„Dein Wille geschehe auf Erden“ (25. Teil)
Im dritten Jahr das Kores, nämlich des Königs des mächtigen Perserreiches vom sechsten, fünften und vierten Jahrhundert vor Christus, wurde Daniel, dem Propheten Jehovas, die letzte Vision durch einen Engel übermittelt, die uns Daniel im 11. und 12. Kapitel seines prophetischen Buches beschreibt. Zuerst sagt die prophetische Vision voraus, daß das Perserreich die vierte Weltmacht der biblischen Geschichte, vergehen würde. Es vermöchte Griechenland nicht zu überwältigen. Tatsächlich würde es Griechenland schließlich erliegen, weil, wie der Engel sagte, „ein gewaltiger König aufstehen wird, und er wird mit großer Macht herrschen und nach seinem Gutdünken [Willen] handeln“. (Dan. 11:3, Fußnote) Dieser griechische König war der berühmte Alexander der Große. Er gründete das Griechische Reich als fünfte Weltmacht der biblischen Geschichte.
12. Von welcher Dauer war Alexanders Weltherrschaft, und wann wurde sein Reich zersplittert?
12 Alexanders Weltherrschaft war jedoch nur von kurzer Dauer. Jehovas Engel hatte dies vorausgesagt: „Und sobald er aufgestanden ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels hin zerteilt werden. Aber nicht für seine Nachkommen wird es sein und nicht nach der Macht, mit welcher er geherrscht hat; denn sein Reich wird zerstört [zersplittert, SB] und anderen zuteil werden, mit Ausschluß von jenen.“ (Dan. 11:4) Im Jahre 323 v. Chr., auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn, starb der zügellos lebende Alexander in Babylon an Malaria. Er hatte ein Alter von nur dreiunddreißig Jahren erreicht, und sein Plan, diese Stadt, die gemäß der Heiligen Schrift zum Untergang verurteilt war, zu seiner Welthauptstadt zu machen, war gescheitert. Sein ausgedehntes Reich, das sich über Gebiete in Europa, Kleinasien, Asien, im Nahen Osten und in Ägypten erstreckte, ging in Brüche und wurde nach den ‚vier Winden des Himmels hin zerteilt‘. Seine Leiche wurde nach Ägypten übergeführt und von seinem Feldherrn Ptolemäos, dem Satrapen von Ägypten, in Alexandria beigesetzt.
13. Wie bewahrheitete sich die Prophezeiung, daß das Reich Alexanders nicht an seine Nachkommen verteilt werde?
13 Alexanders Reich ging nicht an seine Nachkommen über. Er ließ einen regierungsunfähigen Bruder, Philipp Aridäus, in Mazedonien zurück. Dieser regierte weniger als sieben Jahre und wurde dann im Jahre 317 v. Chr. von seiner eigenen Mutter ermordet. Ihm folgte Alexanders legitimer Sohn der Roxane, Alexander Allou, der ungefähr sechs Jahre regierte. Im Jahre 311 v. Chr. wurde auch er umgebracht, und zwar von Kassander, einem der Feldherren seines Vaters, der nun den Thron von Mazedonien und Griechenland an sich riß. Alexanders unehelicher Sohn Herakles wollte nun im Namen seines Vaters weiterherrschen, wurde aber im Jahre 309 v. Chr. ermordet. Mit ihm nahm die Geschlechtslinie Alexanders, des großen Blutvergießers, ein blutiges Ende. Die Herrschaft war von seinem Hause gewichen. Die Prophezeiung des Engels hatte sich bewahrheitet.
14. Wie kam es, daß Alexanders Reich für eine Zeit in vier Teile, „nach den vier Winden des Himmels hin“, aufgeteilt wurde und später nur noch drei Teile umfaßte?
