Das menschliche Herz ist verräterisch
„Das Herz ist verräterischer als sonst irgend etwas und ist heillos. Wer kann es kennen? Ich, Jehova, erforsche das Herz, ... um einem jeden zu geben gemäß seinen Wegen, gemäß dem Fruchtertrag seiner Handlungen.“ — Jer. 17:9, 10, NW.
1. Was sagt die Bibel ganz offen über die Neigung des Menschenherzens?
UNSERE eigenen Erfahrungen und die Erfahrungen anderer erinnern uns tagtäglich daran, daß wir nicht mit einem guten Herzen und nicht mit einem zur Gerechtigkeit neigenden Sinn geboren wurden. Ein neugeborenes Kind ist zwar noch unschuldig; dennoch haben Sünde und Unvollkommenheit schon seit seiner Zeugung an ihm gewirkt. Der Psalmist David drückte dies folgendermaßen aus: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter.“ (Ps. 51:5) Selbst gewissenhafte Eltern, die bestrebt sind, ihre Kinder „in der Zucht und im autoritativen Rate Jehovas“ aufzuziehen, müssen leider immer wieder feststellen, daß „Narrheit ... gekettet [ist] an das Herz des Knaben“ und daß sie „die Rute der Zucht“ auf verschiedene Art anwenden müssen, um „sie davon [zu] entfernen“. (Eph. 6:4; Spr. 22:15) Jehova weiß um dieses traurige Erbe, das Eltern an ihre Kinder weitergeben; das bewies er, als er das Opfer, das Noah und seine Angehörigen ihm nach der Sintflut darbrachten, barmherzig annahm und sagte: „Nie wieder werde ich des Menschen wegen Übles auf den Erdboden herabrufen, weil die Neigung des Menschenherzens böse ist von seiner Jugend an.“ — 1. Mose 8:21, NW.
DAS HERZ KANN TRÜGERISCH SEIN
2. (a) Wieso ist „das Herz ... verräterischer als sonst irgend etwas und ... heillos“? (b) Welche Tatsache erkannte der Apostel Paulus an, selbst nachdem er seinen Sinn neugestaltet hatte?
2 Das Herz ist arglistig. Wenn wir nicht vorsichtig sind, können wir das Opfer einer Selbsttäuschung werden. Die Bibel warnt uns mit den Worten: „Das Herz ist verräterischer als sonst irgend etwas und ist heillos. Wer kann es kennen?“ (Jer. 17:9, NW) Ein verräterischer Mensch zeichnet sich dadurch aus, daß er das Vertrauen anderer mißbraucht und sein Wort nicht hält; er ist treulos und unzuverlässig, ja er übt Verrat. Stell dir vor, jeder von uns hat in seinem unvollkommenen Zustand so etwas wie einen Verräter in seiner Brust! Sind wir nicht manchmal entsetzt oder sogar beschämt über etwas, was in unserem Herzen aufkommt? Wenn das Herz etwas unbändig verlangt, kann uns dies in große Schwierigkeiten bringen. Wir müssen dann unbedingt sogleich Schritte unternehmen, um diese neuen Neigungen zu unterdrücken und diese plötzlich aufsteigenden Wünsche zu verdrängen. Der Apostel Paulus gab zu, daß sein erneuerter Sinn von den schlechten Wünschen, die in seinem Herzen aufkamen, bekämpft und von der Last, die ihm sein unvollkommenes Fleisch auferlegte, beschwert wurde: „Ich habe wirklich Lust an dem Gesetz Gottes gemäß dem Menschen, der ich innerlich bin aber ich sehe in meinen Gliedern ein anderes Gesetz, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich gefangennimmt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.“ (Röm. 7:22, 23) Er erkannte an, daß wir nur von Jehova durch Christus aus diesem elenden Zustand befreit werden können. Würden wir unseren eigenen Plänen überlassen sein, so würden wir bestimmt oft irregehen. „Viele Pläne sind im Herzen eines Mannes, aber der Rat Jehovas, der wird bestehen.“ — Spr. 19:21, NW.
