Fragen von Lesern
● Sind die Worte nach Jesaja 14:22 so zu verstehen, daß schließlich jeder einzelne Babylonier umgebracht wurde? — E. K., USA.
Jesaja 14:22 lautet: „Und ich werde wider sie aufstehen, spricht Jehova der Heerscharen, und werde von Babel ausrotten Namen und Überrest, und Sohn und Nachkommen, spricht Jehova.“ Das bedeutete für Babylon unweigerlich den Untergang. Wir brauchen aber deswegen nicht zu denken, das bedeute, daß jeder einzelne Babylonier hätte getötet werden müssen.
Die babylonische Dynastie, in der Bibel durch den „König von Babylon“ dargestellt, herrscht nicht mehr. (Jes. 14:4, Br) Sie ist schon vor Jahrhunderten untergegangen. Auch als Volk existieren die Chaldäer und Babylonier nicht mehr. Durch verschiedene Umstände, möglicherweise auch dadurch, daß sie sich mit anderen Völkern verschwägerten und ihre Geschlechtsregister verlorengingen, sind sie aus dem Dasein verschwunden. Bestimmt wurden viele Babylonier und Chaldäer getötet, als die Meder und Perser im Jahre 539 v. u. Z. Babylon stürzten. Nach der Herrschaft Medo-Persiens hielten bis zum Jahre 323 v. u. Z. jedoch griechische Truppen unter Alexander dem Großen Babylon besetzt. Dann kamen nacheinander die Seleukiden, die Parther, die Sassaniden und die mosleminischen Araber. Das alte Babylonien bekam somit die Folgen der Fremdherrschaft zu verspüren, und die Bewohner des Landes gingen möglicherweise in den anderen Völkern auf. Jedenfalls kann heute niemand mehr mit Sicherheit sagen, er sei ein echter Babylonier oder Chaldäer.
Babylon selbst ist heute nur noch eine Trümmerstätte ohne einheimische Bewohner, nur noch eine Sehenswürdigkeit für Touristen. Diese große Stadt, ihre Könige und alle Chaldäer und Babylonier, die sie einst bewohnten, sind im Laufe der Zeit verschwunden. Jehova hat in der Tat „Namen und Überrest, und Sohn und Nachkommen“ aus Babylon ausgerottet. Seine in Jesaja 14:22 aufgezeichnete Ankündigung hat sich tatsächlich erfüllt. Das ist nur einer der vielen Beweise dafür, daß „der heilige Geist [Jehovas] durch Jesaja, den Propheten, ... geredet“ hat und daß Jehova Gott nicht lügt. — Apg. 28:25; Hebr. 6:18.
● Ein sorgfältiger Vergleich von Matthäus 1:1-16 mit Lukas 3:23-38 zeigt, daß in dem Geschlechtsregister von Matthäus die Vorfahren Jesu Christi über Salomo angegeben sind, während Lukas sie über Nathan, einen anderen Sohn Davids, angibt. Warum werden dann aber in beiden Stammbäumen Schealtiel und Serubbabel angeführt? — M. K., Alaska.
Ohne Zweifel traf die von König David über seinen Sohn Nathan zu Jesus führende Geschlechtslinie durch eine Heirat nach mehreren Generationen mit der über Salomo führenden Linie zusammen.
Nach 1. Chronika 3:16-18 war Schealtiel der leibliche Sohn Jekonjas (König Jojakins). Damit stimmen die Worte des Matthäus überein: „Nach der Wegführung nach Babylon wurde Jekonja der Vater Schealtiels.“ (Matth. 1:12) Lukas irrte sich jedoch nicht, als er Schealtiel als ‘Sohn des Neri’ bezeichnete. (Luk. 3:27) Das traf offenbar zu, weil Neri seine Tochter dem Schealtiel zur Frau gab. Da es bei den Hebräern nicht ungewohnt war, den Schwiegersohn als Sohn zu bezeichnen, ganz besonders in Geschlechtsregistern, konnte Lukas Schealtiel mit Recht als den Sohn Neris bezeichnen, wie er bereits Joseph als den Sohn Helis bezeichnet hatte, der in Wirklichkeit der Vater Marias, der Frau Josephs, war. — Luk. 3:23.
Die Abstammungslinie über Nathan traf also mit der über Salomo führenden Linie durch eine solche Heirat zusammen. Das erklärt auch, warum beide, Matthäus und Lukas, Schealtiels Sohn Serubbabel erwähnen. Schließlich gingen dann die beiden Abstammungslinien über verschiedene Nachkommen Serubbabels getrennt weiter bis zu Jesus Christus.
