Fragen von Lesern
● Dürfen Christen einer kirchlichen Begräbnisfeier beiwohnen? — C. S., USA
Es mag Christen geben, die einer kirchlichen Begräbnisfeier beiwohnen, weil sie sich zu Dank verpflichtet fühlen, weil der Verstorbene ein naher Verwandter war oder weil ihr ungläubiger Ehepartner es haben möchte. Bevor ein Christ aber einer solchen Feier beiwohnt, sollte er sich überlegen, was alles damit verbunden ist und welche Ausweichmöglichkeiten er hat. Die Christenversammlung verbietet den Besuch einer solchen Feier nicht, aber es sind bestimmt Gefahren und Schwierigkeiten damit verbunden.
Vor allem sollte man daran denken, daß eine kirchliche Begräbnisfeier nicht in erster Linie durchgeführt wird, um Freunden die Gelegenheit zu geben, die Trauerfamilie zu trösten. Gewöhnlich geschieht dies vorher in der Trauerhalle oder im Trauerhaus. Die kirchliche Begräbnisfeier ist in Wirklichkeit eine religiöse Zeremonie. Sie ist deshalb sehr wahrscheinlich mit einer Predigt verbunden, in der unbiblische Theorien, wie die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und die Ansicht, daß alle guten Menschen in den Himmel kommen, verfochten werden. Es mögen auch unbiblische Bräuche damit verbunden sein, zum Beispiel das Kreuzzeichen und wahrscheinlich auch ein gemeinsames Gebet, das ein Priester oder Pfarrer einer anderen Religion spricht. Natürlich könnte sich ein Christ im Hinblick auf das Gebot in Offenbarung 18:4 nicht an einem solchen Gebet beteiligen.
Manche Gott hingegebene Christen haben schon an einer kirchlichen Begräbnisfeier teilgenommen, weil sie ihren nächsten Familienangehörigen durch ihre Anwesenheit beistehen wollten. Sie gingen daher mit in die Trauerhalle, zum kirchlichen Begräbnis und dann noch zum Grab. Sie konnten es vielleicht tun, ohne sich an einer mit der falschen Religion verbundenen Handlung beteiligen zu müssen. Es ist für einen Anbeter Jehovas natürlich immer gewagt, eine Stätte der falschen Anbetung aufzusuchen.
Zugegeben, eine christliche Ehefrau, deren Mann von ihr verlangt, daß sie einer kirchlichen Begräbnisfeier beiwohnt, kann sich an Naaman ein Beispiel nehmen. Naaman war der syrische Feldherr, der vom Aussatz geheilt wurde, weil er sich auf den Befehl des Propheten Elisa siebenmal im Wasser des Jordan untertauchte. Wegen dieser wunderbaren Heilung wollte Naaman fortan nie mehr einen anderen Gott anbeten als Jehova. Diesen Entschluß in die Tat umzusetzen war für ihn aber nicht leicht, denn er stand immer noch im Dienste seines Königs. Er begleitete den König überallhin und mußte deshalb auch mit ihm in das Haus des heidnischen Gottes Rimmon gehen. Das mochte bedeuten, daß er dem König sogar helfen mußte, sich niederzubeugen. Er bat deshalb Jehova Gott, er möge ihm vergeben und ihm dies nicht anrechnen. Naaman, der nun ein Anbeter Jehovas geworden war, betete diesen falschen Gott selbst nicht an; er befand sich nur auf Befehl in dem Haus des falschen Gottes. — 2. Kö. 5:1-19.
Ähnlich verhält es sich mit einer christlichen Ehefrau, die einen ungläubigen Mann hat. Wenn ihr Mann darauf besteht, daß sie bei einer bestimmten Gelegenheit mit ihm zu einer kirchlichen Begräbnisfeier geht, könnte sie so handeln wie Naaman; sie könnte dabeisein, ohne sich aber an einer mit der falschen Religion verbundenen Handlung zu beteiligen. Ob sie hingehen sollte oder nicht, muß sie selbst entscheiden. Sie muß selbst wissen, wie sie den Konflikt am besten löst, der entsteht, wenn sie den Wünschen ihres Mannes entsprechen, aber auch ihrem Gewissen gehorchen möchte, das durch Gottes Wort geschult ist und ihr gebietet, Jehova zu gehorchen. — 1. Petr. 3:16.
