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Ebed-Melech — ein mutiger MannDer Wachtturm 1979 | 15. April
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Ebed-Melech — ein mutiger Mann
EBED-MELECH war kein Israelit, sondern ein äthiopischer Eunuch. Er diente am Hof Zedekias, des letzten judäischen Königs, der in Jerusalem regierte. Im Gegensatz zu den korrupten, gottlosen Beamten in seiner Umgebung war Ebed-Melech ein mutiger und mitfühlender Mann mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.
Zu der Zeit, als Ebed-Melechs vortreffliche Eigenschaften besonders hervortraten, wurde die Stadt Jerusalem von den Chaldäern belagert. Jehovas Prophet Jeremia hatte schon wiederholt erklärt, daß die Stadt zum Untergang verurteilt sei, und hatte die Bewohner aufgefordert, sich den Belagerern zu ergeben, um am Leben zu bleiben. Seine Botschaft, die er vom Höchsten empfangen hatte, lautete: „Wer in dieser Stadt wohnen bleibt, der wird durch das Schwert, durch den Hunger und durch die Pest sterben. Wer aber zu den Chaldäern hinausgeht, der wird am Leben bleiben, und er wird seine Seele gewißlich zur Beute haben und leben.“ Darüber wurden einige Fürsten, die König Zedekia als Ratgeber dienten, zornig. Sie wollten die Stadt um jeden Preis verteidigen und sich auf keinen Fall ergeben. Da sie die Worte Jeremias nicht als von Gott inspiriert betrachteten, war der Prophet in ihren Augen ein Hindernis für die erfolgreiche Verteidigung Jerusalems (Jer. 38:1-3).
Diese Fürsten gingen daher zu König Zedekia und beschuldigten Jeremia, die Moral der Kriegsleute und der übrigen Bevölkerung zu untergraben. Sie verlangten, daß der Prophet als Verräter hingerichtet werde, da er weder am Frieden noch am Wohl des Volkes interessiert sei (Jer. 38:4). Zedekia, der schwache Monarch, gab ihrer Forderung nach. Er sagte: „Siehe! Er ist in euren Händen. Denn es gibt überhaupt nichts, worin der König selbst die Oberhand über euch gewinnen kann“ (Jer. 38:5). Zedekia hatte ihren Rat, den Kampf gegen die Chaldäer fortzusetzen, befolgt. Daher fühlte er sich nun auch verpflichtet, ihrem Wunsch zu entsprechen und den Mann zu beseitigen, dessen Einfluß sie als Hindernis für die Verfolgung ihrer Kriegsziele betrachteten. Er gab zwar nicht direkt den Befehl zur Hinrichtung Jeremias, aber er unterzeichnete gewissermaßen sein Todesurteil, indem er ihn den Fürsten völlig auslieferte.
Diese Fürsten mögen sich jedoch davor gescheut haben, ihre Hände unmittelbar mit dem Blut des Propheten zu beflecken. Sie beschlossen daher, ihn ohne Gewaltanwendung umzubringen. Sie ließen ihn in eine schlammige Zisterne hinab, wo er sterben sollte (Jer. 38:6).
Solange Jeremia im „Wachthof“ in Gewahrsam gehalten wurde, erhielt er aufgrund eines königlichen Befehls täglich einen Laib Brot (Jer. 37:21). Als er sich dann aber in der schlammigen Zisterne befand, hatte dieser königliche Befehl keine Gültigkeit mehr. Da die Lebensmittelvorräte in Jerusalem so gut wie erschöpft waren, bestand für ihn keine Hoffnung mehr, von jemandem Nahrung zu bekommen. Sein Tod war nur noch eine Frage der Zeit.
