Von einem „Groschen“ dankbar Gebrauch machen
„Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen.“ — Matth. 20:9, Lu.
1. Wer hat seit dem Jahre 1919 von dem „Groschen“ dankbar Gebrauch gemacht, und welcher prophetischen Regel entspricht das?
WER hat von diesem wertvollen „Groschen“ dankbar Gebrauch gemacht? Diejenigen, die in den Augen der als „Erste“ geltenden religiösen Führer der Christenheit die „Letzten“ auf der Erde sind. Zuverlässige Aufzeichnungen, die seit 1919 gemacht wurden, lassen dies erkennen. Den allgemeinen Erwartungen entspricht es zwar nicht, aber es stimmt genau mit der prophetischen Regel überein, die vor langer Zeit in folgenden Worten niedergelegt wurde: „Auf diese Weise werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.“ — Matth. 20:16.
2. Wodurch wurde das, was geschah, vorgeschattet, und wieso hilft uns eine Betrachtung dieses Vorbildes verstehen, wie die Regel in unseren Tagen angewandt worden ist?
2 Was in unserer Zeit geschehen ist, wurde eigentlich durch das, was vor neunzehnhundert Jahren geschah, vorgeschattet. Durch das, was sich damals zutrug, wurde diese Regel vom Vertauschen der Stellungen der Ersten und der Letzten erfüllt. Auch wurden durch die damalige Erfüllung dieser Regel Dinge veranschaulicht, die sich in unserer Zeit zutragen sollten und durch die sich diese prophetische Regel ein zweites Mal erfüllen sollte. Eine Betrachtung der ersten Anwendung dieser Regel und ihrer Auswirkungen wird uns helfen, ihre Anwendung in unserer Zeit, in der sich so viele merkwürdige und erstaunliche Dinge ereignen, zu verstehen. Wir können dann erkennen, wer diejenigen sind, deren Stellungen der Regel entsprechend vertauscht worden sind. Drehen wir darum das Rad der Geschichte um einige Zeit zurück.
3, 4. (a) Welches Problem beschäftigte den reichen jungen Vorsteher, der in Peräa zu Jesus gelaufen kam? (b) Was sagte Jesus über das, was gut ist, und welche Gebote zu halten forderte er den jungen Mann auf?
3 Das jüdische Passah des Jahres 33 u. Z. nahte heran. Jesus Christus, der große Prediger der Botschaft von Gottes Königreich, war nach Jerusalem unterwegs, wo er dieses Fest feiern wollte. Er befand sich aber noch auf der Ostseite des Jordan, in der Gegend, die Peräa genannt wurde. Da kam ein junger Mann herbeigelaufen, der sehr reich war, ein Vorsteher der Juden. Als solcher gehörte er zu den Ersten oder Vornehmen seines Volkes, und das um so mehr, als er sich gewissenhaft an das Gesetz des Bundes hielt, den Gott mit der Nation Israel geschlossen hatte. Welches Problem beschäftigte ihn? Seine Worte, die er an Jesus richtete, ließen es erkennen: „Lehrer, was muß ich Gutes tun, um ewiges Leben zu erhalten?“ Jesu Antwort zeigte, daß Gott eigentlich die Verkörperung der Güte, der Großmütigkeit, ist. Jesus sagte zu dem jungen Vorsteher: „Warum fragst du mich darüber, was gut ist? Da ist e i n e r, der gut ist.“ Damit meinte Jesus Jehova Gott.
4 Nachdem er den reichen jungen Vorsteher daran erinnert hatte, wer der eine ist, der gut ist, sagte er: „Wenn du indes ins Leben eingehen willst, so halte stets die Gebote.“ Der reiche junge Vorsteher fragte Jesus: „Welche?“ Jesus wies nun auf die Zehn Gebote hin, die der Nation Israel durch den Propheten Moses gegeben worden waren. Er sagte: „Nun: ‚Du sollst nicht morden‘, ‚Du sollst nicht ehebrechen‘, ‚Du sollst nicht stehlen‘, ‚Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen‘, ‚Ehre deinen Vater und deine Mutter‘, und: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘.“
5. Wie hätte der junge Mann, den Worten Jesu gemäß, vollkommen werden können?
5 Der reiche junge Vorsteher erwiderte: „Ich habe alles dies gehalten; was fehlt mir noch?“ Jesus wies ihn darauf hin, daß er trotz seiner aufrichtigen Bemühungen, das Gesetz zu halten, nicht vollkommen geworden sei; er antwortete ihm: „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkaufe deine Habe und gib den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!“ Er sollte also das Geld an die Armen verteilen, die ihm nichts zurückgeben könnten, und sollte dann kommen und ein Jünger Jesu werden. Statt weiterhin ein hochgeachteter reicher Mann, einer der Ersten unter den Juden, zu sein, sollte er seine Stellung aufgeben und ein an irdischen Gütern armer Nachfolger des allgemein verachteten Jesus werden.
6. Was sagte Jesus aufgrund der Reaktion dieses jungen Mannes über die Reichen?
6 Das war ihm ein zu hoher Preis für die Vollkommenheit, von der Jesus sprach. „Als der junge Mann dieses Wort hörte, ging er betrübt hinweg, denn er hatte viele Besitztümer. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: ‚Wahrlich ich sage euch, daß es für einen Reichen schwierig sein wird, in das Königreich der Himmel einzugehen. Wieder sage ich euch: Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen.‘“
7. Welche Frage stellten darauf die Jünger, und was sagte ihnen Jesus dann über die Möglichkeit, in Gottes Königreich zu gelangen?