3. Was kann, obwohl der Sinn in der Lage ist, das Herz durch vernünftige Schlußfolgerungen zu beeinflussen, geschehen, wenn das Herz nicht geneigt ist zu hören?
3 Wie wir bereits erfahren haben, hört das Herz nicht immer auf den Sinn. Manchmal überwältigt das Herz den Sinn trotz dessen Fähigkeit, logisch zu schlußfolgern. Wir dürfen nicht vergessen, daß auch das Herz die Fähigkeit hat, Schlüsse zu ziehen, nur daß es dies weniger aufgrund von logischen Überlegungen tut, sondern mehr aufgrund der Neigungen, Wünsche und Beweggründe, die es entwickelt und die mit zunehmendem Drang auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind — entweder auf etwas Gutes oder auf etwas Böses. David betete: „Laß ... das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Jehova.“ Im Gegensatz dazu sagte Jesus: „Aus dem Herzen [kommen] böse Überlegungen.“ (Ps. 19:14; Matth. 15:19) Der Sinn ist in der Lage, das Herz zu beeinflussen und ihm vernünftige Empfehlungen zu machen, an das Herz zu appellieren, es — vielleicht aufgrund gewisser Erfahrungen — zu warnen und es in gewissen Fällen sogar zu einer bestimmten Handlungsweise zu drängen, da ihm die damit verbundenen Gefahren bekannt sind. Erstarkt aber ein Verlangen oder eine Neigung im Herzen, so kann das Herz den Sinn bezwingen.
4. Veranschauliche, wie der Sinn und das Herz zusammenwirken, wenn es darum geht, einen neuen Anzug oder ein neues Kleid zu kaufen.
4 Folgendes mag dies veranschaulichen: Angenommen, du stehst vor der Frage, ob du einen neuen Anzug oder ein neues Kleid kaufen solltest oder nicht. Zuerst wird der Sinn vor gewisse Tatsachen gestellt. Vielleicht sind die Kleider, die du hast, schon ziemlich abgetragen, oder du solltest aus einem anderen stichhaltigen Grund etwas Neues haben. Dann meldet sich auch das Herz zum Wort, denn gut auszusehen ist ein Herzenswunsch. Herz und Sinn sind sich also darin einig, daß ein neues Kleid oder ein neuer Anzug gekauft werden muß. Der Sinn sammelt nun Angaben über Preise, Qualität, Machart usw., so daß du, wenn du einkaufen gehst, ziemlich genau weißt, was für einen Anzug oder was für ein Kleid du kaufen solltest. Doch bevor du das Geschäft betrittst, siehst du im Schaufenster etwas, was deinen Blick fesselt und was nur noch auf einen Impulskäufer wartet. Es ist eigentlich für dich nicht praktisch; es ist viel teurer; es ist ziemlich auffallend, aber du spürst, wie dein Herz von einem heißen Verlangen danach ergriffen wird. Es ist der Traum deines Herzens!
5. Was müssen wir tun, wenn wir Jehovas Willen ungeteilten Herzens tun möchten?
5 Was geschieht nun weiter? Wie wirst du dich entscheiden? Für das, was praktisch ist und was du dir ausgedacht hast, oder für das, was dein Herz jetzt auf einmal begehrt? Wenn du nicht sehr achtgibst, wird das Herz den Sinn bezwingen, und du magst veranlaßt werden, entgegen deiner besseren Entscheidung zu handeln. Dein Herz mag aber auch, wie das manchmal der Fall ist, nur einen Augenblick im Zwiespalt sein. Seine guten Beweggründe und Neigungen mögen überwiegen und dich veranlassen, dich richtig zu entscheiden, so daß du das Kleidungsstück kaufst, das für dich am praktischsten ist und deinen Bedürfnissen am ehesten entspricht. Um aber immer richtig zu entscheiden, muß man sein Herz im voraus stärken und im Rate Jehovas unterweisen. „Wer auf sein Herz vertraut, der ist ein Tor; wer aber in Weisheit wandelt, der wird entrinnen.“ Wenn die Wünsche, die jemand entwickelt hat, um die Interessen und Grundsätze Jehovas in seinem Leben an die erste Stelle zu setzen, stärker sind, können sie brennende Wünsche und fesselnde Interessen, die im Herzen plötzlich aufkommen mögen, verdrängen. — Spr. 28:26.
