Jesus, der „Gegenstand der Feindseligkeit“, tritt für Jehova als den wahren Gott ein (1. Teil)
„Betrachtet genau den, der von Sündern gegen deren eigene Interessen einen derartigen Widerspruch erduldet hat.“ — Hebr. 12:3.
1. Wieso kann gesagt werden, Jesus sei in der Erfüllung des Hiobdramas im kleinen der größere Hiob?
DER Name Hiob bedeutet „Gegenstand der Feindseligkeit“.a Daß Hiob tatsächlich ein Gegenstand der Feindseligkeit war, bewiesen die Prüfungen, die Satan und seine unter babylonischem Einfluß stehenden religiösen Freunde über ihn brachten. Wie wir nun sehen werden, war das Ganze ein prophetisches Drama, dessen Einzelheiten sich im kleinen an Jesus Christus, dem größeren Hiob, erfüllten. Bevor wir aber auf eine nähere Betrachtung der vielen aufschlußreichen Punkte eingehen, ist es angebracht, einen kurzen geschichtlichen Überblick über die religiöse Entwicklung zu geben, die in den fünf Jahrhunderten vor der Zeit Jesu in Palästina und dessen heidnischen Nachbarländern vor sich ging. In diesen 500 Jahren kamen unter dem Einfluß Satans verschiedene verfeinerte Formen der Religion und verwirrende Lehren auf, die den verheißenen „Samen“ vor die schwerste Prüfung stellen sollten, wenn er auf der Erde erscheinen würde. (1. Mose 3:15) Wie wir jedoch sehen werden, war der vollkommene Mensch Jesus bereit und auch imstande, der größere Hiob oder „Gegenstand der Feindseligkeit“ zu sein. Damit Jehova als der höchste Gott gerechtfertigt und dadurch die alte Streitfrage richtig entschieden werde, erduldete Jesus den Widerspruch von Sündern. — Hebr. 12:3.
DER RELIGIÖSE RAHMEN FÜR DIE TÄTIGKEIT JESU ENTSTEHT
2, 3. (a) Wie entstanden schließlich zwei jüdische Gruppen, eine babylonische und eine palästinische? (b) Auf welche Weise gelangte die jüdische Religion in andere Länder, und was bildete den Mittelpunkt des religiösen Lebens der Juden?
2 Bibel und Weltgeschichte zeigen, daß im Jahre 537 v. u. Z. und danach nur ein kleiner Teil der Juden, die in den Jahren 607—537 v. u. Z. in der Babylonischen Gefangenschaft gewesen waren, nach Jerusalem zurückkehrten, um unter der Führung Serubbabels die wahre Gottesanbetung wiederherzustellen und den Tempel wieder aufzubauen. (Esra 2:1, 2) Einige Jahre später leistete Nehemia durch den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems seinen Beitrag zu diesem Werk (Neh. 7:1), und Esra beteiligte sich daran, indem er Priester einsetzte, die in dem wiederhergestellten Tempel ihren täglichen Dienst verrichteten (Esra 7:1-7) Esra war auch führend in der Anfertigung und der ausgedehnten Verbreitung vieler zuverlässiger Abschriften der heiligen Hebräischen Schriften. Die meisten der weggeführten Juden zogen es jedoch vor, in Babylonien zu bleiben, wo sie materiell gut gestellt waren, aber über das ganze Land zerstreut wohnten.b Diese in Babylon zurückgebliebenen Juden setzten eine Form der wahren Religion Abrahams, des Moses und der Propheten fort, die als „Hebräismus“ bezeichnet werden könnte.
3 Vom 5. Jahrhundert v. u. Z. an begannen viele babylonische und palästinische Juden Handel zu treiben. Sie ließen sich mit ihren Angehörigen und Verwandten in bestimmten Gebieten großer heidnischer Städte in ganz Mesopotamien, Ägypten, Griechenland, Rom und schließlich rings um das Mittelmeer nieder. Auf diese Weise entstanden fast in der ganzen damaligen zivilisierten Welt Judenviertel, wie wir sie heute kennen. Diese Juden brachten ihre hebräische Religion — die Gewohnheit, sich ohne Tempelriten oder Opfer zum Gebet und zur Belehrung zu versammeln — mit. Ein einfacher Versammlungsraum war der Mittelpunkt ihres religiösen Lebens. Anfänglich nannte man diesen Mittelpunkt Beth ha-keneseth (Gebetshaus) oder Beth ha-Midrasch (Lehrhaus).c Unter griechischem Einfluß bezeichnete man diese Gebäude später als Synagogen.d
