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Fragen von LesernDer Wachtturm 1953 | 15. August
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Fragen von Lesern
● In 2. Mose 4:11 heißt es: „Da sprach Jehova zu ihm: Wer hat dem Menschen den Mund gemacht? Oder wer macht stumm, oder taub, oder sehend, oder blind? Nicht ich, Jehova?“ Kann auf Grund dieses Textes Jehova für alle Stummheit, Taubheit oder Blindheit verantwortlich gemacht werden? — J. C., Ontario, Kanada.
Dieser Text kann nicht zu Recht als ein Argument benutzt werden, daß Jehova Gott für all die Stummheit, Taubheit und Blindheit auf Erden verantwortlich sei. Es gibt verschiedene Ansichten, die möglicherweise als Erklärung davon angenommen werden könnten. Jehova Gott, der Schöpfer, stattete den Menschen mit der Fähigkeit des Sprechens, Hörens und Sehens aus, und somit kann er dem Menschen diese Fähigkeiten auch wieder nehmen, gleichwie er sie einem Menschen zurückgeben kann, der sie verloren hat. Zum Beispiel schlugen seine Engel die Männer von Sodom mit Blindheit, als sie in Lots Haus eindringen wollten. Jehovas Sohn, Jesus Christus, schlug Saulus von Tarsus drei Tage lang mit Blindheit, um ihn von seinem Laufe der Verfolgung von Christen wegzuziehen, und danach wurde ihm durch Gottes Macht das Augenlicht zurückgegeben. Der Apostel Paulus sagte dem Zauberer Elymas, daß er durch die Hand Jehovas eine Zeitlang blind gemacht werde, und dies geschah. — 1. Mose 19:11; Apg. 9:8, 9, 17, 18; 13:8-11.
Die Männer, die Saulus von Tarsus begleiteten, als er mit Blindheit geschlagen wurde, wurden durch Jehovas Macht taub in bezug auf das, was Jesus zu Saulus sagte. Wohl hörten sie den Schall der Stimme, waren aber taub hinsichtlich der genauen Wortlaute. (Apg. 9:7; 22:9, NW) Gott sagte Hesekiel, daß er bisweilen verstummen, daß aber später seine Zunge gelöst werde. (Hes. 3:26, 27; 24:27) Dann wurde auch der Priester Zacharias mit Stummheit geschlagen, weil er so langsam gewesen war zum Glauben, und er wurde wiederhergestellt, als sein Sohn Johannes geboren und beschnitten und mit Namen benannt wurde. (Luk. 1:20, 22, 62-64) Jehova erklärt auch, daß er in Harmagedon seine Feinde schlagen werde, daß ihnen die Augen „in ihren Höhlen vermodern und die Zungen ihnen im Munde verwesen“ werden. — Sach. 14:12, Me.
Das Vorausgegangene sind besondere Beispiele davon, wie Jehova buchstäbliche Taubheit, Stummheit oder Blindheit über Einzelpersonen brachte und sie von diesen Gebrechen auch wieder befreite. Der Text sagt bestimmt nicht, daß jeder Fall eines solchen Körpergebrechens von Jehova herkomme. Aus diesem Text geht nicht hervor, daß Blind- oder Taub- oder Stumm-Geborene ein solches Gebrechen hatten, weil Jehova hier direkt eingegriffen habe, wie einige folgern. Indes stimmt es, daß die Auswirkung gewisser natürlicher Gesetze Jehovas zu Gebrechen von dieser oder jener Art führt. Durch die Rebellion des ersten Menschen kam Sünde und Tod über alle Menschen, und körperliche Entartung, Degeneration setzte als Folge ein. Eltern mögen sündigen und auf gewisse Weise krank werden, und ihre Verletzung der Gesetze Jehovas mag sich in einer gewissen Veranlagung zu Krankheit oder in einem körperlichen Gebrechen äußern, das bei der Geburt an die Nachkommen übergeht. Wenn solches zufolge der Auswirkung der natürlichen Gesetze Jehovas oder als Strafe für die Verletzung seiner Gesetze eintritt, kann Gott indirekt als dessen Ursprung betrachtet werden, obwohl er nicht daran schuld ist. — 2. Mose 20:5.
