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Den Interessen der vollkommenen Regierung Gottes dienenDer Wachtturm 1960 | 15. August
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mit den neuzeitlichen Cäsaren in Konflikt kommen? — Apg. 25:11; Phil. 1:7, NW.
Beachtenswert ist auch das Beispiel, das uns Paulus in bezug auf das Ausharren gegeben hat. Er konnte sich als ein Diener Gottes empfehlen, der mit dem größten Freimut der Rede predigte, und dies trotz Gefängnisstrafen, Stockschlägen und Peitschenhieben, obwohl er gesteinigt wurde und mehrmals Schiffbruch erlitt, trotz Hunger, Nacktheit, Kälte und allen möglichen Gefahren in Städten, in der Wüste und auf dem Meere. Dienen auch wir dem Reiche Gottes trotz allen Prüfungen weiterhin? — 2. Kor. 6:4; 11:21-32.
Deshalb konnte Paulus auch zu den Korinthern sagen: „Ihr selbst seid unser Brief, eingraviert in unsere Herzen, gekannt und gelesen von allen Menschen.“ Haben wir ebenfalls solche Empfehlungsbriefe? Können wir auf die Früchte unserer Arbeit hinweisen als auf einen Beweis, daß wir Diener der göttlichen Regierung sind? — 2. Kor. 3:2, NW.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1960 | 15. August
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Fragen von Lesern
● In Apostelgeschichte 23:1-5 lesen wir, daß Paulus den Hohenpriester Ananias eine „getünchte Wand“ nannte. Nachher entschuldigte er sich gleichsam mit den Worten: „Es steht geschrieben: ‚Von dem Obersten deines Volkes sollst du nicht übel reden.‘“. Wie können wir die scharfen Anklagen rechtfertigen, die Der Wachtturm manchmal gegen die „Obersten“ der Christenheit erhebt, die doch Oberste des Volkes sind, obwohl sie falsche Priester sind, wie wir — genau wie damals Paulus — wissen? — F. W., USA.
Halten wir zuerst einmal fest, daß sich Gottes Wort nicht widerspricht. Obwohl wir in 2. Mose 22:28 lesen, daß den Israeliten gesagt wurde, sie dürften einem Fürsten oder Obersten ihres Volkes nicht fluchen, wissen wir, daß Gottes Propheten hier und da den Befehl erhielten, die Obersten ihres Volkes öffentlich anzuklagen. Auch Jesu Äußerungen über die Obersten des Volkes (Luk. 13:31-35; Matth. 23:1-37; Joh. 8:44 und Off. 1:1 und 13:1 bis 18:9) rechtfertigen die „scharfen Anklagen“ gegen die „Obersten“ der Christenheit in den Wachtturm-Schriften, abgesehen von denen der hebräischen Propheten der alten Zeit.
Als Paulus sich damals entschuldigte und sich dabei auf 2. Mose 22:28 berief, muß er auf die treuen Obersten des Volkes Jehovas Bezug genommen haben. Schlechte Herrscher dürfen bestimmt kritisiert und öffentlich bloßgestellt werden, besonders, wenn es gilt, das Volk vor ihnen zu warnen. Jesus sagte einmal: „Blinde Leiter sind sie. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen.“ (Matth. 15:14, NW) Paulus stand damals vor dem höchsten jüdischen Gericht, und er wollte nicht Mißachtung gegen dieses Gericht bekunden. Als er daher feststellte, daß er dessen Vorsitzenden, den Hohenpriester Ananias, eine getünchte Wand genannt hatte, entschuldigte er sich, um das Gericht nicht zu seinen Ungunsten zu beeinflussen. Dadurch konnte er auch einen Teil des Gerichts für sich gewinnen, als er kurz danach ausrief: „Brüder, ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern; wegen der Hoffnung der Auferstehung der Toten werde ich gerichtet.“ Paulus ging also nicht nur klug und taktvoll vor, sondern auch in Übereinstimmung mit dem Grundsatz, der in Prediger 10:20 niedergelegt ist, wo gesagt wird, daß man dem König nicht fluchen dürfe, da es ihm zu Ohren kommen könnte.
Auch wir sollten, wenn wir vor Herrschern oder Richtern des Landes stehen, diesen Vertretern des Landes und des Gesetzes höflich begegnen. Es würde kaum jemandem in den Sinn kommen, sie mit jenen Bezeichnungen anzureden, durch die sie in den Publikationen, die wir verbreiten, manchmal gebrandmarkt werden. Es könnte uns sonst so ergehen, wie es dem Märtyrer Stephanus erging, der, wie wir in Apostelgeschichte 7:51-53 lesen, zu dem höchsten Gericht, dem Sanhedrin von Jerusalem, gesagt hatte: „Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! ihr widerstreitet allezeit dem heiligen Geiste; wie eure Väter, so auch ihr. Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, welche die Ankunft des Gerechten zuvor verkündigten, dessen Verräter und Mörder ihr jetzt geworden seid, die ihr das Gesetz durch Anordnung von Engeln empfangen und nicht beobachtet habt.“ Daß Stephanus berechtigt war, so zu sprechen, zeigte sich darin, daß Jehova Gott ihn eine Vision des geöffneten Himmels haben ließ, kurz bevor er gesteinigt wurde.
Zusammenfassend kann gesagt werden, daß das Gebot in 2. Mose 22:28 die einzelnen Israeliten anging und eine allgemeine Regel zum Ausdruck brachte, die mit Prediger 10:20 übereinstimmt und sich in erster Linie auf gottesfürchtige Regenten bezieht. Dieses Gebot darf nicht dazu benutzt werden, die vielen anderen Gebote zu entkräften, denen Jehovas Zeugen nachkommen, wenn sie in ihren Schriften gegen die Klasse der „Obersten“ oder Herrscher, die heute ähnliche hohe Stellungen bekleiden wie damals die Herrscher des Volkes Israel, manchmal „scharfe Anklagen“ erheben. Weisheit und Takt gebieten uns aber dennoch im direkten Verkehr mit ihnen, niemals unhöflich zu sein. Wir können im Zweifelsfalle stets denken, der Betreffende sei guten Willens, obwohl es manchmal eher scheinen mag, daß der Weg, den Stephanus einschlug, der vom Geiste Gottes angezeigte wäre.
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