Das Haus mit Herrlichkeit füllen
Am Sonntag morgen, dem 26. Juli 1953, am letzten Tag des Neue-Welt-Gesellschaft-Kongresses der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion, New York-Stadt, wurde vom Vizepräsidenten der Watch Tower Bible and Tract Society vor 131 419 Kongressbesuchern die nachfolgende Ansprache gehalten.
„Und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova der Heerscharen.“ — Hag. 2:7.
1. Was ist das Haus, das mit Herrlichkeit erfüllt werden soll, und welcher Verheißung gemäß?
DAS Haus, das mit Herrlichkeit erfüllt werden sollte, war ein Tempel, der Jehova der Heerscharen geweiht war. Jehova verhieß, ihn mit Herrlichkeit zu füllen. Diese Verheißung erfolgte als Krönung einer Prophezeiung, die für alle Nationen von größter Tragweite ist. „Denn so spricht Jehova der Heerscharen: Noch einmal, eine kleine Weile ist es, da werde ich den Himmel erschüttern und die Erde und das Meer und das Trockene. Und ich werde alle Nationen erschüttern; und das Ersehnte aller Nationen wird kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova der Heerscharen.“ — Hag. 2:6, 7.
2, 3. Welches war der geschichtliche Hintergrund, als diese Prophezeiung zum erstenmal gegeben wurde?
2 Diese Prophezeiung wurde vor mehr als zweitausendvierhundert Jahren geäußert und hatte damals als Hintergrund einen bescheidenen Tempel, mit dessen Bau weniger als einen Monat vorher begonnen worden war. Er wurde an Stelle des früheren, von König Salomo errichteten Tempels dort auf dem Berge Morija in Jerusalem gebaut. Nach der Zerstörung des Tempels Salomos durch die Babylonier im Jahre 607 v. Chr. hatte jene heilige Stätte siebzig Jahre lang öde gelegen, die ganze Stadt lag verwüstet da, das ganze Gebiet des Königreiches Juda war verödet, ohne Mensch und Haustiere. Dies war eine Folge des von Gott an der Nation vollzogenen Gerichts wegen ihrer lange fortgesetzten Verletzung des Bundes, den Jehova Gott mit ihren Vorfahren auf dem Berge Sinai durch Mose gemacht hatte. (3. Mose 26:27-35; 1. Kön. 9:6-9) Nun war einem Überrest der gezüchtigten Israeliten von ihrem Gott Jehova der Weg geöffnet worden, ihre Gefangenschaft in Babylon zu verlassen und in ihr Heimatland zurückzukehren. Zu welchem Zweck? In erster Linie zu dem Zweck, das Haus Jehovas an der alten Tempelstätte wiederaufzubauen, damit seine wahre Anbetung wiederbelebt und dort weitergeführt werden könnte. Wegen des Widerstandes des Feindes und falschgeleiteter Einmischung durch die persische Regierung hatte der wiederhergestellte Überrest der Israeliten den Hauptzweck der Wiederherstellung in ihrem Heimatlande aus den Augen verloren. Sie hörten auf, am Tempel zu arbeiten, und kaum begonnen, ließen sie die Arbeit liegen, was ihren Gott Jehova schmähte. — Luk. 14:29, 30.
3 Weil sie es sich so erwählt hatten, den Menschen als Herrscher mehr zu gehorchen als Gott, hatten sie während der sechzehn Jahre, da Jehovas Haus vernachlässigt dalag, kein Gedeihen. Um sodann den jüdischen Landpfleger Serubbabel und den levitischen Hohenpriester Josua und den ganzen wiederhergestellten Überrest aufzurütteln, erfaßte Jehova Gott seinen Propheten Haggai durch die Macht seines heiligen Geistes und ließ die Glieder jenes Überrests durch Haggai anspornen, das Tempelwerk in Erfüllung ihrer heiligen Pflicht gegen Gott von neuem aufzunehmen. Im Glauben an Gott nahmen sie die Arbeit am Tempel wieder auf. Etwa einen Monat später, als die Dinge Form anzunehmen begonnen hatten, wurde Haggai von Gottes Geist inspiriert, die eben erwähnte begeisternde Prophezeiung auszusprechen. — Hag. 1:1 bis 2:9.
4. Was zeigt, ob Haggais Prophezeiung am materiellen Tempel Jerusalems in Erfüllung ging, und was tat Gott für sein Volk im Jahre 1919 und zu welchem Zweck?
4 Haggais Prophezeiung fand nie ihre wirkliche Erfüllung an dem Tempel, dessen Bau der Landpfleger Serubbabel vier Jahre später beendete, noch an dem Tempel des Herodes, der ihm folgte, obwohl Jesus Christus diesen Tempel besuchte und in seinen Höfen lehrte. Die Priesterschaft des Tempels und andere jüdische Religionsführer ließen nicht zu, daß Jesus Christus und seine Apostel jenen Tempel mit irgendwelcher Herrlichkeit füllten. Im Jahre 70 n. Chr. warfen die Römer die Brandfackel in jenen Tempel, und er wurde zerstört. Er wird nie wieder aufgebaut werden, so daß sich Haggais Prophezeiung daran erfüllen könnte. Im Jahre 1919 aber, weniger als sechs Monate nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, tat Jehova Gott etwas, was mit der Wiederherstellung des jüdischen Überrests aus Babylon im Jahre 537 v. Chr. übereinstimmte. Er befreite einen Überrest seiner gesalbten Zeugen von der Macht eines größeren Babylons, der Weltorganisation des Teufels, die während des Ersten Weltkrieges Jehovas Zeugen Gewalt angetan und sie gegen ihren Willen gefangengenommen hatte. Gottes Zweck, sie zu befreien, war derselbe wie jener im Falle des jüdischen Überrests in den Tagen des Propheten Haggai: Tempeldienst. Solange der wiederhergestellte Überrest der gesalbten Zeugen Jehovas sich auf dieses Tempelwerk konzentrierte, mußte er geistig gedeihen.
5. Welches sind die Tatsachen mit Bezug auf Gottes Thron und Fußschemel, wodurch heute die Notwendigkeit eines materiellen Tempels ausgeschaltet ist?
5 Worin sollte dieses Tempelwerk bestehen? Nicht im Errichten eines buchstäblichen Tempels mit irdischen Baumaterialien in Jerusalem oder an Columbia Heights, Nr. 124, Brooklyn, New York, oder sonstwo. Es besteht heute keine Notwendigkeit für einen solch buchstäblichen Tempel. Ein solcher Tempel wäre als Gottes Haus unzulänglich. „So spricht Jehova: Der Himmel ist mein Thron, und die Erde der Schemel meiner Füße. Welches ist das Haus, das ihr mir bauen könntet, und welches der Ort zu meiner Ruhestätte?“ (Jes. 66:1) Der himmlische Thron Jehovas wurde versinnbildlicht durch den Sühnedeckel auf der Bundeslade, die im Allerheiligsten des Tempels von Jerusalem stand. Den Sühnedeckel überragten zwei goldene Cherubim mit ausgebreiteten Flügeln, ihr Angesicht dem Mittelpunkt des Deckels zugewandt. Hier wurde Jehova als inmitten der Cherubim thronend dargestellt, und sein Licht der Herrlichkeit, Schekina genannt, erhellte das sonst unbeleuchtete Allerheiligste des Tempels. Von dorther verkehrte Jehova mit seinem Volke Israel. Doch waren dies nur sinnbildliche Darstellungen. Gottes wahrer Thron sind die Himmel. Dort ist es, wo er als universeller Souverän regiert, und die Erde, wo einst sein materieller Tempel auf dem Berge Morija stand, ist für ihn wie der Schemel, den er betritt, um zu seinem hochgestellten Thron emporzusteigen.
6. Wie betete Salomo, um zu zeigen, daß er die Unzulänglichkeit des von ihm eingeweihten Tempels erkannte, und warum war es trotzdem richtig, sich diesem zuzuwenden, wenn man zu Gott betete?
