Den Geist der Opferbereitschaft wiederbeleben
„Will mir jemand nachfolgen, dann muß er sich selbst aufgeben.“ — Luk. 9:23.a
1. Mit welchen Worten forderte Jesus Christus seine Mitmenschen auf, einen Weg der Opferbereitschaft zu gehen?
DER Gründer des Christentums sagte einmal: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme Tag für Tag seinen Marterpfahl auf und folge mir beständig. Denn wer seine Seele retten will, wird sie verlieren; wer aber seine Seele um meinetwillen verliert, der wird sie retten. In der Tat, welchen Nutzen hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert oder Schaden erleidet? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen, wenn er in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel gekommen sein wird.“ Mit diesen Worten, die in Lukas 9:23-26 aufgezeichnet sind, forderte Jesus Christus seine Mitmenschen auf, einen Weg der Opferbereitschaft zu gehen.
2. Welche Fragen mögen in Verbindung mit dieser Aufforderung gestellt werden?
2 Ist diese Aufforderung heutzutage noch zeitgemäß? Wer ist denn in unseren Tagen noch daran interessiert, einen Weg der Opferbereitschaft zu gehen, da ein opferbereiter Mensch kaum noch geschätzt wird und die Welt so viele verlockende Dinge zu bieten hat? Wer wollte ‘sich selbst verleugnen’, während man überall auf sein Recht pocht und immer größere Freiheit fordert? Die Menschen möchten immer mehr von den guten Dingen besitzen, die diese Welt bietet, und sie glauben, das Recht zu haben, sie sich mit Gewalt anzueignen, wenn sie nicht anderswie dazu kommen. Warum nicht „die ganze Welt“ oder wenigstens einen ansehnlichen Teil davon zu gewinnen suchen? Kann man tatsächlich sein Leben retten, wenn man ‘um seinetwillen’ einen Weg der Opferbereitschaft geht? Die Bibel und die jüngste Geschichte des wahren Christentums liefern einige sehr ermutigende Antworten auf diese Fragen. Angesichts des Mangels an Ehrgefühl, Lauterkeit und Opferbereitschaft in der heutigen Welt muß selbst jemand, der nur in geringem Maße Wert auf geistige Dinge legt, an der Beantwortung dieser Fragen interessiert sein.
3. Was für einer Welt kehrt jemand den Rücken, wenn er einen Weg der Opferbereitschaft einschlägt?
3 Ist aber die Welt heute tatsächlich so schlecht? Ist ihre Handlungsweise so verwerflich, daß wir uns wirklich völlig davon abwenden sollten? Jawohl, und es sollte niemand überrascht sein, wenn die Welt als Ganzes immer genußsüchtiger und materialistischer wird. Diese Situation ist von einem der zuverlässigsten Propheten, dem Apostel Paulus, vorhergesagt worden. Seine Prophezeiung, die in 2. Timotheus 3:1-5 aufgezeichnet ist, lautet: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten da sein werden, mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die mehr die Vergnügungen lieben als Gott, die eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen; und von diesen wende dich weg.“ Wenn wir um uns blicken, sehen wir überall, wie sich diese Prophezeiung jetzt erfüllt. Ja, wenn gesagt wird, die Menschen würden immer genußsüchtiger und materialistischer, so ist das noch milde ausgedrückt. In Wirklichkeit beobachtet man überall einen Geist der Auflehnung und der Anarchie.
