„Dein Wort ist Wahrheit“
Was ist der Lebensgeist des Menschen?
ES IST Nacht. Das Dorf auf den Fidschiinseln liegt in tiefem Dunkel. Plötzlich erschallt der Ruf, es sei wieder ein Geist in Mereani gefahren. Alle Dorfbewohner versammeln sich in Mereanis Hütte, etwas ängstlich, aber auch fasziniert. Die junge, etwa dreißigjährige verheiratete Frau sitzt aufrecht im Lampenlicht. Die Kraft in ihr hat ihr das Blut in die Augen getrieben, und nun starrt sie mit blutunterlaufenen Augen grimmig vor sich hin. Ein halbes Dutzend starke Männer sind nicht imstande, sie festzuhalten. Sie öffnet die Lippen und beginnt mit einer tiefen männlichen Stimme, die Respekt gebietet, machtvoll vor den Folgen einer Verletzung der Stammesbräuche zu warnen. Um den „tevoro“ (Teufel oder Geist) in ihr zu beschwichtigen, geben ihr die von Furcht erfüllten Dorfbewohner etwa einen halben Liter von einem aus Wurzeln bereiteten heiligen Getränk zu trinken. Sie trinkt es in einem Zug. Dann bricht sie zusammen. Am darauffolgenden Morgen kann sich Mereani an die Vorgänge der vergangenen Nacht nicht mehr erinnern.
2 Solche Vorfälle ereignen sich von Zeit zu Zeit auf den Fidschiinseln. Die Fidschiinsulaner bekennen sich zwar zum Christentum, aber sie glauben dennoch an den „tevoro“; dieses Wort ist mit dem Wort „Teufel“ verwandt. Die meisten Fidschiinsulaner verstehen jedoch darunter den „Geist“ eines toten Menschen. Sie glauben, daß dieser Geist den Lebenden etwas Gutes oder etwas Böses zuzufügen vermag. Vielen Fidschiinsulanern ist das von Kindesbeinen an beigebracht worden.
3 Viele Fidschiinsulaner glauben zum Beispiel, daß der Geist eines Verstorbenen in der vierten Nacht („Bogi Va“), in der ein Fest zu seiner Besänftigung veranstaltet wird, aus dem Grab entweicht. Von nun an kann der Geist sich frei bewegen und sich an einem dunklen Ort, am liebsten in einem großen „Baka“baum, niederlassen. Der Eindruck, den dieser hohe Feigenbaum mit der weit ausladenden Krone im Dunkel der Nacht erweckt, eignet sich vorzüglich für einen solchen Glauben.
4 Auf anderen Südseeinseln findet man ähnliche Auffassungen. Auf den Samoainseln ist man bestrebt, „den Geist“ zu ewiger Ruhe „zu legen“, damit er keinen weiteren Schaden anzurichten vermag. Die Inselbewohner graben die Gebeine eines Toten aus und übergießen sie mit kochendem Wasser. Auf Tahiti hat man vor kurzem in ein Grab ein Loch gebohrt, auch durch den Sarg. Dann steckte man ein langes Rohr in das Loch und ließ kochendes Wasser in den Sarg fließen. Dadurch hoffte man zu erreichen, daß der Geist einer kurz zuvor verstorbenen Großmutter aufhören würde, eines der kleinen Enkelkinder schwer krank zu machen.
5 Wieso glauben die Menschen solche Dinge? Ein wichtiger Grund dafür ist die Tatsache, daß in allen Teilen der Erde parapsychische Erscheinungen zu beobachten sind. Diese unheimlichen Erscheinungen gelten als Beweis dafür, daß der Geist der Verstorbenen weiterlebt. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, daß viele nicht wissen, was die Bibel über den Zustand der Toten lehrt. Einige legen sogar das, was sie darüber sagt, falsch aus. Wer wirklich wissen möchte, was mit dem Menschen geschieht, wenn er stirbt, muß sich der Bibel zuwenden und sie zu Worte kommen lassen. Sie allein enthält die Gedanken desjenigen, der es weiß, weil er den Menschen geschaffen hat. Die Bibel erklärt auch wahrheitsgemäß, was der Lebensgeist des Menschen ist und was damit geschieht, wenn der Mensch stirbt. — Jes. 45:11, 12.
6 Man beachte vor allem, daß in der Bibel mit dem Wort „Seele“ nie der Gedanke von Todlosigkeit, Unsterblichkeit oder Unzerstörbarkeit verbunden wird. Nein, die Bibel spricht nirgends davon, daß die Seele etwas sei, was den Tod des Menschen überlebe. Im Gegenteil, sie zeigt, daß die Seele das lebende Geschöpf selbst ist, es mag ein Fisch, ein Vogel, ein Landtier oder ein Mensch sein. (1. Mose 1:20, 24, Fußnote; 2:7) Gott sagt ganz entschieden: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“ — Hes. 18:4, 20.
