Kapitel 5
Für die Christenheit zum Wächter bestimmt
1. Wann sollte ein Wächter besonders geschätzt werden, und in welcher Gefahr befindet sich die Christenheit seit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahre 1914 u. Z.?
EIN Wächter sollte besonders in einer Zeit der Gefahr geschätzt werden. Werden seine Dienste, die er bei Tag und Nacht leistet, geschätzt und handelt man danach, so gereichen sie zum Schutz und zum Leben derer, für die er als Wächter amtet. Die Bevölkerung der Christenheit ist gleich von Anfang der „Zeit des Endes“ an, nachdem die „Zeiten der Heiden“ („die bestimmten Zeiten der Nationen“) im Frühherbst des Jahres 1914 u. Z. abgelaufen waren, in großer Gefahr gewesen. Diese Gefahr hat nicht nur bestanden, weil der Erste Weltkrieg damals tobte und an Wucht zunahm, wodurch ein „Zeitalter der Gewalt“ eingeleitet worden ist, das bis auf diesen Tag andauert, sondern es besteht, wie wir sehen werden, auch eine Gefahr aus einem noch ernsteren Grund.
2. Wen setzte die Christenheit als ihren Wächter ein, und was zeigte, daß ihre Geistlichkeit kein zuverlässiger Wächter sein konnte?
2 Die Christenheit hat als ihren Wächter im Interesse des Weltfriedens und der Sicherheit als erstes den Völkerbund und im Jahre 1945 die Organisation der Vereinten Nationen geschaffen, doch sind diese Einrichtungen nicht wirksam gewesen. Vielmehr sind die geistigen Interessen der Bevölkerung der Christenheit gefährdet worden, und die Gefahr war in dieser Beziehung besonders groß, weil die geistigen Interessen mit dem ewigen Leben oder dem ewigen Tod einer Person zusammenhängen. Die Tatsache, daß sich die Geistlichkeit nicht an christliche Grundsätze hielt, um den Ersten Weltkrieg zu verhindern, beweist, daß sie kollektiv gesehen, kein zuverlässiger geistiger Wächter war.
3. Konnte die Geistlichkeit der Christenheit aus ihren eigenen Reihen einen geistigen Wächter erwecken, und wie ließ Gott vorschatten, daß er es tun würde?
3 Demzufolge entstand am Ende jenes grimmigen internationalen Krieges, am 11. November 1918, die Notwendigkeit, oder es wurde dringender, daß von dem höchsten Geistwesen, in dessen Händen das ewige Geschick der Menschen ruht, ein geistiger Wächter erweckt wurde. Einen solchen Wächter mußte er erwecken, der nicht rebellisch, sondern zuverlässig und treu wäre, weil die Geistlichkeit der Christenheit, die katholische, protestantische und orthodoxe, solch einen Wächter aus ihren eigenen Reihen nicht hervorbringen konnte. Die Tatsache, daß Gott, der Höchste, dies tun würde, wurde im Falle Hesekiels, des Sohnes Busis, des Priesters, vorgeschattet. Das Jahr 613 v. u. Z. war in der vierzigjährigen „Zeit des Endes“ für Jerusalem und dessen Herrschaftsbereich, das Land Juda, ein später Zeitpunkt. Es blieben nur noch sechs Jahre, bis sowohl Jerusalem als auch das Land Juda vollständig verödet werden sollten, um ohne Mensch und Haustier zu sein. Den wenigen Juden, die die Zerstörung Jerusalems überlebten, stand das Exil in Babylon während der siebzigjährigen Verödung Judas bevor. Jehova wußte dies voraus. Besonders er kannte die Gefahr, in der sich das jüdische Volk befand. In seiner Barmherzigkeit erweckte er im Jahre 613 v. u. Z., also Jahre im voraus, unter denen, die bereits im Exil in Babylon waren, einen Wächter: Hesekiel, den Sohn eines Priesters.
4. Was wurde mit dem himmlischen Wagen Jehovas bezweckt, indem er vor Hesekiel hinrollte, und welche Fragen entstehen in bezug auf das, was Hesekiel mit der Buchrolle tat, die ihm angeboten wurde?
4 Es blieb noch Zeit übrig, in der ein Wächter im voraus eine Warnung vor dem kommenden großen Unglück ergehen lassen konnte. Plötzlich fand Hesekiel, daß ihm Jehova, der Gott Israels, die Gunst erwies, eine Vision zu haben. In dieser wirklichkeitsnahen Vision rollte der scheueinflößende himmlische Wagen Jehovas aus dem Norden vor Hesekiel hin, der dort am Ufer des Stromes (Kanals) Kebar in Babylonien war. Jehova, der oben auf der wagenähnlichen Organisation thronte, verfolgte mit dieser Vision den Zweck, Hesekiel zum Propheten und Wächter für die gefährdeten Söhne Israels einzusetzen. Als Prophet brauchte Hesekiel eine Botschaft, und als Wächter brauchte er etwas zum Ausrufen. Hesekiels prophetische Botschaft und die auszurufende Warnung waren schriftlich in der Buchrolle enthalten, die jetzt Hesekiel durch eine Hand dargeboten wurde, zusammen mit dem Befehl, diese Buchrolle zu essen. Wünschte Hesekiel die „Totenklagelieder und Jammer und Wehklage“ bekanntzumachen, die auf der Vorder- und Rückseite der Buchrolle geschrieben standen? Wäre eine solche Buchrolle mit solch einer Botschaft etwas Wohlschmeckendes, zum Essen Erfreuliches? Wäre Hesekiel rebellisch wie die Söhne Israels, so, wie Jehova ihm gebot, nicht zu sein? (Hesekiel 2:8-10) Was erwählte sich Hesekiel als Beispiel des neuzeitlichen Hesekiel?
5. Was wurde Hesekiel zu tun geboten, und wie wirkte sich dies zuerst aus, als er es tat?
5 Sich auf Jehova beziehend, der auf seinem visionären Wagen thront, sagt Hesekiel: „Und er sprach dann zu mir: ,Menschensohn, was du findest, iß. Iß diese Rolle, und geh, rede zum Hause Israel.‘ Da öffnete ich meinen Mund, und er ließ mich nach und nach diese Rolle essen. Und er sprach weiter zu mir: ,Menschensohn, du solltest deinen eigenen Bauch essen lassen, damit du gar deine Eingeweide mit dieser Rolle füllest, die ich dir gebe.‘ Und ich begann sie zu essen, und sie wurde in meinem Mund wie Honig so süß.“ — Hesekiel 3:1-3.
6. Warum fand es Hesekiel süß in seinem Munde, als er die Buchrolle aß, und wer machte eine ähnliche Erfahrung siebenhundert Jahre später, und wo?