7 Wenn nicht einmal dieser reiche Vorsteher, der zu den Ersten des Volkes gehörte und sich gewissenhaft an das Gesetz hielt, in das Königreich Gottes eingehen konnte, wie könnten es dann andere, besonders solch einfache, gewöhnliche Menschen wie die zwölf Apostel Jesu, zum Beispiel Simon Petrus, der ehemalige Fischer? Kein Wunder, daß diese Worte Überraschung hervorriefen! „Als die Jünger das hörten, zeigten sie sich höchst überrascht und sprachen: ‚Wer kann denn wirklich gerettet werden?‘ Jesus schaute sie an und sprach zu ihnen: „Bei Menschen ist dies unmöglich, bei Gott aber sind alle Dinge möglich.“ Das konnte er sagen, weil Gott nicht nur der Allmächtige, sondern auch der e i n e ist, der gut, großmütig und liebevoll ist.
8. Was sollten, wie Jesus sagte, die empfangen, die alles verlassen hatten, um ihm nachzufolgen, und welche Regel gab er danach bekannt?
8 Der reiche junge Vorsteher wollte seine irdischen Güter nicht aufgeben und Jesus als Jünger nachfolgen. Simon Petrus und die anderen der zwölf Apostel hatten es jedoch getan, und sie hatten zusammen mit ihm bereits manches erlebt. Wie würde die Sache am Ende aber ausgehen? Simon Petrus wollte es wissen. „Darauf erwiderte ihm Petrus: ‚Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns eigentlich zuteil werden?‘ Jesus sprach zu ihnen: ‚Wahrlich ich sage euch: In der Wiedererschaffung, wenn der Sohn des Menschen sich auf seinen Thron der Herrlichkeit setzt, werdet auch ihr selbst, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namens willen Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlassen hat, wird vielmal mehr empfangen und wird ewiges Leben ererben. Viele aber, die Erste sind, werden Letzte sein, und die Letzten Erste.‘“ — Matth. 19:16-30; Mark. 10:17-31; Luk. 18:18-30.
9, 10. (a) Wie erfüllte sich diese Regel an dem reichen jungen Vorsteher? (b) Wie erfüllte sie sich an den Jüngern Jesu?
9 Wir sehen hier die Erfüllung der prophetischen Regel von diesem Standpunkt aus. Der reiche junge Vorsteher gehörte zu den Ersten des jüdischen Volkes. Darüber hinaus hielt er sich gewissenhaft an Gottes Gebote, die der Gesetzesbund enthielt, den die Nation Israel mit Gott eingegangen war. Er war daher ein vielversprechender junger Mann; man konnte viel von ihm erwarten.
10 Er hielt jedoch das Gesetz, um sich selbst zu rechtfertigen; er wollte sich als Jude um seine Gerechtigkeit verdient machen. Auch war er materialistisch gesinnt. Unter diesen Umständen ist es für ein Kamel leichter, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen und mit Jesus Christus auf einem Thron zu sitzen und die zwölf Stämme Israels zu richten. Petrus und die anderen Jünger Jesu dagegen waren die letzten, von denen ein selbstgerechter Jude gedacht hätte, sie würden einst in Gottes Königreich auf einem Thron sitzen. Aber gerade die Jünger Jesu Christi, die zu den Am-ha-arez, dem Volk des Landes, wie die überheblichen jüdischen Pharisäer sie nannten, gehörten, sollten eine solch erhabene Stellung, nämlich einen Thron in Gottes Königreich, empfangen. Das würde im kommenden System der Dinge geschehen. Außerdem sollten sie in der gegenwärtigen Zeitperiode alles, was sie verlassen hatten, hundertfach empfangen, allerdings unter Verfolgungen. (Mark. 10:29, 30; Luk. 18:29, 30) Welch ein Wechsel!
11. Was verband Jesus mit der dargelegten Regel, und warum wiederholte er sie schließlich nochmals?
11 Meinte Jesus tatsächlich das, als er sagte: „Viele ..., die Erste sind, werden Letzte sein, und die Letzten Erste.“? Jawohl, denn er ging danach unmittelbar zu einem Gleichnis über, durch das er diese prophetische Regel veranschaulichte. Er verband dieses Gleichnis mit der dargelegten Regel, indem er es mit dem Bindewort „denn“ einleitete. Er sagte: „Denn das Königreich der Himmel ist gleich einem Menschen, einem Hausherrn, der frühmorgens ausging, um Arbeiter für seinen Weingarten einzustellen. Als er mit den Arbeitern um einen Denar [Silbergroschen (den römischen Denar), Lu] für den Tag übereingekommen war, sandte er sie aus in seinen Weingarten.“ (Matth. 19:30 bis 20:2) Daß Jesus mit dem Gleichnis diese prophetische Regel veranschaulichen wollte, zeigt sich ferner darin, daß er am Schluß des Gleichnisses die Worte hinzufügte: „Auf diese Weise werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.“ — Matth. 20:16.
