„Dein Wille geschehe auf Erden“ (11. Teil)
Das vierte Kapitel führte uns in Übereinstimmung mit seinem Titel „Hinweise auf Gottes Königreich“ vor Augen, daß der König und Priester Melchisedek von Salem und die Könige David und Salomo von Jerusalem Jehovas gesalbten Herrscher des kommenden Reiches Gottes, Jesus Christus, prophetisch vorschatteten. Zu Anfang war Jehova Gott der unsichtbare König der Nation Israel. Er gestattete dieser Nation jedoch, sichtbare menschliche Könige als seine irdischen Vertreter auf dem „Thron Jehovas“ in Jerusalem zu haben. Wegen der Gottergebenheit, die König David an den Tag legte, schloß Jehova Gott mit ihm einen Bund für das Königreich, gemäß welchem das Königtum nie vom königlichen Hause Davids weichen sollte, bis der verheißene Same des Weibes Gottes käme, dem das Königtum für immer gehören sollte. Im Jahre 607 v. Chr. wurde das irdische Königreich zufolge der schlechten Handlungsweise der nachfolgenden Könige Israels gestürzt, um nie wieder aufgerichtet zu werden. Selbst als Jesus Christus im Triumph in Jerusalem einritt, wurde das Königreich in jener Stadt nicht wiederhergestellt. Nach seiner Auferstehung aus den Toten und kurz vor seiner Rückkehr in den Himmel wurde Jesus von seinen Jüngern gefragt, wann das Königreich wiederhergestellt werde, doch sagte er es ihnen nicht.
24. Warum warteten die Jünger Christi nicht in Jerusalem auf die Aufrichtung des Königreiches Gottes, und wie zeigt Offenbarung 12:17, daß Satan bei der Zerstörung Jerusalems nicht unter ihren Füßen zermalmt wurde?
24 Die treuen Jünger Christi blieben nicht in Jerusalem, um darauf zu warten, daß das Königreich Gottes dem Volke Israel dort wiederhergestellt werde. Sie wußten, daß der rechtmäßige Erbe des Königreiches Gottes nun zur Rechten Jehovas im Himmel saß. Von Jerusalem aus zogen sie somit umher, um für Christus Zeugnis zu geben. Im Jahre 70 n. Chr. zerstörten die römischen Heere unter General Titus Jerusalem und seinen Herodianischen Tempel. Die Christen aber, die sich noch in Jerusalem befanden, waren einige Zeit vor der schrecklichen Zerstörung aus der Stadt geflohen, die zum Untergang verurteilt war, und entgingen so dem Verderben. Sie hatten die in Luk 21:20-24 aufgezeichneten Anweisungen Jesu beachtet. Bevor all dies geschah, hatte der Apostel Paulus an die Christenversammlung in Rom geschrieben: „Der Gott, der Frieden gibt, wird Satan in kurzem unter euren Füßen zermalmen.“ (Röm. 16:20, NW) Der große Widersacher Gottes wurde aber nicht bei der Zerstörung der untreuen Stadt Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. unter ihren Füßen zermalmt; denn über fünfundzwanzig Jahre später wurden die Christen durch die Offenbarung, die dem Johannes bezüglich der ‚Dinge, die in Kürze geschehen sollen‘, gegeben wurde, davor gewarnt, daß die Urschlange Gottes „Weib“ ingrimmig verfolgen und gegen dessen geistige Kinder auf Erden — die geistigen Brüder des Herrn Jesus Christus — Krieg führen werde. — Off. 12:17, NW.
25. Was fragen wir uns heute noch bezüglich des Zermalmens der Schlange und bezüglich des Königreiches des Zermalmers der Schlange?
25 Laut der Offenbarung hörte Johannes den Ruf der Seelen treuer Christen, die um des Wortes Gottes und um des Zeugniswerkes willen, das sie durchgeführt hatten, geschlachtet worden waren: „Bis wann, souveräner Herr, heiliger und wahrhaftiger, verziehst du, zu richten und unser Blut an denen zu rächen, die auf der Erde wohnen?“ (Off. 6:9, 10, NW) Auch heute noch fragen wir: Wann wird der Same des Weibes Gottes der bösen Schlange den Kopf zermalmen? Wie lange sollte es vom Jahre 607 v. Chr. an, dem Sturz des Vorbild-Königreiches Gottes, bis zu der Zeit dauern, da Gottes himmlisches Königreich aufgerichtet wäre, indem dessen Macht dem Zermalmer der Schlange, dem Samen des Weibes Gottes, dem das Recht darauf gehört, gegeben würde?