Als Ebed-Melech hörte, was die Fürsten mit dem Propheten getan hatten, unternahm er sofort etwas. Er wartete nicht vorsichtig ab, bis sich ihm die Gelegenheit für eine Privataudienz bei König Zedekia bot. Der äthiopische Eunuch dachte nicht in erster Linie an seine eigene Sicherheit. Das Leben eines unschuldigen Mannes war in Gefahr. Ebed-Melech war daher bereit, sein eigenes Wohlergehen zurückzustellen. Er sprach den Monarchen in aller Öffentlichkeit an, als dieser beim Tor Benjamins saß. Dieses Tor befand sich wahrscheinlich im nördlichen Teil der Stadt, der dem Druck der feindlichen Chaldäer, die aus dem Norden kamen, wohl am meisten ausgesetzt war (Jer. 38:7).
Der äthiopische Eunuch setzte sich mutig für Jeremias Leben ein. Er scheute sich nicht, das Vorgehen der Fürsten zu verurteilen, obwohl er wußte, daß der König, an den er sich wandte, ihren Forderungen nachgegeben hatte. Mit wenigen Worten legte Ebed-Melech die Tatsachen dar: „O mein Herr und König, diese Männer haben Schlechtes getan in allem, was sie Jeremia, dem Propheten, angetan haben, den sie in die Zisterne geworfen haben, so daß er, wo er ist, vor Hunger sterben wird. Denn es gibt kein Brot mehr in der Stadt“ (Jer. 38:9).
Überraschenderweise machte Zedekia seinen Entscheid rückgängig und ermächtigte Ebed-Melech, den Propheten Jeremia zu retten. Der König sagte: „Nimm dreißig Männer von diesem Ort unter deinen Befehl, und du sollst Jeremia, den Propheten, aus der Zisterne heraufholen, bevor er stirbt“ (Jer. 38:10). Es ist nicht anzunehmen, daß dreißig Männer nötig gewesen wären, um Jeremia aus der Zisterne heraufzuholen. Da er und seine Botschaft aber so sehr verhaßt waren, hätte es gut möglich sein können, daß die, die ihm nach dem Leben trachteten, dies zu verhindern versucht hätten. Während ein paar Männer leicht hätten überwältigt werden können, wären dreißig Mann stark genug gewesen, jedes Problem, das in Verbindung mit der geplanten Rettung hätte auftreten können, zu überwinden.
Ebed-Melech kam dem Befehl Zedekias unverzüglich nach. Wie er dabei vorging, ist ein weiterer Beweis für sein Mitleid mit dem Propheten und sein Interesse an ihm. Da die Zisterne tief war und Jeremia bereits begonnen hatte, in den Schlamm einzusinken, erforderte es ziemlich viel Kraft, ihn heraufzuziehen. Bloße Stricke hätten daher in sein Fleisch einschneiden können. Es hätte auch möglich sein können, daß die Männer, die ihn in die Zisterne hinabgelassen hatten, dabei sehr rücksichtslos waren und deshalb seine Achselhöhlen noch wund waren. Ebed-Melech berücksichtigte diesen Umstand offensichtlich. Er besorgte sich abgenutzte Lumpen und verschlissene Lappen und ließ sie an Stricken zu Jeremia hinab, damit dieser sie unter seine Achselhöhlen und um die Stricke legen konnte. So dienten die Lumpen und Lappen als Polster, um den Druck der Stricke abzuschwächen, die benutzt wurden, um Jeremia aus der Zisterne heraufzuholen (Jer. 38:11-13).
