Loyalität in der Zeit des Endes
„Denn es ist genug, daß ihr in der vergangenen Zeit den Willen der Nationen vollbracht habt, als ihr in Zügellosigkeiten wandeltet, in Lüsten, übermäßigem Weingenuß, Schwelgereien, Trinkgelagen und gesetzwidrigen Götzendienereien“ (1. Petr. 4:3).
1. Wieso scheint die Schlechtigkeit des Menschen heute immer größer zu werden?
SEIT Beginn des Ersten Weltkrieges leben wir in einer sehr ungewöhnlichen Zeit der Menschheitsgeschichte, einer Zeit, die sich durch beispiellose Gewalttaten, großes Blutvergießen und weitverbreitete sittliche Verderbtheit auszeichnet. Die Bibel berichtet aus der Geschichte des Menschen über eine ähnliche Zeit, die einige Jahrtausende zurückliegt, und sagt: „Da sah Jehova, daß die Schlechtigkeit des Menschen ausnehmend groß war auf der Erde und daß jede Neigung der Gedanken seines Herzens allezeit nur schlecht war“ (1. Mose 6:5). „Sie nahmen keine Kenntnis“ von dem, was Gottes Wille für die Menschheit war. Mit diesen Worten werden die Verhältnisse beschrieben, die in der Zeit vor der großen Flut der Tage Noahs herrschten. Jesus Christus sagte, daß ähnliche Verhältnisse in den letzten Tagen des gegenwärtigen Systems menschlicher Herrschaft bestehen würden (Matth. 24:37-39). Seit dem Jahre 1914 u. Z. leben wir in jenen „letzten Tagen“.
2, 3. Welchen schlechten Einfluß nehmen Christen wahr, und weshalb müssen sie ihm widerstehen?
2 Während die Menschheit in sittlicher Hinsicht ständig auf ein immer niedrigeres Niveau herabsinkt, nimmt der auf wahre Christen ausgeübte Einfluß, der sie dazu verleiten soll, unsittliche Handlungen als etwas Annehmbares zu betrachten, immer mehr zu. Die Vorstellungen, die mit der sogenannten „neuen Moral“ verbunden sind, breiten sich unter den Weltmenschen, von denen sie umgeben sind, immer mehr aus und finden in der Literatur und der Unterhaltung, für die diese Menschen sorgen, ihren Niederschlag. Dadurch wird auf alle Christen ein schlechter Einfluß ausgeübt, und es bedarf ihrerseits eines entschlossenen Widerstandes. Einige von ihnen mögen, bevor sie wahre Christen wurden, sogar selbst ein unsittliches Leben geführt haben. Nachdem sie aber nun eine neue Persönlichkeit angezogen haben, die gemäß den hohen Sittenmaßstäben des Wortes Gottes geformt wird, ist die Zeit, in der sie wie die Nationen gelebt haben, für sie vorbei. Würden sie zu dieser Lebensweise zurückkehren, so würden sie einem Hund gleichen, der zu seinem eigenen Gespei zurückkehrt (2. Petr. 2:22).
3 Die Tatsache, daß sie wahre Christen geworden sind, bedeutet aber nicht, daß sie die Begierden des gefallenen Fleisches nicht mehr verspüren würden. Diese Begierden sind vorhanden, und sie sind eine schwache Stelle bei ihnen. Wenn sie nicht beständig durch Selbstbeherrschung darauf bedacht sind, sich in sittlicher Hinsicht zu schützen, sind sie an dieser schwachen Stelle leicht verwundbar. Satan, der Gott dieser verderbten Menschenwelt, setzt durch den verderblichen Einfluß seiner Welt den Hebel an dieser schwachen Stelle an. Er bedient sich heute derselben Taktik, zu der er die Moabiter und die Midianiter veranlaßte, als sie im fünfzehnten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung versuchten, die Israeliten zu verunreinigen und Jehova zu veranlassen, daß er sich gegen sie wandte. So versucht Satan auch heute, Christen durch die Gelüste des Fleisches dazu zu verleiten, die Gesetze Gottes zu übertreten und auf diese Weise Gottes verurteilendes Gericht über sich zu bringen (1. Petr. 5:8).
