Welche religiösen Gewohnheiten pflegst du?
1, 2. An welchen zwei Tagen im Jahr sind die Kirchen meist überfüllt, und welche nachdenklich stimmenden Fragen erheben sich darum?
JEDE Religion hat ihre Feiertage, an denen in ihren Kirchen oder Tempeln besondere Handlungen durchgeführt werden. An diesen Tagen sind solche Kultstätten gewöhnlich gut besucht. In der Christenheit pflegt man während der Weihnachtszeit interessante Spiele vorzuführen, bei denen Joseph und Maria mit dem Jesuskind und der Besuch der Hirten dargestellt werden. Das Ganze wird mit fröhlicher Musik umrahmt, und fast die ganze Gemeinde wohnt diesem Gottesdienst bei. Selbst Außenstehende, die nicht zu der betreffenden Religionsgemeinschaft gehören, kommen, um die besondere Musik zu hören und das Spiel zu sehen. Ein weiterer Feiertag der Christenheit ist der Ostersonntag, der die Menschen herauslockt wegen der großen Frühjahrsmodeschau, bei der man die neusten Hüte und andere Modeneuheiten sehen kann. Einige, die an solchen Tagen in die Kirche gehen, denken freilich ernsthaft über den Tod und die Auferstehung Jesu Christi nach. Warum gibt es aber in der Christenheit so viele, die ihre Anbetungsstätte nur dann aufsuchen, wenn es etwas Interessantes zu sehen gibt, wie an diesen beiden Feiertagen, also nur zweimal in zweiundfünfzig Wochen? Was bedeuten diese beiden Feste für diese Feiertags-Christen? Glauben sie wirklich, daß Jesus Christus gestorben ist, um sie zu erlösen? Wovon zu erlösen? Was meinst du: Kommen sie sich wohl als bessere Christen oder als Heuchler vor, wenn alles vorbei ist? Welche religiösen Gewohnheiten pflegst du?
2 Es ist allgemein bekannt, daß die meisten Kirchen der Christenheit zu Weihnachten und Ostern überfüllt sind. Hast du dich, falls du ebenfalls in die Kirche gehst, jemals gefragt: „Warum gehe ich hin? Weil ich an der Allgemeinheit interessiert bin? Aus Rücksicht auf meine gesellschaftliche Stellung? Oder sehe ich darin vielleicht eine gute Geschäftsmethode?“ Vielleicht denkst du, du werdest dort einigen deiner politischen Freunde begegnen. Oder gehst du etwa hin, weil du nichts Wichtigeres zu tun hast? Halte einen Augenblick inne und überlege! Gehst du wirklich in die Kirche, um die Wahrheit über Gott und deine Rettung zu hören?
3. Aus welchem Grund sollte man eigentlich in das Haus Gottes gehen, und was sollte es bei einem Menschen bewirken?
3 Eigentlich sollte man in das Haus Gottes gehen, um Erkenntnis über Jehova, den Schöpfer, zu erlangen und etwas über seinen Sohn Christus Jesus zu lernen, der dafür gesorgt hat, daß wir alle ewiges Leben erlangen können. Du solltest den Wunsch haben, etwas über die Rettung zu hören, die Gott durch die Aufrichtung des Königreiches bewirken wird, dessen Herrschaft er seinem Sohn übertragen hat und um das Christen mit den Worten beten sollten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.“ (Matth. 6:10, Lu) Der regelmäßige Besuch des Hauses Gottes sollte dein Denkvermögen schärfen. Du solltest dadurch erkennen, daß das Leben eine Gabe Gottes ist; du solltest wissen wollen, warum der Mensch auf der Erde ist. Die Erkenntnis, die du im Hause Gottes über die Wahrheit erlangst, sollte in dir den Wunsch wecken, das, was du über Jehovas Vorkehrungen für die Menschheit gelernt hast, weiterzusagen. Wirst du an der Anbetungsstätte, die du aufsuchst, nicht zur Tat angespornt und nicht veranlaßt, das, was du dort lernst, weiterzusagen, dann solltest du dich nach dem Ort umschauen, an dem du die Wahrheit und die richtige Art der Gottesanbetung kennenlernst.
