Durch Gegensätze den Wert des wahren Reichtums erkennen
„Warum wäget ihr Geld dar für das, was nicht Brot ist, und euren Erwerb für das, was nicht sättigt? Höret doch auf mich und esset das Gute, und eure Seele labe sich an Fettem!“ — Jes. 55:2.
1. Welchen Nutzen haben Gegensätze?
Gegensätze machen das Leben interessant. Sie tragen oft dazu bei, unsere Wertschätzung für gewisse Dinge zu vertiefen. Wie sehr schätzen wir doch die warme Sonne nach einem naßkalten Winter! Die Gesundheit, die man oft so selbstverständlich hinnimmt, betrachtet man nach einer schweren Krankheit als ein kostbares Gut. Ja, Gegensätze lenken unsere Aufmerksamkeit auf den Wert und die Wichtigkeit gewisser Dinge, die wir sonst kaum beachten würden.
2. (a) Welche Rolle spielen Gegensätze und Gegenüberstellungen im Worte Gottes? (b) Welches einladende Bild vermittelt uns der Schöpfungsbericht?
2 Die vielen Gegensätze und Gegenüberstellungen in Gottes Wort, der Bibel, machen dieses Buch besonders interessant und anregend. Nicht nur das, sie lenken unsere Aufmerksamkeit auf höchst wichtige Dinge und helfen uns deren wahren Wert erkennen. So vermittelt uns zum Beispiel der Schöpfungsbericht zu Beginn des ersten Buches Mose sogleich ein einladendes Bild von der Zubereitung einer herrlichen Wohnstätte für den Menschen und von der Erschaffung des Menschen selbst, der als Krone der Schöpfung im Bilde Gottes gemacht wurde. Durch die Schilderung der Erschaffung der bildschönen, vollkommenen Frau, die dem Mann zur Vervollkommnung seines Glücks als ideale Gehilfin, „als sein Gegenstück“, gegeben wurde, wird das Bild noch vervollständigt und ein reizvoller Gegensatz beleuchtet: Mann und Frau. — 1. Mose 2:18, NW.
3. Über welche gegensätzliche Entwicklung wird dann berichtet, und wozu führte diese Entwicklung?
3 Was dann folgt, steht in krassem Gegensatz hierzu. Ein unheilvoller Schatten huscht über das Bild hinweg. Ein Mißton, hervorgerufen durch die Schlange, ist zu hören. Gottes Wort wird in Frage gezogen: „Hat Gott wirklich gesagt ...?“ Dann wird Gottes Wort bestritten: „Mit nichten werdet ihr sterben [wenn ihr von der verbotenen Frucht eßt]!“ Zuerst entschließt sich die Frau und dann der Mann, von der Frucht zu essen. Statt zu warten, bis Gott sie zu seiner Zeit und auf seine Weise über die „Erkenntnis des Guten und Bösen“ belehrt, handeln sie eigenmächtig. Am eigenen Leib verspüren sie nun den bitteren Gegensatz zwischen Leben und Tod. Da sie den Quell der zu wahrem Reichtum führenden Erkenntnis verlassen haben, haben sie sich selbst und ihre Nachkommen in eine mißliche Lage gebracht, in der sie einer schlechten Herrschaft und der Irreführung ausgesetzt sind. — 1. Mose 2:17; 3:1-6, 16-19.
4. Welche vortrefflichen Gegensätze finden wir in umgekehrter Anordnung in der Offenbarung, und was wird durch sie in Aussicht gestellt?
