Der „Becher“ in Gottes Hand, den alle Nationen trinken müssen
1. Welche Fragen stellen wir uns angesichts der bedrohlichen Zukunft bezüglich des Trankes, der der ganzen Menschheit zu trinken gereicht wird?
DIE WELTLAGE ist in unserer Generation bedrohlich geworden. Nach dem zu urteilen, was unterrichtete Personen über den Trend der Weltgeschehnisse sagen, ist es nicht erfreulich, über das sogenannte „Geschick der Nationen“ nachzudenken. Es ist für die Menschheit bestimmt ein bitterer Trank. Angesichts des ständigen Scheiterns der verzweifelten Versuche, eine Weltkatastrophe abzuwenden, fragen wir uns unwillkürlich: Hat eine höhere Intelligenz, ja Gott seine Hand im Spiel?
2. Inwiefern enthalten die Überschrift des 75. Psalms sowie sein 7. und 8. Vers etwas, was für uns heute von Bedeutung ist?
2 In diesem Zusammenhang kommt uns eine bedeutsame Erklärung aus einem alten Lied in den Sinn. Gemäß der Überschrift dieses Liedes sollte es zu der Melodie „Verdirb nicht“ gesungen werden. Die Nation Israel, der der Komponist des Liedes angehörte, ging nicht zusammen mit den Nachbarnationen für immer ins Verderben, sondern kam durch Gottes Vorsehung wieder ins Dasein. Dieses Lied paßt somit gut zu unserer Zeit. Besonders interessieren uns der siebente und achte Vers, denn es heißt darin: „Gott ist der Richter. Diesen erniedrigt er, und jenen erhöht er. Denn da ist ein Becher in der Hand Jehovas, und der Wein schäumt, er ist voll Mischtrank. Und bestimmt werden seine Hefen daraus ausgegossen werden; alle Bösen der Erde werden sie ausschlürfen, sie trinken“ (Ps. 75:7, 8 und Überschrift).
3. Wie beurteilt Jehova die Nationen, an dem Trank gemessen, den zu trinken er die Nationen zwingt, und wie können wir es vermeiden, zusammen mit ihnen trinken zu müssen?
3 Der „Becher“, aus dem in naher Zukunft alle Nationen trinken werden, enthält den bittersten Trank, den sie je getrunken haben werden. Die Lehre, die wir aus der Geschichte des Altertums und der Neuzeit ziehen können, läßt uns dies erkennen. Die Tatsache, daß alle Nationen einen solchen Trank trinken müssen, der sie zum Schweigen bringt, gibt uns die Zusicherung, daß Gott, der „König der Nationen“, sie als „böse“ verurteilt (Ps. 75:8; Jer. 10:7). Sie werden also gezwungen sein, den „Becher“ schäumenden, stark gewürzten Weines bis zu den Hefen, das heißt bis zum Bodensatz, zu leeren. Doch wie steht es mit uns, die wir auf eine glückliche Zukunft hoffen? Wie können wir es vermeiden, zusammen mit den verurteilten Nationen den tödlichen Trank aus dem „Becher“ zu trinken? Wir müssen auf den Rat dessen hören, der den „Becher“ zur bestimmten Zeit den Nationen reichen wird, und dann unverzüglich in Übereinstimmung mit diesem Rat handeln. Werden wir das tun?
4. Welches Gebiet wurde von der bedrohlichen Situation in Jeremias Tagen betroffen?
4 Die heutige Weltlage erinnert an die Lage, in der sich über 20 Nationen während der letzten Jahre der Tätigkeit Jeremias befanden. Der Teil der Erde, der damals betroffen war, war die Landbrücke zwischen Afrika, Asien und Europa. Heute finden wir in dieser Gegend die Erdölförderländer des Nahen Ostens. Wie in Jeremias Tagen ist sie auch heute noch „heißer Boden“.
5. Wie ist die Prophezeiung aus Jeremia, Kapitel 25 für uns datiert worden?
5 Damals trat jemand auf die Weltbühne, den die Welt als einen „Mann des Schicksals“ bezeichnen könnte. Sein langer Name, Nebukadnezar, bedeutet „Nebo schützt vor Unglück [oder: die Grenze]“. Dieser schicksalsbestimmende Mann, der Sohn Nabupolassars, wurde im Jahre 625 v. u. Z. der Herrscher Babylons. Im gleichen Jahr wurde eine unheilverkündende Prophezeiung über ihn ausgesprochen. Sie wurde nicht von einem Astrologen aus jener alten Heimat der Sterngucker verkündet, sondern vom Schöpfer der Sterne, von Jehova, dem Gott des Propheten Jeremia. Der Zeitpunkt der Prophezeiung wird für uns in Jeremia 25:1, 2 gekennzeichnet: „Das Wort, das an Jeremia erging über das ganze Volk von Juda im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, das ist das erste Jahr Nebukadrezars, des Königs von Babylon; welches Jeremia, der Prophet, über das ganze Volk von Juda und über alle Bewohner Jerusalems redete.“ Das vierte Jahr der Regierung Jojakims fiel in das Jahr 625 v. u. Z.
