Hüte dich vor geistiger Unreinheit
JESUS CHRISTUS sagte von seinen Jüngern: „Sie sind kein Teil der Welt, so, wie ich kein Teil der Welt bin“ (Joh. 17:16). Bedeutet das, daß wahre Christen Einsiedler sein müßten oder vermeiden sollten, mit anderen Menschen irgend etwas zu tun zu haben? Nein, denn dann müßten sie aus der Welt hinausgehen (1. Kor. 5:10). Sie sind in dem Sinne „kein Teil der Welt“, daß sie sich der Welt in ihrem Streben nach Macht, Reichtum und zügellosem Vergnügen und in ihrem unrechten Handeln nicht anschließen (Matth. 6:31, 32; 1. Petr. 4:3). Sie haben größtenteils dieselbe Art Beschäftigung, tragen ähnliche Kleidung und genießen ihre Entspannung auf ähnliche Weise. Doch sie haben weder etwas mit den Streitigkeiten der Welt noch mit ihren politischen und religiösen Plänen zu tun, dieses versagende System der Dinge mit seinen zur Enttäuschung führenden Hoffnungen aufrechtzuerhalten.
Würden sich Christen auf die unmoralischen, trügerischen und selbstsüchtigen Wege der Welt begeben, so wären sie in Gottes Augen unrein oder verunreinigt. Sie wären in der reinen Anbetung als „Gefäße“ für Jehova unbrauchbar (2. Kor. 6:17; 2. Tim. 2:21, 22).
Ein Christ kann auch nicht „am Rande des Weges“ der Welt „herumlungern“, sich sozusagen an der Grenze eines christlichen Lebenswandels bewegen, und rein bleiben. Er wäre wankelmütig und wäre Gott nicht völlig ergeben. Er würde geistigen Dingen gegenüber immer nachlässiger und in seiner Ergebenheit immer unsteter werden (Jak. 1:6-8).
EIN GESCHICHTLICHES BEISPIEL AUS DER BIBEL
Selbst enge Gemeinschaft mit solch nachlässigen Personen könnte die geistige Gesinnung anderer beeinträchtigen. Gott machte den Israeliten, die aus dem Exil in Babylon zurückgekehrt waren, durch seinen Propheten Haggai diesen Gedanken klar. Jehova hatte sie gütigerweise befreit und den kleinen Überrest von ihnen, der nach einer langen, beschwerlichen Reise durch die Wüste zurückgekehrt war, beschützt. Damals hatten sie ihr Herz darauf gesetzt, durch den Wiederaufbau des Tempels Gottes die Anbetung Jehovas wiedereinzuführen. Bei ihrer Ankunft war Jerusalem eine verwüstete Stätte gewesen. Jehova hatte ihre Tätigkeit auch gesegnet, nachdem sie die Grundlage für den Tempel gelegt hatten. Das Land war kultiviert worden, und sie hatten sich Häuser gebaut.
Doch obwohl sie derartige Segnungen erlebt hatten, solange sie treu gewesen waren, hatten viele von dieser heimgekehrten kleinen Gruppe vergessen, weshalb Gott sie eigentlich zurückgeführt hatte. Sie waren gegenüber der Fertigstellung des Tempels gleichgültig eingestellt — gegenüber der wahren Anbetung, durch die Gottes Name erhöht wurde. Es war ihnen mehr daran gelegen, ihre eigenen Häuser herzurichten statt das Haus Jehovas. Aber Jehova brachte sie wieder zur Besinnung. Aus dem Mund ihrer Priester, die das Gesetz kannten, bewies er ihnen, daß sie sich in einem schlechten Geisteszustand befanden. Er fragte sie: „Wenn ein Mann heiliges Fleisch im Saum seines Kleides trägt und er mit seinem Saum tatsächlich Brot oder ein Gericht oder Wein oder Öl oder irgendeine Art Speise berührt, wird es heilig werden?“ Die Priester antworteten: „Nein!“ (Hagg. 2:10-12).
„Heiliges Fleisch“ war das Fleisch eines Tieres, das Jehova als Opfer dargebracht worden war. Der Teil, den die Priester erhielten, sollte an einer „heiligen“ oder „reinen“ Stätte gegessen werden (3. Mose 10:14, 17). Doch wenn auch ein Mann heiliges Fleisch in seinem Gewand trug und mit diesem Gewand wiederum andere Speise berührte, konnte er jene Speise dadurch nicht heiligen.
