Ein Gott der Liebe und Güte
„Danket Jehova, denn er ist gut, denn seine Güte währt ewiglich!“ — Ps. 107:1, Fußnote.
1, 2. Welche Vorstellung haben manche Menschen von Gott, verglichen mit dem, was David über ihn schrieb?
WELCHE Vorstellung hast du von Gott? Ist er in deinen Augen ein gütiger, wohlwollender Gott, der aber hoch über den Angelegenheiten und Problemen der Menschheit steht? Vielleicht stellst du ihn dir auch als so etwas wie einen Widerstandskämpfer im Weltgeschehen vor, der die Kriege und das Blutvergießen der Völker segnet, wenn sie für eine „gerechte“ Sache kämpfen. Vielleicht glaubst du sogar, er lösche willkürlich das Leben eines deiner lieben Angehörigen aus, wenn es sein unerforschlicher Wille sei.
2 Ein solcher Gott entspräche nicht dem Gott, von dem der Psalmist David sagte: „Gütig und gerade ist Jehova, darum unterweist er die Sünder in dem Wege; er leitet die Sanftmütigen im Recht und lehrt die Sanftmütigen seinen Weg. Alle Pfade Jehovas sind Güte und Wahrheit für die, welche seinen Bund und seine Zeugnisse bewahren [seine Mahnungen beobachten, NW].“ — Ps. 25:8-10.
3, 4. Wie sollten wir dem Schöpfer gegenüber eingestellt sein, und warum?
3 David war damals auf der Flucht vor seinen Landsleuten, die ihm nach dem Leben trachteten; er machte aber nicht Gott dafür verantwortlich. Er betete: „Deine Wege, Jehova, tue mir kund, deine Pfade lehre mich! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils; auf dich harre ich den ganzen Tag. Gedenke deiner Erbarmungen, Jehova, und deiner Gütigkeiten; denn von Ewigkeit her sind sie.“ — Ps. 25:4-6.
4 Viele Menschen, die bei weitem nicht in einer solch ernsten Lage sind, kritisieren den Schöpfer. Sie können nicht verstehen, warum er in ihrem Fall nicht eingreift. Sie machen ihn für alle ihre Schwierigkeiten verantwortlich, ganz gleich, wodurch diese verursacht werden. Wir sollten jedoch beachten, was Jehovas Wort hierüber sagt. Ist Gott wirklich ein Gott der Liebe und Güte, wie David ihn beschrieb, oder ist er ein liebloser, blutdürstiger Gott, wie einige Geistliche ihn hinstellen?
5. Welchen weisen Rat aus Jehovas Wort befolgte David?
5 David wurde von König Saul, den Jehova mit der Leitung seines Volkes betraut hatte, verleumdet und verfolgt. David ließ aber wegen Sauls Eifersucht und ungerechtem Vorgehen keine Bitterkeit gegen Jehova in sich aufkommen. Er versuchte auch nicht, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und „den Gesalbten Jehovas“ umzubringen. Er wußte, daß das Gesetz Israels sagte: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld tragest. Du sollst dich nicht rächen und den Kindern deines Volkes nichts nachtragen, und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin Jehova.“ — 3. Mose 19:17, 18.
6. (a) Was schatteten Israels Kriege vor? Was sollten wir jedoch nicht folgern? (b) Wie hat Jehova an David wohlgetan?
