„Dein Wille geschehe auf Erden“ (12. Teil)
Im 4. Kapitel des Buches „Dein Wille geschehe auf Erden“ sind uns bis jetzt „Hinweise auf Gottes Königreich“ vor Augen geführt worden, die sowohl im Königtum des König-Priesters Melchisedek, der in der alten Stadt Salem regierte, zum Ausdruck kamen als auch in der Herrschaft der Könige David und Salomo, welcher in jener Stadt, die inzwischen vergrößert worden war und den Namen Jerusalem erhalten hatte, auf dem „Thron Jehovas“ saßen. Diese heilige Stadt und ihr Tempel Jehovas wurden im Jahre 607 v. Chr. durch König Nebukadnezar von Babylon zerstört. Wie lange sollte Jehovas Königreich über die Erde — gemessen an dem, was seinem gestürzten Vorbild-Königreich in Jerusalem widerfuhr — außer Tätigkeit sein? Gemäß dem Traum von einem großen Baum, den König Nebukadnezar hatte und den ihm Daniel, Jehovas Prophet, später deutete (Daniel, Kapitel 4), sollte Jehovas Königreich während einer Periode von „sieben Zeiten“ der Erde gegenüber außer Tätigkeit sein, in denen die Heiden oder Nationen die Oberherrschaft über die Erde führten. Diese „sieben Zeiten“ umfaßten 2520 Jahre; sie begannen im Jahre 607 v. Chr. mit der Verödung Jerusalems und seines Herrschaftsgebietes von Juda und endeten in dem historischen Jahre 1914 (n. Chr.). Gemäß dem Traum von dem großen Baum, dessen Deutung Daniel dem Nebukadnezar kundtat, sollte in jenem Jahr etwas von universeller Bedeutung eintreten. Was denn?
42. Warum bedeutet all dies, daß im Jahre 1914 das wiederhergestellte Königreich Gottes die Herrschaft übernehmen sollte, und was zeigte dies in bezug auf Gott?
42 Was bedeuteten denn all die Geschehnisse bezüglich der Weltherrschaft am Ende der „sieben Zeiten“, das im Herbst des Jahres 1914 gekommen war? Es bedeutete etwas Großartiges, Wunderbares, nämlich daß nun das wiederhergestellte Königreich Gottes diese Herrschaft übernehmen sollte, weil die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten der alten Zeit redete“, damals gekommen waren. (Apg. 3:21, NW) Der Beginn der „bestimmten Zeiten der Nationen“ war dadurch gekennzeichnet worden, daß das regierende Vorbild-Königreich Gottes in Juda gestürzt und dessen Hauptstadt, Jerusalem, durch die Heidennationen „zertreten“ wurde. Der Ablauf dieser „sieben Zeiten“ von 2520 Jahren sollte durch das Ende der Unterdrückung des Königreiches und des Zertretens seiner symbolischen Hauptstadt gekennzeichnet sein. Wie denn? Indem Gottes Königreich gemäß dem mit David geschlossenen Königreichsbund wiederaufgerichtet werden sollte, so daß es nie mehr von den weltlichen Nationen zertreten werden könnte. Um dann zu zeigen, daß Jehova über das Königtum der Menschen herrscht, mußte er, der höchste Gott, es dem verleihen, wem er wollte. Er mußte den Niedrigsten der Menschen darüber bestellen. — Dan. 4:17.
