Der Hauptvermittler der göttlichen Herrschaft hervorgebracht
„Diesen hat Gott als Hauptvermittler und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Gelegenheit zur Reue und Vergebung der Sünden zu geben.“ — Apg. 5:31.
1. Warum würden wir nicht gerettet, wenn wir den Hauptvermittler der göttlichen Herrschaft außer acht ließen?
NIEMAND von uns kann es sich leisten, denjenigen außer acht zu lassen, den der göttliche Herrscher des Universums zu seinem Hauptvermittler und zu einem Retter erhoben hat. Würden wir diesen Hauptvermittler bei unserer Anbetung des göttlichen Herrschers außer acht lassen, so würden wir nicht gerettet werden. Der göttliche Herrscher bietet uns nur durch seinen Hauptvermittler die Möglichkeit, gerettet zu werden und als vollkommene, glückliche Menschen in der von ihm verheißenen gesegneten neuen Ordnung zu leben. Diese wichtige Tatsache müssen die Menschen überall erfahren.
2. Wegen welchen Vorgehens mußte der Sanhedrin, das höchste Gericht in Jerusalem, diese Tatsache zur Kenntnis nehmen?
2 Vor neunzehnhundert Jahren mußten die höchsten geistlichen Würdenträger in Jerusalem diese Tatsache zur Kenntnis nehmen. Jene Männer bildeten das höchste Gericht des Landes, den Sanhedrin. Durch einen Entscheid, den sie einige Wochen vorher gefällt hatten, war ein Mann, der viel von sich reden gemacht hatte, Jesus Christus, zum Tode verurteilt worden. Nun hatten sie die zwölf führenden Nachfolger dieses umstrittenen Mannes vor sich. Während des Verhörs sagten ihnen Simon Petrus und die übrigen elf Nachfolger, dieser Mann, den sie zum Tode verurteilt hätten, sei von Gott zum „Hauptvermittler und Retter“ gemacht worden. Einer Verfügung des Gerichts begegneten sie mit den Worten:
3. Was sagten die zwölf Nachfolger jenes Verurteilten nach einer Verfügung des Sanhedrins über Gehorsam und über den Hauptvermittler?
3 „Wir müssen Gott, dem Herrscher, mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Vorväter hat Jesus auferweckt, den ihr ums Leben gebracht habt, indem ihr ihn an einen Stamm hängtet. Diesen hat Gott als Hauptvermittler und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Gelegenheit zur Reue und Vergebung der Sünden zu geben. Und wir sind Zeugen dieser Dinge, und desgleichen ist es der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm als dem Herrscher gehorchen.“ — Apg. 5:29-32.
4. Wozu sollte derjenige, der zum Hauptvermittler und Retter erhoben worden war, Israel Gelegenheit geben, und gemäß welchem göttlichen Bund?
4 Ob es das hohe Gericht in Jerusalem gern hörte oder nicht, dieser Jesus, der an den Pfahl gehängt worden war, lebte wieder; er befand sich sogar zur Rechten Gottes und konnte so als Hauptvermittler und Retter im Namen des göttlichen Herrschers für die Nation Israel etwas tun. Was konnte er als „Hauptvermittler und Retter“ tun? Er konnte „Israel Gelegenheit zur Reue und Vergebung der Sünden“ geben. Diese „Vergebung der Sünden“ sollte gemäß einem „neuen Bund“ erfolgen, den der göttliche Herrscher nach seiner Verheißung mit seinem auserwählten Volk schließen würde. — Jer. 31:31-34; Luk. 22:20.
5. (a) Durch wessen Predigttätigkeit wurden die Juden schon vor dem Tod Jesu zur Reue aufgefordert? (b) Welche Fragen erhoben sich nun in bezug auf Reue und Sündenvergebung sowie in bezug auf das Verhältnis der Mitglieder des Sanhedrins zu Gott?
5 Jenes Gericht in Jerusalem wußte, daß Johannes der Täufer schon vor dem öffentlichen Auftreten Jesu Christi gepredigt hatte: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ Nachdem dann Johannes der Täufer eingesperrt worden war, griff dieser Jesus Christus, den Johannes getauft hatte, die gleiche Botschaft auf, indem er sagte: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ (Matth. 3:1, 2, 13-17; 4:12-17) Diese Botschaft verkündete er, bis er auf Veranlassung des Sanhedrins in Jerusalem getötet wurde. Hatten die Israeliten jetzt etwas anderes zu bereuen? Welche Sünden mußten ihnen vergeben werden? Hätten die Mitglieder des Gerichts nicht guten Grund gehabt, über das nachzudenken, was Simon Petrus ihnen sagte? Wie stand es nun um ihr Verhältnis zu Gott? Beruhte es nach wie vor auf derselben Grundlage? Wir wollen sehen.