6. Warum ist es notwendig, unverzüglich zu handeln, wenn unrechte Wünsche im Herzen Wurzel zu schlagen beginnen?
6 Gehen wir bei unseren Überlegungen noch einen Schritt weiter, und betrachten wir noch einige ernstere Situationen, die sich im Leben ergeben mögen. Wie reagiert unser Herz, wenn wir in Versuchung kommen, unsittlich zu handeln, zu stehlen oder jemandem Schaden zuzufügen? Noch schwerwiegender ist die Frage: Wozu führt es, wenn man zu überlegen beginnt, wie man die Wünsche seines Herzens befriedigen könnte? Ist dein Herz stark genug, um dich von einer verkehrten Handlungsweise abzuhalten, oder wird es unterliegen und heimlich die Möglichkeit erwägen, sich den Begierden des Fleisches hinzugeben? Sich nicht sogleich richtig zu entscheiden kann sehr gefährlich sein. Wenn das Herz zu erwägen beginnt, wird eine ungeheure Kraft erzeugt, die Gefühle werden erregt, und das Fleisch beginnt, sich auf die verkehrte Handlungsweise vorzubereiten. „Jeder wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde [die im Herzen aufkommt] fortgezogen und gelockt wird. Wenn dann die Begierde befruchtet ist, gebiert sie Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollbracht ist, bringt den Tod hervor.“ — Jak. 1:14, 15.
7. Veranschauliche, wie das Herz siegen und eine den Argumenten des Sinnes entgegengesetzte Entscheidung treffen kann.
7 Betrachten wir zum Beispiel einen Verheirateten, der versucht ist, Ehebruch zu begehen. Aufgrund seines Studiums und aufgrund dessen, was er schon gehört und gesehen hat, mag er in seinem Sinn Aufschluß gespeichert haben, der ein Gegengewicht gegen eine solche Handlungsweise bildet. Wenn er an die Folgen denkt, die eine solche Handlungsweise für andere gehabt hat, und in Betracht zieht, zu welchen Schwierigkeiten und Problemen sie unweigerlich führt, mag sein Sinn Argumente hervorbringen, die übermächtig in eine Richtung weisen, die der Versuchung entgegengesetzt ist, die ihm dringend empfehlen, die Gefahrenzone zu verlassen. Was aber, wenn das Herz des Betreffenden nicht den Wunsch hat, sich von der Versuchung abzuwenden? Dann trifft es eine Entscheidung, die dem Vorschlag und der Empfehlung des Sinnes entgegengesetzt ist; es sagt dann zum Sinn gleichsam: „Nein, sondern das werden wir tun.“ Die Kraft der Gefühle des Herzens veranlaßt den Betreffenden, in der Gefahrenzone zu bleiben, entgegen dem Rat und den Überlegungen des Sinnes.
8. Wie beschreibt die Bibel die Fähigkeit des Herzens, den Weg eines Menschen zu bestimmen?
8 Diese Fähigkeit des Herzens, zwischen verschiedenen Wegen zu wählen und sein Verlangen auf einen davon zu richten, erklärt, weshalb es in der Bibel heißt, daß das Herz eines Menschen ‘Pläne macht’ und ‘seinen Weg ausdenkt’, das heißt den Weg, über den der Sinn zuerst nachgedacht hat und der dann dem Herzen gefällt. (Spr. 19:21; 16:9, NW) Das ist besonders der Fall, wenn es um sittliche und geistige Dinge geht.
9. Was kann geschehen, wenn das Herz ein starkes Verlangen hat, falsch zu handeln, und seinen Einfluß auf den Sinn ausübt?