„Haggai sprach [dann] weiter: ,Wenn ein durch eine verstorbene Seele Unreiner irgendeines von diesen Dingen berührt, wird es unrein werden?‘ Darauf antworteten die Priester und sprachen: ,Es wird unrein werden‘“ (Hagg. 2:13; vergleiche 4. Mose 19:11-13). Damit gaben die Priester zu, daß etwas unrein wurde, wenn es mit etwas Unreinem in Berührung kam.
Da die Israeliten die Anbetung Gottes vernachlässigten, weil sie sich so sehr mit der Befriedigung ihrer eigenen selbstischen Wünsche beschäftigten, waren sie unrein. Und ihre Unreinheit wurde auf alles übertragen, was sie berührten. Gott sagte: „‚So ist dieses Volk, und so ist diese Nation vor mir‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,und so ist das ganze Werk ihrer Hände und was immer sie dort [auf dem Altar, den sie vorübergehend errichtet hatten] darbringen. Es ist unrein‘“ (Hagg. 2:14). Als sie Feldfrüchte anbauten, lag daher kein Segen Gottes auf dem Ertrag ihrer Felder und auf der Arbeit ihrer Hände. Statt dessen litten sie unter Getreidebrand und Mehltau (Hagg. 2:15-19).
Jehova konnte sie erst wieder segnen, wenn sie zu ihm ‘zurückgekehrt’ wären, indem sie sich von ihrer Gleichgültigkeit gereinigt hätten. Sie brachten zwar immer noch Opfer dar, doch für Jehova sind Gehorsam und ganzherzige Ergebenheit von größerer Bedeutung als bloße Schlachtopfer oder nur ein äußerer Schein ergebener Anbetung (1. Sam. 15:22).
Wie der Bibelbericht zeigt, hörten die Israeliten glücklicherweise auf den Rat Haggais und Sacharjas und vollendeten den Bau des Tempels. Die Bibel deutet auch an, daß sich das Volk Israel einer gewissen Wohlfahrt erfreute, so, wie Gott es in 5. Mose 28:1-14 verheißen hatte (Hagg. 2:18, 19).
WAS CHRISTEN VON HEUTE DARAUS LERNEN
Das, was Jehova in Verbindung mit den Israeliten damals sagte und tat, war nicht nur zu ihrem Nutzen. Es zeigte, wie er denkt und handelt. Wenn wir diese Dinge berücksichtigen, können wir in unserem Leben richtig handeln. Der Apostel Paulus schrieb: „Diese Dinge nun widerfuhren ihnen fortgesetzt als Vorbilder, und sie sind zur Warnung für uns geschrieben worden, auf welche die Enden der Systeme der Dinge gekommen sind“ (1. Kor. 10:11).
Mit den Worten des Paulus im Sinn können wir Haggais Unterhaltung mit den Priestern über Reinheit und Unreinheit betrachten und feststellen, inwiefern sie eine Warnung für uns enthält. Wir finden den Grundsatz, daß jemand, der als ein „Gefäß“ Jehovas etwas Heiliges trägt, nicht automatisch oder leichthin, ohne Anstrengung, Heiligkeit auf jemand anders übertragen kann. Von wahren Christen zum Beispiel kann gesagt werden, daß die Wahrheit ‘in ihnen vorhanden ist’ und daß Gottes Geist ‘in ihnen wohnt’, wodurch sie in Gottes Augen rein oder heilig sind (2. Petr. 1:12; Röm. 8:9). Sie müssen sich jedoch bemühen, die Wahrheit zu sprechen und gemäß der Wahrheit zu leben, ihr Gefäß „in Heiligung und Ehre“ zu erhalten (1. Thess. 4:4). Und Personen aus der unreinen Welt, die mit Christen lediglich in Kontakt kommen, werden nicht automatisch heilig oder rein. Selbst wenn sie die Wahrheit der guten Botschaft annehmen, erfordert es Zeit und Anstrengungen, sie zu belehren und ihnen das rechte Beispiel zu geben, und sie ihrerseits müssen gewissenhaft zuhören, um zu lernen und ihr Leben zu reinigen.
Andererseits könnte sich ein Christ durch den Umgang mit Personen, die keine Wertschätzung für die Wahrheit oder für biblische Grundsätze haben, leicht verunreinigen. Der christliche Apostel Paulus wies darauf hin, indem er sagte: „Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert?“ (1. Kor. 5:6). Folglich sollten Christen sehr sorgfältig über ihren Umgang wachen, denn hier droht ihnen eine große Gefahr. Traurigerweise mögen jedoch trotz dieser Tatsache einige, die mit den Versammlungen der Zeugen Jehovas verbunden sind, glauben, es sei nicht gefährlich, in gesellschaftlicher Hinsicht enge Gemeinschaft mit Personen zu pflegen, die keine Gott hingegebenen, getauften Diener Jehovas sind. Das kann für sie eine Falle sein.