4 Im letzten Teil des Wortes Gottes finden wir weitere Gegensätze, nur erscheinen sie hier in umgekehrter Anordnung. Wir lesen, daß „der große Drache — die Urschlange —, welcher Teufel und Satan genannt wird“, in einem Krieg im Himmel besiegt und schließlich „für tausend Jahre“ gebunden und vollständig handlungsunfähig gemacht wird. Das geschieht, „damit er die Nationen“ nicht mehr durch die fälschlich sogenannte Erkenntnis und eine schlechte Herrschaft „irreführe“. (Offb. 12:7-9; 20:1-3) Nach der Beschreibung des Sturzes und der Vernichtung Groß-Babylons und der in Harmagedon erfolgenden Vernichtung aller übrigen Teile und sämtlicher Unterstützer der Organisation Satans kommen wir zu einem in anschaulichen Worten geschilderten wunderbaren Gegensatz. Statt von der Erschaffung einer buchstäblichen Erde lesen wir von der Erschaffung des göttlichen neuen Systems der Dinge, eines „neuen Himmels“ und einer „neuen Erde“. Statt vom Aufkommen des Todes lesen wir davon, daß ‘der Tod nicht mehr sein wird’. Vor unserem geistigen Auge entrollt sich statt des Bildes vom ersten Menschenpaar und von der menschlichen Herrschaft ein Bild von der himmlischen Herrschaft, einer vertrauenswürdigen Regierung, bestehend aus Jesus Christus, dem Bräutigam, und seiner Christenversammlung, der „heiligen Stadt“, dem „Neuen Jerusalem“, der wahren Kirche, die „bereitgemacht [ist] wie eine für ihren Mann geschmückte Braut“. Dann lesen wir statt von einem buchstäblichen ‘Strom, der von Eden ausging’, von einem „Strom von Wasser des Lebens“. An den Ufern dieses Stromes stehen keine Bäume mit verbotenen Früchten, sondern „Bäume des Lebens, die ... jeden Monat ihre Früchte abgeben“, die ein Sinnbild der Vorkehrung sind, die Gott getroffen hat, um gläubigen, gehorsamen Menschen ewiges Leben, verbunden mit einer Fülle von Segnungen, im wiederhergestellten Paradies zu geben. — 1. Mose 2:10; Offb. 21:1-4; 22:1, 2.
5. Welche Einladung im Hinblick auf das „Wasser des Lebens“ ergeht, und welche Verpflichtungen sind mit der Annahme dieser Einladung verbunden?
5 Schließlich lesen wir statt vom Verlust der Gunst Gottes und der Austreibung aus der paradiesischen Heimat von der Einladung: „Jeder, der wünscht, nehme Wasser des Lebens kostenfrei.“ Das vollkommene Leben selbst kann zur Zeit noch nicht erlangt werden, aber der Weg, auf dem man es erlangt, ist deutlich gekennzeichnet. Besonders seit dem Jahre 1934 hat Der Wachtturm anhand der Bibel gezeigt, daß alle, die Gottes Gunst genießen und Har-Magedon überleben möchten, sich Gott rückhaltlos hingeben und ihre Hingabe durch die Wassertaufe symbolisieren müssen. Sie müssen sich den anderen Gott hingegebenen Dienern, die als Zeugen Jehovas bekannt sind, anschließen. Das bedeutet, daß sie, wie diese, andere — ja jeden, „den dürstet“ — einladen, zu kommen und ihren Durst zu stillen. — Offb. 22:17; siehe Der Wachtturm vom 15. September 1934, Seite 282, Absätze 31—34.
ZUM ERWERB DES WAHREN REICHTUMS EINLADEN
6. Wie können wir selbst den „Weg, der zum Leben führt“, finden, und wie können wir anderen in dieser Hinsicht helfen?
6 Wie gibt man diese Einladung an andere weiter? Jesus sagte in seinem Gebet: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus.“ Wenn wir das wirkliche Leben erlangen möchten, müssen wir jetzt damit beginnen, diese lebengebende Erkenntnis in uns aufzunehmen, indem wir uns bemühen, die biblischen Wahrheiten zu verstehen. Jesus sagte etwas später in demselben Gebet: „Dein [Gottes] Wort ist Wahrheit.“ Es handelt sich dabei um das „Wort des Lebens“, und wenn wir uns genau an dieses Wort halten, lernen wir, den „Weg, der in die Vernichtung führt“, zu verlassen, und werden statt dessen den „Weg, der zum Leben führt“, finden. Dann können wir auch andere einladen und ihnen helfen, sich von Gott „über seine Wege“ belehren zu lassen und mit wahren Christen „auf seinen Pfaden“, die zu wahrem Reichtum führen, zu wandeln. — Joh. 17:3, 17; Phil. 2:16; Matth. 7:13, 14; Jes. 2:3, Me.
