Pflegt eine gute geistige Einstellung
WAS würdest du tun, wenn du plötzlich erfahren solltest, daß der souveräne Herrscher des Universums mit dir nicht zufrieden wäre? Würdest du deinen Platz verlassen und in Deckung rennen, an einen Ort, der dir sicherer erschiene? Würdest du seinen Tadel und seine zurechtweisende Zuchtrute ablehnen und dich dagegen auflehnen? Oder würdest du demütig dein Unrecht zugeben, dich davon abwenden und die züchtigende Disziplin Jehovas annehmen? Du würdest weise handeln, wenn du das letztere tätest, denn Gottes Wort gibt uns in dieser Sache folgenden Rat: „Wenn der Zorn des Herrschers aufsteigt wider dich, verlaß deinen Ort nicht; denn Nachgiebigkeit [Unterwürfigkeit, Leeser, engl.] beschwichtigt große Vergehen.“ — Pred. 10:4, Zu.
Erst kürzlich, während des ersten Weltkrieges, machte der Überrest der kleinen Herde eine solche Erfahrung. Wegen des Druckes von politischer und religiöser Seite machte er sich in jenen unruhevollen Tagen der Menschenfurcht schuldig. So kam er in die Gefangenschaft des Feindes. Das bekümmerte die Glieder des Überrestes, als sie ihre Stellung erkannten, und sie baten nun Jehova um Vergebung.
Sie kritisierten es nicht, daß Jehova sie disziplinierte, so wie es die Gruppe des „bösen Knechtes“ tat, noch verwarfen sie diese Disziplin. Sie wünschten nichts weiter, als ihren Platz des Dienstes, den ihnen Jehova in seiner Barmherzigkeit gab, zu behalten. Für sie handelte es sich darum, daß sie seine Zucht in der Hoffnung ertrugen, seinen Zorn zu beschwichtigen. „Mein Sohn, achte die Zucht von Jehova nicht gering, noch gib es auf, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst; denn wen Jehova liebt, nimmt er in Zucht, ja er geißelt einen jeden, den er als Sohn aufnimmt. Was ihr erduldet, dient euch zur Zucht.“ (Heb. 12:5-7, NW) Jehovas Zorn legte sich tatsächlich. Sie konnten in seine Gunst zurückkehren und erhielten größere und noch wunderbarere Vorrechte. Bald durften sie singen, und sie singen noch: „Und an jenem Tage wirst du sagen: Ich preise dich (Ich danke dir, Fußn.), Jehova; denn du warst gegen mich erzürnt: dein Zorn hat sich gewendet, und du hast mich getröstet.“ — Jes. 12:1.
„GEIST“ ERKLÄRT
Aus der Art, wie das Wort „Geist“ in Prediger 10:4 und an vielen anderen Stellen der Bibel gebraucht wird, geht deutlich hervor, daß dies eine der besonderen Bedeutungen des hebräischen Wortes ruʹach ist, das gewöhnlich mit Geist übersetzt wird. In Einklang mit dem allgemeinen Grundgedanken des hebräischen Wortes hat in diesem Fall das Wort auch den Sinn von etwas Unsichtbarem, das aber sichtbare Ergebnisse hervorzurufen vermag. So, wie das Wort hier insbesondere gebraucht wird, bezieht es sich auf die Geistesverfassung, die geistige Einstellung oder die Geisteshaltung einer Person. Diese ist etwas, das kein Menschenauge sehen kann. Doch kann und wird sie sichtbare, physische Handlungen bewirken.
Unser Sinn ist diejenige Fähigkeit unseres Gehirns, die uns befähigt, Aufschlüsse oder Beweise herauszusuchen, darüber nachzudenken und zu bestimmten Folgerungen zu gelangen. Da wir mit der Gabe ausgestattet sind, selbst entscheiden zu können, über welche Dinge wir nachsinnen wollen, können wir in unserem Sinn gewisse Denkvorgänge in Bewegung setzen und ihnen die gewünschte Richtung geben. Wir sind keine Roboter; wir haben einen freien Willen. Das, wobei wir unsere Gedanken verweilen lassen, macht in unserem Gehirn einen bleibenden Eindruck und gibt ihm eine gewisse Neigung, die ihrerseits unser Benehmen beeinflußt. Wenn eines Menschen Gedanken sich genügend nach einer bestimmten Richtung hin konzentrieren, so daß sie sein Benehmen beeinflussen, so werden sie sich bald durch eine Tat äußern, die von jedermann gesehen werden kann. Da der Mensch einen freien Willen hat, stehen ihm in bezug auf sein Denken, seine Geisteshaltung und die daraus ergebende Persönlichkeit zwei Wege offen.