4. (a) Warum pflegte Jesus die Gewohnheit, regelmäßig in die Synagoge zu gehen? (b) Was für eine Botschaft hatte er für die Menschen?
4 Die Menschen, die Jesus reden hörten, waren über seine Art zu lehren erstaunt und folgten ihm nach. Mit jedem Tag lernten sie mehr über die Wahrheit, und sie setzten das, was Jesus sie lehrte, in die Tat um. Bewirkt deine Religion das ebenfalls bei dir? Jesus ging nach seiner Gewohnheit an jedem Sabbat in die Synagoge, denn er wußte, daß er dort das Wort Gottes hören würde, da stets ein Teil der Hebräischen Schriften vorgelesen wurde. Er wußte, daß das Wort Gottes dort besprochen und auch erklärt wurde. Als Jesus an einem Sabbattag in Nazareth aufgefordert wurde, aus den Schriften vorzulesen, wandte er den betreffenden Text auf sich selbst an. Er wußte, daß er gesalbt worden war, um den Armen die gute Botschaft zu verkünden. Das setzte voraus, daß er von Ort zu Ort reiste und mit vielen Menschen sprach. Er kündigte den unterdrückten Juden eine Freilassung der Gefangenen an und sagte ihnen, daß sie zur bestimmten Zeit befreit würden. Und wie ging die verheißene Wiederherstellung des Augenlichts der Blinden vor sich? Jesus öffnete die Augen vieler, die buchstäblich blind waren. Die Wahrheit zu erkennen und Gottes Wort mit Herz und Sinn zu erfassen war für diese Menschen jedoch weit wichtiger. (Luk. 4:16-20) All das stand den Zuhörern Jesu in Aussicht, wenn sie „das Königreich der Himmel“, das sich genaht hatte, annahmen. Welch ausgedehnte Predigt- und Lehrtätigkeit das erforderte! Es war eine gewaltige Aufgabe, doch mit dem Segen Jehovas konnte Jesus sie bewältigen. Er war für die Menschheit der größte Diener Gottes, der Gottes kommendes Königreich bekanntmachte. Und nahm ihn das Volk als Diener Gottes an? Jesus sagte: „Der Sohn des Menschen [ist] nicht gekommen ..., um bedient zu werden, sondern um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben.“ (Matth. 20:28) Zu der von Gott bestimmten Zeit wird Jesus viele erlösen, und wir werden Zeugen davon sein, daß Gottes Wille durch sein Königreich auf der Erde so geschieht, wie er im Himmel geschieht. Hilft dir deine Religion, so an Jesus zu glauben, daß du ewiges Leben erlangen kannst? (Joh. 3:16) Dienst du anderen, indem du mit ihnen über das, was du gelernt hast, sprichst?
5. Was tat Jesus, abgesehen davon, daß er selbst predigte?
5 Jesus predigte aber nicht nur selbst, sondern bereitete auch seine Jünger auf den Predigtdienst vor. Er sorgte dafür, daß sie im Studium des Wortes Gottes richtig geschult wurden und daß sie dann dieses Wort regelmäßig predigten. Die Christen unseres Jahrhunderts müssen dasselbe tun. Sie müssen Diener Gottes sein und die gute Botschaft von Gottes Königreich predigen und die Menschen darüber belehren. — Matth. 24:14.
6. (a) Wie wandten die Jünger Jesu das, was sie gelernt hatten, an? (b) Welchen Eindruck riefen sie bei den religiösen Führern und den Vorstehern hervor?
