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Prediger — Belehrungen über wahre WerteDer Wachtturm 1980 | 1. Juni
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Auch sind seine Augen selbst mit Reichtum nicht gesättigt: ,Und für wen arbeite ich hart und lasse es meiner Seele an guten Dingen fehlen?‘ Auch das ist Nichtigkeit, und es ist eine unglückbringende Beschäftigung“ (Pred. 4:7, 8).
Das Streben nach Reichtum geschieht nur allzuoft auf Kosten menschlicher Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie. Wie bemitleidenswert ist ein Geizhals, der sich durch das Streben nach materiellen Gütern von anderen abgesondert hat! Er glaubt, es sei vorteilhafter, keine Familie und keine Freunde zu haben. Ihretwegen würden ihm nur Kosten entstehen. Jemand, der so denkt, sollte sich fragen: „Für wen arbeite ich hart und lasse es meiner Seele an guten Dingen fehlen?“ Ganz gleich, wie groß der Besitz einer reichen Person ist, „sind seine Augen selbst mit Reichtum nicht gesättigt“. Salomo, der sich dessen bewußt war, schreibt:
„Zwei sind besser als einer, weil sie eine gute Belohnung für ihre harte Arbeit haben. Denn wenn einer von ihnen fallen sollte, kann der andere seinen Mitgenossen aufrichten. Wie aber wird es denn mit dem einen sein, der fällt, wenn nicht ein anderer da ist, um ihn aufzurichten? Überdies, wenn zwei beisammenliegen, so werden sie gewiß warm werden; wie aber kann sich einer allein warm halten? Und wenn jemand einen allein überwältigen könnte, könnten zwei zusammen gegen ihn standhalten. Und eine dreifache Schnur kann nicht so schnell entzweigerissen werden“ (Pred. 4:9-12).
Diese Worte enthalten eine wichtige Belehrung. Viel lohnender als Besitztümer ist ein gutes Verhältnis zu anderen. Aufrichtiges Interesse am Nächsten und Bemühungen, ihm zu helfen, sind viel wertvoller als Gold, Silber oder irgend etwas anderes Lebloses.
BEDRÜCKUNG UND UNGERECHTIGKEIT
Das Buch Prediger gibt offen zu, daß die Menschheit viel unter Bedrückung zu leiden hat: „Und ich selbst wandte mich, damit ich all die Taten der Bedrückung sehen könnte, die unter der Sonne begangen werden, und siehe! die Tränen der Bedrückten, aber sie hatten keinen Tröster; und auf der Seite ihrer Bedrücker war Macht, so daß sie keinen Tröster hatten“ (Pred. 4:1). Wenn Unterdrückte Erleichterung von Machthabern erbeten, wird ihnen oft kein Recht zuteil. Salomo machte folgende Beobachtung: „Und weiter habe ich unter der Sonne den Ort der Rechtsprechung gesehen, wo Bosheit war, und den Ort der Gerechtigkeit, wo Bosheit war“ (Pred. 3:16).
Wie sollte man auf die weitverbreitete Bedrückung und Ungerechtigkeit reagieren? Man muß zuerst folgende inspirierte Aussage verstehen lernen: „Was krumm gemacht ist, kann nicht geradegemacht werden, und was fehlt, kann unmöglich gezählt werden“ (Pred. 1:15). Einige aufrichtige Personen haben ihr ganzes Leben lang versucht, gerechte Zustände auf der Erde herbeizuführen, doch ohne Erfolg. Gottes Wort macht deutlich, daß nur Gottes Königreich alles Böse ausmerzen kann (Dan. 2:44; 2. Petr. 3:13; Offb. 21:1-5). Die Bemühungen des Menschen können all das „Krumme“ seines Verhaltens nicht in Ordnung bringen.
Deshalb gibt uns der Versammler eine weitere hilfreiche Richtschnur: „Ich sage: ,Halte dich an den Befehl des Königs, und das in Hinsicht auf den Eid Gottes. Beeile dich nicht, damit du von ihm weggehen könntest. Nimm nicht Stellung in einer schlechten Sache. Denn alles, was ihm zu tun gefällt, wird er tun, weil das Wort des Königs das Machtgebot ist; und wer darf zu ihm sagen: „Was tust du?“?‘“ (Pred. 8:2-4).
Das Buch Prediger befürwortet keine Rebellion und keine Bemühungen, bestehende Regierungen umzustürzen. Weise zu handeln bedeutet, gehorsame Untertanen der regierenden „obrigkeitlichen Gewalten“ zu bleiben (Röm. 13:1 bis 7). In seltenen Fällen mag der Wunsch, Gottes Anerkennung zu gewinnen, jemanden dazu veranlassen, gewisse Befehle von Regierungsbeamten nicht auszuführen (Dan. 3:12, 16-18). Wenn jedoch behördliche Verfügungen nicht verlangen, Gottes Gesetz zu übertreten, dann handelt man weise, wenn man sich „an den Befehl des Königs“ hält.