Ja, ihr Gewissen würde davon berührt. Warum? Weil andere Personen sie, einen Zeugen Jehovas, in die Kirche gehen sehen und dadurch zum Straucheln gebracht werden könnten. Sie müßte also diese Möglichkeit erwägen. Der Apostel Paulus schrieb: „[Vergewissert] euch der wichtigeren Dinge ..., um bis zum Tage Christi lauter zu sein und nicht andere zum Straucheln zu bringen.“ — Phil. 1:10.
Besser wäre es, die Frau würde versuchen, ihrem Mann ihren Standpunkt klarzumachen. Es wäre gut, sie würde sich an Königin Esther ein Beispiel nehmen und eine Zeit abwarten, wo ihr Mann entspannt und gut gelaunt ist, und würde ihm dann taktvoll erklären, warum sie glaubt, an einer kirchlichen Begräbnisfeier nicht teilnehmen zu können. Sie könnte ihn unter anderem darauf hinweisen, daß es für andere und ganz besonders für ihn sehr peinlich sein könnte, wenn sie sich an den Zeremonien nicht beteiligen würde. Aus Liebe zu ihr, aus Rücksicht auf ihr Gewissen und um peinliche Situationen zu vermeiden, mag er ihr dann zustimmen. — Esth. 5:1-8.
Würde man aber die Trauerfamilie nicht beleidigen, wenn man der Begräbnisfeier nicht beiwohnt? Nein, das wäre höchstens der Fall, wenn man den Todesfall überhaupt nicht beachten würde. Das braucht man aber nicht zu tun. Man kann verschiedenes tun, um zu zeigen, daß man Anteil nimmt und helfen möchte. Man könnte vorher ins Trauerhaus gehen und den Angehörigen sein Beileid aussprechen und ihnen seine Hilfe anbieten. Man könnte, wenn nötig, Speisen mitbringen oder dort für die Familie das Essen zubereiten, oder man könnte die Kinder hüten und so die Erwachsenen vorübergehend dieser Verantwortung entheben. Dann würden die Angehörigen nicht denken, man sei lieblos nur weil man der kirchlichen Begräbnisfeier nicht beiwohnt.
Ein Christ braucht sich also nicht verpflichtet zu fühlen, einer kirchlichen Begräbnisfeier beizuwohnen, bei der er in die Versuchung kommen könnte, bei einer mit der falschen Religion verbundenen Zeremonie mitzumachen, nur weil jedermann mitmacht. Er entgeht dadurch der Gefahr, etwas zu tun, was Jehova Gott mißfallen würde. Doch jeder muß den Umständen entsprechend selbst entscheiden und muß sich von seinem Gewissen leiten lassen.
● Was bedeutet die an Gott gerichtete Bitte: „Bringe uns nicht in Versuchung.“? — E. D., USA.
Diese Bitte gehört zu dem bekannten Mustergebet Jesu. Nachdem Christus seine Jünger aufgefordert hatte, um Vergebung zu bitten, schloß er das Gebet mit den Worten: „Und bringe uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem, der böse ist.“ — Matth. 6:12, 13; Luk. 11:4.
Einige haben sich schon gefragt, ob das bedeute, daß Gott uns zur Sünde verleiten würde, wenn wir ihn nicht darum bitten würden, dies nicht zu tun. Das kann aber nicht der Fall sein, denn Jehova inspirierte Jakobus, den Halbbruder Jesu, folgende Worte niederzuschreiben: „Keiner sage, wenn er versucht wird: ,Ich werde von Gott versucht.‘ Nein; denn Gott kann nicht von üblen Dingen versucht werden, noch versucht er irgend jemand.“ (Jak. 1:13) Die Worte Jesu müssen im Lichte dieses Verses und in Übereinstimmung damit verstanden werden.
Die Erfahrung, die Adam und Eva machten, hilft uns verstehen, was Christus meinte. Gott erlaubte Adam und Eva, von den verschiedenen Bäumen zu essen, die „lieblich anzusehen und gut zur Speise“ waren. Vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollten sie jedoch nicht essen. — 1. Mose 2:9, 16, 17.
Das war für sie in der Tat eine Prüfung. Diese Prüfung sollte ihnen aber nicht zum Schaden sein. Gott handelte nicht so wie die religiösen Feinde Christi, die ihn prüfen wollten, um ihn in seiner Rede zu fangen, damit sie einen Grund hätten, ihn zu töten. (Matth. 22:15-18; Mark. 11:18; 12:13; Joh. 11:53) Durch diese einfache Prüfung konnte Jehova offenbar werden lassen, was sie wirklich waren und ob sie als Geschöpfe mit einem freien Willen ihrem Schöpfer wirklich gehorchen und ihm dienen wollten.