43. Inwiefern war der, dem Jehova das Königtum übertrug, der „Niedrigste der Menschen“?
43 Das bedeutet, daß er es Jesus Christus, dem gesalbten Sohne Davids, verleihen mußte, der als der nichtswürdigste Mensch, ja als so nichtswürdig galt, daß man ihn fälschlicherweise einen Gotteslästerer, Frevler, Aufwiegler, Weinsäufer und Fresser nannte und ihn wie einen kriminellen Sklaven an einen Marterpfahl schlug. Er erniedrigte sich selbst; denn er kam vom Himmel auf die Erde, indem er sich seiner himmlischen Macht und Herrlichkeit entäußerte, Sklavengestalt annahm und den Menschen gleich wurde. Während er auf Erden war, nahm er Gottes Joch auf sich und lud andere ein, sein Joch auf sich zu nehmen, da er, wie er sagte, „mildgesinnt und von Herzen demütig“ ist. „Er demütigte sich selbst und wurde gehorsam, selbst bis zum Tode, ja bis zum Tode an einem Marterpfahl.“ — Matth. 11:29; Phil. 2:5-8, NW.
44. Was mußte Jehova wegen der offensichtlich demütigen Gesinnung Jesu, in Übereinstimmung mit dem Königreichsbund, Jesus gegenüber tun, und welches Ereignis nähert sich nun?
44 Weil Jesus diese demütige Gesinnung bekundete, mußte er von Gott hoch erhöht werden, ja einen noch höheren Platz erhalten als König David, der auf dem irdischen Berg Zion regierte, eingenommen hatte. Gott der Höchste, mußte diesen gesalbten Sohn Davids — damit er Davids „Herr“ werden konnte — hoch erhöhen, indem er ihn nämlich zu seiner Rechten, ihm am nächsten im Universum, setzen ließ. Demnach mußte das wiederhergestellte Königreich Gottes, das über die Menschen herrschen wird, im Himmel, gleichsam auf einem himmlischen Berg Zion, und nicht auf dem irdischen Berg Zion im Nahen Osten aufgerichtet werden. Von diesem himmlischen Zion aus mußte Jehova Gott den Stab der Macht seines gesalbten Königs senden und diesem gebieten: „Schreite zur Unterwerfung inmitten deiner Feinde!“ (Ps. 110:1, 2; Off. 14:1, NW) Darauf sollte Jesus Christus auf den Befehl Jehovas darangehen, den Kopf der „Urschlange“, Satan, zu zermalmen. Dieses Ereignis nähert sich nun. Gott, der Höchste, muß durch das Königreich des Sohnes Davids ebenso gepriesen werden, wie er einst durch den wiederhergestellten Nebukadnezar gepriesen wurde. Und alle Menschen guten Willens sollen durch das Königreich gesegnet werden.
KAPITEL 5
DER AUFMARSCH DER WELTMÄCHTE
1. Welcher Aufmarsch begann im Jahre 607 v. Chr., und wieso wissen wir, daß Jehova Gott diese Parade und die daran Beteiligten voraussah?
IM LAUFE der 2520 Jahre der „bestimmten Zeiten der Nationen“ waren Menschen und Engel Zeugen des Aufmarsches der Weltmächte, die in großer Parade über die Erde zogen. Dieser Aufmarsch begann im Jahre 607 v. Chr., als die 2520 Jahre zu zählen begannen. Jehova Gott, der allweise König des Himmels, hatte aber die Parade der sich ablösenden Weltmächte lange zuvor vorausgesehen. Als eindrucksvolle Bestätigung seiner unfehlbaren Voraussicht sagte er diese Parade und die daran Beteiligten, ja sogar die Namen und Merkmale der Aufmaschierenden voraus, so daß wir sie erkennen können. Auf wunderbare Weise ließ er ihre Geschichte lange zuvor niederschreiben. Daher ist vieles, was sein heiliges Wort, die Bibel, enthält, vorausgeschriebene Weltgeschichte und wird durch die Geschichtsberichte, die Menschen später über vergangene Ereignisse verfaßten, in erstaunlicher Weise bestätigt.
2. Nur von welchem Gesichtspunkt aus können wir das verstehen, was seit dem Jahre 1914 geschehen ist, und was steht uns also bevor?
