Gottes symbolisches Weib gewinnt seinen Rechtsfall
NICHT selten bezeichnen wir in der Bildersprache die Glieder einer Organisation oder die Angehörigen einer Nation als deren Kinder. Während wir in symbolischer Sprache von einer Organisation oder Nation gleichfalls als von der „Mutter“ sprechen können, wird der Schöpfer oder Gründer der Organisation oder Nation als „Vater“ betrachtet. Die gleiche Art zu reden war auch in biblischen Zeiten üblich. Als Hauptstadt der jüdischen Nation wurde Jerusalem wie die Mutter des Volkes dieser Nation, ihrer Kinder, angesehen, und Jehova Gott sah man als den Gründer, den Vater, der Nation an. Er war deshalb der „Mann“ Jerusalems (oder Zions), der Mutterstadt oder Mutterorganisation. (Jes. 54:5, 6) Eine Rivalin Jerusalems war die Organisation Babylon, die auch als die Mutter der Einwohner Babylons, ihrer Kinder, angesehen wurde. Sie schattete die „Huren“-Organisation vor, das religiöse Groß-Babylon. (Jes. 47:1, 8, 9; Offb. 17:1-5) Jahrhundertelang bestand Rivalität zwischen den beiden symbolischen „Weibern“, und zu seiner festgesetzten Zeit, in die wir uns durch diese Szene einblenden, wurde eine Rechtssache ausgefochten. (Micha 7:8; Jer. 51:36) Der Grund, weshalb wir diesen Rechtsfall aus biblischen Zeiten untersuchen, ist folgender: Dieser Fall wurde in Wirklichkeit verhandelt und entschieden und war für die Menschen, die darin verwickelt waren, sehr ernst und wichtig, aber darüber hinaus diente er gleichzeitig als Drama mit prophetischer Bedeutung. Die damals mitwirkenden Personen stellen für unsere Zeit etwas Größeres dar, das ganze gerichtliche Verfahren und die Folgen davon sind eine Vorschau oder ein Muster im kleinen von Ereignissen, die in unserer Zeit stattfinden sollen und die das Leben jedes einzelnen auf der Erde tiefgehend beeinflussen.
Wie in weiteren Artikeln dieser Serie erläutert wird, stellte das ehemalige Babylon das große Weltreich der falschen Religion dar, das heute Einfluß über alle Nationen ausübt. Die ehemalige Stadt Babylon war eines der Weiber, die an dem Rechtsstreit beteiligt waren, während das andere Weib Jerusalem war, Gottes auserwählte Stadt. Jerusalem stellt Gottes himmlische Organisation dar, die durch seine gesalbten Zeugen auf Erden vertreten ist. Die christlichen Zeugen sind gewissermaßen die Kinder und Glieder jener Organisation und verkündigen die gute Botschaft der bevorstehenden Herrschaft von Gottes himmlischem Königreich über die Erde. Wie die Geschichte zeigt, mußten Jehovas Zeugen immer den Widerstand der falschen Religion dieser Welt erleiden. Wenn wir einmal die Spur zurückverfolgen, woher der Widerstand gegen das Predigen der guten Botschaft vom Königreich stammt, erkennen wir, daß er auf die Führer der weltlichen Religion zurückgeht, die zu Feindschaft durch falsche Anklagen und Verdrehungen aufrühren und sich alle Mühe gegeben haben, rechtliche Verfolgung der Zeugen Jehovas herbeizuführen.
BABYLON ANGEKLAGT
Auf welche Weise führte Zion während der Zeit, die wir hier betrachten, einen Rechtsfall, nämlich kurz vor und während des Jahres 539 v. Chr.? Zions Kinder weilten in Babylon in Gefangenschaft. Gott hatte sie nicht für Geld dorthin verkauft, sondern wegen ihrer Sünden gegen seinen Bund. Er hatte gesagt, daß diese Gefangenschaft siebzig Jahre lang dauern sollte, damit sich das von den ungehorsamen Israeliten entheiligte Land der Sabbate erfreue, die diese Israeliten nicht gemäß Gottes Gebot beachtet hatten. Worin bestand also der gesetzliche Anklagegrund? Obwohl alles das stimmte, führte Zion einen Rechtsfall gegen Babylon wegen folgender Anklagen: 1. Babylon ging unnötigerweise grausam vor, als es die Kinder Zions gefangenhielt (Jes. 14:3-6); 2. Babylon hatte nicht im geringsten die Absicht, die Kinder Zions am Ende der bestimmten siebzig Jahre der Knechtschaft freizulassen, sondern dachte, daß es die Kinder Zions für immer behalten könne (Jes. 14:17); 3. der schwerwiegendste Anklagepunkt gegen Babylon lautete, daß es für seinen Sieg den falschen Gott Marduk ehrte, der in Wirklichkeit kein Gott war, sondern ein bloßer Götze, ein Sinnbild des ursprünglichen Gründers oder Vaters Babels, Nimrods, der dem falschen Gott, Satan, dem Teufel, diente. In der Nacht des Sturzes Babylons erreichte es den Höhepunkt seiner Sünden, indem es sich offen gegen Jehova auflehnte, seinen Namen entweihte und sich dazu anschickte, die Gefäße des zerstörten Tempels zu entheiligen. — Dan. 5:1-4.