6. Wieso mußte Jehova sein Volk Israel aus Ägypten erlösen, und wie tat er es?
6 Die Nation Israel entstand im Laufe der 215 Jahre, in denen sich Jakob (Israel) und seine Nachkommen in Ägypten aufhielten. (1. Mose 49:28-33) Einige Zeit nach dem Tod des ägyptischen Erstministers Joseph, des Sohnes Jakobs, wurden die Israeliten versklavt, und man versuchte, sie als Nation auszurotten. Dann wurden diese Nachkommen Jakobs (Israels) zu der von Gott vorhergesagten Zeit „aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus“, hinausgeführt. Das geschah am 14. Nisan des Jahres 1513 v. u. Z., nachdem Gott ihnen geboten hatte, dort in Ägypten ein neues Mahl, das Passahmahl, zu feiern. Am Abend jenes Tages wurde das Passahlamm geschlachtet und sein Blut an die Türpfosten und Oberschwellen der Häuser der Israeliten gesprengt, dann wurde es ganz gebraten und hinter den verschlossenen, mit Blut gekennzeichneten Türen gegessen. Gott nahm das Opfer dieses Passahlammes an und befreite die Israeliten nach ihrem Opfermahl aus Ägypten. Er hatte sie gewissermaßen durch dieses geschlachtete Passahlamm losgekauft. (2. Mose 12:1 bis 13:18) Auf diese Weise wurde die Nation Israel ein Volk, „dessentwegen Gott hingegangen ist, es sich zum Volke zu erlösen“. — 2. Sam. 7:23.
7, 8. (a) Wie lieferte Gott am Roten Meer einen weiteren Beweis dafür, daß das Volk Israel ihm gehörte? (b) Was unternahm Jehova in Verbindung mit Israel am Berg Sinai, und welchen Vorschlag sollte Moses dem Volk unterbreiten?
7 Unter der Führung des Propheten Moses brachte Gott die erlösten Israeliten sicher durch die Wasser des Roten Meeres und ertränkte hinter ihnen das sie verfolgende ägyptisch Heer. (2. Mose 14:1 bis 15:21) Diese wunderbare Befreiung der Nation Israel war ein weiterer Beweis dafür, daß sie Gottes Eigentum war; sie gehörte wirklich ihm. Im dritten Mondmonat (Siwan) nach ihrem Auszug aus Ägypten führte Gott sie an den Fuß des Berges Sinai auf der arabischen Halbinsel. Der Prophet Moses, der Mittler zwischen Gott und der Nation Israel, stieg auf den Berg Sinai (Horeb) hinauf, um mit Gott über dieses erlöste Volk zu sprechen. Nun wurden Schritte unternommen, um einen Bund, das heißt einen feierlichen, rechtsgültigen Vertrag, zwischen Gott und dem erlösten Volk Israel zu schließen. Gott gebot Moses, dem Volk folgendes zu sagen:
8 „Ihr selbst habt gesehen, was ich den Ägyptern getan habe, daß ich euch auf Adlersflügeln trage und euch zu mir bringe. Und nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden, denn die ganze Erde gehört mir. Und ihr, ihr werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden.“ — 2. Mose 19:3-6.
9. Versuchte Gott aufgrund seines Rechts, Israel einen heiligen Bund mit ihm aufzuzwingen, oder wie ging er vor?
9 Auf diese Weise wurden die durch den Bund entstehenden Verpflichtungen deutlich dargelegt und wurde gezeigt, daß der Bund einem bestimmten Zweck dienen sollte: ein „Königreich von Priestern“ hervorzubringen, eine „heilige Nation“, die Gott gehörte. Es darf in diesem Zusammenhang nicht übersehen werden, daß Gott der Nation Israel diesen Bund nicht aufzwang. Er sagte nicht: „Ich habe euch aus der Sklaverei in Ägypten erlöst und euch auch aus den Wassern des Roten Meeres gerettet, und darum gehört ihr von Rechts wegen mir; ich habe euch erkauft. Ich kann mit euch tun, was ich will, und was ich sage, ist für euch Gesetz, und ihr habt zu gehorchen.“ Im Gegenteil, was Moses dem Volk im Auftrage Gottes sagen sollte, deutete an, daß Gott wissen wollte, ob sein erlöstes Volk wünschte oder bereit war, einen heiligen Bund mit ihm einzugehen. Gott zwang den Israeliten den Bund nicht auf wie ein Diktator oder ein Tyrann, sondern wartete ihre Willensäußerung ab. Ohne ihre Bereitwilligkeit keinen Bund!