14 Das Reich Alexanders wurde zersplittert und kam unter die Herrschaft von Männern, die nicht seine Nachkommen waren. Seine Generäle oder Feldherren stritten untereinander; jeder riß einen Teil des Gebietes an sich, und so kam es, daß das zertrümmerte Königreich eine Zeitlang in vier Teile, „nach den vier Winden des Himmels hin“, aufgeteilt war. Der Feldherr Antigonos der Einäugige suchte sich zum Gebieter von ganz Asien zu machen und nahm schließlich den Königstitel an, unter der Behauptung, der Erbe Alexanders des Großen zu sein. Aber er stieß auf den Widerstand der drei anderen Feldherren, Kassander, Seleukos und Lysimachos, die sich gegen ihn verbündet hatten, und fiel im Jahre 301 v. Chr. im Kampfe gegen sie bei Ipsos in Phrygien, Kleinasien. Die vier hellenistischen Reiche, die danach entstanden, waren 1. das Reich Kassanders, das Mazedonien und Griechenland umfaßte, 2. das Reich des Lysimachos, das sich über Kleinasien und das europäische Thrazien erstreckte und auch Byzanz einschloß, 3. das Reich des Seleukos Nikator (des Eroberers), der sich Babylon, Medien, Syrien, Persien und die östlichen Provinzen bis zum Indus (-Fluß) sicherte, und 4. das des Ptolemäos Lagi, der sich Ägypten, Libyen, Arabien und Palästina sowie Kölesyrien sicherte. Nach wenigen Jahren starb die männliche Geschlechtslinie Kassanders aus, und daher nahm im Jahre 285 v. Chr. der Feldherr Lysimachos den europäischen Teil des mazedonischen Reiches in Besitz. Im Jahre 277 v. Chr. jedoch bemächtigte sich Antigonos Gonatas, der Enkel des einäugigen Feldherrn Antigonos, des Thrones von Mazedonien. Von den hellenistischen Reichen waren somit nur noch drei übriggeblieben, bis Mazedonien im Jahre 168 v. Chr. von Rom abhängig und im Jahre 146 v. Chr. schließlich zu einer römischen Provinz wurde.
15. Wie wurde Seleukos, der Eroberer, Gebieter über die asiatischen Gebiete, und welche Städte, an denen die Apostel interessiert waren, gründete er?
15 Im Jahre 281 v. Chr. fiel der Feldherr Lysimachos im Kampfe gegen den Feldherrn Seleukos Nikator, und so blieb Seleukos praktisch der Beherrscher der asiatischen Gebiete. Seleukos gründete das Herrscherhaus der Seleukidenkönige in Syrien. Kurz nach der Entscheidungsschlacht bei Ipsos gründete er die Stadt Antiochien in Syrien, die er nach seinem Vater Anti̱ochos benannte. Als Seehafen für diese Stadt gründete er eine Küstenstadt, die er nach sich selbst Seleukia nannte. Jahrhunderte später kam der christliche Apostel Paulus auf einer seiner Reisen durch diesen Hafen von Seleukia und lehrte die christliche Wahrheit im syrischen Antiochien, wo die Nachfolger Jesu zuerst Christen genannt wurden. — Apg. 11:25-27; 13:1-4.
16. Wohin verlegte Seleukos seine Hauptstadt, und welcher langwierige Krieg, der in dieser letzten Vision beschrieben wird, begann mit ihm?
16 Seleukos verlegte seinen Regierungssitz von Babylon nach seiner neuen syrischen Hauptstadt Antiochien. Im Jahre 280 v. Chr. fiel er einem Meuchelmord zum Opfer. Die Dynastie der Seleukidenkönige, die ihm folgten, blieb an der Macht, bis der römische Feldherr Pompejus Syrien im Jahre 64 v. Chr. zu einer römischen Provinz machte. Schon lange vor seinem Tode übertrug Seleukos seinem Sohne Anti̱ochos I. die Staatsgewalt über alle Länder jenseits des Euphrat und auch den Königstitel. Mit König Seleukos Nikator nahm der langwierige Krieg zwischen dem biblischen „König des Nordens“ und dem „König des Südens“ seinen Anfang. Der Engel Jehovas, der die Ereignisse im voraus kommen sah, erwähnte die Namen des „Königs des Nordens“ und des „Königs des Südens“ nicht, weil sich die Nationalität und die politische Identität dieser ‚beiden Könige‘ im Verlauf der Jahrhunderte änderten und selbst für uns heute, im zwanzigsten Jahrhundert, von lebenswichtigem Interesse werden sollten.