6 Später übernahm David die Führung in dem Kampf, den die Israeliten gegen die Kanaaniter führten, um diese aus dem Land, das Abraham, ihrem Vorvater, verheißen worden war, zu vertreiben. Dieses Unternehmen war ein prophetisches Beispiel, das zeigt, wie Jehova in unserer Zeit die Erde von allen säubern wird, die sich gegen seine Souveränität auflehnen, und wie er denen, die ihn lieben und ihm dienen, denen, die „seinen Bund und seine Mahnungen beobachten“, ihr Erbteil gibt. Nichts in der Bibel deutet darauf hin, daß Jehova in unseren Tagen für die eine oder andere Nation kämpfen würde. Im Gegenteil, Jesaja sagte voraus, daß Gottes Volk seine Schwerter zu Pflugmessern schmieden und den Krieg nicht mehr lernen werde. David wurde die Ehre, den Tempel für die Anbetung Jehovas zu errichten, nicht gewährt, weil er ein Kriegsmann war. Er hatte aber das, was Jehova damals getan haben wollte, ausgeführt, und deshalb gab ihm Jehova die Verheißung, daß das Königtum nicht von seiner Nachkommenschaft weichen werde. (Apg. 13:36) Jesaja sagte hierüber folgendes voraus: „Neiget euer Ohr und kommet zu mir; höret, und eure Seele wird leben. Und ich will einen ewigen Bund mit euch schließen: die gewissen Gnaden [liebenden Gütigkeiten, NW] Davids.“ Kein Wunder, daß David erklärte: „Ich aber, ich habe auf deine Güte vertraut; mein Herz soll frohlocken über deine Rettung. Ich will Jehova singen, denn er hat wohlgetan an mir.“ — Jes. 55:3; Ps. 13:5, 6.
7. Wie brachte Paulus die Güte, die Gott David erwiesen hatte, mit der Zeit Jesu in Verbindung?
7 Der Apostel Paulus brachte den Bund mit David und die Geschehnisse der Tage Jesu miteinander in Verbindung, indem er sagte: „Und so verkünden wir euch die gute Botschaft von der Verheißung, die an die Vorväter erging, welche Gott uns, ihren Kindern, gänzlich dadurch erfüllt hat, daß er Jesus auferstehen ließ, wie es auch im zweiten Psalm geschrieben steht: ‚Du bist mein Sohn, heute bin ich dein Vater geworden.‘ Und diese Tatsache, daß er ihn von den Toten auferstehen ließ, damit er nie mehr zur Verwesung zurückkehren sollte, hat er auf diese Weise dargelegt: ‚Ich will euch die dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten verleihen, die zuverlässig sind.‘“ Demnach hatte sich die Verheißung, die David gegeben worden war, erfüllt; Jesus, der Erbe Davids und der einziggezeugte Sohn Gottes, war auferweckt worden, um zur festgesetzten Zeit als König in Jehovas neuer Ordnung der Dinge seine Herrschaft anzutreten. — Apg. 13:32-34.
8. Was beweist unter anderem, daß Jehova ein Gott der Liebe und Güte ist?
8 Die Entwicklung der Dinge ließ von Anfang an Jehovas Güte und seine liebevolle Anteilnahme am Geschick der Menschheit erkennen. Sein Vorhaben, daß gerechte Menschen in paradiesischen Verhältnissen auf der Erde leben sollten, wird nicht vereitelt werden. Jehova, der die Erde zu einer herrlichen Wohnstätte für die Menschen schuf, sorgte nicht nur für das Allernotwendigste; er ließ eine Fülle von fruchttragenden Bäumen und blühenden Sträuchern wachsen, die ihnen zur Freude und zur Wonne sein sollten. In der Mitte des Gartens pflanzte er den Baum des Lebens im Hinblick auf die Zeit, da sich das erste Menschenpaar als treu erwiesen haben würde und dann begonnen hätte, die Grenzen des paradiesischen Gartens bis an das Ende der Erde auszudehnen. Selbst nach der Auflehnung der ersten Menschen und der Vollstreckung des Urteils an ihnen brachte Jehova in seinen prophetischen Aussprüchen seine unverdiente Güte zum Ausdruck, denn er sagte eine künftige Erlösung derer vorher, die an ihn glauben würden.