4. Wer ist bereit, Opfer zu bringen, und wie wurde das vorhergesagt?
4 Gibt es aber noch Menschen, die sich bemühen, den Geist der Opferbereitschaft zu entwickeln? Jawohl, Jehovas wahre Diener tun dies, und das ist ebenfalls vorhergesagt worden. In Psalm 110:3 (Fußnote) heißt es: „Dein Volk wird voller Willigkeit sein am Tage deines Heereszuges; in heiliger Pracht, aus dem Schoße der Morgenröte wird dir der Tau deiner Jugend kommen.“
5. Wofür lohnt es sich in ihren Augen, Opfer zu bringen?
5 Für diese Christen muß es somit etwas geben, wofür es sich heute lohnt, Opfer zu bringen, und es gibt auch so etwas. Wahre Christen wissen, daß Gottes Königreich in den Himmeln aufgerichtet worden ist und nun schon seit einiger Zeit herrscht. Die Zeit des Endes ist tatsächlich schon weit vorgerückt, und das gegenwärtige alte System der Dinge wird nicht mehr allzulange bestehen. Wenn Gott durch Jesus Christus, seinen König, einschreitet, um die Erde von denen zu säubern, die nicht nach seinem Willen handeln wollen, ist es nicht mehr möglich, an Gottes Ort der Sicherheit zu gelangen. Die Weltereignisse, durch die sich die biblischen Prophezeiungen erfüllen, lassen eindeutig erkennen, daß dieser bösen Ordnung der Dinge nur noch wenige Jahre verbleiben. Könnte es also noch etwas Lohnenderes geben, wofür wir Opfer bringen könnten, als Gottes Königreich unter Christus und das Werk, das darin besteht, gerechtigkeitsliebende Menschen zu ermuntern, nun unerschütterlich auf der Seite dieses Königreiches Stellung zu beziehen? Es gibt nichts Besseres!
6. Warum sollten wir daran interessiert sein, den Standpunkt der Bibel kennenzulernen?
6 Es ist demnach dringend notwendig, den Geist der Opferbereitschaft wiederzubeleben. Die gute Botschaft von diesem Königreich muß gepredigt werden, und dazu sind treue, eifrige Diener Gottes erforderlich. Wenn wir wissen, was diese Opferbereitschaft alles einschließt, werden wir eher in der Lage sein, treu zu bleiben. Wir dürfen darin keine bloße Formsache sehen, sondern müssen von dem Geist echter Opferbereitschaft durchdrungen sein.
WAS SOLL GEOPFERT WERDEN?
7. Was ist unter Opferbereitschaft zu verstehen, und was nicht?
7 Wenn hier vom Opfern die Rede ist, dann meinen wir damit nicht, daß andere sich aufopfern sollten oder daß etwas, was jemand anders gehört, geopfert werden sollte, sondern wir meinen damit, daß wir selbst bereit sein sollten, Opfer zu bringen. Ein wahnsinniger Diktator ist bereit, Tausende von Menschenleben zu opfern, um seine eigennützigen Ziele zu erreichen, und oft sind solche Diktatoren noch der festen Überzeugung, sie setzten sich für eine gerechte Sache ein. Das gleiche kann von Tumultuanten in den sogenannten freien Ländern gesagt werden, die Schaden an Eigentum und Leben anrichten, ebenso von Anarchisten und Revolutionären. Unter echter christlicher Opferbereitschaft ist dagegen zu verstehen, daß man bereit ist, selbst Opfer zu bringen, nicht daß man andere dazu veranlaßt oder verpflichtet.
8. (a) Worauf zu verzichten sollte man ohne weiteres bereit sein? (b) Warum sollte es einem nicht allzu schwer fallen, auf diese Dinge zu verzichten?
8 Etwas zu opfern bedeutet, es aufzugeben. Nicht selten bedeutet es Verzicht auf gewisse materielle Dinge, die auf das Fleisch anziehend wirken und uns daran hindern, Jehova voll und ganz zu dienen. Einige dieser irdischen Verlockungen oder fleischlichen Begierden mögen uns veranlassen, dem sündigen oder gefallenen Fleisch nachzugeben, und das ist etwas, was Gottes Wort ausdrücklich verurteilt und wovor es eindringlich warnt. Darunter fällt übermäßiges Essen und Trinken, ebenso die Beteiligung an Glücksspielen oder die enge Verbindung mit Glücksspielunternehmungen. Auch der unerlaubte vertraute Umgang mit jemandem vom anderen Geschlecht gehört dazu. Auf Dinge zu verzichten, auf die man kein Recht hat, ist nicht besonders schwierig. Gewöhnlich sind diese Dinge sowieso schädlich für unser körperliches oder geistiges Wohl. Man verzichtet daher im allgemeinen gern darauf, und jemand, der ein Christ werden möchte, muß dies sogar tun.
