe der Tausende von Jahren haben nationale und internationale Kriege das Land mit Strömen von Blut befleckt. Die mächtigsten Nationen vergiften auf der Suche nach noch schnelleren Methoden, durch die noch mehr Menschen umgebracht werden können, mit Radioaktivität die Atmosphäre, die Pflanzenwelt, das Land, das Meer und die Fische, ja alles und jedes. Die Wissenschaftler geben zu, daß durch ein solches Verfahren die Erde unbewohnbar werden könnte. Einige Teile der Erde sind es schon. Die Chronicle in San Franzisko vom 20. Juni 1956 schreibt in einem redaktionellen Artikel folgendes: „FÜR IMMER UNBEWOHNBAR GEWORDEN. Ohne Ausnahme ergeht an alle die Einladung, ihr Gewissen zu erforschen, und zwar auf Grund von Berichten, die anzeigen, daß die Versuche mit amerikanischen Kernwaffen wahrscheinlich zwei der Marshallinseln für immer unbewohnbar gemacht und bestimmt die Bevölkerung einer dritten Insel mit ernsten Strahlungskrankheiten heimgesucht haben. Durch die unvermeidlichen Folgen der Atomspaltung und Atomverschmelzung, also nicht absichtlich, sind Bikini und Eniwetok durch Bestrahlung verseucht worden, was sie als Wohnstätten für alle Zeiten unbrauchbar macht. Die Einwohner von Rongelap wurden aus der Luft, vom Erdboden her und durch die Nahrung, die sie aßen, so bestrahlt, daß ihnen fortwährend schlecht wurde; das Haar ging ihnen aus, die Haut veränderte sich und es zeigten sich an ihnen noch andere Symptome schwerer Bestrahlungskrankheiten.“
2. Wieso werden die Verhältnisse schlimmer, und was bedeutet dies?
2 Wenn man außerdem an die weitverbreitete, offenkundige moralische Entartung und den sittlichen Zusammenbruch denkt, so liegt es auf der Hand, daß die Erde und ihre Bewohner weit davon entfernt sind, die Weisheit und Majestät ihres Schöpfers, so wie es sein Vorhaben ist, widerzuspiegeln und ihn zu lobpreisen. Aber im Laufe der Zeit werden die Zustände noch schlimmer, denn es heißt: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten da sein werden, die schwer zu ertragen sind. Denn die Menschen werden selbstliebend sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, ohne liebende Güte, ohne natürliche Zuneigung, unverträglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, eigensinnig, aufgeblasen durch Einbildung, Vergnügungen mehr liebend als Gott, eine Form der Gottergebenheit habend, doch hinsichtlich deren Kraft sich als falsch erweisend; und von diesen wende dich weg.“ — 2. Tim. 3:1-5, NW.
3. Was müssen Christen tun, um bewahrt zu werden, wenn Jehova jene verdirbt, die die Erde verderben?
3 „Und von diesen wende dich weg.“ Weshalb? Aus demselben Grunde, aus dem sich das Volk Israel von den Kanaanitern absondern sollte, weil nämlich „schlechte Gesellschaft nützliche Gewohnheiten verdirbt“. Faule Dinge verderben die guten, schmutzige die sauberen Dinge. Wenn ganze Gruppen übel handeln oder Übeltäter unterstützen, so ergibt sich eine Gemeinschaftsverantwortung für solche Übeltaten, und damit Einzelpersonen diese Gemeinschaftsverantwortung nicht teilen, müssen sie sich von solchen Gruppen trennen, wenn nicht physisch, so doch im Geiste, moralisch und in ihren Gefühlen. Ebenso wie dem Volke Israel ein Gesetz gegeben worden war, durch das ihm Schutz zuteil geworden wäre, wenn es dieses Gesetz gehalten hätte, haben Christen Gebote erhalten, die zu ihrer Bewahrung gereichen, wenn sie ihnen nachkommen. Da Christen wissen, daß Satan „der Herrscher dieser Welt“, „der Gott dieses Systems der Dinge“, ist und die „ganze Welt in der Gewalt des Bösen“ liegt, schätzen sie die Weisheit des Gebotes, nicht ‚die Welt, noch was in der Welt‘ ist, zu lieben, und wissen, daß, ‚wer immer ein Freund der Welt sein will, sich selbst zu einem Feinde Gottes macht‘. Da sie nicht in der Gewalt Satans sein wollen, trennen sie sich von der Welt, die ganz unter seiner Macht steht. Auf diese Weise haben sie nicht teil an der Verantwortung, die die Welt wegen all ihrer Bosheit auf sich geladen hat, und sie werden dadurch dem Verderben entrinnen, das ihrer sonst mit der Welt zusammen in Jehovas Krieg von Harmagedon warten würde. Ebenso wie das Land die Kanaaniter sowie die abtrünnigen Israeliten ausspie, weil sie es verunreinigten, werden die Übeltäter in Harmagedon aus dem Lande der Lebendigen ausgespieen, denn dann wird Jehovas Zeit gekommen sein, „um die zu verderben, die die Erde verderben“. — Joh. 12:31; 2. Kor. 4:4; 1. Joh. 5:19; 2:15; Jak. 4:4; Off. 11:18, NW.