6 Nachdem Jesus seine zwölf Jünger ausgewählt hatte, zogen sie ständig mit ihm. Unterwegs lernten und predigten sie. Auch sie waren es gewohnt, in die Synagoge und in den Tempel zu gehen, um zu hören, was Jesus lehrte. Sie waren begierig, das, was er zu sagen hatte, zu hören. Sie stellten viele Fragen, weil sie das, was Jesus wußte, auch wissen wollten. Auf öffentlichen Plätzen konnten sie an interessanten Gesprächen teilnehmen. Gelegentlich wurden sie auch zu zweit ausgesandt, um in Israel zu predigen. Dadurch wurde ihr Denkvermögen geschärft. Sie waren unterschiedlich veranlagt und kamen aus verschiedenen Volksschichten, was ihre Redeweise um so interessanter machte. Simon und Andreas waren zum Beispiel Fischer. Jesus hatte zu ihnen gesagt: „Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ Sie verließen ihre Netze sogleich und folgten ihm. Um die gleiche Zeit berief er auch Johannes und Jakobus. Darauf gingen sie alle fünf nach Kapernaum. „Sobald es Sabbat wurde, begab er sich in die Synagoge und begann zu lehren. Und sie waren über seine Art zu lehren betroffen.“ (Mark. 1:16-22) Nicht die Mächtigen und nicht die Vornehmen folgten Jesus nach, sondern Menschen, die in dieser Welt als gewöhnlich galten. Ihre Gemeinschaft mit Jesus und das, was sie von ihm lernten, machte jedoch einen nachhaltigen Eindruck auf sie, denn als die Apostel verhaftet wurden und dann vor den religiösen Führern und den Vorstehern des Volkes erscheinen mußten, verwunderten sich diese, als sie „sahen, mit welchem Freimut Petrus und Johannes redeten, und bemerkten, daß sie ungelehrte, gewöhnliche Menschen waren“. „Und sie begannen sie als solche zu erkennen, die mit Jesus gewesen waren.“ (Apg. 4:13) Die Jünger zogen aus dem, was Jesus in der Synagoge lehrte, Nutzen. Dadurch wurden sie reifere, fähigere Diener Gottes.
DIE GEWOHNHEIT DES APOSTELS PAULUS
7. Welch interessanten Aufschluß erhalten wir über Saulus aus Apostelgeschichte 9:15-20?
7 Die ersten Christen schätzten das Zusammenkommen ebenso wie Jesus, und auch sie predigten in der Synagoge. Saulus verblieb nach seiner Bekehrung vom Judentum zum Christentum „einige Tage bei den Jüngern in Damaskus und begann sogleich in den Synagogen Jesus zu predigen, daß dieser der Sohn Gottes ist“. (Apg. 9:15-20) Als er erst einmal die Wahrheit erkannt hatte, dauerte es nicht mehr lange, bis er sich über seinen Glauben äußerte. Saulus, der später Paulus genannt wurde, wußte, daß es am besten war, gleich dort mit dem Predigen zu beginnen, wo Menschen waren.
