Gastfreundschaft pflegen
„Teilt mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen. Pfleget Gastfreundschaft.“ — Röm. 12:13, NW.
1. Wer ist der Urheber der Gastfreundschaft, und wieso ist er selbst das Vorbild dafür?
JEHOVA Gott ist der Urheber der Gastfreundschaft. Von Anfang an hat er für alle seine Geschöpfe reichlich gesorgt. Nie kargend, nie geizend, nie engherzig, sondern stets großmütig, gibt Jehova „uns alles reichlich zum Genuß“. Nie kaltherzig, nie übelgesinnt, nie widerwillig, nie unfreundlich, ist Jehova auch „freundlich gegen die Undankbaren und Bösen“. In seiner reichlich erwiesenen Großmut ist er nie parteiisch, „denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und läßt regnen auf Gerechte und Ungerechte“. Indem Jehova stets bereit ist, seine unerschöpflichen Güter mit seinen Geschöpfen zu teilen, gibt er uns das Beispiel der Gastfreundschaft. — 1. Tim. 6:17; Luk. 6:35; Matth. 5:45, NW.
2. Was bedeutet es, gastfreundlich zu sein?
2 Was ist eigentlich Gastfreundschaft? Wie umfassend ist sie? Ein neuzeitliches Wörterbuch definiert sie als das „Geben oder den Wunsch, Freunde oder Fremde willkommen zu heißen, ihnen Nahrung und Obdach zu geben und sie freundlich zu behandeln“. Gastfreundlich zu sein bedeutet: andere freundlich aufzunehmen, sie nicht zu übersehen. Es bedeutet, Wärme, nicht Kälte an den Tag zu legen, also liebevoll, nicht barsch zu sein, freundlich gesonnen, nicht kühl, zugänglich, nicht unnahbar, geduldig, nicht schroff, bedacht, nicht unbedacht, willig, nicht widerwillig, freigebig, nicht knauserig, zum Teilen, nicht zum Hamstern bereit, an den Bedürfnissen anderer und nicht nur an den eigenen interessiert zu sein. Gastfreundschaft verlangt tatsächlich eine weitreichende Kundgebung der Liebe, ja eine ‚Prüfung der Echtheit eurer Liebe‘. — 2. Kor. 8:8, NW.
3, 4. Wer pflegte in alter Zeit Gastfreundschaft?
3 In alter Zeit pflegten die Israeliten die ihnen von Jehova gebotene Gastfreundschaft. Dadurch erhielten alle Segen, auch die Fremdlinge oder jene, die sich vorübergehend in Israel aufhielten. Das durch Mose gegebene göttliche Gesetz besagte ausdrücklich, daß der Fremdling, der Jehova liebte, nicht übersehen werden durfte, sondern daß man ihm Gastfreundschaft erweisen mußte: „Denn Jehova, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, mächtige und furchteinflößende Gott, der niemanden parteiisch behandelt, noch Bestechung annimmt, der Recht schafft dem vaterlosen Knaben und der Witwe, und der den vorübergehend Ansässigen liebt, so daß er ihm Brot und Kleidung gibt. Auch ihr sollt den vorübergehend Ansässigen lieben, denn ihr seid vorübergehend Ansässige gewesen im Lande Ägypten.“ — 5. Mose 10:17-19, NW.
4 Schon vor der Zeit Moses war sich das Volk Jehovas der Wichtigkeit bewußt, Gastfreundschaft zu pflegen. So hervorragend und großmütig war es im Erweisen unparteiischer Gastfreundschaft, daß 2000 Jahre später ein Apostel Christi auf sie Bezug nahm, als er den Christen gebot: „Vergeßt nicht, Fremden Freundlichkeit zu erweisen [Gastfreundschaft, Fußn.], denn durch diese haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“ Man stelle sich nur vor — weil einige der Diener Gottes in früherer Zeit stets freundlich gesinnt, offenen Herzens und darauf bedacht gewesen waren, Gastfreundschaft zu pflegen, machten sie die beglückende, großartige Erfahrung, Engel zu beherbergen. — Heb. 13:2, NW.