DIE WILLENSÄUSSERUNG DES ERLÖSTEN VOLKES ABGEWARTET
10. Warum war bei der Schließung dieses Bundes ein Mittler nötig, und was berücksichtigte Gott in diesem Zusammenhang?
10 Dieser Bund sollte ein zweiseitiger Bund sein, ein feierlicher Vertrag oder eine feierliche Übereinkunft zwischen zwei Parteien. Da es sich dabei um einen Bund zwischen dem allerheiligsten Gott und unvollkommenen, sündigen Menschen handelte, die von Adam und Eva das Todesurteil ererbt hatten, war für diesen Bund ein Mittler erforderlich, den Gott wegen seines Glaubens als gerecht anerkannte. Dieser Mittler war Moses, der Sohn des Leviten Amram. (Gal. 3:19, 20) Gott, die eine Partei, zeigte, daß er gewillt war, den Bund einzugehen, aber wie stand es nun mit der anderen Partei, die dazu eingeladen wurde? Die formelle Einweihung des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel erfolgte erst nach der Willensäußerung der eingeladenen untergeordneten Partei. So weit ging Gott in der Berücksichtigung des menschlichen Willens.
11. Wie äußerten sich die Israeliten zu dem vorgeschlagenen Bund, und was gab ihnen Jehova vorher nicht bekannt?
11 Welche Stellung nahm das Volk, vertreten durch seine Ältesten, gegenüber dem vorgeschlagenen Bund ein? Der Bibelbericht lautet: „Da kam Moses und rief die älteren Männer des Volkes und legte ihnen alle diese Worte vor, die Jehova ihm geboten hatte. Danach antwortete das ganze Volk einstimmig und sprach: ,Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun.‘ Sogleich brachte Moses die Worte des Volkes zu Jehova zurück.“ (2. Mose 19:7, 8) Erst als Jehova Gott vom Volk diese Zustimmung erhalten hatte, gab er ihm vom Berg Sinai herab die Zehn Gebote bekannt, das Grundgesetz des vorgeschlagenen Gesetzesbundes. — 2. Mose 19:9 bis 20:22.
12. (a) Was wurde dem Volk in Verbindung mit dem Bund also freigestellt? (b) Wie könnten wir das, was die Israeliten gegenüber dem Bund taten bezeichnen, und welche anschauliche Ausdrucksweise wird in Römer 6:13 gebraucht?
12 Es wurde den Israeliten freigestellt, ob sie den göttlichen Vorschlag annehmen wollten oder nicht. Sie durften frei entscheiden, ob sie Jehovas „besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern“ werden oder ob sie es wegen der festgelegten Bestimmungen ablehnen wollten. Was taten also diese erlösten Israeliten, als sie wie e i n Mann antworteten: „Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun.“? Wie könnten wir dies noch bezeichnen? Gehen wir zu weit, wenn wir sagen, sie hätten sich dadurch Jehova Gott gegenüber verpflichtet, seinen bekanntgegebenen Willen zu tun? Könnten wir es mit dem vergleichen, wozu der christliche Apostel Paulus die Christenversammlung in Rom aufforderte mit den Worten: „Stellt euch Gott dar als solche, die aus den Toten lebendig geworden sind, und eure Glieder Gott als Waffen der Gerechtigkeit.“? (Röm. 6:13) Nach der Übersetzung von Luther lautet dieser Text: „Ergebet euch selbst Gott“, nach Pfäfflin: „Stellt euch vielmehr Gott zur Verfügung“, nach Storr: „Tretet ganz entschieden auf die Seite Gottes“ und nach Rösch: „Stellt euch vielmehr in den Dienst Gottes.“
13, 14. (a) Warum zwang Jehova den Israeliten den Bund nicht auf, sondern bot ihn ihnen an, und was taten sie im Grunde genommen, als sie ihm antworteten? (b) Wann bestätigten sie ihren Entschluß erneut, und was wurden sie dadurch für Jehova?