STUDIEREN UND NACHSINNEN
4. Auf welche Weise wird ein Studium des Wortes Gottes uns ändern?
4 Wie kann man sich davor bewahren, dann aus dem Lande ausgespieen zu werden? Indem man sich von denen trennt, „die die Erde verderben“. Paßt euch dem göttlichen Vorhaben in bezug auf die gereinigte Erde an, indem ihr mit der Erde zusammen Gottes Lob kundtut. Beginnt jetzt damit, dies zu tun. Tut es nicht so, wie ihr selbst denkt, es sei recht, sondern so, wie Gott es als die rechte Art bezeichnet. Lernt seinen Weg kennen, indem ihr sein Wort studiert. Durch dieses Studium der Bibel werdet ihr „euch nicht mehr nach diesem System der Dinge“ formen, „sondern werdet dadurch umgewandelt, daß ihr euren Sinn neu gestaltet, damit ihr euch selbst von dem guten, annehmbaren und vollständigen Willen Gottes überzeugen mögt“. Durch dieses Studium „sollt [ihr] die alte Persönlichkeit ablegen, die eurem früheren Wandel entsprach“, und „sollt erneuert werden durch die Kraft, die euren Sinn antreibt, und sollt die neue Persönlichkeit anziehen, die gemäß Gottes Willen in wahrhafter Gerechtigkeit und liebender Güte geschaffen wurde“. Dann werdet ihr „nicht mehr für menschliche Begierden, sondern nach dem Willen Gottes leben. Denn es ist genug, daß ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Nationen vollbracht habt, als ihr in losem Wandel dahinlebtet, in Lüsten, übermäßigem Weingenuß, Lustbarkeiten, Trinkgelagen und Götzendienerei, die nicht gesetzlich eingeschränkt sind. Daß ihr nicht weiterhin mit ihnen auf der Bahn lauft, die zu demselben Tiefstand der Ausschweifung führt, befremdet sie, und fortgesetzt reden sie in Schimpfworten über euch. Doch diese Leute werden dem Rechenschaft geben müssen, der bereit ist, Lebendige und Tote zu richten.“ Aber euer Studium, eure veränderte Denkungsweise und euer verändertes Handeln werden euch vor den vernichtenden Gerichten Jehovas in Harmagedon retten. — Röm. 12:2; Eph. 4:22-24; 1. Pet. 4:2-5, NW.
5. Was wird beim Studieren heute vernachlässigt, doch was sagt die Bibel darüber?
5 Etwas, das heute beim Studieren erbärmlich vernachlässigt wird, ist das Nachdenken. In der Bibel wird uns oft geraten, nachzusinnen. Josua wurde geboten, das Buch des Gesetzes zu nehmen und „darüber zu sinnen Tag und Nacht“ oder, noch genauer ausgedrückt, „Tag und Nacht mit gedämpfter Stimme darin zu lesen“. Wer so mit gedämpfter Stimme liest, spricht sozusagen zu sich selbst; er denkt oder sinnt hörbar, und da es langsamer geht, als wenn er nur für sich liest, beschäftigt sich der Sinn länger mit dem Gedanken, so daß er eindringt und besser aufgenommen wird. Auch dringt dadurch Gelesenes auf zwei Wegen in den Sinn ein, nämlich durch das Auge und durch das Ohr, und wird so dem Sinn fester eingeprägt. Von dem glücklichen Manne wird gesagt, daß er „seine Lust hat am Gesetz Jehovas und über sein Gesetz sinnt [zu sich selbst redet, Ro, Ps., Rdbm.] Tag und Nacht! Und er wird sein wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.“ Wenn wir Jehovas Wasser der Wahrheit in uns aufnehmen, wird es uns befähigen, christliche Früchte hervorzubringen. Dieses Beispiel des Psalmisten sollten wir nachahmen. „Ich überlege es mir im Herzen [ich bespreche mich mit meinem Herzen, Ro, Ps.] bei Nacht, ich sinne nach, und es forscht mein Geist.“ — Jos. 1:8, NW; Ps. 1:2, 3, Fußn.; 77:7, Aschaffb. Bibel.