6 Kein von Menschen gemachter Tempel, ungeachtet von welchen Ausmaßen, kann Gott, den Höchsten, beherbergen und fassen. Diese Erkenntnis flößte Salomo heilige Furcht ein. Als er den prächtigen Tempel, den er gebaut hatte, einweihte, und als die Herrlichkeit Jehovas das Haus durch ein Wunder mit einer Wolke erfüllte, da sagte Salomo im Gebet zu ihm: „Aber sollte Gott wirklich auf der Erde [in einem materiellen Tempel] wohnen? Siehe, die Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen; wieviel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe!“ Salomos Tempel konnte nicht die Stätte des wirklichen Thrones Jehovas sein. Dessenungeachtet hielt Gott jenen Tempel wegen der Dinge, die er darstellte und für die Zukunft vorschattete, in Ehren, und er hielt ein wachsames Auge darüber und legte seinen unvergleichlichen Namen darauf. Er sagte zu Salomo: „Ich habe dieses Haus, das du gebaut hast, geheiligt, um meinen Namen dahin zu setzen auf ewig; und meine Augen und mein Herz sollen daselbst sein allezeit.“ (1. Kön. 8:27-30; 9:3, 7) Da Jehova dort vertretungsweise gegenwärtig war, war es geziemend, daß sich die Israeliten und auch Fremdlinge guten Willens beim Beten zum Tempel hinwandten, als ob sie Gott buchstäblich das Angesicht zuwendeten, wenn sie ihn um etwas baten. Salomo betete: „Und auch auf den Fremden, der nicht von deinem Volke Israel ist — kommt er aus fernem Lande um deines Namens willen … kommt er und betet gegen dieses Haus hin: so höre du im Himmel, der Stätte deiner Wohnung, und tue nach allem, um was der Fremde zu dir rufen wird; auf daß alle Völker der Erde deinen Namen erkennen, damit sie dich fürchten, wie dein Volk, Israel, und damit sie erkennen, daß dieses Haus, welches ich gebaut habe, nach deinem Namen genannt wird.“ — 1. Kön. 8:30-43.
7. Wie redete Stephanus und dann Paulus, um zu zeigen, daß Gott nicht, jetzt nicht einmal vertretungsweise, in irgendeinem von Menschen gemachten Tempel wohnt?
7 Der Tag solcher Sinnbilder ist jetzt vorbei, und nie wieder wird ein Tempel Jehovas auf dem Berge Morija gebaut werden, und der mohammedanische „Felsendom“ braucht nicht entfernt zu werden, nur um dort einen Tempel zu bauen, wie er in Hesekiels Vision veranschaulicht wird. (Hes. 40:1 bis 46:24) In welchem Widerspruch steht es also mit der Heiligen Schrift, wenn irgendeine Religion Basiliken, Kathedralen und Kirchen erbaut, um das zu beherbergen, was man die „Hostie“ nennt und was der Priester in einen Gott umwandeln zu können behauptet! Weder durch eine solche „Hostie“ noch durch irgendeine andere Darstellung wohnt Gott, der Höchste, jetzt in irgendeinem von Menschenhand erbauten Tempel. Der christliche Märtyrer Stephanus zeigte dies dem jüdischen Sanhedrin von Jerusalem klar, als der Tempel des Herodes noch stand, mit den Worten: „[König] Salomon aber baute ihm ein Haus. Dessenungeachtet wohnt der Höchste nicht in Häusern von Händen gemacht, wie der Prophet sagt: ‚Der Himmel ist mein Thron, und die Erde ist der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen? spricht Jehova. Oder welches ist die Stätte meiner Ruhe? Hat nicht meine Hand all diese Dinge gemacht?‘“ Jahre später wiederholte der Apostel Paulus diese Wahrheit vor den heidnischen Athenern mit den Worten: „Der Gott, der die Welt gemacht hat und alle Dinge in ihr, dieser, welcher Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln mit Händen gemacht, noch wird er von Menschenhänden bedient, als ob er etwas benötigte, denn er selber gibt allen Leben und Odem und alle Dinge.“ (Apg. 7:47-50; 17:24, 25, NW) Jene, die Christen zu sein bekennen und die durch diesen oder jenen Grund verleitet worden sind, etwas an den Bau eines kostbaren, mit Schmuckwerk überladenen Religionsgebäudes beizutragen, sollten diese Wahrheit bereits kennen, doch ist dem nicht so.
8. Nur Tempel von welcher Art konnten Menschen für Gott bauen, doch was für einen Tempel baut er nun selbst?
8 Mögen solche innehalten und Gottes Frage erwägen: „Welches ist das Haus, das ihr mir bauen könntet, und welches der Ort zu meiner Ruhestätte? Hat doch meine Hand dieses alles gemacht, und alles dieses ist geworden, spricht Jehova.“ (Jes. 66:1, 2) Was für ein Haus ein Mensch auch errichten mag, wird es aus Materialien bestehen, die bereits von Gott gemacht worden sind. Ein derartiges Haus könnte irgend jemand bauen. Eine solche Stätte, wo Gott sinnbildlich ruhen könnte, ist ihm nicht mehr annehmbar. Er selbst baut einen wirklichen Tempel aus ganz neuem Material, das menschliche Baumeister nicht verwenden können. Dieser wird aus 144 000 und einem Stein erbaut, nicht solchen aus einem Steinbruch, die von Menschen zugerichtet und an ihren Platz gelegt werden, sondern aus „lebendigen Steinen“, von denen jeder eine „neue Schöpfung“ ist, jeder ein lebendiges, intelligentes neues Geschöpf Gottes, während Jesus Christus, sein Sohn, der „Grundeckstein“ ist. Es ist ein „geistliches Haus, zum Zwecke einer heiligen Priesterschaft, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott annehmbar durch Jesus Christus“. (1. Pet. 2:4-6; 2. Kor. 5:17 und Eph. 2:20-22, NW) Dies ist der wirkliche Tempel, der durch den von Salomo und den vom Landpfleger Serubbabel erbauten vorgeschattet wurde. Dies ist der Tempel, auf den Jehova Gott seine Augen gerichtet hat und wo sein Herz verweilt. Auf diesen hat er seinen heiligen Namen gelegt.
GÖTTLICHE HERABLASSUNG
9. Wenn Gott nicht geruht, heute auf eindrucksvolle, von Menschen gemachte Tempel zu blicken, was würden wir von uns selbst zu denken geneigt sein, besonders angesichts unserer Kleinheit?
9 Als die Königin von Scheba Salomos Tempel betrachtete, da raubte ihr seine glanzvolle Pracht fast den Atem. Gewisse Religionsgebäude von heute sind, vom architektonischen Standpunkt aus betrachtet, sehr eindrucksvoll. Wenn aber Gott, der Höchste, jetzt nicht geruht, auf solche Gebäude zu blicken oder vertretungsweise in solchen zu wohnen, wieviel weniger wird er sich herablassen, einen Mann oder eine Frau auf Erden zu beachten? So zu denken, dürften wir geneigt sein. In uns selbst sind wir so unbedeutend. Wir fühlen uns besonders so, wenn wir uns selbst keinen großen Namen machen in der Welt und wenn wir nicht hervorragende oder mächtige, sondern nur niedrige Menschen sind, Menschen, die sich nichts einbilden und verhältnismäßig unbeachtet bleiben, da sie nur das Gewöhnliche, Alltägliche tun und nie sehr bekannt oder berühmt werden. Wie unendlich klein sind wir persönlich für Gott! Man stelle sich unsere Erde zur Größe einer Waagschale verkleinert vor. Auf dieser liegt ein feiner, dünner Staub, gerade genug, um den Glanz der Schale zu trüben. Nun, all die Nationen mit ihren wimmelnden Völkerschaften sind nur wie dieser feine Staub, so leicht, daß ihr Gewicht nicht wahrnehmbar oder meßbar ist, ausgenommen mit Waagschalen von höchster Empfindlichkeit. Jeder von uns ist nur ein winziges Stäubchen. Jehova erinnert uns an dies mit den Worten: „Siehe, Nationen sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waagschale.“ — Jes. 40:15.