9 Das Herz kann aber den Sinn auch dazu bewegen, falsche Überlegungen anzustellen, um Vorwände oder Entschuldigungen für eine verkehrte Handlungsweise zu suchen. Der Betreffende mag eine Sünde begehen, und zur selben Zeit, während er sündigt, mag sein Herz seinen Sinn veranlassen, eine Rechtfertigung auszudenken. Mit den Worten: „Gott ist sehr barmherzig; er wird mir vergeben, weil mein Fleisch schwach ist“ mag er auf Gottes liebende Güte pochen und weitersündigen. Er wird dann wie der Böse, der „in seinem Herzen [spricht]: Gott vergißt; er verbirgt sein Angesicht, niemals sieht er’s!“ (Ps. 10:11; vergleiche Römer 1:21, 24.) Kein Wunder also, daß es in der Heiligen Schrift warnend heißt, das Herz des sündigen Menschen sei „verräterischer als sonst irgend etwas und ... heillos“. — Jer. 17:9, NW.
10, 11. (a) Was sagte Jesus, um zu zeigen, daß ein Mann Ehebruch in seinem Herzen begehen kann? (b) Wie kann ein verheirateter Mann so weit gehen, daß er in seinem Herzen Ehebruch begeht, ohne eine fremde Frau anzurühren?
10 Das hilft uns auch verstehen, warum Gott jemand so betrachtet, als habe er Ehebruch begangen, obwohl der Betreffende die Person um die es dabei geht, nicht einmal berührt haben mag. Ein verheirateter Mann mag eine fremde schöne Frau sehen und auf den ersten Blick, fast bevor er Zeit zum Überlegen hat, in seinem Herzen sagen: „Eine hübsche Frau!“ An diesem flüchtigen Gedanken braucht nichts Sündhaftes oder Unreines zu sein; wenn er aber diese Frau ‘fortwährend ansieht’, so entsteht in seinem Herzen unweigerlich ein Verlangen, das sich zu einer Leidenschaft zu ihr entwickelt. Jesus sagte warnend: „Ich aber sage euch, daß jeder [Verheiratete], der fortwährend eine Frau ansieht, um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen, in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen hat.“ — Matth. 5:28.
11 Der Betreffende mag den eigentlichen Geschlechtsakt nicht vollzogen haben, weil die Umstände dafür nicht geeignet waren oder weil er befürchtete, nicht „ungeschoren davonzukommen“. Vielleicht hat ihn sein Sinn davor gewarnt. Würden sich aber die Verhältnisse ändern, würden sie günstig erscheinen und wüßte er, wie er den schwerwiegenden Folgen entgehen könnte, dann wäre sein Herz bereit, dann hätte es den Wunsch, soweit zu gehen. Der Antrieb ist also da — nur die Gelegenheit fehlt. In Gottes Augen ist der Betreffende bereits schuldig. (Vergleiche Jakobus 1:13-15.) Auf diese Weise könnte man sich auch des Diebstahls oder sogar des Mordes schuldig machen. (1. Joh. 3:15) Sehen wir nun ein, warum es so wichtig ist, daß wir den Unterschied, den die Bibel zwischen Sinn und Herz macht, deutlich erkennen und verstehen, daß nicht der Sinn, sondern das Herz der Sitz der Beweggründe ist?
12. Wie ließ David im Gegensatz zu Joseph zu, daß sein Herz ihn auf Abwege führte?
12 Von David wurde gesagt, er sei ein Mann nach dem Herzen Gottes. Eines Tages sah er aber von seinem Hause aus, wie in einiger Entfernung Bathseba, wahrscheinlich völlig arglos, sich badete. Statt sich abzuwenden, bevor erotische Gedanken in seinem Herzen aufkommen konnten, ließ er seinen Blick auf ihr ruhen und entwickelte so eine Leidenschaft zu ihr. Das führte dazu, daß er mit ihr Ehebruch beging und dann auf geschickte Weise dafür sorgte, daß ihr Mann getötet wurde, damit er sie zur Frau nehmen konnte. Joseph dagegen floh, als ihn die wollüstige Frau seines Herrn verführen wollte. Er kam deswegen zwar aufgrund falscher Anschuldigungen ins Gefängnis, wurde also eine Zeitlang seiner Freiheit beraubt, aber er bewahrte sein gutes Gewissen und seine Stellung vor Gott.