6. Was zeigt, daß Jesus das Nachsinnen hoch einschätzte und es bisweilen schwierig fand, Gelegenheiten dazu zu finden?
6 Bevor wir mit anderen reden, ist es am besten, wenn wir mit uns selbst reden, also ein Selbstgespräch führen. Dadurch wird die Wahrheit unserem Sinn eingeprägt und die Zunge gelenkt. Christus Jesus, der größere David, sann so nach und bereitete sich selbst auf seine Aufgabe vor. ‚Von der herrlichen Pracht deiner Majestät und von deinen Wundertaten will ich reden [nachsinnen, RS]‘ oder Selbstgespräche führen. Während Jesus vierzig Tage fastete und sich nach seiner Taufe absonderte und sich in die Wüste begab, sann er nach und suchte den vollen Sinn der Dinge zu erfassen, die die geöffneten Himmel seinem Blick enthüllt hatten. Dieses Nachsinnen stärkte ihn für das, was vor ihm lag. Die Bibel zeigt, daß Jesus von Zeit zu Zeit die Einsamkeit aufsuchte, um nachzusinnen und zu beten. „Er stieg allein den Berg hinan“, und „er blieb zurückgezogen in den Wüsteneien und betete“. Doch war es für Jesus schwer, die Einsamkeit zu finden, die er für das Nachsinnen und Beten brauchte. „Er ging hinaus und begab sich an einen einsamen Ort. Aber die Volksmengen begannen ihn zu suchen und kamen bis zu ihm hin.“ Ferner: „Frühmorgens, als es noch dunkel war, stand er auf und ging hinaus und begab sich an einen einsamen Ort“, aber „die mit ihm waren, suchten ihn, bis sie ihn gefunden hatten“. Um den Menschenmengen der Städte auszuweichen, „blieb [er] draußen, an einsamen Orten. Doch kamen sie beständig von allen Seiten her zu ihm.“ — Ps. 145:5, Me; Matth. 14:23; Luk. 5:16; 4:42; Mark. 1:35, 36, 45, NW.
7. Wer erschwert es uns, heute Gelegenheiten zum Nachsinnen zu finden, und wodurch?
7 Obwohl Jesu Nachfolger nicht von Menschenmengen aufgesucht werden, stehen sie heute doch unter dem harten Druck des modernen Lebens und können kaum mehr Ruhe zum Nachsinnen finden. An vielen Orten der Welt ist die einfache Lebensweise durch eine komplizierte ersetzt worden, und die Tagesstunden sind mit wichtigen und unwichtigen Dingen ganz ausgefüllt. Außerdem haben die Menschen heute immer mehr einen Widerwillen gegen das Denken. Sie fürchten sich davor, mit den eigenen Gedanken allein gelassen zu werden. Wenn nicht andere Personen in ihrer Nähe sind, füllen sie die Leere mit Fernsehen, Kinobesuch und leichter Lektüre aus; oder wenn sie sich an den Strand begeben oder in eine Anlage, nehmen sie den tragbaren Radioapparat mit, damit sie nicht mit den eigenen Gedanken beschäftigt sein müssen. Sie wollen, daß andere ihrem Denken die Richtung geben, daß Propagandisten es für sie übernehmen. Dies dient den Zwecken Satans. Er überschwemmt den Sinn der Massen mit allem möglichen, nur nicht mit Gottes Wahrheit. Um ihren Sinn davon abzubringen, auf gottgemäße Weise zu denken, hält Satan sie mit Gedanken beschäftigt, die entweder belanglos oder ungöttlich sind. So wird das Denken gleichsam nach seinem Schnittmuster zugeschnitten; dieses Schnittmuster liefert also der Teufel selbst. Der Sinn wird beschäftigt, doch nach der Weise, wie ein Pferd gelenkt wird. Unabhängiges Denken ist schwierig, unpopulär, ja erregt sogar Argwohn. Gleichgeschaltetes Denken ist heute an der Tagesordnung. Wer zum Nachdenken die Einsamkeit aufsucht, über den runzelt man die Stirn und bezeichnet ihn als ungesellig und neurotisch. — Off. 16:13, 14.