13 Jehova versuchte nicht, die Israeliten zu überreden, indem er gesagt hätte: „Ich habe euch aus Ägypten erlöst und aus dem Roten Meer befreit. Ihr seid überdies der natürliche Same Abrahams, meines Freundes. Darum müßt ihr diesen Bund mit mir eingehen.“ Das waren zwar die Gründe, weshalb Gott ihnen ein Bundesverhältnis anbot und ihnen eine einladende Zukunft in Aussicht stellte, wenn sie den Bund mit ihm eingehen würden. Aber es lag bei ihnen zu entscheiden, ob sie das Volk Jehovas, ihres Gottes, werden wollten oder nicht. Als sie daher sagten: „Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun“, gaben sie sich Jehova hin, um sein Volk zu sein und seinen Willen zu tun, der in den Bestimmungen des Bundes zum Ausdruck kam. Nachdem dann die Zehn Gebote erlassen worden waren und Moses eine Sammlung von Gesetzen empfangen hatte, wurde der Bund über dem Blut von Tieropfern rechtsgültig gemacht. Dadurch wurden die Israeliten Gottes Volk, das Volk, das Jehova hingegeben und mit ihm in einem Bunde war. Sie bestätigten bei dieser Gelegenheit, nachdem sie nun noch mehr wußten, erneut ihren Entschluß, den Willen Jehovas zu tun, denn wir lesen in 2. Mose 24:7, 8:
14 „Schließlich nahm er [Moses] das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Dann sprachen sie: ,Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun und befolgen.‘ Da nahm Moses das Blut und sprengte es auf das Volk und sprach: ,Hier ist das Blut des Bundes, den Jehova mit euch hinsichtlich all dieser Worte geschlossen hat.‘“ (Siehe ferner Hebräer 9:18-20.)
15. Wie lange sollte dieser Bund bestehenbleiben, und für wen war er verbindlich?
15 Der Bund, der damals mit den Angehörigen jenes erlösten Volkes am Berg Sinai geschlossen wurde, war nicht nur für sie selbst verbindlich, sondern auch für ihre leiblichen, natürlichen Nachkommen. Es war ein ‘auf unabsehbare Zeit geschlossener Bund’. (3. Mose 24:8) So gelangten alle ihre natürlichen Nachkommen in ein Bundesverhältnis mit Gott, solange der Bund in Kraft war. Folglich standen die Israeliten, die nach der Einweihung dieses Bundes am Berg Sinai in der Wildnis geboren wurden, im vierzigsten und letzten Jahr ihrer unfreiwilligen Wanderung durch die Wildnis unter diesem Bund mit Gott. Sie gehörten zu einem Gott hingegebenen Volk oder einer Gott hingegebenen Nation.
16. Wie ließen in den Ebenen Moabs viele erkennen, daß sie das Bundesverhältnis mit Jehova nicht mehr aufrechterhalten wollten?
16 In jenem Jahr (1473 v. u. Z.) ließen aber Tausende von Angehörigen dieser Gott hingegebenen Nation erkennen, daß sie das Bundesverhältnis mit Jehova nicht mehr aufrechterhalten wollten. Das stellte sich in den Ebenen Moabs heraus. Wir lesen in 4. Mose 25:1-5:
„Nun wohnte Israel in Schittim. Dann fing das Volk an, mit den Töchtern Moabs unsittliche Beziehungen zu haben. Und die Frauen riefen dann das Volk zu den Schlachtopfern ihrer Götter, und das Volk begann zu essen und sich vor ihren Göttern niederzubeugen. So hängte sich Israel an den Baal von Peor [Israel paarte sich zu Ehren des Baal Peor, Rießler; diente dem Baal von Peor, Herder]; und der Zorn Jehovas begann gegen Israel zu entbrennen.
Folglich sprach Jehova zu Moses: ,Nimm alle Häupter des Volkes und setze sie vor Jehova aus, gegen die Sonne hin, damit sich die Zornglut Jehovas von Israel abwende.‘ Dann sprach Moses zu den Richtern Israels: ,Ein jeder von euch töte seine Männer, die sich an den Baal von Peor gehängt [sich zu Ehren Baal-Peors gepaart, Rießler; die dem Baal von Peor gedient, Herder] haben.‘“
17. (a) Wie viele starben dort, weil sie ihren Bund mit Jehova gebrochen hatten? (b) Was sagte Jehova gemäß Hosea 9:10 darüber, daß sie sich an den Baal von Peor gehängt hatten?