4. Was kann geschehen, wenn ein Christ seine Gedanken bei unrechten Wünschen verweilen läßt?
4 Gibt ein Christ nicht seinen Schutz auf, wenn er an der in sittlicher Hinsicht verderbten Literatur und an anderen Formen der Unterhaltung, für die Satans System der Dinge sorgt, Gefallen findet, und setzt er sich damit nicht einer Gefahr aus? Werden die unrechten Wünsche, die er pflegt, nicht schließlich dazu führen, daß er ihnen nachgibt und auf diese Weise in den Augen Gottes eine Sünde begeht? (Jak. 1:14, 15). In diesem Lauf zu verharren wird für ihn ebenso sicher bedeuten, von Gott vernichtet zu werden, wie für die 24 000 Israeliten, die in den Ebenen Moabs umkamen. Satan wird den Sieg über ihn errungen haben, da er ihn dazu veranlassen konnte, seinem Gott und König gegenüber illoyal zu sein (4. Mose 25:1-9).
LOYALITÄT IN ALLEN DINGEN
5, 6. (a) Was schließt Loyalität ein? (b) Was außer Gottes Königreich sollte ein Christ gemäß den Worten Jesu noch suchen, und auf welche Weise?
5 Ein Christ mag denken, er sei Jehova Gott gegenüber loyal, weil er die gute Botschaft vom Königreich eifrig predige, doch schließt Loyalität mehr ein als das. Auch die Soldaten der Israeliten, die mutig gegen die Amoriter kämpften, dachten, sie seien Gott gegenüber loyal, doch viele von ihnen ließen außer acht, daß sich auch ihr gesamter Wandel durch Loyalität auszeichnen mußte. Gibt ein Christ unrechten Wünschen nach, so wird sein Predigen des Königreiches Gottes wertlos. Er erweist sich in Wirklichkeit dem Königreich Gottes gegenüber als illoyal, da er dessen Sittengesetz verletzt. Durch seinen unchristlichen Wandel bringt er auf den Namen seines Gottes und Königs Schmach (2. Petr. 2:2).
6 Ein Christ sollte seine Loyalität gegenüber Gott und gegenüber dem Königreich durch seine ganze Lebensweise zeigen, ja selbst in Dingen, die man als geringfügig betrachten mag. Seine Handlungsweise muß sich eindeutig von der verderbten Lebensweise der Welt unterscheiden, selbst dann, wenn vielleicht weltliche Bekannte und Verwandte deswegen abschätzig über ihn reden (1. Petr. 4:3, 4). Man beachte, was gemäß den Worten Jesu mit jemandes Interesse an Gottes Königreich Hand in Hand gehen müßte. Er sagte nicht nur: „So fahrt denn fort, zuerst das Königreich [zu suchen]“, sondern fügte auch noch die Worte hinzu: „und Seine Gerechtigkeit“ (Matth. 6:33). Wenn daher ein Christ das Königreich Gottes loyal unterstützen möchte, muß er in Übereinstimmung mit Gottes Gerechtigkeit leben, die durch die in der Bibel niedergelegten göttlichen Gesetze und Ratschläge zum Ausdruck kommt. Seine Lebensweise sollte wahres Christentum offenbaren.
7. (a) Was müssen wahre Christen, da sie in einem persönlichen Verhältnis mit Jehova stehen, besonders lieben, und warum? (b) Warum würde sich ein Christ der Illoyalität schuldig machen, wenn er sich von dem abwenden würde, was gerecht ist?
7 Ähnlich wie die Israeliten zur Zeit Mose stehen wahre Christen mit Jehova Gott in einem persönlichen Verhältnis. Dies erfordert, daß sie ebenso wie Gott das lieben, was rein und gerecht ist. Gottes Hauptfeind, Satan, der Teufel, liebt das, was verderbt und ungerecht ist, und daher bringt diese Welt ungerechter Menschen die verderbten und ungerechten Früchte ihres bösen Gottes und Herrschers hervor (Joh. 8:44; 2. Kor. 4:4). Würde sich ein Christ von dem abwenden, was gerecht ist, indem er unrechten Wünschen nachgäbe, so würde es bedeuten, daß er sich in illoyaler Weise zu einem anderen Gott, dem bösen Gott dieser Welt, bekennen würde. Er brächte dessen schlechte Früchte hervor. Er würde den untreuen Israeliten gleichen, die sich beim Fest der Moabiter und Midianiter von ihren unrechten Wünschen verführen ließen und in den Baalskult verstrickt wurden. Wenn wir Jehovas Gerechtigkeit suchen, streben wir nach größter Reinheit im Denken und im Wandel. Wir befolgen den biblischen Rat: „Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr durch Prüfung feststellen könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm. 12:2).