6 Entgegen allen Erwartungen war die mit Düsternis beladene Rolle in Hesekiels Mund so süß wie Honig. Dies war der Fall, weil sie dadurch, daß sie direkt ein Teil des Organismus Hesekiels wurde, die Annahme einer Zuteilung bedeutete, Jehovas besonderes Werk zu tun. Das ist ein süßes Erlebnis für jemand, der die Ehre schätzt, in einer kritischen Zeit dazu eingesetzt zu werden, Gott, dem Höchsten, in einer besonderen Eigenschaft zu dienen. Siebenhundert Jahre später hatte der christliche Apostel Johannes ein ähnliches Erlebnis. So wie Hesekiel war er im Exil, und zwar auf der Insel Patmos im Ägäischen Meer, weit westlich vom Strom Kebar. Dabei folgte Johannes dem Beispiel Hesekiels. Wenn Johannes, der geliebte Gefährte Jesu Christi, sein Erlebnis im Jahre 96 u. Z. hatte, war es sechsundsechzig Jahre nach seiner Berufung zu Jesu Jünger, daß er eine Vision hatte, während Hesekiel bei Empfang seines Auftrages erst in seinem dreißigsten Jahre stand. Laßt uns die Ähnlichkeit der beiden Erfahrungen betrachten; Johannes schreibt folgendes:
7. Wie beschreibt der Apostel Johannes seine Erfahrung in Verbindung mit der Buchrolle in der Hand eines Engels?
7 „Und die Stimme, die ich aus dem Himmel hörte, redet wieder mit mir und spricht: ,Geh, nimm die geöffnete Buchrolle, die sich in der Hand des Engels befindet, der auf dem Meer und auf der Erde steht.‘ Und ich ging zu dem Engel hin und sagte ihm, er solle mir die kleine Buchrolle geben. Und er sprach zu mir: ,Nimm sie und iß sie auf, und sie wird deinen Bauch bitter machen, aber in deinem Munde wird sie süß sein wie Honig.‘ Und ich nahm die kleine Buchrolle aus der Hand des Engels und aß sie auf, und in meinem Munde war sie süß wie Honig; aber als ich sie aufgegessen hatte, wurde mein Bauch bitter gemacht. Und man sprach zu mir: ,Du mußt wieder prophezeien über Völker und Nationen und Zungen und viele Könige.‘ “ — Offenbarung 10:8-11.
8. Als ein Beispiel wofür diente Hesekiels Erfahrung mit der Buchrolle und welche Erfahrung schattete sie vor?
8 Da Hesekiels Erlebnis als Beispiel für dasjenige des Johannes genommen wurde, zeigt es an, daß Hesekiels Erlebnis prophetisch war und nicht dasjenige des Johannes, sondern das Erlebnis der gleichen Klasse von heute vorschattete, die durch den Apostel Johannes dargestellt wurde, nämlich des gesalbten Überrestes der christlichen Zeugen Jehovas.
9. Was veranschaulichte die Rolle, die viel Trauriges enthielt und die Hesekiel aß?
9 Die mit Totenklageliedern und Ausdrücken des Jammers und der Wehklage beschriebene Rolle, die Hesekiel aß, veranschaulichte nicht das prophetische Buch Hesekiel. Sie veranschaulichte Jehovas Botschaft, die Hesekiel bis zu der Zeit ausrichten sollte, da er seine letzte Botschaft wider die heidnischen Feinde Jerusalems und des Landes Juda ausrichten würde. — Hesekiel 35:15.
10. Was veranschaulichte jene „Buchrolle“ in Verbindung mit dem gesalbten Überrest der Diener Jehovas, und wie aß der Überrest sie, und mit welcher Wirkung?
10 Ähnlicherweise veranschaulichte im Jahre 1919 die „Buchrolle“, die der gesalbte Überrest der Jehova hingegebenen Diener „aß“, nicht das Buch Hesekiel. Sie veranschaulichte alle jene Teile der Heiligen Schrift Gottes, der Bibel, die mit den geistigen Plagen und der „großen Drangsal“ zu tun haben, die über die Christenheit und ihre religiösen und politischen Bundesgenossen während dieser „Zeit des Endes“ kommen sollen. Der gesalbte Überrest von heute hat diese „Buchrolle“ in dem Sinne aufgegessen, daß dessen Glieder den Auftrag und die Verantwortung auf sich genommen haben, alle diese Botschaften des Wortes Gottes auszurichten, so, wie Gott sie durch seinen Geist seinen Zeugen klar verständlich machte. Damals, im Jahre 1919 u. Z., gab es auf seiten der gesalbten Überrestglieder unaussprechliche Freude und Frohlocken, als sie Jehovas Botschaft der Stunde „aßen“ und ihre öffentliche Tätigkeit wiederaufnahmen. Es schmeckte süß.
NICHT ZU FREMDEN, SONDERN ZUM EIGENEN VOLK GESANDT
11, 12. Was wurde Hesekiel über die Art der Menschen, zu denen er gesandt wurde, gesagt, nachdem er die Rolle gegessen hatte, und wie sollte er sein, um ihnen entsprechend entgegenzutreten?
11 Nachdem Hesekiel seinen Auftrag übernommen hatte, indem er die „Buchrolle“ aß, wurde ihm befohlen, zur Tat zu schreiten. Er sagt uns:
12 „Und er fuhr fort, zu mir zu sprechen: ,Menschensohn, geh, begib dich mitten unter das Haus Israel, und du sollst mit meinen Worten zu ihnen reden. Denn nicht zu einem Volk, das unverständlicher Sprache oder schwerer Zunge ist, wirst du gesandt — zum Hause Israel, nicht zu zahlreichen Völkern von unverständlicher Sprache oder schwerer Zunge, deren Worte du nicht mit Verständnis hören kannst. Hätte ich dich zu ihnen gesandt, so würden selbst jene auf dich hören. Was aber das Haus Israel betrifft, sie werden nicht auf dich hören wollen, denn sie wollen nicht auf mich hören; denn alle vom Hause Israel sind hartköpfig und hartherzig. Siehe! Ich habe dein Angesicht genauso hart gemacht wie ihr Angesicht und deine Stirn genauso hart wie ihre Stirn. Wie einen Diamanten, härter als Kiesel, habe ich deine Stirn gemacht. Du sollst dich nicht vor ihnen fürchten, und du sollst vor ihrem Angesicht nicht erschrecken, denn sie sind ein rebellisches Haus.‘ “ — Hesekiel 3:4-9.
13. Würde Hesekiel bei den Menschen, zu denen er gesandt wurde, Sprachprobleme haben, und warum brauchte er aus Furcht vor ihnen nicht irgendwie zu zittern?