26. Wann begann die Zeit, in der die Hauptstadt des Vorbild-Königreiches Gottes ‚zertreten‘ wurde, und wieso wissen wir, daß die Zeit des Zertretens in den Tagen, da Jesus auf Erden war, noch nicht zu Ende war?
26 Mit dem Sturz der Hauptstadt des Vorbild-Königreiches Gottes im Jahre 607 v. Chr. begann für diese die Zeit, da sie von den nichtjüdischen Nationen zertreten wurde, wobei König Nebukadnezar von Babylon den Anfang machte. Im Jahre 537 v. Chr. wurde Jerusalem von einem treuen Überrest, der aus der Verbannung aus Babylon in sein verödetes Land zurückkehrte, von neuem gegründet. Aber es wurde danach von nichtjüdischen Nationen weiterhin zertreten. Jesus sagte die Zerstörung der wiederaufgebauten Stadt Jerusalem, die in den Tagen seiner Apostel eintrat, voraus. Die römischen Heere, die sich im nahen Osten aufhielten, führten dieses Zerstörungswerk im Jahre 70 n. Chr. in wenigen Monaten durch. Jesus sagte aber, daß das Zertreten noch darüber hinaus andauern werde. Wie lange noch? Man höre seine Worte: „Dann wird im Lande große Bedrängnis sein und Zorn auf diesem Volke, und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen und gefangen unter alle Nationen geführt werden, und Jerusalem wird so lange von den Nationen zertreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ — Luk. 21:23, 24, NW.
27. Was repräsentiert jenes Jerusalem, das vom Jahre 607 v. Chr. an zertreten wurde, und was also würde das Ende der Zeit des Zertretens zu Gottes bestimmter Zeit bedeuten?
27 Das Jerusalem, das im Jahre 607 v. Chr. gestürzt wurde, repräsentierte Gottes Königreich, weil sich der vorbildliche Thron Jehovas, auf dem der Gesalbte Jehovas als sein König saß, dort befand. Ebenso repräsentierte das Jerusalem, das von den weltlichen „Nationen zertreten“ wird, das Königreich Gottes. Als Jesus selbst auf Erden war, sagte er in seiner Bergpredigt: „Schwört überhaupt nicht, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.“ (Matth. 5:34, 35, NW) Demnach würde nach dem Ende der Zeit, in der Jerusalem zertreten wird, also nach der vollständigen Erfüllung oder dem Ablauf der „bestimmten Zeiten der Nationen“, das symbolische Jerusalem, nämlich Gottes Königreich, wiedererstehen. Das würde bedeuten, daß Gottes Königtum dem großen Erben des Königs David, der im alten Jerusalem auf Jehovas Thron saß, gegeben würde. Es würde bedeuten, daß dieser Erbe die Herrschaft anträte, weil ihm gemäß dem Königreichsbund, den Jehova Gott mit dem König David geschlossen hatte, das Recht darauf gehörte.
„DIE BESTIMMTEN ZEITEN DER NATIONEN“
28. Während wie vieler „Zeiten“ sollte Jerusalem zertreten werden, und durch wessen Traum wissen wir das?
28 Es ist daher wichtig, zu wissen, wie lange diese „bestimmten Zeiten der Nationen“ dauern. Wie viele Zeiten umfassen sie? Wie lange dauert jede dieser Zeiten? In der Heiligen Schrift wird die Zahl sieben als ein Sinnbild für geistige Vollständigkeit oder Vollkommenheit gebraucht. Umfaßte Gottes vollständige Schöpfungswoche nicht sieben Tage? So läßt uns Gott durch das apokalyptische Buch Daniel wissen, daß es sich bei den bestimmten Zeiten der Nationen, während deren Verlauf Jerusalem zertreten werden sollte, um sieben oder um eine vollständige Zahl von Zeiten handelt. Er ließ König Nebukadnezar einen Traum haben, den keiner der Gelehrten, der Weisen und der religiösen Führer von Babylon deuten konnte. Schließlich wurde Daniel, der Prophet Jehovas, gerufen. Der mit Furcht erfüllte König Nebukadnezar erzählte Daniel die Einzelheiten des Traums und ermunterte ihn, sich nicht zu fürchten, die Wahrheit über die Bedeutung des Traumes gerade herauszusagen. Daniel, dem der König den Namen Beltsazar gegeben hatte, sagte:
29. Was erklärte Daniel bei seiner Deutung des Traumes zuerst?
29 „Mein Herr, der Traum gelte deinen Hassern und seine Deutung deinen Feinden! Der Baum, den du gesehen hast, der groß und stark wurde, und dessen Höhe an den Himmel reichte, und der über die ganze Erde hin gesehen wurde; und dessen Laub schön und dessen Frucht zahlreich, und an welchem Nahrung war für alle; unter welchem die Tiere des Feldes wohnten [Schatten fanden, RS], und in dessen Zweigen die Vögel des Himmels sich aufhielten: das bist du, o König, der du groß und stark geworden bist; und deine Größe wuchs und reichte bis an den Himmel, und deine Herrschaft bis an das Ende der Erde“. — Dan. 4:19-22.
30. Wovon war König Nebukadnezar damals ein Symbol, und weshalb konnten er und die ihm folgenden Nationen herrschen, ohne daß Gottes Königreich störend in ihre Herrschaft eingriff?
30 Der Traum vom Baum bezog sich in erster Linie auf den Träumenden selbst. Jehova Gott, der Allmächtige, hatte indes zugelassen, daß Nebukadnezar Babylon zu einer Weltmacht aufbaute. Die babylonische Weltmacht löste die erste und zweite Weltmacht, nämlich Ägypten und Assyrien, ab. Sie lenkte die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich und gewann deren Respekt. Nebukadnezar war daher ein Sinnbild von etwas Größerem, als er selbst war. Er war ein Sinnbild der Weltherrschaft, die er damals mit der Zulassung Gottes, des Höchsten, und in Übereinstimmung mit dessen Vorhaben ausübte. Jehova Gott hatte ihn dazu benutzt, an der untreuen Nation Juda Gottes Rache zu vollstrecken, indem er ihr Königreich stürzen ließ, wodurch die „bestimmten Zeiten der Nationen“ begannen, in denen Jerusalem von weltlichen Nationen zertreten werden sollte. Deswegen konnten Babylon und die anderen Nationen, die ihm im Laufe der „bestimmten Zeiten“ folgen sollten, ihre Herrschaft ausüben, ohne daß Jehovas Königreich irgendwie — auch nicht als Vorbild-Königreich — störend in sie eingriff. Als nationale Macht war das Vorbild-Königreich Gottes abgetan.
31. Was sollte mit dem symbolischen Baum geschehen, und wieviel Zeit sollte in Verbindung damit vergehen?
31 Daniel fuhr fort: „Und daß der König einen Wächter und Heiligen vom Himmel herniedersteigen sah, welcher sprach: Hauet den Baum um und verderbet ihn! doch seinen Wurzelstock lasset in der Erde, und zwar in Fesseln von Eisen und Erz, im Grase des Feldes; und von dem Tau des Himmels werde er benetzt, und er habe seinen Teil mit den Tieren des Feldes, bis sieben Zeiten über ihm vergehen — dies ist die Deutung, o König.“ — Dan. 4:23, 24.
32. Was veranschaulichte dies nach der einfachsten Bedeutung, und was geschah mittlerweile mit Babylons Regierungsorganisation?
32 In seinem einfachsten Sinne veranschaulicht dies, daß Nebukadnezar selbst zwar von seiner Stellung als Weltherrscher gestürzt, aber nicht vernichtet werden sollte, so daß er nie mehr hätte zur Macht zurückgelangen können. Sein „Wurzelstock“ sollte in der Erde bleiben, wurde aber für die Dauer von „sieben Zeiten“ durch Fesseln am Wachstum oder an der Ausbreitung gehindert. Mittlerweile blieb die Regierungsorganisation Babylons weiterhin in Funktion, nur daß nicht Nebukadnezar als deren Throninhaber wirkte. Möglicherweise übernahm sein Sohn Ewil-Merodak für ihn das Amt des stellvertretenden Oberhauptes.