12. Warum war dieses Gleichnis für die Jünger von Bedeutung?
12 Da Jesus Christus das Gleichnis vom Weingarten aufgrund der damaligen Verhältnisse und aufgrund seiner Erfahrungen äußerte, muß es sich in den Tagen der zwölf Apostel, denen er die erwähnte Regel darlegte und veranschaulichte, erfüllt haben, andernfalls wäre es für sie ohne jede Bedeutung gewesen und hätte sich die Regel an ihnen nicht bewahrheitet. Wie bewahrheitete sie sich denn gemäß dem Gleichnis Jesu?
DER „WEINGARTEN“
13, 14. (a) Wer war der im Gleichnis erwähnte „Hausherr“, und was war der Weingarten? (b) An welche Prophezeiung Jesajas mag Jesus in Verbindung mit der Frage, was der Weingarten darstellte, gedacht haben?
13 Der im Gleichnis vom Weingarten erwähnte „Hausherr“ ist Jehova Gott, der Eigentümer des großen symbolischen Weingartens. Der Weingarten ist die Nation Israel, die als Nation Jehova Gott gegenüber durch den Gesetzesbund, der im Jahre 1513 v. u. Z. am Berge Sinai durch die Vermittlung des Propheten Moses geschlossen worden war, verpflichtet war.
14 Als Jesus von diesem symbolischen Weingarten sprach, dachte er zweifellos an die in Jesaja 5:1-4, 7 aufgezeichneten Worte Jehovas: „Wohlan, ich will singen von meinem Geliebten, ein Lied meines Lieben von seinem Weinberge [Weingarten, NW]: Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf einem fetten Hügel. Und er grub ihn um und säuberte ihn von Steinen und bepflanzte ihn mit Edelreben; und er baute einen Turm in seine Mitte und hieb auch eine Kelter darin aus; und er erwartete, daß er Trauben brächte ... Nun denn, Bewohner von Jerusalem und Männer von Juda, richtet doch zwischen mir und meinem Weinberge! Was war noch an meinem Weinberge zu tun, das ich nicht ihm getan hätte? ... Denn der Weinberg Jehovas der Heerscharen ist das Haus Israels, und die Männer von Juda sind die Pflanzung seines Ergötzens.“
15. (a) Wohin pflanzte Jehova den Weinstock, den er aus Ägypten genommen hatte? (b) Wie gelangte schließlich der römische „Groschen“ (Denar) dort in Umlauf, und welchen Wert hatte er damals?
15 Vielleicht dachte Jesus auch an Psalm 80:8-11, an die Worte, die der Psalmist Asaph an Jehova Gott richtete, der die Nation Israel aus der Sklaverei Ägyptens befreit hatte. Sie lauten: „Einen Weinstock zogest du aus Ägypten, vertriebst Nationen und pflanztest ihn [in Palästina]. Du machtest Raum vor ihm, und er schlug Wurzeln und erfüllte das Land; die Berge wurden bedeckt von seinem Schatten, und seine Äste waren gleich Zedern Gottes; er streckte seine Reben aus bis ans Meer, und bis zum Strome [Euphrat] hin seine Schößlinge.“ In den Tagen Jesu bewohnten die Juden immer noch das ihnen von Gott gegebene Land, waren aber Untertanen des Römischen Reiches. Deshalb war auch im ganzen Land der römische „Groschen“ oder (buchstäblich) Denar in Umlauf. Dieser Denar entsprach etwa 17 amerikanischen Cents. In den Tagen Jesu war der Wert dieser Münze so hoch, daß sie als Lohn für einen zwölfstündigen Arbeitstag ausgezahlt wurde. Folglich stellte der „Groschen“ in der Erfüllung des Gleichnisses Jesu keinen geringen Wert dar.
16. Womit sollten sie belohnt werden, wenn sie Jehova Gott als fruchtbarer Weingarten dienten?
16 Jehova Gott brachte Arbeiter in seinen Weingarten, die dort arbeiten sollten, indem er die Israeliten in den Gesetzesbund aufnahm, dessen Mittler der Prophet Moses war, und indem er verschiedenen bestimmte Aufgaben zuteilte. Welchen Lohn sollten sie ausgezahlt bekommen, wenn sie Gott, dem Höchsten, als fruchtbarer Weingarten dienten? Jehova Gott sagte es, als er den Vorvätern der Juden, die in den Tagen Jesu lebten, den Gesetzesbund unterbreitete, denn er sagte damals: „Und nun, wenn ihr meiner Stimme genau gehorchen und meinen Bund wirklich halten werdet, dann werdet ihr bestimmt mein besonderes Eigentum aus allen anderen Völkern werden; denn mir gehört die ganze Erde. Und ihr selbst werdet mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation werden.“ (2. Mose 19:5, 6, NW) Die Juden würden also, wenn sie den Gesetzesbund hielten, als Menschen ewig leben können und würden ein „Königreich von Priestern“ werden, durch das Gott alle übrigen Menschen segnen würde.
17. (a) In welchem Verhältnis stand Jesus zum Gesetzesbund, und als was wurde er durch diesen gekennzeichnet? (b) Wieso konnte Jesus von seinem himmlischen Vater passenderweise als von einem Weingärtner sprechen?