GASTFREUNDSCHAFT ZU PFLEGEN BEREICHERT
5. Wie hat Abrahams Gastfreundschaft ihn selbst bereichert?
5 Das Pflegen der Gastfreundschaft bereichert solche, die sie üben. Denke zum Beispiel an Abraham. Eines Tages saß er am Eingang seines Zeltes unter dem Schatten der Bäume von Mamre. Es war zur Zeit der Hitze des Tages. Durch die Erscheinung dreier Fremder war er plötzlich hellwach. Er lief hin, sie zu begrüßen, und beugte sich zur Erde nieder, doch nicht etwa, weil er gewußt hätte, daß sie Engel waren; denn den Söhnen Heths gegenüber verhielt er sich später ebenso. (1. Mose 23:7, 12) Darauf ließ Abraham Wasser bringen, damit sie die Füße waschen könnten. Er bat sie, sich unter dem Baume zu lagern. „Laßt mich ein Stück Brot holen und labt euer Herz“, bat er sie, und die Fremden erwiderten: „Recht so; tue, wie du geredet hast!“ In Wirklichkeit aber holte Abraham „Butter und Milch und den jungen Stier“. Abrahams Gastfreundschaft diente so als bemerkenswertes Vorspiel zur Ankündigung des Engels, wonach Abraham und sein Weib Sara ihren lange verheißenen Sohn haben würden. Später nahmen Lot und Manoah, obwohl sie dies selbst nicht wußten, Engel gastfreundlich auf und empfingen dadurch reichen Segen. — 1. Mose 18:1-15; 19:1-22; Richt. 13:2-24, NW.
6. Welche Segnungen wurden gastfreundlichen Personen in der Zeit Jesu zuteil?
6 Zur Zeit Jesu trug das Pflegen der Gastfreundschaft denen, die sie übten, zahllose Segnungen ein. Als Menschen guten Willens Jesus, seine Jünger oder seine Apostel in ihr Haus einluden, empfingen sie großen geistigen Lohn. Der Gedanke, den Sohn Gottes aufnehmen zu können, ist an sich unbeschreiblich begeisternd. Man denke an Maria, die Schwester Marthas, wie sie den Segen geistiger Wahrheiten „zu den Füßen des Meisters“ empfing, weil sie Gastfreundschaft übte. (Luk. 10:38-42, NW) Man betrachte Zachäus oder Zakchäus (NW) und seine Bereitschaft, Gäste aufzunehmen. Jesus anerkannte seinen gastfreundlichen Geist, denn dieser zeigte sich in dem schönen Bilde, als er auf einen Baum stieg, um Jesus sehen zu können. Deshalb sagte Jesus: „Zakchäus, beeile dich und steige herab, denn heute muß ich in deinem Hause rasten.“ Gastfreundschaft verhalf Zakchäus zum Empfangen der Wahrheit. Und man denke an die zwei Jünger, die an dem Abend des Tages, da Jesus auferstanden war, nach Emmaus wanderten. In Menschengestalt erscheinend, näherte sich ihnen Jesus. Sie erkannten ihn aber nicht. Im Laufe des Gesprächs, das folgte, erschloß ihnen Jesus die Schriften. „Schließlich näherten sie sich dem Dorfe, wohin sie wanderten; und er tat so, als ob er weitergehen wollte. Aber sie nötigten ihn mit den Worten: ‚Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt.‘ Darauf ging er hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und während er mit ihnen zu Tische (beim Mahle) lag, nahm er das Brot, segnete es, brach es und begann es ihnen zu reichen. Da wurden ihnen die Augen völlig geöffnet, und sie erkannten ihn; und er verschwand vor ihnen.“ Wie muß ihnen das Herz vor Freude geklopft haben, als sie erkannten, daß sie unwissentlich den auferstandenen Sohn Gottes bewirtet hatten! Diese Freude hätten sie nicht empfunden, hätten sie nicht den Brauch gepflegt, Gastfreundschaft zu üben. — Lukas 19:1-9; 24:13-32, NW.
7. Welcher ähnliche Segen erwächst uns daraus, daß wir unseren Brüdern gegenüber gastfreundlich sind?
7 Wer heute Gastfreundschaft pflegt, bereichert sich ebenfalls sehr. Wenn wir gegenüber unseren Brüdern Gastfreundschaft pflegen, erhalten wir einen sehr praktischen Nutzen: geistigen Ansporn. Die Unterhaltung mit Weltmenschen kann uns im Königreichswerk nicht ermuntern, aber die theokratische Unterhaltung mit unseren Brüdern gereicht uns zur Ermutigung. Bestimmt wird eine Familie, die einen Kreisdiener beherbergt oder einem Pionier eine Mahlzeit darreicht, dadurch Segen empfangen und durch eine geistig bereichernde Unterhaltung auferbaut werden.