17 Vierundzwanzigtausend starben damals, weil sie auf diese Weise das Abkommen gebrochen hatten, durch das sie sich verpflichtet hatten, ‘alles zu tun, was Jehova geredet hatte’. (4. Mose 25:9; 1. Kor. 10:8) Über siebenhundert Jahre später bezieht sich Jehova durch seinen Propheten Hosea auf dieses schreckliche Ereignis. Er weist zuerst darauf hin, wie begehrenswert die Nation Israel für ihn einst war, und erwähnt dann, wie es kam, daß viele Israeliten in seinen Augen abscheulich wurden. Jehova sagt: „Wie Trauben in der Wildnis fand ich Israel. Wie die Frühfeige an einem Feigenbaum in seiner Anfangszeit sah ich eure Vorväter. Sie selbst gingen zu Baal von Peor ein, und sie gaben sich dann der Schändlichkeit hin, und sie wurden abscheulich wie der Gegenstand ihrer Liebe.“ (Hos. 9:10, NW; Elberfelder Bibel) In der Übersetzung von Menge heißt es: „Sie [gaben] sich dem Schandgott hin.“ Jene Israeliten trennten sich von Jehova Gott, um sich einer anderen Gottheit zuzuwenden. Bruns gibt daher diesen Text wie folgt wieder: „Da weihten sie sich dem Baal.“ (Siehe ferner Zürcher Bibel; Herder-Bibel.)
18. (a) Wie geben Loch und Reischl Hosea 9:10 in ihrer Übersetzung wieder, um die Treulosigkeit jener Israeliten gegenüber Jehova herauszustellen? (b) Wie kommt die Treulosigkeit in Verbindung mit dem gleichen hebräischen Wort in Hesekiel 14:7, 8 zum Ausdruck?
18 Jene treulosen Israeliten waren dem allein wahren und lebendigen Gott hingegeben gewesen, aber nun hatten sie sich von ihm abgewandt und sich dem Baal hingegeben oder geweiht. Um diesen Akt der Treulosigkeit herauszustellen, geben Loch und Reischl den Text in ihrer Übersetzung mit „sie ... wandten sich ab zur Schande“ wieder. Das hier gebrauchte hebräische Verb nazár wird auch benutzt, um zu zeigen, was ein jüdischer Nasiräer tat, wenn er sich absonderte, um für Gott zu leben. (4. Mose 6:1-8) In den Tagen des Propheten Hesekiel, kurz vor der ersten Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z., handelten viele Israeliten ähnlich wie die untreuen Israeliten zu Mose Zeiten in den Ebenen Moabs. Über diese Treulosen sagte Jehova zum Propheten Hesekiel:
„Jedweder vom Hause Israel oder von den als Fremdlingen Ansässigen, die als Fremdlinge in Israel weilen, der sich davon zurückzieht [nazár], mir zu folgen, und der seine mistigen Götzen in seinem Herzen aufkommen läßt und der die eigentliche Ursache zum Straucheln, die sein Vergehen veranlaßt, vor sein Angesicht setzt ... ich werde ihn bestimmt aus der Mitte meines Volkes wegtilgen, und ihr werdet erkennen müssen, daß ich Jehova bin.“ — Hes. 14:7, 8.
19. (a) Brachen jene treulosen Israeliten dadurch, daß sie sich dem Baal von Peor hingaben, ein anderes Hingabegelübde? (b) Wovon, statt von einem „Sichabwenden“ zu Baal, ist in 4. Mose 25:3 ausdrücklich die Rede?
19 Demnach verrät schon die Ausdrucksweise, daß jene Israeliten, die sich abgewandt hatten, ursprünglich in einem Bundesverhältnis mit Gott gestanden hatten, in das sie durch ihre Vorväter gelangt waren, die zu dem Mittler Moses gesagt hatten: „Alles, was Jehova geredet hat, wollen wir tun und befolgen.“ (2. Mose 24:7; 19:8) Da sie sich nun aber von dem Bund abgewandt hatten und dazu übergegangen waren, Götzendienst zu treiben, brachen sie ihr Gelübde, durch das sie sich Jehova hingegeben hatten, und gaben sich dem Götzen hin, den sie verehrten. In 4. Mose 25:3 wird nicht nur gesagt, Israel habe sich zu Baal „abgewandt“, sondern hier heißt es ausdrücklich: „So hängte sich Israel an den Baal von Peor [diente dem Baal von Peor, Herder; Jerusalemer Bibel; hing dem Baal an, Zunz; ebenso Vers 5].“ Das sollte einem jeden von uns, der in einem Verhältnis zu Jehova Gott steht, eine Warnung sein. (1. Kor. 10:6, 11) Wir wünschen nicht, den gleichen verhängnisvollen Fehler zu machen. Das hieße soviel wie der göttlichen Herrschaft untreu werden oder sich dagegen auflehnen.