7. Bei welchen Gelegenheiten sprach Jesus von „lebendigem Wasser“, und was können wir daraus schließen?
7 Jesus ließ diese Einladung schon zu Beginn seiner Predigttätigkeit ergehen, und zwar tat er es anhand der gleichen Veranschaulichung, die wir in Offenbarung 22:17 finden. Er beschränkte diese Einladung nicht auf die Juden, denn mit einer Samariterin sprach er über „lebendiges Wasser“, das „die freie Gabe Gottes“ sei. Dann sprach er die einladenden Worte: „Das Wasser, das ich ihm geben will, wird in ihm zu einer Wasserquelle werden, die hervorsprudelt, um ewiges Leben zu vermitteln.“ Später in seiner Dienstzeit rief er einmal laut: „Wenn jemand durstig ist, komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, ‚aus dessen Innerstem werden Ströme lebendigen Wassers fließen‘.“ Diese Worte lassen deutlich erkennen, daß jemand, der den Segen dieser lebengebenden Vorkehrung genießt, ihn nicht für sich behält, sondern auch andere — ja jeden, „den dürstet“, jeden, „der wünscht“ — einlädt, zu kommen und „Wasser des Lebens kostenfrei“ zu nehmen. — Joh. 4:7-15; 7:37, 38; Offb. 22:17.
8. Welche Rolle spielt Gottes Geist beim Erlangen und Weitergeben der lebengebenden Erkenntnis?
8 Johannes fügt dann noch die Bemerkung hinzu, Jesus habe dies „hinsichtlich des Geistes“ gesagt, „den jene, die an ihn glauben, empfangen sollten“. (Joh. 7:39) Demnach bewirkt eigentlich der Geist Gottes, daß jemand diese lebengebende Erkenntnis in sich aufnimmt und anderen hilft, dieses „Wasser“ ebenfalls zu „trinken“. Ohne die Hilfe des heiligen Geistes kann dies nicht geschehen. Das schaltet menschliche Philosophien und religiöse Überlieferungen, die ‘das Wort Gottes ungültig machen’, vollständig aus. — Matth. 15:6.
9. Welche ähnliche Einladung erging durch Jesaja, auf welche Gegensätze wies sie hin, und warum war sie angebracht?
9 Jesus ließ jedoch nicht als erster eine solche Einladung mit solchen Worten ergehen. Über siebenhundert Jahre vorher hatte Jehova durch seinen Propheten folgende aufrüttelnde Einladung ergehen lassen: „He! ihr Durstigen alle, kommet zu den Wassern; und die ihr kein Geld habt, kommet, kaufet ein und esset! ja, kommet, kaufet ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch! Warum wäget ihr Geld dar für das, was nicht Brot ist, und euren Erwerb für das, was nicht sättigt? Höret doch auf mich [hört mir aufmerksam zu, NW] und esset das Gute, und eure Seele labe sich an Fettem!“ (Jes. 55:1, 2) Welch eine Einladung, und welche Gegensätze! In den Tagen Jesajas mühte sich Jehovas Volk unter der schlechten Führung seiner Könige und Fürsten ab und gab für Dinge, die keinen wahren Wert hatten und weder dem Unterhalt dienten noch Sicherheit boten, viel Geld aus. Es suchte Schutz und Hilfe bei heidnischen Nationen, zum Beispiel bei den Assyrern und Ägyptern. (2. Kö. 16:7; 18:21) Unter dem schlechten Einfluß der Priester trieb es zum Teil auch unverhohlen Götzendienst oder begnügte sich mit einer äußerlichen, heuchlerischen Form der Anbetung Jehovas. Es war so, wie Jehova zu ihm sagte: „Dieses Volk naht sich mir nur mit seinem Munde. Es verehrt mich bloß mit den Lippen, aber sein Herz ist fern von mir. Ihre ganze Gottesfurcht ist nur eine angelernte Menschensatzung.“ — Jes. 29:13, Br.