8. Was für Umstände sind notwendig, um auf die beste Weise nachsinnen zu können?
8 Als Jehovas Knechte müssen wir seinem Befehl, nachzusinnen, gehorchen. Manchmal treibt uns der Drang der Geschehnisse gleich einem Stück Holz auf einem Strome dahin, und wir haben keine Gelegenheit, unseren Weg selbst zu bestimmen, oder haben keine Gewalt darüber, es sei denn, wir kämpften ernstlich gegen den Strom und arbeiteten uns zu einer seitlichen Gegenströmung oder zu einem stillen Gewässer durch, wo wir einhalten und überlegen können. Wir sind wie Sperlinge in einem Tornado, die im Kreise herumgewirbelt werden, Tag für Tag im gleichen Kreislauf, ohne eine Gelegenheit zur Erholung zu haben, wenn wir uns den Weg zum ruhigen Auge des Orkans nicht zu erkämpfen vermögen, um regelmäßig Zeit zum Nachsinnen über geistige Dinge zu gewinnen. Zum Nachsinnen brauchen wir Frieden und Ruhe. Wir müssen die Geräusche, die auf das Ohr eindringen, ausschließen und müssen uns blind machen für das, was unser Auge ablenken könnte. Die Sinnesorgane müssen besänftigt werden, damit sie unseren Sinn nicht mit ihren Botschaften beschäftigen; so halten wir ihn frei, um an andersartige, neue Dinge denken zu können; wir halten ihn offen, damit er sich selbst prüfe, statt daß er von außen her bestürmt wird. Wenn ein Zimmer bereits gefüllt ist, können keine weiteren Personen mehr eintreten. Wenn der Sinn bereits beschäftigt ist, kann er keine neuen Gedanken aufnehmen. Wir müssen Raum schaffen, um aufnahmefähig zu sein, wenn wir nachdenken. Wir müssen unseren Sinn für neue Gedanken bereithalten. Dies tun wir, wenn wir die Gedanken und Sorgen des Alltags aus unserem Sinn hinausräumen, indem wir das tägliche Durcheinander in dem heutigen verwickelten Leben ausschalten. Es erfordert Zeit und Einsamkeit, um so den Sinn zu leeren und frei zu machen vom Wirbel des Alltagslebens. Aber wenn wir es tun, wird sich der Sinn an den grünen Auen des Wortes Gottes weiden und wird besänftigt durch die ruhigen Wasser der Wahrheit. Durch Nachsinnen erhält man viele frische, köstliche geistige Leckerbissen. Wer es regelmäßig tut, der wird sich geistig wieder auffüllen, sich erneuern, sich neu beleben. Dann kann er von Jehova sagen: „Er lagert mich auf grünen Auen, er führt mich zu stillen Wassern. Er erquickt meine Seele“, oder (AÜ): „Er gibt mir neues Leben.“ — Ps. 23:2, 3.
9. Inwiefern ist Denken und Nachsinnen mit einem Wasserbrunnen zu vergleichen?
9 Ist ein Brunnen voll Wasser, muß er ausgeschöpft werden, bevor weiteres hineinsickern kann. Ist er rasch ausgeschöpft und wird ihm nicht Zeit gegeben, sich wieder anzufüllen, so wird er versiegen. Wer nie Wasser ausschöpft, wird abgestandenes haben. Wenn Abfall in den Brunnen geworfen wird, ist weniger Platz für Wasser vorhanden. Es gibt nur Raum für eine gewisse Menge, und der Wasserstand bleibt konstant. Ebenso verhält es sich mit dem Sinn. Er kann ein Brunnen der Weisheit sein, gefüllt mit Jehovas Wassern der Wahrheit, die Leben bringen: „Ein Born des Lebens ist der Mund des Gerechten.“ Vom Munde gesprochene Worte können die Menschen wie Quellwasser erquicken und beleben. „Die Worte aus dem Munde eines Mannes sind tiefe Wasser, ein sprudelnder Bach, ein Born der Weisheit.