6. Welchen Hintergrund vermittelt die Prophezeiung aus Jeremia 25:8-14 für die Vision von den Feigenkörben?
6 Diese Prophezeiung erging in Wirklichkeit, acht Jahre bevor Jeremia im Tempel von Jerusalem seine Vision von den Körben mit den Feigen hatte (Jer. 24:1-3). Welche Grundlage bildete diese frühere Prophezeiung für jene Vision, und wie lautete sie?
„Dies ist daher, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ‚„Darum, daß ihr meinen Worten nicht gehorchtet, siehe, so sende ich hin, und ich will alle Familien des Nordens holen“, ist der Ausspruch Jehovas, „indem ich sogar zu Nebukadrezar, dem König von Babylon, meinem Knecht, sende, und ich will sie gegen dieses Land und gegen seine Bewohner und gegen all diese Nationen ringsum bringen; und ich will sie der Vernichtung weihen und sie zu einem Gegenstand des Entsetzens machen und zu etwas, was man auspfeift, und zu Orten, die auf unabsehbare Zeit verwüstet sein werden. Und ich will aus ihrer Mitte den Klang des Frohlockens und den Klang der Freude austilgen, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut, den Laut der Handmühle und das Licht der Lampe. Und dieses ganze Land soll ein verwüsteter Ort werden, ein Gegenstand des Entsetzens, und diese Nationen werden dem König von Babylon siebzig Jahre dienen müssen.“‘
,Und es soll geschehen, wenn siebzig Jahre voll sind, daß ich den König von Babylon und jene Nation zur Rechenschaft ziehen werde‘, ist der Ausspruch Jehovas, ‚für ihr Vergehen, ja das Land der Chaldäer, und ich will es zu wüsten Einöden machen auf unabsehbare Zeit. Und ich will über jenes Land all meine Worte bringen, die ich dagegen geredet habe, ja alles, was in diesem Buch geschrieben ist, was Jeremia gegen alle Nationen prophezeit hat. Denn auch sie selbst, viele Nationen und große Könige, haben sie als Knechte ausgebeutet; und ich will ihnen gemäß ihrem Tun und gemäß dem Werk ihrer Hände vergelten‘“ (Jer. 25:8-14).
„NEBUKADREZAR, DER KÖNIG VON BABYLON, MEIN KNECHT“
7. Wessen Name verdient es, heute genauso gefürchtet zu werden wie damals der Name Nebukadnezars, und warum werden ihn die Nationen fürchten?
7 Gibt es heute einen Mann, dessen Name von allen Nationen genauso gefürchtet wird, wie damals der Name Nebukadnezars vom 23. Jahr der Prophezeiungen Jeremias an international gefürchtet wurde? (Jer. 25:3). Nein! Kein Mann des 20. Jahrhunderts wird als Gegenstück König Nebukadnezars in die Geschichte der Neuzeit eingehen. Es stimmt zwar, daß der Apostel Paulus gemäß Römer 13:1, 6 sagt, gesetzestreue Christen würden den „obrigkeitlichen Gewalten“ Steuern zahlen, denn diese seien „Gottes öffentliche Diener [griechisch: leitourgoi], die für eben diesen Zweck beständig dienen“. Doch kein einziger der heutigen Politiker könnte von Gott prophetisch als „mein Knecht“ oder „mein Diener“ bezeichnet werden (Jer. 25:9; 27:6). Die einzige Person, die in Erfüllung dieser Prophezeiung Jeremias als „Knecht“ bezeichnet werden könnte, ist der größte Knecht oder Diener Jehovas im ganzen Universum. Es handelt sich dabei um seinen jetzt hoch erhöhten Sohn Jesus Christus, dem er einen Namen gegeben hat, der höher ist als der Name jedes anderen Geschöpfes im Himmel und auf der Erde (Jes. 42:1; Phil. 2:5-11). Obwohl ihn heute weltliche Herrscher nicht so fürchten, wie Nebukadnezar gefürchtet wurde, werden sie das bestimmt in dem bevorstehenden „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, in Har-Magedon, tun (Offb. 16:13-16).