10. Worauf blickt Jehova, wie uns Jesaja 66:1, 2, 5 sagt, eher als auf Tempel, die von Menschenhand erstellt sind?
10 Doch höret, daß Jehova sagt, auf wen er lieber blickt als auf einen großartigen, von Menschenhand erbauten Tempel: „So spricht Jehova: Der Himmel ist mein Thron, und die Erde der Schemel meiner Füße. Welches ist das Haus, das ihr mir bauen könntet, und welches der Ort zu meiner Ruhestätte? Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und alles dieses ist geworden, spricht Jehova. Aber auf diesen will ich blicken: auf den Elenden und den, der zerschlagenen Geistes ist, und der da zittert vor meinem Worte.“ Weil sie eine heilige Furcht haben vor seinem Wort, richtet er sein Wort an sie und verheißt ihnen Freude durch die Offenbarung seiner Herrlichkeit, wenn er sagt: „Höret das Wort Jehovas, die ihr zittert vor seinem Worte! Es sagen eure Brüder, die euch hassen, die euch verstoßen um meines Namens willen: Jehova erzeige sich herrlich, daß wir eure Freude sehen mögen! aber sie werden beschämt werden.“ — Jes. 66:1, 2, 5.
11. Auf wen achtet Jehova gemäß Jesaja 57:13-16 trotz seiner Erhabenheit usw.?
11 Bedenket! Obwohl Jehova so hoch, so erhaben, von so ewigdauerndem Dasein und so heilig ist, ist er doch so aufmerksam, daß er auf jene achtet, die wegen Sünde und Verirrung zerbrochenen Herzens und demütigen, zerschlagenen Geistes sind. Wir brauchen nie zu denken, wir seien so belanglos und so klein und nichtswürdig, daß Gott, der Höchste, uns nie Aufmerksamkeit schenke oder sich nie Zeit nehme, uns zu beachten. Zu unserer Ermutigung sagt er: „Wer zu mir seine Zuflucht nimmt, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen. Und man wird sagen: Machet Bahn, machet Bahn; bereitet einen Weg, hebet aus dem Wege meines Volkes jeden Anstoß hinweg! Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt, und dessen Name der Heilige ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten [demütigen, Lu] Geistes ist, um zu beleben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen. Denn ich will nicht ewiglich rechten und nicht auf immerdar ergrimmt sein; denn der Geist würde vor mir verschmachten, und die Seelen, die ich ja gemacht habe.“ (Jes. 57:13-16) Auf solch Elende mit zerschlagenem und gebeugtem Geist blickt der hohe, erhabene und ewige Gott eher als auf prunkhafte, von Menschenhand erbaute Tempel.
12. Wer war im Jahre 1919 in einem Geisteszustand, wie er eben beschrieben wurde, und wie erfüllte Jehova diese Prophezeiung für sie?
12 Weil die Überrestglieder seiner gesalbten Zeugen nach der Gefangenschaft im mystischen Babylon während des Ersten Weltkrieges so zerschlagenen, demütigen Geistes waren, ließ Jehova Gott sich herab, ihr Elend zu beachten und befreite sie im Jahre 1919. Sie zitterten vor seinem Worte, respektierten dieses statt menschlicher Überlieferungen und fürchteten sich stets davor, dieses Wortes verlustig zu gehen und nicht das zu tun, was es sagt. Deswegen machte Jehova Bahn für sie, bereitete einen Weg, damit sie in die theokratische Freiheit entrinnen konnten. Er räumte ihnen die Steine des Anstoßes aus dem Wege, führte sie aus dem mystischen Babylon hinaus und brachte sie in sein neugeborenes Land der Theokratie und zu seinem heiligen Berge der Anbetung, wo sie am Tempelwerk teilnehmen konnten.
13, 14. Wie hat die Christenheit Jehova vergessen, und welcher Zustand der Nationen beweist, daß er jetzt in seinem heiligen Tempel ist?
13 Die Christenheit hat Jehova verlassen und seinen heiligen Berg der Anbetung vergessen und hat ihr Schicksal an das der Nationen dieser Welt geknüpft. Daher wird sie ihr Geschick teilen und mit ihnen in der Schlacht von Harmagedon umkommen. (Jes. 65:11-15) Da die Nationen so an der wirtschaftlichen, militärischen und politischen Beherrschung der Erde interessiert sind, vergessen sie das, was heute von erster Wichtigkeit ist: daß sie Jehova Gott in seinem Tempel, seinem geistlichen Hause, dienen sollten, indem sie Gott mehr lieben als Vergnügungen und indem sie die Kraft gottgefälliger Hingabe durch ihr Tun beweisen, statt nur eine bloße Form davon zu haben. (2. Tim. 3:1-5) Um Jehova in seinem geistlichen Tempel anzubeten, wenden wir unser Angesicht nicht erdenwärts, nicht irgendeiner Stadt entgegen, sei es Jerusalem, Rom oder Mekka, noch einem Religionsgebäude auf Erden. Wir wenden uns durch Christus, den Grundeckstein des göttlichen Tempels der lebendigen Steine, himmelwärts. Jehova ist nun in seinem heiligen Tempel, und die ganze Erde sollte still sein und schweigen, um sein Wort zu hören. (Hab. 2:20) Aber die Nationen tun es nicht. Sie sind zornig, weil er als König in seinem heiligen Tempel regiert. Gerade ihr Toben ist jetzt ein sichtbarer Beweis, daß der erhabene, unsichtbare Jehova in seinem Tempel gegenwärtig ist, denn so erklärt die Prophezeiung ihr Toben, wenn sie sagt:
14 „Und laute Stimmen geschahen im Himmel, welche sprachen: ‚Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen als König in alle Ewigkeit.‘ … ‚Wir danken dir, Jehova Gott, Allmächtiger, der da ist, und der da war, weil du deine große Macht angenommen und als König zu herrschen begonnen hast. Doch die Nationen wurden zornig, und dein eigener Zorn kam und die bestimmte Zeit … um die zu verderben, welche die Erde verderben.‘ Und das Tempelheiligtum Gottes, das im Himmel ist, wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempelheiligtum gesehen. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“ — Off. 11:15-19, NW.
15. Wieso bedeutet diese Vision in der Offenbarung nicht, daß die buchstäbliche Bundeslade Gottes im Jahre 607 v. Chr. in den Himmel versetzt wurde?
15 Die bestimmten Zeiten der Nationenherrschaft über die ganze Erde begannen mit der Verödung Jerusalems, seines Tempels und seines Landes im Jahre 607 v. Chr., und ihre 2520jährige Dauer endete im Jahre 1914. Damals hat Jehova Gott, der Allmächtige, seine große Macht angetreten, um mittels seines Christus als König zu herrschen, nicht nur über Palästina, sondern über die Welt. Darüber wurden die Nationen zornig, und ihr erster Zornausbruch ging mit dem Ersten Weltkrieg vorüber. Gemäß der Offenbarung muß Jehova seither in seinem heiligen Tempel im Himmel anwesend gewesen sein. Daß die Lade seines Bundes in seinem Tempelheiligtum zu sehen ist, macht dies zur Gewißheit. Die buchstäbliche ursprüngliche Lade des Bundes Jehovas verschwand, als Salomos Tempel im Jahre 607 v. Chr. durch Babylon zerstört wurde. Wohin kam sie? Nicht in den Himmel, „bevor die heidnischen Nationen Gelegenheit hatten, sie zu beflecken oder zu zerstören“, wie einige andeuten möchten. Solch materielle Dinge ererben nicht den Himmel. Die Himmel sind Jehovas Thron, und es besteht keine Notwendigkeit, daß er den goldenen Sühnestuhl der Lade habe, um zwischen den zwei goldenen Cherubim zu sitzen. Als Jesus Christus aus den Toten auferstand und später auffuhr, um mit dem Lebenswert seines vergossenen menschlichen Blutes vor Gott zu erscheinen, da sprengte er sein Opferblut nicht auf die buchstäbliche, materielle Bundeslade, wie der levitische Hohepriester dies am Versöhnungstage zu tun pflegte. Jesus stellte den Loskaufswert seines Blutes Jehova Gott dar. (Heb. 9:11, 12, 24) Wo die buchstäbliche Bundeslade hinkam, wissen wir nicht.