17 Jesus, der vom Himmel gekommene Sohn Gottes, gehörte durch Geburt zur jüdischen Nation, und er stand unter dem Gesetzesbund. Er war der einzige Jude, der diesen Bund vollkommen hielt. Das Gesetz dieses Bundes verurteilte ihn deshalb nicht wie alle anderen Juden, sondern kennzeichnete ihn als einen vollkommenen Menschen, einen Menschen, der ohne Sünde war und der das Recht auf ewiges Leben nicht verwirkt hatte. Da er den Gesetzesbund vollkommen hielt, hätte er es verdient, ein König und Priester auf der Erde zu werden. Da er durch Geburt zu dem von Jehova Gott gepflanzten jüdischen „Weingarten“ gehörte, war es sehr passend, daß er seinen himmlischen Vater, Jehova Gott, mit einem Weingärtner verglich, indem er zu seinen Aposteln sagte: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jeden Zweig an mir, der nicht Frucht trägt, nimmt er weg, und jeden, der Frucht trägt, reinigt er, damit er mehr Frucht trage. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Zweige.“ (Joh. 15:1, 2, 5) Im Gegensatz zu den unvollkommenen, unter dem Gesetzesbund stehenden Juden sind Jesus und seine „Zweige“ jedoch ein geistiger Weinstock, der dem großen Weingärtner, Jehova Gott, viel Frucht trägt, damit er verherrlicht werde.
18—20. (a) Lebten die Arbeiter, die zuerst für die Arbeit im „Weingarten“ eingestellt wurden, zu Moses’ Zeiten, oder in wessen Tagen lebten sie? (b) Wer vor allem waren die, die zuerst eingestellt wurden, und welche Worte Jesu lassen erkennen, daß sie sich selbst als „Erste“ betrachteten?
18 Die Juden der Tage Jesu waren als Nachkommen ihrer Vorväter, die Jehova Gott aus Ägypten heraufgeführt und im Lande Palästina angesiedelt oder gewissermaßen angepflanzt hatte, in den Gesetzesbund aufgenommen worden. Da sich Jesu Gleichnis vom Weingarten erstmals in den Tagen seiner zwölf Apostel erfüllte, konnte es sich nicht auf die Vorväter der alten Zeit beziehen, mit denen der Gesetzesbund durch Moses geschlossen worden war. Demnach konnten die Arbeiter, die der große Hausherr „frühmorgens“ einstellte, damit sie zwölf Stunden in seinem „Weingarten“ arbeiteten, nicht die jüdischen Vorväter sein, die im sechzehnten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gelebt hatten. Diese Arbeiter, die bei Sonnenaufgang, oder etwa um sechs Uhr morgens, eingestellt wurden, veranschaulichen Juden, die in den Tagen der Apostel lebten.
19 Daß diese Arbeiter am Tag zwölf Stunden arbeiteten, dürfte bedeuten, daß sie ausschließlich mit den Dingen Gottes beschäftigt waren, nicht wie die Apostel Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes, die bis zum Frühling des Jahres 30 u. Z. Fischer gewesen waren. Diese Ganztagsarbeiter stellten daher die religiösen Führer der Nation Israel dar, wie die Hohenpriester Annas und Kaiphas und die Unterpriester, ferner die Tempel-Leviten, die Schriftgelehrten, die Angehörigen der Sekten der Pharisäer und der Sadduzäer und die im mosaischen Gesetz kundigen Männer. Da sie in Verbindung mit dem jüdischen Gottesdienst in Israel ständig beschäftigt waren, stellten sie diejenigen dar, die zuerst eingestellt wurden. Sie galten auch als die Vornehmen oder Ersten des Volkes. Daß sie sich selbst als solche betrachteten, geht aus folgenden Worten Jesu hervor:
20 „Die Schriftgelehrten und die Pharisäer haben sich auf Moses’ Stuhl gesetzt. Sie haben gern den hervorragendsten Platz bei Abendessen und die vorderen Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Marktplätzen und daß die Menschen sie Rabbi nennen.“ — Matth. 23:2, 6, 7.
21, 22. (a) Wer waren denn die Teilzeitarbeiter? (b) Wie zeigte das Gleichnis Jesu, daß es nicht sicher war, welchen Lohn die Teilzeitarbeiter erhalten würden?
21 Da sie den ganzen Tag arbeiteten, erwarteten sie den Lohn für einen ganzen Tag, und unter dieser Bedingung waren sie bereit, in Jehovas Weingarten der Nation Israel zu dienen. Alle anderen, die nach ihnen in Jehovas Dienst eingestellt wurden oder auf einer niedrigeren Stufe dienten als die Vollzeitarbeiter, waren nur Teilzeitarbeiter. Ob sie den vollen Lohn erhalten würden, war daher nicht sicher. Darum sagte Jesus in seinem Gleichnis vom Weingarten über den Hausherrn:
22 „Als er auch um die dritte Stunde ausging, sah er andere unbeschäftigt auf dem Marktplatz stehen; und zu diesen sagte er: ‚Geht auch ihr in den Weingarten, und ich will euch geben, was recht ist.‘ Da gingen sie hin. Wieder ging er um die sechste und die neunte Stunde aus und tat ebenso. Schließlich ging er um die elfte Stunde aus und fand andere dastehen, und er sprach zu ihnen: ‚Warum steht ihr den ganzen Tag unbeschäftigt da?‘ Sie sprachen zu ihm: ‚Weil uns niemand eingestellt hat.‘ Er sagte zu ihnen: ‚Geht auch ihr in den Weingarten.‘“ — Matth. 20:3-7.