13 Hesekiel brauchte keine neue Sprache zu erlernen, um seine Botschaft auszurichten. Er wurde nicht zu Völkern gesandt, deren Sprache er nicht verstehen würde und die Hebräisch, seine Sprache, nicht verstehen würden. Wäre er zu solchen Völkern gesandt worden, so hätten sie auf ihn gehört, gleichwie die assyrischen Bewohner von Ninive, die auf den hebräischen Propheten Jona hörten und bereuten und mehr als zweihundert Jahre früher um das Jahr 844 v. u. Z., verschont worden waren. (Jona 3:1 bis 4:11) Hesekiel wurde zu den Angehörigen seines eigenen Volkes gesandt, um in ihrer heiligen hebräischen Sprache zu ihnen zu reden. Somit war es nicht, weil sie nicht verstanden hätten, was Hesekiel sagte, daß sie das, was er zu ihnen sagte, nicht beachteten. Jehova erinnerte Hesekiel daran, daß das Haus Israel von rebellischer Haltung, hartköpfig und hartherzig, sei. Aber Hesekiel brauchte nicht aus Furcht vor Menschen, die dem, der sich fürchtet, eine Schlinge legt, irgendwie zu zittern. (Sprüche 29:25) Jehova würde seine Stirn im Vergleich zu ihrer Stirn besonders hart machen, so hart wie einen Diamanten, härter als Kiesel. Er konnte ebenso entschlossenen Angesichts sein wie sie.
14. Zu wem wurde nach dem Ersten Weltkrieg der gesalbte Überrest der Zeugen Jehovas gesandt, was die Religion betrifft?
14 Nachdem der Erste Weltkrieg im Jahre 1918 u. Z. geendet hatte, wurde der wiederbelebte Überrest der gesalbten Zeugen Jehovas nicht zu den Heiden gesandt, die ihre eigene religiöse Sprache hatten, sondern zur Christenheit mit der ihr eigenen christlich-religiösen Ausdrucksweise. Er konnte seine Verkündigung des Königreiches Gottes gut in der Christenheit durchführen. Warum?
15. Zufolge welcher Sachlage konnte der gesalbte Überrest der Zeugen Jehovas das Werk des Predigens des Königreiches in der Christenheit vom Jahre 1919 u. Z. an gut durchführen?
15 Weil er von der Watch Tower Bible & Tract Society die Verwaltung seiner Tätigkeit und die Lieferung religiöser Schriften erwartete, und schon im Jahre 1919 u. Z. besaß diese Gesellschaft Zweigbüros in England, auf dem Festland Europas, in Australien, Südafrika und Nordamerika. Wie Jehovas Zeugen, so hatten die Völker in diesen Ländern der Christenheit die Heilige Schrift, die Bibel, in den verschiedenen Sprachen. Obwohl die Hände der Menschen dieser Völker vom Blut des Ersten Weltkrieges trieften, bekannten sie dennoch, Christen zu sein. Sie behaupteten, an Gott, den Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den heiligen Geist und an die christliche Kirche zu glauben. Demzufolge konnte die neuzeitliche Hesekiel-Klasse die religiöse Sprache dieser angeblichen Christen sprechen, die ihrerseits imstande wären, die biblische Sprache der Hesekiel-Klasse zu verstehen.
16, 17. Erwarteten Jehovas Zeugen, so wie im Falle Hesekiels, die Christenheit zu bekehren, und an welche Worte Jesu über Menschen mit anderer Sprache oder von anderer Rasse erinnerten sie sich?
16 Der gesalbte Überrest der Zeugen Jehovas erwartete nicht, die Christenheit vom Irrtum ihres Weges zu bekehren, ebensowenig wie Hesekiel Hoffnung gemacht worden war, das rebellische Haus Israel zu bekehren. Die Christenheit stellte in Wirklichkeit den vorausgesagten Abfall oder die Rebellion gegen die reine Religion dar, eine Rebellion, die nach dem Tode der zwölf Apostel Jesu Christi um das Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. Formen annahm. (2. Thessalonicher 2:3-12) So war auch die Christenheit wie das alte Israel ein „rebellisches Haus“. Die gesalbten Überrestglieder waren nicht überrascht über ihre Abneigung, auf die Botschaft zu hören, denn sie erinnerten sich an die Worte Jesu, die denen entsprachen, welche Jehova zu Hesekiel über das Hören sprach, als Jesus zu gewissen israelitischen Städten, wo er Zeugnis gegeben hatte, sagte:
17 „Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Machttaten geschehen, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sacktuch und Asche bereut. Daher sage ich euch: Es wird Tyrus und Sidon am ,Gerichtstag‘ erträglicher ergehen als euch. Und du, Kapernaum, wirst du vielleicht bis zum Himmel erhöht werden? Zum Hades hinab wirst du kommen; denn wenn die Machttaten, die in dir geschehen sind, in Sodom geschehen wären, es wäre bis zum heutigen Tag geblieben. Daher sage ich euch: Es wird dem Lande Sodom am ,Gerichtstag‘ erträglicher ergehen als dir.“ — Matthäus 11:20-24.
18. Was sagte Jesus ferner über die Männer von Ninive und die Königin des Südens, den Gerichtstag betreffend?
18 Jesus Christus sagte ferner zu der „bösen und ehebrecherischen Generation“ seiner Tage: „Männer von Ninive werden im Gericht mit dieser Generation aufstehen und werden sie verurteilen; denn sie bereuten auf das hin, was Jona predigte, doch siehe! hier ist mehr als Jona. Die Königin des Südens wird im Gericht mit dieser Generation zum Aufstehen veranlaßt werden und wird sie verurteilen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomos zu hören, doch siehe! mehr als Salomo ist hier.“ — Matthäus 12:39-42.
19. Welcher Anklage setzt sich Jehova nicht aus, und zu wem sandte er, Hesekiel entsprechend, den gesalbten Überrest, damit er was sage?
19 Jehova wird sich nicht der Anklage aussetzen, daß er verfehlt habe, im voraus eine Warnung an die Menschen ergehen zu lassen, die seine Botschaft der Stunde nicht beachteten. Darum sprach er weiter zu Hesekiel: „Menschensohn, alle meine Worte, die ich zu dir reden werde, nimm in dein Herz, und höre mit deinen eigenen Ohren. Und geh, begib dich unter die ins Exil Weggeführten, unter die Söhne deines Volkes, und du sollst zu ihnen reden und zu ihnen sprechen: ,Dies ist, was der [Souveräne] Herr Jehova gesprochen hat‘, ungeachtet, ob sie hören oder ob sie es unterlassen.“ (Hesekiel 3:10, 11) Die gesalbten Überrestglieder, die den Ersten Weltkrieg überlebt hatten und mit dem prophetischen Buch Hesekiel vertraut waren, wurden daran erinnert, daß sie Gottes Wort in ihr Herz aufnehmen mußten. Darauf sollten sie unter die „ins Exil Weggeführten“ der Neuzeit, das heißt die Leute der Christenheit, gehen, die in der Tat durch Babylon die Große, das Weltreich der falschen, babylonischen Religion, in die Gefangenschaft und ins Exil geführt worden waren. Diesen mußten die gesalbten Überrestglieder das sagen, was Jehova ihnen in seinem geschriebenen Wort zu sagen geboten hatte, ungeachtet, ob sie hören wollten oder nicht. Durch diese Handlungsweise würden sich die gesalbten Überrestglieder ihrem Gott gegenüber als treu erweisen.