16. Was befand sich gemäß dem Geschichtsbericht im wiedererbauten Tempel zu Jerusalem im Allerheiligsten?
16 Als der Tempel vom Landpfleger Serubbabel neu aufgebaut wurde, wurde die Bundeslade nicht wieder ins Allerheiligste gebracht. In den Tagen Jesu befand sich keine Bundeslade im Allerheiligsten des herodianischen Tempels, worauf der jüdische Hohepriester das Versöhnungsblut einmal jedes Jahr hätte sprengen können. Das Allerheiligste war nicht durch irgendein wunderbares Schekinalicht beleuchtet, und es war leer, ausgenommen, daß ein großer Stein in seiner Mitte lag, wo der Hohepriester das goldene Rauchfaß abstellte, auf das Räucherwerk gestreut werden mußte, bevor man das Blut der Versöhnungstagsopfer sprengte. Die jüdische Mischna, Joma 5, II, sagt: „Nachdem die Lade weggenommen war, blieb von der Zeit der frühen Propheten an ein Stein dort, und er wurde ‚Schetijáh‘ [was ‚Grundlage, Grund‘ bedeutet] genannt. Er erhob sich drei Fingerbreiten hoch über dem Fußboden. Darauf stellte er [der jüdische Hohepriester] die Feuerpfanne.“
17. Was also bedeutete des Johannes Vision von der Bundeslade im Tempelheiligtum, und wann wurde sie Wirklichkeit?
17 Als demzufolge dem Apostel Johannes sechsundzwanzig Jahre nach der Zerstörung Jerusalems vom Jahre 70 n. Chr. die Offenbarung gegeben wurde und er Gottes Tempel im Himmel geöffnet sah, da war die Erscheinung der Lade seines Bundes im Heiligtum oder Allerheiligsten ein außergewöhnliches Ereignis. Sie stellte dar, daß Jehova in seinem heiligen Tempel sei und auf seinem Throne sitze, wie dies durch den Sühnedeckel der Lade dargestellt ist. In der Vision folgte die Öffnung des Tempels und die Enthüllung der Gegenwart der Lade, nachdem Jehova seine große Macht angenommen hatte, um durch Jesus Christus als König zu herrschen, und nachdem die Nationen im Ersten Weltkrieg vom Jahre 1914 zornig geworden waren. Dies ist ein zusätzlicher Beweis dafür, daß Jehova seit dem Jahre 1918 in seinem geistlichen Tempel gewesen ist. Da dem so ist, wurde seine Anwesenheit im Tempel Tatsache, bevor der gesalbte Überrest der Zeugen Jehovas im Jahre 1919 aus dem mystischen Babylon wiederhergestellt wurde, damit dessen Glieder die Anbetung im Tempel aufnehmen konnten.
18. Was sagte Jehova über den Tempel Serubbabels im Vergleich zum Tempel Salomos, und auf welche Zeit fällt die Erfüllung der Prophezeiung gemäß dem Zitat des Paulus?
18 Die Wiederbelebung des Tempeldienstes durch den wiederhergestellten Überrest im Jahre 1919 wurde in den Tagen Haggais vorgeschattet, als der Landpfleger Serubbabel und der Hohepriester Josua wieder mit dem Bauen des Tempels in Jerusalem begannen. Damals versprach der im Bau begriffene Tempel nicht, etwas zu werden, das sich mit Salomos goldbedecktem Tempel irgendwie hätte messen lassen. Und doch war jener Tag kleiner Dinge nicht zu verachten. Jehova verhieß, daß die Herrlichkeit des wiedererbauten Tempels jene des Tempels Salomos bei weitem übertreffen werde. Es werde eine furchtbare Erschütterung des Himmels und der Erde, des Meeres und aller Nationen geben, und „das Ersehnte aller Nationen“ werde „kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova der Heerscharen.“ (Hag. 2:1-9) Mehr als fünfhundert Jahre nach Haggais Prophezeiung zeigte der Apostel Paulus, daß sich die Worte Haggais in einer noch künftigen Zeit erfüllen sollten: „Damals [zu der Zeit, da Gott durch Mose mit Israel auf dem Berge Sinai den Gesetzesbund machte] erschütterte seine Stimme die Erde, jetzt aber hat er verheißen und gesagt: ‚Noch einmal will ich nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel in erschütternde Bewegung bringen.‘ Der Ausdruck ‚Noch einmal‘ nun bezeichnet die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden, als Dinge, die gemacht worden sind, damit die unerschütterlichen Dinge bleiben. Darum, da wir ein Königreich empfangen sollen, das nicht erschüttert werden kann, mögen wir fernerhin unverdiente Güte haben, durch die wir Gott auf annehmbare Weise heiligen Dienst darbringen mit Gottesfurcht und Scheu.“ (Heb. 12:26-28, NW) Die Beseitigung des symbolischen Himmels und der symbolischen Erde fand nicht in den Tagen des Apostels statt. Jetzt aber haben wir die Anzeichen und Beweise, daß ihre baldige Beseitigung in unseren Tagen, seit dem Jahre 1914, herbeigekommen ist.
19. Wie sind die Himmel erschüttert worden, und welchen Grund zur Erschütterung gab Jehova der Erde, dem Trockenen und dem Meere?
19 Das Königreich, das Jehova im Jahre 1914 in den Himmeln aufrichtete, indem er seine große Macht antrat und seinen Christus auf den Thron setzte, kann nicht erschüttert, kann also nicht beseitigt werden, und es wird durch diese universelle Erschütterungszeit hindurch bestehen bleiben. Aber alle Teile der Weltorganisation Satans, der sichtbaren und unsichtbaren, dargestellt durch das Meer, das Trockene, die Erde und den Himmel, sind furchtbar erschüttert worden. Durch den „Krieg im Himmel“, der im Jahre 1914 begann, wurde der Teufel und seine aus Dämonenengeln bestehende unsichtbare Organisation aus Gottes Himmeln herabgeschüttelt, so daß sie keinen Platz mehr droben hatten, während das neugeborene Königreich unerschüttert, unbeweglich, siegreich dastand. Was den sichtbaren Teil der Organisation des Teufels betrifft, das Meer, das Trockene und die Erde, so machten diese das durch, was Jesus den „Anfang der Bedrängniswehen“ nannte, d. h. Nation erhob sich wider Nation und Königreich wider Königreich, es gab Nahrungsmittelknappheiten, Seuchen und Erdbeben in noch nie dagewesenem Ausmaße. Während Jehova Gott nicht direkt veranlaßte, daß sich die Nationen und Königreiche an jenem ersten Weltkriege beteiligten, wodurch es Nahrungsmittelknappheiten und Seuchen gab, gab er doch allen Nationen guten Grund zur Erschütterung. Wie denn? Indem er im Jahre 1914 den „bestimmten Zeiten der Nationen“ ein Ende setzte. Kaum waren jene bestimmten Zeiten, da die Nationen die Erde, ungehindert durch sein Königreich, beherrschen konnten, zu Ende, als Jehova sein Reich ins Dasein rief und dessen Wirksamkeit in die Hände dessen legte, dem das Recht dazu gehört, Jesu Christi, des Sohnes und Erben des Königs David.
20. Weshalb kündete dies den Nationen nichts Gutes, und wie handelten sie gegen Gottes aufgerichtetes Königreich?
20 Dies kündete den Nationen nichts Gutes, denn Jesus Christus war dazu bestimmt, mit eisernem Stabe über sie zu herrschen und sie in der Schlacht von Harmagedon in Stücke zu schlagen. Die Nationen wurden aus ihrer Stellung eigenmächtigen, sorglosen Handelns von der Zeit vor 1914 herausgebracht und hatten Grund, sich um ihr künftiges Bestehen Sorgen zu machen. Sie mußten jetzt mit Gottes Königreich rechnen. Die Erschütterung der Himmel Satans ihrem Sturz entgegen brachte seine irdische Organisation in heftige Schwingungen, und seine Nationen gerieten wegen der Streitfrage der Weltherrschaft in Erregung. Sie wünschten Jehovas König nicht und tobten wider seine gesalbten Zeugen, die überall den schriftgemäßen Sinn des Jahres 1914 bekanntmachten. Die Nationen bekundeten so ihre Wut über Gottes aufgerichtetes Königreich und über irgendwelchen Eingriff seines Königs in ihre irdischen Angelegenheiten.
21. Von welcher Art war die Botschaft, die Jehovas Zeugen den Nationen predigten, doch was sonst noch in Verbindung mit ihnen gab Grund zur Erschütterung?