4. Welches Ausmaß nahm die Ausbreitung der jüdischen Religion an, durch die der Rahmen für die Tätigkeit Jesu entstand?
4 Auf diese Weise „exportierten“ die Juden gewissermaßen ihre Religion nach den Ländern der sich ausdehnenden Heidenwelt. Mit der Zeit übertrafen diese jüdischen „Kolonien“ außerhalb Palästinas die Bevölkerung ihres jüdischen Heimatlandes an Zahl bei weitem und wurden als die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Juden oder die Juden, „die überall zerstreut sind“, bekannt. (Jak. 1:1) Durch das hervorragende Missionswerk, das die Juden jahrhundertelang durchführten, trugen sie ihre Religion zu den Heiden. „Die Synagogen zogen Hunderttausende von Konvertiten an“, schreibt Josephus, die dann zu Proselyten gemacht wurden.e (Matth. 23:15) Einmal in drei Jahren wallfahrteten die männlichen Juden und Proselyten nach Jerusalem, um den Festen beizuwohnen.f Josephus berichtet, daß bei einem einzigen Passah dort mindestens 2 700 000 Männer versammelt gewesen seien.g Philo, ein gräzisierter Jude, schreibt in diesem Zusammenhang, Jerusalem sei die Hauptstadt „nicht nur e i n e r Nation, sondern aller Nationen“.h Das alles läßt uns erkennen, welches Ausmaß die Ausbreitung der jüdischen Religion angenommen hatte, durch die der Rahmen für die Tätigkeit Jesu, der als „Gegenstand der Feindseligkeit“ dienen sollte, entstand.
HELLENISTISCHE EINFLÜSSE AUF DAS FLEISCH
5, 6. (a) Was ist unter Hellenismus zu verstehen? (b) Wie wurde er gewissermaßen nach Palästina „exportiert“? (c) Welchen auf das Fleisch einwirkenden Einflüssen waren die Juden ausgesetzt, und wirkte sich das auch auf ihre Religion aus?
5 Betrachten wir zunächst einmal, wie diese vorchristliche Religion der Juden entweder direkt durch die Babylonische Gefangenschaft oder aber durch den heimlich wirkenden Einfluß der orientalisierten Griechen allmählich mit orientalischem oder babylonischem religiösem Gedankengut durchsetzt wurde. Da die Griechen früher als Hellenen bezeichnet wurden, nannte man ihre Kultur und ihr religiöses Brauchtum schließlich Hellenismus. Die vielen alten griechischen Philosophen waren in Wirklichkeit „Propheten“ des Hellenismus, und ihre unterschiedlichen Gedankenrichtungen waren im Grunde nichts anderes als verschiedene Sekten des heidnischen Hellenismus. Die vielen Sekten des Hellenismus förderten Dinge, die „die Begierde des Fleisches“ befriedigten (1. Joh. 2:16) und deshalb den Heiden gefielen, zum Beispiel die Kunst, die Musik, den Tanz, Leibesübungen, Spiele, eine sinnliche Lebensweise, die Suche nach dem Glück im Fleische, den Materialismus, den Glauben an die Unsterblichkeit der Menschenseele und die Anbetung eines Pantheons oder einer Menge von Göttern. Als die Griechen unter dem gräzisierten Alexander dem Großen die damalige Welt eroberten, „vertrieben sie die Bevölkerung der unterworfenen Länder nicht, wie es die Eroberer aus dem Osten getan hatten, sondern brachten ihr eigenes Volkstum zu ihr“.i Wie die Juden, so „exportierten“ auch die Griechen ihre Kultur nach allen Ländern. Zufolge dieser Politik Alexanders und seiner Nachfolger entstanden zum Beispiel mitten in Judäa zehn griechische Städte, die als die Dekapolis (zehn Städte) bekannt wurden. (Matth. 4:25; Mark. 5:20; 7:31) Dadurch wollte man das Zusammengehörigkeitsgefühl der Juden zerstören. Es entwickelte sich eine Atmosphäre oder ein weltlicher Geist, der von verführerischen hellenistischen Einflüssen durchsetzt war. (1. Kor. 2:12) Für die jüdische Jugend waren diese Städte nicht nur der Schauplatz athletischer Spiele, sondern sie lockten auch durch ihre Gepflegtheit, durch ihre Vornehmheit, ihre Kultur und ihre schönen Bauten.j Auf diese Weise drangen griechische Sitten, griechische Wörter und griechische Ansichten in Palästina ein.