9. Worauf zu verzichten oder worauf weniger Zeit zu verwenden mag uns nicht so leicht fallen?
9 Wie verhält es sich aber mit den Freuden, die zu einem „normalen“ Leben gehören? Sollten wir nicht wie jeder andere anständige Mensch in unserer Gegend oder in unserem Land leben dürfen? Schließlich verheißt uns die Bibel doch ein irdisches Paradies, in dem wir so werden leben können, wie normale Menschen von Natur leben möchten. Ist es verkehrt, eine Wohnung zu haben, die groß genug ist, um sich darin wohl zu fühlen? Sollte man sich keine Zeit nehmen dürfen für ein lehrreiches Hobby, um sich die besseren Fernsehprogramme anzusehen oder um sich Körperkraft und Gesundheit zu erhalten durch Schwimmen, Rudern, Skifahren, Wandern und dergleichen? All das werden wir in Gottes neuer Ordnung nach Harmagedon zweifellos tun. Warum sollten wir uns also solchen schicklichen und gesunden Betätigungen heute nicht widmen dürfen?
10. Warum können diese Dinge eine Gefahr sein, obwohl sie an sich nicht verkehrt sind?
10 Gegen diese Dinge an sich ist nichts einzuwenden. Es geht indes nicht darum, was erlaubt ist, sondern darum, was das beste ist. In vernünftigem Maße betrieben, können sie sehr nützlich sein. Wir sollten die Sache aber im richtigen Licht sehen. Es geht darum, daß wir die noch verbleibende Zeit möglichst gut ausnutzen. Wir müssen die Dinge richtig bewerten oder einschätzen können, um zu beurteilen oder zu entscheiden, was sich wirklich lohnt und was am nützlichsten ist, ja welche Tätigkeit sich besonders heutzutage wirklich lohnt. Was zu tun lohnte sich in den Tagen Noahs? In Matthäus 24:38, 39 heißt es: „Denn so wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, Männer heirateten und Frauen wurden verheiratet, bis zu dem Tage, an dem Noah in die Arche hineinging, und sie keine Kenntnis davon nahmen, bis die Flut kam und sie alle wegraffte ...“ Jesus wollte damit nicht sagen, daß alles, was jene Menschen taten, verkehrt war. Sie hätten nur auch auf das hören sollen, was Gott ihnen durch Noah, seinen „Prediger der Gerechtigkeit“ sagen ließ. Sie hätten sich von diesen Dingen, die zu einem „normalen“ Leben gehören, nicht so sehr in Anspruch nehmen lassen sollen, daß sie das, was Gott von den Menschen damals getan haben wollte, nicht taten. Auch wir sollten uns heute von den Dingen, die zu einem normalen Leben gehören, nicht übermäßig in Anspruch nehmen lassen, da Jehova für uns ebenfalls etwas weit Wichtigeres zu tun hat. Auf diese Dinge zu verzichten mag unter Umständen keine geringe Prüfung unserer Opferbereitschaft sein. — 1. Kor. 7:29-31.
