11. Kapitel
Der Messias des „ewigen Vorsatzes“ Gottes
1. Wann kam es zu einer Wiedergeburt eines Landes und einer Nation?
EINE Stadt, die siebzig Jahre in Trümmern gelegen hatte, kam wieder zum Leben — im Jahre 537 v. u. Z. Es war die Stadt Jerusalem, die im Jahre 607 v. u. Z. von den Babyloniern zerstört worden war. Als diese heilige Stadt aus dem Staube aufstand, kam es zu einer Wiedergeburt des Landes Juda, ja zur Wiedergeburt einer Nation, des in die Heimat zurückgekehrten Volkes Jehovas Gottes (Jesaja 66:8). Das war wunderbar in den Augen aller Beobachter.
2. (a) Später als welcher gesalbte Vertreter Jehovas sollte der verheißene Messias kommen? (b) Wieso wurden siebzig Jahre Exil erfüllt, obwohl Babylon im Jahre 539 v. u. Z. gefallen war?
2 Als diese Nation wieder zum Leben kam, wurde auch die Hoffnung auf das Kommen des verheißenen Messias wieder lebendig (Hesekiel 37:1-14). Noch während der siebzig Jahre, in denen das Volk des Königreiches Juda im Exil im Lande Babylon war, wurde es darauf hingewiesen, wann die bestimmte Zeit für das Kommen des Messias sein würde. Dieser Messias sollte später erscheinen als der persische Eroberer Cyrus der Große, über den der Prophet Jesaja unter Inspiration erklärt hatte: „Dies ist, was Jehova zu seinem Gesalbten [hebräisch: maschíach] gesprochen hat, zu Cyrus, dessen Rechte ich ergriffen habe, um vor ihm Nationen zu unterwerfen, so daß ich sogar die Hüften von Königen entgürte, um vor ihm die zweiflügeligen Türen zu öffnen, so daß sogar die Tore nicht verschlossen sein werden“ (Jesaja 45:1). Cyrus war als Jehovas gesalbter Vertreter gekommen und durch die Tore der mit hohen Mauern umgebenen Stadt Babylon gelangt und hatte den dortigen Reichsherrscher Belsazar, den Sohn Nabonids, gestürzt und getötet. Das war im Jahre 539 v. u. Z. Aber Cyrus ließ die im Exil lebenden Israeliten nicht sofort frei. Er übernahm das Königtum in Babylon und hielt die Juden noch etwa zwei Jahre gefangen, bis zum Jahre 537 v. u. Z. So wurden siebzig Jahre erfüllt.
3. Wie lange hielt das verödete Land Juda Sabbat?
3 Genauso war es in Jeremia 25:11 vorhergesagt worden. Und in 2. Chronika 36:20, 21 finden wir folgende geschichtliche Aufzeichnung darüber: „Ferner führte er die vom Schwerte Übriggebliebenen gefangen nach Babylon hinweg, und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königshaus von Persien zu regieren begann, um Jehovas durch den Mund Jeremias gesprochenes Wort zu erfüllen, bis das Land [Juda] seine Sabbate abgezahlt hatte. Alle Tage, da es verödet dalag, hielt es Sabbat, um siebzig Jahre zu erfüllen“ — von 607 v. u. Z. bis 537 v. u. Z.
4. (a) Wann sollte nach Daniels Berechnung das jüdische Exil enden? (b) Welchen Aufschluß gab Gabriel dem Daniel über die Zeit, zu der der Messias kommen sollte?
4 Unter den in Babylon im Exil lebenden Juden befand sich Daniel, der Prophet. Aufgrund der inspirierten Schriften Jeremias erwartete Daniel, daß die Befreiung der Juden aus dem Exil erst am Ende der siebzig Jahre kommen würde, in denen Jerusalem verwüstet dalag und Sabbat hielt (Daniel 9:1, 2). Während des ersten Jahres der neuen, der medo-persischen Regierung über das Babylonische Reich betete Daniel daher dieserhalb. Damals kam Jehovas Engel Gabriel und gab Daniel folgenden Aufschluß über die Zeit, zu der der Messias kommen sollte:
„Siebzig (Jahr-)Wochen sind beschlossen worden über dein Volk und über deine heilige Stadt, zu wehren dem Abfall und ein Ende zu machen den Sünden, und zu sühnen die Missetat, und zu bringen ewiges Heil, daß besiegelt werde Gesicht und Weissagung, und gesalbt das Allerheiligste.