8. Können wir irgendeinen Teil unseres Lebens als „Privatleben“ bezeichnen? Erkläre es anhand von Beispielen.
8 Jehova hat seinen Namen auf wahre Christen gelegt, die Zeugnis von seinem Königreich ablegen. Dieser Name steht für alles im Universum, was rechtschaffen und rein ist. Das Zepter seines Königreiches, das sein Sohn führt, „ist das Zepter der Geradheit“ (Hebr. 1:8). Sollten nicht Untertanen, die gegenüber diesem Königreich und seinem höchsten König, Jehova Gott, loyal sind, in jeder Lebenslage diese Gerechtigkeit widerspiegeln? Stellt nicht die Loyalität diese Forderung an sie? Sie tragen den Namen Jehovas zu jeder Zeit, und wenn jemand denkt, er könne in seinem Privatleben etwas Schlechtes oder sogar etwas Widerliches tun, macht er diesem Namen Schande. Wenn wir Jehova in Betracht ziehen, können wir eigentlich keinen Teil unseres Lebens als „Privatleben“ bezeichnen. Falls wir im Verborgenen Böses täten, wäre es nur anderen Menschen verborgen. Jehova hätte es gesehen. Sah er nicht auch das, was die illoyalen Israeliten in den Zelten der Moabiter und Midianiter taten? Sah er nicht das, was illoyale Älteste des Volkes Israel Jahrhunderte später in Privaträumen und im inneren Vorhof des Tempels Jehovas in Jerusalem taten? Sah er nicht, daß sie dort Götzendienst trieben? Eine solche Illoyalität kann vor Gott nicht verborgen gehalten werden. Jene Ältesten betrogen sich selbst, als sie sagten: „Jehova sieht uns nicht. Jehova hat das Land verlassen“ (Hes. 8:9-12). Kein wahrer Christ würde den Fehler begehen und die falsche Denkweise annehmen, die Scheinchristen heute pflegen, indem sie behaupten, Gott sei tot.
9, 10. (a) Erkläre, wie ein Christ durch fleischliche Begierden in Schwierigkeiten kommen kann. (b) Welche Rolle sollte seine Loyalität in diesem Falle spielen?
9 Ein Christ begibt sich in Schwierigkeiten, wenn er nicht mehr auf einen wirkungsvollen Schutz bedacht ist. Anstatt sich aus Situationen völlig herauszuhalten, durch die bei ihm unrechte fleischliche Begierden geweckt werden könnten, mag er sich so nahe wie möglich an die Grenze heranwagen. Wenngleich ihm sein Gewissen vielleicht sagt, der Wunsch sei nicht richtig, mag er ihm Vergnügen bereiten, und je länger er mit dem unrechten Wunsch spielt, desto stärker wird er. Wie die illoyalen Israeliten widersteht er nicht dem unrechten Wunsch nach ‘schädlichen Dingen’ (1. Kor. 10:6). So etwas kann geschehen, wenn zwei Personen beiderlei Geschlechts, die nicht miteinander verheiratet sind, allein sind und damit beginnen, sich gegenseitig geschlechtlich zu erregen, indem sie mit der Hand den Geschlechtsteil des anderen berühren. Das ist eine Art moralische Unreinheit und schickt sich nicht für einen Christen, dessen Lebensweise die Gerechtigkeit Jehovas widerspiegeln sollte.