8. Welch bemerkenswerte Botschaft brachte Paulus den Bewohnern von Antiochien, und wo predigte er diese Botschaft?
8 Die Jünger Christi reisten viel. Sie waren dazu gezwungen, wenn sie alle Nationen erreichen wollten. Sie zogen von Stadt zu Stadt und von Provinz zu Provinz. Dadurch wurde die gute Botschaft von Gottes Königreich gepredigt, und die Christenversammlungen wuchsen. Wenn Paulus und andere Judenchristen in eine Stadt kamen, gingen sie am Sabbat stets in die Synagoge und predigten dort. Sie hatten diese Gewohnheit von Jesus übernommen. Das bestätigt zum Beispiel folgender Bericht: „Sie ... zogen von Perge aus weiter und kamen nach Antiochien in Pisidien, und sie gingen am Sabbattag in die Synagoge und setzten sich. Nach der Vorlesung des Gesetzes und der Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: ‚Brüder, wenn ihr irgendein Wort der Ermunterung für das Volk habt, so redet.‘ Da stand Paulus auf, winkte mit der Hand und sprach: ‚Ihr Israeliten und ihr anderen, die ihr Gott fürchtet, hört!‘“ (Apg. 13:14-16) Paulus war sogleich bereit, aufzustehen und über seinen Glauben zu sprechen, und er hielt eine vollendete Rede, die im 13. Kapitel der Apostelgeschichte aufgezeichnet ist. Er gab einen Überblick über die Geschichte der Juden von der Zeit an, da sie als Fremdlinge in Ägypten ansässig waren, bis zur Zeit der Richter und Könige. In großen Zügen schilderte er die Geschehnisse der vergangenen Jahrhunderte und führte dann Johannes den Täufer an, den Propheten, der das Kommen Jesu angekündigt hatte. Zur Überraschung aller Anwesenden sprach er dann von der Auferstehung Jesu Christi und erklärte: „Gott aber erweckte ihn von den Toten; und während vieler Tage wurde er für die sichtbar, die mit ihm aus Galiläa nach Jerusalem hinaufgegangen waren und die jetzt seine Zeugen vor dem Volke sind.“ — Apg. 13:30, 31.
9. Welche Wirkung hatte seine Botschaft auf die Menschen?
9 Diese Predigt, die der Apostel Paulus an jenem Sabbattag in der Synagoge hielt, erregte großes Aufsehen. „Nachdem nun die Synagogenversammlung aufgelöst war, folgten viele von den Juden und von den Proselyten, die Gott anbeteten, Paulus und Barnabas, die, indem sie zu ihnen sprachen, sie anzuspornen begannen, in der unverdienten Güte Gottes zu verharren. Am nächsten Sabbat versammelte sich nahezu die ganze Stadt, um das Wort Jehovas zu hören. Als die Juden die Volksmengen erblickten, wurden sie mit Eifersucht erfüllt und begannen dem von Paulus Gesagten lästernd zu widersprechen.“ (Apg. 13:43-45) Es war für Paulus und Barnabas nicht leicht, dort in der Synagoge ganz offen zu dem Volke zu sagen: „‚In der Tat, Jehova hat uns in diesen Worten geboten: „Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit du zur Rettung seist bis zum äußersten Ende der Erde.“‘ Als die Leute von den Nationen das hörten, begannen sie sich zu freuen und das Wort Jehovas zu verherrlichen, und alle, die zum ewigen Leben richtig eingestellt waren, wurden gläubig.“ (Apg. 13:47, 48) Dort, im Hause Gottes, lernten diese ersten Gläubigen die Wahrheit kennen. Das war möglich, weil Paulus und Barnabas darauf vorbereitet waren, eine Predigt über Gottes Wort zu halten. Die beiden gingen in die Synagoge, um dort mit anderen über ihren Glauben zu sprechen, wie sie es auch von Haus zu Haus und an anderen öffentlichen Orten taten. Sie fühlten sich gedrängt, die gute Botschaft jederzeit und überall zu predigen. Sie hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, über die wahre Religion, die sie kurz vorher angenommen hatten, zu sprechen. Hat auch dein Glaube an Jesus Christus bewirkt, daß du es dir zur Gewohnheit gemacht hast, zu predigen und mit anderen zu sprechen, wie diese ersten Christen es taten? Das sollte der Fall sein!
10. (a) Wo konnte man Paulus begegnen, als er in Athen war? (b) Wohin führte ihn seine Predigttätigkeit?
