Eine Zeit beispielloser Belastungen beginnt
STRESS-SITUATIONEN sind der Menschheitsfamilie nicht fremd. Es hat im Laufe ihrer Geschichte Kriege gegeben, Verbrechen, Hungersnöte und anderes Unheil. Doch dann kam ein entscheidender Wendepunkt, eine Zeit, in der der Druck der Verhältnisse schlagartig zunahm.
Jenes Epochenjahr war 1914. Von jenem Jahr an veränderte sich die Welt drastisch. Die Geschehnisse jenes Jahres beschworen eine Zeit schwerster Belastungen herauf, und der Druck der Verhältnisse ist seither immer stärker geworden.
Man kann den Unterschied zwischen den Belastungen, denen die Menschen vor 1914 ausgesetzt waren, und den Belastungen, denen sie seither ausgesetzt sind, besser begreifen, wenn man sich vergegenwärtigt, wie die Welt vor jener Zeit war. Vor jenem Jahr lebte man verhältnismäßig ruhig. Jahrzehntelang hatte es keinen großen Krieg mehr gegeben. Die Zukunft sah vielversprechend aus, vor allem deshalb, weil viele technische Erfindungen gemacht wurden, durch die den Menschen die Alltagsarbeit erleichtert werden sollte. Es herrschten Frieden und wirtschaftliche Prosperität.
Joachim Remak schreibt in seinem Buch The Origins of World War I (Die Ursachen des Ersten Weltkrieges): „Die Welt vor 1914 war noch heil: Im großen und ganzen hatten sich die Völker an die Gegensätze, die zwischen ihnen bestanden, gewöhnt. ... Man plante nirgendwo im voraus einen Weltkrieg, auch im Sommer 1914 nicht.“
René Albrecht-Carrié, Geschichtsprofessor am Barnard-College (New York), erklärte: „Heute gilt das neunzehnte Jahrhundert vielfach als ein Jahrhundert des Friedens, und diese Ansicht ist bestimmt berechtigt, wenn man es mit unserem Jahrhundert der kriegerischen Katastrophen vergleicht.“ Ferner schrieb er: „Im Jahre 1914 endete jene Epoche plötzlich. Die stürmischen Veränderungen, die darauf folgten, das Ausmaß und die Intensität des Kampfes sind charakteristische Merkmale des zwanzigsten Jahrhunderts gewesen.“
Der Erste Weltkrieg erwies sich als ein solcher Schock, weil es in dem Jahrhundert vor dem Ersten Weltkrieg lange Friedenszeiten gab und man einer vielversprechenden Zukunft entgegensah. Keiner der Staatsführer hatte erwartet, daß es ein so schrecklicher Krieg würde oder daß er sich über so viele Jahre hinziehen würde.
Viele Historiker sagen jetzt, das Jahr 1914 sei ein hochbedeutsames Epochenjahr, weil sich die Welt danach so radikal gewandelt habe. Der Geschichtsschreiber Oron Hale schreibt in dem Werk The Great Illusion (Die große Täuschung): „Der Erste Weltkrieg trennte zwei Epochen; er war eine Art Wasserscheide in der Weltgeschichte.“ Professor D. F. Fleming von der Vanderbilt-Universität (USA) sagte: „Jetzt gibt es immer mehr Historiker, die den Weltkrieg als entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte der Neuzeit betrachten, als katastrophalen Zusammenbruch, der den Weg für weitere Katastrophen bahnte, vielleicht für die letzte.“
Zeitalter schwerster Belastungen
Im Herbst des Jahres 1914 endete somit eine Epoche, und eine neue begann. Und die Epoche, die begann, wurde für die Völker eine Epoche beispielloser Belastungen, hervorgerufen durch Weltkriege, Hungersnöte, Krankheit, Aufruhr, Rassenhaß, eine Zunahme des Verbrecherunwesens und durch Wirtschaftskrisen.
Dieses Zeitalter schwerster Belastungen begann mit dem Ersten Weltkrieg. Dieser Krieg bewirkte bei Hunderten von Millionen Menschen eine Verrohung des Denkens. Die Entwicklung, die darauf folgte, führte zu weiteren Schocks. In dem Vorwort des Buches The First World War (Der Erste Weltkrieg) von Richard Thoumin, einem französischen General, wird gesagt:
„Zum erstenmal in der Geschichte standen sich so große Armeen so vieler Staaten in so gewaltigen Schlachten gegenüber, zum erstenmal in der Geschichte gab es unter den Kombattanten so viele Tote und Verletzte; zum erstenmal in der Geschichte zog der Mensch mit Waffen von solcher Vernichtungskraft in den Krieg. ...
Das Blut und die Tränen des Ersten Weltkrieges wandelten das Gesicht der Welt.