DEN WEG ZU EINEM NEUEN BUND WEISEN
20. (a) Warum war jener erste Bund nicht ohne Mangel, und wofür ließ dies also Raum? (b) Welcher Prophet sagte den neuen Bund voraus, und was sagte Moses über den besseren Mittler?
20 Der Bund, den Jehova durch Moses mit dem ihm hingegebenen Volk Israel geschlossen hatte, war ein ‘auf unabsehbare Zeit geschlossener Bund’. Wegen der Unvollkommenheit der Israeliten und ihres Mittlers Moses war jener am Berg Sinai geschlossene Bund nicht ohne Mangel. Er ließ somit Raum für einen besseren, einen neuen Bund. Jehova Gott sah daher einen neuen Bund vor, und das Vorrecht, diesen zweiten Bund einzugehen, sollte der natürlichen Nation Israel geboten werden. Mehr als sechshundert Jahre vor der Einweihung dieses neuen Bundes durch einen neuen Mittler — im siebenten Jahrhundert vor dem Kommen dieses besseren Mittlers — ließ Jehova diesen Bund durch den Propheten Jeremia vorhersagen. (Jer. 31:31-34; Hebr. 8:6-13) Das Kommen des besseren und größeren Mittlers war durch den Propheten Moses vorhergesagt worden, und nach seinen Worten sollte dieser kommende Mittler aus den Israeliten hervorgehen, sollte also ein gebürtiger Israelit sein. — 5. Mose 18:15-19; Apg. 3:22, 23; 7:37, 38.
21. (a) Wann und wo wurde dieser bessere Mittler geboren, und wie wurde seine Geburt angekündigt? (b) Warum feierte Jesus das jüdische Passah, und als was gab er sich zu erkennen, als er es das letztemal feierte, und wie?
21 Im Jahre 2 v. u. Z. wurde dieser bessere Mittler als ein Nachkomme des Königs David in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren. Er war gleichzeitig der Sohn Gottes, und bei seiner Geburt sagte der Engel Gottes zu den Hirten auf den Feldern bei Bethlehem: „Ich verkünde euch eine gute Botschaft großer Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden wird, denn euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist.“ (Luk. 2:10, 11) Da derjenige, der „Christus, der Herr“, werden sollte, von einer jüdischen Mutter geboren wurde, war er von Geburt Jude und stand unter dem Gesetz des zwischen Gott und Israel bestehenden Bundes, bei dessen Schließung Moses als Mittler gedient hatte. Das wird in Galater 4:4 bestätigt, wo wir lesen: „Als aber die Grenze der Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, der aus einer Frau geboren wurde und unter Gesetz zu stehen kam.“ Da Jesus Christus unter dem Gesetz des mit Israel geschlossenen Bundes stand, feierte er das Passahmahl. Als er im Jahre 33 u. Z. sein letztes Passah feierte, wies er darauf hin, daß er der Mittler des verheißenen neuen Bundes sei. Wie? Er setzte das sogenannte Abendmahl des Herrn ein, und als er seinen treuen Aposteln den Becher mit Wein reichte, sagte er: „Dieser Becher bedeutet den neuen Bund kraft meines Blutes, das zu euren Gunsten vergossen werden wird.“ (Luk. 22:20) Jesus vergoß sein eigenes Blut, um diesen Bund rechtskräftig zu machen.
22. (a) Wann unternahm Jesus etwas, um der Mittler des neuen Bundes zu werden? (b) Warum wehrte sich Johannes zuerst, Jesus zu taufen?
22 Wie der Prophet Moses, so mußte auch der Herr Jesus sich verpflichten, dieser Mittler des neuen Bundes zu werden. Wann tat er dies? Als er im Jordan getauft wurde. Im Alter von dreißig Jahren verließ er seine Zimmermannswerkstatt in Nazareth und begab sich zu Johannes dem Täufer, um sich im Wasser untertauchen zu lassen. Das war für Johannes eine neue Art von Taufe, denn bis dahin, so lesen wir in Markus 1:4, „trat Johannes, der taufte, in der Wildnis auf und predigte die Taufe als Symbol der Reue zur Vergebung von Sünden“. (Luk. 3:3) Jesus, der Sohn Gottes, kam aber nicht zu Johannes dem Täufer, um sich als Symbol der Reue zur Vergebung von Sünden taufen zu lassen. Jesus war vollkommen und frei von Sünde. (Hebr. 7:26) Er kam nicht mit einem schlechten Gewissen und in der Absicht zu Johannes, die „Bitte um ein gutes Gewissen“ an Gott zu richten. (1. Petr. 3:21) Johannes wußte dies; darum lesen wir: „[Johannes] suchte ihn davon abzuhalten, indem er sprach: ,Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?‘“ Doch was erwiderte Jesus?