6 Diese Formen der hellenistischen Kultur und Religion waren jedoch durch Alexanders Eroberung des ganzen Persischen Reiches bereits mit orientalischen oder babylonischen Ansichten vermischt worden.k „Als [der Hellenismus] mit orientalischem Gedankengut vermischt wurde, entartete er zu einem von Sinnlichkeit und Rationalismus beherrschten Zwitterding.“l Von den palästinischen und den in der Zerstreuung lebenden Juden wird gesagt: „Langsam, aber sicher begannen die Juden die religiösen Ansichten ihrer Umwelt anzunehmen und die Heilige Schrift unter dem Einfluß dieser Ansichten zu betrachten.“a Demzufolge kam der nun als Judaismus bekannte frühere Hebräismus immer mehr unter den Einfluß der falschen Religion, und es wurden ihm ständig neue Überlieferungen und nichtbiblische Vorschriften hinzugefügt. (Gal. 1:13; Mark. 7:13) Betrachten wir zunächst die Beweise dafür, daß der Judaismus allmählich immer mehr babylonisches Gedankengut in sich aufnahm und dann in den Tagen Jesu in verschiedene Sekten gespalten war.
DIE JUDEN ÜBERNEHMEN BABYLONISCHES GEDANKENGUT
7. Welche Bezeichnung gebrauchten die Babylonier für ihren Gott?
7 Beachten wir als erstes, daß Marduk (Merodak), der Gott Babylons, als „das Haupt der Götter, der älteste“, der Hauptgott Babylons, bezeichnet wurde. (Jer. 50:2)b Marduks Geschichte geht bis auf Nimrod zurück. „Nimrod ... Die Verbindung, die man jedoch am ehesten gelten lassen kann, ist jene zu Marduk, der Hauptgottheit Babylons. Wahrscheinlich ist dieser der Begründer seiner Geschichte, so, wie Assur, die Gottheit Assyriens, ... als der Begründer Assyriens erscheint.“c Wie bei den alten heidnischen Kanaanitern, so war es auch in Babylon lange vor der Zeit Jesajas, der im 8. Jahrhundert v. u. Z. lebte (Jes. 46:1), üblich geworden, den großen heidnischen Gott Marduk (Merodak) lediglich mit dem allgemeinen Titel „Herr“ oder als Baal zu bezeichnen. (Ri. 2:11-13) „Marduk ... ist der Gott der Stadt Babylon ... und sein Tempel dort wurde E-sagila genannt ... Sein Eigenname wurde später allmählich durch den Gattungsnamen Belu, ‚Herr‘, ersetzt, und so nannte man ihn schließlich allgemein [mit dem Titel] Bel.“d — Jer. 51:44.
8. Wurden die Juden von der oben erwähnten babylonischen Sitte, für ihren Gott nur einen Titel zu verwenden, beeinflußt?
8 Bekanntlich kam bei den Juden nach der Babylonischen Gefangenschaft eine ähnliche Sitte auf. Auch sie verwandten für Jehova, ihren Gott, nicht mehr dessen Eigennamen, sondern nur noch den Titel „Herr“ (Adonai). Ja, in den von Babylon stark beeinflußten Jahrhunderten vor der Zeit Jesu ersetzten die jüdischen Sopherim in dem Text der Hebräischen Schriften Jehova (יהוה) sogar an 134 Stellen mit Herr (אדני), um diese im Zeichen des Abfalls aufgekommene oder durch Sibboleth gekennzeichnete Sitte zu fördern.e Das zeigt, auf welch schlaue Weise es Satan gelang, die Juden unter dem Einfluß des Judaismus zu veranlassen, dieses Sibboleth oder diese babylonische Sitte, Gott nur mit einem Titel zu bezeichnen, zu übernehmen und den Namen ihres wahren Gottes ebenfalls nicht mehr auszusprechen. Da sie ihn nun nicht mehr Jehova nannten, sondern seinen Namen durch den abstrakten Titel Herr ersetzten, ging das innige, persönliche Verhältnis, das sie zu ihm gehabt hatten, verloren.
9, 10. (a) Auf welch ehrfürchtige Weise verwandten die wahren Anbeter Jehovas die Bezeichnung Herr, wenn sie von ihrem Gott sprachen? (b) Welchen Ausdruck gebrauchte Nebukadnezar, als er Jehova als den höchsten Gott anerkannte?