JEHOVA KENNT DAS HERZ UND DESSEN BEDÜRFNISSE
13. Wie zeigt die Bibel, daß Jehova das Herz genau kennt?
13 Wer kann das menschliche Herz kennen? Nun, wir müssen zugeben, daß wir in unserer Unvollkommenheit nicht völlig dazu in der Lage sind. Wie dankbar können wir daher sein, daß Jehova es kennt! „Denn Jehova sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber Jehova sieht auf das Herz.“ „Ich, Jehova, erforsche das Herz, ... um einem jeden zu geben gemäß seinen Wegen, gemäß dem Fruchtertrag seiner Handlungen.“ „Du hast mein Herz geprüft, hast mich des Nachts durchforscht; du hast mich geläutert.“ (1. Sam. 16:7; Jer. 17:10, NW; Ps. 17:3) Jesus kennt die Wirksamkeit des menschlichen Herzens ebenfalls genau. „Was ... aus dem Munde herauskommt, kommt aus dem Herzen, und dieses verunreinigt einen Menschen.“ (Matth. 15:18) Was kommt alles aus dem Herzen?
14. (a) Wozu ist das Herz gemäß Jesu genauer Analyse fähig? (b) Verfolgen wir ein unerreichbares Ziel, wenn wir uns bemühen, ein gutes Herz zu haben?
14 Während das menschliche Herz die Triebfeder zu den edelsten und erhabensten Werken sein kann, gehen daraus auch die schmutzigsten, widerlichsten Dinge hervor. Jesus zählte einige davon auf: „Von innen her, aus dem Herzen der Menschen, gehen schädliche Überlegungen hervor: Hurereien, Diebstähle, Mordtaten, Ehebrüche, Taten der Habsucht und der Bosheit, Betrug, ein zügelloser Wandel und ein neidisches Auge, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. [Matthäus erwähnt in seinem Bericht noch „falsche Zeugnisse“.] Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und verunreinigen einen Menschen.“ (Mark. 7:20-23) Wenn man bedenkt, daß eine solch unglaubliche Fülle von bösen Dingen aus dem Herzen hervorgeht, könnte man leicht aufgeben und sich sagen, es sei zwecklos. Die meisten Menschen tun dies. Das ist mit ein Grund, warum Millionen und aber Millionen den breiten Weg gehen, der in die Vernichtung führt, während nur wenige den schmalen, eingeengten Weg zum Leben einschlagen. Jesus stellte aber seinen Nachfolgern kein unerreichbares Ziel in Aussicht, als er ihnen den engen Weg, der zu ewigem Leben führt, erschloß. Er sagte: „Ringt danach, durch die enge Tür einzugehen, denn viele, sage ich euch, werden hineinzukommen suchen, werden es aber nicht vermögen.“ — Luk. 13:24.
15. Woran sollten wir denken, wenn wir beginnen möchten, unsere Wünsche und Neigungen zu ändern und neuzugestalten, um von richtigen Beweggründen geleitet zu werden?
15 Was für Neigungen und Wünsche — ob gute oder schlechte — sich in unserem Herzen entwickeln und wie stark sie sind, wenn sie daraus hervorgehen, hängt weitgehend von der Erkenntnis ab, die wir in uns aufnehmen und davon, ob wir uns in Zucht nehmen. Wir können dem Herzen und dem Sinn nicht ständig schmutzige Nahrung zuführen und dann erwarten, daß sich darin gute Wünsche und Beweggründe entwickeln. Der Sinn muß dem Herzen richtig begründen können, warum etwas getan oder nicht getan werden sollte. Das Herz muß also unterwiesen und in Zucht genommen werden. (Spr. 23:12) Dann kann es, falls es anfänglich geneigt ist zu widerstreben, schließlich gewonnen werden, weil es feststellt, wie gut es sich auswirkt, wenn richtig gehandelt wird. Es ist nicht damit getan, daß wir des Morgens aufstehen und sagen: „Heute werde ich netter sein“ oder einen ähnlichen Ausspruch tun, als ob eine Art Selbsterziehung genügen würde. Wir müssen zunächst einmal gute Eigenschaften entwickeln, durch deren Anwendung im täglichen Leben gute Gewohnheiten und eine gute Wesensart entstehen, und dann müssen wir uns gegenüber ehrlich sein, um die Grundursache für die schlechten Eigenschaften und Neigungen, die tief in unserem Herzen wurzeln, herauszufinden. Dann können wir biblische Grundsätze anwenden, um sie auszumerzen oder ihrer Herr zu werden. „Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und Erkenntnis selbst deiner eigenen Seele lieblich wird, wird Denkvermögen selbst stets über dich wachen, ja Unterscheidungsvermögen wird dich behüten, um dich von dem schlechten Wege zu befreien.“ — Spr. 2:10-12, NW.