Natürlich gibt es Personen, mit denen du vielleicht studierst, und einige von ihnen sind sehr nette Leute, die Fortschritte machen und gern mit dir und den Gliedern der Versammlung zusammen sind. Diese Personen brauchen in gewissem Maße deine Gemeinschaft, damit du sie ermuntern und ihnen helfen kannst. Aber es gibt auch Personen, die sich nicht für das interessieren, was die Bibel zu sagen hat, oder denen nicht besonders daran gelegen ist, der guten Botschaft Gehör zu schenken. Nach weltlichen Maßstäben mögen einige dieser Leute aufrichtige, ehrbare Menschen sein. Doch enge Gemeinschaft mit ihnen ist etwas Schlechtes, denn alle Personen, die keine Gott hingegebenen Christen sind, pflegen Dinge, die Gott nicht gefallen, und können einen verunreinigenden Einfluß ausüben. Sie mögen die Zeit eines Christen beanspruchen und seinen Sinn und sein Herz von der wahren Anbetung ablenken. In Epheser 2:3 ruft der Apostel Paulus Christen folgendes in Erinnerung: „Ja, unter ihnen führten wir alle einst unseren Wandel gemäß den Begierden unseres Fleisches, indem wir die Dinge taten, die das Fleisch und die Gedanken tun wollten, und wir waren von Natur Kinder des Zorns wie auch die übrigen.“
Wenn daher jemand in der Christenversammlung gegenüber der reinen Anbetung und dem Dienst Gottes gleichgültig ist, könnte seine Sorglosigkeit und Nachlässigkeit wie geistiger Sauerteig wirken und andere in der Versammlung anstecken. Wache daher als Christ über dich. Du könntest unrein werden, indem du die reine Anbetung vernachlässigst. Es könnte sein, daß du hinsichtlich der Gemeinschaft mit Jehovas Volk in den Zusammenkünften, hinsichtlich des Predigtdienstes und hinsichtlich des Besuches von Kongressen eine gewisse Nachlässigkeit entwickelst. Deine Liebe zu den Brüdern mag abkühlen. Vielleicht erleidest du sogar den Verlust des Glaubens — „die uns leicht umstrickende Sünde“ (Hebr. 12:1). Dann kannst du sogar zu einem verunreinigenden Einfluß für andere werden. Durch enge Gemeinschaft mit Personen aus der Welt oder selbst mit Christen, die halbherzig, lau, furchtsam oder gegenüber der reinen Anbetung gleichgültig sind, könntest du dir geistige Segnungen, ja sogar das Leben verscherzen.
GEISTIGE WOHLFAHRT FÜR DIE REINEN
Wer sich rein erhält, einen starken Glauben und das Interesse an der reinen Anbetung und an Mitchristen bewahrt, erwartet keine große materielle Wohlfahrt. Er strebt nach geistigen Segnungen und nach geistiger Wohlfahrt. Gleichzeitig wird ihm zugesichert, daß er alle materiellen Dinge, die er wirklich benötigt, erhalten wird (Matth. 6:31-34). Es gibt überwältigende Beweise dafür, daß Jehova in unserer Zeit seinen christlichen Zeugen große geistige Wohlfahrt geschenkt hat. Sie haben große Anstrengungen unternommen, um die gute Botschaft vom Königreich so weit wie möglich bekanntzumachen. Ihr Predigtwerk hat sich auf mehr als 200 Länder ausgedehnt, und die bemerkenswerte jährliche Zunahme von Hunderttausenden, die sich ihnen in der reinen Anbetung anschließen, ist ein Beweis für den Segen Jehovas. Das sind geschichtliche Tatsachen, die in den Spalten des Wachtturmsa und in dem alljährlich erscheinenden Jahrbuch der Zeugen Jehovas nachgeprüft werden können.
Jehova verfährt mit seinem Volk sehr liebevoll und wird denen Erfolg schenken, die ihn lieben. Und wenn wir achtsam sind, wird sich an uns das erfüllen, was der Bibelschreiber mit den zuversichtlichen Worten zum Ausdruck brachte: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebr. 10:39).
[Fußnote]
a Siehe in jedem Jahr die Ausgabe vom 1. April.