DIE ARBEITER DER LETZTEN ODER „ELFTEN STUNDE“
23. Wer waren die Arbeiter der elften Stunde, und warum hatte sie vor dieser Stunde niemand eingestellt?
23 Die Arbeiter, die in der elften Stunde oder ungefähr um 5 Uhr nachmittags (eine Stunde vor Sonnenuntergang) eingestellt wurden, waren die letzten, die eingestellt wurden. Die religiösen Führer der Nation Israel betrachteten die, die durch die Arbeiter der elften Stunde dargestellt wurden, als die letzten, die Gott in seinen Dienst nehmen würde. Von ihnen hätten sie am wenigsten gedacht, daß sie zum Dienste Gottes berufen würden. Bis zur elften Stunde waren diese Arbeiter in den Augen der religiösen Führer Israels die, die „niemand eingestellt“ hatte. Wie sehr die religiösen Führer diese bescheidenen Menschen verachteten, verrieten sie durch ihre Worte: „Glaubt vielleicht ein einziger von den Vorstehern oder den Pharisäern an ihn [Jesus]? Diese Volksmenge aber, die das Gesetz nicht kennt, verfluchte Leute sind sie.“ (Joh. 7:48, 49) Sie wären bereit gewesen, im Dienste Gottes tätig zu sein, aber die blinden religiösen Führer unterrichteten sie nicht über das, was recht ist, noch spornten sie sie an, das Rechte zu tun. Nachdem sie fast den ganzen Tag vergeudet hatten, mußten sie auf jemand warten, der kam und sich darum kümmerte, wie sie im Dienste Gottes gebraucht werden könnten, und der ihnen einen Dienst in Gottes religiösem „Weingarten“ zuteilte.
24, 25. (a) Wann und wie berief der große Hausherr die Arbeiter der elften Stunde zum Dienst? (b) Wie gebrauchte Gott seinen Verwalter, um Arbeiter in den „Weingarten“ zu senden, und wie lange arbeiteten sie darin?
24 Der Tag, an dem im Weingarten Israels unter den Bestimmungen des mosaischen oder des Gesetzesbundes gearbeitet wurde, ging bald zu Ende. Jehova Gott, der große Hausherr und Weingartenbesitzer, wußte das und berief durch seine Vertreter, die er dem Volke Israel sandte, die Arbeiter der elften Stunde zum Dienst in seinem „Weingarten“. Im Frühling des Jahres 29 u. Z. sandte er Johannes den Täufer, „um ein zubereitetes Volk für Jehova bereitzumachen“. (Luk. 1:13-17) Ungefähr sechs Monate später sandte der große Hausherr seinen eigenen Sohn, Jesus, der sozusagen der Verwalter des „Weingartens“ Gottes oder sein „Beauftragter“ wurde.
25 Jesus übernahm die Jünger, die Johannes der Täufer gesammelt hatte, und sammelte selbst noch weitere Jünger, die er im israelitischen „Weingarten“ einsetzte. Außer den zwölf Aposteln sandte er zum Beispiel auch siebzig Evangelisten zur Arbeit in den „Weingarten“. Er wies sie alle an, hinzugehen und das himmlische Königreich Gottes zu predigen; sie sollten zu den Menschen sagen: „Das Königreich Gottes hat sich euch genaht.“ (Luk. 9:1-6; 10:1-11) Selbst Frauen schlossen sich Jesus und seinen Aposteln in ihrem Predigtwerk an und standen ihnen bei, indem sie „ihnen mit ihrer Habe dienten“. (Luk. 8:1-3) Auf diese Weise waren sie eine Zeitlang in Jehovas Königreichsdienst tätig, als die Nation der natürlichen, beschnittenen Israeliten noch der „Weingarten“ Jehovas war. Sie waren die letzten Arbeiter im Weingarten, die der Eigentümer eingestellt hatte, und sie arbeiteten in Israel bis zum Tode Jesu, im Jahre 33 u. Z.
26. (a) Wofür kam gemäß dem Gesetz Gottes die Zeit am Ende des Arbeitstages? (b) Was würden die Teilzeitarbeiter auf alle Fälle erhalten?
26 Schließlich nahm die Arbeit unter dem Gesetzesbund im „Weingarten“ des natürlichen Israel ein Ende wie die Arbeit eines Zwölfstundentages. Dann kam für die Arbeiter die Lohnauszahlung. Damit sich der kleine Mann täglich das beschaffen konnte, was er benötigte, bestimmte Gottes Gesetz unter dem alten, mosaischen Bund, daß Arbeiter nicht am Ende der Woche oder des Monats, sondern am Ende des Arbeitstages ausgezahlt werden sollten. (3. Mose 19:13; 5. Mose 24:15) Alle, die tagsüber die ganze Zeit, das heißt zwölf Stunden, im „Weingarten“ gearbeitet hatten, waren überzeugt, daß sie einen „Groschen“ erhalten würden, wie sie mit dem Hausherrn übereingekommen waren. Was würden aber die Teilzeitarbeiter, die zuletzt gekommen waren, erhalten? Es wäre, was immer es sein würde, das, „was recht ist“, gemäß den Abmachungen des Hausherrn mit denen, die er in der dritten Stunde des Arbeitstages eingestellt hatte. Die Arbeiter, die nur für die zwölfte Stunde des Tages eingestellt worden waren, konnten normalerweise nur einen sehr geringen Lohn erwarten.
27. In welcher Reihenfolge erhielten die Arbeiter im Gleichnis ihren Lohn, wieviel erhielten sie, und wie reagierten einige?