10 Können wir uns in solchen Angelegenheiten von dem leiten lassen, was in der Welt im allgemeinen als annehmbar gilt? Nein, denn die Welt liefert uns keine vernünftigen Maßstäbe. Sie spiegelt nicht die Gerechtigkeit Jehovas wider, sondern die Ungerechtigkeit des ‘Gottes dieses Systems der Dinge’, des Widersachers Jehovas (2. Kor. 4:4). Statt uns von einem Gefühl der Unbesorgtheit einlullen zu lassen oder uns selbst zu täuschen, sollten wir ehrlich eingestehen, daß die Erregung geschlechtlicher Leidenschaft in uns einen überwältigenden Drang hervorrufen kann, der dazu führt, diese Leidenschaft durch die geschlechtliche Vereinigung zu befriedigen. Das ist eine feststehende Tatsache. Eine solche Befriedigung ist für Personen, die miteinander verheiratet sind, normal und passend. Wenn aber unverheiratete Personen diese Leidenschaft durch die geschlechtliche Vereinigung befriedigen, begehen sie eine schwerwiegende Übertretung des göttlichen Gesetzes; ein Christ erweist sich dadurch tatsächlich als illoyal gegenüber Gott. Sollte uns daher Loyalität nicht davor bewahren, eine solche Übertretung zu riskieren, indem sie uns veranlaßt, Handlungen zu vermeiden, durch die wir Gefahr laufen, geschlechtlich erregt zu werden?
11. (a) Was sagen einige, um leidenschaftliches „Petting“ zu rechtfertigen, und weshalb ist ihre Argumentation falsch? (b) Wieso kann ein unreiner Wandel, wiewohl es nicht tatsächlich zur geschlechtlichen Vereinigung kommen mag, doch so weit gehen, daß man ihn als „Hurerei“ (pornéia) bezeichnen kann?
11 Durch die neuzeitliche Gewohnheit, „eine feste Bekanntschaft“ zu haben, lassen sich viele junge Paare auf „Petting“ ein, wodurch bei ihnen leidenschaftliche Gefühle aufgepeitscht werden. Dennoch mögen einige sagen, diese Handlung sei nicht unrecht, solange es nicht zu einer Vereinigung der Geschlechtsorgane käme, da ihrer Ansicht nach die Bibel unverheirateten Personen nur diese Handlung ausdrücklich verbiete. Eine solche Argumentation ist aber nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Christen werden aufgefordert, ihre Glieder nicht mehr „als Sklaven der Unreinheit und Gesetzlosigkeit darzustellen, sondern „als Sklaven der Gerechtigkeit zur Heiligkeit“ (Röm. 6:19). Selbst wenn sie ihr leidenschaftliches „Petting“ nicht so weit betrieben haben, daß sie — im biblischen Sinne des Wortes — „Hurerei“ (griechisch: pornéia) begingen, könnte es doch „Unreinheit“ (griechisch: akatharsía), eine Art unanständiger, unreiner Wandel, gewesen sein. „Unreinheit“ führt der Apostel Paulus in der Aufzählung der Werke des gefallenen Fleisches nach „Hurerei“ an, und er warnt davor, daß diejenigen, die in reueloser Weise „solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht ererben werden“ (Gal. 5:19, 21). Solche unreinen Handlungen könnten aber darüber hinaus ständig schwerwiegender werden, oder die Beteiligten würden vielleicht in ihren Handlungen so weit gehen, daß diese zu Recht als „Hurerei“ (pornéia) bezeichnet werden könnten. Der Grund dafür besteht darin, daß sich dieses Wort im biblischen Sinne nicht nur auf die geschlechtliche Vereinigung unverheirateter Personen bezieht, sondern auf alle Arten schwerer Unsittlichkeit oder eines unzüchtigen Wandels, wie man ihn in Freudenhäusern antreffen würde.
12. (a) Ist ein verlobtes Paar berechtigt, sich auf ein leidenschaftliches Liebesspiel einzulassen? (b) Welche Situation sollten ledige Personen meiden, und warum?