8. Wie wird ein Mensch guten Willens, indem er Jehovas Zeugen Gastfreundschaft erwies, seines Lohnes nicht verlustig gehen? Wovon also kann Gastfreundschaft ein Zeichen sein?
8 Auch solche, die nicht in der Wahrheit sind, sich aber Jehovas Zeugen gegenüber gastfreundlich benehmen, werden bereichert werden. Jesus hat dies verheißen: „Wer immer einem dieser Kleinen [seiner Nachfolger] nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist — wahrlich, ich sage euch: er wird seines Lohnes keinesfalls verlustig gehen.“ Jesu Verheißung bedeutet nicht, daß irgend jemand wegen einer einzigen gastfreundlichen Tat durch Harmagedon hindurchgelangen kann, sondern sie bedeutet, daß jene, die Jehovas Zeugen gegenüber einen gastfreundlichen Geist an den Tag legen, einen passenden Lohn empfangen werden, nämlich geistige Erleuchtung; denn wenn uns jemand sein Herz öffnet und uns materiell beisteht auf Grund dessen, was wir sind, so wird der Betreffende wahrscheinlich in gleicher Weise geistige Segnungen empfangen. Manchmal laden die Leute Zeugen Jehovas, zum Beispiel während Hauptversammlungen, ein, unentgeltlich bei ihnen zu wohnen, nur weil sie wissen, wer wir sind. Wir unsererseits vermitteln ihnen reiche geistige Segnungen. Wenn sie von Herzen recht gesinnt sind, dann kommen sie zur Wahrheit und stehen für das ewige Leben bereit. So kann also Gastfreundschaft, die Menschen in der Welt uns erweisen, ebenso wie die Tatsache, daß Zakchäus auf den Baum stieg, ein Zeichen für die gerechte Sinnesart einer Person und für ihre Bereitschaft für die Wahrheit sein. — Matth. 10:42, NW.
GASTFREUNDSCHAFT GEGENÜBER FREMDEN
9. Warum sollten wir nicht vergessen, Fremde freundlich oder gastlich aufzunehmen?
9 Was ist aber nun über das apostolische Gebot zu sagen, nicht zu vergessen, Fremden Freundlichkeit oder Gastfreundschaft zu erweisen? Es gibt einen wichtigen Grund dafür, daß man Fremde freundlich behandeln sollte: Dies erleichtert es ihnen, die Wahrheit zu erlangen. Hat Jesus nicht kostenlos 5000 Mahlzeiten für Fremde beschafft? Er übte seine Gastfreundschaft im Zusammenhang mit der Förderung der guten Botschaft. Ebenso kann heute Gastfreundschaft als ein Mittel dienen, wodurch die gute Botschaft gefördert wird.
10, 11. Auf welche Weise können wir Fremden gegenüber einen gastfreundlichen Geist bekunden? Was für Segnungen erwachsen daraus?
10 Wir können auf viele verschiedene Arten gastlich und freundlich sein. Bisweilen laden Brüder Personen, von denen sie überzeugt sind, daß sie Gerechtigkeit lieben, zu einer Mahlzeit zu sich ein. Dann benutzen sie diese Gelegenheit, ihnen die Heilige Schrift zu erschließen. Nicht wenig Arbeitgeber und Kollegen in Fabriken, Kaufhäusern usw. haben schon aus dieser von Jehovas Zeugen geübten Gastfreundschaft Nutzen gezogen.