Warum war Ebed-Melech so mutig? Obwohl er als Ausländer unter einem Volk lebte, das große Schmach auf Jehova Gott brachte, vertraute er auf den Höchsten. Ja, vor allem sein Vertrauen zu Jehova veranlaßte ihn, einem gehaßten Propheten mutig Hilfe zu leisten, und seine Tat sollte nicht unbelohnt bleiben. Durch Jeremia gab ihm Jehova die Zusicherung: „Siehe, ich lasse meine Worte an dieser Stadt wahr werden zum Unglück und nicht zum Guten, und sie werden an jenem Tage gewißlich vor dir geschehen. Und ich will dich an jenem Tage befreien ..., und du wirst nicht in die Hand der Männer gegeben werden, vor denen dir selbst bangt. Denn ich werde bestimmt für dein Entrinnen sorgen, und durch das Schwert wirst du nicht fallen; und deine Seele wird dir gewißlich zur Beute sein, weil du auf mich vertraut hast“ (Jer. 39:16-18). Gemäß diesen Worten sollte Ebed-Melech die von Jeremia vorhergesagte Zerstörung Jerusalems erleben. Er würde sich aber nicht davor zu fürchten brauchen. So, wie Ebed-Melech das Leben Jeremias für kostbar hielt, so würde Jehova Gott auch das Leben Ebed-Melechs für kostbar halten und ihn beschützen.
Welch vortreffliches Beispiel gab uns Ebed-Melech doch dadurch, daß er keine Menschenfurcht hatte, sondern mutig für den Propheten Jehovas eintrat! Jehova vergaß Ebed-Melechs gerechte Tat nicht. Er wird auch unseren treuen Dienst nicht vergessen, der einschließt, daß wir unseren Brüdern in Zeiten der Not Hilfe leisten. Die Bibel sagt: „Gott ist nicht ungerecht, daß er eure Arbeit und die Liebe vergessen würde, die ihr seinem Namen gegenüber erzeigt habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient“ (Hebr. 6:10). Bemühen wir uns also, ebenso mutig zu sein wie Ebed-Melech!
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1979 | 15. April
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Fragen von Lesern
● Sind Christen verpflichtet, Nebenbeschäftigungen oder Trinkgelder zu versteuern?
Die Antwort lautet heute im Grunde genommen genauso wie Jesu Antwort auf eine Frage über das Steuerzahlen: „Zahlt daher Cäsars Dinge Cäsar zurück, Gottes Dinge aber Gott“ (Matth. 22:17-21). Wenn das Gesetz eines Landes besagt, ein Beschäftigter oder Arbeitnehmer habe sein Einkommen zu versteuern, dann zahlen Christen diese Steuer.
In vielen Ländern erhält der Staat vom Arbeitgeber eine Erklärung darüber, wieviel jemand verdient, und die erforderlichen Steuern werden vom Lohn oder vom Gehalt des Betreffenden abgezogen. In einem solchen Fall ist die Sache mit dem Staat gewöhnlich unkompliziert. Wenn ein Christ sein Jahreseinkommen ermittelt und feststellt, daß er mehr zu zahlen hat, als einbehalten worden ist, sollte er das tun. Oder wenn vielleicht gewisse Abzüge gesetzlich zulässig sind, und es ist zuviel einbehalten worden, kann er einen Rückzahlungsantrag stellen.
In einigen Ländern muß jemand jedoch selbst sein Einkommen angeben, und dann muß er alle Steuern zahlen, so als ob er freiberuflich tätig oder selbständig wäre. Oder vielleicht wird die Steuer für seine Einkünfte aus seiner regulären Beschäftigung von seinem Arbeitgeber einbehalten, nicht aber für die Einkünfte aus einer vorübergehenden Beschäftigung oder einer Nebenbeschäftigung. Diese muß er selbst versteuern. Nicht alle Steuerpflichtigen zahlen diese Steuern, was aus einer Schlagzeile in der New York Times vom 15. Januar 1978 hervorgeht. Sie lautete: „Schwarzarbeit kostet die USA Milliarden an Steuern und vereitelt Planungen“.
Die Bestimmungen darüber, was als Einkommen gilt, das aufgrund bestehender Gesetze zu versteuern ist, sind zahlreich und von Land zu Land sehr verschieden. In einigen Ländern wird auf einen geringen Betrag, der eine bestimmte Grenze nicht übersteigt, keine Einkommenssteuer erhobena. Wenn es sich aber um Einkommen
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