12 Es ist etwas Natürliches, daß sich zwei Menschen, die übereingekommen sind, die Ehe einzugehen, gegenseitig ihre Zuneigung bezeugen. Das bedeutet aber nicht, daß sie zu Recht intime Beziehungen miteinander pflegen könnten, die passenderweise Verheirateten vorbehalten sind. Solange sie nicht verheiratet sind, besitzen sie nicht die Freiheit, eine geschlechtliche Vereinigung herbeizuführen, und daher sollten sie sich nicht auf eine Art intimes „Liebesspiel“ einlassen, das in der Ehe dem Geschlechtsverkehr vorausgeht. Sie würden damit eine Unreinheit pflegen und einen Mangel an Achtung vor Gottes Einrichtung — einen Mangel an Loyalität gegenüber Gottes reinen Maßstäben der Heiligkeit — offenbaren. Sooft sie sich daher ihre Zuneigung bezeugen, sollte sie ihre Loyalität veranlassen, Vorsicht walten zu lassen und die nötige Zurückhaltung zu üben. Sie sollten nicht nur vermeiden, örtliche Bräuche zu verletzen und damit das Risiko einzugehen, daß andere Personen zum Straucheln gebracht werden, sondern sollten sich auch nicht, wenn sie allein sind, auf Handlungen einlassen, deren sie sich schämen müßten, falls plötzlich jemand anders in ihrer Nähe auftauchen würde. Ist es nicht tatsächlich so, daß die Gegenwart anderer für uns oft ein guter Schutz vor unseren Schwächen und fleischlichen Wünschen ist? Aber Dunkelheit und Abgeschiedenheit vermindern unsere Widerstandskraft und können unsere Bedenken abschwächen. (Vergleiche Sprüche 9:16-18; Johannes 3:20, 21; Epheser 5:7-13.) Wäre es nicht weise, wenn zwei Christen, wiewohl sie miteinander verlobt sein mögen, ihre Selbstachtung und die Achtung voreinander nicht aufs Spiel setzten und wenn sie Situationen vermeiden würden, durch die sie sich zu einem unreinen Wandel hinreißen lassen könnten? Sie können solche Situationen vermeiden, indem sie sich nicht zu weit von anderen zurückziehen, so daß nicht mehr die Möglichkeit bestünde, daß jemand jederzeit den Raum betreten oder dorthin kommen könnte, wo sie sich befinden. Denn gerade diese Möglichkeit würde sie daran hindern, einen unreinen Wandel zu führen, und gereichte ihnen zum Guten. Gewiß haben Personen, die nicht miteinander verlobt sind, Grund, sogar noch größere Zurückhaltung zu üben und vorzugsweise im Beisein anderer miteinander Gemeinschaft zu pflegen und nicht allein zusammen zu sein.
WAS DIE VERSAMMLUNG UNTERNIMMT
13, 14. Welches Vorgehen der Christenversammlung gleicht dem, was die treuen Ältesten des Volkes Israel im Hinblick auf jene Israeliten unternahmen, die Gott gegenüber illoyal waren, und weshalb muß mit Personen, die einen unsittlichen Wandel führen, so verfahren werden?
13 Sowohl Gott als auch die Vertreter der Versammlung des Volkes Israel unternahmen etwas gegen die Israeliten, die beim Fest der Moabiter und Midianiter fleischlichen Begierden folgten und sich am Geschlechtskult beteiligten. Jene Vertreter der Versammlung töteten wahrscheinlich selbst eintausend dieser illoyalen Israeliten (4. Mose 25:3-5). Eine Parallele dazu ist in der heutigen Christenversammlung zu finden. Zwar ist sie von Gott nicht dazu bevollmächtigt, illoyale Glieder, die schwerwiegende Sünden begehen, hinzurichten, doch ist sie, falls diese nicht bereuen, dazu berechtigt, gegen sie vorzugehen, indem sie sie aus der Versammlung ausschließt (1. Kor. 5:11-13). Das ist erforderlich, um die Versammlung rein zu erhalten. Wie könnte sie sonst, falls sie das unterließe, zu Recht den Anspruch erheben, Jehova und Jesus Christus, die gerecht sind, anzugehören? Sie ist verpflichtet, für die gerechten Gesetze Gottes einzutreten.