11 Wann immer du einem Fremden eine Freundlichkeit erweist, beeindruckt ihn dies. Er sieht, daß du von anderen verschieden bist. Deine freundliche Gesinnung, deine von Herzen kommende Güte, steht im Gegensatz zu dem barschen, kalten Auftreten der Weltmenschen. Kleine Freundlichkeiten erzielen große Ergebnisse. Wenn zum Beispiel in einem Zuge ein Bruder einem älteren Mann oder einer Frau den Koffer auf das Gepäcknetz heben hilft, ist das ein Akt der Freundlichkeit. Es entspinnt sich ein Gespräch, und das Gespräch wird zu einem Zeugnis. Wenn du dir besondere Mühe gibst, einen Fremden etwas zu erklären, so hinterläßt dies einen bleibenden Eindruck. Wenn du dem Fremden Königreichsschriften gegeben hast, wird er sie wahrscheinlich wegen deiner Freundlichkeit mit tieferem Interesse lesen. So öffnet sich dir oft auf Grund einer erwiesenen Freundlichkeit der Weg, die Königreichsbotschaft zu fördern, was nie der Fall wäre, wenn du dich nicht nett und freundlich benehmen würdest.
12, 13. (a) Welches Gleichnis sprach Jesus, um die Wichtigkeit nachbarlicher Gastfreundschaft zu veranschaulichen? (b) In welcher Weise haben Jehovas Zeugen im Gegensatz zur Geistlichkeit ihre „halbtoten“ Nachbarn gastfreundlich behandelt?
12 Jehovas Zeugen gleichen wegen ihrer Gastfreundschaft dem guten Samariter im Gleichnis Jesu: „Ein gewisser Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auszogen und ihm noch Schläge versetzten, dann davongingen und ihn halbtot liegen ließen. Zufällig kam nun ein gewisser Priester jene Straße hinab; doch als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite vorüber. Ebenso ging auch ein Levit, als er an dieselbe Stelle kam und ihn sah, an der entgegengesetzten Seite vorüber. Aber ein gewisser Samariter, der des Weges zu ihm hinabging, wurde von Mitleid bewegt, als er ihn sah. So trat er an ihn heran und verband ihm die Wunden, wobei er Öl und Wein darauf goß. Dann hob er ihn auf sein eigenes Tier, brachte ihn in eine Herberge und sorgte für ihn. Und am folgenden Morgen zog er zwei Denare heraus, gab sie dem Wirt und sprach: ‚Sorge für ihn, und was immer du sonst noch ausgibst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkehre.‘“ — Luk. 10:30-35, NW.
13 Satans tierisches System der Dinge ist für den heutigen „halbtoten“ Zustand der Menschen verantwortlich. Politische, kommerzielle und religiöse Wegelagerer haben die Menschen beraubt und geschlagen. Trotz all ihrer angeblich christlichen Konfessionen ist die Christenheit gleich dem ehemaligen Juda eine gefährliche Wohnstätte: „Das ganze Haupt ist krank, und das ganze Herz ist siech. Von der Fußsohle bis zum Haupte ist nichts Gesundes an ihm: Wunden und Striemen und frische Schläge; sie sind nicht ausgedrückt und nicht verbunden und nicht erweicht worden mit Öl.“ Wer hat diesen „halbtoten“ Menschen nachbarliche Gastfreundschaft erwiesen? Nicht die Geistlichkeit! Die katholischen, protestantischen und jüdischen Religionisten, die wohl den „halbtoten“ geistigen Zustand des Volkes sehen und von der Kanzel und in der Presse von Zeit zu Zeit darüber sprechen, blicken am Volke vorbei, bleiben unnahbar, lehnen es ab, ihm geistige Hilfe zur Heilung zu bieten, und so sind sie auf der entgegengesetzten Wegseite an ihm vorbeigegangen, gleichwie der jüdische Priester und der Levit es taten. Aber Jehovas Zeugen haben gleich dem guten Samariter sozusagen einen Umweg gemacht, um den geistig halbtoten Menschen Hilfe zu bieten. Mit geistigem Öl und Wein, den heilenden Wahrheiten aus Gottes Wort, haben sie die Wunden derer verbunden, „welche seufzen und jammern über all die Greuel“ im gegenbildlichen Jerusalem. — Jes. 1:5, 6; Hes. 9:4.