21 Das Predigen dessen, was das Jahr 1914 bedeutete, und die Ankündigung des herannahenden „Tages der Rache unseres Gottes“ war für alle Nationen eine erschütternde Neuigkeit. Aber das unerwartete Auftauchen der Neuen-Welt-Gesellschaft im Jahre 1919 und ihr erstaunliches Wachstum danach diente dazu, die Nationen noch mehr zu erschüttern, nicht nur durch Überraschung, sondern auch durch Furcht, denn hier lag ein greifbarer Beweis vor, daß an dieser Botschaft etwas war und daß man es hier mit einer unbesiegbaren Bewegung zu tun hatte, deren Botschaft der Verkündigung, wenn sie sich erfüllte, das Ende aller Nationen bedeutete. Wahrlich, vor Harmagedon und der gewaltsamen Beseitigung aller Nationen gibt es große Unruhen, Erregung, Erschütterung der Himmel, der Erde, des Meeres und sämtlicher Nationen der Welt Satans.
„DAS ERSEHNTE ALLER NATIONEN“
22. Was sollte gemäß dem Wort Haggais als Ergebnis der Erschütterung der Welt Satans kommen, und wie wurde dies in den Jahren 1886 und 1931 erklärt?
22 Haggai sagte, daß als Folge der Erschütterung der Welt Satans durch Jehova etwas Großartiges kommen werde. Was denn? „Das Ersehnte aller Nationen wird kommen“. So sagt es die Elberfelder Übersetzung, und auch die King-James-Bibel. „Und das Entzücken aller Nationen wird herbeikommen“, sagt Rotherhams Übersetzung. Zuerst wurde dies auf das Kommen des unerschütterlichen Reiches Gottes angewandt. Im Jahre 1886 veröffentlichte die Watch Tower Bible and Tract Society das Buch „Der göttliche Plan der Zeitalter“ (vorerst in Englisch). Auf Seite 266 (S. 274 der späteren deutschen Ausgabe) wird dort gesagt: „So wird des Menschen Verlegenheit Gottes Gelegenheit, und ‚der Trost [das Ersehnte, Elb] aller Nationen wird kommen‘ — das Königreich Gottes in großer Macht und Herrlichkeit. — Hag. 2:7.“ [Lu., Orig.] Fünfundvierzig Jahre später wurde die Anwendung der Prophezeiung auf eine Einzelperson, auf Jesus Christus, den König, beschränkt. Die Zeitschrift Der Wachtturm enthielt in ihrer Ausgabe vom 15. März 1931 einen Artikel über das Thema „Sein Tempel“ und sagte (¶ 33): „Somit muß Christus Jesus, das Haupt des Christus, in erster Linie … ‚das Entzücken aller Nationen‘ sein, sobald sie ihn kennen werden; denn er ist Gottes Stellvertreter. Jesus Christus ist als Jehovas Vizeregent zum Tempel gekommen. Er ist der ‚Same der Verheißung‘ und der Ersehnte aller Nationen und Völker, wenn sie es auch noch nicht wissen.“
23. Auf welche alte Übersetzung der Bibel stützte sich diese Deutung in Wirklichkeit, und warum konnte das hier beschriebene Ereignis im Jahre 1918 nicht eintreten?
23 Diese letztere Deutung stützte sich auf die volkstümliche King-James- und die Elberfelder Bibel, die den Text in Haggai 2:7 in Übereinstimmung mit der alten lateinischen Vulgata wiedergegeben haben. Dieser lautete gemäß der Übersetzung in der katholischen Allioli-Bibel: „Es wird kommen der von allen Völkern Ersehnte“. In der römisch-katholischen Liturgie [Gottesdienstordnung] wird dieser Text zur Adventszeit auf das Kommen Jesu auf die Erde und nicht auf sein Kommen zum Tempel angewandt. Wie wir verstehen, hat sein Kommen zum großen geistigen Tempel Gottes zum Gericht unsichtbar im Frühjahr 1918 stattgefunden. Aber der Text in Haggai 2:7 ist eine Prophezeiung, die auf die Wiederherstellungszeit des Volkes Gottes Anwendung hat, und kann daher nicht in die Zeit des Jahres 1918, bevor die Wiederherstellung anfing, zurückgeschoben werden. Im Falle des ehemaligen jüdischen Überrests konnte sich Haggai 2:7 erst erfüllen, nachdem dieser Gottes Haus von neuem aufgebaut hatte. Zufolge der Furcht und Nachlässigkeit der Überrestglieder während einer Zeitspanne von sechzehn Jahren erfüllte sich dies erst einundzwanzig Jahre nach ihrer Rückkehr aus Babylon. Ebenso ist es im Falle des geistlichen Überrests von heute: das Kommen dessen, was ersehnt wurde, erfüllte sich nicht vor der Zeit, da sie aus dem mystischen Babylon wiederhergestellt wurden, d. h. nicht vor 1919 und auch nicht während jenes Jahres, als sie das Tempelwerk erst begannen.
24. Warum verbietet der hebräische Text selbst eine solche Deutung, und wie also gab die griechische Septuaginta das Hebräische wieder?
24 Noch etwas anderes Beachtenswertes: Der ursprüngliche hebräische Text erlaubt nicht, Haggai 2:7 auf den Herrn Jesus bei seinem Kommen zum Tempel (im Jahre 1918) anzuwenden. Wieso? Aus diesem Grunde: Obwohl das Wort, das mit „Ersehntes“ oder „Ersehnter“ oder „Entzücken“ übersetzt worden ist, in der Einzahl steht, steht doch das hebräische Zeitwort, wovon es begleitet wird, in der Mehrzahl. Jahrhunderte bevor die lateinische Vulgata erschien, beachteten die Hebräer, die die griechische Septuaginta übersetzten, diese Tatsache. So gaben sie das hebräische Hauptwort, das in der Einzahl steht, in kollektivem Sinne wieder, und ihre Übersetzung lautete: „Und die ausgewählten [oder auserlesenen] Dinge aller Nationen werden kommen.“
25. Wie geben demgemäß sozusagen alle neuzeitlichen Übersetzungen den hebräischen Ausdruck wieder?
25 Sozusagen alle neuzeitlichen Übersetzungen aus dem Hebräischen, jüdische, katholische und protestantische, suchen den ursprünglichen hebräischen Text im Einklang mit der griechischen Septuagintaa in seiner Kraft wiederzugeben. Die Englische Revidierte Übersetzung vom Jahre 1884 gab den Text wie folgt wieder: „Und ich werde alle Nationen erschüttern, und die begehrenswerten Dinge aller Nationen werden kommen, und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der HERR der Heerscharen.“ Die Menge- und die Zürcher Bibel sagen: „die Kostbarkeiten aller Völker“, die hebräische Leeser-Bibel von 1905: „die kostbaren Dinge“, die hebräische Soncino-Übersetzung: „die auserlesensten Dinge aller Nationen“. Eine Amerikanische und die Rießler-Übersetzung sagen: „die Schätze“, und Maredsous sagt: „die Reichtümer aller Völker“.
26. Wie zeigen andere neuzeitliche Übersetzungen, daß solches als Ergebnis der Erschütterung hereinkomme?
26 Andere Übersetzungen deuten an, daß Jehova durch die Erschütterung aller Nationen solches herbeiführen will. In Übereinstimmung mit der deutschen Kautzsch-Bibel und der französischen Ecole Biblique, lautet die Revidierte Standard-Bibel vom Jahre 1952: „Und ich werde alle Nationen erschüttern, so daß die Schätze [Kleinodien, Kautzsch] aller Nationen hereinkommen sollen, und ich werde dieses Haus mit Glanz und Pracht füllen, spricht der HERR der Heerscharen.“ (Siehe auch Menge) Moffatt geht noch weiter und sagt: „Ich werde alle Nationen erschüttern, bis die Schätze aller Nationen hierhergebracht sind und mein Haus hier mit Glanz und Pracht erfüllt sei (sagt der Herr der Heerscharen).“ Dadurch also, daß Jehova alle Nationen erschüttert, sollen gewisse Dinge in bezug auf sein Haus eintreten. Was denn?
ERFÜLLUNG
27. Wonach sollen wir, wie Jehova uns zeigt, in der Erfüllung ausblicken, und was sieht der Überrest, wie Jesaja 66:10-14 dies sagt?