7 Einige mögen denken, der Text in Prediger 12:7 stütze den Gedanken, daß der Lebensgeist des Menschen nach dessen Tod weiterlebe. Dieser Text lautet: „... und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.“ Sie fragen sich, ob der Lebensgeist des Menschen, wenn er zu Gott zurückkehre, nicht auch anderswo hingehen oder irgendwie wirksam sein könne, ob er nicht zurückkehren und sich in der Umgebung der Angehörigen des Verstorbenen aufhalten könne.
8 Diese Überlegungen sind nichts anderes als Mutmaßungen. Man liest etwas in den Bibeltext hinein, was nicht darin steht. Wird darin gesagt, daß der Lebensgeist des Menschen zu dem Dorf oder Haus zurückkehre, in dem er früher gewohnt habe, und sich in einem daneben stehenden Bakabaum niederlasse, oder wird darin gesagt, er kehre zu Gott zurück? Was Gott darüber in seinem Wort sagt, ist wahr. — Tit. 1:2; 4. Mose 23:19.
9 In Prediger 9:5, 6, 10 wird deutlich gesagt, daß die Toten nichts mehr zu tun vermögen, daß sie machtlos, untätig und ohne Empfindungen sind. Was ist denn mit diesem Geist gemeint, und wie kehrt er zu Gott zurück? Der Geist, der in Prediger 12:7 erwähnt wird, ist nicht die Seele, das lebende Geschöpf selbst, sondern ist die unpersönliche Lebenskraft in den Körperzellen des Menschen, die beim Tod allmählich aus dem Körper entweicht. Da nur Gott die Macht besitzt, einer Person diese Lebenskraft wieder zu verleihen, kommt sie beim Tod eines Menschen in Gottes Gewalt. Nun ist es an Jehova Gott, durch seinen Richter, Jesus Christus, zu entscheiden, ob diese Person auferstehen wird oder nicht. — Joh. 5:21.
10 Wir könnten das folgendermaßen veranschaulichen: Ein Mann hat einem Freund etwas geliehen. Als der Freund es zurückbringt, sagt der Besitzer des geliehenen Gutes zu ihm, er solle es draußen vor der Hüttentür stehenlassen. Obschon der Mann, der dieses Gut geliehen hatte, es dem Besitzer nicht in die Hände gelegt hat, ist es doch wiederum im Besitz des Eigentümers und in seiner Gewalt. So ist es auch mit der Lebenskraft des Menschen beim Tod; sie kehrt „zu Gott zurück“.
11 Nun mögen sich einige fragen, wie denn die unheimlichen Vorgänge in Verbindung mit Geistern zu erklären seien. Verantwortlich für diese Vorgänge sind in Wirklichkeit Dämonen, böse Geister. Diese bösen Mächte sind schlau und geben sich als verstorbene Menschen aus, um den Eindruck zu erwecken, die Toten würden weiterleben und Gott sei ein Lügner. Häufig ergreifen sie auch Besitz von Menschen, wie das eingangs erwähnte Beispiel zeigt, um ihre unehrlichen Behauptungen glaubwürdig erscheinen zu lassen. — Eph. 6:12.
12 Wir müssen uns mit den Wahrheiten der Bibel wappnen, wenn wir vermeiden möchten, unter den gefährlichen Einfluß der Dämonen zu geraten. Der sechsmonatige unentgeltliche Heimbibelstudienkursus, den Jehovas Zeugen anbieten, kann dir helfen, das zu tun. Sei daher weise, und mache jetzt, in der kurzen Zeit, die noch verbleibt, bis Gott dieses böse System der Dinge vernichtet, von diesem Angebot Gebrauch. Du wirst dafür reichlich gesegnet werden. — Joh. 17:3.
Kannst du diese Fragen beantworten? Die Antworten erhältst du, wenn du den obigen Artikel liest.
1. Welch merkwürdige nächtliche Vorgänge wurden aus einem Dorf auf den Fidschiinseln berichtet? 2. Was kann ein Geist nach dem Glauben der Fidschiinsulaner den Lebenden tun? 3. Wann kann sich nach ihrer Auffassung ein Geist frei bewegen? 4. Wie bemühen sich die Samoaner, „den Geist“ zu ewiger Ruhe „zu legen“? 5. Warum glauben die Menschen solche Dinge? 6. Was sagt die Bibel über die Seele? 7. Zu welchen Schlußfolgerungen werden gewisse Personen durch den Text in Prediger 12:7 veranlaßt? 8. Warum ist es absurd, zu glauben, der Lebensgeist eines Menschen kehre zu seinem Dorf zurück? 9. Was ist der Lebensgeist, und wie kehrt er zu Gott zurück? 10. Wie kann man das Zurückkehren des Geistes zu Gott veranschaulichen? 11. Wer ist für die unheimlichen Erscheinungen verantwortlich, und was ist der Zweck solcher Vorgänge? 12. Was sollten wir tun, um zu verhindern, daß wir unter den Einfluß der Dämonen geraten?