9 Sooft die wahren Anbeter Jehovas der alten Zeit — von Abraham bis zu den Propheten — ihren Gott als Herr (Adonai) bezeichneten, fügten sie dieser Bezeichnung den göttlichen Namen hinzu.f Gebrauchten sie für ihn die Bezeichnung Herr (Adonai oder Adon) allein, das heißt ohne „Jehova“, so taten sie es in Verbindung mit seiner Überlegenheit gegenüber anderen, heidnischen, sogenannten Herren oder Göttern (5. Mose 10:17; Josua 3:11, 13), oder sie bezeichneten ihn als ha-adon, als den wahren Herrn.g Jesaja verwandte die richtige oder die Schibboleth-Bezeichnung, als er sagte: „Jehova, unser Gott, über uns haben Herren [adoním] geherrscht [haben als Herren gehandelt, denen wir gehörten (baalúnu), NW] außer dir; durch dich allein gedenken wir deines Namens.“ — Jes. 26:13.
10 Auch verwandten die Babylonier für ihren Hauptgott ebensowenig wie die übrigen Heiden die jeden anderen Gott ausschließende Bezeichnung, die „der wahre Gott“ bedeutet, wie das die aufrichtigen hebräischen Anbeter Jehovas taten, die von ihrem Gott als von ha-elohim sprachen. Als Nebukadnezar gezwungenermaßen Jehova, den Gott der Hebräer, als den wahren Gott anerkannte, gebrauchte er nicht den hebräischen Ausdruck ha-elohim, sondern lediglich den aramäischen Ausdruck elaha (determinativ), Gott. — Dan. 3:28, 29.
11. Führe weitere Beweise dafür an, daß die Juden babylonisches religiöses Gedankengut übernahmen.
11 Zu der babylonischen „Vorstellung von Götterdreiheiten“ kamen die Juden unter ägyptischem Einfluß.h Den Glauben „an die Unsterblichkeit der Seele“ übernahmen sie von den Babyloniern und den Griechen. „Im zweiten Jahrhundert [v. u. Z.] nahmen die palästinischen und die alexandrinischen Juden die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele an.“i Das führte im zweiten Jahrhundert auch zum Glauben an die „Auferstehung des Leibes“, in dem dann, wie sie dachten, die unsterbliche Seele weiterhin wohnen würde.j So stützt zum Beispiel das zu den Apokryphen gehörende Buch Die Weisheit Salomos, das vor den Tagen Jesu von einem Juden geschrieben wurde, die Lehre des griechischen Philosophen Plato von der Trennung von Leib und Seele. (1:4; 9:15) Es vertritt die griechische Auffassung von der Prädestination, nach der die Seele, die angeblich vorher existiert, in den Leib hineingelangen soll. (8:19, 20, KFB) Künftiges Leben soll nicht durch den Messias, sondern durch die Weisheit kommen. (8:13) Der Mensch soll zur Unvergänglichkeit und Unsterblichkeit geschaffen worden sein. (2:23; 6:19; 12:1) Die griechischen Ansichten, daß der Hades ein Ort sei, an dem ungerechte Seelen leiden (1:14; 2:1), und daß es für den Menschen gut sei, das Leben jetzt zu genießen, werden vertreten. — 2:7-9.
SEKTIERERISCHE INTERESSENGRUPPEN DER JUDEN
12—14. Beschreibe eine der drei in diesen Absätzen erwähnten jüdischen Interessengruppen.
12 Die Annahme oder Verwerfung der verschiedenen unklaren Glaubensansichten der Heidenwelt führte im Judaismus zu Spaltungen und zur Bildung mehrerer Sekten. Diese Sekten entwickelten sich nicht nur zu religiösen, sondern auch zu politischen Interessengruppen. In dieser Epoche entstand die Sekte der Sadduzäer. Die Sadduzäer, „zu denen ein großer Teil der Priesterkaste gehörte, hatten die Anschauungen der früheren Hellenisten übernommen ... Sie waren vorwiegend Materialisten; sie teilten die Messiaserwartung des Volkes nicht und stützten sich auf die Vernunft; ihr Selbstvertrauen, die Strenge, mit der sie auf die genaue Befolgung des rabbinischen Gesetzes drangen, und ihre Ablehnung der Auferstehung verrieten den Geist der Stoa [einer griechischen Philosophenschule]“.k
13 Die Sekte der Essener teilte die Ansichten der hellenistischen Puritaner, die mit Pythagoras „nicht nur an die dualistische Lehre von Leib und Seele [glaubten], sondern auch körperliche Reinheit anstrebten, rituelle Waschungen vornahmen, Blutopfer ablehnten und die Ehelosigkeit befürworteten [ja sogar Eunuchen wurden]“.l
14 Die Schriftgelehrten bildeten ebenfalls so etwas wie eine Sekte oder Partei. Früher waren sie mit den chasidim (Frommen) verbunden. Sie waren strenge Befürworter des mosaischen Gesetzes, ja die kundigen Erklärer desselben. Der griechischen Sprache und dem griechischen Gedankengut waren sie größtenteils feind.a
15—17. Führe einige interessante Einzelheiten über drei weitere jüdische Interessengruppen an.