20. Zu wem und wohin trug der von Jehova kommende Geist Hesekiel, und in welcher Geistesverfassung ging er?
20 Nun war die Zeit, zur Tat zu schreiten, gekommen. Hesekiel befand sich immer noch in der Gegenwart des visionären Wagens Jehovas, den die Cherube neben seinen vier Rädern begleiteten. Gottes Geist, der in den Rädern jenes himmlischen Wagens war und sie veranlaßte, in die richtige Richtung zu fahren, begann nun, Hesekiel anzutreiben. Dieser schreibt: „Und ein Geist trug mich dann dahin, und ich begann, hinter mir das Rauschen eines großen Dahinstürmens zu hören: ,Gesegnet sei die Herrlichkeit Jehovas von seiner Stätte aus.‘ Und da war das Rauschen der Flügel der lebenden Geschöpfe, die einander dicht berührten, und das Geräusch der Räder dicht neben ihnen und das Rauschen eines großen Dahinstürmens. Und der Geist trug mich einher und nahm mich dann, so daß ich im Grimm meines Geistes erbittert hinging, und die Hand Jehovas auf mir war stark. So begab ich mich unter die ins Exil Weggeführten in Tel-Abib, die am Strom Kebar wohnten, und ich begann zu wohnen, wo sie wohnten; und ich blieb dort sieben Tage wohnen, betäubt in ihrer Mitte.“ (Hesekiel 3:12-15) So wurde Hesekiel unaufhaltsam an seinen Bestimmungsort geführt.
21. Von welcher Stelle aus sollte, in Übereinstimmung mit den Abschiedsworten, die Hesekiel hörte, die „Herrlichkeit Jehovas“ gesegnet werden?
21 Jene Abschiedsworte, die Hesekiel gehört hatte: „Gesegnet sei die Herrlichkeit Jehovas von seiner Stätte aus“, wurden zweifellos von den vier lebenden Cherubgeschöpfen gesprochen, die den himmlischen Wagen begleiteten. Dem Namen nach war der Tempel, der weit weg, in Jerusalem, war, „seine Stätte“, Jehovas Stätte, aber seine Herrlichkeit wurde nicht von jenem, nun entweihten, verunreinigten religiösen Gebäude aus gesegnet. Jehovas Stätte ist bei seinem Volk, das er mit seinem Dienst beauftragt, gerade wie Hesekiel selbst, und es sollten Segensworte über die „Herrlichkeit Jehovas“ von diesem Volk emporsteigen. Das sollte sowohl bei Hesekiel der Fall sein wie auch, von 1919 u. Z. an, bei seinem neuzeitlichen Gegenbild, dem gesalbten Überrest der Zeugen Jehovas.
„IM GRIMM MEINES GEISTES ERBITTERT“ HINGEHEN
22. In welchem Sinne ging Hesekiel ‘im Grimm seines Geistes erbittert’ hin, und weshalb war er „betäubt“ und blieb sieben Tage lang so?
22 Das Essen der von Jehova kommenden beschriebenen Rolle, die im Munde Hesekiels so süß geworden war wie Honig, wirkte in seinem Innern anders: Es rief Bitterkeit hervor, einen „Grimm meines Geistes“, wegen der ‘Totenklagelieder und des Jammers und der Wehklage’, die in dieser Buchrolle aufgezeichnet waren. Wenn er daher ‘im Grimm seines Geistes erbittert’ hinging, so bedeutete das nicht, daß er widerwillig und unter Protest an seine schwierige Mission ging. Auch ruhte Jehovas angewandte Macht, seine „Hand“, stark auf Hesekiel, stärkte ihn also in seinem Dienst, den Geist der Dinge zu bekunden, die in der von ihm gegessenen Buchrolle niedergeschrieben waren. Er mußte sich in diese göttliche Botschaft des Grimmes Gottes hineinfühlen, um sie richtig und eifrig darlegen zu können. Die Botschaft, die Hesekiel jenen ins Exil geführten Juden am Strom Kebar auszurichten hatte, war betäubend, sie benahm einem die Sinne wegen der anstößigen, besonderen Dinge, die sie enthielt. Daher war Zeit nötig, um sie zu verdauen und sie sich anzueignen. Sieben Tage, eine vollständige Zeitperiode, blieb er „betäubt“ unter jenen ins Exil geführten Juden in Tel-Abib, ohne sich irgendwie zu regen, ja wie benommen.
23, 24. Was veranlaßte den gesalbten Überrest der Zeugen Jehovas, „im Grimm meines Geistes erbittert“ hinzugehen, und wie wurde in Offenbarung 11:11-14 geschildert, daß Gottes neubelebender Geist in ihn kam?
23 Was die Neuzeit betrifft, so hatte der gesalbte Überrest der christlichen Zeugen Jehovas während des Ersten Weltkrieges von seiten der Christenheit viel Verfolgung erlitten, doch war es nicht dies, was seine Glieder mit Bitterkeit, einem Geist der Rache, erfüllte. Es war die Botschaft des Grimmes Jehovas gegen die abgefallene, heuchlerische Christenheit, die sie erbittert an die Erfüllung ihres Nachkriegsauftrages gehen ließ. Aber die „Hand Jehovas“, die auf ihnen ruhte, war stark und trieb sie an das ihnen zugeteilte Werk. Sein Geist war das, was sie im Jahre 1919 u. Z. für ihre öffentliche Nachkriegstätigkeit, besonders in der Christenheit, wiederbelebte. Es war geradeso, wie es in Offenbarung 11:11-14 prophetisch geschildert worden war, wo wir über Gottes „zwei Zeugen“ lesen, deren öffentliches Predigtwerk während des Ersten Weltkrieges von der Christenheit „getötet“ worden war:
24 „Und nach den dreieinhalb Tagen [da sie tot auf der breiten Straße der Christenheit lagen] kam von Gott her Geist des Lebens in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und große Furcht befiel die, die sie sahen. Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel zu ihnen sagen: ,Kommt hierherauf.‘ Und sie gingen in der Wolke in den Himmel hinauf, und ihre Feinde sahen sie. Und in jener Stunde ereignete sich ein großes Erdbeben, und ein Zehntel der Stadt fiel; und siebentausend Personen wurden durch das Erdbeben getötet, und die übrigen gerieten in Furcht und verherrlichten den Gott des Himmels. Das zweite Wehe ist vorbei. Siehe! Das dritte Wehe kommt eilends.“
25. Wieso war der gesalbte Überrest zu Anfang der Nachkriegszeit wie in einem ‘betäubten’ Zustand, und was begann die Zeitschrift The Golden Age (Das Goldene Zeitalter) hinsichtlich der Christenheit bloßzustellen?