10. Welche weitere Aufforderung ließ Jehova an sein Volk ergehen, und was stellte er ihm in Aussicht?
10 Jehova fordert deshalb das Volk auf, ihm ‘aufmerksam zuzuhören’ und nicht nur Wasser, sondern „Wein und Milch“ zu trinken, und zwar „ohne Geld und ohne Kaufpreis“. Er lud es ein, mit ihm den Bund „hinsichtlich der dem David zugesagten liebenden Gütigkeiten“ (NW) einzugehen, das heißt den Bund hinsichtlich des ewigdauernden Königreiches und der nie endenden Herrschaft des größeren David, Christi Jesu, des rechtmäßigen, wahren ‘Führers und Befehlshabers der nationalen Gruppen’. (NW) Er forderte es auf, die eigenen Gedanken aufzugeben und die eigenen Wege zu verlassen und statt dessen das ‘Wort, das aus seinem Munde hervorgeht’, zu beachten. Er versicherte ihm, daß sein Wort ‘nicht leer zu ihm zurückkehren, sondern ausrichten werde, was ihm gefalle’. Würde das Volk dieser Einladung oder Aufforderung nachkommen, so würde es die zu wahrem Reichtum führende Erkenntnis in sich aufnehmen. Das würde einen erfreulichen Gegensatz zur Folge haben, denn „statt der Dornsträucher ... und statt der Brennesseln“ sollten Zypressen und Myrten aufschießen und die ganze Schöpfung sollte in Jubel ausbrechen, denn das Volk würde „in Freuden ... ausziehen und in Frieden geleitet werden“. — Jes. 55:1-4, 8-13.
EINE BOTSCHAFT FÜR UNSERE ZEIT
11. Warum war die in Jesaja 55:6, 7 aufgezeichnete Botschaft in den Tagen Jesajas zeitgemäß, und welche Parallele hat sie in der Gegenwart?
11 In den Tagen Jesajas war das Volk Jehovas größtenteils eigensinnig und widerspenstig. Trotzdem sandte Jehova seinen Propheten zu ihm mit der eindringlichen Aufforderung: „Suchet Jehova, während er sich finden läßt; rufet ihn an, während er nahe ist. Der Gesetzlose verlasse seinen Weg, und der Mann des Frevels seine Gedanken; und er kehre um zu Jehova, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung.“ (Jes. 55:6, 7) Wir können ohne weiteres erkennen, daß diese Botschaft damals zeitgemäß war. Wie ist es aber heute? Sind auch heute die meisten Menschen, besonders die angeblichen Christen, in Gottes Augen eigensinnig und widerspenstig? Wird der Nationalismus mit der Unterstützung der Religion heute nicht mehr denn je gefördert? Werden die Menschen von den heutigen politischen und religiösen Führern gelehrt, aufmerksam auf die Botschaft von Gottes aufgerichtetem Königreich unter Christus Jesus zu hören, oder wird ihnen gesagt, sie seien als Christen verpflichtet, dem König oder der Regierung des Landes, in dem sie leben, zu dienen und diese zu unterstützen? Haben sie über diese wichtigen Fragen den richtigen, zu wahrem Reichtum führenden Aufschluß erhalten, oder hat der Erzbetrüger, „die Urschlange“, „der Gott dieses Systems der Dinge“, ihren Sinn durch Irrlehren verblendet? — Offb. 12:9; 2. Kor. 4:4.