33. Welche Weltherrschaft wurde in Wirklichkeit „umgehauen“, und wer übernahm die Herrschaft?
33 Der umgehauene Baum stellt im weiteren Sinne dar, daß die Weltherrschaft, die durch den rechtmäßigen Herrscher ausgeübt werden soll, ‚umgehauen‘ wurde. Nur Gottes Königreich hat das Recht auf die Weltherrschaft inne. Nur der gesalbte König Jehovas hat von Gott das Recht erhalten, ebenso über die ganze Erde zu herrschen, wie das Königreich Israel in den Jahren, in denen die Israeliten Gott treu waren, über das ganze Verheißene Land geherrscht hatte. Doch im Jahre 607 v. Chr. ging jenes Vorbild-Königreich Gottes unter, und der Welteroberer Nebukadnezar übernahm die Herrschaft über das ganze Verheißene Land. Zufolge dieses internationalen Wechsels wurde der Weinstock ‚von niedrigem Wuchs‘ — König Zedekia von Juda — samt den Wurzeln ausgerissen und seiner Frucht beraubt, indem die Söhne des Königs getötet wurden. (Hes. 17:5-10, 20, 21) Gottes Königreichsbund ging danach auf einen anderen Erben über.
34. Was besagte Daniels Deutung dann mit Bezug auf König Nebukadnezar?
34 Daniel setzte seine Deutung mit den Worten fort: „Dies [ist] der Beschluß des Höchsten, der über meinen Herrn, den König, kommen wird: Man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein; und man wird dir Kraut zu essen geben, wie den Rindern [Ochsen, SB], und dich vom Tau des Himmels benetzt werden lassen; und es werden sieben Zeiten über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will. Und daß man gesagt hat, den Wurzelstock des Baumes zu lassen — dein Königtum wird dir wieder werden, sobald du erkannt haben wirst, daß die Himmel herrschen.“ — Dan. 4:24-26.
35. Was sollte dem König Nebukadnezar während der sieben Zeiten, die über ihm vergingen, erhalten bleiben, und was blieb während der ihnen entsprechenden Zeit der Erniedrigung des Königreiches von Jerusalem weiterhin in Kraft?
35 Nebukadnezar sollte persönlich veranschaulichen, wie sich Gott der Regierungsangelegenheiten bezüglich der Erde annimmt. Während dieser Zeit sollte dem Nebukadnezar jedoch die Stellung als Weltherrscher bewahrt bleiben — so wie der Wurzelstock erhalten blieb —, bis er nach Ablauf der für ihn bestimmten sieben Zeiten wieder zum Verstand käme. Desgleichen sollte im Jahre 607 v. Chr. das Königreich Jehovas, das im Vorbild durch das von Jerusalem aus regierte Königreich vertreten war, erniedrigt oder „umgehauen“ werden. In diesem erniedrigten Zustand sollte es während einer Periode von „sieben Zeiten“ bleiben, in denen es keine Regierungsfunktionen ausüben würde. Während dieser ganzen Zeit jedoch ruhte auf Jehova Gott die Pflicht, dem Königreichsbund, den er bezüglich eines ewigen Königreiches mit David geschlossen hatte, nachzukommen, so daß dessen vollständige Erfüllung in Verbindung mit dem rechtmäßigen Erben erwartet werden konnte.