“ Wenn unsere Worte einem sprudelnden Bach der Weisheit gleichen sollen, statt einem schwatzhaft plätschernden Bach nichtssagender Dinge, so müssen wir nachsinnen. Wir müssen unseren Sinn von alten Gedanken frei machen, um Raum für neue zu schaffen. Dann müssen wir den neuen Gedanken etwas Zeit lassen, damit sie durch Nachsinnen nach und nach eindringen können. Wenn wir nicht dafür sorgen, daß unsere Gedanken beständig in Bewegung bleiben und sich ändern, so werden sie schal und abgestanden sein. Wenn wir unseren Sinn von all dem weltlichen Plunder und von satanischer Propaganda erfüllen lassen, wird er keinen Platz für gottgemäßes Denken haben. Es verhält sich mit dem Sinn wie mit dem Brunnen: Wenn wir immer nur Wasser ausschöpfen, wird der Brunnen versiegen, und wenn wir nie Wasser ausschöpfen, dann wird es faulig. Es gibt eine Zeit zum Ausschöpfen, und es gibt eine Zeit zum Aufnehmen. Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit, da man sich des Redens enthält, eine Zeit zum Nachsinnen und eine Zeit zur Gedankenvermittlung, also eine Zeit zum Denken und eine Zeit zum Äußern des Gedachten. Um zu geben, müssen wir zuerst etwas empfangen. Wir müssen etwas in uns aufnehmen, bevor wir etwas ausgeben können. Wir müssen uns auffüllen, bevor wir uns leeren können, und wir müssen leer sein, bevor wir wieder auffüllen können. Es ist ein Prozeß des Aufnehmens und des Ausgebens, also nicht nur des einen oder des anderen. Laß die Wasser der Wahrheit ständig in deinen Sinn hinein-, durch deinen Sinn hindurch- und wieder aus deinem Munde hinausströmen. Dann wird er „ein Brunnen lebendigen Wassers“ sein. — Spr. 10:11; 18:4; 1. Mose 26:19.
10. Wodurch wird die Fähigkeit fruchtbaren Nachsinnens verbessert?
10 Die Kraft des Sinns, mit der man nachdenkt, könnte man mit einem Muskel vergleichen; er wird durch Übung gestärkt. In Hebräer 5:14 (NW) lesen wir: „Die feste Speise aber ist für Gereifte, für jene, die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen recht und falsch zu unterscheiden.“ Gleichwie wir nicht die ganze Zeit essen können, sondern für die Verdauung Zeit einräumen müssen, so müssen zwischen den Perioden des Studiums Zeiten des Nachsinnens eingeschaltet werden, damit wir uns das Gelesene zu eigen machen können. So wie ein grasendes Tier später wiederkäut, müssen wir unsere geistige Nahrung sozusagen wiederkäuen, nachdem wir sie eingenommen haben. Wir müssen gelegentlich früher gelernte Tatsachen oder Wahrheiten wieder in unser Bewußtsein zurückrufen, um darüber nachzusinnen, bis wir ihren ganzen Wert ausgeschöpft haben, sonst bleibt vieles unbewußt im Sinn brachliegen. Solche, die verfehlen, gut nachzusinnen, kennen ihren eigenen Sinn nicht und wissen nicht, was eigentlich darin begraben liegt. Tiefe Gedanken sind darin verwahrt, und wir müssen tief graben, um sie wieder hervorzuholen. Zeit und Einsamkeit sind der Pickel und die Schaufel, mit denen wir sie durch Nachsinnen ausgraben können. Man darf seinen Sinn nicht nur oberflächlich betätigen und dabei die Hoffnung hegen, die tiefen Dinge bis auf den Grund zu erkennen. Nachdem Paulus gute Dinge angeführt hat, worüber man nachdenken kann, gibt er den Rat: „Diese Dinge betrachtet weiterhin.“ Je mehr du das tust, um so besser wird dein Geist arbeiten. — Phil. 4:8, NW.
EINEN NAMEN, DESSEN MAN GEDENKT
11. Aus welchem fundamentalen Grunde soll über Gottes Wort nachgedacht werden, und welche Texte zeigen, daß das Nachsinnen in Verbindung steht mit diesem Zweck?