11. Was muß man tun können, um in dieser Hinsicht ausgeglichen zu sein?
11 Man muß das Verhältnis zwischen dem, was man jetzt aufgibt, und dem, was man gewinnt, im richtigen Licht sehen können. Das erinnert uns an Esau. Er beurteilte die Werte nicht richtig. Er war bereit, sein kostbares Erstgeburtsrecht gegen ein Linsengericht aufzugeben. (1. Mose 25:29-34) Jesus hatte keine Stätte, wo er sein Haupt niederlegen konnte, aber er hielt an seiner Lauterkeit fest und war zu jedem Opfer bereit, um die Belohnung zu empfangen, die ihm verheißen worden war. Er sah die Dinge im richtigen Licht und wußte die Werte richtig zu beurteilen. Auch der Apostel Paulus sah die Dinge im richtigen Licht. Er schrieb gemäß Philipper 3:8: „Ja, tatsächlich betrachte ich überhaupt auch alle Dinge als Verlust wegen des alles übertreffenden Wertes der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen habe ich den Verlust aller Dinge auf mich genommen, und ich betrachte sie als eine Menge Kehricht, damit ich Christus gewinne.“
12. (a) Worauf muß jemand, der ein Christ werden möchte, außerdem noch verzichten? (b) Wie helfen uns die Worte des Apostels Paulus, die richtige Ansicht zu erlangen?
12 Das Leben eines Christen erfordert aber noch aus einem anderen Grund Opferbereitschaft: wegen der Meinung, die man von uns haben wird, wenn bekannt wird, daß wir uns dem Volk Jehovas angeschlossen haben. Jeder möchte in einem guten Ruf stehen. Wer möchte schon, daß andere auf ihn herabblicken, und das noch ungerechterweise? Wer aber als Diener Gottes bekannt wird, gewinnt kein Ansehen in dieser Welt. Er muß also bereit sein, darauf zu verzichten. Es ist nicht leicht, Verachtung zu ertragen. In 1. Korinther 4:13 heißt es: „Wir sind wie der Kehricht der Welt geworden, der Abschaum aller Dinge, bis jetzt.“ Paulus beschreibt die Art von Menschen, die die Wahrheit in der Regel annehmen, und die Meinung, die die Welt im allgemeinen von Jehovas Dienern hat, treffend in folgenden Worten: „Denn ihr seht eure Berufung durch ihn, Brüder, daß nicht viele, die dem Fleische nach Weise sind, berufen wurden, nicht viele Mächtige, nicht viele von vornehmer Geburt; sondern Gott hat das Törichte der Welt auserwählt, damit er die Weisen beschäme; und Gott hat das Schwache der Welt auserwählt, damit er das Starke beschäme; und Gott hat das Unedle der Welt auserwählt und das, worauf man herabblickt, die Dinge, die nicht sind, um die Dinge, die sind, zunichte zu machen, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme. Ihm aber ist es zu verdanken, daß ihr Gemeinschaft habt mit Christus Jesus, welcher uns zur Weisheit von Gott geworden ist sowie zur Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung durch Loskauf; damit es so sei, wie geschrieben steht: ‚Wer sich rühmt, der rühme sich in Jehova.‘“ — 1. Kor. 1:26-31.
ES IST NICHT LEICHT, SICH SELBST ZU VERLEUGNEN
13. (a) Finden es einige schwierig, sich zu ändern? (b) Wie sollte man statt dessen eingestellt sein?
13 Einige finden es schwierig, sich so weit zu ändern, daß sie anders sind als die Welt. Es ist für sie ein zu großes Opfer. Das ist aber nicht richtig. Man sollte im Gegenteil die Gelegenheit ergreifen, um deutlich zu zeigen, warum man anders ist. Das Anderssein ist für uns kein Hindernis, sondern bietet uns Gelegenheit, für unseren Glauben einzustehen. Gerade jugendliche Christen, die noch in die Schule gehen, haben oft Gelegenheit, für das, was sie als richtig erkannt haben, einzutreten und dadurch ein wirksames Zeugnis abzulegen. Das mag zwar für dich bedeuten, daß du die verschiedenen Modetorheiten nicht mitmachst, den üblichen Partys fernbleibst, auf die allgemeine Beliebtheit verzichtest und von einer Hochschulbildung absiehst. Doch dadurch magst du einigen, die gerechtigkeitsliebend sind, ein ermunterndes Beispiel geben. Mütter und Hausfrauen mögen von ihren Nachbarinnen nicht immer für voll genommen werden, doch das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, daß man kompromißlos für die Wahrheit eintritt, ganz gleich, was andere darüber denken oder sagen mögen. Dasselbe gilt auch für Väter und Ehemänner an ihrem Arbeitsplatz.