8. Weshalb nannte Jehova Nebukadnezar „mein Knecht“, und was in Verbindung mit ihm können wir als ein Vorbild ansehen, das uns heute angeht?
8 Weshalb bezeichnete Jehova König Nebukadnezar als ‘seinen Knecht’? Weil er ihn gebrauchte, um die Bevölkerung Judas dafür zu bestrafen, daß sie sich geweigert hatte, auf seine Propheten zu hören. Die Bestrafung durch diesen König von Babylon erstreckte sich auch auf die Nachbarländer, die aus Verachtung vor Jehova sein Volk bösartig ausgebeutet hatten. Das bedeutet jedoch nicht, daß Nebukadnezar ein Vorbild Jesu Christi war, der nur Jehova als seinen Gott anbetete. Vielmehr ist das Hinrichtungswerk, das Nebukadnezar für Jehova an den schuldbeladenen Nationen durchführte, ein Vorbild. Es ist ein Vorbild für den Sieg, den Jesus Christus als Jehovas Hinrichtungshauptvollstrecker in der herannahenden „großen Drangsal“ erringen wird, in der alle feindlichen Nationen unter den Füßen des höchsten Knechtes Jehovas zu Staub zertreten werden. Diese Nationen (einschließlich der der Christenheit) sind somit ein neuzeitliches Gegenstück jener Nationen des Altertums, die von der babylonischen Weltmacht gestürzt wurden. Deshalb ist die Angelegenheit für uns heute von ernsthaftem Interesse.
9. Welche andere Zeitperiode begann mit dem Beginn der „siebzig Jahre“ der vollständigen Verwüstung Judas, und inwiefern wurde diese Zeitperiode niemals unterbrochen?
9 Die militärische Dampfwalze Babylon brachte über das Land des Königreiches Juda eine siebzigjährige Verwüstung (Jer. 25:11, 12; 29:10; Dan. 9:1, 2; 2. Chron. 36:17-21). Diese siebzigjährige völlige Verwüstung Jerusalems und des Landes Juda begann in dem Herbstmonat Tischri des Jahres 607 v. u. Z. Mit diesem tragischen Ereignis hängt das weit tragischere Jahr 1914 u. Z. zusammen. Wieso? Weil im Herbst jenes Jahres die 2 520 Jahre dauernden „sieben Zeiten“ der Heidennationen abliefen, die mit der Verwüstung Judas im Jahre 607 v. u. Z. begannen (Luk. 21:24; Dan. 4:16, 23, 25, 32). Diese „bestimmten Zeiten der [heidnischen] Nationen“ erstreckten sich über die Zeit, in der Jehova, der Souverän des Universums, den heidnischen Nationen gestattete, ohne Einmischung seines messianischen Königreiches Weltherrschaft über die Erde auszuüben. Nachdem Nebukadnezar 607 v. u. Z. Jerusalem zerstört hatte, wurde das irdische Vorbildkönigreich Gottes nie wieder von einem königlichen Nachkommen Davids aufgerichtet, so daß die völlige Beherrschung der Welt durch die heidnischen Nationen nicht unterbrochen wurde.
10. Wie kam es, daß Juda und die anderen Nationen dem König von Babylon 70 Jahre lang dienten, obwohl Cyrus die Dynastie Nebukadnezars im Jahre 539 v. u. Z. stürzte?
10 Der persische Eroberer Babylons, Cyrus der Große, stellte das Königreich der Familie Davids in Jerusalem nicht wieder her. Es stimmt zwar, daß er das heidnische Babylon 539 v. u. Z. oder etwa zwei Jahre vor Ablauf der „siebzig Jahre“ der Verwüstung des Landes Juda eroberte. Er ließ sich als „König von Babylon“ ausrufen und änderte zunächst nicht die Verfahrensweise der babylonischen Dynastie König Nebukadnezars. Die von Nebukadnezar unterjochten Nationen dienten somit dem „König von Babylon“ weiterhin, bis die 70 Jahre zu Ende waren. Erst im 70. Jahr der Verwüstung Judas befreite Cyrus der Große die im Exil lebenden Juden aus ihrer unmittelbaren Knechtschaft gegenüber dem König von Babylon und ließ sie zurückkehren, um ihr verwüstetes Land und ihre nationale Hauptstadt Jerusalem sowie den Tempel wieder aufzubauen (Esra 1:1 bis 3:2). Auf diese Weise zog Jehova die Babylonier „für ihr Vergehen“, das sie gegen den Gott Israels begangen hatten, zur Rechenschaft (Jer. 25:12).