9. Welche Notwendigkeit erkannte David, und wie wurde das erforderliche Mittel beschafft?
9 Wie sollte diese Wiederherstellung der paradiesischen Verhältnisse möglich werden? Jehova gab Abraham die Verheißung: „In deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde.“ Dieser Same Abrahams sollte ein Segen sein, da er das Mittel für die Erlösung beschaffen würde. David zeigte, daß eine solche Erlösung nötig ist, als er betete: „Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend, noch meiner Übertretungen; gedenke du meiner nach deiner Huld, um deiner Güte willen, Jehova! Um deines Namens willen, Jehova, wirst du ja vergeben meine Ungerechtigkeit; denn sie ist groß.“ (1. Mose 22:18; Ps. 25:7, 11) David hatte erkannt, daß etwas anderes als Tieropfer notwendig war, um eine befriedigende Versöhnung zu bewirken, und er war fest davon überzeugt, daß Jehova in seiner Liebe und Güte das erforderliche Mittel beschaffen würde. Jehovas Bund mit David war ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung seines Vorhabens. (2. Sam. 7:16) Wieso? Paulus sagte über Jesus: „Von allen Dingen, von denen ihr durch das Gesetz Moses’ nicht schuldlos gesprochen werden konntet, [wird] jeder, der glaubt, durch diesen Einen schuldlos gesprochen.“ Welch wunderbare Möglichkeit, gesegnet zu werden, sich doch dadurch dank der unverdienten Güte Jehovas den Nationen eröffnete! Selbst Sünden und Übertretungen, die David erwähnte, sollten vergeben werden! — Apg. 13:38, 39.
10. Wie haben die Menschen im allgemeinen auf Jehovas Vorkehrungen reagiert, und was deutet dies an?
10 Bis heute hat aber die Menschheit von der Güte Jehovas und seines Sohnes nichts gelernt. Im Gegenteil, nationaler Haß, religiöse Unduldsamkeit und Rassenvorurteile sind allgemeine Erscheinungen. Wer diese Dinge unterstützt, wandelt in den Augen des Schöpfers in der Finsternis, und die Finsternis hat seine Augen verblendet. (1. Joh. 2:9-11) Den Weg der Güte gehen heißt in Gemeinschaft mit Jehova wandeln, im Licht wandeln. Dieses Licht aus Jehovas Wort offenbart auch den Unterschied zwischen denen, die Kinder Gottes sind, und denen, die Satans Weg der Lieblosigkeit, der Zwietracht und des Hasses gehen. „Hieran sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennbar: Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott, noch jener, der seinen Bruder nicht liebt. Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt, daß wir einander lieben sollen, nicht wie Kain, der aus dem stammte, welcher böse ist, und seinen Bruder hinschlachtete.“ — 1. Joh. 3:10-12.
11. (a) Durch welches Gleichnis veranschaulichte Jesus, was Güte ist? (b) Wie bewies er, daß er ebenso unparteiisch ist wie sein Vater?
11 Diese Liebe sollte auch nicht als eine Liebe aufgefaßt werden, die sich nur auf die eigene Familie oder auf die eigene Rasse beschränkt. Jesus sagte: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und es tun.“ (Luk. 8:21) Er machte also keine Unterschiede wegen verwandtschaftlicher Bande und auch keine Rassenunterschiede. Er wußte, daß sein Vater allen Arten von Menschen unverdiente Güte erwiesen hatte und daß er allen gegenüber unparteiisch ist. Jehova hat alle Menschen aus e i n e m Blut gemacht und hat allen die gleiche Hoffnung verliehen: die Hoffnung, durch seinen Sohn unter seiner Königreichsherrschaft Leben zu erlangen. Ein Rechtsgelehrter, der das Gebot Jehovas, daß wir unseren Nächsten lieben sollten wie uns selbst, kannte, stellte die Frage: „Wer ist in Wirklichkeit mein Nächster?“ In seiner Antwort sprach Jesus von einem Mann, der auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho von Räubern überfallen, geschlagen und halbtot liegen gelassen wurde. Nachdem ein Priester und ein Levit an ihm vorbeigegangen waren, ohne ihn zu beachten, nahm sich schließlich ein Samariter seiner gütig an. Jesus fragte: „Wer von diesen dreien hat sich, wie es dir scheint, als Nächster des Mannes erwiesen, der unter die Räuber fiel?“ Ohne Zweifel handelte der, der Barmherzigkeit übte, als dessen wirklicher Nächster. Jesus lobte diese Handlungsweise und sagte zu dem Fragesteller: „Geh hin und handle selbst ebenso.“ — Luk. 10:29-37.
12. (a) Wofür sollte Gott nicht verantwortlich gemacht werden? (b) Wie beweist dies die Bibel?