RIVALITÄT DER BEIDEN KÖNIGEa
17. Im Süden und Norden des Gebietes welches Volkes befanden sich die beiden Könige?
17 Jehovas Engel beginnt nun über die vielen Einzelheiten des langwierigen Kampfes zu berichten. „Und es wird stark werden der König des Südens, der einer seiner Obersten ist; aber gegen ihn wird stark werden (ein anderer) und herrschen, — eine große Herrschaft sein Reich.“ (Dan. 11:5, Zu) Im Süden des Landes welches Volkes befindet sich der „König des Südens“, und im Norden des Gebietes welches Volkes befindet sich der „König des Nordens“? Südlich und nördlich des Volkes Daniels, das zur Zeit, in der Daniel diese Vision hatte, von Babylon befreit und in das Land Juda zurückgekehrt war.
18. In welcher Person erschien damals der in Daniel 11:5 erwähnte „König des Südens“, und welches Herrschergeschlecht gründete er?
18 In welcher Person erschien denn der in Daniel 11:5 erwähnte „König des Südens“? In der Person eines der „Fürsten“ oder Heerobersten Alexanders des Großen, nämlich des Ptolemäos I., des Sohnes des Lagos. Er gehörte in der Tat zu den acht Leibwächtern Alexanders. Er war als Satrap über Ägypten gesetzt worden, nahm aber im Jahre 306 v. Chr., gleich dem einäugigen Feldherrn Antigonos, den Königstitel an. Er war der erste der dreizehn oder vierzehn über Ägypten herrschenden mazedonischen Könige oder Pharaonen. Wie es der Name besagt, gründete er das ptolemäische Herrschergeschlecht in Ägypten. Ungefähr im Jahre 312 v. Chr. nahm er Jerusalem an einem Sabbattage ein. Er überredete viele Juden, als Kolonisten nach dem südlich gelegenen Ägypten zu kommen, und so entstand in Alexandria eine jüdische Kolonie. Ihm und seinem Sohn und Nachfolger ist zum Teil die Gründung der berühmten Bibliothek und des Museums in Alexandria zu verdanken. Die jüdische Provinz Judäa blieb unter der Gewalt des ptolemäischen Ägypten oder des „Königs des Südens“, bis der „König des Nordens“ sie im Jahre 198 v. Chr. übernahm. Ptolemäos I. drang mehrmals in das syrische Gebiet des Königs Seleukos ein.
19. Wer war der Fürst, der ‚gegen ihn stark wurde‘, und welche Rolle spielten er und seine Nachfolger?
19 Wer ist nun der andere Fürst oder Heeroberste Alexanders, von dem der Engel sagte, er werde „gegen ihn stark werden“ und dessen Reich eine „große Herrschaft“ sein werde? Dieser ist der Feldherr Seleukos Nikator, der nun die Rolle „des Königs des Nordens“ übernimmt. Nach seinem Tode folgte ihm sein Sohn Anti̱ochos I. (Soter oder Retter). Dieser König wird in der Prophezeiung des Engels nicht erwähnt, weil er nicht im Kampfe gegen den „König des Südens“ starb, sondern im Kampfe gegen die „Galater“ in Kleinasien. Sein Nachfolger war sein Sohn Anti̱ochos II., der den Beinamen Theos oder „Gott“ erhielt. Dieser heiratete eine Frau namens Laodike, und den ältesten Sohn, den er von ihr hatte, nannte er nach seinem Großvater Seleukos.
20. Wer war die Tochter dieses „Königs des Südens“, und welche Übersetzung entstand durch seine Veranlassung?
20 Doch was soll das nun heißen? Der Engel berichtet: „Und nach Verlauf von Jahren werden sie sich verbünden; und die Tochter des Königs des Südens wird zu dem König des Nordens kommen, um einen Ausgleich zu bewirken. Aber sie wird die Kraft des [ihres] Armes nicht behalten, und er wird nicht bestehen noch sein Arm; und sie wird dahingegeben werden, sie, und die sie eingeführt haben, und der sie gezeugt, und der sie in jenen Zeiten unterstützt [sich seiner Zeit als Gattin zugesellt, Me] hat.“ (Dan. 11:6) Wer ist diese „Tochter des Königs des Südens“? Es ist Berenike, die Tochter Ptolemäos’ II. (Philadelphos) von Ägypten. Nach der Überlieferung war dieser ägyptische König seinen jüdischen Untertanen gewogen und veranlaßte, daß mit der Übersetzung der inspirierten Hebräischen Schriften ins Griechische begonnen wurde, was schließlich zur Entstehung der berühmten griechischen Septuaginta-Übersetzung führte, die die griechisch sprechenden Christen im ersten Jahrhundert benutzten.