27 Parallellaufende Prophezeiungen aus dem Munde Jehovas zeigen uns, wonach wir ausblicken sollten, um die Erfüllung von Haggai 2:7 zu sehen, und die Entwicklung der neuzeitlichen Geschichte beweist, daß Jehovas bezügliche Prophezeiungen wahr sind. In seiner großen Wiederherstellungsprophezeiung hinsichtlich seines Weibes, seiner universellen Organisation Jerusalem, die vom Jahre 1919 an die übrigen ihres Samens als eine theokratische Nation hervorbringt, läßt Jehova seinen Propheten Jesaja folgendes ausrufen, damit sein Volk es heute höre: „Freuet euch mit Jerusalem und frohlocket über sie, alle, die ihr sie liebet; seid hocherfreut mit ihr, alle, die ihr über sie trauert! auf daß ihr sauget und euch sättiget an der Brust ihrer Tröstungen, auf daß ihr schlürfet und euch ergötzet an der Fülle ihrer Herrlichkeit. Denn so spricht Jehova: Siehe, ich wende ihr Frieden [Wohlfahrt, Fußn.] zu wie einen Strom, und die Herrlichkeit der Nationen wie einen überflutenden Bach, und ihr werdet saugen; auf den Armen werdet ihr getragen [wie ein geliebtes Kind] und auf den Knieen geliebkost werden. Wie einen, den seine Mutter tröstet, also werde ich euch trösten; und in Jerusalem sollt ihr getröstet werden. Und ihr werdet es sehen, und euer Herz wird sich freuen; und eure Gebeine werden sprossen wie das junge Gras.“ (Jes. 66:10-14) Die Überrestglieder des Samens des Weibes Gottes, Jerusalems, sehen dies jetzt, und ihre Herzen frohlocken, und sie erkennen, daß die Hand Jehovas es getan hat.
28. Was sagte Jesaja 61:1-7 in Verbindung mit dem Überrest voraus?
28 Derselbe Prophet äußerte eine weitere Prophezeiung darüber, wie Jehova seine gesalbten Zeugen aus dem mystischen Babylon zurückführen und sie beauftragen werde, die gute Botschaft zu predigen, zerbrochene Herzen zu verbinden, Freiheit auszurufen den Gefangenen, Öffnung des Kerkers den Gebundenen und zu trösten alle Trauernden. Dann fügte er hinzu: „Und Fremdlinge werden dastehen und eure Herden weiden, und Söhne der Fremde werden eure Ackersleute und eure Weingärtner sein. Ihr aber, ihr werdet Priester Jehovas genannt werden; Diener unseres Gottes wird man euch heißen. Ihr werdet der Nationen Reichtümer genießen und ihrer Herrlichkeit euch rühmen [Fußn.]. Anstatt eurer Schmach werdet ihr das Doppelte haben, und anstatt der Schande werden sie jubeln über ihr Teil; darum werden sie in ihrem Lande das Doppelte besitzen, werden ewige Freude haben.“ (Jes. 61:1-7) Heute erfreut sich der gesalbte Überrest im theokratischen Lande, das im Jahre 1919 geboren wurde, einer geistigen Wohlfahrt, die das Doppelte dessen bedeutet, was sie während des Ersten Weltkrieges an Schande, Unehre und Bedrückung erlitten.
29. Wodurch tritt diese Wohlfahrt des Überrests klar hervor, und warum erkennt die große Menge guten Willens den Überrest als Gottes Diener und Priester an?
29 Diese Wohlfahrt in ihrer Schönheit hervortreten lassend, leisten die Fremdlinge und Söhne der Fremde guten Willens, geistig gesprochen, Dienste als Ackersleute, Weingärtner und Ernährer der Herde, und die Prediger Jehovas und Glieder seiner „königlichen Priesterschaft“ ziehen Hilfe und Nutzen aus diesen Diensten. Es ist für sie eine nie versiegende Quelle der Freude. Irgend jemand kann sich nun als einer dieser Fremdlinge und Söhne der Fremde guten Willens erweisen und gern und froh bereit sein, Gott mit dem Überrest zusammen zu dienen, ungeachtet, wie groß diese Menge Menschen guten Willens werden wird. Dies ist aber nicht der Fall bei der „königlichen Priesterschaft“ unter Christus, deren Zahl auf 144 000 Glieder beschränkt ist. Es erfordert Weihung, um in diese Priesterschaft ohnegleichen aufgenommen zu werden, und nur Jehova Gott kann jene weihen, die er zu diesem hohen geistlichen Amte beruft. Die Söhne der Fremde und Fremdlinge guten Willens erkennen den geistlichen Überrest als Gottes Diener und Jehovas Priester an.
30. Wie haben, gemäß Sacharja 8:20-23, zehn Männer den Rockzipfel eines Juden ergriffen und sind mit ihm zur Anbetung hinaufgezogen?
30 Als Jehova die Glieder seines Überrests im Jahre 1919 auf wunderbare Weise aus Babylon zurückführte und sie als seine Anbeter und Diener im Tempel ans Werk stellte, war dies für die aufrichtiggesinnten Menschen aller Nationen, die davon erfuhren, ein Beweis, daß Jehovas Zeugen einen wirklichen Gott hatten und daß er in Wahrheit mit ihnen war, um sie zu befreien und zu segnen. Sie hörten, wie die gesalbten Überrestglieder, jene, die inwendig Juden sind, einander ermutigten, zum Tempel Jehovas hinaufzugehen, indem sie sprachen: „Laßt uns doch hingehen, um Jehova anzuflehen und Jehova der Heerscharen zu suchen! Auch ich will gehen!“ Dann wollten auch sie mitgehen und hielten sich somit zum Überrest der geistlichen Juden. „So spricht Jehova der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, daß Gott mit euch ist.“ (Sach. 8:20-23) Der Gott, der Jehova genannt ist, dessen Taten, Verheißungen und Vorsätze in der Heiligen Schrift aufgezeichnet sind, ist der große Anziehungspunkt. Er ist es, zu dem sie sich in Gemeinschaft mit dem Überrest geistlicher Juden zur Anbetung hingezogen fühlen. Bereits gibt es ihrer mehr als zehn solcher Menschen guten Willens auf einen solch geistlichen Juden. Dies wäre nie eingetreten, wäre der gesalbte Überrest nicht hinaufgezogen, um im Hause Jehovas Tempeldienst zu tun.
31. Über wem ist gemäß Jesaja 60:1-16 Jehovas Herrlichkeit aufgegangen, und welcher Befehl wird demnach erteilt, und was sollte folgen, nachdem diesem Befehl gehorcht worden ist?
31 Als Gott während der Zeit des Ersten Weltkrieges zornig war über sie, befand sich der Überrest des Samens seines Weibes, des „Jerusalems droben“, in tiefer Dunkelheit und Finsternis. Im Jahre 1919 aber ließ Jehova das Licht seiner Huld über seinem Weibe aufgehen, und dieses Licht strahlte auf dessen gesalbten Überrest auf Erden wider. Sein Befehl an sein Weib galt auch dessen Überrest, und oh, wie großartig sind die Dinge, die sich daraus ergaben, daß dessen Glieder dem Befehl gehorchten: „Stehe auf, leuchte! denn dein Licht ist gekommen, und die Herrlichkeit Jehovas ist über dir aufgegangen. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völkerschaften; aber über dir strahlt Jehova auf, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und Nationen wandeln zu deinem Lichte hin, und Könige zu dem Glanze deines Aufgangs … Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird beben und weit werden; denn des Meeres Fülle wird sich zu dir wenden, der Reichtum der Nationen zu dir kommen … Und die Söhne der Fremde werden deine Mauern bauen, und ihre Könige dich bedienen; denn in meinem Grimm habe ich dich geschlagen, aber in meiner Huld habe ich mich deiner erbarmt. Und deine Tore werden beständig offen stehen; Tag und Nacht werden sie nicht geschlossen werden, um zu dir zu bringen den Reichtum der Nationen und ihre hinweggeführten Könige. Denn die Nation und das Königreich, welche dir nicht dienen wollen, werden untergehen, und diese Nationen werden gewißlich vertilgt werden … Und du wirst saugen die Milch der Nationen und saugen an der Brust der Könige; und du wirst erkennen, daß ich, Jehova, dein Heiland bin, und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser.“ — Jes. 60:1-16.
32. Wie gab Jehova im Yankee-Stadion im Jahre 1953 eine Antwort auf die Frage: Sind die ersehnten Dinge aller Nationen hereingekommen?