Eine dritte mögliche Auffassung der Sache wäre noch diejenige in geistigem Sinne. Ohren, die Gottes Botschaft hören, aber ihre Bedeutung zu erfassen verfehlen, sind geistig taub. Augen, die vorausgesagte Ereignisse eintreten sehen, aber die Erfüllung der Prophezeiung wahrzunehmen verfehlen, sind geistig blind. Zungen, die die in der Bibel aufgezeichneten Worte Gottes sprechen, aber unfähig sind, sie anzuwenden und deutliche Erklärungen zu geben, sind geistig stumm. So können denn Ohren, die hören, und Augen, die sehen, und Zungen, die reden, dennoch taub und blind und stumm sein, was Jehovas Vorsätze betrifft. Manchmal bewirkt Jehova solches wegen ihrer Unwürdigkeit. Als er Jesaja hinsandte, dem untreuen Juda Zeugnis zu geben, sagte er zum Propheten: „Geh hin und sprich zu diesem Volke: Hörend höret, und verstehet nicht; und sehend sehet, und erkennet nicht! Mache das Herz dieses Volkes fett, und mache seine Ohren schwer, und verklebe seine Augen; damit es mit seinen Augen nicht sehe und mit seinen Ohren nicht höre, und sein Herz nicht verstehe, und es nicht umkehre und geheilt werde.“ (Jes. 6:9, 10) Von Jesaja wurde gesagt, e r habe ihnen dies getan, da er die Worte sprach, die veranlaßten, daß das rebellische Volk die Augen und Ohren für die Botschaft verschloß. Da aber die Botschaft von Gott war, mag von Gott selbst gesagt werden, er habe es getan. Dieses selbstsüchtige Volk war nicht bereit, zu hören und von Gottes Botschaft geheilt zu werden, und so war es taub und stumm und blind dafür.
Um solch Unwürdige in diesem Zustande geistiger Finsternis zu halten, sprach Jesus in Gleichnissen oder Bildern zu ihnen, wie er dies seinen Nachfolgern sagte, als sie fragten, weshalb er in Bildern spreche: „Deshalb rede ich in Bildern zu ihnen, weil sie schauend vergeblich schauen und hörend vergeblich hören und auch den Sinn davon nicht erfassen; und an ihnen erfüllt sich die Prophezeiung Jesajas, welche sagt: ‚Hörend werdet ihr hören, doch den Sinn keineswegs erfassen, und schauend werdet ihr schauen, doch keineswegs sehen. Denn das Herz dieses Volkes ist dick geworden und mit ihren Ohren haben sie gehört und es als Belästigung empfunden, und ihre Augen haben sie geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen den Sinn davon erfassen und umkehren und ich sie heile.‘“ (Matth. 13:13-15, NW) Das selbstsüchtige Volk war nicht an Gottes Botschaft interessiert, nicht einmal genügend interessiert am Sinn der Bilder, die Jesus gebrauchte. Indem er die Botschaft in dieser Form darreichte, wurden solch Unwürdige ausgeschieden, und nur die Sanftmütigen, die begierig waren, etwas von Gott zu lernen, blieben zurück und fragten Jesus über den Sinn der Bilder. Auf diese Weise bewirkte Jehova, daß einige geistig taub, stumm und blind wurden, und veranlaßte, daß andere durch geistige Erleuchtung sehen, hören und reden konnten.