GUTE UND SCHLECHTE EINSTELLUNG
Der Durchschnittsmensch von heute ist über die Wirksamkeit Satans und seiner Dämonen nicht unterrichtet, weil er Gottes Wort nicht kennt. Da er sich auf weltliche Weisheit und menschliche Vernunftschlüsse stützt, die durch dämonische Einflüsse verdorben sind, fällt er leicht den Anschlägen Satans zum Opfer. Sein Denken ist durch Eigennutz verschroben, und da er mit Leuten von derselben Geistesverfassung Umgang pflegt, ist er nicht in der Lage, seinen Geist oder seine geistige Einstellung vollständig zu beherrschen. „Eine erbrochene Stadt ohne Mauern: so ist ein Mann, dessen Geist Beherrschung mangelt.“ Ein solcher Mensch vermag dem Druck, den die von Satan beherrschte Welt auf ihn ausübt, nicht zu widerstehen. Aus diesem Grunde ist er unzuverlässig, wie dies hinsichtlich der letzten Tage dieses Systems vorausgesagt worden ist. — Spr. 25:28; 2. Tim. 3:2, 3.
Woran ein Mensch denkt, davon spricht er. Schlechten, ruchlosen Redensarten folgen gewöhnlich Gewalttaten, und diese wie jene sind ein starker Beweis für die entartete Geistesverfassung und den schlechten Herzenszustand der meisten Menschen der Gegenwart. Zank und Streit sind zu etwas Alltäglichem geworden, weil die Menschen Jehovas Rat nicht befolgen. (Spr. 17:14) und ihren Geist nicht beherrschen. Niemand weiß dies besser als Jehovas Zeugen, die häufig Opfer brutaler Angriffe von seiten einzelner Personen oder Pöbelrotten gewesen sind, welche sich zu Wutausbrüchen hinreißen ließen.
In auffallendem Gegensatz zu solchen Personen sind jene, die aus diesem verderbten System der Dinge hinaus- und in die Neue-Welt-Gesellschaft hineingesammelt worden sind. Dort sind keine schmutzigen Redensarten zu finden; keine gemeinen oder gewalttätigen Handlungen werden erlaubt. Ja wie wäre es möglich, daß es dort solche Personen gäbe, da jene, die diese Gesellschaft bilden, doch die richtige geistige Einstellung bekunden? Diese wird vom Apostel Paulus deutlich beschrieben, wenn er sagt: „Wir aber haben Christi Sinn.“ Christus Jesus war in seinem Sinn vollkommen, heilig und arglos. Er beherrschte ihn jederzeit völlig und konzentrierte sich darauf, den Willen des Vaters zu tun. Er legte seine Überlegenheit nicht an den Tag, noch war er aufgeblasen zufolge der Kenntnisse, die er besaß, obwohl er hierin gleich nach seinem Vater kam. Er war mildgesinnt und von Herzen demütig. — 1. Kor. 2:16, NW.
Bei Jehovas Zeugen sind heute dieselben guten Eigenschaften zu finden, wenn auch nicht in Vollkommenheit. Gottes Zeugen haben die alte Persönlichkeit abgestreift und die neue Persönlichkeit angezogen. Sie haben ihren Sinn mit gottesfürchtigen Gedanken aus Gottes Wort angefüllt, und sie sind so eingestellt, wie es Jehova für jene verordnet hat, bei denen er wohnt. (Jes. 57:15) Sie üben Selbstbeherrschung und geben ihren Gedanken und Wünschen die Richtung, auf Grund der man von ihnen sagen kann, daß sie eine gute geistige Einstellung und einen gerechten Herzenszustand haben. Hierfür legt das Leben, das sie Tag für Tag führen, vor allen, die es zu beachten wünschen, Zeugnis ab.
Das will nicht sagen, daß wir nicht mehr zornig oder nicht mehr heftig werden könnten. Solches kann noch geschehen, und aus diesem Grunde müssen wir beständig auf der Hut sein. Wir können erzürnt werden über das verschlagene Vorgehen des Feindes. Bisweilen mögen wir Zorn empfinden über Personen innerhalb der Organisation. Außerdem mögen wir gelegentlich über uns selbst zornig werden. Aber auch zwischen Paulus und Barnabas kam es einmal zu einem Zornausbruch. In solchen Fällen ist jedoch unser Zorn und seine Äußerung weit verschieden von der Raserei einer dämonisierten, halb wahnsinnigen Person, die ihren Geist nicht beherrscht. In Epheser 4:25-27 (NW) wird unser Problem ins Auge gefaßt, und wir erhalten dort den richtigen Rat: „Deshalb nun, da ihr die Unwahrheit abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder von euch mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder, die zueinander gehören. Zürnet, doch sündiget nicht. Laßt die Sonne nicht über eurer gereizten Stimmung untergehen, und gebt auch nicht Raum für den Teufel.“ Wir müssen unseren Zorn meistern. — Spr. 17:27.
PFLEGT DIE RICHTIGE EINSTELLUNG!