10 Als Paulus nach Athen kam und sah, daß die Stadt voll Götzen war und die Menschen Bilder verehrten, wurde er innerlich sehr erregt. „Infolgedessen begann er sich in der Synagoge mit den Juden und den anderen Leuten, die Gott anbeteten, und jeden Tag auf dem Marktplatz mit denen zu unterreden, die er gerade antraf.“ Paulus konnte damals seine ganze Zeit der Predigttätigkeit widmen und hatte so Gelegenheit, sich „jeden Tag auf dem Marktplatz mit denen zu unterreden, die er gerade antraf“. Er muß „jeden Tag“ vielen Menschen — ganzen Gruppen und einzelnen — gepredigt haben, denn wir lesen: „Gewisse von den epikuräischen wie auch von den stoischen Philosophen begannen einen Wortwechsel mit ihm, und einige sagten: ‚Was will dieser Schwätzer denn sagen?‘ Andere: ‚Er scheint ein Verkündiger ausländischer Gottheiten zu sein.‘ Das geschah, weil er die gute Botschaft von Jesus und der Auferstehung verkündete.“ (Apg. 17:17, 18) Das bot dem Apostel Paulus eine günstige Gelegenheit, mit diesen gelehrten Athenern zu sprechen. „Da ergriffen sie ihn, führten ihn zum Areopag und sagten: ‚Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du redest?‘“ (Apg. 17:19) Paulus nutzte diese Gelegenheit, um ein wunderbares Zeugnis zu geben, wobei er auf die Worte Jesu vertraute: „Nicht i h r seid es ja, die dann reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet.“ — Matth. 10:20, Me.
11. Was weiß man über die christliche Predigttätigkeit des Apostels Paulus in Korinth und Ephesus?
11 Als Christ hatte Paulus ein ausgefülltes, abwechslungsreiches Leben. Schließlich reiste er von Athen ab und kam nach Korinth. Dort traf er gewisse Juden: Aquila, der von Italien gekommen war, und Priscilla. Aquila hatte das gleiche Handwerk, wie es Paulus betrieb, wenn er weitere Mittel benötigte, um im Dienste Gottes zu bleiben. Paulus blieb in ihrem Haus und arbeitete mit ihnen als Zeltmacher. „Er pflegte aber jeden Sabbat in der Synagoge eine Ansprache zu halten und überzeugte Juden und Griechen.“ (Apg. 18:4) Er tat dies, weil es seine religiöse Gewohnheit war, und er machte Jünger. Welche religiösen Gewohnheiten pflegst du? „Nachdem sich aber Paulus noch mehrere Tage dort aufgehalten hatte, sagte er den Brüdern Lebewohl und schiffte sich nach Syrien ein ... So kamen sie in Ephesus an, und er ließ sie dort zurück; er selbst aber ging in die Synagoge und unterredete sich mit den Juden.“ (Apg. 18:18, 19) Paulus ließ sich keine Gelegenheit entgehen. Er war an der Rechtfertigung des Namens Jehovas interessiert und bewies, daß „es unmöglich ist, daß Gott lügt“. — Hebr. 6:18.
12. Wie dachte Paulus über die Gemeinschaft mit Glaubensbrüdern?
12 Überall, wohin Paulus kam, sorgte er dafür, daß er mit Menschen zusammenkam, wenn irgend möglich im „Hause unseres Gottes“, wo eine gegenseitige Stärkung des Glaubens möglich war. Paulus bedurfte der Ermunterung wie jeder andere Mensch, und er freute sich stets, andere zu ermuntern. Das geht auch aus folgenden Worten hervor, die er an die Christen in Rom schrieb: „Ich sehne mich danach, euch zu sehen, um euch irgendeine geistige Gabe mitzuteilen, damit ihr befestigt werdet, oder vielmehr zum Austausch von Ermunterung in eurer Mitte, indem jeder durch den Glauben des anderen, sowohl des euren wie des meinen ermuntert werde.“ (Röm. 1:11, 12) Denke daran, daß du deinen Brüdern eine große Hilfe sein kannst, wenn du dich im „Hause unseres Gottes“ äußerst. Jehovas Zeugen tun das bei ihren wöchentlichen Zusammenkünften in ihren Königreichssälen.
RELIGIÖSE GEWOHNHEITEN HEUTE
13. (a) Wird in den Kirchen der Christenheit heute die Botschaft vom „Königreich der Himmel“ verkündet, oder was hört man dort? (b) Welcher Unterschied besteht zwischen der Handlungsweise Jesu Christi und der Handlungsweise des Oberhauptes der katholischen Kirche?