23. Was entgegnete Jesus Johannes, und warum sagte er: „Es [ziemt] sich für uns, alles auszuführen, was gerecht ist“, obwohl er das Gesetz gehalten hatte?
23 „Da entgegnete ihm Jesus und sprach: ,Laß es diesmal so sein, denn auf diese Weise ziemt es sich für uns, alles auszuführen, was gerecht ist.‘“ (Matth. 3:13-15) Was wollte Jesus damit sagen? Als Jude hatte er das Gesetz des mosaischen Bundes vollkommen gehalten. Er sagte hierüber später: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das ,Gesetz‘ oder die ,Propheten‘ zu vernichten. Nicht um zu vernichten, bin ich gekommen, sondern um zu erfüllen.“ (Matth. 5:17) Selbstverständlich war der mit Israel geschlossene Gesetzesbund ein Ausdruck des Willens Gottes, aber Jesus hatte dem Willen Gottes in dieser Hinsicht während seines ganzen irdischen Lebens vor seiner Taufe entsprochen. Folglich bezogen sich seine Worte, ‘alles, was gerecht ist’, zwar auf etwas anderes als auf den Gesetzesbund, aber auf etwas, was die Erfüllung der symbolischen Merkmale wäre. Dies war ‘alles, was gerecht ist’, denn es war Gottes Wille, daß Jesus dieses alles ausführte, und dazu verpflichtete er sich bei seiner Taufe.
24. Welche Prophezeiung erfüllte Jesus gemäß Hebräer 10:5-10 insbesondere, als er sich zur Taufe darstellte?
24 Indem sich Jesus zur Taufe darstellte, erfüllte er, wie er sagte, die Worte der „Propheten“. Welche Prophezeiung er erfüllte, zeigt der Apostel Paulus gemäß Hebräer 10:5-10, wo wir über das Kommen Jesu zur Taufe lesen: „Daher sagt er bei seinem Eintritt in die Welt: ‚„Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, aber einen Leib hast du mir bereitet. Du hast kein Wohlgefallen an Ganzbrandopfern und Sündopfern gehabt.“ Da sprach ich: „Siehe! Ich bin gekommen (in der Rolle des Buches steht über mich geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.“‘ ... Durch den besagten ,Willen‘ sind wir durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt worden.“ Jesus erfüllte dadurch Psalm 40:6-8. Der „Wille“ Gottes forderte, daß Jesus sich selbst, seinen „Leib“, opferte.
25. (a) Wovon war also Jesu Wassertaufe ein Symbol? (b) Wieso war Jesus bereits Gott hingegeben und losgekauft?
25 Da die Prophezeiung dies forderte, hätte Jesus ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn er nicht gekommen wäre, um Gottes besonderen Willen zu tun, und wenn er sich Johannes nicht dargestellt hätte, um getauft zu werden. Die Taufe Jesu war offensichtlich symbolisch. Sie war keine Taufe „als Symbol der Reue zur Vergebung von Sünden“, sondern ein Symbol dafür, daß Jesus gekommen war oder sich darstellte, um Gottes Willen zu tun, der unter anderem auch einschloß, daß er seinen Leib ein für allemal als Opfer darbrachte. Als gebürtiger Jude stand er bereits unter dem mosaischen Gesetz und war ein Angehöriger der einzigen Nation auf Erden, die Gott hingegeben und verpflichtet war, ‘alles zu tun, was Jehova geredet hatte’. Als Marias Erstgeborener, den Joseph, ihr Mann, als seinen Erstgeborenen adoptiert hatte, war Jesus auch Gott geheiligt und gehörte ihm. (2. Mose 13:1, 2) Joseph und Maria mußten ihn daher loskaufen, damit er einer weltlichen Beschäftigung nachgehen durfte. (4. Mose 3:13-51; 18:14-16) Folglich veranschaulichte die Taufe Jesu nicht, daß er sich Gott hingab, sondern daß er sich Gott darstellte, um dessen Willen zu tun, der von ihm sogar verlangte, daß er sich opferte.