DER „BECHER“ ALLEN NATIONEN GEREICHT
11. Wegen welcher Entwicklungen im Himmel ist es seit 1914 nicht mehr so wie früher?
11 Da die Zeiten der Nationen im Jahre 1914 abgelaufen sind, wissen wir, daß der Tag, an dem Jehova die heidnischen Nationen wegen ihres „Vergehens“ zur Rechenschaft ziehen wird, sehr nahe sein muß. Seit 1914 ist die Welt nicht mehr wie früher. Weltliche Historiker haben keine Erklärung dafür. Doch der Grund ist einfach der, daß etwa am 4./5. Oktober 1914 oder 2 520 Jahre nach der Verwüstung Judas und Jerusalems durch die Babylonier die „Zeiten der Nationen“ — die Zeit, in der die heidnischen Nationen ununterbrochen über die Welt herrschten — zu Ende gegangen sind. Jehova Gott richtete damals nicht im irdischen Jerusalem den „Thron Jehovas“ für einen irdischen Erben des Königs David wieder auf; er hat das irdische Vorbildkönigreich Gottes nicht wiederbelebt (1. Chron. 29:23). Da das „Königreich der Welt“ nun das Königreich Gottes, des Herrn, geworden war, veranlaßte Jehova statt dessen, daß seine himmlische Organisation sein Königreich hervorbrachte, und setzte seinen Sohn Jesus Christus, den Erben Davids, auf den himmlischen Thron, zu seiner Rechten (Offb. 11:15; 12:1-5). Seitdem regiert dieser königliche Nachkomme Davids zusammen mit Jehova Gott über die Welt, und das inmitten seiner Feinde, bevor er sie zertritt.
12. Wie hat die Jeremia-Klasse den Nationen den „Becher“ gereicht?
12 Daraus folgt, daß die heidnischen Nationen den Becher, den Gott ihnen reichen wird, noch trinken müssen. Besonders seit dem Jahre 1919 macht die Jeremia-Klasse die Nationen auf diesen „Becher“ aufmerksam. Dadurch, daß sie die Nationen im voraus unterrichtet, reicht sie ihnen in sinnbildlicher Weise den Becher Jehovas. Das wurde prophetisch in Jeremia, Kapitel 25 dargestellt. Der Prophet sagte:
„Denn dies ist, was Jehova, der Gott Israels, zu mir gesprochen hat: ,Nimm diesen Becher des Grimmweins aus meiner Hand, und du sollst ihn alle Nationen, zu denen ich dich sende, trinken lassen. Und sie sollen trinken und hin und her schwanken und wie Unsinnige handeln wegen des Schwertes, das ich unter sie sende.‘
Und ich ging daran, den Becher aus der Hand Jehovas zu nehmen und alle Nationen trinken zu lassen, zu denen Jehova mich gesandt hatte, nämlich Jerusalem und die Städte von Juda und ihre Könige, ihre Fürsten, um sie [die Städte] zu einer verwüsteten Stätte zu machen, zu einem Gegenstand des Entsetzens, zu etwas, was man auspfeift, und zum Fluch, so wie an diesem Tag“ (Jer. 25:15-18).
13. Was war das „Schwert“, das Jehova unter alle Nationen sandte?
13 Was war das „Schwert“, das Jehova unter all die in Jeremia 25:18-26 aufgeführten Nationen sandte? Es war der Eroberungskrieg, den sein „Knecht“ Nebukadnezar mit seiner Zulassung gegen all jene Nationen führte.
14. Was traf das „Schwert“ zuerst, welche Könige waren davon betroffen, und wie?
14 Das symbolische „Schwert“ traf zuerst Jehovas Vorbildkönigreich im Lande Juda (Jer. 25:29). Die „Könige“ Jerusalems, die die Schwerthiebe verspürten, waren 1. Jojakim, der Sohn Josias, 2. Jojachin (Jekonja), der Sohn Jojakims, und 3. Zedekia, der Sohn Josias und Onkel Jojachins. Der erste Hieb, der König Jojakim im Jahre 620 v. u. Z. traf — vier Jahre nach Jeremias Prophezeiung über das „Schwert“ und den „Becher“ —, machte ihn zu einem Vasallenkönig unter Nebukadnezar. Der zweite Schwerthieb traf den jungen König Jojachin im Jahre 617 v. u. Z. Er verlor sein Königtum über Jerusalem und wurde nach Babylon ins Exil geführt. Der dritte und letzte Hieb zerstörte Jerusalem und seinen Tempel im Jahre 607 v. u. Z. und führte dazu, daß der meineidige König Zedekia nach Babylon verschleppt wurde und dort als blinder Gefangener starb, ohne einen Sohn zu hinterlassen. Um die Mitte des Mondmonats Tischri des Jahres 607 v. u. Z. lagen Jerusalem und die Städte Judas verwüstet da.