15 Eine weitere Sekte, die in dieser vorchristlichen Zeit aufkam, war die der Pharisäer, die sich unter sich chaberim, das heißt „Nächste“, nannten. Die Behauptung, Nächste zu sein, „stärkte die Macht, die sie [die Pharisäer] durch ihren Einfluß auf das Volk hatten“.b Diese Tatsache erhöht übrigens auch die Bedeutung des Gleichnisses vom „guten Samariter“, das Jesus zu den Pharisäern sprach und in dem er die Frage stellte: „Wer von diesen dreien hat sich ... als Nächster des Mannes erwiesen, der unter die Räuber fiel?“ (Luk. 10:25-37) Die Pharisäer hielten sich streng an die vielen jüdischen Überlieferungen, die dem mosaischen Gesetz hinzugefügt worden waren. Sie glaubten an Engel und Geister und an eine „Auferstehung des Leibes“.c (Apg. 23:6-8) Sie lehrten ferner, daß Menschenseelen unsterblich seien und die Bösen in einem Hades leiden müßten. Josephus bestätigt diese Tatsache. Er schreibt: „Die Seelen sind nach ihrer [der Pharisäer] Ansicht alle unsterblich, aber nur die der Guten gehen nach dem Tode in einen anderen Leib über, während die der Bösen ewiger Strafe anheimfallen.“d
16 Eine weitere Interessengruppe wurde Herodianer oder Parteianhänger des Herodes genannt. (Matth. 22:16) Es handelte sich dabei um eine nationalistische Partei, die die politischen Ziele des den Römern unterstellten Herodianischen Herrscherhauses förderte.e
17 Als letzte Interessengruppe wäre noch der als höchstes Gericht amtende Sanhedrin zu erwähnen. Er setzte sich aus den Priestern und den Führern der genannten Sekten und Parteien zusammen. Das waren also die sektiererischen Interessengruppen, die es zur Zeit der öffentlichen Tätigkeit Jesu gab. Nachdem wir nun diese Interessengruppen kennengelernt haben, fragen wir uns: „Wie spielte sich das Hiobdrama in größerem Rahmen in den Tagen Jesu ab?“ Diese Frage werden wir in der folgenden Wachtturm-Ausgabe besprechen.
[Fußnoten]
b Hellenism (1919), Norman Bentwich, The Jewish Publication Society of America, S. 18.
c Ebd., S. 19.
d Ebd., S. 117.
e Ebd., S. 143.
f Ebd., S. 41, 115.
g Geschichte des Jüdischen Krieges, Flavius Josephus, 6. Buch, 9. Kapitel.
h Hellenism (1919), Norman Bentwich, S. 41.
i Hellenism (1919), Norman Bentwich, S. 45.
j Ebd., S. 49.
k Ebd., S. 80, 83.
l Ebd., S. 55.
a Ebd., S. 129.
b Cyclopædia of Biblical, Theological and Ecclesiastical Literature, John M’Clintock und James Strong (1891), Band 6, S. 118.
c The International Standard Bible Encyclopaedia (Abk. ISBE), S. 2147.
d Ebd., S. 371.
e NW, Anhang, S. 1452, 1453.
f 1. Mose 15:2, 8; 5. Mose 3:24; 9:26; 2. Sam. 7:18, 19, 20, 28, 29; 1. Kö. 2:26; 8:53; Neh. 8:10; 10:29; Ps. 8:1, 9; Jes. 51:22.
g NW, Anhang, S. 1453, 1454.
h Hellenism (1919), Norman Bentwich, S. 65.
i Ebd., S. 149.
j Ebd., S. 150.
k Hellenism (1919), Norman Bentwich, S. 103, 104.
l Ebd., S. 108.
a Ebd., S. 93.
b ISBE, S. 2361.
c Hellenism (1919), Norman Bentwich, S. 150.
d ISBE, S. 2363; Wachtturm, 1953, S. 590.
e Ebd., S. 1383.