2 Wir können das, was auf der Erde seit dem Herbst 1914, dem Ende der „bestimmten Zeiten der Nationen“, geschah, nur dann richtig verstehen, wenn wir es vom Gesichtspunkt des prophetischen Wortes Jehovas aus betrachten. Der lange Zug der Weltmächte nähert sich nun seinem Ende. Welterschütternde Ereignisse stehen uns bevor. Jehovas vorausgeschriebene Geschichte versichert uns dies.
3. Wann begann der Aufmarsch der Weltmächte, von denen Babylon die erste war, und welche Schritte Babylons führten dazu?
3 Der Aufmarsch während der „bestimmten Zeiten der Nationen“ nahm mit Babylon seinen Anfang. Lange zuvor, ungefähr 2239 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung, war Babylon von Nimrod, dem Urenkel Noahs, im Tale von Mesopotamien gegründet worden. Bevor es aber eine Weltmacht wurde und als solche in Verbindung mit Jehovas Zeugenvolk eine Rolle spielte, herrschten zwei andere Weltmächte; die erste war Ägypten und die zweite Assyrien. Erst nachdem Babylon diese Weltherrschaftsrivalen unterworfen und dann das Königreich des Volkes Jehovas mit dessen Hauptstadt, dem alten Jerusalem, verödet hatte, wurde es zur Weltmacht, und zwar zur dritten der in der biblischen Geschichte erwähnten Weltmächte. Assyrien hatte Ägypten besiegt und sogar versucht, den Aufstieg Babylons zur Vormachtstellung dadurch zu verhindern, daß es dessen Stadt vernichtete. Babylon wurde jedoch wiederaufgebaut und strebte nach der Vorherrschaft. Ungefähr im Jahre 633 v. Chr. zerstörte es Ninive, die Hauptstadt Assyriens. Den Gipfel seiner Macht erreichte es in den Tagen des Königs Nebukadnezar, der Jerusalem und dessen Heiligtum, das Jehova Gott geweiht war, zerstörte.
4, 5. (a) Durch wen besonders sagte Jehova die Reihe der Weltmächte voraus? (b) Mit welchem Regierungsjahr des Königs Jojakim beginnt das Buch Daniel?
4 Die Reihe der Weltmächte wurde von Jehova Gott besonders durch seinen Propheten Daniel vorausgesagt. Wir finden den Bericht darüber in dem prophetischen Buche Daniel. Dreizehn Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und seines Tempels zog Nebukadnezar gegen Jerusalem und zwang König Jojakim von Juda, ihm als Oberherrn einen Treueid zu leisten. Dies geschah, nachdem Jojakim acht Jahre auf dem „Thron Jehovas“ in Jerusalem regiert hatte. Doch Jojakim herrschte weiterhin, aber nur drei Jahre als Nebukadnezars Knecht. (2. Kön. 24:1) Im dritten und letzten Jahr seiner Regierung als Untertan Babylons brach König Jojakim seinen Eid und rebellierte.
5 Mit diesem letzten Jahr, in dem Jojakim rebellierte, beginnt der historische Bericht des Buches Daniel, und zwar mit folgenden Worten: „Im dritten Jahre der Regierung Jojakims, des Königs von Juda, kam Nebukadnezar, der König von Babel, nach Jerusalem und belagerte es. Und der Herra [Jehova] gab Jojakim, den König von Juda, in seine Hand, und einen Teil der Geräte des Hauses Gottes.“ (Dan. 1:1, 2) Der rebellische Jojakim ging nicht hinaus, um sich dem König von Babylon zu unterwerfen. Er starb innerhalb Jerusalems, wie Jehova es vorhergesagt hatte. — Jer. 22:18, 19.
6. (a) Wie wurde die Geschlechtslinie des Königs David, durch die der rechtmäßige Erbe des Königreichsbundes kommen sollte, durch König Jojakin aufrechterhalten? (b) Wann und wie wurden Daniel und seine drei eng mit ihm verbundenen Gefährten nach Babylon geführt?