15. Wer sollte ebenfalls den „Becher“ aus Jehovas Hand trinken, und wer sollte der letzte von ihnen sein?
15 Jerusalem sollte nicht allein einen bitteren Trank von Gott trinken. In Jeremia 25:19-26 führt der Prophet über 20 Könige oder Königreiche auf, denen er Jehovas „Becher des Grimmweins“ reicht. Er beginnt mit dem ägyptischen Pharao und seinen Dienern, führt dann die weiteren nationalen Herrscher auf und sagt schließlich: „Und der König von Scheschach selbst wird nach ihnen trinken.“ Gelehrte verstehen unter „Scheschach“ eine verhüllende Bezeichnung für Babel (Babylon). Wie sich herausstellte, war der verurteilte König der letzte der Dynastie Nebukadnezars, nämlich Nabonid, zusammen mit seinem Mitregenten, seinem Sohn Belsazar. Dieser Belsazar wurde 539 v. u. Z. gezwungen, Jehovas „Becher“ zu trinken, nämlich als er getötet wurde, nachdem Babylon an den Perser Cyrus gefallen war. Durch die Verwendung des verhüllenden Namens Scheschach vermied es Jeremia, Babylon damals direkt zu erwähnen.
16. Wie mochten es einige abgelehnt haben, den „Becher“ zu trinken, doch was sollte Jeremia sagen?
16 Einige der aufgeführten Königreiche mögen dem aggressiven König Nebukadnezar Widerstand geleistet haben, um zu verhindern, daß Jehovas Beschluß ausgeführt wurde. Doch zu ihrer Unterrichtung sollte der Prophet Jeremia sagen: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ,Ihr werdet bestimmt trinken. Denn siehe! über die Stadt, über der mein Name genannt wird [Jerusalem], fange ich an, Unglück zu bringen, und ihr selbst solltet irgendwie straffrei ausgehen?‘“ Auf diese Frage antwortet Jehova selbst: „‚Ihr werdet nicht straffrei ausgehen, denn da ist ein Schwert [die militärische Eroberung durch die Babylonier], das ich gegen alle Bewohner der Erde rufe‘ ist der Ausspruch Jehovas der Heerscharen“ (Jer. 25:28, 29).
17. Wie haben die Nationen gezeigt, daß sie sich weigern den „Becher“ zu trinken, doch mit welchem Erfolg?
17 Seit 1919 haben es die Nationen abgelehnt, den symbolischen „Becher“ der Botschaft des Zornes Jehovas zu trinken, den ihnen die Jeremia-Klasse gereicht hat. Sie sind daher gegen Jehovas Zeugen, sowohl gegen die Jeremia-Klasse als auch gegen eine „große Volksmenge“ von treuen Mitarbeitern, vorgegangen und haben sie sogar verboten und die freie Verbreitung ihrer gedruckten biblischen Botschaften untersagt. Doch alles vergebens! Getrieben von dem Geist Jehovas, setzen seine gehorsamen Zeugen ihre Zusammenkünfte und das Predigen des Königreiches im Untergrund fort. Auf diese Weise gehorchen sie Gott mehr als Menschen, die Gott widerstehen (Apg. 4:19; 5:29). In nicht ferner Zukunft werden diese politischen Widersacher erkennen, daß es nichts nützt, Jehovas Zeugen in den Untergrund zu treiben. Die weltlichen Herrscher werden es trotzdem nicht verhindern können, den „Becher“ trinken zu müssen, den Gott ihnen selbst in dem „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, an dem Ort, der symbolisch Har-Magedon genannt wird, reichen wird (Offb. 16:13-16).
18. Für wen wird dieser Tag „groß“ sein, und was zu tun weigert sich die Jeremia-Klasse daher?
18 Dieser Tag wird für Jehova wirklich „groß“ sein. Er wird für ihn ein Anlaß zur Freude sein, denn dann wird er im Interesse seiner universellen Souveränität kämpfen. Als Oberbefehlshaber wird er seinen weltbesiegenden Sohn Jesus Christus in die Schlacht schicken, und dieser wird einen Sieg erringen, der jeden Sieg König Nebukadnezars bei weitem übertreffen wird (Offb. 19:11-21). Das wird Jehova Anlaß geben, noch mehr zu jauchzen als die freudigen Weinkeltertreter, die den Wein zubereiten, der das Herz Gottes und der Menschen erfreuen wird (Offb. 19:11-15; Ri. 9:12, 13). Die Jeremia-Klasse ist davon überzeugt, daß Jehova in Har-Magedon siegen wird. Sie weigert sich daher, über die bevorstehende Rechtfertigung der Souveränität Jehovas zu schweigen, wenn auch die Herrscher der weltlichen Nationen nicht gerade freudig über einen solch bitteren Trank sind.