32 Da unsere Augen durch diese erklärenden Prophezeiungen erleuchtet worden sind, haben wir den Punkt erreicht, wo wir fragen: Haben sich die ersehnten Dinge, die kostbaren Dinge, die Schätze, die auserlesensten Dinge aller Nationen eingestellt? Ihr Tausende vom gesalbten Überrest der Zeugen Jehovas, die ihr heute hier seid, erhebt eure Augen, laßt sie in diesem weiten Raum des Yankee-Stadions umherschweifen und betrachtet die Zehntausende und aber Zehntausende von Menschen guten Willens aus vielen Nationen und Sprachen! Hier ist die Antwort Jehovas der Heerscharen auf die gestellte Frage. Er hat alle Nationen erschüttert, indem er die gute Botschaft vom Königreich auf der ganzen bewohnten Erde predigen ließ, um allen Nationen ein Zeugnis zu geben. Die ersehnten Dinge der Nationen sind bereits herbeigekommen, und eine ungezählte Zahl davon wird noch herbeikommen, bevor Jehova die große Erschütterung vollendet, indem er in der Schlacht von Harmagedon kämpft und die erbebenden Himmel und die erschütterte Erde der Organisation des Teufels vollständig beseitigt. — Hag. 2:20-23.
33. Womit hat Jehova außer dem Beispiel der ehemaligen Zeugen heute seinen geistlichen Überrest umgeben, was zu dessen Ansporn in der Rennbahn bis zum Ende dient?
33 Einst dachten wir, die wir vom Überrest sind, es werde in der Zeit der größten Prüfung, der Schlußprüfung des Überrests vor oder während Harmagedon nötig, daß Jehova Gott die „so große Wolke von Zeugen“ aus alter Zeit, die „Fürsten“ (die wir auf insgesamt siebzig schätzten) aus den Toten auferwecke, um die geistlichen Überrestglieder zu stärken und ihnen inmitten ihrer schwersten Prüfung göttliche Zuversicht zu geben. Doch blicke heute um dich, du Überrest, und sieh die so große Wolke neuzeitlicher Zeugen, mit denen Jehova Gott dich umgeben hat und wovon alle den echten Glauben eines Abraham, Isaak, Jakob und aller Propheten bekunden, auch wenn sie dafür hinter dem „Eisernen Vorhang“ oder sonstwo sterben müßten! Was kann der gesalbte Überrest auf dem Gebiet göttlicher Wunder jetzt mehr als dies erbitten? Die loyale Gemeinschaft und Unterstützung dieser „großen Menge“ neuzeitlicher Zeugen Jehovas und ihr Eifer und ihre Treue im Halten der Gebote Gottes sowie das Beispiel der „so großen Wolke“ ehemaliger Zeugen sind ein mächtiger Ansporn, den vor uns liegenden Wettlauf bis zum letzten Ende, bis zum Siege zu laufen! — Heb. 12:1, 2, NW.
34. Wie hat Jehova sie aus allen Nationen herbeigezogen, und für wen sind sie die Ersehnten, und warum?
34 Jehova hat durch das Königreichszeugnis, das zu predigen er seinen Überrest salbte und aussandte, jene Menschen aus allen Nationen „gezogen“ oder herbeigerufen, die er begehrt und die sein Überrest mit Recht ersehnt, die Menschen, die so guten Willens gegen Jehova sind, daß sie sich ihm durch Christus, den regierenden König, hingeben. Sie mögen arme, bescheidene und einfache Menschen sein, und die Nationen mögen sie als von nicht großem Wert betrachten und sie nun sogar zu hassen beginnen. Doch sind sie in Jehovas Augen das Auserlesenste, was die Nationen besitzen, weil sie auf das Königreichszeugnis eingehen, ja es selbst aufgreifen und sich dem gesalbten Überrest anschließen, indem sie es vor noch anderen Menschen ausrufen. Ihr Leben ist Jehova kostbar, und er wird sie vor seinen Hinrichtungsmächten in Harmagedon schützen und wird ihnen Leben mit seinen lieblichen Rechten in der neuen Welt verleihen. Sie sind für ihn wirkliche Schätze, die mit seinen treuen Zeugen der alten Zeiten zu vergleichen sind.
WIE WIRD ES ERFÜLLT?
35. Wie haben sie ihr Verständnis für Jehovas Anspruch auf das Silber und das Gold gezeigt, und wie hat Jehova „dieses Haus mit Herrlichkeit“ erfüllt?
35 Jehova bringt die „anderen Schafe“ direkt in den Tempel, damit sie in reiner, unbefleckter Religion Seite an Seite mit dem gesalbten Überrest dort anbeten, denn dort weilen ihre Herzen. Sie erfassen Gottes Erklärung: „Mein ist das Silber und mein das Gold, spricht Jehova der Heerscharen.“ (Hag. 2:8) Wenn sie also in sein Haus der Anbetung kommen, bringen sie ihre Schätze von Silber und Gold mit, denn alle diese Schätze sind eingeschlossen, wenn sie sich mit allem, was sie haben, Gott durch Christus hingeben. Froh verausgaben sie sich finanziell und sonstwie, um weltweit das Königreich zu predigen, bis das Ende der Welt in Harmagedon kommt. So hat sich mit dem Hereinkommen der ersehnten Dinge aus allen Nationen die Verheißung Jehovas an seinem Überrest gesalbter Tempelarbeiter erfüllt: „Und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht Jehova.“ (Hag. 2:7) Damals, im Jahre 1919, war es für die Tempelarbeiter noch der Tag kleiner Dinge, der Dinge, die anscheinend so gering waren, daß stolze Nationen sie verachteten. Aber Jehovas Prophezeiung garantierte große Ergebnisse für dieses Tempelwerk, diese Wiederaufnahme seiner Anbetung in seinem reinen Hause: „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht Jehova der Heerscharen.“ (Hag. 2:9) „Die künftige Pracht dieses Hauses wird größer sein als die frühere.“ — ZB.
36. Wie hat Jehova sein Wort bereits erfüllt, daß die letzte Herrlichkeit dieses Hauses größer sei als die erste?
36 Wie wahr dies heute schon ist! Durch das Herbeikommen der Ersehnten mit ihren Schätzen liebender Ergebenheit und theokratischen Dienstes, den sie „Tag und Nacht in seinem Tempel“ verrichten, ist Jehovas Haus der Anbetung mit einer Herrlichkeit erfüllt worden, die nicht nur das in den Schatten stellt, was sich mit Bezug auf den Tempel Salomos ereignete, sondern auch das, was während all der neunzehnhundert Jahre geschah, da Jehova die „lebendigen Steine“ für die Errichtung eines vollständigen Tempels, eines „geistlichen Hauses“, zubereitet hat. Nie zuvor hat es etwas Derartiges gegeben, um Jehovas Haus der Anbetung zu schmücken und herrlich zu machen. Die Zahl der geistlichen Überrestglieder wird Jahr um Jahr kleiner werden, während Jehova einige von ihnen aus diesem irdischen Steinbruch der Zubereitung entfernt und sie als „lebendige Steine“ in den himmlischen Tempel einsetzt. Doch sieh die Scharen Hunderttausender der auserlesensten Klasse von Menschen aus allen Nationen, die sich jetzt in Jehovas Haus der Anbetung drängen und zu denen sich Jahr um Jahr weitere Tausende gesellen! Welche Herrlichkeit, welch eindrucksvolles Ansehen dieses dem Hause Jehovas gibt, eine Herrlichkeit, die nie geringer, sondern stets größer wird, während Harmagedon näherkommt. Wahrlich, alle Nationen müssen jetzt wissen, daß Jehova ein Haus der Anbetung hat und daß es darin von Anbetern wimmelt. Diese Anbetung ist eine Wirklichkeit, die ebensowenig zerstört werden kann, als Menschen sein „geistliches Haus“, seinen Tempel „lebendiger Steine“ zerstören können.
FRIEDE
37. Welche Zusicherung gibt uns Haggais Prophezeiung, daß der Streit und Kampf der Nationen draußen nicht in dieses Haus eindringen wird?
37 Der Streit und Zank und Kampf der weltlichen Nationen draußen wird nie in die heiligen Bereiche des Hauses der Anbetung Jehovas eindringen. Innere Uneinigkeit und Kämpfe werden niemals die Gottesanbetung des gesalbten Überrests und ihrer ersehnten Gefährten guten Willens zerstören und so sein Haus seiner alles übertreffenden Herrlichkeit berauben. „Die letzte Herrlichkeit dieses Hauses wird größer sein als die erste, spricht Jehova der Heerscharen; und an diesem Orte will ich Frieden geben, spricht Jehova der Heerscharen.“ (Hag. 2:9) Nicht die Vereinten Nationen, sondern Jehovas Haus der Anbetung ist der einzige Ort, wo heute Friede auf Erden herrscht, und die Nationen dieser Welt können ihm diesen Frieden nicht rauben. Er ist eine uns von Jehova Gott verliehene Gabe.