Und du mögest wissen und verstehen: Vom Ausgange des Spruches, Jeruschalajim [Jerusalem] wieder aufzubauen, bis zum Gesalbten, dem Fürsten, sind sieben (Jahr-)Wochen; noch zweiundsechzig (Jahr-)Wochen, so werden wieder erbaut Markt und Graben, und zwar im Drange der Zeiten.
Und nach den zweiundsechzig (Jahr-)Wochen wird vernichtet werden ein Gesalbter, und hat keinen (Nachfolger), und die Stadt und das Heiligtum wird zerstören ein Volk des kommenden Fürsten, und sein Ende (kommt) reißend, und bis zu Ende ist verhängt Krieg und Verwüstung.
Und er wird ein kräftiges Bündnis schließen mit vielen, eine (Jahr-)Woche lang, und zur Hälfte der (Jahr-)Woche wird er aufheben Opfer und Speiseopfer, und neben den Flügel (stellen) entsetzlichen Greuel, und zwar bis die Verheerung, die fest beschlossen, sich ergießt über den Verwüster“ (Daniel 9:24-27, Zunz; siehe auch Zürcher Bibel, Menge, Bruns).
DER „MORGEN“ DES SIEBENTEN SCHÖPFUNGS„TAGES“ BEGINNT (526 V. U. Z.)
5. Wie errechnet man, wann die sieben und die zweiundsechzig „Wochen von Jahren“ endeten?
5 Die erste Hälfte oder die Zeit des „Abends“ des siebenten Schöpfungs„tages“ Gottes ging nun, 3 500 Jahre nach der Erschaffung Adams und Evas, zu Ende. Der Morgen dieses Schöpfungs„tages“ mußte im Jahre 526 v. u. Z. beginnen. Von da an sollte es hinsichtlich des Vorsatzes Gottes und für sein Volk heller werden. Gemäß der Prophezeiung Daniels würden von einem bestimmten Teil des Wiederaufbaus der wieder zum Leben erweckten Stadt Jerusalem an siebzig „(Jahr-)Wochen“ oder „Wochen von Jahren“ vergehen (was 490 Jahre ausmacht). „Sieben (Jahr-)Wochen“ und „zweiundsechzig (Jahr-)Wochen“ würden insgesamt 483 Jahre ergeben und bis zum Kommen des Gesalbten (hebräisch: Maschíach) andauern. Vom Wiederaufbau der Mauern Jerusalems durch den jüdischen Statthalter Nehemia an gezählt, endeten diese neunundsechzig „Wochen von Jahren“ in der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Vom zwanzigsten Jahr des Königs Artaxerxes (455 v. u. Z.), dem Jahr, in dem Nehemia jene Mauern wieder aufbaute, an gerechnet, endeten die 483 Jahre im Jahre 29 u. Z. (Nehemia 2:1-18). Dies war etwa einundvierzig Jahre vor der zweiten Zerstörung Jerusalems, die durch die Römer erfolgte. Ereignete sich im Jahre 29 u. Z. etwas von geschichtlicher Bedeutung?
6. Wie wurde das Persische Reich gestürzt, und wie kam es, daß die ägyptische Stadt Alexandria im Leben der Juden eine Rolle spielte?
6 Sowohl das erste Jahrhundert u. Z. als auch das erste Jahrhundert v. u. Z. waren für die Israeliten in Palästina eine kritische Zeit. Im vierten Jahrhundert v. u. Z. war die Gewalt über die in die Heimat zurückgekehrten Israeliten oder Juden aus den Händen des persischen Reichsherrschers in die Hände des Griechischen Reiches übergegangen, und zwar zufolge der Siege Alexanders des Großen von Mazedonien. Im Jahre 332 v. u. Z. erlangte er die Gewalt über Palästina; Jerusalem ließ er unangetastet. Dann stürzte er den persischen Reichsherrscher und gründete die griechische Weltmacht, die fünfte der biblischen Geschichte. Im selben Jahr befahl Alexander, in dem besiegten Ägypten die Stadt Alexandria zu bauen. Dies wurde eine blühende Stadt, und ihre jüdischen Bewohner wurden sehr zahlreich. Sie sprachen schließlich die griechische Umgangssprache, die inzwischen zufolge der Siege Alexanders international bekannt war und gesprochen wurde. Diese Juden hatten ebenfalls den Wunsch nach einer Erkenntnis der Bibel.