11 Dieses Nachsinnen dient einem bestimmten Zweck, demselben, der Josua bekanntgegeben wurde, als er das Gebot erhielt, Gottes Gesetz zu betrachten und es Tag und Nacht mit gedämpfter Stimme zu lesen, „damit du darauf bedacht seist, gemäß allem zu handeln, was darin geschrieben steht“. Wir sollen „Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die eine öffentliche Erklärung über seinen Namen abgeben“. Ehe wir unsere Zunge in Bewegung setzen, muß unser Sinn in Aktion treten. „Das Herz des Gerechten überlegt, um zu antworten.“ Paulus sagte zu Timotheus: „Sinne über diese Dinge nach, geh darin auf, damit deine Fortschritte allen Menschen offenbar werden. Gib beständig auf dich selbst acht und auf das, was du lehrst“, und: „Denke beständig an das, was ich sage.“ So müssen wir denn persönlich studieren, die Bibel und theokratische Bibelhilfsmittel lesen, über das Gelesene nachsinnen, um es in die Tat umzusetzen, müssen die Versammlungen besuchen, um uns noch weiter auferbauen zu lassen und andere zur Liebe und zu rechten Werken anzuspornen, und müssen alle vereint ausziehen, um den Namen Jehovas zu lobpreisen, damit wir in Gottes neuer Welt ewig leben können. — Jos. 1:8; Heb. 13:15, NW; Spr. 15:28; 1. Tim. 4:15, 16; 2. Tim. 2:7, NW.
12. Wieso kann gesagt werden, der Tag des Todes sei besser als der Tag der Geburt?
12 Der Name der Gesetzlosen verwest, indem Gott ihn seinem Gedächtnis entfallen läßt, doch des guten Namens der Gehorsamen erinnert sich Gott, entweder um sie durch Harmagedon hindurch am Leben zu erhalten, wenn sie dann noch leben, oder sie zum Leben aufzuerwecken, wenn sie vorher gestorben sind. Somit sind folgende Worte, die uns zuerst befremden mögen, dennoch wahr: „Besser ist ein guter Name als kostbares Salböl, und besser der Todestag als der Geburtstag.“ Wir können natürlich denken, der Anfang eines Lebens sei besser als sein Ende, aber hier bedeutet es, daß die Stunde, da jemand stirbt, aber vor Gott einen guten Namen hat, besser ist als die Stunde seiner Geburt, weil er dann noch keinen guten Namen bei Gott hatte. Alle werden in Ungerechtigkeit hervorgebracht und in Sünde empfangen, besitzen also nicht das Recht auf Leben und stehen unter der göttlichen Verdammnis. „Wer Glauben an den Sohn ausübt, hat ewiges Leben; wer dem Sohne nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ Die ererbte Sünde und die Verurteilung, mit der wir das Leben beginnen, lastet weiter auf uns, wenn wir nicht Glauben und Gehorsam gegenüber Gott und Christus bekunden. Wenn wir das Leben antreten, ist noch nicht bekannt, wie wir es verwenden werden; denn das ist nicht vorausbestimmt. Wenn wir aber das Leben beendet und einen guten Namen gewonnen haben, indem wir gottgefällige Werke taten, so ist uns unsere Zukunft in der neuen Welt gewiß. Haben wir beim Tode einen guten Namen, so wird Gott uns auferwecken. Haben wir zur Zeit der Schlacht von Harmagedon einen guten Namen, so wird er uns bewahren. — Pred. 7:1, Me; Joh. 3:36, NW.
13. Warum ist es nutzbringender, in das Haus der Trauer zu gehen als in das Haus der Freude?
13 „Besser ist es, in ein Trauerhaus zu gehen, als zu einem fröhlichen Gastmahl; denn jenes weist auf das Ende aller Menschen hin, und wer noch im Leben steht, möge sich das zu Herzen nehmen!“ so spricht Salomo weiter. Dies ist nicht eine Empfehlung, eher traurig als fröhlich zu sein. Wie könnte das sein, da wir einen so glücklichen Gott, einen so freudevollen Christus und einen Auftrag haben, durch den Trauernde Freude erhalten sollen? Es bezieht sich dagegen auf eine bestimmte Zeit, auf die Zeit, da jemand gestorben ist und sich das Haus in Trauer befindet. Geh lieber in ein solches Haus, um trauernde Hinterlassene zu trösten als sie hartherzig zu vergessen, Feste zu feiern und zu schwelgen. Unter den Juden war es Brauch, nach dem Tode eines nahen Verwandten sieben Tage zu trauern, und es wurde als ein Verdienst betrachtet, die Trauernden eines Hauses zu besuchen. Dadurch wurden nicht nur die Hinterbliebenen getröstet, sondern der Besuch veranlaßte auch den Besucher selbst, an die Kürze des Lebens zu denken und sich zu erinnern, daß der Tod, der in dieses Haus eingekehrt war, bald zu allen käme und daß die Lebenden dies im Sinn behalten sollten. Nur während jemand lebt, kann er sich einen guten Namen machen, nicht, wenn er im Sterben ist. Und ein guter Name ist das einzige, das sich für den Sterbenden noch lohnt. — Pred. 7:2, Me; 1. Mose 50:10; Joh. 11:31.