21. Wozu kam es auf Grund der Übereinkunft oder des Ausgleichs mit dieser Tochter des Südkönigs, und was hatte dies zur Folge?
21 König Ptolemäos II. führte gegen den syrischen „König des Nordens“, Anti̱ochos II. (Theo̱s), zwei Kriege. Im Jahre 250 v. Chr. trafen die beiden Könige ein Friedensabkommen. Als Preis dieses Bündnisses oder „Ausgleichs“ mußte der syrische König des Nordens, Anti̱ochos II., Berenike, die Tochter des Königs Ptolemäos II., heiraten. Anti̱ochos II. war jedoch bereits mit Laodike verheiratet, die er nun entlassen mußte, um die Ägypterin Berenike zu heiraten. Berenike schenkte Anti̱ochos II. von Syrien einen Sohn, der den Thron des Nordkönigs erben sollte, wodurch die Söhne seiner ersten Frau, Laodike, ausgeschaltet wurden.
22. Inwiefern war Berenikes „Arm“ nicht von Bestand, und wie wurden sie und jene, die sie „eingeführt“ hatten, sowie der, welcher sie gezeugt hatte, „dahingegeben“?
22 Berenikes „Arm“ oder stützende Macht war ihr Vater, König Ptolemäos II. Als dieser dann im Jahre 246/247 v. Chr. starb, behielt Berenike bei ihrem Gatten, dem König Anti̱ochos II. von Syrien, „die Kraft des [ihres] Armes“ nicht. Anti̱ochos II. verstieß sie und nahm seine erste Frau, Laodike, zurück, ja er ernannte deren ältesten Sohn, Seleukos Kallinikos, zu seinem Nachfolger auf dem syrischen Thron. Damit brach, wie es in der Prophezeiung vorausgesagt worden war, das Unheil über alle herein, die mit Berenike in Verbindung gestanden hatten. Nicht nur ihr Vater, „ihr Arm“, lebte nicht mehr, sondern auch dessen „Nachkomme“, nämlich sie selbst, blieb nicht am Leben. Sie wurde samt ihrem unmündigen Sohn auf Anstiften der Laodike ermordet. Und jene, die sie ‚eingeführt‘ hatten — wahrscheinlich ihre Diener, die sie von Ägypten nach Syrien gebracht hatten —, mußten ebenfalls leiden. Doch Laodike gab sich damit noch nicht zufrieden. Sie soll, wie es heißt, zweifellos Anti̱ochos II. (Theo̱s), der sie zurückgeholt hatte, vergiftet haben. Welches Ende für einen „Gott“! Sie wollte dadurch offenbar verhindern, daß sie von ihm ein zweitesmal geschieden würde. So starben denn beide, Berenikes Vater, der sie gezeugt hatte, und auch ihr syrischer Gemahl, dessen Gattin sie eine Zeitlang gewesen war. Demzufolge bestieg Laodikes ältester Sohn, Seleukos II., als rechtmäßiger Nachfolger seines Vaters den syrischen Thron. Doch das trug bestimmt nicht zur Festigung des Friedens bei.
23. Wer waren — bildlich gesprochen — Berenikes „Wurzeln“?
23 Daß diese Sache noch ein Nachspiel haben würde, sagte der Engel mit folgenden Worten voraus: „Doch einer von den Schößlingen ihrer Wurzeln wird an seiner Statt aufstehen; und er wird gegen die Heeresmacht kommen und wird in die Festungen des Königs des Nordens eindringen und mit ihnen nach Gutdünken verfahren, und wird siegen.“ (Dan. 11:7) Berenikes „Wurzeln“ waren natürlich ihre Eltern, Ptolemäos II. (Philadelphos) und dessen Schwestergattin Arsinoë.
24. Wie stand „einer von den Schößlingen ihrer Wurzeln“ auf, drang in die Festung des Nordkönigs ein und gewann über jene, die sich dort befanden, die Oberhand?