25 Wie im Falle Hesekiels, der „betäubt“ unter den ins Exil Weggeführten in Tel-Abib beim Strom Kebar blieb, erforderte es für den wiederbelebten Überrest der Zeugen Jehovas eine gewisse Zeit, sich dem scheueinflößenden Nachkriegswerk anzupassen. Ihre leitende Körperschaft im Hauptbüro der Watch Tower Bible & Tract Society in Brooklyn (New York) plante, eine neue Zeitschrift herauszugeben, um besonders die unchristlichen Verheerungen bloßzustellen, die die Christenheit während des Ersten Weltkrieges unter dem Volke Jehovas angerichtet hatte. Dieser Zweck der neuen Zeitschrift The Golden Age (Das Goldene Zeitalter), deren erste Ausgabe am 1. Oktober 1919 (deutsch 1. Oktober 1922) erschien, wurde in Nr. 27, einer englischen Sonderausgabe, unter dem Datum des 29. September 1920 zusammengefaßt. Alle zweiunddreißig Seiten jener Ausgabe drehten sich um das Thema „ ‚Bedrängnis der Nationen‘: Ursache, Warnung, Heilmittel“. Vier Millionen Exemplare dieser besonderen Ausgabe wurden gedruckt und kostenlos unter der Bevölkerung der Christenheit verbreitet. Dies war lediglich der Anfang davon, wie diese Zeitschrift die schreienden Missetaten der Christenheit bloßstellte, die sie in Übertretung des geschriebenen Wortes Gottes, der Bibel, begangen hatte.
26. Von welcher anderen Zeitschrift war The Golden Age (Das Goldene Zeitalter) eine Begleitzeitschrift zur Bloßstellung der Gottlosigkeit der Christenheit, und was wurde in der Ausgabe vom 24. September 1924 über die Christenheit veröffentlicht, wodurch diese angeklagt wurde?
26 Von da an wurde besonders die Zeitschrift The Golden Age (Das Goldene Zeitalter) als eine Begleitzeitschrift des Wachtturms dazu benutzt, die Gottlosigkeit der Christenheit bloßzustellen und auf deren Vernichtung hinzuweisen. Zum Beispiel wurde die Zeitschrift The Golden Age zusammen mit dem Wachtturm dazu gebraucht, Berichte über den internationalen Kongreß des gesalbten Überrestes der Zeugen Jehovas zu erstatten, der in Columbus (Ohio, USA) vom 20. bis 27. Juli 1924 stattgefunden hatte. So wurde in der Ausgabe vom 24. September 1924 der Zeitschrift The Golden Age jenes berühmte Dokument veröffentlicht, dem als besonderes Merkmal des internationalen Kongresses weltweite Aufmerksamkeit geschenkt wurde, zusammen mit dem öffentlichen Vortrag, der zur Unterstützung desselben gehalten worden war. Dieses Dokument war die am Freitagnachmittag, dem 25. Juli, angenommene Resolution, betitelt „ANKLAGE“. Um uns verstehen zu helfen, wie durch diese Resolution nachgewiesen wurde, daß die Christenheit ein heuchlerisches, abgefallenes Religionssystem ist, zitieren wir daraus folgende Abschnitte:
Die auf einer Hauptversammlung versammelten Internationalen Bibelforscher erklären wiederum ihre völlige Hingabe an Christum, der jetzt gegenwärtig ist und sein Königreich aufrichtet, und ihre unbedingte Treue zu diesem Reiche.
Wir glauben, daß jedes geweihte Kind Gottes ein Botschafter für Christum und daher verpflichtet ist, ein treues und wahrhaftes Zeugnis von seinem Königreich zu geben. Als Botschafter Christi glauben und verkündigen wir ohne irgendwelche Überhebung, daß der Herr uns beauftragt hat, „auszurufen den Tag der Rache unseres Gottes und zu trösten alle Trauernden“. — Jesaja 61:2.
...
Wir verkünden und erheben Anklage, daß Satan eine Verschwörung gebildet hat, um die Menschheit in Unwissenheit über Gottes Vorkehrung zu halten, sie mit Leben, Freiheit und Glückseligkeit zu segnen, wobei eine Klasse gewisser Menschen, nämlich treulose Prediger, gewissenlose Profitmacher und rücksichtslose Politiker, in diese Verschwörung eingetreten sind, entweder wissentlich oder unwissentlich.
Diese treulosen Prediger haben Kirchensysteme gebildet, bestehend aus Konzilien, Synoden, Presbyterien, Vereinen usw., und haben sich darin tituliert als Päpste, Kardinäle, Bischöfe, Doktoren und Professoren der Theologie, Priester, Pfarrer, Pastoren, Hochehrwürden usw. Sie haben sich selbst zu solchen Ämtern gewählt, sich unrechtmäßig als „die Geistlichkeit“ bezeichnet und haben mit besonderer Vorliebe hochgestellte Persönlichkeiten der Welt, professionelle Politiker und Geldfürsten, zu den „Großen ihrer Herden“ gemacht.
...
7. Sie leugnen das Recht des Herrn, sein Königreich auf Erden aufzurichten, genau wissend, daß Jesus lehrte, er werde am Ende der Welt wiederkommen, und daß seine unsichtbare Gegenwart daran erkannt werden könnte, daß die Nationen der Christenheit sich in einem Weltkriege bekämpfen werden, dem schnell aufeinander Hungersnöte, Seuchen und Revolutionen folgen werden. ... (Abschnitt 1, 2, 4, 5, 17, Seite 820, 821 der Zeitschrift The Golden Age).
27. Welchen Titel hatte der öffentliche Vortrag, der zur Unterstützung der Resolution, betitelt „Anklage“, gehalten wurde, und wie wurde er am nächsten Tag bekanntgemacht?