14. Wie betrachten einige die Selbstverleugnung?
14 Einige finden es nicht nur schwierig, sondern halten es für unmöglich, sich ändern zu können. Sie studieren vielleicht eine Zeitlang mit einem Zeugen Jehovas und geben dann das Studium auf. Sie wissen genau, daß es die Wahrheit ist; aber sie haben auch erkannt, was sie alles aufgeben müßten, und sie glauben, sie seien dazu nicht imstande. Andere haben sich sogar Gott hingegeben, haben sich taufen lassen und haben Gott eine Zeitlang treu gedient, sind dann aber abgefallen. Treue ist auf diesem Weg der Selbstverleugnung unerläßlich, wenn man zur Reife voranschreiten möchte. Der Apostel Paulus verlor deswegen einen seiner Reisegefährten. „Denn Demas hat mich verlassen, weil er das gegenwärtige System der Dinge geliebt hat.“ (2. Tim. 4:10) Wie schade ist es doch, wenn das geschieht, nachdem jemand solch gute Fortschritte gemacht hat!
15. Gibt es eine Entschuldigung dafür, wenn jemand vom Weg der Opferbereitschaft oder Selbstverleugnung abkommt?
15 Wer ist aber schuld, wenn jemand den christlichen Weg der Selbstverleugnung verläßt und sich wieder auf den weltlichen Weg der Genußsucht begibt? Bestimmt nicht Gott. Er läßt nicht zu, daß die Versuchungen so groß werden, daß der Abfall unvermeidlich ist. Im Gegenteil, in 1. Korinther 10:13 heißt es: „Keine Versuchung hat euch ergriffen, ausgenommen eine allgemein menschliche. Gott aber ist treu, und er wird nicht zulassen, daß ihr über das hinaus versucht werdet, was ihr ertragen könnt, sondern mit der Versuchung wird er auch den Ausweg schaffen, damit ihr sie zu erdulden vermögt.“ Jehova hilft, er legt niemandem Hindernisse in den Weg. Es gibt ohne Zweifel viele Versuchungen, die jemand veranlassen könnten, den Weg der Opferbereitschaft oder Selbstverleugnung zu verlassen und in die materialistische Welt zurückzukehren. Gott ist jedoch nicht schuld, wenn dies geschieht.
16. (a) Wann sollte mit der Erziehung zur Selbstverleugnung begonnen werden? (b) Wie denken manche Eltern hierüber? Welches ist jedoch die beste Einstellung?
16 Wann sollte man mit der Selbstverleugnung beginnen? Je früher, je besser. Die Kindheit ist dafür die beste Zeit. Eltern, die ihren Kindern nützliche Arbeiten im Haus und um das Haus herum auftragen, erzielen die besten Ergebnisse. Sie sollten sie nicht mit unnötigen Dingen beschäftigen, sondern ihnen etwas zu tun geben, was der ganzen Familie zugute kommt und wodurch sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Manche Eltern, die in ihrer Kindheit hart arbeiten mußten und nicht viel vom Leben hatten, wollen, daß es ihren Kindern besser geht. Sie sagen, ihre Kinder müßten nicht auf das verzichten, worauf sie hätten verzichten müssen. Sie mußten sich in ihrer Kindheit vielleicht mit schäbigen Kleidern begnügen, hatten nur wenig oder überhaupt kein Spielzeug, mußten viel arbeiten und hatten stets ein sehr einfaches Essen. Es ist aber nicht nötig, daß das Kind es in jeder Hinsicht besser haben muß. Es soll richtig gekleidet sein, in vernünftigem Maße spielen können und gesundes Essen bekommen. Warum ihm aber keine Arbeit geben? Zuviel Freizeit ist für ein Kind keineswegs gut. Ein solches Kind wird nicht richtig erzogen und nicht richtig auf das Leben eines tatkräftigen, opferbereiten Dieners Jehovas vorbereitet. Es ist nicht leicht, eingefleischte Gewohnheiten abzulegen, und Faulheit kann tatsächlich zur Gewohnheit werden. Mit welchen Folgen? „Die Begierde des Faulen tötet ihn, denn seine Hände weigern sich, zu arbeiten.“ — Spr. 21:25.