Der Erste Weltkrieg war der erste ,totale‘ Krieg und als das machte er auf alle Beteiligten einen tiefen Eindruck. ... Viele von ihnen glaubten sogar es sei ,der letzte‘ aller Kriege! ... Die gewaltige Enttäuschung kam indessen, als etwa zwanzig Jahre später die Stimme des Hasses die gehorsamen Massen zu einem neuen und noch gewaltigeren Gemetzel aufbot.“
Der Zweite Weltkrieg war noch entsetzlicher als der Erste. Doch der Erste Weltkrieg leitete eine Epoche beispielloser Belastungen ein. Im Vorwort der englischen Ausgabe des Buches Griff nach der Weltmacht von Professor Fritz Fischer, Hamburg, wird gesagt: „Obwohl die Zeit seit 1945 von den Problemen beherrscht wird, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, betrachten jetzt immer mehr Historiker und auch andere den Ersten Weltkrieg als das entscheidende Ereignis in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.“
Vom Jahre 1914 an ist tatsächlich alles anders geworden. Es war das erste Jahr eines mit Angst und Schrecken erfüllten Menschenalters.
Größere Bedeutung
Was indessen seit 1914 geschehen ist, hat eine weit größere Bedeutung, als die meisten Menschen ahnen. Dieses Jahr war schon vor langer Zeit als das Jahr gekennzeichnet, in dem eine Zeit schwerer Belastungen beginnen würde. Wo ist dieses Jahr als das „gekennzeichnet“? In Gottes Wort, der Bibel. Prüfe die Beweise, und mach dich mit dem vertraut, was die Bibel über unsere Zeit sagt.
Wenn wir die Prophezeiungen der Bibel, die unter der Leitung der machtvoll wirkenden Kraft Gottes geschrieben wurden, sorgfältig prüfen, stellen wir fest, daß das Jahr 1914 tatsächlich eine Art „Wasserscheide“ in der Geschichte war. Es kennzeichnete den Beginn einer Epoche, die die Bibel als die „letzten Tage“ bezeichnet. — 2. Tim. 3:1.
Die „letzten Tage“? Was bedeutet das? Woran denkst du, wenn du den Ausdruck hörst die „letzten Tage von Pompeji“ oder die „letzten Tage des Römischen Reiches“? Du denkst an eine Ordnung, die sich ihrem Ende nähert, die bald vernichtet und durch eine andere ersetzt wird.
Das ist auch die Bedeutung des biblischen Ausdrucks die „letzten Tage“. Er bedeutet, daß die Menschheit in eine besondere Zeitepoche eingetreten ist, die mit der Vernichtung des gegenwärtigen Systems der Dinge enden wird. Das schließt die politischen, wirtschaftlichen und religiösen Einrichtungen ein, von denen die Völker der Erde heute beherrscht werden. Sie werden durch eine ganz neue Ordnung ersetzt werden, eine Ordnung, die Gott schaffen wird. — 2. Petr. 3:13.
Jesus Christus sowie seine Jünger sagten vieles voraus, was erkennen lassen würde, daß die „letzten Tage“ begonnen hätten, so zum Beispiel Krieg, Hungersnöte, Seuchen, steigende Kriminalität und ein Schwinden des Gottesglaubens. Alles das sollte gleichzeitig zu beobachten sein, in einem beispiellosen Ausmaß. Die Geschichte bestätigt, daß sich seit dem Ersten Weltkrieg, seit 1914, alles so ereignet hat, wie es vorausgesagt worden war. — Matth. 24:3-12; 2. Tim. 3:1-5.
Welche Zeitspanne umfassen die „letzten Tage“? Jesus beschränkte die Zeitspanne von Beginn bis Ende auf höchstens ‘eine Generation’. (Matth. 24:34) Das bedeutet, daß Personen, die den Beginn der „letzten Tage“ im Jahre 1914 erlebt haben, auch das Ende davon erleben würden. Das Ende dieser Zeit kommt, wenn Gott seine Allmacht kundtut und das bestehende böse System der Dinge vernichtet. — Dan. 2:44.
Der Druck wird größer
Der Druck der Verhältnisse, der im Jahre 1914 begann, sollte ständig zunehmen, bis er am Ende der „letzten Tage“ den Höhepunkt erreichen würde.
Als Jesus von Krieg, Hungersnöten, Seuchen, Kriminalität und Gottlosigkeit sprach, sagte er warnend: „Alle diese Dinge sind ein Anfang der Bedrängniswehen.“ (Matth. 24:8) Das könnte man mit einer Frau vergleichen, die ihrer Niederkunft entgegengeht und bei der die ersten Wehen einsetzen. Sie weiß mit Sicherheit, daß noch weitere, heftigere Wehen folgen werden.