13 Jesus und seine Jünger gingen nach ihrer religiösen Gewohnheit in das „Haus unseres Gottes“, um mit anderen über die Wahrheit zu reden, sich über ihren Glauben zu äußern, um eine genaue Erkenntnis der Bibel zu erlangen und um Gottes Königreich als des Menschen einzige Hoffnung zu verkünden. Pflegt man in den Kirchen der Christenheit heute das gleiche zu tun, was die ersten Christen an ihren Versammlungsstätten zu tun pflegten? Hörst du dieselbe biblische Botschaft vom „Königreich der Himmel“, die die Zeitgenossen Christi hörten? Oder wird dir in deiner Kirche gesagt, die Vereinten Nationen seien die „letzte Hoffnung“? Stimmst du mit Papst Paul VI. überein, der vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sagte: „Unsere Botschaft will vor allem eine moralische und feierliche Bestätigung dieser hohen Institution sein ... Die Völker wenden sich an die Vereinten Nationen als letzte Hoffnung für die Eintracht und den Frieden; und so wagen Wir, zusammen mit Unserem eigenen, ihren Tribut an Ehre und Hoffnung vor Sie zu bringen“?a Jesus Christus verwarf die Königreiche dieser Welt, als Satan, der Teufel, sie ihm vor 1900 Jahren anbot, und zum Statthalter Pilatus sagte er kurz vor seiner Hinrichtung am Marterpfahl: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt.“ (Joh. 18:36) Kann aber heute vom Oberhaupt der bedeutendsten Kirche der Christenheit gesagt werden, er glaube an Gottes Königreich und lehre es auch, wenn er von einer Bestätigung der Vereinten Nationen spricht und von den Völkern sagt, sie würden sich an die Vereinten Nationen als letzte Hoffnung für Eintracht und Frieden wenden? Bestimmt nicht! Möchtest du in ökumenischem Geist an der Seite derer bleiben, die nicht mehr an die Heilige Schrift glauben? Die Führer der Christenheit haben nicht nur Gottes Königreich verworfen, sondern suchen in ihren Reihen auch Zweifel an fast allen Lehren Christi zu erwecken.
14. Beschreibe kurz einige andere Ansichten der Christenheit, die den Lehren der Bibel und dem, was Jesus Christus glaubte, widersprechen.
14 Jesus lehrte vor 1900 Jahren, daß alle, die in den Gräbern sind, hervorkommen, daß die Toten seine Stimme hören und auferstehen werden. (Joh. 5:28, 29) Wie kommt es denn, daß Geistliche der Christenheit uns heute sagen, die Menschen kämen für immer in die Hölle oder in das Fegefeuer und einige wenige kämen in den Himmel? Diese Lehre ist einem Christen fremd, denn die Bibel lehrt ihn, daß im Scheol oder Grab, wohin der Mensch beim Tode kommt, „weder Tun noch Überlegung noch Kenntnis noch Weisheit“ ist. (Pred. 9:10) Der Mensch schläft im Grab (Scheol), er existiert nicht mehr. „Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurück.kehren!“ (1. Mose 3:19) Der treue Hiob wußte dies, aber er glaubte auch an Gottes Königreich und an die Auferstehung der Toten. Er sagte: „O daß du in dem Scheol mich verstecktest, mich verbärgest, bis dein Zorn sich abwendete, mir eine Frist setztest und dann meiner gedächtest!