Der Versammler entwickelt diesen Gedanken weiter, wenn er sagt: „Wer das Gebot hält, wird kein Unglück erfahren, und das weise Herz wird sowohl Zeit als Gericht kennen. Denn selbst für jede Angelegenheit gibt es eine Zeit und ein Gericht, weil das Unglück der Menschen vielfältig ist über ihnen. Denn da ist keiner, der weiß, was werden wird, denn so, wie es werden wird, wer kann es ihm kundtun?“ (Pred. 8:5-7). Eine weise Person wird sich auch nicht gegen eine grausame und tyrannische Regierung auflehnen. Sie erkennt, daß die „Zeit“ kommt, in der alles zum Besseren geändert werden wird. Da sie aber nicht weiß, „wie“ die Änderung herbeigeführt werden wird, ist es für sie einstweilen vernünftig, ihrem Geschäft nachzugehen und ein gesundes Urteilsvermögen anzuwenden, um mit dem Unangenehmen des täglichen Lebens fertig zu werden. (Vergleiche Prediger 3:1-13.)
MIT UNERWARTETEM FERTIG WERDEN
Ein anderer Grund, warum sich menschliche Bemühungen als vergeblich erweisen, ist in Prediger 9:11 erwähnt: „Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, daß nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnis haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle.“
Man sollte glauben, daß Personen mit Eigenschaften wie Schnelligkeit, Kraft und Weisheit in all ihren Unternehmungen erfolgreich wären. Aber oft kommt es anders, als man denkt. Zwar gereichen unvorhergesehene Ereignisse gelegentlich zum Guten, doch häufig kommen sie in Form von Unfällen, Krankheiten oder anderem Unheil. Und im Tod gibt „es keine Überlegenheit des Menschen gegenüber dem Tier ..., denn alles ist Nichtigkeit“ (Pred. 3:19-21).
Angesichts dessen gibt der weise Bibelschreiber besonders zwei Empfehlungen: 1. Arbeite fleißig jeden Tag. 2. ‘Sieh Gutes’ für all deine harte Arbeit, indem du das genießt, was du im Moment hast. Darüber können wir in Prediger 5:18-20 lesen:
„Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, das schön ist, ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit, womit er hart arbeitet unter der Sonne während der Zahl der Tage seines Lebens, die der wahre Gott ihm gegeben hat, denn das ist sein Teil. Auch jeden Menschen, dem der wahre Gott Reichtum und materielle Besitztümer gegeben hat, den hat er ja ermächtigt, davon zu essen und seinen Teil wegzutragen und sich in seiner harten Arbeit zu freuen. Das ist die Gabe Gottes. Denn nicht oft wird er der Tage seines Lebens gedenken, weil der wahre Gott ihn mit dem beschäftigt, was sein Herz erfreut.“
Obwohl es viel Bedrückung, Ungerechtigkeit und anderes Schlechte im Leben heute gibt, wird der Weise nicht zulassen, daß dies seine Freude an Dingen raubt, die in Ordnung sind. Er ist vielmehr entschlossen, „seinen Teil“ gegenwärtiger Segnungen „wegzutragen“, indem er das genießt, was er hat, selbst wenn es wenig sein mag.
Der Platz reicht hier nicht aus, um noch umfassender die im Buch Prediger zu findende Weisheit zu erörtern. Wir hoffen, daß die wenigen oben dargelegten Beispiele dich anspornen werden, das ganze Buch sorgfältig zu studieren. Dies zu tun wird dir helfen, deine Zeit und Kraft nicht mit nutzlosen Dingen zu vergeuden und dein Leben und deine Mittel für wirklich Lohnendes zu verwenden.
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Sogar Vögel ‘kennen ihre Zeit’Der Wachtturm 1980 | 1. Juni
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Sogar Vögel ‘kennen ihre Zeit’
UNTER den Israeliten herrschte während der Zeit Jeremias ein trauriger Zustand. Selbst Zugvögel handelten besser als sie. Wir lesen: „Sogar der Storch am Himmel — er kennt seine bestimmten Zeiten wohl; und die Turteltaube und der Mauersegler und die Singdrossel — sie halten die Zeit der Ankunft eines jeden gut ein. Was aber mein Volk betrifft, sie haben das Gericht Jehovas nicht erkannt“ (Jer. 8:7).
Obwohl Zugvögel wie der Storch, die Turteltaube, der Mauersegler und die Singdrossel die Zeit ihres Weg- und Heimzuges beachten, schenkten die Israeliten den richterlichen Entscheidungen Jehovas keine Aufmerksamkeit. Für Zugvögel ist ihr Weg und Heimzug lebenswichtig. Genauso hing Israels Wohlergehen davon ab, daß es Jehovas richterlichen Entscheidungen nachkam. Doch die Israeliten unterließen dies und waren deshalb nicht einmal so klug wie unvernünftige Vögel, die die Zeit der Vogelzüge beachten.
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