27 Der öffentliche Vortrag, der bei diesem internationalen Kongreß zur Unterstützung der obigen „Anklage“ am darauffolgenden Sonntag gehalten wurde, trug den Titel „Zivilisation vom Untergang bedroht“. Er wurde im Stadion der Universität des Staates Ohio vor einer sichtbaren Zuhörerschaft von schätzungsweise 35 000 Personen gehalten. Im Verlauf dieses Vortrages und nachdem sieben prominente Männer zitiert worden waren, die den drohenden Untergang ahnten, unterbreitete der damalige Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society eingehend „den Grund für den Untergang der Christenheit“. Und in der Zeitschrift The Golden Age wird auf Seite 813, Spalte 2 folgendes berichtet: „Der Vortrag wurde mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen, und wiewohl er eine gezielte Bloßstellung der Trugschlüsse der Christenheit ist, wurde er von einer großen Zuhörerschaft mit Begeisterung und Applaus aufgenommen. Am darauffolgenden Montag brachte das Ohio State Journal den Vortrag ungekürzt.“a
28. Wie wurde diese Anklage bei jener öffentlichen Zusammenkunft angenommen, welche Verbreitung fand sie danach in gedruckter Form, und wie handelte der gesalbte Überrest hierbei ähnlich wie Hesekiel?
28 Nach dem öffentlichen Vortrag wurde die „Anklage“, die von den Kongreßteilnehmern bereits angenommen worden war, dem Publikum vorgelesen und einstimmig gutgeheißen, indem sich die Zuhörer dieses öffentlichen Vortrages von ihren Plätzen erhoben. Um so viele Menschen der Christenheit wie möglich zu unterrichten und zu warnen, wurde vom folgenden Monat Oktober an diese Resolution, betitelt „Anklage“, in Form eines Traktates verteilt, und es wurden insgesamt über 50 000 000 Exemplare davon in Englisch und in anderen Sprachen gedruckt. Bestimmt ist also das vom Propheten Hesekiel lange zuvor vorgeschattete prophetische Werk von seinem neuzeitlichen Gegenstück wider das gegenbildliche rebellische „Haus Israel“ durchgeführt worden.
WIE MAN ALS WÄCHTER SEINE SEELE BEFREIT
29—31. Welchen weiteren Bescheid empfing Hesekiel hinsichtlich seiner Verantwortung als Wächter, um die Bösen und die Gerechten zu warnen?
29 In alter Zeit wartete Hesekiel an seinem neuen Standort in Tel-Abib (Babylonien) zweifellos auf weiteren Bescheid von Jehova. Dieser traf ein, wie Hesekiel es uns berichtet: „Und es begab sich am Ende von sieben Tagen, daß das Wort Jehovas dann an mich erging, indem es besagte:
30 ,Menschensohn, zu einem Wächter habe ich dich dem Hause Israel gemacht, und du sollst die Rede aus meinem Munde hören, und du sollst sie von mir aus warnen. Wenn ich zu einem Bösen spreche: „Du wirst bestimmt sterben“, und du warnst ihn tatsächlich nicht und redest nicht, um den Bösen vor seinem bösen Wege zu warnen, um ihn am Leben zu erhalten, so wird er, da er böse ist, in seiner Vergehung sterben, aber sein Blut werde ich von deiner eigenen Hand zurückfordern. Was aber dich betrifft, falls du einen Bösen gewarnt hast und er tatsächlich nicht umkehrt von seiner Bosheit und von seinem bösen Weg, so wird er selbst wegen seiner Vergehung sterben; doch was dich betrifft, du wirst deine eigene Seele befreit haben.
31 Und wenn sich ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit abwendet und tatsächlich unrecht tut und ich dann einen Anstoß zum Straucheln vor ihn hinlege, wird er selbst sterben, weil du ihn nicht warntest. Wegen seiner Sünde wird er sterben, und seiner gerechten Taten, die er tat, wird nicht gedacht werden, aber sein Blut werde ich von deiner eigenen Hand zurückfordern. Und was dich betrifft, falls du einen Gerechten gewarnt hast, damit der Gerechte nicht sündige, und er selbst tatsächlich nicht sündigt, wird er bestimmt weiterhin leben, weil er gewarnt worden war, und du selbst wirst deine eigene Seele befreit haben.‘ “ — Hesekiel 3:16-21.
32. Sollte Hesekiel ein Wächter auf einem buchstäblichen Wachtturm sein, oder wie ist dies in Verbindung mit dem Halten welchen Bundes zu verstehen?
32 Als neubeauftragter Wächter für das Haus Israel mußte Hesekiel nicht auf einen buchstäblichen Wachtturm steigen und nach Gefahren ausblicken, die den Israeliten drohten. Vielmehr sollte er darüber wachen, daß die Söhne Israels ihren Verpflichtungen ihrem Gott gegenüber nachkämen. Wir müssen daran denken, daß das Haus Israel im Jahre 1513 v. u. Z. durch seinen Mittler Moses einen nationalen Vertrag oder Bund mit Jehova eingegangen war, und es war feierlich über Schlachtopfern übereingekommen, die Zehn Gebote und alle damit verbundenen Gesetze Jehovas zu halten. (2. Mose 19:3 bis 24:8) In Hesekiels Tagen war dieser Bund nicht durch einen neuen Bund ersetzt worden, sondern vor Jehova waren die Israeliten immer noch verpflichtet, den durch Moses auf dem Berg Sinai geschlossenen Bund zu halten. Der Prophet Hesekiel wurde dazu ernannt, zu wachen und diejenigen vor den Folgen zu warnen, die das Gesetz dieses Bundes brachen. So, wie ein wachhabender Soldat, der nachts Dienst zu tun hat, zum Tode verurteilt würde, wenn er in Schlaf fiele und verfehlte, seine schlafenden Kameraden zu bewachen, so würde Hesekiel sein Leben verlieren, wenn er verfehlen sollte, die von Jehova erhaltene Warnung zu übermitteln.
33. Auf welche Weise sagte Jehova zu den Übertretern des Gesetzesbundes: „Du wirst bestimmt sterben.“? Und wie würden sie sterben?
33 Besonders durch die im Gesetzesbund dargelegten Flüche sagte Jehova zu dem gesetzlosen Übertreter des Bundes: „Du wirst bestimmt sterben.“ Das bedeutet nicht, daß dieser eines natürlichen Todes sterben würde, so, wie die Nichtjuden sterben, weil sie Nachkommen unseres sündigen, ersten menschlichen Vaters, Adams, sind; es bedeutet vielmehr, daß jemandes Leben durch das Strafvollzugswerkzeug, das Jehova benutzen wird, abgekürzt würde.
34. Welche Gelegenheiten zum Leben wurden den Bösen und den Gerechten entsprechenderweise angeboten, und warum brauchte Israel damals dringend einen Wächter?