36. Wie erfüllte sich der Traum, so wie er gedeutet wurde, ein Jahr später an Nebukadnezar buchstäblich?
36 Zwölf Monate nach Daniels Deutung des Traumes rühmte sich Nebukadnezar Babylons als einer Weltmacht. Da sagte eine Stimme vom Himmel herab: „Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen! und man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein, und man wird dir Kraut zu essen geben wie den Rindern [Ochsen, SB]; und es werden sieben Zeiten über dir vergehen, bis du erkennst, daß der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.“ Sogleich verlor der damals mächtigste Herrscher auf Erden seinen Verstand und bildete sich ein, ein Tier zu sein, möglicherweise ein Ochse. „Er wurde von den Menschen ausgestoßen, und er aß Kraut wie die Rinder [Ochsen, SB], und sein Leib ward benetzt von dem Tau des Himmels, bis sein Haar wuchs gleich Adlerfedern, und seine Nägel gleich Vogelkrallen.“ Weil Nebukadnezar sich selbst so rühmte und Babylon über Gottes Königreich erhob, verdiente er eine Zurechtweisung, und sein falscher Gott Merodach oder Marduk war machtlos, ihn davor zu bewahren. Im Laufe der „sieben Zeiten“, die über ihm vergingen, während er sich in diesem Zustand befand, benahm er sich wie ein unvernünftiges Tier auf dem Felde; aber die stellvertretende Regierung Babylons fuhr fort, ungerecht und auf bedrückende Weise zu herrschen. — Dan. 4:28-33.
37. Inwiefern haben sich die weltlichen Herrscher während der umfangreicheren „sieben Zeiten“ wie Nebukadnezar benommen, und wie wirkte sich dies auf die Menschen aus?
37 Ebenso blieb nach 607 v. Chr., dem Sturze Judas, des Vorbild-Königreiches Gottes, auch die durch weltliche politische Systeme ausgeübte Menschenherrschaft während der umfangreicheren „sieben Zeiten“ bestehen, und die Herrscher, die nicht als Erben des göttlichen Königreichsbundes regierten, handelten wie der wahnsinnige Nebukadnezar. Sie benahmen sich nicht wie Menschen, die im Bilde Gottes gemacht wurden. Deshalb mußten alle Menschen, nicht nur Jehovas Zeugen, darunter leiden.
38. Was geschah nach Nebukadnezars eigenen Worten am Ende der „sieben Zeiten“, die über ihm vergingen?
38 Was geschah aber, nachdem die „sieben Zeiten“ über Nebukadnezar vergangen waren? Er sagt es uns selbst: „Am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kam mir wieder; und ich pries den Höchsten, und ich rühmte und verherrlichte den ewig Lebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist, und dessen Königtum von Geschlecht zu Geschlecht währt. Und alle Bewohner der Erde werden wie nichts geachtet, und nach seinem Willen tut er [wo oder mit wem] mit dem Heere des Himmels und mit den Bewohnern der Erde; und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du? Zur selben Zeit kam mir mein Verstand wieder; und zur Ehre meines Königtums kamen meine Herrlichkeit und mein Glanz mir wieder; und meine Räte und meine Gewaltigen suchten mich auf, und ich wurde wieder in mein Königtum eingesetzt, und ausnehmende Größe wurde mir hinzugefügt. Nun rühme ich, Nebukadnezar, und erhebe und verherrliche den König des Himmels, dessen Werke allesamt Wahrheit, und dessen Wege Recht sind, und der zu erniedrigen vermag, die in Hoffart [Hochmut, Me] wandeln.“ (Dan. 4:34-37) Nebukadnezar sprach diese anerkennenden Worte nicht über den falschen Gott Marduk, sondern über Daniels Gott, Jehova.
39. Wie lange konnten die „sieben Zeiten“ im Falle Nebukadnezars höchstens gedauert haben, doch warum konnte dies in bezug auf das Zertreten Jerusalems nicht der Fall sein?
39 Von Nebukadnezar wird berichtet, daß er dreiundvierzig Jahre regiert habe. Demnach müssen für ihn persönlich diese „sieben Zeiten“ des Wahnsinns im Laufe dieser Jahre höchstens sieben Jahre gewesen sein. In der Bibel wird eine „Zeit“ an gewissen Stellen auf ein buchstäbliches Jahr angewandt. (Dan. 7:25; 12:7; Off. 12:6, 14; 11:2, 3) Nebukadnezar spielte hier jedoch eine Rolle in einem prophetischen Drama, in dem ein Jahr eine viel längere Zeitperiode bedeutete. Dem muß so sein, da mit dem Ende des Wahnsinns Nebukadnezars das Zertreten Jerusalems, das Jehovas Königreich vertrat, nicht zu Ende war, denn sechshundert Jahre später sagte Jesus Christus, daß Jerusalem von den Nationen weiterhin zertreten werde, bis die bestimmten Zeiten der heidnischen Nationen erfüllt seien. Wie lange dauern also diese „sieben Zeiten“?