17. (a) Wie denken viele Eltern, die in ihrer Kindheit genügsam sein mußten, heute? (b) Was mag unter Umständen etwas vom Wertvollsten sein, was Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben können?
17 Viele Eltern, die in ihrer Jugend hart arbeiten und auf manches verzichten mußten, sprechen heute noch gern davon. Sie wissen, daß dies in mancher Beziehung gut für sie war; sie sind froh, eine solche Erziehung genossen zu haben und unter solchen Verhältnissen aufgewachsen zu sein. In Sprüche 22:6 lesen wir die Aufforderung: „Erziehe den Knaben seinem Wege gemäß; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“ Eltern, wenn ihr eure Söhne und Töchter zur Opferbereitschaft erzieht, gebt ihr ihnen wahrscheinlich etwas vom Wertvollsten mit auf den Weg. Denkt auch daran, daß eure mündliche Belehrung durch euer Beispiel unterstützt werden sollte.
18. (a) Wovor warnte Gott die Israeliten? (b) Was können wir daraus lernen?
18 Vom Weg der Selbstverleugnung wieder abzukommen ist nicht schwer. Gott wußte, daß der unvollkommene Mensch von Natur dazu neigt abzugleiten. Um sein Volk, die Israeliten, davor zu bewahren, warnte er sie vor den Folgen, die der materielle Überfluß in dem „Land, das von Milch und Honig“ floß, für sie haben könnte. Nachdem sie die Widerwärtigkeiten der vierzigjährigen Wüstenwanderung ertragen hatten, wurde ihnen gesagt: „Hast du gegessen und bist satt geworden, so sollst du Jehova, deinen Gott, für das gute Land preisen, das er dir gegeben hat. Hüte dich, daß du Jehovas, deines Gottes, nicht vergessest, so daß du nicht beobachtest seine Gebote und seine Rechte und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete! damit nicht, wenn du issest und satt wirst und schöne Häuser baust und bewohnst, und dein Rind- und Kleinvieh sich mehrt, und Silber und Gold sich dir mehren, und alles, was du hast, sich mehrt, dein Herz sich erhebe, und du Jehovas, deines Gottes, vergessest, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausführte.“ (5. Mose 8:10-14) Ja, wer in materieller Hinsicht reich wird, kann Gott leicht vergessen. Er beginnt, auf sich zu vertrauen, und vertraut nicht mehr auf Jehova. Er gleitet immer mehr ab und gibt die Wahrheit schließlich ganz auf. Das meinte Jesus unter anderem, als er sagte: „Wahrlich, ich sage euch, daß es für einen Reichen schwierig sein wird, in das Königreich der Himmel einzugehen. Wieder sage ich euch: Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen.“ (Matth. 19:23, 24) Wer ein treuer Diener Jehovas bleiben möchte, muß im Erwerben irdischen Reichtums äußerst vorsichtig sein. Irdischer Reichtum trägt gewöhnlich nicht zur Förderung des Geistes christlicher Opferbereitschaft bei. Das geht auch aus den Worten hervor, die Gott an die Israeliten richtete.