14. Wieso ist Trauer besser als Lachen und Tadel des Weisen besser als das Lied der Toren?
14 Salomo sagt weiter: „Besser Bekümmernis als Lachen; denn bei traurigem Angesicht ist es dem Herzen wohl [durch Trauern wird das Herz gebessert, Lu].“ Lachen ist eine gute Arznei, doch gibt es Zeiten, da wir unser Leben und die Art, wie wir leben, nüchtern betrachten müssen. Wenn wir sehen, daß wir zuviel Zeit mit leichtfertigem Gastmahlfeiern verschwenden und uns nicht einen guten Namen machen, indem wir gute Werke tun, so wäre es besser, wenn wir bereuten und unseren Lauf änderten; denn das würde unser Herz bessern. Es würde uns eine Hilfe sein, uns einen guten Namen zu machen, so daß der Tag unseres Todes oder der Tag von Harmagedon für uns besser ist als der Tag unserer Geburt. „Das Herz der Weisen ist im Hause der Trauer, und das Herz der Toren im Hause der Freude. Besser, das Schelten [den Tadel, van Eß] der Weisen zu hören, als daß einer den Gesang der Toren hört.“ Das weise Herz ist in einem Hause, wo jemand gestorben ist, auf den Ernst abgestimmt, der in einem Trauerhause natürlicherweise herrscht, und es beeinflußt ein weises Herz, darauf zu achten, wie man leben soll; die Stimmung der Sorglosigkeit an einem Ort der Schwelgerei hingegen gefällt einem törichten Herzen und bewirkt, daß jemand dem Leben mit einem hohlen, unbekümmerten Geiste gegenübertritt. Wenn du vom rechten Wege abirrst, wird der Tadel eines Weisen dich auf den Weg des Lebens zurückbringen, indem er dich zurechtweist und dich instand setzt, dir selbst einen guten Namen zu machen; dagegen das Lied, die Hymne oder das widerliche Lob eines Toren zu hören — wie könnte uns eine solch schale Schmeichelei, die unsere Fehler verdeckt und uns in ihnen bestärkt, nützen? Durch solches könnten wir veranlaßt werden, uns einen schlechten Namen zu machen und nicht auf Wege zurückzugelangen, die uns zu einem Namen führen, der bei Jehova gut ist. — Pred. 7:3-5.
15. Weshalb kommt das Geknister von Dornen unter einem Topfe dem Gelächter eines Toren gleich?
15 „Denn wie das Geknister der Dornen unter dem Topfe“ — sagt Salomo als nächstes —, „so das Lachen des Toren. Auch das ist Eitelkeit.“ Dornen sind kein gutes Brennmaterial. Sie brennen schnell, sind aber auch ebenso schnell zu Asche verbrannt. Sie halten nicht lange genug, um das, was sich im Topfe befindet, gar zu kochen, und erfüllen also die Aufgabe nicht, wofür Feuer gemacht wurde. Ihr geräuschvolles, augenfälliges, blendendes Geknister ist umsonst und nutzlos. Dasselbe ist von dem leichtsinnigen Gekicher und den Narrheiten des Toren zu sagen. Solches hilft niemandem, die ernste Aufgabe, sich einen guten Namen zu machen, an den sich Gott erinnern wird, zu erfüllen und dadurch die Gewißheit zu erlangen, daß der Tag des Todes besser sein wird als der Tag der Geburt. — Pred. 7:6.