6 Sein Sohn Jojakin (oder Jekonja) folgte ihm auf dem „Thron Jehovas“ in der Stadt Jerusalem, zu der König Nebukadnezar hinaufgezogen war. Jojakims Leiche wurde fortgeschleift und außerhalb der Tore Jerusalems hingeworfen und begraben, ohne daß man um ihn geklagt hätte; sein Sohn Jojakin dagegen ging lebend zu Nebukadnezar, dem Belagerer, über, nachdem er nur drei Monate regiert hatte. Gemäß dem Vorhaben Jehovas verschonte Nebukadnezar das Leben des achtzehnjährigen Jojakin, indem er ihn samt seinem Haus und seinen Beamten nach Babylon mitnahm. Dort wurden dem Jojakin Nachkommen geboren, und so wurde die Geschlechtslinie aufrechterhalten, durch die der rechtmäßige Erbe des Bundes kommen sollte, den Jehova mit König David in bezug auf ein ewiges Königreich geschlossen hatte. (2. Kön. 25:27-30; Matth. 1:11-17) Was die Geräte des Heiligtums Jehovas in Jerusalem betrifft, brachte Nebukadnezar diese „in das Land Sinear, in das Haus seines Gottes: die Geräte brachte er in das Schatzhaus seines Gottes“. An Stelle Jojakins machte Nebukadnezar Zedekia, dessen Onkel, zum König an seiner Statt, nahm aber andere Glieder der Königsfamilie und auch von den Vornehmen nach Babylon mit. Zu diesen gehörten der Jüngling Daniel und seine drei eng mit ihm verbundenen Gefährten — Hananja, Misael und Asarja — aus dem Stamme Juda. Das geschah elf Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und seines Heiligtums, also im Jahre 618 v. Chr. — Dan. 1:2-7.
7. (a) Was wurde Daniel in Babylon? (b) Wieso gelangte keines der Kinder des Königs Zedekia auf den Thron in Jerusalem?
7 In Babylon erhielten Daniel und seine drei Gefährten eine besondere Ausbildung und erwiesen sich als weiser als die berufsmäßigen Weisen Babylons. Daniel wurde Jehovas Prophet in Babylon und blieb es bis zum dritten Jahr der Regierung des Königs Kores von Persien. (Dan. 1:8-21; 10:1) Mittlerweile brach König Zedekia den Treueid, den er im Namen Jehovas geschworen hatte, und begann sich gegen Nebukadnezar aufzulehnen. (Hes. 17:13-21) Deshalb zog der König von Babylon im neunten Jahr dieses Rebellen zum dritten Mal gegen Jerusalem. Ungefähr achtzehn Monate hielt die Stadt der Belagerung stand. Dann durchbrachen die babylonischen Heere die Mauern der hungernden Stadt. König Zedekia floh aus der Stadt, die zum Untergang verurteilt war, wurde aber von feindlichen Streitkräften eingeholt. Nachdem er hatte zusehen müssen, wie König Nebukadnezar seine Söhne hinschlachten ließ, wurde er geblendet und dann gefesselt nach Babylon gebracht, wo er starb. Das geschah im elften Jahr seiner Regierung, im Jahre 607 v. Chr. Von seinen Kindern und auch von den Kindern seines Neffen, des früheren Königs Jojakin (Konja oder Jekonja), saß nie jemand auf dem Throne Davids, um über Juda zu herrschen. — Jer. 22:24-30, Fußnote.
8. Wie wurde das Land Juda und Jerusalem zu einer Öde, ohne Menschen oder Haustiere, und wann begannen die „sieben Zeiten“ zu zählen?