In diesen letzten Tagen, da wir vor der Vollstreckung der Gerichte Jehovas stehen, ist es höchst wichtig, daß wir die richtige Einstellung pflegen und bewahren, denn wer sie nicht besitzt, wird Harmagedon nicht überleben können. Sie zu besitzen ist möglich. Um uns zu ermutigen und uns die Gewißheit zu geben, daß dies möglich ist, gibt Jehova uns in seinem Worte den Rat, seinen Sohn nachzuahmen: „Bewahrt euch diese geistige Einstellung, die auch in Christus Jesus war.“ (Phil. 2:5, NW) Wenn wir die geistige Einstellung Christi kennen wollen, müssen wir den heiligen, biblischen Bericht studieren, denn darin sind seine Gedanken und Lehren niedergelegt. Er war von einer Gesinnung, in der er über den ihm zugewiesenen Dienst weder klagte noch murrte. Für ihn war es eine Wonne, auch den geringsten Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Diese Einstellung sollten auch wir pflegen.
Deshalb müssen wir aufhören, unseren Sinn nach dem Muster der Selbstsucht dieser Welt zu modeln, und sollten ihn neu gestalten, damit er dem Sinn Christi Jesu gleiche und wisse, was der gute, annehmbare und vollständige Wille Gottes ist. (Röm. 12:2, 11, 12) Wenn wir genaue Erkenntnis in uns aufnehmen, ändern wir unsere Gedankenrichtung und suchen als eine Kraft im Leben richtige, selbstlose Beweggründe zu entwickeln. Dazu ist das Gebet notwendig, denn es gibt uns Kraft. Ferner kommt uns Jehovas wirksame Kraft zu Hilfe, weil sie in uns den Willen stärkt, Gott zu dienen, und uns auch dazu befähigt. Seine wirksame Kraft in Verbindung mit seinem Wort wird uns umwandeln, so daß unsere neue Persönlichkeit seine Anerkennung und seinen Segen finden wird.
Es ist ein Fehler, anzunehmen, eine solche Umwandlung könne vor sich gehen, während wir uns von der Neuen-Welt-Gesellschaft getrennt halten. Mit ihr verbunden zu sein und uns an ihrer Tätigkeit zu beteiligen ist unbedingt notwendig. Wenn wir mit ihr zusammen arbeiten und uns mit unseren Brüdern in den verschiedenen Zusammenkünften der Versammlung wie auch zu den Felddienstgelegenheiten treffen, so schreiten wir zur Reife voran. Wir müssen der Tatsache stets eingedenk sein, daß wir die Wahrheit durch Jehovas Mitteilungskanal, die Klasse des „treuen und verständigen Sklaven“ kennenlernen. (Matt. 24:45-47) Dadurch, daß wir mit seinem Kanal beständig in Verbindung bleiben, empfangen wir von seinem Geiste. Manchmal kommt uns auch Tadel oder Zucht durch dieses Werkzeug zu, denn wir alle benötigen der Disziplinierung, um in der rechten Geistesverfassung zu bleiben. Wenn wir mit den Brüdern liebevolle Gemeinschaft pflegen, so behalten wir diese Gesinnung. Hegen wir aber Zorn oder Groll gegen jemanden, so werden wir schwerlich eine gute Einstellung bewahren. Wir wissen, daß wir das nicht tun dürfen. Wir geben weiterhin „sorgfältig acht, daß niemand der unverdienten Güte Gottes entbehre; daß keine giftige Wurzel aufsprosse und Unruhe stifte und viele befleckt werden“. (Heb. 12:15, NW) Stolz — wegen unserer Stellung in der Organisation oder wegen sonst etwas — darf bei uns nicht gefunden werden. Wer eine solche Einstellung hat, der bewirkt, daß sich Jehovas Zorn gegen ihn erhebt, und das würde zumindest einen plötzlichen Schlag oder Sturz zufolge einer Disziplinierung durch die Organisation oder unter Umständen sogar die Vernichtung durch Jehovas Scharfrichter bedeuten.
Binnen kurzem werden alle Stolzen dieses Systems der Dinge und alle, die durch ihr Verhalten zeigen, daß sie auf dessen Seite stehen, die zerstörende Wucht der Schlacht von Harmagedon erfahren. Gottes Zorn wird niemals gegen die loyale Neue-Welt-Gesellschaft zum Ausdruck kommen, wohl aber gegen Glieder dieser Gesellschaft, die ihre gute geistige Einstellung verderben. Seid daher beständig auf der Hut, daß das nie geschehe. Dann könnt ihr an dem Triumph Jehovas teilhaben und euch über die wunderbare Rettung freuen, die er denen schaffen wird, die die gleiche Gesinnung bewahren, die sein lieber Sohn bewahrt hat. „Die unverdiente Güte unseres Herrn Jesus Christus sei mit dem Geiste, den ihr offenbart, Brüder!“ „Möge der Geist und die Seele und der Leib von euch Brüdern untadelig bewahrt werden bei der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus.“ — Gal. 6:18; 1. Thess. 5:23, NW.
„Weisheit ist besser als Kraft … Worte der Weisen, in Ruhe gehört, sind mehr wert als das Geschrei des Herrschers unter den Toren. — Weisheit ist besser als Kriegsgeräte; aber e i n Sünder vernichtet viel Gutes.“ — Prediger 9:16-18.