12. Wie zeigen gewisse Prophezeiungen, daß Jesajas Botschaft auch heute zeitgemäß ist?
12 Viele Prophezeiungen lassen erkennen, daß Gott deutlich vorhersah und auch vorhersagte, daß in unseren Tagen Zustände herrschen würden, die die erwähnte Botschaft ebenfalls als zeitgemäß erscheinen lassen würden. Paulus schrieb unter Inspiration: „In den letzten Tagen [werden] kritische Zeiten da sein ..., mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, ... anmaßend, ... unbesonnen, ... die eine Form der Gottergebenheit haben, sich aber hinsichtlich deren Kraft als falsch erweisen.“ (2. Tim. 3:1-5) Schon in den Tagen Davids sprach Gott prophetisch von dem vereinten Kampf der Nationen und ihrer Herrscher „wider Jehova und wider seinen Gesalbten“, Christus Jesus, nach dessen Einsetzung zum König auf dem himmlischen Berg Zion, im Jahre 1914. (Ps. 2:1-6; Hebr. 12:22) Durch diesen vereinten Kampf unter der Anführung der Dämonen werden die Nationen und die ‘Könige der ganzen bewohnten Erde’ versammelt und nach Har-Magedon geführt, wie es im letzten Buch der Bibel vorhergesagt wird. (Offb. 16:13-16) Auch Jesus wurde inspiriert, eine Prophezeiung zu äußern, durch die er das ‘Zeichen seiner Gegenwart’, die in unsere Zeit fallen sollte, genau vorhersagte. Er sprach davon, daß „viele falsche Propheten“ aufstehen würden, daß ‘die Gesetzlosigkeit zunehmen’ werde und die Menschen „keine Kenntnis“ von den Vorgängen nehmen würden und deshalb Gottes Gericht schließlich „wie eine Schlinge“ über sie käme. — Matth. 24:3, 11, 12, 39; Luk. 21:35.
13. Auf welchen mit Jesaja 55:6, 7 übereinstimmenden auffallenden Gegensatz wies Jesus gemäß Matthäus 7:13, 14 hin?
13 Die in Jesaja 55:6, 7 aufgezeichnete Botschaft und ihre dringende Aufforderung ist bestimmt auch heute zeitgemäß. Es fragt sich nur: Wie reagieren wir darauf? Gehen wir mit der Mehrheit den Weg, der „breit und geräumig ist“ und „in die Vernichtung führt“, und lassen wir die Aufforderung: „Suchet Jehova, während er sich finden läßt“, außer acht, ja widersetzen wir uns ihr vielleicht sogar? Jesus sagte deutlich: „Eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die es finden.“ Seine Aufforderung lautete jedoch unmißverständlich: „Geht ein durch das enge Tor.“ Es ist nicht unmöglich. Gott erschwert es uns nicht. Im Gegenteil, er fordert uns auf, den Weg der Gesetzlosigkeit zu verlassen und frevelhafte Gedanken aufzugeben und zu ihm umzukehren. Er ist bereit, sich unser zu erbarmen, und ist „reich an Vergebung“. — Jes. 55:6, 7; Matth. 7:13, 14.
14. Welche Parallelen findet man in biblischen Prophezeiungen außer Gegensätzen?
14 Wer dieses „enge Tor“ finden und den ‘eingeengten Weg’ gehen möchte, muß nicht nur eine genaue Erkenntnis, sondern auch die richtige Wertschätzung haben. Wie bereits erwähnt, können Gegensätze oder Gegenüberstellungen uns dabei eine große Hilfe sein. Jesus betrachtete die Anwendung von Gegenüberstellungen als eine gute Lehrmethode und wandte sie in seinen Gesprächen mit seinen Jüngern und den Volksmengen oft an. Bevor wir aber auf einige dieser Gegenüberstellungen näher eingehen, sollten wir noch etwas anderes beachten: eine Parallele. Jesus wußte, daß die Zustände in Israel damals in mancher Beziehung eine genaue Parallele zu den Zuständen in den Tagen Jesajas waren; er führte daher oft prophetische Aussprüche Jesajas an und zeigte, daß sich diese in seinen Tagen erfüllten. So sagte er zum Beispiel einmal zu den Pharisäern: „Treffend hat Jesaja von euch prophezeit, als er sagte: ‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, doch ihr Herz ist weit entfernt von mir.‘“ (Matth. 15:7-9; siehe Jesaja 29:13.) Jesus wußte auch, daß die heutigen Zustände, besonders die in der Christenheit, eine genaue Parallele zu den Zuständen in seinen Tagen und natürlich auch zu denen in den Tagen Jesajas sein würden. Behalten wir diese Tatsache im Sinn, während wir nun einige der treffenden Gegenüberstellungen betrachten, die Jesus machte und die uns helfen, den Wert des wahren Reichtums zu erkennen.