14 Da jede schwere Unsittlichkeit, auf die die Bezeichnung pornéia zutrifft, ein unzüchtiger Wandel ist, der jemand daran hindert, Gottes Königreich zu ererben, entzieht die Christenversammlung Personen, die einen solchen Wandel führen und keine aufrichtige Reue zeigen, zu Recht die Gemeinschaft. Ähnlich wird mit Personen verfahren, die darauf beharren, irgendeine Art „Unreinheit“ zu pflegen. Der Begriff „Unreinheit“ hat allerdings eine umfassende Bedeutung und bezeichnet Übertretungen unterschiedlichen Grades; ebenso wie jemand in körperlicher Hinsicht nur geringfügig oder ganz und gar schmutzig sein kann, so verhält es sich auch mit der Unreinheit auf sittlichem Gebiet. Um das Ausmaß der Unreinheit zu bestimmen, müssen daher sowohl die Beweggründe und Umstände als auch das, was zu der Unreinheit führte, abgewogen werden, um die Schwere der betreffenden Handlung zu beurteilen. Wenn somit die Christenversammlung darum besorgt ist, ihre Reinheit und Sauberkeit zu bewahren, geschieht das nicht auf unvernünftige Weise, sondern unter Berücksichtigung der Tatsachen, und man ist weder schnell dabei, jemandem die Gemeinschaft zu entziehen, noch zaudert man, dies zu tun, wenn es erforderlich ist, weil jemand eine schwerwiegende Handlung nicht bereut. Dieses Vorgehen ist in Übereinstimmung mit dem, was wir in 2. Timotheus 2:19 lesen, wo es unter anderem heißt: „Jeder, der den Namen Jehovas nennt, lasse ab von Ungerechtigkeit.“ Das richterliche Vorgehen der Ältesten der Versammlung schützt die Versammlung und ihren Ruf davor, durch Unreinheit beschmutzt oder besudelt zu werden. Außerdem werden dadurch alle Glieder der Versammlung auf heilsame Weise vor den Folgen gewarnt, die sich einstellen können, wenn jemand in sittlicher Hinsicht unrechte Wünsche pflegt.
15. Auf welche Weise kann jemandem, der gesündigt hat, vergeben werden?
15 Natürlich kann einem Christen, der zeigt, daß er eine Sünde, die er begangen hat, von Herzen bedauert, und Vergebung sucht, vergeben werden. Gott zeigt sich bereit, einem solchen Sünder zu vergeben, und die Christenversammlung handelt in Übereinstimmung mit Gottes Bereitschaft zu vergeben (1. Joh. 1:9). Der betreffenden Person könnte wegen ihres schlechten Wandels eine öffentliche Zurechtweisung erteilt werden, oder sie könnte deswegen vom Rechtskomitee privat zurechtgewiesen werden (1. Tim. 5:20). Selbst jemandem, dem die Gemeinschaft entzogen worden ist, kann später vergeben werden, wenn er den Beweis erbringt, daß er aufrichtig bereut und seinen verkehrten Lauf oder seinen schlechten Wandel geändert hat. Die Lage ist für einen Sünder also nicht unbedingt hoffnungslos (Hes. 33:11).
VERMEIDE ILLOYALE TATEN
16, 17. Weshalb benötigen wir einen starken Schutzwall? Erkläre, wie wir ihn stark erhalten können.
16 Es ist für uns Menschen wichtig, zu er kennen, daß wir fleischliche Wünsche haben, aufgrund deren wir gegen Schlechtes anfällig sind. Wir müssen daher unseren Schutzwall ständig stark erhalten und Situationen erkennen, die dazu führen könnten, daß unser Schutzwall untergraben wird. In der Erkenntnis, daß das Fleisch schwach ist, schrieb der Apostel Paulus: „Ich zerschlage meinen Leib und mache ihn zum Sklaven, damit ich mich nicht, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst irgendwie als unbewährt erweise“ (1. Kor. 9:27). Dies bedeutet, daß wir ständig kämpfen müssen, um unsere geschlechtliche Leidenschaft beherrschen zu können. Wir dürfen in unserem Bemühen, Selbstbeherrschung zu üben, nicht nachlassen. Würden wir, wenn wir erotische Literatur lesen würden, die das verderbte Denken von Weltmenschen widerspiegelt, dabei unterstützt, unseren Schutzwall ständig stark zu erhalten, oder würden wir geschwächt? Bestimmt würden wir nicht gestärkt, wenn wir unseren Sinn bei verkehrten Wünschen verweilen ließen, nicht wahr? Wir würden statt dessen dazu beitragen, noch anfälliger zu werden. Es wäre besser, den Rat aus Philipper 4:8 zu befolgen: „Schließlich, Brüder, was irgend wahr, was irgend von ernsthaftem Interesse, was irgend gerecht, was irgend keusch, was irgend liebenswert ist, worüber irgend man wohlredet, wenn es irgendeine Tugend und irgend etwas Lobenswertes gibt, diese Dinge erwägt weiterhin.“ Es wird nicht gesagt, wir sollten über etwas Ungerechtes und über etwas, was unreine Wünsche fördert, nachdenken. Ist anzunehmen, daß wir etwas Ungerechtes tun, wenn wir unseren Sinn auf etwas Gerechtes gerichtet halten?