“ (Hiob 14:13) Die Bibel lehrt, daß der Mensch erschaffen wurde; die Wissenschaft und viele Religionsführer sagen jedoch, der Mensch habe sich aus einem Tier oder einer anderen Lebensform entwickelt. Wem glaubst du — Menschen oder Gott? (1. Mose 2:7) Die Bibel sagt, Gott habe die Welt so sehr geliebt, daß er seinen Sohn gesandt habe, damit er sie errette; viele Geistliche dagegen sagen, Gott sei auf die Erde gekommen, Christus sei Gott, und um das zu beweisen, lehren sie die heidnische Lehre von einer Dreieinigkeit. (Joh. 3:16) Jesus Christus zitierte aus den Hebräischen Schriften und sprach von den Tagen Noahs und den Tagen Sodoms und Gomorras. Er glaubte an das geschriebene Wort Gottes; viele Geistliche dagegen, die behaupten, Nachfolger Christi zu sein, sagen, die Schöpfungsgeschichte, die Berichte über Noah und die Arche, über Sodom und Gomorra, den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer und sogar der Bericht über die Geburt Jesu durch eine Jungfrau seien Legenden, Märchen, die nicht als Tatsache oder Wahrheit aufzufassen seien. Ungeachtet dessen, was die Führer der Christenheit lehren, stimmen Jehovas Zeugen mit dem Apostel Paulus überein, der sagte: „Gott werde als wahrhaftig erfunden, wenn auch jeder Mensch als Lügner erfunden würde.“ (Röm. 3:4) Warum dieser erstaunliche Wechsel in der christlichen Lehre im Laufe der Jahrhunderte? Die Bibel beantwortet uns auch diese Frage. — 1. Mose, Kapitel 1, 2 und 6 bis 8; 19:1-29; 2. Mose, Kapitel 14; Luk. 1:26-38.
15. Wer brachte diese verschiedenen Ansichten auf, und nach welcher Methode gehen Jehovas Zeugen vor?
15 Der Gott dieser Welt, Satan, der Teufel, hat die Augen der Menschen verblendet und diese in Finsternis gehalten. (2. Kor. 4:4) Jesus sagte von den Schriftgelehrten und Pharisäern, den damaligen Religionsführern, mit Recht: „Blinde Leiter sind sie. Wenn aber ein Blinder einen Blinden leitet, so werden beide in eine Grube fallen.“ (Matth. 15:14) Leider lassen viele Menschen die Geistlichen der verschiedenen Religionsgemeinschaften der Christenheit für sich denken. Es wäre aber weit besser, man würde die Bibel selbst studieren, statt sich von der falschen Religion irreführen zu lassen. Die meisten Menschen überlassen auch das Beten dem Pfarrer, der seine Gebete in der Regel nur aus dem Gebetbuch liest. Die bei religiösen Versammlungen Anwesenden werden nicht ermuntert, sich zu äußern. Man beobachtet keinen „Austausch von Ermunterung“. Wie ganz anders war es doch in den Tagen Jesu, als man einen Bibeltext vorlas, den man dann allgemein besprach! Jehovas Zeugen gehen bei ihrem Wachtturm-Studium heute noch so vor. Der leitende Prediger gibt das zur Diskussion stehende Thema bekannt, und dann wird der Bibeltext vorgelesen, um den sich die Kommentare drehen werden. Die Zeitschrift Der Wachtturm dient der ganzen Versammlung bei der allgemeinen Besprechung als Leitfaden, aber die Versammlung äußert sich in eigenen Worten.
SITTLICHE GEWOHNHEITEN
16. (a) Wie denken heute manche über die biblischen Gesetze und Gebote, da sich die Einstellung zur Bibel im allgemeinen geändert hat? (b) Was sagt jedoch Gottes Wort über jene, die seine Gebote übertreten? (c) Welche Aufforderung finden wir in Offenbarung 18:4, 5, und wohin sollen sich die aus Babylon der Großen Fliehenden begeben?