16, 17. (a) Beschreibe den Herzenszustand eines Menschen, der die meiste Zeit seines Lebens in einer sittlich verdorbenen Umgebung zugebracht hat. (b) Welcher Kampf entsteht, wenn er die Wahrheit aus Gottes Wort kennenlernt?
16 Als Beispiel für diese Erneuerung des Herzens wollen wir einmal feststellen, was im Herzen eines Menschen vor sich geht, der die Wahrheit aus Gottes Wort hört und sie freudig annimmt, nachdem er einen großen Teil seines Lebens in schlechter Gesellschaft zugebracht und in zweifelhaften Vergnügungsstätten verkehrt hat; er hat bewiesen, daß es ihm sehr an guten Beweggründen mangelt, denn „wer irgend mit einer Frau Ehebruch begeht, dem mangelt es an Herz“. (Spr. 6:32; 9:1-5, 13-18, NW) Er mag billige Romane gelesen, pornographische Zeitschriften angeschaut, sich schmutzige Witze angehört und sie weitererzählt und dadurch dieses Verlangen nach sinnlicher Anregung gefördert haben. Jetzt erfährt er, daß er, statt alt zu werden und zu sterben, erwarten kann, unter vollkommenen Verhältnissen ewig zu leben. Das spricht sein Herz an. Er erfährt aber auch, daß dieses Leben nur den Menschen zuteil wird, die Jehovas gerechten Forderungen entsprechen. Was wird er tun?
17 Die heftigen Begierden des Herzens und Fleisches, die er jahrelang genährt hat, weichen nicht von heute auf morgen. Das ist ihm völlig klar. Ein heftiger Kampf zwischen Sinn und Herz beginnt. (Ps. 38:7-10) Der Sinn erkennt, daß es vernünftig ist, Jehova zu dienen: Man kann dem Zorn Gottes entrinnen; man wird von Krankheiten und Leiden sowie vom Tod befreit und kann ewiges Leben erlangen; ein guter Wandel wirkt sich vorteilhaft auf Körper, Geist und Gemüt aus, und die wohltuende, auferbauende Gemeinschaft mit Gottes Volk ist ein guter Ersatz für die früheren Freunde, die schlechte Gewohnheiten unterstützten und förderten. Aber nun stellt das Herz seine Ansprüche; es möchte alles haben, was ihm früher heimlich Freude bereitet hat. Der Wunsch, Gott anzubeten, ist zwar vorhanden, wenn er auch noch schwach ist. Im Innersten ist das Verlangen, das zu tun, was recht ist, da, aber es ist noch nicht stark genug. Der Sinn erinnert das Herz an die üblen Folgen eines schlechten Wandels, zum Beispiel an die Möglichkeit, geschlechtskrank zu werden, ein uneheliches Kind zu zeugen oder sich der Beseitigung einer unerwünschten Schwangerschaft schuldig zu machen. All das kann das Herz nicht bestreiten; dennoch sind diese Begierden da.