27 Die Lohnauszahlung brachte einige Überraschungen. Die ungewöhnliche Regel, die Jesus festgelegt hatte, wurde nun angewandt. Das geht aus den weiteren Worten Jesu hervor, die er in Verbindung mit diesem Gleichnis sprach: „Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und heb an bei den letzten bis zu den ersten. Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen. Da aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen. Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater und sprachen: Diese letzten haben nur e i n e Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben. Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden, um einen Groschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir. Habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem Meinen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin? So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.“ — Matth. 20:8-16, Lu.a
ABEND UND AUSZAHLUNG
28. Wann kam bei der ersten Erfüllung des Gleichnisses der „Abend“ und damit das Ende des Arbeitstages?
28 Bei der ersten Erfüllung des Gleichnisses kam der Abend und damit das Ende des Arbeitstages, als Jesus Christus in der Passahnacht des Jahres 33 u. Z. festgenommen wurde und dann am darauffolgenden Nachmittag an einem Marterpfahl auf Golgotha starb. Jesus hatte dies prophetisch angedeutet, als er etwa sechs Monate vor seinem Tod zu seinen Aposteln gesagt hatte: „Es ist geschehen, damit die Werke Gottes in seinem Fall kundwürden. Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“ (Joh. 9:3-5) Als Jesus während Teilen von drei Tagen (vom 14. bis 16. Nisan 33 u. Z.) tot war, konnte er als Mensch nicht mehr im göttlichen „Weingarten“ Israels wirken. (Pred. 9:5, 10) Auch seine elf treuen Apostel konnten nicht arbeiten, denn sie waren zerstreut wie Schafe ohne einen Hirten. Wenn sie zusammenkamen, verschlossen sie die Türen aus Furcht vor den feindseligen Juden. (Joh. 16:32; Matth. 26:31; Mark. 14:27; Sach. 13:7; Joh. 20:19, 26) Vor Pfingsten nahmen sie die öffentliche Tätigkeit nicht mehr auf.
29. (a) Was war das natürliche Israel vom Tode Jesu an nicht mehr, und warum? (b) Was besaß der große Weingartenbesitzer von nun an, obwohl er Israel noch dreieinhalb Jahre weiter begünstigte?
29 Jesus Christus wurde auf Anstiften der religiösen Führer der Juden, der „Ersten“ des Volkes, getötet. Von da an war die Nation Israel nicht mehr Gottes „Weingarten“. Durch Jesu Tod machte Gott dem Gesetzesbund, den er mit der Nation Israel geschlossen hatte, ein Ende. Dadurch, daß Jesus als Loskaufsopfer starb, wurde das aus Verordnungen bestehende Gesetz“ aufgehoben. Die „handschriftliche Urkunde, die aus Verordnungen bestand und uns entgegen war“, wurde ausgelöscht; sie wurde aus dem Wege geräumt, indem sie sozusagen zum Zeichen der Aufhebung an den Marterpfahl Christi genagelt wurde. (Eph. 2:15; Kol. 2:14) Jehova Gott schenkte den natürlichen Israeliten danach allerdings noch dreieinhalb Jahre seine besondere Gunst, indem er ihnen die ersten mit dem Königreich verbundenen Gelegenheiten bot, aber die Nation war nicht mehr sein „Weingarten“. Gott hatte jetzt begonnen, einen geistigen „Weingarten“ anzulegen, in dem sein Sohn Jesus Christus der Weinstock und dessen Jünger die Zweige waren. (Joh. 15:1-8) Der zwölfstündige Arbeitstag in seinem Weingarten des natürlichen Israel hatte tatsächlich beim Tode Jesu auf Golgotha geendet.
30. Wann kam die Zeit für die Auszahlung, und wie gebrauchte Gott seinen Verwalter, um den Lohn auszuzahlen?
30 Wann kam demnach die Zeit für die Lohnauszahlung? Als Jesus am dritten Tag, am 16. Nisan 33 u. Z., auferstand? Nein, obwohl er in den darauffolgenden vierzig Tagen ausschließlich seinen Jüngern erschien und dadurch nur sie zu Zeugen seiner Auferstehung machte. (Apg. 1:1-8; 10:40-42) Diese begünstigten Jünger Jesu traten aber nach seiner Auffahrt in den Himmel noch zehn Tage nicht öffentlich hervor. Dann kam der Tag des Pfingstfestes (33 u. Z.) und damit die Zeit für die Lohnauszahlung. Damals sagte der Herr des Weingartens, Jehova Gott, zu seinem Verwalter oder „Beauftragten“, er solle den Arbeitern ihren Lohn zahlen. Gott gebrauchte den verherrlichten Jesus Christus im Himmel als seinen Verwalter oder „Beauftragten“, denn durch ihn goß er am Pfingsttag den heiligen Geist aus. (Joh. 1:32-34; 14:16, 17; 15:26; 16:7; Luk. 24:49; Apg. 1:4-8; 2:32, 33) Bei der Auszahlung des Lohnes an die Arbeiter hielt sich Jesus Christus im Himmel an die ungewöhnliche Regel, die er hier auf der Erde bekanntgegeben hatte.