ZWEI GEGENSÄTZLICHE KLASSEN
15. Welche Gegenüberstellungen machte Jesus gemäß Lukas 6:20, 21 hinsichtlich seiner Jünger, und gestützt worauf machte er sie?
15 Nach dem Passah des Jahres 31 u. Z. hielt Jesus die bekannte Bergpredigt. Er hielt sie zwar vor einer großen Volksmenge, sprach aber vor allem zu seinen Jüngern, die zu ihm gekommen waren. (Matth. 5:1, 2) Matthäus gibt diese Predigt vollständig wieder (Kapitel 5 bis 7), während Lukas in seinem kürzeren Bericht zu Beginn eine Reihe oder, besser gesagt, eine Doppelreihe von erstaunlichen Gegenüberstellungen wiedergibt. Jesus spricht zunächst so zu seinen Jüngern, als hätten sie bis dahin schwere Zeiten gehabt. Er sagt: „Glücklich seid ihr Armen, denn euer ist das Königreich Gottes. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ (Luk. 6:20, 21) Man beachte, daß jeder dieser Aussprüche auf einen Gegensatz hinweist, daß Jesus aber, statt Mitleid zu bekunden, jedesmal sagt: „Glücklich seid ihr.“ Weshalb? Weil die Zeit gekommen war, die für sie einen großen Wechsel bringen sollte. Sie, die bis dahin arm und hungrig waren und geweint hatten, sollten nun durch das Erbe des Königreiches Gottes reich gemacht werden, sie sollten gesättigt werden und lachen können.
16. Auf welche weitere Klasse wies Jesus dann hin, und wen kennzeichnete er als diese Klasse?
16 Dann folgt eine sehr interessante Gegenüberstellung. Jesus sagt: „Glücklich seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und wenn sie euch ausschließen und euch schmähen und euren Namen als etwas Böses verwerfen um des Sohnes des Menschen willen. Freut euch an jenem Tag und springt; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel, denn ebenso pflegten es ihre Vorväter mit den Propheten zu machen.“ (Luk. 6:22, 23) Jesus spricht hier zu seinen Jüngern nicht nur von einer weiteren Ursache der Freude, sondern erwähnt auch eine andere Klasse von Menschen, nämlich diejenigen, die für die empörende Behandlung seiner Jünger verantwortlich waren. Er kennzeichnet diese böse Klasse von Verfolgern, indem er sagt: „Denn ebenso pflegten es ihre Vorväter mit den Propheten [den wahren Propheten, zu denen auch Jesaja gehörte] zu machen.“ Wer waren diese Vorväter? Nach den Worten Jesajas waren es Israels Vorsteher, die „Ältesten seines Volkes [des Volkes Gottes] und dessen Fürsten“, besonders die religiösen Führer, „Priester und Prophet [der falsche Prophet]“, die „wanken von starkem Getränk, ... wanken beim Gesicht, schwanken beim Rechtsprechen“. — Jes. 3:14; 28:7.
17, 18. (a) An wen war die in Lukas 6:24-26 aufgezeichnete Reihe von Gegenüberstellungen gerichtet? (b) Welche Gedanken hob Jesus dann hervor?
17 Durch eine weitere Reihe von Gegenüberstellungen, allerdings in entgegengesetzter Anordnung, spricht Jesus nun direkt zu dieser verderbten Klasse. Wir können uns vorstellen, daß er nun nicht mehr seine Jünger anblickt, sondern seine Augen erhebt und auf die ganze Menge blickt, in der er einige derer, auf die sich diese zweite Reihe von Gegenüberstellungen bezieht, bemerkt. Das scheint aus seinen nächsten Worten hervorzugehen: „Aber ich sage euch, die ihr zuhört.“ Damit meinte er wohl alle, die seine Worte beachten und aus seinen Belehrungen Nutzen ziehen würden. — Luk. 6:27; 7:1.