Einige haben einfach keine Liebe zur Wahrheit, und „deshalb wird Gott ihnen eine starke Täuschung senden, daß sie einer Lüge glauben“. Die moderne Übersetzung läßt den Sinn deutlicher hervortreten und zeigt, daß Jehova sie nicht willentlich täuscht, sondern lediglich zuläßt, daß Satan sie täuscht, da sie mehr Gefallen finden an Lügen und Ungerechtigkeit als an der Wahrheit und der Errettung: „Die Gegenwart des Gesetzlosen ist gemäß der Wirksamkeit Satans mit jeglichem machtvollen Werk und lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jedem ungerechten Trug für die, welche zugrunde gehen, als eine Vergeltung dafür, daß sie die Liebe der Wahrheit nicht annahmen, damit sie errettet würden. Darum läßt Gott sie in eine Wirksamkeit des Irrtums geraten, damit sie der Lüge glauben mögen, auf daß sie alle gerichtet werden, weil sie der Wahrheit nicht glaubten, sondern Gefallen hatten an Ungerechtigkeit.“ (2. Thess. 2:9-12, NW) Jehova läßt zu, daß Satan, der Gott dieser Welt, sie in bezug auf geistliche Dinge geistig blind macht. — 2. Kor. 4:4.
So wie Jehova einige geistig taub und stumm und blind macht, so hebt er andere aus geistiger Taubheit und Stummheit und Blindheit empor. Jesaja hat diese Zeit der geistigen Erleuchtung vorausgesagt: „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und aufjauchzen [singen, KJ] wird die Zunge des Stummen.“ (Jes. 35:5, 6) Die Stolzen, Arroganten läßt er jetzt geistig mit diesen Gebrechen behaftet bleiben, befreit davon aber die Demütigen und Niedriggesinnten.
Folglich sehen wir, daß Jehova Gott sowohl in physischer wie in geistiger Hinsicht den Text von 2. Mose 4:11 erfüllt, nicht aber in dem Sinne, daß er verantwortlich wäre für alle physisch Tauben, Stummen und Blinden auf der Erde.
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Die Bibel — aber nur die wünschenswerten StellenDer Wachtturm 1953 | 15. August
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Die Bibel — aber nur die wünschenswerten Stellen
● Die Geistlichkeit der Christenheit ist seit langem schuldig, diejenigen Stellen der Bibel zu verwerfen, die sie nicht wünscht. Sogar die Fundamentalisten handeln so in bezug auf Erklärungen in der Bibel, wie: die Seele stirbt und Jesus und sein Vater sind nicht eins in einer Dreieinigkeit. (Hes. 18:4, 20; Apg. 3:23; Joh. 14:28) Jetzt hat sich das Blatt für sie gewendet, denn die Kommunisten tun dasselbe. Christian Century, Ausgabe vom 14. Januar, brachte eine Predigt von Ch’ieng Ch’u Ku, die in der New Church, 16. Oktober, veröffentlicht wurde und die besagte, daß dank der Bodenreform der neue Himmel und die neue Erde bereits in dem neuen China verwirklicht worden sind. „Mehr als 4 Millionen Bauern haben jetzt ihr eigenes Land, bauen ihre eigenen Häuser, essen die Frucht ihrer Ernte.“ Dies schloß auch die Flußprojekte mit ein, Eisenbahnen und die Kirchenreform. „Wir sind Herren unserer eigenen Kirche. Wir werden niemals wieder durch die imperialistische Vision über das Ende der Welt verwirrt werden. … Wir müssen aufstehen und arbeiten und beweisen, daß das Volk die Herren der neuen Himmel und der neuen Erde sind.“ Welche Selbstüberheblichkeit! Menschen, die Herren über die Kirche und den Himmel! Es liegt also keine Notwendigkeit vor, festzustellen, was Gott erwartet, oder das festzustellen, von dem er gesagt hat, er könne es nur allein tun. Dieser Geistliche wirft Gott sowieso in die Klasse der Imperialisten, da Gottes Wort von dem Ende der Welt spricht, dem Ende von Demokratien und auch kommunistischen Regierungen, des ganzen bösen Systems der Dinge und der Aufrichtung der Gerechtigkeit und des Friedens für ewig. Aber Ch’ieng Ch’u Ku kümmert sich darum nicht. Er ist mehr an politischer Propaganda interessiert, genau in der gleichen Weise wie die Geistlichkeit des Westens ihr Schwert schwingt; beide Gruppen nehmen nur das, was sie aus Gottes Wort wünschen, und verwerfen den übrigen Teil.
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