24 Der besondere ‚Schößling ihrer Wurzeln‘, der an ihres Vaters Statt aufstand, war ihr Bruder, der nun als Ptolemäos III., mit dem Beinamen Euergetes („Wohltäter“), „König des Südens“ wurde. Er begann ‚aufzustehen‘, als er beim Tode seines Vaters die Königsmacht übernahm. Er machte sich unverzüglich daran, die Ermordung seiner Schwester Berenike an der syrischen Hauptstadt Antiochien zu rächen. Daher zog er mit einem Heer gegen den syrischen König Seleukos II. Kallinikos, der auf Anstiften von Laodike, seiner Mutter, Berenike und deren unmündigen Sohn umgebracht hatte. Ptolemäos III. drang in die Festung des Nordkönigs ein und brachte die Königinmutter Laodike um. Er überrannte Syrien, nahm den befestigten Teil der Hauptstadt Antiochien sowie ihre Hafenstadt, Seleukia, ein. Danach zog er ostwärts durch das ‚große Reich‘ des Königs des Nordens, plünderte Babylonien und Susa und setzte seinen Marsch nach Osten bis an die Grenzen Indiens fort. Dadurch wurde der mörderische Seleukos II. gezwungen, seinen Thron in Syrien aufzugeben.
25. Wie tilgte er eine religiöse Schmach, und welchen Namen erlangte er dadurch?
25 Daß der König des Südens auch eine religiöse Schmach tilgen werde, wurde durch den Engel Jehovas vorhergesagt. „Und auch wird er ihre Götter samt ihren gegossenen Bildern, samt ihren kostbaren Geräten, Silber und Gold [von Silber und Gold, Me], nach Ägypten in die Gefangenschaft führen; und er wird einige Jahre abstehen von dem König des Nordens.“ (Dan. 11:8, Fußnote) Mehr als zweihundert Jahre früher, in den Tagen des Pharao Psammetich III., hatte Kambyses, der König von Persien (der vierten Weltmacht), Ägypten erobert und die erbeuteten Götter der Ägypter, „ihre gegossenen Bilder“, im Triumphzuge nach Hause geführt. Als nun Ptolemäos III., der siegreiche König des Südens, Susa, die ehemalige königliche Hauptstadt Persiens, plünderte, fand er diese weggeführten Götter des alten Ägypten wieder und nahm sie sozusagen gefangen, indem er sie den Tempelräubern wegnahm und sie in ihre Heimat zurückbrachte. Dafür erhielt er von den dankbaren Ägyptern den Namen Euergetes oder Wohltäter.
26. Weshalb ‚stand er einige Jahre vom König des Nordens ab‘, und was brachte er mit nach Hause?
26 Innere Unruhen drunten im Süden, in Ägypten, riefen den erobernden Ptolemäos III. in das Land am Nil zurück. Dadurch, daß er gezwungen war, einen Aufstand in seinem eigenen Lande zu unterdrücken, konnte er seine Erfolge über den König des Nordens nicht richtig ausnutzen. Er stand deshalb davon ab, dem König des Nordens weiteren Schaden zuzufügen. Außer den gestohlenen ägyptischen Göttern brachte Ptolemäos III. nicht weniger als 2500 ‚kostbare Geräte von Silber und Gold‘ als Kriegsbeute zurück. Ob er im Jahre 221 v. Chr. eines natürlichen Todes oder durch die Hand eines Mörders starb, ist nicht bekannt. Die Geschichtsberichte stimmen in dieser Frage nicht überein. Aber er überlebte jedenfalls den syrischen König Seleukos II., an dem er sich gerächt hatte.
27. Warum kehrte der König des Nordens, nachdem er in das Reich des Südkönigs gekommen war, wieder zurück?
27 Wie nutzte nun der König des Nordens diese Situation aus? Der Engel sagte es voraus: „Und dieser wird in das Reich des Königs des Südens kommen, aber in sein Land zurückkehren.“ (Dan. 11:9) Der gedemütigte Seleukos II. schlug nun vergeltend zurück. Er zog südwärts und kam in das Gebiet des Südkönigs, erlitt aber eine Niederlage. Nach einer unrühmlichen Flucht mußte er sich im Jahre 242 v. Chr. mit einem kleinen Überrest seines Heeres in seine syrische Hauptstadt Antiochien zurückziehen. Sein Beiname Kallinikos, „der glorreiche Sieger“, erwies sich als unzutreffend. Er starb noch vor seinem Demütiger, Ptolemäos III. von Ägypten, und sein Sohn Seleukos III., mit dem Beinamen Keraunos („Donnerkeil“), folgte ihm auf den Thron, dessen Herrschaft jedoch durch Meuchelmord schon nach weniger als drei Jahren ein Ende fand. Sein Bruder folgte ihm als Anti̱ochos III. auf den syrischen Thron und wurde „der Große“ genannt.