34 Somit könnte das Leben eines Bösen vor solch einem Tod durch Hinrichtung verschont werden, wenn er sich vollständig von seinem bösen Lebenswandel abwendete. Der Gerechte dagegen könnte am Leben bleiben, wenn er sich fortwährend an das gerechte Gesetz Jehovas hielte, wie es in seinen Bundesbestimmungen niedergelegt ist. Wenn sich ein gerechter Israelit dem Bösen zuwandte, so würde ihm jegliche frühere Gerechtigkeit nicht als Verdienst angerechnet werden; sein letzter Zustand als ein schlechter Mensch wäre das, was in seinem Fall den Ausschlag geben würde, und aus diesem Grund müßte er den Tod durch Hinrichtung erleiden. Bestand also ein lebenswichtiges Bedürfnis, daß Jehova einen Wächter erweckte? Jawohl! Denn Jerusalem und das Land Juda waren nun in ihrer „Zeit des Endes“ schon weit vorgeschritten. Das Leben ihrer Bewohner stand auf dem Spiel.
35. Wie standen Jehova und Hesekiel mit jenen Israeliten, die sich in Todesgefahr befanden, in Zusammenhang, und was zu tun war für Hesekiel weise und vernünftig?
35 In der Tat, obwohl Hesekiel im Exil im Lande Babylon vom Schauplatz der kommenden Vernichtung weit entfernt war, stand auch sein Leben auf dem Spiel. Warum? Weil er für den Tod der armen Opfer verantwortlich gemacht werden konnte, da ihn Jehova zu ihrem Wächter bestimmt hatte. Somit hatte Hesekiel guten Grund, darum besorgt zu sein, daß er die Warnung den Gefährdeten zukommen ließ, wozu er eingesetzt worden war und den Befehl erhalten hatte. Zudem stand Hesekiels Gott damit in Zusammenhang, denn er hätte beschuldigt werden können, er habe sein Bundesvolk ohne gebührende Warnung gelassen, sofern Hesekiel, der im Namen Jehovas sprach, seine Pflicht versäumt hätte. Hesekiel mußte darüber wachen, daß keine Schmach auf den Namen seines Gottes kam. So war es nur weise und vernünftig, daß er, um seine eigene Seele zu befreien, diejenigen israelitischen Seelen, die in Todesgefahr waren, gehorsam warnte. Jehova hatte einen Weg des Entrinnens vorgesehen, und es war Hesekiels Pflicht, das Volk darauf hinzuweisen.
36. Warum sollte der gesalbte Überrest trotz seiner Hoffnung auf Gottes Schutz nicht unbekümmert sein wegen derjenigen, die mit der Christenheit verbunden sind, noch deswegen, daß Gott die Schuld treffen könnte?
36 Obliegt den Gliedern des neuzeitlichen Überrestes der gesalbten Zeugen, die Jehova als Wächterklasse für die Christenheit, die sich jetzt in ihrer „Zeit des Endes“ befindet, eingesetzt hat, denn eine geringere Pflicht? Nein! Aus dem Zeitplan der Bibel erkennen sie, wo sich die Menschenwelt im Strom der Zeit befindet. Da sich vom Jahre 1914 u. Z. an biblische Prophezeiungen erfüllt haben, wissen sie, daß der himmlische „Wagen“ Jehovas zur Vollstreckung seiner richterlichen Entscheidungen wider das gegenbildliche untreue Jerusalem und Juda fährt. Wenn sie auch erwarten, während der kommenden Vernichtung der Christenheit Gottes Schutz zu erhalten, dürfen sie doch nicht unbekümmert sein wegen der Seele oder des Lebens derer, die in religiöser Beziehung mit der Christenheit verbunden sind. Sie wissen, daß deren Leben in der Gefahr steht, vernichtet zu werden. Diese müssen gewarnt und auf Gottes Weg der Gerechtigkeit hingelenkt werden, damit sie nicht mit den willentlich Bösen vernichtet werden. Jehova würde den gesalbten Überrest für das Leben dieser unnötigerweise durch das Versagen seiner eingesetzten Wächterklasse Verlorenen verantwortlich machen. Es darf Jehova keine Schuld dafür treffen, daß er im voraus keine barmherzige Warnung erlassen hätte.
DER HIMMLISCHE WAGEN FOLGT DEM PROPHETEN
37, 38. Von wem und wozu empfing Hesekiel dann eine Ermächtigung, und was tat er, wie ihm zu tun geboten wurde?
37 Es darf keine Zeit verlorengehen! Angesichts jener „Augen“, von denen die Felgen der Räder des himmlischen Wagens Jehovas voll waren, und im Hörbereich jener vier ‘lebenden Cherubgeschöpfe’, die diese Räder begleiteten, wurde Hesekiel nun geboten, hinzugehen und seiner Pflicht nachzukommen. Von dem Einen, der höher ist als alle anderen, ja von Jehova, der als Höchster über seiner ganzen heiligen himmlischen Organisation wie auf einem Wagen einherfährt, erhielt Hesekiel die Ermächtigung, seinen Dienst als Wächter mutig auszuführen. In Hesekiel 3:22, 23 sagt uns der neuernannte Prophet in Tel-Abib:
38 „Und die Hand Jehovas kam dort über mich, und er sprach dann zu mir: ,Mache dich auf, geh hinaus zur Talebene, und dort werde ich mit dir reden.‘ Da machte ich mich auf und ging hinaus zur Talebene, und siehe! die Herrlichkeit Jehovas stand dort gleich der Herrlichkeit, die ich am Strom Kebar gesehen hatte, und ich fiel dann auf mein Angesicht.“
39. Welche Zusicherung hinsichtlich der göttlichen Organisation erhielt Hesekiel, und was sollte er, seinen Dienst für die Israeliten betreffend, nicht erwarten?
39 Somit war die wagenähnliche Organisation Jehovas dem Hesekiel bis zu diesem neuen Standort gefolgt. Das sollte ihm die Zusicherung geben, daß diese göttliche Organisation in seinem Dienst mit ihm wäre, und die weiteren Anzeichen zeigen, daß dem so war. Es war nun nicht mehr an der Zeit, bei der „Herrlichkeit Jehovas“, die in der Vision zu sehen war, bloß von Scheu ergriffen zu bleiben. Als Hesekiel den herrlichen Ursprung seiner Einsetzung zum Dienst erkannte, mußte er sich auf seine Füße stellen und vorwärts gehen. Vorerst aber noch ein Wort zur Vorsicht! Er sollte nicht erwarten, daß seinem Dienst kein Widerstand entgegengebracht werden würde noch daß von außen her keine Anstrengungen gemacht würden, ihn zu behindern. Diesbezüglich warnte ihn Gott, wie Hesekiel selbst auch berichtet:
40. Welche Beschränkungen, die Hesekiel in bezug auf Bewegungs- und Redefreiheit auferlegt würden, sollte er erwarten?
40 „Dann kam Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und er begann mit mir zu reden und zu mir zu sprechen: ,Komm, schließe dich in deinem Hause ein. Und du, o Menschensohn, siehe! man wird dir gewißlich Stricke anlegen und dich damit binden, so daß du nicht ausziehen kannst mitten unter sie. Und deine Zunge selbst will ich am Gaumen deines Mundes haften lassen, und du wirst gewißlich verstummen, und du wirst für sie nicht ein Mann werden, der Zurechtweisung erteilt, weil sie ein rebellisches Haus sind. Und wenn ich mit dir rede, werde ich deinen Mund auftun, und du sollst zu ihnen sprechen: „Dies ist, was der [Souveräne] Herr Jehova gesprochen hat.“ Möge der Hörende hören, und möge der, der es unterläßt, es unterlassen, denn ein rebellisches Haus sind sie.‘ “ — Hesekiel 3:24-27.