12 Obwohl viele Menschen heute nicht nur achtlos an ihren Nächsten vorbeigehen, wenn sie der Hilfe bedürfen, sondern sich auch ihrem Schöpfer widersetzen, erweist Jehova der Menschheit weiterhin Geduld und Güte. (Ps. 107:11-13) Er sollte nicht verantwortlich gemacht werden für den Tod Tausender junger und alter Menschen, die durch ein Unglück, einen Krieg oder eine Seuche unerwartet dahingerafft werden. Im Gegenteil, er ist es gerade, der allen, die zu leben wünschen, den Weg zum Leben erschließt. Er und sein Sohn üben unverdiente Güte und empfehlen auch anderen, dies zu tun. — Pred. 9:11, NW; Hebr. 2:14.
13. (a) In was für einen Zustand war Israel gemäß den Worten Hoseas geraten? (b) Als was für ein Gott würde sich Jehova erweisen, wenn das Volk bereute?
13 Wenn aber Jehova im Laufe der Jahrhunderte den Menschen gegenüber liebevoll seine Güte erwiesen hat, so bedeutet das nicht, daß er Verfehlungen übersieht oder gefühlsmäßig vergibt. Israel gegenüber beschrieb er sich selbst mit den Worten: „Jehova, Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und groß an Güte und Wahrheit, der Güte bewahrt auf Tausende hin, der Ungerechtigkeit, Übertretung und Sünde vergibt — aber keineswegs hält er für schuldlos den Schuldigen —, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern und Kindeskindern, am dritten und am vierten Gliede.“ (2. Mose 34:6, 7) Nach einiger Zeit verdiente Israel eine Züchtigung. Hosea sagte, die Liebe und Güte des Volkes sei „wie die Morgenwolke ... und wie der Tau, der früh verschwindet“. Juda hatte treulos gehandelt und seinen Bund mit Jehova übertreten. Statt die Liebe und Güte seines Gottes nachzuahmen, wurde Gilead „eine Stadt von Übeltätern, voll Blutspuren. Und wie ein Straßenräuber auflauert, so die Rotte der Priester; sie morden auf dem Wege nach Sichem, ja, sie verüben Schandtat.“ Israel hatte sich verunreinigt. Die Verhältnisse im Land waren ein Beweis dafür, daß das bißchen Liebe und Güte, das noch vorhanden gewesen war, wie der Tau am frühen Morgen verschwunden war. Hosea hatte somit allen Grund, die dringende Aufforderung an das Volk zu richten: „Kommt und laßt uns zu Jehova umkehren; denn e r hat zerrissen und wird uns heilen, e r hat geschlagen und wird uns verbinden.“ Jehova verlangte von ihnen keine Schlachtopfer, sondern loyale Liebe, keine Brandopfer, sondern daß sie sich der Wichtigkeit der Erkenntnis Gottes bewußt werden. (Hos 6:1-10) Würde das Volk bereuen, so würde Jehova beweisen, daß er ein Gott ist, ‘der langsam zum Zorn und groß an Güte ist, aber den Schuldigen keineswegs für schuldlos hält’.
14. In welchem Zustand befand sich Israel in den Tagen der Apostel, und was tat Jehova für die Heiden?
14 Jahrhunderte später äußerte sich der Apostel Paulus über Jehovas Ausgeglichenheit als Gott der Güte, der aber, wenn nötig, auch Strenge zeigt. Er führte folgende Worte an, die Jehova zu Jesaja gesprochen hatte: „Den ganzen Tag lang habe ich meine Hände nach einem Volke ausgebreitet, das ungehorsam ist und widerspricht.“ Elia hatte sich gegen Israel mit der Bitte an Gott gewandt: „Jehova, sie haben deine Propheten getötet, sie haben deine Altäre umgegraben, und ich allein bin übriggeblieben.“ Jehova verwarf sein Volk jedoch nicht. Er wußte, daß außer Elia noch siebentausend Männer des Glaubens übriggeblieben waren. Obwohl das Volk oft strauchelte, fiel es doch nie so, daß es Jehovas Gunst vollständig verlor. Wie die siebentausend, die sich in den Tagen Elias geweigert hatten, den Baal anzubeten, erwies sich auch während der Dienstzeit Jesu ein Überrest des Volkes Israel als treu. Paulus schrieb: „So ist nun auch in der jetzigen Zeitperiode ein Überrest gemäß einer Auserwählung zufolge unverdienter Güte hervorgekommen.“ Die meisten Israeliten handelten jedoch so, als ob sie tief schlafen würden und gegenüber der wunderbaren Gelegenheit, die ihnen Jehova in seiner unverdienten Güte bot, blind und taub wären. Ihr Versagen ermöglichte es den Heiden oder Menschen aus den Nationen, in den neuen Bund aufgenommen zu werden, den Jesus eingesetzt hatte. Die Juden waren kein besonderes, aus den anderen Nationen auserwähltes Volk mehr, denn die Zwischenwand war abgebrochen worden, und daher stand nun auch anderen Menschen der Weg offen, Glieder des Bundesvolkes Jehovas zu werden und Gottes Gunst zu erlangen. — Röm. 10:21 bis 11:11; 1. Petr. 2:10.