40. (a) Wie lange dauerte eine buchstäbliche „Zeit“ in der Prophezeiung, gemäß der biblischen Berechnung nach Mondzeit? (b) Wie lange würde demnach eine symbolische „Zeit“ dauern, und wann sollten somit die „sieben Zeiten“ der Nationen enden?
40 Die Bibel mißt nach Mondzeit, wenn sie von Monaten und Jahren spricht. Im Falle Nebukadnezars bedeutete also eine „Zeit“ ein Mondjahr, dessen durchschnittliche Zeit man als 360 Tage rechnete. In Wirklichkeit war ein zwölfmonatiges Mondjahr elf Tage kürzer als das durchschnittliche Sonnenjahr. Deshalb mußte in gewissen Jahren beim Kalender des Mondjahres ein dreizehnter Monat mit neunundzwanzig Tagen eingeschoben werden, um den Mondkalender mit dem Sonnenkalender in Übereinstimmung zu bringen. Ein solcher dreizehnter Monat wurde im Verlauf von neunzehn Jahren siebenmal eingeschaltet. Wenn von längeren Zeitperioden die Rede war, dann sollte, wie Gott sagte, ein Tag für ein ganzes Jahr gelten. Auf dieser Grundlage bedeutete dann ein Mondjahr von 360 Tagen 360 Jahre, nämlich „je einen Tag für ein Jahr“. (4. Mose 14:34; Hes. 4:6) Somit dauerte eine symbolische „Zeit“ 360 Jahre. „Sieben Zeiten“ wären in der symbolischen Sprache dann 2520 buchstäbliche Jahre. Folglich wurde durch die „sieben Zeiten“ oder sieben Jahre des Wahnsinns Nebukadnezars eine Periode von 2520 Jahren vorhergesagt. Da die Bibel zeigt, daß diese „sieben Zeiten“ oder 2520 Jahre früh im Herbst des Jahres 607 v. Chr. begannen, mußten die „bestimmten Zeiten der Nationen“ früh im Herbst des Jahres 1914 n. Chr. enden.
41. (a) Inwiefern war der Wurzelstock im Falle Nebukadnezars mit einer doppelten Fessel umgeben, und als was für ein Herrscher kehrte er auf den Thron zurück? (b) Was stellte dies in bezug auf den Königreichsbund dar?
41 Während all dieser Jahre, das heißt seit dem Jahre 607 v. Chr., ist Jehovas Königreich nicht gemäß dem Königreichsbund mittels eines gesalbten Nachkommen des Königs David in Funktion gewesen. Es glich einem umgehauenen Baum, unter dem sich keine Geschöpfe mehr aufhalten und in dessen Zweigen keine Vögel mehr nisten. Der Königreichsbund glich dem Wurzelstock, der in der Erde gelassen wurde. Er war durch Jehovas hemmende Kraft sozusagen doppelt gefesselt, bis „sieben Zeiten“ über ihm vergangen waren. Ebenso konnte Nebukadnezar seinen Verstand erst wiedererlangen und in den Zustand zurückkehren, der seiner Stellung als Weltherrscher auf dem Thron im babylonischen Reiche geziemte, als die verordneten „sieben Zeiten“ oder sieben Jahre geendet hatten. Als er damals als Herrscher auf den Thron zurückkehrte und mit Ehre, Herrlichkeit und Glanz wieder in das Königtum eingesetzt wurde, wobei ihm ‚ausnehmende Größe hinzugefügt‘ wurde, erkannte er den König des Himmels, den Gott Daniels an. Desgleichen konnte auch der Königreichsbund erst endgültig oder vollständig in Erfüllung gehen, nachdem die „sieben Zeiten“ oder 2520 Jahre darüber vergangen wären. Dann würde für Gott die Zeit gekommen sein, seine hemmenden Fesseln zu lösen. Dann wäre für ihn die Zeit gekommen, das Königreich wiederaufzurichten, in dem ein Nachkomme des gesalbten Königs David herrschen würde. Dann sollte das Königreich dem gegeben werden, dem zufolge des Königreichsbundes Jehovas das Recht darauf gehört.
(Fortsetzung folgt)