19. Wieviel von dem, was Jehova gebietet, verkündigt die Jeremia-Klasse mutig?
19 Die Jeremia-Klasse gehorcht mutig dem Gebot, das dem Propheten Jeremia im ersten Jahr der Herrschaft König Nebukadnezars über Babylon gegeben wurde: „Und was dich [Jeremia] betrifft, du wirst ihnen alle diese Worte prophezeien, und du sollst zu ihnen sprechen: ,Aus der Höhe wird Jehova selbst brüllen, und aus seiner heiligen Wohnung wird er seine Stimme erschallen lassen. Bestimmt wird er über seinen Aufenthaltsort brüllen. Ein Jauchzen gleich dem der Weinkeltertreter wird er gegen alle Bewohner der Erde anstimmen‘“ (Jer. 25:30).
EIN TRANK, DER BEWIRKT, DASS DIE NATIONEN „WIE UNSINNIGE“ HANDELN
20. Sollten die Glieder der Jeremia-Klasse aufgrund dessen, was Jehovas Sieg für die Nationen bedeuten wird, als Unglückspropheten bezeichnet werden?
20 Jehovas Siegesruf wird überall im Himmel und auf der Erde erschallen. Die Jeremia-Klasse und ihre Gefährten weisen ständig darauf hin, obwohl der Sieg Jehovas für alle Nationen Unglück bedeutet. Sollte die Jeremia-Klasse daher als Unglücksprophet bezeichnet werden? Nein! Sonst müßte man auch Jehova Gott, der ihnen ihre Botschaft gibt, als Unglückspropheten bezeichnen. In Wirklichkeit warnt er die Menschen in seiner Barmherzigkeit, indem er sagt: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ,Siehe! Unglück geht aus von Nation zu Nation, und ein großer Sturm selbst wird von den entlegensten Teilen der Erde her erweckt werden. Und die von Jehova Erschlagenen werden schließlich an jenem Tage gewißlich von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde sein. Sie werden nicht beklagt werden, noch werden sie zusammengesammelt werden, noch begraben werden. Zu Dünger auf der Oberfläche des Erdbodens werden sie werden‘“ (Jer. 25:32, 33).
21. Wieso konnte Jehova zu Recht die Verantwortung für die Erschlagenen auf sich nehmen, die den Eroberungsfeldzügen des Reiches Nebukadnezars zum Opfer fielen?
21 Mit diesen Worten sagte Jehova den Marsch Nebukadnezars zum Sieg über die Nationen voraus, die dem Babylonischen Reich einverleibt werden sollten. Er würde somit Nebukadnezar von Nation zu Nation ziehen lassen, und jeglicher Widerstand würde durch das Hinrichtungsschwert, das Jehova in seine Hand legen würde, gebrochen werden. Daher nahm Jehova die Verantwortung für das Erschlagen all der Menschen auf sich, die von den babylonischen Eroberern niedergestreckt wurden. Er selbst bezeichnete diese Opfer der babylonischen Aggression als die „von Jehova Erschlagenen“. Er war es, der die Nationen aus dem „Becher“ den Trank trinken ließ, der bewirkte, daß sie „wie Unsinnige“ handelten. Die Geschichte berichtet ausführlich darüber, daß König Nebukadnezar das Babylonische Reich über ein Gebiet ausdehnte, das größer war als das der früheren Weltmächte, ganz gleich, ob Menschen dies Jehova Gott zuschreiben oder nicht. Jehova muß jedoch etwas damit zu tun gehabt haben, denn er sagte bereits im ersten Jahr der Regierung Nebukadnezars eine solche Ausdehnung des Babylonischen Reiches voraus (Jer. 25:1, 2; 32:1, 2; 52:29; 2. Kö. 25:8; Jer. 52:12; Dan. 2:37, 38; 4:20-25).
22. Weshalb möchten wir nicht unter denen sein, die in der bevorstehenden „großen Drangsal“ von Jehova erschlagen werden?
22 Was ist nun über die in der kommenden „großen Drangsal“ „Erschlagenen Jehovas“ zu sagen, die im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, der Schlacht von Har-Magedon, gipfeln wird? Möchten wir unter ihnen sein? Nein! Denn von ihm dann erschlagen zu werden würde bedeuten, daß wir von ihm hingerichtet würden.
23. Wie wurde im Vorbild gezeigt, welcher Bestandteil des gegenwärtigen Systems der Dinge in der „großen Drangsal“ als erster untergehen würde, und warum gerade er als erster?