15. Wie veranschaulichte Paulus Jehovas Vorgehen, und wovor warnte er?
15 Paulus beschreibt diese Entwicklung, indem er Jehovas Bundesvolk mit den Zweigen an einem Ölbaum vergleicht. Da Israel als Nation unfruchtbar war, wurden die geistig toten Zweige ausgebrochen und neue Zweige von einem wilden Ölbaum — die Gläubigen aus den Heidennationen — eingepfropft, damit diese den Reichtum und die Segnungen Jehovas empfangen könnten. Paulus weist warnend darauf hin, daß dies nicht wegen besonderer Werke derer, die eingepfropft wurden, geschehen sei, sondern wegen des Unglaubens derer, denen die Gelegenheit zuerst geboten worden war. Er ermahnt sie mit den Worten: „Wenn Gott die natürlichen Zweige nicht geschont hat, wird er auch dich nicht schonen. Sieh also Gottes Güte und Strenge. Gegen die, welche gefallen sind, Strenge, gegen dich aber Gottes Güte, vorausgesetzt, daß du in seiner Güte bleibst; sonst wirst auch du abgehauen werden.“ (Röm. 11:21, 22) Um in Jehovas Güte zu bleiben, sind Glaube und Gehorsam erforderlich. Es kommt nicht darauf an, welcher Nation oder Rasse man angehört. Paulus sagte: „Es besteht kein Unterschied zwischen Juden und Griechen, denn da ist derselbe Herr über alle, der reich ist für alle, die ihn anrufen. Denn ‚jeder, der den Namen Jehovas anruft, wird gerettet werden‘.“ — Röm. 10:12, 13; 2:7-11.
16. Wie wurde die Hoffnung auf ewiges Leben möglich?
16 Jehova öffnete die Pforte zum Leben durch seine unverdiente Güte. Er brachte die Waage der Gerechtigkeit wieder ins Gleichgewicht, indem er seinen Sohn als Lösegeld gab, damit wir dem durch Adam über uns gekommenen Urteil und Tod entgehen können. Paulus hob diesen Gedanken durch folgende, in Titus 3:4-7 aufgezeichnete Worte hervor: „Als jedoch die Güte und die Liebe zum Menschen auf seiten unseres Retters, Gottes, kundwurde, rettete er uns, nicht zufolge von Werken, die wir in Gerechtigkeit vollbracht hätten, sondern gemäß seiner Barmherzigkeit durch das Bad, das uns zum Leben brachte, und durch unsere Neugestaltung durch heiligen Geist. Diesen Geist goß er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns aus, damit wir, nachdem wir kraft dessen unverdienter Güte gerechtgesprochen seien, Erben würden gemäß einer Hoffnung auf ewiges Leben.“ Jehova ist in der Tat ein Gott der Liebe und Güte. Wir werden das Recht auf Leben nicht zufolge eigener gerechter Werke erlangen, sondern zufolge der unverdienten Güte Jehovas, die sich darin zeigte, daß er für ein Lösegeld sorgte. Dieses Lösegeld beschaffte Jesus, indem er sein menschliches Leben opferte. „So wurde das WORT Fleisch und weilte unter uns; und wir schauten seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit, wie sie einem einziggezeugten Sohn vom Vater her gehört; und er war voll unverdienter Güte und Wahrheit. Denn wir alle haben aus seiner Fülle empfangen, ja unverdiente Güte über unverdiente Güte.“ Jesus war also das Abbild der Güte seines Vaters. — Joh. 1:14, 16.