14. Welcherlei Vorbereitung ist wichtig, um geistige Gastfreundschaft zu üben?
14 Wir wissen nie, wo wir einen „halbtoten“ Fremden finden mögen, der Verlangen hat, sich seine Wunden mit Öl und Wein verbinden zu lassen. Gleichwie der Samariter genügend Öl und Wein mitnahm und so für Notfälle gerüstet war, müssen auch heute Jehovas Zeugen stets gerüstet sein, genügend Öl und Wein aus Gottes Wort bei sich zu haben. Aber bisweilen ziehen Brüder in den Felddienst, ohne die hinreichende Menge „Öl und Wein“ mitzunehmen, und sie haben gerade dann keine Schriften mehr, wenn sie einen „halbtoten“ Fremden antreffen. Es gibt auch Brüder, die wenig oder gar kein „Öl und Wein“ mit sich nehmen, wenn sie sich auf eine Reise begeben. Was werden sie tun, wenn sie einen Fremden antreffen, der den Eindruck macht, geistig „halbtot“ zu sein? Weil die Zeit, da man reist, begrenzt ist, ist es höchst schwierig, geistige Wunden verbinden zu helfen, wenn man nicht an Ort und Stelle sogleich „Öl und Wein“ darauf gießen kann. Selbst bei sich daheim lassen es die Brüder manchmal daran mangeln, viele verschiedene und neueste Königreichsschriften vorrätig zu haben. Bist du, wenn ein Fremder an deine Tür kommt, mit „Öl und Wein“ versorgt, um seine Wunden zu heilen, seien sie nun durch die Theorien der Evolution, Dreieinigkeit oder des Spiritismus geschlagen? So handle überlegt. Wappne dich. Habe, wo immer du bist, dieses Öl und diesen Wein bei dir, sei es im Bus, im Zug oder auf dem Schiff, ob du zu Fuß gehst oder mit dem Motorfahrzeug fährst oder daheim bist. Dann, wenn du einen ‚beraubten‘ und ‚geschlagenen‘ Fremden findest, wirst du in der Lage sein, irgendwo und irgendwann Gastfreundschaft zu üben.
15, 16. (a) Mit welchem gastfreundlichem Handeln der Zeugen Jehovas läßt es sich vergleichen, daß der Samariter sein „eigenes Tier“ benutzte, um einen Fremden in eine Herberge zu bringen? (b) Welche Eigenschaft müssen Diener einer Versammlung unbedingt aufweisen? Weshalb?
15 Der gute Samariter tat noch mehr, als nur Öl und Wein anzuwenden. Er benutzte sein eigenes Tier, um den Fremden in eine Herberge zu bringen, wo ihm noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden konnte. Ebenso gebrauchen Jehovas Zeugen gern ihren eigenen Wagen, um einem Fremden guten Willens Hilfe zu bieten, in den Königreichssaal zu kommen, wo man ihn gastfreundlich aufnimmt und liebevoll für ihn sorgt. Die Besitzer von Herbergen waren im Altertum oft wegen ihrer Gastfreundschaft berühmt. Ebenso sollten Diener in einer Versammlung den Geist der Gastfreundschaft, also den Geist, wie er in einer Herberge herrscht, widerspiegeln. Diese gastfreundschaftliche Gesinnung ist so wichtig, daß ohne sie jemand nicht tauglich wäre, als Diener ernannt zu werden. In 1. Timotheus 3:2 (NW) erklärt der Apostel, daß jeder, der ein Aufseher ist, ‚Fremdlinge lieben‘ oder, wie die Fußnote sagt, „gastfreundlich“ sein müsse.
16 Was verleiht denn einer Versammlung der Zeugen Jehovas jene Wärme, die in der Welt nicht zu finden ist? Etwa der Königreichssaal? Nein. Ein Königreichssaal kann der schönste und neueste im Lande sein und dennoch die kälteste, eisigste Versammlung beherbergen. Dagegen wird eine Versammlung dadurch erwärmt, daß alle Brüder, und besonders die Diener, Gastfreundschaft pflegen.
17. Wie können die Brüder im Königreichssaal den Geist der Gastfreundschaft an den Tag legen?
17 Ihr Diener, herrscht in eurem Königreichssaal eine Atmosphäre des Willkommens? Läßt man Fremdlinge verspüren, daß sie sich dort wie zu Hause fühlen dürfen? Führt man sie durch den Saal und zu den Tabellen, den Kongreßbildern usw., um sie ihnen zu erklären? Ist der Königreichssaal vor einem öffentlichen Vortrag rechtzeitig geöffnet, damit ein Fremder nie draußen zu warten braucht? Lassen die Brüder bereitwillig einen Fremden in ihr Liederbuch und in den Wachtturm blicken? In Versammlungen, wo die Diener nicht verfehlen, alle, Fremde wie Brüder, in gleicher Weise willkommen zu heißen, herrscht eine solch wohlige Wärme, daß Brüder den Königreichssaal nach einer Versammlung nur ungern verlassen.