Um ein volles Verständnis dieses Rechtsfalls zu erhalten und zu erkennen, wie lebenswichtig er heutzutage ist, wird der Leser daraus Nutzen ziehen, wenn er hier innehält und den kurzen Bericht der einunddreißig Verse von Jeremia, Kapitel 51, Vers 34-64, liest. Das wird zu einem viel klareren Verständnis dessen beitragen, was in den nachfolgenden Abschnitten dieses Artikels gesagt wird.
KEINE VOREINGENOMMENHEIT DES URTEILFÄLLENDEN
Der Rechtsfall wurde Jehova Gott, dem obersten Richter und höchsten Gerichtshof des Universums, vorgetragen. Obwohl er der Vater der Kinder Israel war, würde es seine Gerechtigkeit nicht zulassen, den Rechtsfall gegen Babylon zu entscheiden, ausgenommen, wenn wirklich triftige Gründe für eine derartige Entscheidung vorlägen. Er führte das Gericht durch, ohne jemand zu begünstigen, in vollkommener Harmonie und Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit. Wir lesen mit großer Aufmerksamkeit die Schilderung über das Gericht in Anbetracht der späteren Anwendung auf Babylon die Große, das Weltreich der falschen Religion.
In Jeremia 51:36-38 spricht Jehova zu Zion: „Siehe, ich will deine Rechtssache führen und deine Rache vollziehen, und ich werde sein Meer austrocknen und seine Quelle versiegen lassen. Und Babel soll zum Steinhaufen, zur Wohnung der Schakale, zum Entsetzen und zum Gezisch werden [zu etwas, worüber man pfeift, NW], ohne Bewohner. Sie brüllen allzumal wie junge Löwen, knurren wie die Jungen der Löwinnen.“ Da die Rache Zions oder Jerusalems untrennbar mit der Rechtfertigung der Souveränität und des Namens seines Gottes verknüpft ist und er als Richter aller und als Vollstrecker der Gerechtigkeit im Universum amtet, könnte er einen ungerechten Zustand nicht für immer andauern lassen. Weil er alle Dinge zurechtbringen würde, konnte Zion ihm getrost den Vollzug der Rache überlassen. Im Abschiedslied des Propheten Moses sagte Jehova jahrhundertelang im voraus, daß er seinen Feinden Rache erstatten und seinen Hassern Vergeltung geben würde und daß er das Blut seiner Knechte rächen und seinem Land, seinem Volke, vergeben würde. — 5. Mose 32:36-43.
Jehova kam seiner Gerechtigkeit Zion gegenüber dadurch nach, daß er die Einwohner Jerusalems die vorhergesagten 70 Jahre gefangenhielt. Nun war die Zeit gekommen, daß Babylon seine Bestrafung, Gottes Rache, empfinge. Mit der Zeit sollte es lediglich zu einem Steinhaufen, zur Wohnung der Schakale, werden, zu etwas, an dem die Leute vorüberziehen und über das sie sich entsetzen würden, zu etwas, worüber man pfeifen würde, als ob man an einem von Gespenstern heimgesuchten Ort vorbeiginge. Seine Einwohner würden brüllen und knurren, während sie vor Gram vergingen, so hungrig und gequält wie die Jungen der Löwinnen. Obwohl seine Königinnen Semiramis und Nitokris gemäß dem Geschichtsschreiber Herodot ausgedehnte Wasserkunstwerke erbauten, zu denen Brunnen gehörten mit deren Hilfe die berühmten hängenden Gärten bewässert wurden, ferner ein großes Sammelbecken mit einem Umfang von sechsundsiebzig Kilometern und Nebukadnezar einen künstlichen See angelegt hatte, sollten alle diese doch, wie Jehova es bestimmt hatte, ausgetrocknet werden. Seitdem trockneten sie aus und verschwanden.