17. Auf welche Weise begann die unverdiente Güte als König zu herrschen?
17 Hieraus ist klar zu erkennen, daß kein Mensch aufgrund seiner Werke die Hoffnung auf ewiges Leben haben kann, weil wir alle Sünder sind. Gott gewährt die Aussicht, gerechtgesprochen zu werden, allen, die an das Loskaufsopfer Christi Jesu als freie, durch seine unverdiente Güte verliehene Gabe glauben. (Röm. 3:23, 24) Bis zur Zeit Christi diente das Gesetz Gottes den Israeliten als Mahnung oder als ein Zeugnis, das sie an ihre Unvollkommenheit und Sündhaftigkeit erinnern sollte; doch das Loskaufsopfer Jesu ermöglichte es, die Wohltaten der unverdienten Güte Gottes zu empfangen. Bis dahin hatte tatsächlich die Sünde mit dem Tod als König geherrscht; doch dann sorgte Jehova dafür, daß ‘die unverdiente Güte als König herrschen konnte durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben’. (Röm. 5:21) Jesus war als ein „Führer und Befehlshaber“ gekommen, um den „Bund ... hinsichtlich der dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten“ zu erfüllen und alle „nationalen Gruppen“ zu segnen. — Jes. 55:3, 4, NW.
18. Wie setzten manche die unverdiente Güte Gottes beiseite?
18 Christen sind heute nicht durch den mosaischen oder Gesetzesbund, sondern durch den neuen Bund mit Gott verbunden und werden von Gottes Geist geleitet. (Röm. 6:14) Dennoch erhalten wir nicht aufgrund unserer Werke die Aussicht, von Gott als gerecht betrachtet zu werden. Der Apostel Paulus brachte diesen Gedanken unmißverständlich zum Ausdruck, indem er zeigte, daß niemand durch eigene Anstrengungen Leben erlangen kann: „Ich setze die unverdiente Güte Gottes nicht beiseite; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, ist Christus tatsächlich umsonst gestorben.“ (Gal. 2:21) Ja er sagte sogar: „Ihr seid von Christus losgetrennt, wer ihr auch seid, die ihr versucht, durch das Gesetz gerechtgesprochen zu werden; ihr seid von seiner unverdienten Güte abgefallen.“ — Gal. 5:4; Röm. 11:5, 6.
19. Welches Vorrecht hat Jehova Christen heute verliehen?
19 Obwohl wir aber die wunderbare Hoffnung auf ewiges Leben im Himmel oder auf der Erde nicht aufgrund eigener Anstrengungen empfangen haben, sondern dank dem Opfer Christi, bedeutet das nicht, daß Jehova uns nicht mit einem Dienst betraut hätte. Paulus ermahnte die Galater mit den Worten: „Gott, der mich ... durch seine unverdiente Güte berief, [erachtete] es für gut ..., seinen Sohn in Verbindung mit mir zu offenbaren, damit ich den Nationen die gute Botschaft über ihn verkünde.“ (Gal. 1:15, 16) Dadurch, daß Christen heute der Aufforderung, die gute Botschaft zu verkünden, folgen, können sie Jehova dienen und dadurch beweisen, daß sie seine unverdiente Güte schätzen. Als Söhne Gottes sollten wir den Abglanz seiner Güte an andere weitergeben, und wie könnten wir das besser tun als dadurch, daß wir ihnen die Wahrheit bringen, die zum Leben führt! Jesus tat dies, indem er durch seinen Dienst andere an der unverdienten Güte und an der Wahrheit teilhaben ließ. — Joh. 1:17, 18.
20. Wer ist der eigentliche Quell der Güte, und welche Einladung läßt er ergehen?
20 Jehova selbst ist der eigentliche Quell der Güte. Der betagte Apostel Johannes schrieb: „Wer wird dich nicht wirklich fürchten,Jehova, und deinen Namen verherrlichen, denn du allein bist loyal [von liebender Güte, Ausgabe 1950, englisch]?“ (Offb. 15:4) Selbst die, die den Weisungen Gottes zuwidergehandelt haben, können, sofern sie ihre Handlungsweise ändern, versöhnt werden und die Gabe des Lebens empfangen, wie das aus folgenden Worten hervorgeht, die der Prophet Joel an die abtrünnigen Israeliten richtete: „Kehret um zu Jehova, eurem Gott; denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte.“ — Joel 2:13.