23 Beim Ausbruch der „großen Drangsal“ werden sich alle verurteilten Nationen gegen den Gott der Jeremia-Klasse aufgestellt haben. Darunter werden auch die Nationen der Christenheit sein, denn sie gehören ebenfalls zu den Gegnern und Verfolgern der Zeugen Jehovas. Die Christenheit wird als erster Bestandteil des gegenwärtigen Systems der Dinge untergehen, denn sie ist das neuzeitliche Gegenstück des abtrünnigen Königreiches Juda und Jerusalems. Im Vorbild wurde daher das Königreich Juda als erstes gezwungen, den „Becher“ mit dem „Grimmwein“ zu trinken. Jehova sagte, er werde als erstes „über die Stadt, über der ... [sein] Name genannt wird“, Unglück bringen (Jer. 25:29). Die unchristliche Christenheit ist vor Gott und Christus der schuldigste Teil der falschen Religion, und so wird das Unglück, das über die Welt kommt, bei ihr beginnen und sich wie eine Kettenreaktion fortsetzen. Es wird ein symbolischer „Sturm“ sein, der nicht dadurch aufgelöst werden kann, daß man von Flugzeugen aus Staubpartikel über den Wolken abwirft.
24. Was kann man daraus schließen, daß der Sturm „von den entlegensten Teilen der Erde“ her entfesselt wird, und wie viele Opfer wird er fordern?
24 Dieser symbolische „Sturm“ wird „von den entlegensten Teilen der Erde“ her kommen, denn er wird außerhalb des Bereichs der verurteilten Nationen entfesselt werden (Jer. 6:22). In der neuzeitlichen Erfüllung bedeutet dies, daß er von einer unsichtbaren, himmlischen Macht, nämlich von Gott, ausgehen wird. Er wird über die gesamte Erde fegen, genauso, wie die Sintflut der Tage Noahs die gesamte Erde überschwemmte, und die Opfer dieses „Sturmes“ werden von einem bis zum anderen Ende der Erde aufgehäuft liegen. Wie könnten die Überlebenden der Jeremia-Klasse und ihre Gefährten, die „große Volksmenge“, sie je alle begraben? Jehova wird seine Macht anwenden müssen, um die Kadaver zu beseitigen (Offb. 19:11-21).
25. Was ist gemäß Jeremia 25:34-38 besser: ein „Unglücksprophet“ zu sein oder wegen der „großen Drangsal“ zu „heulen“?
25 An jenem „Tag der Rache seitens unseres Gottes“ wird es besser sein, zu denen zu gehören, die von den Spöttern als „Unglückspropheten“ bezeichnet worden sind, als zu denen, die wegen der „großen Drangsal“ heulen werden (Jes. 61:2; Offb. 7:14, 15; Matth. 24:21-30). „Heult, ihr Hirten, und schreit!“ sagt Jehova durch Jeremia. „Und wälzt euch, ihr Majestätischen der Herde, denn eure Tage zur Schlachtung und zu eurem Zerstreutwerden sind erfüllt, und ihr sollt fallen wie ein begehrenswertes Gefäß! Und ein Zufluchtsort ist den Hirten entschwunden und ein Mittel des Entrinnens den Majestätischen der Herde. Horch! Das Geschrei der Hirten und das Geheul der Majestätischen der Herde, denn Jehova verheert ihre Weide. Und an den friedlichen Aufenthaltsorten gibt es kein Leben mehr wegen der Zornglut Jehovas. So wie ein mähniger junger Löwe hat er sein Dickicht verlassen, denn ihr Land ist zu einem Gegenstand des Entsetzens geworden wegen des gewalttätigen Schwertes und wegen seiner Zornglut“ (Jer. 25:34-38).
26. Wer sind in dieser Prophezeiung die „Hirten“ und die „Majestätischen der Herde“?
26 Denken wir bei dieser Prophezeiung an die Geistlichen, die als Pastoren oder Seelenhirten bezeichnet werden, und an ihre Kirchengemeinden, die als „Herden“ bezeichnet werden? Wahrscheinlich, doch Jehova spricht hier nicht die religiösen Führer der Nationen an. In den Hebräischen Schriften werden die politischen Herrscher als Hirten und ihre Völker oder Untertanen als ihre Herden bezeichnet. Die „Majestätischen der Herde“ sind somit die Fürsten oder die vom Königshaus Begünstigten der nationalen Herde. Das muß in Jeremia 25:34-38 der Fall sein, denn im gesamten Kapitel ist nirgendwo von Priestern und Leviten die Rede. Diejenigen, denen Jeremia den „Becher“ Jehovas reichen soll, werden als „Könige“, „Fürsten“ und „Königreiche“ beschrieben (Jer. 25:18-26). Das herannahende „Unglück“ und der „Sturm“ werden daher nicht nur die Geistlichkeit und andere religiöse Führer treffen, sondern schließlich auch die politischen, regierenden Elemente des gegenwärtigen Systems der Dinge.