In der Nacht des Sturzes Babylons richtete Jehova inmitten der ausgelassenen Trinkgelage und lärmenden Festlichkeiten in der Stadt seine eigenen Trinkgelage für sie an, noch viel bedeutungsvollere, indem er Babylon den Becher des Weines seines Grimmes reichte, einen zum Tode führenden Trank. Während die Babylonier in ihrer Trunkenheit frohlockten und in Schlaf sanken, in einen Zustand, aus dem sie wieder aufzuwachen hofften, stellte es sich heraus, daß sie ewig entschliefen, denn viele wurden getötet, als sie regungslos trunken dalagen. Sie waren gleich Schafen vor der Schlachtung, und sogar ihre Führer, König Belsazar eingeschlossen, endeten wie Widder und Böcke. — Jer. 51:39, 40.
Die Menge der Truppen des Kores stieg über Babel hinauf wie ein Meer. Beobachter verwunderten sich, als sie sahen, was sich an Babylon in jener einen Nacht ereignete. Aber das war erst der Anfang, denn es sollte eine dürre Steppe werden und sein Gott Bel oder Marduk würde keine Macht über irgend jemanden mehr haben. Die mächtigen Mauern Babels, die in den Himmel zu reichen schienen, sollten fallen. (Jer. 51:41-44) Babylon war eine Stadt gewesen, zu der, außer Jehovas Volk, die Bewohner der ganzen Erde aufsahen, es beneideten und verehrten. Seine hängenden Gärten, sein großer „Turm zu Babel“ und der Bel- oder Belustempel machten es zur Wunderstadt. Die Wandlung, die Jehova herbeiführte, war so beschämend und demütigend, daß Babylons Priester sie dahingehend zu erklären versuchten, als ob sie ein direkter Eingriff von seiten Marduks wäre, der erzürnt worden sei und geziemenden Respekt für sich beanspruchte. Es mag sein, daß sie dies Kores anfangs haben glauben machen können, bis er die Prophezeiungen Jesajas und Jeremias gelesen hatte, die den wahren Grund für den Sturz Babylons angaben.
VERLASS ES, MEIN VOLK!
Aber wie stand es um Zions Kinder, die in Babylon gefangen waren? Sie mußten klar erkennen, worauf es in diesem Rechtsfall ankäme, und sie mußten Zion in seinem Rechtsfall unterstützen. Sie sollten nicht aus Rache handeln, sondern sobald Gottes Urteil vollstreckt wäre, sollten sie bereit sein, aus Babylons Mitte hinauszugehen. Wenn sie andererseits den Materialismus Babylons so betrachteten und so wie andere zu Babylons Größe aufgeschaut hätten, hätten sie die Tatsache vergessen können, daß Jehova Babylon richtete. Sie sollten sich danach sehnen, dieses Land zu verlassen, das voll von Götzenbildern war, und sollten sich an die Verheißung Gottes erinnern, die er ihren Vorvätern Abraham, Isaak und Jakob gegeben hatte; sonst könnten sie die gleiche Furcht haben wie Babylon, als seine Zeit des Gerichts nahte. Wenn das der Fall wäre, würden auch sie sterben, denn Berichte würden alle jene erreichen, die Babylon liebten, und ihre Herzen schon viele Jahre vor Babylons Sturz schwach machen. Das waren die Berichte über die Siege des Kores. Als erstes besiegte er die Meder. Dann marschierte er westwärts um das mächtige Lydische Reich unter König Krösus zu unterwerfen und die südlichen Küstengebiete Kleinasiens zu erobern. Von Jahr zu Jahr wurde die Bedrohung durch Kores größer, bis er schließlich direkt vor den Toren Babylons stand. Der Ausspruch in Jeremia 51:46, „Herrscher gegen Herrscher“, kann auch mit „Herrscher auf Herrscher“ wiedergegeben werden und würde damit den beständigen Wechsel von Herrschern bezeichnen, nämlich von Nabonid auf Belsazar, auf Darius, den Meder, und auf Kores, den Perser. — Jer. 51:45, 46.
Die bloße Annahme der Priester Babylons, daß Marduk für den Sturz Babylons durch Kores verantwortlich sei, konnte nicht für immer aufrechterhalten werden. Zuerst mögen die Perser die Götter Babylons aus politischen und sozialen Gründen geduldet haben, um der Wirkung willen, die das auf die unterworfenen Babylonier haben mochte. Aber die Perser waren Bekenner der zoroastrischen Theologie, und nach einiger Zeit wandten sie sich gegen die Götter Babylons und brachten dadurch weitere Bestürzung und Schande über jene, die in Wirklichkeit keine Götter waren.a — Jer. 51:47.