26. (a) Wie bewies Gott, daß er die Darstellung Jesu angenommen hatte? (b) Wie weit ging Jesus im Tun des göttlichen „Willens“ während seines Daseins im Fleische?
26 Jehova Gott bewies, daß er diese Darstellung seines Sohnes angenommen hatte, indem er seinen heiligen Geist auf den getauften Jesus ausgoß und seine Stimme aus dem Himmel hören ließ: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ (Matth. 3:16, 17) Danach machte Johannes der Täufer den gesalbten Jesus als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“, bekannt. (Joh. 1:28-36; Apg. 10:37, 38) Jesus tat den Willen Gottes bis zum Ende seines Daseins im Fleische auf Erden. In der letzten Nacht, die er in seinem natürlichen, menschlichen Leib auf Erden verbrachte, betete er zu Gott und sprach: „Mein Vater, wenn es nicht möglich ist, daß dieser [Becher] vorübergehe, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille.“ (Matth. 26:39-44) Tags darauf, etwa um drei Uhr nachmittags, als Jesus am Marterpfahl hing, sagte er, wie wir in Johannes 19:30 lesen: „‚Es ist vollbracht!‘, und sein Haupt neigend, übergab er seinen Geist.“ Auf diese Weise wurde der Leib Jesu gemäß Gottes Willen ein für allemal als Opfer dargebracht.
27. (a) Was für eine Auferstehung wurde Jesus Christus zuteil, und warum? (b) Wie kam es, daß ihm nun die ganze Menschheit gehört, und was bedeutet das für die Toten?
27 Da Jesus Christus seinen vollkommenen menschlichen Leib als Opfer dargebracht hatte, wurde er am dritten Tag nicht mit einem Leib von Blut und Fleisch von den Toten auferweckt, sondern mit einem geistigen Leib. (1. Petr. 3:18; 1. Kor. 15:42-45) Am vierzigsten Tag nach seiner Auferstehung fuhr Jesus in den Himmel auf und brachte dort Gott den Wert oder das Verdienst seines menschlichen Opfers zugunsten der ganzen Menschheit dar. Als er noch auf Erden war, hatte er gesagt, er sei gekommen, „um zu dienen und seine Seele als ein Lösegeld im Austausch gegen viele zu geben“. (Matth. 20:28) Der Apostel Paulus spricht davon, daß Jesus den Tod erlitten habe, „damit er durch Gottes unverdiente Güte für jedermann den Tod schmecke“. Er spricht auch von einem Menschen, „Christus Jesus, der sich selbst als ein entsprechendes Lösegeld für alle hingegeben hat“. (Hebr. 2:9; 1. Tim. 2:5, 6) Dadurch, daß Jesus Christus Gott den Lebenswert seines menschlichen Opfers darbrachte, erlöste oder erkaufte er die ganze Menschheit, ohne daß sie ihn darum gebeten hätte. Deswegen wird es unter seinem himmlischen Königreich eine „Auferstehung sowohl der Gerechten als auch der Ungerechten geben“. (Apg. 24:15) Sie gehören alle ihm.
28. (a) Was wurde der auferstandene Jesus Christus dadurch im Hinblick auf die Rettung der Menschheit? (b) In welcher Hinsicht dient er ebenfalls als Hauptvermittler?
28 Auf diese Weise wurde Jesus Christus, der Sohn Gottes, gemäß dem göttlichen „Willen“ der Hauptvermittler der Rettung für die ganze Menschheit. So sind die Worte in Hebräer 2:9, 10 zu verstehen: „Wir [sehen] Jesus, den ein wenig unter Engel Erniedrigten, wegen des Erleidens des Todes mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch Gottes unverdiente Güte für jedermann den Tod schmecke. Denn es geziemte sich für den, um dessentwillen alle Dinge sind und durch den alle Dinge sind, da er viele Söhne zur Herrlichkeit führt, den Hauptvermittler ihrer Rettung durch Leiden vollkommen zu machen.“ Und in Hebräer 5:9, 10 lesen wir: „Und nachdem er vollkommen gemacht worden war, wurde er für die ewige Rettung all derer verantwortlich, die ihm gehorchen, weil er von Gott ausdrücklich zum Hohenpriester nach der Weise Melchisedeks berufen worden ist.“ Dieser bewies, daß er würdig war, als Hauptvermittler der göttlichen Herrschaft zu dienen.
[Bild auf Seite 106]
Obwohl die Nation Israel Jehova gehörte, zwang er ihr seinen Bund nicht auf, sondern wartete ihre Willensäußerung ab.