27. Welcher Vertreter von Scheschach soll als letzter den „Becher“ trinken?
27 Also wird der „König von Scheschach“ als letzter den „Becher“ trinken. In der Prophezeiung in Jeremia 51:41 wird dies so dargestellt, als sei es bereits geschehen, denn es heißt dort: „O wie ist Scheschach erobert worden, und wie wird der ,Lobpreis‘ der ganzen Erde eingenommen! Wie ist Babylon zum bloßen Gegenstand des Entsetzens unter den Nationen geworden!“ (Jer. 25:26; 27:7).
28. Um wen sind die „Hirten“ und die „Majestätischen“ hauptsächlich besorgt, und wie wird ihre Weide verdorben werden?
28 Die politischen „Hirten“ und „Majestätischen“ werden aus rein selbstsüchtigen Gründen „heulen“, ja, sich auf dem Boden wälzen. Wenn der Souveräne Herr Jehova sie während der „großen Drangsal“ zur Rechenschaft zieht, werden sie grimmig erkennen, daß nun der Tag herbeigekommen ist, an dem sie geschlachtet und zerstreut werden sollen. Wenn es eine Möglichkeit des Entrinnens oder einen Zufluchtsort gäbe, an den sie fliehen könnten, dann würden sie vielleicht nicht so schnell „heulen“. Ihnen geht es nicht so sehr darum, was mit ihrer nationalen „Herde“ geschieht, sondern sie sind vielmehr damit beschäftigt, daß sie selbst hingerichtet werden. Ihre Tätigkeit, die ihnen „fetten“ Lohn einbringt, und ihre hohe Stellung werden ihnen genommen werden. Ihre „Weide“, das System der Dinge, mit dessen Hilfe sie ihre nationalen Herden ausgebeutet haben, wird verdorben. An ihren „Aufenthaltsorten“, die bisher für sie so „friedlich“ waren und an denen sie das Leben genießen und Gewinn machen konnten, gibt es kein Leben mehr. Das Schweigen des Todes breitet sich über die Weidegründe ihrer „Herden“ aus.
29. Inwiefern wird Jehova einem mähnigen jungen Löwen gleichen, und mit welchem Erfolg wird das „Schwert“ geschwungen werden?
29 Damit ein solch weltweiter „Gegenstand des Entsetzens“ entstehen kann, muß Jehovas Zorn sehr heiß brennen. Er wird dann nicht wie ein im Flußtal lebender Löwe sein, der durch die Flutwasser des Jordan aus seinem Lager vertrieben wird. Statt dessen wird „Jehova der Heerscharen“ wie ein mutiger Löwe sein, der sein „Dickicht“ verläßt, um ungeachtet der Schafhüter der Weidegründe auf Raub zu gehen. Durch seinen Sohn und Knecht Jesus Christus schwingt er das „Schwert“ des „Krieges des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ (Jer. 25:30, 38). Von den tödlichen Hieben dieses „gewalttätigen Schwertes“ werden sich die Hirten und Majestätischen der Welt nie wieder erholen!
30. Was sollten wir aufgrund dessen, was wir mit dem Ohr des Glaubens hören, jetzt tun?
30 Hörst du mit dem Ohr des Glaubens, wie es immer lauter wird? Durch die hallenden Korridore dieser „Zeit des Endes“ hören wir aus der vorhergesagten Zukunft das Heulen aller nationalen „Hirten“ und die Schmerzensschreie der „Majestätischen“ der schafähnlichen Menschenherde schallen. Was sollten wir, die dies hören, tun? Folgendes: Solange der Weg des Entrinnens noch offen ist und es noch einen Zufluchtsort gibt, an den wir fliehen können, sollten wir handeln. Wir sollten in die Sicherheit und den Schutz des Königreiches Jehovas fliehen, das unter der Aufsicht des von ihm eingesetzten Hirten Jesus Christus steht (Hes. 34:23, 24; Jer. 23:5, 6).
(Diese Artikelserie über Jeremias Prophezeiungen wird in der Wachtturm-Ausgabe vom 1. Februar 1980 wiederaufgenommen.)
[Bild auf Seite 24]
Durch die neuzeitliche Jeremia-Klasse warnt Jehova barmherzigerweise vor dem bevorstehenden weltweiten „Sturm“.