Daher wird in dem Buch „Dinge, in denen es unmöglich ist, daß Gott lügt“ auf Seite 71 mit Recht gesagt: „Die meisten der Juden, die den Fall und die Zerstörung Jerusalems überlebten, wurden nach Babylon in die Gefangenschaft geführt. Unter den gefangenen Juden, die während der folgenden siebzig Jahre dort weilten, befand sich ein gewisser Mann namens Neri, der von König David durch dessen Sohn Nathan abstammte. Dieses Geschlecht und die Familie Salomos wurden nun durch Schealtiel und seinen Sohn Serubbabel miteinander wechselseitig verwandt.“ Die Verwandtschaft dieser beiden geht auch aus der Tafel auf den Seiten 112 und 113 dieses Buches hervor.
Weitere Einzelheiten über die von Matthäus und Lukas wiedergegebenen Abstammungslinien Jesu Christi sind im Wachtturm vom 15. Mai 1962, Seite 319, erschienen.
● Nach der Sintflut sandte Noah eine Taube aus der Arche aus. Als sie zurückkam, „war ein frisch gepflücktes Olivenblatt in ihrem Schnabel“. (1. Mose 8:10, 11, NW) Ist nicht anzunehmen, daß durch die Flut alle Bäume vernichtet wurden? Woher hatte die Taube das Olivenblatt? — C. J., USA.
Die Wasser der Flut richteten an Pflanzen und Bäumen bestimmt großen Schaden an. Es scheint jedoch nicht unmöglich zu sein, daß ein Ölbaum die Flut überdauerte. Der Ölbaum ist sehr ausdauernd. Es wird von ihm gesagt: „Ein alter Stumpf treibt immer wieder neue Zweige, als ob seine Lebenskraft unzerstörbar wäre.“ (The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, Band 4, Seite 404) Beachtenswert ist ferner, daß der griechische Philosoph und Naturforscher Theophrastus und der römische Naturwissenschaftler Plinius der Ältere erklärten, der Ölbaum sei im Roten Meer unter Wasser gewachsen und grün geblieben. Ein Ölbaum konnte also während der Flut gut einige Monate unter Wasser stehen, ohne abzusterben. Nachdem sich die Wasser verlaufen hatten, stand er wieder auf dem Trockenen und konnte wieder Blätter treiben, und so konnte die Taube ohne weiteres ein Blatt finden. Die Rückkehr der Taube mit dem frisch gepflückten Olivenblatt im Schnabel war für die Bewohner der Arche ein besonderes Zeichen. Noah erkannte daran, „daß die Wasser sich verlaufen hatten von der Erde“. — 1. Mose 8:11.
● Darf ein christliches Ehepaar ein Kind adoptieren? — J. W., USA.
Ob ein Kind adoptiert werden sollte, ist eine Frage, die ein Ehepaar ebenso selbst entscheiden muß wie die Frage, ob es, wenn es dazu in der Lage ist, selbst ein Kind haben sollte oder nicht. Die Entscheidung, die ein Ehepaar in dieser Frage trifft, ist kein Maßstab, nach dem sich andere richten sollten. Es wäre auch nicht richtig, Personen wegen ihres Entschlusses, den sie in einem solchen Fall gefaßt haben, zu kritisieren.
Die Wachtturm-Gesellschaft unterhält keine Einrichtung zur Vermittlung von Adoptionen. Sie führt keine Namen- und Adressenliste von Personen, die möchten, daß ihre Kinder von anderen adoptiert werden. Die Gesellschaft kann in solchen Angelegenheiten auch keine Rechtshilfe leisten.
Wenn ein Ehepaar ein Kind rechtmäßig adoptiert, wird es für dieses Kind genauso verantwortlich, wie natürliche Eltern für ihre Kinder verantwortlich sind. Christen, die ein Kind adoptieren, sollten daher den Wunsch haben, für das Kind richtig zu sorgen, das heißt, sie sollten sich nicht nur um seine leiblichen, sondern, was noch wichtiger ist, auch um seine geistigen Bedürfnisse kümmern. Der Adoptivvater ist als Haupt der Familie nach der Bibel verpflichtet, sowohl für das materielle als auch für das geistige Wohl des Kindes die Hauptverantwortung zu übernehmen. — 1. Tim. 5:8; Jes. 38:19; Eph. 5:21 bis 6:4.
Manche Christen betrachten Kinderlosigkeit oder den Umstand, daß sie nicht viele Kinder haben, als eine günstige Gelegenheit, dem Dienste Jehovas mehr Zeit zu widmen. Kinderlose Ehepaare haben zum Beispiel nicht die Verantwortung, die die Erziehung von Kindern mit sich bringt, und haben deshalb besser Gelegenheit, ihre Zeit und Kraft zur Förderung der Königreichsinteressen einzusetzen. — Matth. 6:33.
Ehepaare müssen ihre Angelegenheiten selbst regeln. Sie kennen ihre Verhältnisse und ihre Wünsche. Sie müssen also selbst entscheiden, ob sie ein Kind adoptieren sollten oder nicht. — Gal. 6:5.