18. Wie wird das Herz schließlich gewonnen, so daß es die größte Freude daran findet, Jehovas Willen zu tun?
18 Das ist ein kritischer Punkt im Leben des Betreffenden. Viele Menschen kommen nie über diesen Punkt hinweg. Das Leben im neuen System würde ihnen schon gefallen, aber sie sind in ihrem Herzen noch zu sehr mit dem alten System verbunden. Doch wer in seinem Herzen mutig und fest entschlossen ist, Fortschritte zu machen, ja wer sich dazu zwingt, das Rechte zu tun und das Gesetz Gottes in sein Herz aufzunehmen, wird bald feststellen, daß es ihm leichter fällt, das Rechte zu tun. Darüber hinaus lernt das Herz dann das, was Gott gefällt, auch aus Erfahrung kennen, und das zwingt es je länger, je mehr zu der Schlußfolgerung, daß dies ebenfalls Freude bereitet. Wie der Sinn, so erkennt nun auch das Herz, welchen Nutzen diese Handlungsweise einbringt. Die früheren Wünsche und Begierden im Herzen werden allmählich durch die rechten Dinge ersetzt. Zwei Dinge können nicht gleichzeitig denselben Platz einnehmen. Ja, es muß eine „Beschneidung des Herzens“ vor sich gehen. (Röm. 2:29; Kol. 2:11) Dann meidet der Betreffende schlechte Einflüsse und frühere Freunde nicht, weil er sich gezwungen fühlt, sondern, weil es sein Herzenswunsch ist. Sein Herz empfindet es nun als höchste Wonne und reinste Freude, den Willen Gottes zu tun und mit Gottes Volk zusammen zu sein. Seine frühere Lebensweise widerstrebt ihm nun. Er hat in seinem Herzen eine tiefe Liebe zu Gottes Gesetz entwickelt. „Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen, seine Schritte werden nicht wanken.“ — Ps. 37:31.
ANDERE BEWEGGRÜNDE DES HERZENS
19. Welchen Einfluß übt das Herz auf die Zunge aus?
19 In sittlicher Hinsicht mögen wir Herr über unser Herz sein. Wie beeinflußt es uns aber in anderer Hinsicht? Wie gebrauchen wir zum Beispiel die Zunge? Jesus legte den Grundsatz fest: „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund.“ (Matth. 12:34, 35; Spr. 15:28) Das gute Herz beeinflußt uns, gute Dinge zu reden. Wer aber „seine Zunge nicht im Zaum hält, sondern fortfährt, sein Herz zu betrügen, dessen Form der Anbetung ist nichtig“. Geschwätz ist eine schlechte Arznei für das Herz. Wenn wir nicht aufpassen, ergötzt es sich an den „herrlichen“ Geschichten, die über andere verbreitet werden, und gibt sie weiter. Die Verbreitung von Gerüchten und Halbwahrheiten ist aber ein Zeichen von Lieblosigkeit. — Jak. 1:26.
20. (a) Warum ist es notwendig, daß wir einander ständig „inbrünstig von Herzen“ lieben? (b) Warum ist es so wichtig, daß wir von Herzen vergeben?
20 Was aber noch schlimmer ist: „Wenn ihr ... bittere Eifersucht und Streitsucht in euren Herzen habt, ... gibt es Unordnung und alles Schlechte.“ (Jak. 3:14-16) „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen.“ Im Gegenteil, wir werden ermahnt, „einander inbrünstig von Herzen“ zu lieben. (3. Mose 19:17; 1. Petr. 1:22) Wenn dein Bruder gegen dich gesündigt hat, solltest du die Sache „zwischen dir und ihm allein“ in Ordnung bringen, bevor in dir Haßgefühle gegen ihn aufkommen. Über Personen, die nicht bereit sind zu vergeben, sagte Jesus: „In gleicher Weise wird mein himmlischer Vater auch mit euch verfahren, wenn ihr nicht ein jeder seinem Bruder von Herzen vergebt.“ (Matth. 18:15, 35) Eines der in Sprüche 6:16-19 angeführten sieben Dinge, die Jehova haßt, ist „ein Herz, welches heillose Anschläge schmiedet“. — Ps. 140:2.