16. Wenn dieses Leben alles wäre, was es für den Menschen gibt, warum wäre es dann so belanglos?
16 Wir sollten dieses Leben nicht mit Nichtigkeiten vergeuden, sondern sollten es dazu benutzen, uns das künftige, wirkliche Leben in der neuen Welt zu sichern. Wenn das jetzige Leben das ganze Leben ist, wäre nichts wichtig. Dieses Leben ist wie ein Ball, der in die Luft geworfen wird und bald wieder in den Staub zurückfällt. Es ist wie ein enteilender Schatten, wie eine verblühende Blume, wie ein Grashalm, der abgeschnitten wird und bald verdorrt. Was wir tun, sagen oder denken oder nicht tun, nicht sagen oder nicht denken, ist nicht von Belang, wenn das, was das gegenwärtige Leben ist, wirklich alles ist, was es gibt. Auf der Waage der Ewigkeit ist unsere Lebensspanne ein verschwindend kleines Stäubchen. Im Strome der Zeit ist es kaum ein Tropfen. Bestimmt hat der Prediger recht, wenn er, die vielen Sorgen und Taten des Menschen überblickend, sie alle als nichtig erklärt. Wir enteilen wieder so rasch, als ob wir nie gekommen wären; wir sind nur eine Person von den Milliarden, die kommen und gehen; und so wenige gibt es, die überhaupt wußten, daß wir hier waren! Diese Ansicht ist nicht zynisch oder wird nicht aus trüben, grämlichen, krankhaften Erwägungen heraus geäußert, sondern sie ist eine Wahrheit, eine Tatsache, der man ins Auge blicken muß; sie ist eine sachliche Feststellung, sofern das gegenwärtige Leben alles ist, was Leben heißt.
17. Wenn es aber nicht alles ist, was dem Menschen zu erreichen gegenwärtig möglich ist, was sollte er dann tun?
17 Aber wenn es nicht das ganze Leben ist, wenn es einen Schöpfer gibt, der uns Leben verliehen hat und der zu einem Buche inspirierte, um uns zu unterrichten, wie wir das Leben bewahren können, dann täten wir besser daran, mit all unserer Kraft das zu tun, was er als notwendig bezeichnet, damit dieser „kurzlebige Grashalm“ sich in einen langlebigen Sequoiabaum umwandle, damit dieser rasch enteilende Schatten angehalten wird, damit die Farben dieser vergehenden Blume bewahrt werden. Es gibt heute keine Arbeit, keine Beschäftigung, keine Gedanken, keine Worte, die wichtiger wären — oder überhaupt wichtig sind — als jene Dinge, durch die unser Leben zu einem dauernden Leben wird, durch die jemand im Strome der Zeit zum „Dauerschwimmer“ wird. Dies ist der einzige praktische, ja der praktischste Lauf in diesem Leben, das im Strome der Zeit nur ein Ticken bedeutet. Nachdem also der Prediger die ganze Nichtigkeit dieses Lebens mit den eitlen Bestrebungen der verzweifelten Menschen gezeigt hat, verwirft er alle nichtigen Beschäftigungen, Anstrengungen und Schwächen der Menschen, um mit dem Finger auf das eine und einzige hinzuweisen, das in diesem Augenblicksdasein von Bedeutung ist. „Die Schlußfolgerung des Ganzen laßt uns hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das ist die ganze Pflicht des Menschen.“ — Pred. 12:13, KJ.
18. Welche Antworten auf welche Fragen zeigen uns; ob wir den Weg zu ewigem Leben auf Erden finden oder nicht?
18 Wir können mit unseren Augen um uns blicken und den Beweis des Daseins und der Macht, der Weisheit und Majestät des Schöpfers sehen. Wir können sein Wort, die Bibel, lesen und können das Auge unseres Sinns für noch mehr Wahrheit in bezug auf ihn, seine Erde, sein Vorhaben mit der Erde und in bezug auf unsere Möglichkeiten, ewiglich auf ihr zu leben, öffnen. Werden wir die ganze Pflicht des Menschen erfüllen, indem wir Gott fürchten, seinen Willen studieren, über diesen nachsinnen, um ihn erfüllen zu können, anderen davon erzählen und ihnen Gottes Willen tun helfen? Werden wir diese Welt meiden, die unter Satan steht, ihre Werke und Lästerungen, ihren Lauf, durch den sie die Erde verdirbt? Werden wir uns die Erde in Übereinstimmung mit Gottes Willen nutzbar machen, sie pflegen und verschönern, uns der Tier- und Pflanzenwelt annehmen und dazu beitragen, daß sie Jehovas Lob kündet? Oder werden wir diesen Spiegel Gottes boshaft beschmutzen, so daß er seine Weisheit, Macht und seinen Ruhm nicht deutlich zurückstrahlt? Die Art und Weise, wie wir diese Fragen beantworten und der Antwort entsprechend leben, wird ausschlaggebend dafür sein, ob wir auf Erden ewig leben werden oder nicht. „Die Aufrichtigen werden das Land bewohnen, und die Vollkommenen [Menschen von Integrität, RS] darin übrigbleiben; aber die Gesetzlosen werden aus dem Lande ausgerottet, und die Treulosen daraus weggerissen werden.“ — Spr. 2:21, 22.