Gewiß würden die Engel Gottes als interessierte Beobachter an der Lösung des Rechtsfalles Zions über den gesetzlichen Sieg Zions jubeln. Die Erde, das heißt Gottes Volk auf Erden, würde in diesen Jubel über Gottes Vergeltung an Babylon mit einstimmen. Babylon war schuldig am Blut der Erschlagenen der ganzen Erde, sowohl am Blut der Erschlagenen Israels als auch der Tausende anderer, die Babylon geschlachtet hatte, indem es Kriege um Weltherrschaft gegen die Nationen führte. — Jer. 51:48, 49.
In Vorwegnahme des Befreiungserlasses, den Jehova in das Herz des Kores eingeben und den Kores auf Veranlassung Jehovas herausgeben würde, wendet sich Jehova an sein beschütztes und übriggebliebenes Volk: „Ihr dem Schwert Entronnenen, gehet, bleibet nicht stehen! gedenket Jehovas aus der Ferne, und Jerusalem komme euch in den Sinn!“ (Jer. 51:50) An den Verkehrsmöglichkeiten jener Tage gemessen, lag Zion oder Jerusalem sehr weit von Babylon entfernt, eine Reise von vier oder fünf Monaten, und das über ganz unwegsames Gelände. Aber die Israeliten würden sich nicht wie das Weib Lots erweisen und zurückblicken. Sie würden den lebhaften Wunsch haben, zum heiligen Berg Jerusalems zurückzukehren, um anzubeten und so weit wie möglich von Babylon hinwegzukommen.
In Jeremia 51:51 finden wir den wichtigsten Grund, weshalb Jehova sein Gericht an Babylon ausführte. Dort spricht Jehovas Volk von der Schmach, die ihm von den Feinden zugefügt worden war, besonders als Fremde über die Heiligtümer des Hauses Jehovas kamen, die durch die Hände der Babylonier entweiht worden waren. Das schrie nach Vergeltung, nicht nur an den unbeschnittenen Babyloniern, die auf diese Weise gegen Gottes Tempel handelten, sondern auch an den Göttern, denen sie dienten und die scheinbar Jehova besiegt hatten. Aus diesem Grunde würden die götzendienerischen Babylonier durchbohrt und ihre Todesqualen in ihrem „ganzen Land“ gehört werden. Ihre Götzenbilder, die nicht in der Lage waren, ihre Kinder zu retten, sollten entheiligt und zerbrochen werden. — Jer. 51:52.
Ja, Babylon dachte, über Gott spotten zu können. Selbst während der Zeit seiner Furcht, als die Berichte über Kores eindrangen, dachte Babylon, daß es auf dem Höhepunkt seiner Macht über die Erde stehe und daß die Götter des Turmes zu Babel und seine Mauern es vor allem beschützen könnte. Aber es übersah die Tatsache, daß es mit Gott, dem Höchsten, kämpfte. (Jer. 51:53) Ja, es hatte mit seiner Stimme sehr groß getan und sich gerühmt, und Tausende der Einwohner Babylons lärmten bei der Verehrung seiner Götter. Welch ein Geschrei würde es geben, wenn es so schnell und überraschend hinabgestürzt würde! Seine Fürsten, Statthalter und Helden würden diesem Gericht anheimfallen, wie wenn sie in Schlaf fielen, der nicht nur ein Schlaf von Betrunkenen wäre, sondern ein Schlaf im Scheol oder Grab der Menschheit. Im Laufe der Zeit würde diese große Stadt so gründlich zerstört werden, daß nur die Stille des Todes über ihre zerbröckelnden Ruinen, über dieser toten Stadt, herrschen würde. — Jer. 51:54-57.
Für die Interessen Babylons arbeiteten Menschen vieler Völker, die seine Mauern und Tempel bauten, und jetzt war alle ihre mühevolle Arbeit verwüstet. Sie bauten einfach etwas, das verbrannt werden sollte. Irgend jemand, der versuchen würde, es wieder zu seiner früheren Stellung zu beleben oder es für immer bestehen lassen wollte, würde nur selbst dessen überdrüssig werden. Seine Tore, deren Teile aus Holz waren, sollten verbrannt werden, und das Kupfer dieser Tore sollte verschwinden. Die äußeren Mauern mögen durch Kores zerstört worden sein, und Darius I. mag weitere Zerstörungen veranlaßt haben, jedenfalls gingen sie in den vollständig zerstörten Zustand über, in dem sie von Archäologen gefunden worden sind. — Jer. 51:58.