So war auch der Erste Weltkrieg der Anfang vieler weiterer Wehen. Weitere Geschehnisse, die für die Menschheit schwere Belastungen wären und die ganze Welt erschüttern würden, sollten bald folgen. Das geschah; wie berichtet wird, wurden in dem Krieg von 1914 bis 1918 etwa 9 Millionen Soldaten und etwa 5 Millionen Zivilisten getötet, durch die Grippeepidemie, die darauf folgte, kamen rund 20 Millionen Menschen ums Leben. Und wie vor kurzem geschätzt wurde, betrug die Zahl der Soldaten und Zivilisten, die im Zweiten Weltkrieg getötet wurden, 55 Millionen. Seither hat sich vieles ereignet, was für die Menschen schwere Belastungen gewesen sind oder noch sind: Kriege — große und kleine — sowie Unruhen wegen Rassenfragen, sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Fragen.
Und wie sieht es jetzt, nachdem die Menschen schon 57 Jahre unter dem Druck dieser Verhältnisse leben, aus? Die New York Times berichtete: „Blutige Unruhen, Mordanschläge, Menschenentführungen, Piraterie und Flugzeugentführungen verraten, daß sich sozusagen in jedem Winkel der Erde eine tiefe Verachtung der Gesetze breitmacht. Überall und ohne Rücksicht auf Ideologie oder Regierungsform findet ein unaufhaltsamer Zerfall der überkommenen Normen statt.“
Einem Höhepunkt entgegen
Experten auf allen Gebieten sind sich im allgemeinen darin einig, daß die Verhältnisse heute einem Höhepunkt zutreiben.
Vor einiger Zeit trafen sich in den Vereinigten Staaten Dutzende angesehener Naturwissenschaftler. Wirtschaftsexperten, Historiker und Philosophen, um die Probleme der Menschheit zu besprechen. In manchem waren sich diese Gelehrten uneinig. Aber in einer Hinsicht stimmten sie miteinander überein: „Alle vertreten den Standpunkt, daß die Menschheitsfamilie sich einer gewaltigen Krise nähert, die es erforderlich machen wird, daß die Gesellschaft im Aufbau grundlegend erneuert wird“ (New York Times).
Bei einem anderen Anlaß sagte der Fernsehkommentator Walter Cronkite: „Die Wissenschaftler sind sich nicht einig darüber, wann es zu der Katastrophe kommen wird. Jeder Spezialist geht dabei von der Zeitgrenze der Krise aus, die er für sein Gebiet errechnet hat. Aber wir fanden keinen einzigen Wissenschaftler, der nicht auch die Meinung vertrat, daß es zu irgendeiner Katastrophe kommen wird.“
Die Fachleute wurden gefragt, wie lange es nach ihrer Meinung dauern werde, bis die gegenwärtigen Probleme das Ausmaß einer „Krise“ erreicht haben würden. Es wurde erklärt, daß das Ausmaß einer Krise erreicht sei, wenn jährlich mindestens eine Million Menschen diesem Zustand zum Opfer fallen oder dadurch schwere Gesundheitsschäden davontragen würden oder wenn ihr Wohl oder ihr Lebensstandard dadurch stark beeinträchtigt würde. Man verfertigte aufgrund der Meinungen dieser Fachleute eine Tabelle. Darauf wurden u. a. folgende Probleme aufgeführt:
Man beachte, daß die Fachleute sagen, das Problem der Übervölkerung habe bereits das Ausmaß einer Krise erreicht. Das wird damit begründet, daß jetzt täglich 10 000 Personen an den Folgen von Unterernährung sterben; das bedeutet 3 500 000 jährlich. Der Bevölkerungszuwachs geht auch nicht zurück, sondern er hat zugenommen. Die Weltbevölkerung verdoppelt sich jetzt alle 35 Jahre!
Jedes der auf der Tabelle angeführten Probleme könnte sich auf alles Leben unserer Erde katastrophal auswirken. Dabei schließen diese Probleme die Gefahr des Atomkrieges nicht ein. Wenn man alle diese Probleme insgesamt betrachtet, versteht man, warum die Experten der Zukunft so pessimistisch entgegensehen. Sie erkennen, daß die Menschheit mit Sicherheit und sehr schnell irgendeiner gewaltigen Katastrophe entgegengeht.
In Gottes Wort, der Bibel, wurde diese Zeit beispielloser Belastungen vorhergesagt. Was wir seit 1914 erleben, erfüllt die biblischen Prophezeiungen mit erstaunlicher Genauigkeit. Obwohl diese Verhältnisse schwere Belastungen mit sich gebracht haben, sind sie an sich doch nicht die eigentlichen Ursachen davon. Nur wenn diese beseitigt werden, wird die Menschheit von dem schweren Druck, der auf ihr lastet, befreit werden. Welches sind denn die eigentlichen Ursachen?
[Übersicht auf Seite 17]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
UNSERE GESCHÄTZTE ZEITGRENZE DER KRISEN
1970 1975 1980 1985
Überbevölkerung
Hunger
Zusammenbruch der Ökosysteme
Verschmutzung der Stadtluft
Überhitzung der Gewässer
Verschmutzung von Wasser und Boden
Sauerstoffmangel