TROTZ VERSUCHTER BESCHRÄNKUNGEN REDEN
41. Wer waren diejenigen, die versuchen würden, Hesekiel als einem Zurechtweiser Beschränkungen aufzuerlegen, und wie würde veranlaßt werden, daß sein Mund geöffnet oder seine Zunge an seinem Gaumen haften würde?
41 Nicht die Babylonier, die die Israeliten gefangennahmen, waren es, die Hesekiel Stricke und Bande anlegten. Die Israeliten selbst, Hesekiels eigenes Volk, versuchten, ihn zu behindern und zu hemmen und davon abzuhalten, aus seinem Hause zu gehen und in ihre Mitte zu kommen, um das zu verkünden, was der Souveräne Herr Jehova gesagt hatte. All dies war ein Ausdruck ihrer Widerspenstigkeit. Sie wollten nicht, daß Hesekiel ihnen Zurechtweisung erteilte. Aber Hesekiel sollte auf die göttliche Inspiration vertrauen. Wenn Jehova keine Botschaft hätte, die er ausrichten sollte, dann würde Jehova diesbezüglich Hesekiels Zunge sozusagen an seinem Gaumen haften lassen, so daß er verstummen würde. Wenn Jehova aber eine Botschaft für ihn hätte, die er ausrichten sollte, dann würde er mit Hesekiel reden und dessen Mund öffnen, sie zu verkünden, ungeachtet dessen, was jene rebellischen Israeliten täten.
42. In Anbetracht welchen Studiums war die neuzeitliche Hesekiel-Klasse nicht überrascht über die Art und Weise, wie die Christenheit sie behandelte, und durch ihr tieferes Verständnis welcher Dinge wurde sie für ihr Werk und die richtige Stellungnahme gestärkt?
42 In dieser „Zeit des Endes“, mehr als zweitausendfünfhundert Jahre danach, hat die Christenheit den gesalbten Überrest der Diener Jehovas ähnlich behandelt, wie die rebellischen Israeliten Hesekiel behandelten. Aber die Glieder der neuzeitlichen Hesekiel-Klasse waren nicht ohne vorherige Warnung gelassen worden. Aus ihrem früheren Studium der Prophezeiung Hesekiels wußten sie, was sie von der Christenheit zu erwarten hätten. Der Prophezeiung entsprechend, suchte die Christenheit ihnen Beschränkungen aufzuerlegen, wie es die Geschichte all der Jahre nach dem Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg und während desselben zeigt. Das überraschte die mutige Hesekiel-Klasse nicht. Ihre geistigen Augen waren geöffnet, um Jehovas wagenähnliche Organisation, seine universelle himmlische Organisation, zu sehen und tiefe Wertschätzung dafür zu haben. Als sie diese wahrnahmen, wurden sie für ihr Werk sehr gestärkt. Sie erkannten, daß es nur zwei große Organisationen gab, Jehovas Organisation und diejenige Satans, des Teufels. Sie erwählten es sich, ihre Dienste der Organisation Jehovas zur Verfügung zu stellen. Sie verließen sich nicht darauf, daß irgendeine göttliche Inspiration auf ihnen ruhen sollte, sondern verließen sich auf Jehovas heiligen Geist, der ihnen helfen würde, Gottes Botschaft zu reden.
43. Auf welche Worte Jesu aus Markus 13:10-13 setzte die Hesekiel-Klasse ihr Vertrauen?
43 Sie vertrauten auf Jesu Worte, die er in seiner Prophezeiung über den ‘Abschluß des Systems der Dinge’ an seine Jünger gerichtet hatte: „Auch muß unter allen Nationen zuerst die gute Botschaft gepredigt werden. Wenn sie euch aber abführen, um euch auszuliefern, so macht euch nicht im voraus Sorgen über das, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet, denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der heilige Geist. Ferner wird ein Bruder den Bruder zum Tode überliefern und ein Vater ein Kind, und Kinder werden gegen die Eltern aufstehen und sie zu Tode bringen lassen; und um meines Namens willen werdet ihr Gegenstand des Hasses aller Menschen sein. Wer aber bis ans Ende ausgeharrt haben wird, der wird gerettet werden.“ — Markus 13:10-13; Matthäus 24:3-14.
44. Trotz welcher diktatorischen Regierungsformen in der Christenheit hat die Hesekiel-Klasse somit ausgeharrt, und welcher Beweggrund steckt hinter ihrer Entschlossenheit auszuharren, bis die Christenheit ein Ende nimmt?
44 Wir leben nun in den 1970er Jahren, und trotz allem, was die Christenheit durch ihre Geistlichen und die Diktatoren Benito Mussolini, Adolf Hitler, Iossif Stalin und andere gegen die Glieder des gesalbten Überrestes der Diener Jehovas unternommen hat, haben diese bis zur heutigen Zeit als Wächter für die Christenheit durchgehalten. Sie sind entschlossen, bis zum Ende ihres irdischen Dienstes auszuharren, und das wird auch bis zum Ende der Christenheit und bis zum Ende des Systems der Dinge sein, dessen vorherrschender Teil die Christenheit ist. Es ist nicht ihr Wunsch, daß Jehova sie für den gewaltigen Verlust an Menschenleben verantwortlich machen müßte, nämlich für den Verlust des Lebens der Anhänger der Christenheit zur Zeit ihrer Vernichtung. Sie wollen sich vielmehr als eine treue, gehorsame Wächterklasse erweisen. Das ist es, was sie bezwecken, nicht bloß um ihre eigene Seele zu retten, sondern damit Jehova gerechtfertigt werde, indem er durch sie der Christenheit eine volle, gerechte Warnung zugehen läßt. Das treue Beispiel Hesekiels in alter Zeit hinsichtlich seiner Wächterpflicht ist eine Zusicherung, daß Jehova gleicherweise jetzt eine treue Wächterklasse haben wird, bis er sein vorausgesagtes Gericht an der Christenheit vollstreckt.
[Fußnote]
a Siehe auch den Wachtturm vom 1. Oktober 1924, Seite 294 und vom 15. September 1924, Seite 307 bis 313.