18 Man beachte nun die markanten Gegenüberstellungen in dieser zweiten Reihe von Aussprüchen. Jesus sagt: „Doch wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt bereits euren vollen Trost. Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen. Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden, denn desgleichen taten ihre Vorväter den falschen Propheten.“ Sie taten es, um ihnen zu schmeicheln und um des persönlichen Vorteils willen. — Luk. 6:24-26.
19. Welche ähnlichen Gegenüberstellungen finden wir in Jesaja 65:13, 14, und welche Fragen erheben sich deshalb?
19 Hier können wir eine weitere enge Verbindung zwischen dem Propheten Jesaja und dem größeren Propheten, Christus Jesus, beobachten. Die Ähnlichkeit der Ausdrucksweise zeigt sich nicht nur in der Einladung, zu kommen und zu trinken (siehe Absätze 7 bis 9), sondern auch in den eben erwähnten Gegenüberstellungen. Beachten wir, was Jesaja unter Inspiration schrieb: „Darum spricht der Herr, Jehova, also: Siehe, meine Knechte werden essen, ihr aber werdet hungern; siehe, meine Knechte werden trinken, ihr aber werdet dürsten. Siehe, meine Knechte werden sich freuen, ihr aber werdet beschämt sein; siehe, meine Knechte werden jubeln vor Freude des Herzens, ihr aber werdet schreien vor Herzeleid und heulen vor Kummer des Geistes.“ (Jes. 65:13, 14) Sehen wir in unserer Zeit eine Parallele zu den Gegenüberstellungen, die diese beiden Propheten machten? Helfen uns diese Gegenüberstellungen, die beiden Klassen besser zu erkennen? Vertiefen sie unsere Wertschätzung für den wahren Reichtum? Ist es möglich, daß jemand von der einen Klasse zur anderen hinüberwechseln kann, obwohl diese beiden Klassen durch eine große Kluft voneinander getrennt sind?
20. Welche verschiedenen Lehrmethoden wandte Jesus an?
20 Um diese Fragen richtig zu beantworten, wenden wir uns im nächsten Artikel einer eingehenden Betrachtung dessen zu, was Jesus später über dieses Thema sagte und was für uns von besonderem Interesse ist. Jesus gebrauchte bei seiner Lehrtätigkeit nicht nur einfache Worte und unmißverständliche Erklärungen, wie das bei der Bergpredigt der Fall war, sondern benutzte sehr oft auch Veranschaulichungen oder Gleichnisse, besonders wenn er zu den Volksmengen sprach. „Ja, ohne ein Gleichnis redete er nicht zu ihnen“, berichtet Matthäus. (Matth. 13:34; siehe ferner die Verse 10-15.) Eines dieser Gleichnisse behandelt die in Lukas 6:20-26 erwähnten beiden Klassen, und es lohnt sich, dieses Gleichnis näher zu betrachten.
21. Warum drehten sich Jesu Gedanken und Worte so oft um die beiden in Lukas 6:20-26 erwähnten Klassen?
21 Eines ist sicher: Jesu Gedanken und Worte drehten sich deshalb so oft um die beiden Klassen, auf die er zu Beginn seiner Predigttätigkeit hinwies, weil sie 1. in den Hebräischen Schriften genau beschrieben waren, 2. weil sie schon vor Beginn seiner Predigttätigkeit vorhanden waren und, wie er aus diesen heiligen Schriften wußte, auch weiterhin vorhanden sein würden und 3. weil er wußte, daß diese heiligen Schriften zusammen mit dem, was er lehrte, eine Aufschlußquelle und eine „Warnung für uns“ sein würden, „auf welche die Enden der Systeme der Dinge gekommen sind“. Mögen wir daher zu denen gehören, ‘die zuhören’. — 1. Kor. 10:11; Luk. 6:27.