Beachten wir aber, auf welch vortreffliche Weise Gott vorging: Um Adam und Eva zu helfen, eine Verfehlung zu vermeiden, das heißt, um sie ‘nicht in Versuchung zu bringen’, erklärte er ihnen, daß Ungehorsam eine Sünde sei und zum Tode führen würde. Jemand vor etwas Bösem zu warnen bedeutet bestimmt nicht, ihn damit zu versuchen. Versuchte nicht der Teufel die ersten beiden Menschen? Er erkannte die Möglichkeit, sie zur Überschreitung der ihnen von Gott gesetzten Grenzen zu verleiten. Seine falsche Darstellung der Folgen, die das Essen von dem Baum für sie haben würde, erweckte in ihnen eine Begierde, die zur Sünde führte. — 1. Mose 3:1-6; Jak. 1:14, 15.
Auch uns Christen führt Gott heute „nicht in Versuchung“, indem er uns vor bösen Dingen warnt und uns auf die Folgen aufmerksam macht, die es für uns haben würde, wenn wir diese Dinge verübten. Er hilft uns auf diese Weise, Versuchungen, die dazu führen könnten, daß wir sündigen, zu entgehen.
Jehova sagt uns zum Beispiel ganz deutlich, daß Ehebruch eine Sünde ist und daß wir uns deshalb davor hüten sollten. (2. Mose 20:14; Röm. 13:9, 10) Er warnt uns somit vor dieser Sünde, damit wir nicht unwissend seien. Er erklärt auch, welche Folgen es für einen Christen haben mag, wenn er diese Sünde verübt; er würde dadurch das Ehebett beflecken, würde verurteilt und würde das Königreich nicht ererben. (Hebr. 13:4; 1. Kor. 6:9, 10) Jehova versucht Christen also nicht zum Ehebruch. Im Gegenteil, er gibt ihnen in 1. Korinther 7:5 einen vorzüglichen Rat. Er empfiehlt nämlich Verheirateten, die übereingekommen sind, sich eine Zeitlang des ehelichen Verkehrs zu enthalten, danach ‘wieder zusammenzukommen, damit Satan sie nicht beständig versuche’, bis sie schließlich Ehebruch begehen. Demnach käme die Versuchung nicht von Gott, der sie aufmerksam gemacht und gewarnt hat, sondern von Satan und zwar durch die Wirkung der Begierde.
Gemäß 1. Timotheus 6:9, 10 warnt uns Jehova auch vor den Gefahren der Geldliebe und macht uns darauf aufmerksam, daß sie zu allen Arten schädigender Dinge führen kann. Er weist darauf hin, daß die Folgen dieser Liebe und die Entschlossenheit, reich zu werden, bewirken können, daß man vom Glauben abirrt und viele Schmerzen erdulden muß. Wir werden also vor den Dingen, die nicht richtig sind, gewarnt und auf die schädlichen Folgen aufmerksam gemacht, die es für uns haben kann, wenn wir dieser Versuchung nachgeben. — 2. Kor. 2:11.
Wer darum betet, nicht in Versuchung gebracht zu werden, verpflichtet sich, selbst sein möglichstes zu tun, um Versuchungen zu meiden. Dazu gehört auch, daß er Gedanken, die in ihm Begierden aufkommen lassen könnten, aus seinem Sinn verbannt und Situationen, die zu Versuchungen führen könnten, ausweicht. Er muß sich auch von Jehova stärken lassen, indem er sein Wort studiert, damit er Gutes und Böses unterscheiden lernt. Demnach bedeuten die Worte Jesu: „Bringe uns nicht in Versuchung“ nicht, daß Gott uns versucht oder uns in Situationen bringt, in denen wir zum Bösen versucht werden, und daß wir ihn deswegen bitten müßten, er möge uns nicht in Versuchung bringen. Nein, wir bitten Gott mit diesen Worten darum, daß er uns über böse Dinge, die uns zu einer Versuchung werden könnten, nicht in Unwissenheit lasse, sondern daß er uns davor warne und uns stärke, damit wir die Versuchung meiden oder ihr standhalten können.