21. Was zu tun bemüht sich Satan? Was kann jedoch zur Rettung führen?
21 Satan dagegen unternimmt alles, was er kann, um der Güte Jehovas entgegenzuwirken, da er weiß, daß er nur noch wenig Zeit hat, die Menschen der guten Botschaft gegenüber zu verblenden. (2. Kor. 4:4) Er setzt alles daran, den Schöpfer zu verleumden, indem er ihn als einen Gott hinstellt, der sich nicht um die Schwierigkeiten und Nöte der Menschheit kümmert, der in den Kriegen Partei ergreift und deshalb für die Leiden und Sorgen der Menschen verantwortlich ist. (Joh. 8:44) Jesus wußte jedoch, daß Jehova, bevor er Satan, den Betrüger und Unruhestifter, endgültig beseitigt, eine Warnung ergehen und deutlich erkennen läßt, daß er ein Gott der Liebe und Güte ist, ein Gott, der sein Volk durch sein Königreich unter der Herrschaft Christi Jesu segnen wird. Zu diesem Zweck hat er gläubige Menschen zu seinen Zeugen gemacht und sie weltweit organisiert, damit sie „diese gute Botschaft vom Königreich“ predigen. Die Beteiligung an diesem von Gott verordneten Werk führt nun zur Rettung. — Röm. 10:9-11.
22. Was steht denen bevor, die Satans Schlinge zum Opfer fallen?
22 In der Zeit vor der endgültigen Vernichtung der Organisation Satans erhalten viele die Gelegenheit, die Königreichsbotschaft zu hören, und viele beten wie einst David: „Deine Wege, Jehova, tue mir kund, deine Pfade lehre mich!“ (Ps. 25:4) Sie lernen Jehova als einen Gott kennen, der denen, die „seinen Bund und seine Mahnungen beobachten“, unverdiente Güte erweist. Sie fallen nicht mehr der von Satan gelegten Schlinge des Unglaubens zum Opfer, weil sie nicht mehr über die Grausamkeiten nachgrübeln, die in den Kriegen der letzten Jahre begangen wurden, und weil sie diese Dinge nicht Gott zuschreiben. (Jak. 4:1, 2) Die Liebe und Güte der Christenheit verschwindet in Zeiten des Unglücks im allgemeinen jedoch — wie beim alten Volk Israel — wie der Morgentau vor der warmen Sonne, da ihr der wahre Glaube an Jehova, an sein Wort und an sein Königreich fehlt. Wer nicht zu Jehova umkehrt und sich nicht der Erkenntnis Gottes zuwendet, wird in der Schlacht von Harmagedon, in der Jehova die Erde von allem Bösen säubern wird, wie das Getreide in der Ernte niedergemäht. Jesaja sagte voraus: „Sie [die Gläubigen] werden hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir [Jehova] abgefallen sind [sich gegen mich vergangen haben, NW].“ — Jes. 66:24.
23. (a) Wie weist die Bibel auf Jehovas Gerechtigkeit hin? (b) Wieso ist selbst Jehovas Strenge ein Ausdruck der Güte?
23 Jehova zeigt als gerechter Richter sowohl Güte als auch Strenge — verdiente Strenge denen gegenüber, die seine Königreichsgesandten und ihre Botschaft bekämpfen und seinem gerechten Vorhaben den Rücken kehren, Güte aber denen gegenüber, die Glauben und die Aussicht auf ewiges Leben haben. (Luk. 20:9-18) Selbst in dieser „Zeit des Endes“ übt Jehova weiterhin Geduld, da er nicht will, daß jemand umkommt. (2. Petr. 3:9) Jeder Mensch bestimmt durch seine Handlungsweise, ob ihm Gottes Güte oder Strenge widerfahren wird. Jehova wird, wenn er die Erde vollständig von allem Bösen säubert, allen Güte erweisen, die an ihn glauben. (Hebr. 10:26-29) Dann wird wie nie zuvor ‘die unverdiente Güte als König herrschen durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn’. — Röm. 5:21; Ps 107:15.
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Der gütige Samariter