16 Vor ungefähr vierzig oder fünfzig Jahren oder noch früher wurde die Bibel in der Familie häufiger gelesen als heute. Viele Religionsgemeinschaften spornten zum Lesen und Studieren der Bibel in der Familie an. Heute betrachtet man die Bibel im allgemeinen als ein Buch, das zur guten Literatur gehört, das einige gute Gedanken und Aussprüche enthält und das man liest, wenn man nichts anderes zu tun hat. Manche Menschen sagen: „Wer könnte denn heute noch nach dem Sittengesetz der Bibel leben? Was sie über Hurerei und Ehebruch lehrt, ist doch überholt.“ Man steht auf dem Standpunkt, der voreheliche Geschlechtsverkehr sei erlaubt, und folgert daher, ein wenig Abwechslung in der Ehe sei auch nicht allzu schlimm. Wahllose Geschlechtsbeziehungen sind daher in der ganzen Christenheit üblich. Unternimmt man aber etwas dagegen? Nein! Hat die Geistlichkeit ihre Augen vor den Worten Pauli verschlossen, der schrieb: „Was? Wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Königreich Gottes nicht ererben werden? Laßt euch nicht irreführen. Weder Hurer noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Männer, die man für unnatürliche Zwecke hält, noch Männer, die bei Männern liegen, noch Diebe, noch Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Schmäher, noch Erpresser werden Gottes Königreich ererben“? (1. Kor. 6:9, 10) Man sagt sich vielleicht: „Wenn doch Papst Paul VI. glaubt, die Vereinten Nationen seien ‚die letzte Hoffnung‘, warum sollte ich dann noch daran interessiert sein, Gottes Königreich zu ererben?“ Wer schon nicht an Gottes Königreich glaubt, dem fällt es auch nicht schwer, das Sittengesetz dieses Königreiches außer acht zu lassen. Es scheint, daß es die ganze Christenheit außer acht läßt. Ja, das Weltreich der falschen Religion, Babylon die Große, kann dem Volk weder in geistiger noch in moralischer Hinsicht etwas bieten. Darum sagt Gottes geschriebenes Wort: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft, ja bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten der Ungerechtigkeit gedacht.“ (Offb. 18:4, 5) Hunderttausende haben Babylon die Große bereits verlassen, haben sich der reinen, lauteren Anbetung Gottes zugewandt und sind wahre Christen geworden. Sie haben sich mit Jehovas Zeugen verbunden, weil sie wissen, wie notwendig es ist, die Bibel zu studieren und mit Menschen zusammen zu sein, die an das ganze Wort Gottes glauben. Diese Menschen haben sich Jehova hingegeben, um seinen Willen zu tun, und haben es sich zu ihrer religiösen Gewohnheit gemacht, Gottes Königreich zu predigen, das die einzige Hoffnung der Menschheit ist. Um in dem Glauben, der den Heiligen einst überliefert worden ist, stark zu bleiben, kommen Jehovas Zeugen im „Hause unseres Gottes“ regelmäßig zusammen; denn sie wissen, daß „die Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist“ und daher jeder, der „ein Freund der Welt sein will, ... sich als ein Feind Gottes“ darstellt. (Jak. 4:4) Die Christenversammlung ist darauf bedacht, daß in ihren Reihen einer den anderen im allerheiligsten Glauben auferbaut und alle zu Predigern geschult werden, die die gute Botschaft des Wortes Gottes verkünden, die keine Zugeständnisse machen und keine Freunde der Welt werden. Sei auch du ein echter Christ! Wandle in den Fußtapfen Jesu Christi. Tue, was er tat. Sei das ganze Jahr hindurch, jeden Tag, ein Christ, nicht nur an den Feiertagen der Christenheit. Mache es dir zur Gewohnheit, im Hause Jehovas, des wahren Gottes, anzubeten, und du wirst die Bedeutung der Worte Jesu verstehen lernen: „Meine Schafe hören auf meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Und ich gebe ihnen ewiges Leben.“ — Joh. 10:27, 28.
[Fußnote]
a New York Herald Tribune, Dienstag, 5. Oktober 1965, Papstbesuch-Gedenkausgabe, Seite B, unter der Überschrift: „Vor den UN — ‚Botschaft für die Menschheit‘“.
[Bild auf Seite 171]
„Kommt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.“