38. Wie hat Jehova in Erfüllung von Sacharja 9:9, 10 Wagen, Roß und Kriegsbogen aus Ephraim und Jerusalem ausgerottet?
38 Als Jehova voraussagte, wie sein König Jesus Christus komme und im himmlischen Zion als die geprüfte und erprobte Grundlage der neuen Welt gelegt werde, erklärte er: „Und ich werde die Wagen ausrotten aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der Kriegsbogen wird ausgerottet werden. Und er wird Frieden reden zu den Nationen; und seine Herrschaft wird sein von Meer zu Meer, und vom Strome [Euphrat, einst unter Babylons Gewalt] bis an die Enden der Erde.“ (Sach. 9:9, 10) Wagen und Rosse und der Kriegsbogen waren einst alles Sinnbilder von fleischlicher Kriegführung. Bisweilen gebrauchten die Israeliten, als sie in das von Ephraim und das von Jerusalem geführte Königreich geschieden waren, diese Kriegsgeräte zum Bruderkriege gegeneinander. Doch schließlich vereinte Jehova Ephraim und Jerusalem zu einem Volke und vertilgte die Kriegswaffen, so daß sie nicht mehr gegeneinander gebraucht werden konnten. Ebenso verhält es sich mit dem Überrest seiner geistlichen Israeliten: Ungeachtet, zu welch religiösen oder politischen Bekenntnissen und Bindungen sie früher gehörten, hat Jehova sie durch seinen König zu e i n e r Nation vereint, und er hilft ihnen durch seinen heiligen Geist, ihn in Frieden anzubeten und ihm zu dienen. Die geistlichen Israeliten unterstützen vereint Jehovas König.
39. Warum redet Jehovas König heute nicht Frieden zu den weltlichen Nationen, und wovon stehen Jehovas Zeugen daher heute ab?
39 Sein König, der „Friedefürst“, wird seine Friedensherrschaft nicht auf ein vereintes, friedenbewahrendes geistliches Israel beschränken. Jehova sagt: „Er wird Frieden reden zu den Nationen.“ Wie kann dies sein, da Jesus Christus heute doch nicht Frieden redet zu den Nationen dieser Welt? Er schwingt das eiserne Zepter, um alle Nationen wie bloße Töpfergefäße in Harmagedon zu zerschmettern. Er fordert alle Nationen heraus, dort in Übereinstimmung mit Jehovas Ankündigung an die Nationen gegen ihn zu kämpfen: „Heiliget einen Krieg, erwecket die Helden; es sollen herankommen und heraufziehen alle Kriegsmänner! Schmiedet eure Pflugmesser zu Schwertern und eure Winzermesser zu Speeren; der Schwache sage: Ich bin ein Held! Eilet und kommet her, alle ihr Nationen ringsum, und versammelt euch!“ (Joel 3:9-11) Da Jehovas Zeugen unter dem Befehl stehen, diese Kriegsproklamation an alle Nationen ergehen zu lassen, können und werden sie nicht mit irgendeiner Pazifistenorganisation zusammen gehen, die die nationalen Regierungen anspornt, im Namen des Christentums vom Kriege abzustehen. Jehovas Zeugen werden der Abrüstungsresolution, die von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 8. April dieses Jahres unter der trügerischen Behauptung gefaßt worden ist, sie wirke auf einen dauernden Frieden unter den weltlichen Nationen hin, keine Unterstützung leihen. Dies zu tun wäre fürs erste nutzlos, und fürs zweite stände es, was noch wichtiger ist, im Gegensatz zu Jehovas Befehl an seine Zeugen.
40. Wenn wir die Antwort suchen auf die Frage, was es denn bedeute, daß der König zu den Nationen Frieden rede, welche besondere Prophezeiung Jesajas anzuhören werden wir aufgefordert?
40 Was also bedeutet es, daß der König Frieden redet zu den Nationen? Wann hat dies Anwendung? Hört zu, und während ihr zuhört, denkt an das Hereinkommen der ersehnten Dinge aus allen Nationen in Jehovas Haus der Anbetung: „Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses Jehovas feststehen auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.“ — Jes. 2:2-4.
41. Wann wird totale, bleibende Abrüstung der weltlichen Nationen Wirklichkeit werden? Warum?
41 Die Nationen dieser Welt sind es nicht, die Jehovas Richtersprüchen Aufmerksamkeit schenken oder seinen Verweis beachten. Ihre Abrüstungskonferenzen und Resolutionen dienen nicht der totalen Abrüstung, sondern nur der Einschränkung der Rüstungen, und sie führen die Nationen nie dazu und werden sie vor Harmagedon auch nie dazu führen, die Schwerter zu Pflugscharen und die Speere zu Winzermessern umzuschmieden und das Schwert niederzulegen und aufzuhören, den Krieg zu lehren. Wenn der „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen,“ sie schlagen wird, werden sie vollbewaffnet sein mit all den verbesserten Waffen moderner Wissenschaft, von denen wir jetzt viele nicht einmal kennen. Wenn aber Harmagedon beendet ist, wird Jehovas König all diese Anti-Königreich-Nationen in Stücke geschlagen haben. Dann erst wird totale Abrüstung dieser Nationen zu dauernder Wirklichkeit werden.
42. Wer also von den Nationen ist es, der jetzt Jehovas Gerichte und Zurechtweisungen beherzigt, und wie werden sie das auch in Harmagedon tun? Warum?
42 Folglich ist es die „große Menge“ der Ersehnten aus allen Nationen und Völkern, die nun Jehovas Gerichte und seine Zurechtweisung beachten und jetzt auf den Pfaden wandeln, die er sie von Zion und seinem Tempel aus lehrt. Diese üben sich jetzt in totaler Abrüstung, indem sie das, was früher mörderischem Kampfe geweiht war, in etwas umwandeln, was friedlicher, produktiver Verwendung dient, indem sie auch das Schwert niederlegen, das sie einst buchstäblich gegeneinander erhoben, und indem sie solch fleischlichen Krieg nicht mehr lernen. Wenn Harmagedon hereinbricht und Jehova seine Feinde verwirrt, werden diese Feinde ein jeder seine Hand wider seinen Bruder erheben. Nicht so diese „große Volksmenge“, die aus allen Nationen zu dem hocherhabenen „Berge Jehovas“ gekommen ist! Sie werden jeder seinem Bruder helfend die Hand reichen, damit sie alle vereint dastehen in dem „Frieden Gottes, der alles Denken übertrifft“. Dies wird so sein, weil sie alle zusammen dem Hause Jehovas, des „Gottes Jakobs“, zugeströmt sind, und dort führt er seinen Vorsatz durch: „An diesem Orte will ich Frieden geben, spricht Jehova der Heerscharen.“ — Hag. 2:9.
43. Was sehen wir mit an, und wie werden wir dabei gesegnet, und welcher weitere Segen wird uns in diesem Zusammenhang zuteil?
43 So seht denn sein Haus der Anbetung heute mit Herrlichkeit und mit der Gabe des göttlichen Friedens erfüllt! Gesegnet wir, die Lebenden, die dies zur Rechtfertigung des Wortes Jehovas mitansehen können! Gesegnet werden wir ferner sein, wenn wir in seinem Hause bleiben und ihn in Reinheit, „im Schmucke heiliger Ordnung“, anbeten und unermüdlich dafür wirken, daß sein Haus mit noch größerer Herrlichkeit erfüllt werde, indem wir allen übrigen Ersehnten aus allen Nationen in sein Haus zu kommen helfen.
[Fußnote]
a Youngs sehr buchstäbliche Übersetzung schiebt hier das Vorwort zu ein, wodurch der umstrittene Text lautet: „Und sie sind zu dem Ersehnten aller Nationen gekommen, und ich habe dieses Haus mit Ehre erfüllt, sagte Jehova der Heerscharen.“ Indes ist es nicht nötig, ein Wort einzuflechten, und eine passende Übersetzung des hebräischen Textes würde lauten: „Und sie, das Ersehnte aller Nationen, werden hereinkommen.“