Eine Lektion in bezug auf Menschenherrschaft
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Australien
„SO ETWAS kann bei uns nicht passieren.“ So reagierten viele Australier, als sie erfuhren, daß ihr Ministerpräsident am 11. November 1975 aus dem Amt entlassen worden war. Er war der Vorsitzende seiner Partei und war 1972 an die Macht gekommen und 1974 im Amt bestätigt worden.
Die Entlassung hatte der Generalgouverneur Sir John Kerr angeordnet, der in Australien das Staatsoberhaupt, die Königin von England, vertritt. Darauf vereidigte der Generalgouverneur sofort den Führer der „Oppositions“partei als interimistischen Ministerpräsidenten.
Für diesen Schritt des Generalgouverneurs gibt es in der Geschichte kein Vorbild. Er proklamierte die Auflösung des australischen Parlaments — des Senats und des Abgeordnetenhauses. Dieser Schritt machte Neuwahlen erforderlich, die am 18. Dezember 1975 durchgeführt wurden.
Der Wahlkampf, der auf die Auflösung des Parlaments folgte, wurde als der „häßlichste, schmutzigste und schärfste“ in der Geschichte Australiens bezeichnet. Dem Generalgouverneur, dem interimistischen Ministerpräsidenten und dem Ministerpräsidenten von Queensland wurden Briefbomben zugesandt. Außerdem kam es zu Ausschreitungen und Streiks, so daß eine industrielle Anarchie drohte.
Aber warum von etwas reden, was im vorletzten Jahr passiert ist? Können wir aus diesen Vorgängen etwas Wertvolles lernen? Ja, aber zuerst möchten wir uns mit den Vorgängen befassen, die in Australien zu dieser Krise führten.
Gesetzesvorlagen blockiert
Die jetzt abgesetzte Regierung, die 1972 an die Macht kam, hatte damals soziale Reformen großen Umfangs geplant. Viele Senatsmitglieder waren jedoch dagegen. Im Abgeordnetenhaus wurden zweimal hintereinander einundzwanzig Gesetzesvorlagen angenommen, vom Senat aber wurden sie beide Male abgelehnt. Wie der in Melbourne erscheinende Herald schrieb, hatten alle diese Gesetzesvorlagen die gleiche Tendenz — „eine große Konzentration verschiedener Machtbefugnisse in Canberra [Hauptstadt Australiens und Sitz des Parlaments] und die Beschneidung der Macht der einzelnen Staaten sowie von Einzelpersonen und einzelnen [Handels-]Gesellschaften“.
Ferner hatten sich Mitglieder der Regierung an Unternehmungen beteiligt, die von vielen als skandalös angesehen wurden. Das hatte zur Folge, daß einige Minister zurücktraten bzw. entlassen wurden. Außerdem bemühte sich die Regierung um einen großen Kredit aus dem Ausland, ohne vom Finanzminister dazu autorisiert worden zu sein oder den Kreditrat, in dem die Gliedstaaten vertreten sind, zu konsultieren.
Schließlich blockierte die Opposition im Senat eine Budgetvorlage der Regierung. Dadurch entstand die Gefahr, daß der Regierung das Geld ausging. Um dieser Krise zu begegnen, entließ der Generalgouverneur, der sonst traditionsgemäß den Empfehlungen des Ministerpräsidenten entsprechend handelt, von sich aus den Ministerpräsidenten.
Ein grundlegender Fehler bei allen menschlichen Regierungen
Politische Krisen sind nichts Neues. Von jeher haben Politiker ein Streben nach Geld und Macht gezeigt. Doch die beispiellose politische Krise, die sich in Australien entwickelte, unterstreicht eine wichtige Wahrheit über die Menschenherrschaft.
Ein weiser König, der ‘sein Herz darauf richtete, Weisheit zu suchen und zu erforschen in Verbindung mit allem, was unter den Himmeln getan worden ist’, schrieb unter göttlicher Inspiration:
„Wenn du irgendwelche Bedrückung des Minderbemittelten und den gewaltsamen Entzug des Rechts und der Gerechtigkeit in einem Gerichtsbezirk siehst, so staune nicht über die Angelegenheit, denn einer, der höher ist als der Hohe, wacht, und da sind die, die hoch über ihnen sind“ (Pred. 1:13; 5:8).
Untere Behörden werden also von übergeordneten Behörden beaufsichtigt, und diese werden wieder von Personen beaufsichtigt, die noch größere Autorität haben. Die Volksschicht, die sozusagen auf der untersten Sprosse der Leiter steht, bekommt den ganzen Druck zu spüren, den die Regenten, die auf ihre Kosten nach persönlichen Vorteilen jagen, auf sie ausüben.
Warum hat die Menschenherrschaft eine solche Unterdrückung zur Folge? Weil es häufig vorkommt, daß Personen, die zur Macht gelangen, korrupt, selbstsüchtig und unfähig für ihre Aufgabe sind. Großmütige, fähige Personen dagegen werden oft beiseite geschoben. Der bereits erwähnte scharfsinnige König sagte darüber: „Da ist etwas Unglückliches, was ich unter der Sonne gesehen habe, wie wenn es einen Fehlgriff gibt, der wegen des Machthabers ausgeht: Torheit ist in viele hohe Stellungen gesetzt worden, doch die Reichen selbst bleiben lediglich in niedrigem Stande wohnen. Ich habe Knechte auf Pferden gesehen, aber Fürsten [Personen, die eine edle Einstellung und ein edles Verhalten zeigen], die gleich Knechten auf der Erde gingen“ (Pred. 10:5-7).