31. Wer erhielt zu Pfingsten zuerst den Lohn, und zu welchen Leuten waren sie bis dahin gerechnet worden?
31 Wer waren denn die ersten, die zu Pfingsten ihren Lohn erhielten? Die Ausgießung des heiligen Geistes auf diejenigen, die an jenem Pfingsttag der Erstlingsfrüchte der Weizenernte in Jerusalem versammelt waren, offenbarte es. Es waren die „letzten“, die in den Weingarten des natürlichen Israel gesandt worden waren, die, die mit Jesus Christus, dem „Beauftragten“ oder Verwalter, zusammengearbeitet hatten. Es waren auch die „letzten“, von denen die religiösen Führer der Nation Israel erwartet hätten, daß sie von dem großen Hausherrn und Besitzer de Weingartens, von Jehova Gott, einen vollen Tagelohn, einen symbolischen „Groschen“, erhalten würden.
32. Wie zeigte es sich, wer von den Arbeitern zuerst den Lohn empfangen hatte, und wer war zusammengekommen und wurde dadurch Zeuge davon?
32 Entgegen den Erwartungen der Juden waren die ersten, die ihren Lohn empfingen, die verachteten zwölf Apostel Jesu Christi und die übrigen der 120 Jünger, die sich in aller Stille in einem Obersaal versammelt hatten, abseits von den vielen Juden und Proselyten, die das Pfingstfest im Tempel von Jerusalem feierten. Welche Arbeiter in Gottes „Weingarten“ zuerst den Lohn empfingen, zeigte sich jedoch durch ein Wunder, das in Verbindung mit der Ausgießung des heiligen Geistes auf die 120 Jünger geschah. Über dreitausend Juden und Proselyten wurden Zeugen dieses seltsamen Schauspiels. — Apg. 1:5; 2:1-13, 41.
33. Wie erklärte Petrus das, was sie geschehen sahen, und wie viele bemühten sich, die Gabe des Geistes ebenfalls zu empfangen?
33 Einige „lachten über sie und begannen zu sagen: ‚Sie sind voll süßen Weins‘“. Der Apostel Petrus stand daher als erster auf und erklärte, daß die vom Geist erfüllten Jünger Christi nicht betrunken seien, sondern daß sich die Prophezeiung Joels (2:28, 29) erfüllt habe. Der auferstandene Jesus Christus sei in den Himmel, zur Rechten Gottes, erhöht worden, habe den verheißenen heiligen Geist empfangen und ihn auf seine Jünger auf der Erde ausgegossen, wodurch sich Joel 2:28, 29 erfüllt habe. Dann erklärten alle zwölf Apostel, auch die übrigen Juden könnten diese verheißene Gabe des heiligen Geistes empfangen, wenn sie bereuten, sich im Namen Jesu Christi taufen ließen und dessen Jünger würden. Ungefähr dreitausend derer, die dabeistanden und zuhörten, taten dies und wurden zu einem Teil der Versammlung des geistigen Israel, des neuen „Weingartens“ Gottes. — Apg. 2:37-42.
34. Was war also der „Groschen“, und wann und wo sollten ihn die Empfänger gebrauchen?
34 Der symbolische „Groschen“ war also nicht die Gabe des heiligen Geistes an sich, sondern das mit dem Empfang des heiligen Geistes verbundene Vorrecht, zum geistigen Israel zu gehören, zum Prophezeien ermächtigt zu sein und dadurch einen Anteil an der Erfüllung von Joel 2:28, 29 zu haben sowie dazu gesalbt worden zu sein, die gute Botschaft von Gottes messianischem Königreich zu predigen. Auf diese Weise würden jene Jünger Christi zu fruchttragenden Zweigen an Jehovas geistigem Weinstock, dem Herrn Jesus Christus. Sie wurden in den neuen Bund aufgenommen, den Jesus Christus zwischen Jehova Gott und der Versammlung dieser symbolischen Weinstockzweige vermittelte. (Jer. 31:31-34; 1. Tim. 2:5, 6; Hebr. 8:6 bis 9:15) Der symbolische „Groschen“ war somit etwas, wovon ihr Lebensunterhalt, ihr ewiges Leben in Gottes neuer Ordnung, abhing. Es war etwas, was sie hier auf der Erde, nicht im Himmel, gebrauchen sollten.
35. Was hörten und sahen die Arbeiter, die „frühmorgens“ eingestellt worden waren, und wieso stand der „Groschen“ auch ihnen in Aussicht?
35 Was ist aber von denen zu sagen, die zuerst, gleichsam „frühmorgens“, eingestellt worden waren, um im göttlichen Weingarten des natürlichen Israel zu arbeiten? Diese „Ersten“, die jüdischen Hohenpriester, Unterpriester, Leviten, Schriftgelehrten und die im mosaischen Gesetz kundigen Rechtsgelehrten, hörten und sahen bald, daß die Jünger Jesu den Lohn für ihre spät begonnene Arbeit im göttlichen Weingarten des natürlichen Israel empfangen hatten. Sie sahen, wie sie den symbolischen „Groschen“ gebrauchten. Aber auch ihnen stand der volle Tagelohn in Aussicht, denn Jehova Gott handelte ja noch dreieinhalb Jahre weiter ausschließlich mit der Nation Israel.
36. (a) Durch wen hätten sie den „Groschen“ jedoch annehmen müssen? (b) Welche Dinge, die sie bis dahin genossen hatten, hätten sie also aufgeben müssen, wenn sie ihn hätten annehmen wollen?