17 Wir sollten erkennen, daß uns der Teufel zu Handlungen verleiten möchte, die in Gottes Augen böse sind, und wenn wir ihm die Gelegenheit dazu geben, wird er uns schnell soweit haben, daß wir uns kopfüber in eine unsittliche Handlung stürzen. Wenn wir uns mitziehen lassen und versuchen, vernünftige Gründe dafür zu finden, wünschen wir dann nicht geradezu Unannehmlichkeiten herbei, die mit Sicherheit eintreten werden? Wäre es nicht besser, einer Versuchung gleich von Anfang an zu widerstehen? Wären die Israeliten, die sich in den Baalskult verstricken ließen, nicht besser davongekommen, wenn sie gleich der allerersten Versuchung, die von den Moabitern und Midianitern an sie herangetragen wurde, widerstanden hätten?
18. (a) Womit wird in der Bibel das ‘Berühren einer Frau’ in Verbindung gebracht, und weshalb? (b) Inwiefern sollte diese Tatsache den Standpunkt lediger Personen beeinflussen?
18 Betrachten wir den Fall Evas. Sie wußte, daß sie die verbotene Frucht im Garten Eden nicht einmal berühren sollte, weil das Berühren der erste Schritt war, der zum Essen der Frucht führen würde (1. Mose 3:3). Die Frucht dieses einen Baumes nicht essen zu dürfen war für sie keine Härte, da es noch viele weitere Früchte gab, die sie essen durfte. Dadurch, daß sie die Frucht berührte, zeigte sie, daß sie ein unrechtes Verlangen nach etwas hegte, was Gott verboten hatte. Während wir dies im Sinn behalten, können wir einmal etwas eingehender über den Rat in 1. Korinther 7:1 nachdenken: „Es ist für einen Menschen gut, keine Frau zu berühren.“ Mit dem Wort „berühren“ werden in den Hebräischen Schriften manchmal geschlechtliche Beziehungen bezeichnet. (Vergleiche Sprüche 6:29; 1. Mose 20:6, 7.) Der Grund dafür ist wahrscheinlich darin zu suchen, daß die Kette von Handlungen, die zur geschlechtlichen Vereinigung führen, damit beginnt, daß man eine Person des anderen Geschlechts in einer Weise berührt, durch die die sinnliche Leidenschaft geweckt wird. Jesus warnte sogar davor, eine Frau fortwährend anzusehen, „um so in Leidenschaft zu ihr zu entbrennen“, und sagte, daß derjenige, der so etwas tue, „in seinem Herzen schon mit ihr Ehebruch begangen“ habe (Matth. 5:28). Es scheint somit, daß unter der ‘Berührung einer Frau’ jede körperliche Berührung zu verstehen ist, die aus Leidenschaft erfolgt oder eine solch unerlaubte Leidenschaft erregt. Kann jemand seine Leidenschaften nicht beherrschen und neigt er dazu, eine Person des anderen Geschlechts auf leidenschaftliche Weise oder in einer unreinen Weise zu „berühren“, wäre es für ihn besser, wie Paulus weiter sagt, zu heiraten (1. Kor. 7:2, 9). Bis dahin ist es für ledige Christen vernünftig, sowohl das leidenschaftliche ‘Ansehen’ als auch das ‘Berühren’, das leicht zu einer schwerwiegenden Übertretung führen kann, zu vermeiden. Sie verspüren dann das befriedigende Gefühl, vor Gott und Menschen ein reines Gewissen zu haben.
19. Weshalb sollten wir uns bemühen, Jehovas Gerechtigkeit in unserem Leben widerzuspiegeln?
19 Wir haben Jehova Gott wegen seiner Gerechtigkeit, seiner guten Gesetze und seiner liebenden Güte oder loyalen Liebe liebengelernt. Wir freuen uns über die Aussicht, daß die ganze Erde — ohne Störung durch ungerechte Regierungen — unter der Herrschaft seines Königreiches stehen wird. Das bedeutet, wie wir wissen, daß sie recht und gerecht regiert wird und daß die Menschheit in Frieden und Sicherheit, die von Bestand sein werden, leben kann. Sollte sich nicht jeder, der sich darüber freut, mit diesem gerechten Herrscher als ein Glied seiner irdischen Organisation verbunden zu sein, mit all seiner Kraft bemühen, in seinem Leben die Gerechtigkeit Gottes widerzuspiegeln, indem er in Übereinstimmung mit Gottes Gesetzen lebt? Auf diese Weise könnte er bestimmt zeigen, daß er ihm gegenüber loyal ist.