18, 19. (a) Was geschieht, wenn Diener es vergessen, Gastfreundschaft zu pflegen? (b) Wie können Brüder, die von Natur aus zurückhaltend sind, Fremde, ohne ihnen vorgestellt zu sein, mit Leichtigkeit ansprechen?
18 Bisweilen aber vergessen es die Diener, Gastfreundschaft zu pflegen, und dann vergißt es die ganze Versammlung. Und was geschieht? Statt der warmen Herbergs-Atmosphäre wird ein Königreichssaal zu einer Bahnhofswartesaal-Atmosphäre. Weißt du, wie das ist? Du betrittst einen Wartesaal in einem Bahnhof. Niemand beachtet dich. Niemand spricht mit dir. Du gehst an den Leuten vorbei, aber niemand blickt dich an oder nimmt Notiz von dir. Du setzt dich neben die Leute, doch schauen sie nicht einmal von ihrer Lektüre auf. Wenn sie es tun und du lächelst, so erwidern sie dein Lächeln nicht. Es ist einfach ein Ort, wo man sitzt und wartet, und man ist stets froh, wenn die Wartezeit vorbei ist und man hinausgehen kann. So ist es im Wartesaal. Was würde nun geschehen, wenn Diener es je zuließen, daß in einem Königreichssaal eine solche Wartesaal-Atmosphäre herrschen würde, und ein Fremder träte herein?
19 Nun, der Fremde würde sich sagen: Eigentümliche Gastfreundschaft! Sie sind freundlich mit mir, wenn ich an einer Straßenecke mit ihnen spreche oder wenn sie an meine Tür kommen. Aber jetzt, da ich unter ihnen weile, scheinen sie mich überhaupt nicht zu beachten. Vielleicht wünschen sie gar nicht, daß ich da bin. Ich frage mich, ob ich überhaupt wiederkommen soll. — Ja, dies kann geschehen. Es ist schon geschehen. Laßt nicht zu, daß es in eurer Versammlung vorkommt. Seid wachsam, Fremde willkommen zu heißen. Wenn gewisse Brüder von Natur aus zurückhaltend sind, können sie sich Fremden leicht nähern, indem sie etwa folgende Fragen stellen: „Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen?“ oder „Unsere Versammlungen sind doch verschieden von denen anderer Religionsorganisationen, nicht wahr?“ Natürlich braucht man nie zu zögern, von etwas Alltäglichem, zum Beispiel vom Wetter, zu sprechen. Nach einem einzigen Besuch im Königreichssaal sollte sich ein Fremder nicht mehr als Fremder vorkommen, sondern sollte auf warme Weise aufgenommen worden sein, wie wenn er ein Bruder wäre. „Heißt einander willkommen, gleichwie der Christus auch uns willkommen geheißen hat.“ — Röm. 15:7, NW.
20. Was bedeutet es, ‚Gastfreundschaft zu pflegen‘?
20 Wir werden daher in der Tat so handeln, wie der Apostel es geboten hat: „Pfleget die Gastfreundschaft.“ Sie zu „pflegen“ bedeutet mehr als nur den Wunsch zu hegen, gastfreundlich zu sein. Es bedeutet, sie gewohnheitsmäßig zu üben, stets darauf bedacht zu sein, Freundlichkeiten zu erweisen, und jede Gelegenheit zu benutzen, „Öl und Wein“ auf die geistigen Wunden von Fremden zu gießen. Doch denke nie, dieses bereichernde Pflegen der Gastfreundschaft sei etwas, das man auf Fremde beschränken müsse. Denn durch unsere Güte und Gastfreundschaft können wir auch einen überzeugenden Beweis für unsere Bruderliebe geben. „Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, daß wir euch schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt worden, einander zu lieben … Wir ermahnen euch aber, Brüder, dies weiterhin in noch vollerem Maße zu tun.“ Indem wir Gastfreundschaft gegenüber unseren Brüdern pflegen, ja indem wir die Dinge „mit den Heiligen gemäß ihren Bedürfnissen“ teilen, können wir unsere Liebe „in noch vollerem Maße“ bekunden. — Röm. 12:13; 1. Thess. 4:9, 10, NW.