DER FALL DES NEUZEITLICHEN BABYLON VORGESCHATTET
Während der Herrschaft des Königs Zedekia wurde die Prophezeiung Jeremias, die wir hier betrachten, als Vorbild in einer Weise gebraucht, die ein Schattenbild des Sturzes Babylons war, der fünfundsiebzig Jahre später folgen sollte. Jeremia selbst schrieb die Prophezeiung von Kapitel fünfzig, Vers zwei, bis Kapitel einundfünfzig, Vers achtundfünfzig, in seinem Buch. Dann erteilte er Seraja, dem Quartiermeister des Königs und offenbar einem leiblichen Bruder Baruks, des Schreibers Jeremias, den Auftrag, diese Rolle nach Babylon zu bringen und alle Worte laut zu lesen. Daraufhin sollte er einen Stein an die Rolle binden und sie in den Euphrat werfen und dazu sagen: „Also wird Babel versinken und nicht wieder emporkommen wegen des Unglücks, welches ich über dasselbe bringe; und sie werden erliegen.“ (Jer. 51:61-64) Seraja sollte sich, nachdem er den inspirierten Inhalt der Schriftrolle laut gelesen hätte, an Jehova wenden, von dem die in der Rolle niedergelegten Worte stammten. Daraus scheint hervorzugehen, daß Seraja außer Jehova niemand hatte, der ihm zuhörte, als er am Ufer des Euphrat laut aus der Schriftrolle vorlas. Natürlich wäre es gefährlich gewesen, wenn die Babylonier diese Botschaft vernommen hätten. Trotzdem würde sich Seraja von dem, was er gelesen hatte, so viel merken, daß er in der Lage war, den Israeliten dort in der Gefangenschaft Trost zu spenden, indem er ihnen von der Hoffnung erzählte, die ihnen durch diese Prophezeiung Jeremias übermittelt wurde.
Auf diese Weise gewann Jehovas Weib den Rechtsfall, und ihr „Mann“, der Richter des höchsten Gerichts, handelte in Gerechtigkeit, als er diese Entscheidung traf und das Urteil vollstreckte. Das ist ein gutes Bild und Muster für alle, die heute Gerechtigkeit lieben und die gern sähen, daß man gerecht gegen das große Weltreich der falschen Religion vorginge, das wegen des vielen Blutvergießens auf der Erde und besonders wegen seiner Feindschaft gegen Gott und seine Königreichsverkündiger schuldig ist. Aus Offenbarung 18:20, 21 erkennen wir, daß dies ein Muster war: „‚Sei fröhlich über sie, o Himmel, auch ihr Heiligen und ihr Apostel und ihr Propheten, weil Gott euretwegen richterliche Strafe an ihr vollzogen hat!‘ Und ein starker Engel hob einen Stein auf gleich einem großen Mühlstein und schleuderte ihn ins Meer, indem er sprach: ‚So wird Babylon, die große Stadt, mit Schwung hinabgeschleudert werden, und sie wird nie wieder gefunden werden.‘“
Man kann leicht erkennen, daß diese Prophezeiung sich nicht auf die buchstäbliche Stadt Babylon in Mesopotamien bezogen haben könnte, denn sie war, von der sechsten Weltmacht aus gerechnet, bereits Hunderte von Jahren vorher gefallen, und zu der Zeit, als die Prophezeiungen der Offenbarung über die Dinge, die noch in der Zukunft lagen, gegeben wurde, wird die buchstäbliche Stadt Babylon jahrelang in Trümmer gelegen haben. Wir sollten eine viel größere Erfüllung erwarten. Aus diesem Grunde wird es für uns nützlich sein, die biblischen Prophezeiungen über Babylon weiter zu untersuchen, denn das hilft uns die Bedeutung der Ereignisse erkennen, die sich in diesem zwanzigsten Jahrhundert vor unseren Augen abspielen.
[Fußnote]
a Unter dem Ausdruck „Persische Herrschaft“ sagt die Encyclopædia Britannica, Ausgabe 1946, Band 2, Seite 852b, folgendes: „Gegen Ende der persischen Herrschaft scheint ein Ausbruch zoroastrischen Übereifers zu der Zerstörung vieler großer Tempel geführt zu haben. Die Zikkurat von Babylon war ein Trümmerhaufen, als Alexander [der Große] sie zu Gesicht bekam, obwohl sie sich noch zur Zeit, da Herodot schrieb, in gutem Zustand befunden hatte; der Tempel von Ur zeigt überall Merkmale der Zerstörung durch Brandstiftung; danach war die Gegend menschenleer, außer daß sich hier und da Flüchtlinge dort aufhielten. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die persische Herrschaft von Darius I. an in Babylon unbeliebt war und das Land von der Zeit des Darius III. an unter religiöser Verfolgung zu leiden hatte.“