8 Im darauffolgenden, das heißt im fünften Monat (Ab) verbrannten die babylonischen Heere das Heiligtum Jehovas und machten die Stadt Jerusalem dem Erdboden gleich. Die heilige Lade des Bundes Jehovas fiel ihnen nicht in die Hände, aber die übrigen heiligen Geräte des Tempels nahmen sie, ganz oder zerbrochen, nach Babylon mit. Zwei Monate später, im siebenten Monat (Ethanim), flohen die Armen des Volkes, die im Land zurückgelassen worden waren, südwärts nach Ägypten und ließen das Land Juda und Jerusalem als eine Öde, ohne Menschen oder Haustiere, zurück. Damals begannen die siebzig Jahre der Verödung des Landes und auch die „sieben Zeiten“ oder die „bestimmten Zeiten der Nationen“, während welchen das verödete Jerusalem zertreten werden sollte. — 2. Kön. 25:22-26.
NEBUKADNEZARS TRAUM VOM STANDBILD
9. (a) Wann begann Nebukadnezar als sichtbarer Weltherrscher zu regieren? (b) Wann hatte er seinen ersten prophetischen Traum, und wer erwies sich als unfähig, ihm den Traum zu deuten?
9 Zu der Zeit, da das Vorbild-Königreich Jehovas in Trümmern lag und zwei seiner gesalbten Könige als Gefangene in Babylon weilten, begann König Nebukadnezar in der Tat als sichtbarer Weltherrscher oder als Haupt der dritten Weltmacht der biblischen Geschichte zu regieren, ohne daß Jehova, der Gott Israels, in seine Herrschaft störend eingegriffen hätte. Mit Nebukadnezar begannen damals, im Herbst des Jahres 607 v. Chr., die „sieben Zeiten“, die 2520 Jahre dauern sollten, bis Gott, der Höchste, die rechtmäßige Herrschaft über die Menschheit aufrichten würde. Von dieser eindrucksvollen Tatsache unterrichtete Jehova Gott den König von Babylon in dessen zweitem Regierungsjahr als Weltherrscher, das vom Jahr 606 bis 605 v. Chr. lief. Das tat er, indem er den König von Babylon einen Traum haben ließ, an den sich dieser beim Erwachen nicht mehr erinnern konnte, während ihm der Schrecken über den vergessenen Traum geblieben war. Er rief die Magier, die Beschwörer, die Zauberer und die gelehrten Chaldäer, die alle Satan, dem Teufel, dem „Gott dieser Welt“, dienten, damit sie ihm den Traum deuteten. Diese wollten zuerst wissen, was er geträumt habe. Doch das konnte der König ihnen nicht sagen, und so befahl er wutentbrannt, daß man alle Weisen in Babylon umbringe. Dazu hätten auch Daniel und seine drei Gefährten gehört. — Dan. 2:1-13.
10. Wie erfuhr Daniel den Traum und dessen Deutung, und mit welchen Worten pries er Jehova Gott?
10 Als Daniel den Beamten vor sich sah, der den Befehl ausführen sollte, bat er, daß man ihn vor den König führe, den er um den Aufschub des Befehlsvollzuges bat, damit er den Traum erfahren und dem König die Deutung kundtun könne. Dann beteten Daniel und seine drei Gefährten gemeinsam zu Jehova Gott. Ihr Gebet wurde erhört, und das für die Welt so bedeutsame Geheimnis wurde dem Daniel in einem Nachtgesicht geoffenbart. Dankerfüllt pries Daniel Jehova mit den Worten: „Gepriesen sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit! denn Weisheit und Macht, sie sind sein. Und er ändert Zeiten und Zeitpunkte, setzt Könige ab und setzt Könige ein; er gibt den Weisen Weisheit und Verstand den Verständigen; er offenbart das Tiefe und das Verborgene; er weiß, was in der Finsternis ist, und bei ihm wohnt das Licht.“ (Dan. 2:12-22) Und nun zu dem großen Geheimnis!
11. Wie gab Daniel vor dem König Jehova die Ehre, und weshalb ist das, was er dann sagte, für uns von größter Wichtigkeit?