Werden diese Worte über die Menschenherrschaft nicht durch Erfahrungen, die du selbst gemacht hast, bestätigt? Das eigentliche Problem ist ein grundlegender Fehler in der menschlichen Natur, der verhindert, daß die Menschenherrschaft, ganz gleich in welcher Form, den Menschen für immer zum Segen ist. König David schrieb, nachdem er eine Reihe folgenschwerer Fehler gemacht hatte, über diese grundlegende Schwäche im Menschen: „Siehe! In Vergehen wurde ich unter Geburtsschmerzen hervorgebracht, und in Sünde empfing mich meine Mutter“ (Ps. 51:5). Ererbte sündige Neigungen bewirken, daß jeder Mensch in einem gewissen Grad zu Selbstsucht und Habsucht tendiert (Röm. 5:12). Diese Neigung wird besonders deutlich, wenn ein Mensch Macht über andere Menschen erhält.
Die „Herrschaft durch das Volk“ nicht anders
Trifft das, was von den alten Regierungsformen gesagt werden kann, auch auf die heutigen Demokratien zu? Als Beispiel diene das australische Regierungssystem. Australien ist eine parlamentarische Demokratie. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, dem Senat und dem Abgeordnetenhaus. Jeder Gliedstaat entsendet zehn Senatoren. Die Zahl der Abgeordneten richtet sich nach der Bevölkerungszahl jedes Gliedstaates.
Die politische Partei, die im Abgeordnetenhaus die Mehrheit hat, stellt die Regierung und nominiert den Ministerpräsidenten. Während der Generalgouverneur als Vertreter der englischen Krone sehr viel Macht besitzt, handelt er gewöhnlich auf Empfehlung der „Staatsminister“. Diese werden aus den Parlamentsmitgliedern gewählt, die der Partei bzw. der Koalition angehören, welche im Abgeordnetenhaus die Mehrheit hat.
Doch das, was sich im Dezember 1975 in Australien zugetragen hat, zeigt, daß es selbst da, wo ein Regierungssystem besteht, in dem „der Wille des Volkes ausschlaggebend ist“, zu großen Krisen kommen kann. Über die Briefbomben, die hochgestellten Persönlichkeiten während des Wahlkampfes zugeschickt wurden, sagte ein prominenter Kriminologe:
„Die Briefbomben erinnerten deutlich daran, daß zwischen Verbrechen und Politik eine Beziehung besteht.“ Das gilt nicht nur für Australien. „Korrupte Politik“ ist ein Wort, das in vielen Ländern alltäglich geworden ist. In einem Artikel, den die New York Times am 10. Juni 1976 veröffentlichte, hieß es über die Vereinigten Staaten: „Die zynische Haltung der Öffentlichkeit gegenüber der Politik ist in diesem Land nichts Neues, aber in diesem Jahr ist diese Haltung besonders ausgeprägt. Meinungsforscher, die Wähler in den USA befragten, erhielten immer wieder zur Antwort: ,Bitte befragen Sie mich nicht über die Politiker. Sie sind alle gleich.‘“
Regierungen, an denen Vertreter des Volkes beteiligt sind, haben zwar gewisse Verbesserungen erzielt, aber auch sie können bei weitem nicht die Bedürfnisse der Menschen befriedigen. Habsucht und Egoismus zeigen sich nicht nur da, wo ein einzelner regiert, sondern auch da, wo größere Gruppen die Macht innehaben. Interessant ist in dieser Beziehung, was der britische Historiker Alexander Tyler schreibt:
„Eine Demokratie kann als permanente Regierungsform nicht bestehen. Sie kann nur bestehen, bis die Wähler entdecken, daß sie durch ihre Stimme Mittel aus dem Staatssäckel lockermachen können. Von diesem Augenblick an wählt die Mehrheit immer die Kandidaten, die am meisten Zuschüsse aus der Staatskasse versprechen. Das führt dazu, daß eine Demokratie stets wegen einer allzu großzügigen Finanzpolitik zusammenbricht.“
Eine Regierung, die die Bedürfnisse des Volkes wirklich befriedigt
Wohin sollen sich die Menschen wenden, die eine Regierung wünschen, welche die Bedürfnisse des Volkes wirklich befriedigt? Ist dir bekannt, daß gemäß biblischen Prophezeiungen Gott bald alle politischen Einrichtungen auf der Erde beseitigen und durch die Herrschaft seiner himmlischen Königreichsregierung ersetzen wird? (Dan. 2:34, 44; 7:13, 14, 22, 27).
Der König dieser himmlischen Regierung ist kein machthungriger Politiker. Er — Jesus Christus — hat keine menschlichen Schwächen. Über seine Herrschaft lesen wir: „Er wird nicht nach dem bloßen Augenschein richten noch einfach gemäß dem zurechtweisen, was seine Ohren hören. Und mit Gerechtigkeit wird er die Geringen richten, und mit Geradheit wird er Zurechtweisung erteilen müssen zugunsten der Sanftmütigen der Erde“ (Jes. 11:3, 4). Welch ein erfrischendes Erlebnis wird es sein, unter dieser göttlichen Herrschaft auf der Erde zu leben!
Aber warum und wie wird Gottes Königreich die gegenwärtigen Regierungen beseitigen und die Herrschaft über die Angelegenheiten der ganzen Erde übernehmen? Was mußt du tun, um dich als Untertan dieser göttlichen Herrschaft zu qualifizieren? In der Bibel finden wir befriedigende Antworten auf diese Fragen. Jehovas Zeugen, die sich der menschlichen Politik gegenüber streng neutral verhalten, werden dir gern helfen, diese Antworten zu finden, indem sie mit dir in deiner Wohnung oder anderswo, wo es für dich passend ist, unentgeltlich die Bibel studieren.