19. Welchen guten Ausgleich gibt es zu irdischen Gütern?
19 Jeder Mensch hat ein bestimmtes Maß an Zeit und Kraft. Wenn er diese beiden wertvollen Dinge vorwiegend dazu gebraucht, reich zu werden oder seine irdischen Güter zu verwalten, kann er sich nicht mehr mit geistigen Dingen befassen. Er verwendet dann seine ganze Zeit und Kraft für materielle Dinge, und sein Geist ist während dieser Zeit mit unnützen Dingen beschäftigt. Geistig gesinnt wird man nur, wenn man sich mit geistigen Dingen befaßt. Von den Gütern dieser Welt nicht soviel zu besitzen, sondern nur das Nötige zu haben, kann in mancher Hinsicht ein Segen sein. (Spr. 30:8) Es verbleibt einem dann mehr Zeit und Kraft für die Königreichsinteressen, und man kann sich auch intensiver damit befassen.
20, 21. Was bedeutet es, daß die empfohlenen Dienstvorkehrungen nicht mehr so starr sind wie früher, und was bedeutet es nicht?
20 Hat aber die Gesellschaft in den letzten Jahren den Versammlungen nicht empfohlen, in Verbindung mit dem Zeitplan für die Predigttätigkeit und in bezug auf andere Dienstangelegenheiten anpassungsfähiger zu sein, und wurde nicht gesagt, die Versammlungen sollten für die Verkündiger keine starren Regeln aufstellen oder unabänderliche Vorkehrungen treffen, sondern die Brüder könnten sich dann am Dienst beteiligen, wenn es für sie am günstigsten sei? Ist nicht deutlich darauf hingewiesen worden, daß man zum Beispiel am Sonntag ohne weiteres Nachbesuche oder Heimbibelstudien durchführen kann und sich nicht unbedingt am Dienst von Haus zu Haus zu beteiligen braucht? Zeigt das nicht, daß wir uns nicht zu zwingen brauchen, in den Dienst zu gehen, wenn wir keine Lust haben, und daß wir uns nicht so sehr zu verausgaben brauchen, da das Predigt- und Lehrwerk so oder so durchgeführt werden wird?
21 Wenn wir der Sache auf den Grund gehen, stellen wir fest, daß diese Anregungen nicht gemacht wurden, damit die Verkündiger ihre Hände erschlaffen lassen, sondern damit die Vorkehrungen so getroffen werden, daß jeder nach Belieben noch mehr leisten kann. Es ermöglicht es dem einzelnen, mehr Initiative im Dienste Jehovas zu entwickeln, und Paulus sagte: „Denn ihr wißt, daß ihr den gebührenden Lohn, das Erbe, von Jehova empfangen werdet. “ (Kol. 3:23, 24) Viele Diener Gottes, die den Geist dieser Anregungen erfaßt haben, verbringen heute nicht nur mehr Zeit im Predigtdienst, sondern sind auch leistungsfähiger geworden. Wir sollten als Gott hingegebene Christen weiterhin opferbereit sein, ja wir sollten es in Wirklichkeit noch mehr sein.
22. Zu welchem Schluß kommen wir in bezug auf die Opferbereitschaft oder Selbstverleugnung?
22 Der Weg der Opferbereitschaft oder Selbstverleugnung ist kein leichter Weg. Man muß sich anstrengen und wachsam sein. Da wir aber wissen, wer uns eingeladen hat, diesen Weg zu gehen, und da wir auch wissen, welcher Lohn uns in Aussicht steht, können wir sagen, daß es sich lohnt, ihn zu gehen. Die richtige Einstellung dazu und die entsprechende Wertschätzung dafür wirken sich für alle, die auf diesem Weg bleiben, zum Segen aus.
[Fußnote]
a Das Neue Testament von Hans Bruns, 1961.
[Bild auf Seite 621]
Die Kindheit ist die beste Zeit, damit zu beginnen, einen Weg der Selbstverleugnung zu gehen. Kindern sollten nützliche Arbeiten im Haus aufgetragen werden.