11 Daniel wurde vor den König geführt, und das gereichte den Weisen von Babylon zur Rettung. Was Daniel sagte, ist für uns heute von größter Wichtigkeit, denn er sprach: „Es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart; und er hat dem König Nebukadnezar kundgetan, was am Ende der Tage geschehen wird … Dir, o König, stiegen auf deinem Lager Gedanken auf, was nach diesem geschehen werde; und der, welcher die Geheimnisse offenbart, hat dir kundgetan, was geschehen wird.“ (Dan. 2:27-29) Wir leben nun in den kritischen Zeiten, die als Erfüllung des Traumes Nebukadnezars kommen sollten.
12. Wovon handelt der Traum, den Daniel dem König ins Gedächtnis zurückrief?
12 Als Daniel dem König den vergessenen Traum wieder ins Gedächtnis zurückrief, erhob er nicht den Anspruch, daß er dies seiner eigenen Weisheit verdanke. Er sprach: „Du, o König sahst: Und siehe, ein großes Bild; dieses Bild war gewaltig, und sein Glanz außergewöhnlich; es stand vor dir, und sein Aussehen war schrecklich. Dieses Bild, sein Haupt war von feinem Golde; seine Brust und seine Arme von Silber; sein Bauch und seine Lenden von Erz [Bronze, RS]; seine Schenkel von Eisen; seine Füße teils von Eisen und teils von Ton. Du schautest, bis ein Stein sich losriß ohne [Menschen-] Hände und das Bild an seine Füße von Eisen und Ton schlug und sie zermalmte. Da wurden zugleich das Eisen, der Ton, das Erz, das Silber und das Gold zermalmt, und sie wurden wie Spreu der Sommertennen; und der Wind führte sie hinweg, und es wurde keine Stätte für sie [keine Spur von ihnen, Me] gefunden. Und der Stein, der das Bild geschlagen hatte, wurde zu einem großen Berge und füllte die ganze Erde.“ (Dan. 2:31-35) Staunend erkannte der König von Babylon in der Beschreibung seinen Traum; doch was mochte dies alles bedeuten?
13. Wer war nach Daniels Deutung das Haupt von Gold und weshalb?
13 „Das ist der Traum; und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen“, sagte Daniel, wobei er von sich und seinen drei Gefährten sprach, die sich ihm im Gebet angeschlossen hatten. „Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels das Königtum, die Macht und die Gewalt und die Ehre gegeben hat; und überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt — du bist das Haupt von Gold.“ — Dan. 2:36-38.
14. Was würden die metallenen Teile des Körpers darstellen, wenn Nebukadnezar als das symbolische Haupt von Gold einen unsichtbaren Herrscher darstellte, und in welchen Ausmaß wäre das Bild dann prophetisch gewesen?
14 Bedeutete dies, daß Nebukadnezar selbst das Haupt war? Oder sprach Daniel als Traumdeuter durch Nebukadnezar zu jemand anders, zu dem wirklichen Haupt von Gold, einem unsichtbaren Herrscher, den der König von Babylon darstellte? Und stellten die metallenen Körperteile unterhalb des goldenen Hauptes die verschiedenen Rangstufen der Organisation unter jenem geheimnisvollen, hinter den Kulissen wirkenden Haupt dar oder auch eine Organisation unter Nebukadnezar selbst, die verschiedene Rangstufen aufwies? Hätte im bejahenden Fall jenes Standbild bereits vollständig bestanden, mit Ausnahme von — sagen wir — einem Teil der eisernen Schenkel und der Füße von Eisen und Ton? Wenn ja, dann wäre dieses Traumbild hauptsächlich ein zeitlich begrenztes Bild von etwas bereits Existierendem gewesen und hätte demnach — abgesehen von den eisernen Schenkeln und den Füßen — keine prophetische Bedeutung gehabt. Wenn ferner Nebukadnezar als goldenes Haupt eine unsichtbare, hinter den Kulissen wirkende Person dargestellt hätte, so hätten demgemäß die Brust und die Arme von Silber die oberste Stufe der Organisation unter diesem unsichtbaren Haupt darstellen müssen, während der Bauch und die Lenden von Bronze ein Bild der nächstniedrigeren Stufe der Organisation gewesen wären und die Schenkel von Eisen sowie die Füße (teils von Eisen und teils von Ton) die unterste Stufe oder untersten Stufen jener Organisation dargestellt hätten, und diese unterste oder eiserne Stufe wäre wenigstens zum Teil bereits vorhanden gewesen. Wie verhält es sich in Wirklichkeit?