28, 29. (a) Was geschah mit dem älteren Sohne jenes Königs des Nordens? (b) Wie kam der jüngere Sohn, überflutete, kam wieder und führte Krieg?
28 Über diese beiden Söhne des syrischen Königs Seleukos II. Kallinikos hatte der Engel folgendes prophezeit: „Aber seine Söhne werden sich zum Kriege rüsten und eine Menge großer Heere zusammenbringen; und er wird kommen und überschwemmen und überfluten; und er wird wiederkommen und wird Krieg führen bis zu seiner [dessen, Me] Festung.“ — Dan. 11:10, Fußnote.
29 Der eine Sohn, Seleukos III. (Keraunos), fiel während eines Feldzuges nach Westen in Kleinasien einem Meuchelmord zum Opfer. Sein Bruder, der andere Sohn, nämlich Anti̱ochos III., der Große, sammelte große Streitkräfte, um einen Angriff auf das Königreich des Südkönigs zu unternehmen, auf dessen Thron nun Ptolemäos IV., mit dem Beinamen Philopator, saß. Der neue König des Nordens, Anti̱ochos III., verfeindete sich schließlich mit der aufsteigenden römischen Macht. Doch zunächst nahm er mit Hilfe seiner Streitkräfte die von den Ägyptern eingenommenen Gebiete wieder in Besitz. Er eroberte die Hafenstadt Seleukia zurück, ferner die Provinz Kölesyrien (hohles Syrien), die Küstenstädte Tyrus und Ptolemais sowie verschiedene Nachbarstädte. Das erst ägyptische Heer, das Ptolemäos IV. gegen ihn aussandte, schlug er in die Flucht. Er nahm auch viele Städte der Provinz Judäa in Palästina ein. Den Winter brachte der siegreiche Anti̱ochos III. mit seinen 60 000 Kriegern in seinem Winterlager in Ptolemais zu, das ungefähr 40 Kilometer südlich von Tyrus lag. Im darauffolgenden Frühjahr, 217 v. Chr., ‚kam er wieder und führte Krieg bis zu dessen Festung‘.
(Fortsetzung folgt)
[Fußnoten]
a Siehe die Karte der hellenistischen Reiche des Nordens und des Südens auf Seite 9.
[Karte auf Seite 9]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Hellenistische Reiche des Nordens und des Südens (312-30 v. Chr.)
Grenzen ---
Orte °
MASSSTAB IN KILOMETERN
0
800
(MITTELMEER)
MAZEDONISCHES REICH
Pella
Thermopylen
GRIECHENLAND
Acarnanien
Chalcis
Athen
Borotien
Sparta
KRETA
ZYPERN
THRAZIEN
Byzanz
Lysimachia
(Schwarzes Meer)
SELEUKIDEN REICH
BITHYNIEN
Ilian
Pergamon
Sardis
Ephesus
Magnesia
CILICIEN
TAURUS
Tarsus
Seleucia
Antiochia
Tadmor (Palmyra)
Damaskus
Byblos
Sidon
Tyrus
Ptolemais
Jerusalem
Gaza
PTOLEMÄER REICH
ÄGYPTEN
Nil
Alexandria
Memphis
LIBYEN
Rotes Meer
ARABIEN
Elath
ARMENIEN
PONTOS
Tigris
MESOPOTAMIEN
Euphrat
Babylon
BABYLONIEN
(Persischer Golf)
PERSIS
Susa
ELAM
Persepolis
KARMANIEN
GEDROSIEN
MEDIEN
Gaugamela
Ekbatana
PARTHIEN
HYRKANIEN
Hecatompylus
ARIA
SOGDIANA
BAKTRIEN
DRANGIANA
ARACHOSIEN
(Indus)
(Dschllam)
(Tschinab)
(Ravi)
(Satledsch)
ASIEN
(KASPISCHES MEER)