36 Diese religiösen Führer hätten den vollen Tagelohn, den „Groschen“, jedoch von Gottes Verwalter, dem verherrlichten Jesus Christus, annehmen müssen. Das hätte bedeutet, daß sie das hätten tun müssen, was der Herr Jesus Christus dem reichen jungen Vorsteher zu tun geboten hatte. (Matth. 19:21) Sie hätten vieles aufgeben müssen: ihre Ehrenplätze, ihr Ansehen, ihren Einfluß und ihre Einkünfte im Tempel von Jerusalem, in den Synagogen und im Sanhedrin, ja sie hätten darauf verzichten müssen, auf „Moses’ Stuhl“ zu sitzen, sich Rabbiner nennen zu lassen und Ämter und Stellungen zu bekleiden, die von der römischen Regierung geduldet oder anerkannt wurden. Durch all das waren sie bis zum Pfingstfest des Jahres 33 u. Z. für ihre Dienste im göttlichen „Weingarten“ Israels gut bezahlt worden. Sie waren zwar mit dem großen Hausherrn, dem Eigentümer des „Weingartens“, um die Gabe des heiligen Geistes übereingekommen, die ihnen in Verbindung mit der Erfüllung von Joel 2:28, 29 verliehen werden sollte. Dann hätten sie aber alle Vorrechte, die sie bis dahin auf religiösem Gebiet in Israel genossen hatten, aufgeben und den heiligen Geist, den Jesus ausgoß, annehmen müssen, wodurch sie dazu gesalbt worden wären, sich an dem Werk der Jünger Jesu Christi und dessen Apostel, die zu den Geringsten des Volkes, zu den Arbeitern der elften Stunde, gehörten, zu beteiligen. Das hätte sie zuviel gekostet.
37. Begnügten sie sich also damit, nur den „Groschen“ zu empfangen, und wie kam ihre Einstellung zu den „letzten“ Arbeitern zum Ausdruck?
37 Sie erwarteten von Gott als Lohn mehr als den heiligen Geist und dessen Wundergaben sowie die damit verbundenen Königreichsvorrechte. Sie erwarteten also mehr als den symbolischen „Groschen“. Diese „ersten“ Arbeiter murrten daher gegen den Eigentümer des „Weingartens“ und sträubten sich, nur den „Groschen“ anzunehmen, wie es wahrscheinlich auch der reiche junge Vorsteher im Gegensatz zum Apostel Petrus getan hatte. Ihr Murren und ihr Widerwille zeigte sich in der Verfolgung der Jünger Christi, der „letzten“ Arbeiter, die für die Arbeit im „Weingarten“ eingestellt worden waren. — Matth. 20:10-12.
38. Was zeigt, ob diese „ersten“ Arbeiter alle den „Groschen“ ablehnten, und in Verbindung womit wollten einige weiterhin lieber arbeiten?
38 Einige Tempel-Leviten, unter anderem auch Joseph Barnabas von Zypern, nahmen den „Groschen“ an. (Apg. 4:36, 37) Und nachdem die zwölf Apostel eingesperrt und vom Sanhedrin in Jerusalem verhört worden waren, weil sie den „Groschen“ im Dienste Gottes gebraucht hatten, „wuchs das Wort Gottes weiterhin“, wie uns der Bericht nach Apostelgeschichte 6:7 zeigt, „und die Zahl der Jünger mehrte sich in Jerusalem fortgesetzt sehr; und [auch] eine große Menge Priester begann dem Glauben gehorsam zu sein“. Sogar Saulus von Tarsus, ein vertrauter Freund des jüdischen Hohenpriesters, nahm den „Groschen“ an, obwohl er ein Pharisäer war. (Apg. 9:1-22; Phil. 3:4-6) Die meisten dieser „ersten“ Arbeiter oder dieser religiösen Führer der Juden setzten jedoch ihre Arbeit in Verbindung mit den religiösen Vorrechten, die sie bis dahin im natürlichen Israel genossen hatten, fort und erhielten regelmäßig die ihnen nach dem Gesetz Moses zustehenden Einkünfte. Sie lehnten den „Groschen“ ab.
39. Wie lange behielten sie diese Form des Gottesdienstes bei? Wovon machten die Jünger Jesu jedoch weiterhin Gebrauch?
39 Sie behielten diese Form des Gottesdienstes bis zum Jahre 70 u. Z. bei. Dann wurde ihnen ihr Tempel in Jerusalem genommen. Sie verloren ihre Stellungen dort; die Römer kamen und ‘nahmen ihnen sowohl ihre Stätte als auch ihre Nation weg’, nicht etwa, weil sie Jesus Christus angenommen, sondern weil sie ihn verworfen und den „Groschen“ abgelehnt hatten. (Joh. 11:47, 48) Ihr Auge blickte böse, weil Jehova Gott gut zu den Jüngern Jesu Christi war. Die Jünger, auch der Apostel Johannes, fuhren fort, von ihrem „Groschen“ Gebrauch zu machen, um trotz Verfolgung dem Königreich Gottes zu dienen und schließlich ewiges Leben zu erlangen. — Mark. 10:29, 30; Offb. 1:9.
[Fußnote]
a Die Worte: „Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt“, in Matthäus 20:16 nach der Übersetzung von Martin Luther (revidierter Text von 1964) finden sich weder in der Sinaitischen noch in der Vatikanischen Handschrift Nr. 1209 (4. Jahrhundert) und sind daher nicht in die neuzeitlichen Bibelübersetzungen aufgenommen worden.
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Ein Denar
[Bild auf Seite 429]
„Geht auch ihr in den Weingarten“
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„Sie erhielten je einen Denar“