15. Was hätten, da von diesem Standpunkt aus gesehen das goldene Haupt Nebukadnezar darstellen würde, dann die anderen metallenen Teile des Standbildes veranschaulicht?
15 Von diesem Standpunkt aus gesehen, wäre das goldene Haupt ein Sinnbild von Nebukadnezar, dem sichtbaren König der Könige, gewesen, und der metallene Körper unterhalb dieses goldenen Hauptes ein Symbol der sichtbaren Organisation, die unter Nebukadnezar stand, also einer bereits vorhandenen und — wenigstens größtenteils — funktionierenden Organisation. Demnach wären die Brust und die Arme von Silber unter dem goldenen Haupte ein Symbol jener Stufe der Regierungsorganisationen gewesen, die direkt unter Nebukadnezar stand; der Bauch und die Lenden von Bronze hätten die Stufe der Regierungsorganisation dargestellt, die der darüber stehenden Silber-Stufe untergeordnet war und mit dem Haupt der Regierung, mit Nebukadnezar, nicht direkt in Verbindung stand; und die Schenkel von Eisen sowie die Füße teils von Eisen und teils von Ton wären dann ein Symbol der untersten Stufe, (oder Stufen) der Regierungsorganisation gewesen, die vom regierenden Haupt am weitesten entfernt war. Was hätte dies aber bedeutet?
16. In welcher Beziehung hätten aber dann Daniel und seine drei Gefährten zu dem Standbild gestanden, und welchen Teil einer unsichtbaren Organisation hätten sie in diesem Falle sichtbar repräsentiert?
16 Das hätte bedeutet, daß Daniel und seine drei Gefährten, möglicherweise mit einigen anderen babylonischen Beamten, durch die Brust und die Arme von Silber dargestellt worden wären. Wieso? Weil unmittelbar, nachdem Daniel den Traum richtig gedeutet hatte, der König ihn groß machte und ihm viele große Geschenke gab; „und er setzte ihn als Herrscher ein über die ganze Landschaft Babel und zum Obervorsteher über alle Weisen von Babel. Und Daniel bat den König, und er bestellte Sadrach, Mesach und Abednego über die Verwaltung der Landschaft Babel. Und Daniel war am Hofe des Königs.“ (Dan. 2:48, 49, Fußnote) Folglich wären Daniel und seine drei jüdischen Gefährten durch die silberne Brust und die silbernen Arme des Standbildes dargestellt worden, das zerstört werden sollte. Sie wären in Wirklichkeit auch die sichtbaren Vertreter der durch das Silber dargestellten höchsten Stufe der mächtigen Organisation gewesen, die der unsichtbaren herrschenden Macht — veranschaulicht durch Nebukadnezar, das goldene Haupt — unterstellt war. Das kann aber nicht der Sinn und die richtige Auslegung der Bedeutung des metallenen Standbildes sein, denn Daniel und seine drei Gefährten gehörten nicht zu einer Organisation, die — wie jenes Traumbild — dazu verurteilt ist, zerstört zu werden.
(Fortsetzung folgt)
[Fußnote]
a Diese Stelle gehört zu den 134 Stellen, an denen die jüdischen Abschreiber oder Sopherim den ursprünglichen hebräischen Text, wie sie selbst sagen, von Jehovah oder Jahweh („Jehova“) auf Adonai („der Herr“) abgeändert haben.