21. Welche Neigungen des Herzens machen sich bemerkbar, wenn man nicht äußerst vorsichtig ist?
21 In unserem Verhältnis zu Jehova und zu seiner Organisation haben Heuchelei, Habsucht, Hochmut oder Eigensinn keinen Platz. (1. Tim. 1:5; Ps. 101:5; 131:1) Sowohl die „Doppelherzigen“ als auch die, die „zwiespältigen Herzens“ sind, werden von Gottes Wort verurteilt. (Ps. 12:2; 119:113, NW) Das Herz neigt dazu, etwas vorzugeben, sich zu rechtfertigen und sich aus einer Situation herauszulügen. Wenn es damit keinen Erfolg hat, nimmt es Zuflucht zu Schmeichelei oder Drohungen, verbunden mit Lästerung oder Schmähung. (Röm. 16:18) Damit wir nicht nur gegenüber Jehova, sondern auch uns und unseren Brüdern gegenüber ehrlich sind, müssen wir unser Herz zur Wahrheitsliebe und zum Gehorsam erziehen. Wenn wir gesündigt haben und unser ‘Herz zu schlagen beginnt‘, sollten wir uns schnellstens Jehova im Gebet nahen, ihm unser Herz ausschütten und ihn um Vergebung und um eine Reinigung unseres Herzens bitten. (2. Sam. 24:10; Jak. 4:8-10) Haben wir eine schwere Sünde begangen, so müssen wir sie den Verantwortlichen der Versammlung bekennen und sie um Hilfe bitten. Unser Herz sollte Zucht nicht verschmähen und nicht ‘gefühllos werden wie Fett’. Jehova „heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und ihre Wunden verbindet“ er. (Ps. 119:70, NW; 147:3; Spr. 5:12-14) Wenn wir Jehovas Barmherzigkeit und seine Vorkehrung, Sünden durch das Loskaufsopfer zu vergeben, erkannt haben, können wir uns ihm zuversichtlich nahen, denn unser Herz verurteilt uns nun nicht mehr, da wir jetzt achtgeben, wie wir vor ihm wandeln. — Hebr. 10:22; 1. Joh. 3:18-24.
22. Warum ist es wichtig, jederzeit alles zu tun, um das Herz zu behüten?
22 Wir müssen alles tun, um unser Herz zu behüten, und müssen Jehova darum bitten, uns zu helfen und ‘unser Herz geradeaus auf dem Wege zu leiten’. Da das Herz trügerisch ist und wieder in die früheren schlechten Gewohnheiten zurückfallen kann, ehe wir es gewahr werden, sollten wir uns täglich an den ernsten Rat des Wortes Gottes erinnern: „Vertraue auf Jehova mit deinem ganzen Herzen, und stütze dich nicht auf deinen Verstand.“ Wenn wir dies tun, können wir zuversichtlich hoffen, daß ‘der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt, unsere Herzen und unsere Geisteskräfte durch Christus Jesus behüten wird’. — Spr. 23:19; 3:5; Phil. 4:6, 7.
23. Warum sollten wir das Herz „mehr als alles, was zu bewahren ist“, behüten?
23 Kannst du nun besser erkennen, warum wir ‘das Herz mehr behüten sollen als alles, was zu bewahren ist’? Von ihm aus sind tatsächlich die „Ausgänge des Lebens“, und zwar nicht nur, weil es als Muskelpumpe dafür sorgt, daß das lebengebende Blut durch den ganzen Körper fließt und zu allen Zellen hingelangt, um sie lebendig und gesund zu erhalten, sondern weil es — und das ist noch wichtiger —, sofern wir es richtig entwickeln, Beweggründe, Wünsche und Neigungen hervorbringen kann, die es uns mit Jehovas Hilfe und durch seine unverdiente Güte ermöglichen, in seinem neuen System der Dinge ewiges Leben in vollkommener Gesundheit zu erlangen. Jehova, der große Herzspezialist, hat den Herzenszustand der ganzen Menschheit richtig erkannt, und nur er hat das richtige Mittel, das unserem schadhaften Herzen helfen kann. „Mein Sohn, vergiß nicht meine Belehrung, und dein Herz bewahre meine Gebote. Denn Länge der Tage und Jahre des Lebens und Frieden werden sie dir mehren.“ — Spr. 3:1, 2.