20. Wieso muß jemand, der das Beispiel Jesu Christi nachahmt, auch Loyalität offenbaren?
20 Christentum zeigt sich nicht nur dadurch, daß man sich — als öffentliches Zeichen dafür, daß man sich Jehova Gott hingegeben hat — im Wasser untertauchen läßt, sondern auch dadurch, daß man eine christusähnliche Persönlichkeit offenbart — eine neue Persönlichkeit, „die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“ (Eph. 4:24). Zu jeder Zeit wandelte Jesus Christus in Übereinstimmung mit den gerechten Gesetzen Gottes. Diese Gesetze waren in seinem Herzen, und sie beeinflußten die Wünsche seines Herzens in einer Weise, daß diese Wünsche in Übereinstimmung mit Gottes Willen waren (Joh. 5:30). Dieselben gerechten Gesetze sollten auch in unserem Herzen sein, und sie sollten denselben Einfluß auf unsere Wünsche ausüben.
SEGNUNGEN FÜR LOYALGESINNTE
21, 22. Nenne einige Segnungen, die sich ergeben, wenn man Jehova gegenüber loyal ist. Und lassen sich diese Segnungen mit sinnlichem Vergnügen vergleichen?
21 Das Vergnügen, das sich jemand bereitet, indem er seine unrechten fleischlichen Wünsche befriedigt, ist nur von kurzer Dauer. Die Segnungen aber, die uns daraus erwachsen, daß wir Jehova gegenüber loyal sind, können ewig währen. Warum sollten wir diese ewigen Segnungen für flüchtige Augenblicke des Vergnügens aufgeben? Moses erwählte es sich, „eher mit dem Volke Gottes schlecht behandelt zu werden, als den zeitweiligen Genuß der Sünde zu haben“; denn die Segnungen, die sich daraus ergeben, daß man Jehova loyal dient, sind viel größer (Hebr. 11:25). Eine herausragende Segnung, die wir heute bereits genießen können, besteht darin, zu der „großen Volksmenge“ loyaler Anbeter Jehovas zu gehören, die durch die kommende „große Drangsal“ hindurch bewahrt wird — durch die Drangsal, die dem gegenwärtigen System der Dinge ein verhängnisvolles Ende bereiten wird (Dan. 2:44; Offb. 7:9, 14).
22 Eine weitere hervorstechende Segnung besteht darin, ewig in einer Epoche leben zu dürfen, die durch das Königreich Gottes eingeleitet wird. Ist es nicht ein viel größerer Segen, in Frieden und Sicherheit unter gerechten Herrschern zu leben, als ein paar flüchtige Augenblicke lang ein unerlaubtes Vergnügen zu genießen? Ist das Leben an sich nicht schon mehr wert als ein solches Vergnügen? Illoyalität gegenüber Jehova kann ewigen Tod bedeuten, doch Loyalität ihm gegenüber genau das Gegenteil — ewiges Leben. „Und dies ist das Verheißene, das er selbst uns verheißen hat, das ewige Leben“ (1. Joh. 2:25). Diese und viele weitere bemerkenswerte Segnungen werden loyalen Personen zuteil.
23. Welchem Weg zu folgen ist somit heute vernünftig?
23 Da wir an der Schwelle dieser neuen Epoche angelangt sind, wäre es tragisch, wenn ein Christ versagen würde, weil er unrechte fleischliche Begierden hegt und dem wahren Gott gegenüber illoyal wird. Wieviel vernünftiger ist es doch, ein reines Gewissen zu bewahren, indem man in dieser Zeit des Endes einen rechtschaffenen Weg der Loyalität gegenüber Gott verfolgt! (Ps. 37:28, 29).
[Bild auf Seite 17]
Unverheiratete Christen, die sich auf die Ehe vorbereiten, können sich vor einem unreinen Wandel schützen, indem sie es vermeiden, längere Zeit allein zusammen zu sein.