7. Wie kam die Septuaginta zustande, und wie wird darin Daniel 9:25, 26 wiedergegeben?
7 Daher begannen sie während des folgenden Jahrhunderts, etwa um 280 v. u. Z., ihre heiligen, inspirierten Schriften, vom ersten Buch Mose bis Maleachi, in ihre eigene Sprache, in die griechische Umgangssprache, zu übersetzen. Das Werk wurde im ersten Jahrhundert v. u. Z. vollendet und wurde Septuaginta genannt. Angesichts des verbreiteten Gebrauchs der griechischen Umgangssprache selbst in den ersten Jahrhunderten des Römischen Reiches konnte diese Übersetzung der Juden Alexandrias international verwendet werden. Sie gab den hebräischen Bibeltext recht genau wieder. Zum Beispiel hieß es in der griechischen Wiedergabe von Daniel 9:25, 26 (gemäß der englischen Übersetzung von Bagster) über den Messias (Maschíach):
„Und du sollst wissen und verstehen, daß es vom Ausgehen des Befehls, zu antworten und Jerusalem zu erbauen, bis zu Christus, dem Fürsten, sieben Wochen sein werden und zweiundsechzig Wochen: Und dann wird die Zeit wiederkehren, und die Straße wird gebaut werden und die Mauer, und die Zeiten werden erschöpft sein. Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte vernichtet werden, und es gibt kein Gericht an ihm: ...“
8. (a) Wie kam Jerusalem unter römische Herrschaft, und wie wurde es später zerstört? (b) Wie lange haben die Juden schon keinen Tempel mehr in Jerusalem, und seit wann hat es ihrer Meinung nach keinen von Gott gesandten Propheten mehr gegeben?
8 Die griechische Umgangssprache blieb weiter die internationale Sprache der alten Welt, selbst nachdem die griechische Weltmacht im ersten Jahrhundert v. u. Z. von der römischen Weltmacht gestürzt worden war. Eine der Parteien der Makkabäer, die sich im Kampf um die Macht in Jerusalem gegenüberstanden, wandte sich an Rom um Hilfe gegen die andere Partei; und so drang der römische Feldherr Pompejus im Jahre 63 v. u. Z. ein und erlangte die Gewalt über Jerusalem, und Palästina kam unter römische Herrschaft. Im Jahre 40 v. u. Z. gewannen die Juden das Königtum zurück. Doch im Jahre 37 v. u. Z. griff Herodes der Große, ein Nachkomme Esaus oder Edoms, Jerusalem an, nahm es ein und herrschte, von Rom eingesetzt, als König. Im ersten Jahrhundert u. Z. lehnten sich die Juden wieder gegen Rom auf, und zwar im Jahre 66 u. Z., aber ihre Unabhängigkeit war von kurzer Dauer; im Jahre 70 u. Z. wurde ihr durch die Zerstörung Jerusalems und des dortigen prächtigen Tempels, den Herodes der Große wieder aufgebaut hatte, ein Ende gemacht. Seither, also schon mehr als neunzehnhundert Jahre, ja selbst seit der Gründung der Republik Israel im Jahre 1948 u. Z. haben die Juden keinen Tempel in Jerusalem. Außerdem erkennen die Israelis keinen Propheten aus der Zeit nach Maleachi (der im fünften Jahrhundert v. u. Z., also vor mehr als 2 400 Jahren, lebte) als von Gott gesandt an. Ist das nicht merkwürdig? Was stimmt nicht?
ERKLÄRUNG DURCH DIE ERFÜLLUNG BIBLISCHER PROPHEZEIUNGEN
9. Welche andere bedeutende Stadt wurde wiederhergestellt, als Jerusalem im Jahre 537 v. u. Z. wieder gegründet wurde?
9 Als im Jahre 537 v. u. Z. das alte Jerusalem wieder gegründet wurde, wurde im Lande Juda auch eine andere Stadt wiederhergestellt — Bethlehem. In Nehemia 7:5-26 berichtet uns der Statthalter von Jerusalem folgendes über den jüdischen Überrest, der im Jahre 537 v. u. Z. in die Heimat zurückkehrte:
„Dann fand ich das Buch des Geschlechtsregisters derjenigen, die zuerst heraufgekommen waren und fand darin geschrieben:
Dies sind die Söhne des Gerichtsbezirks, die aus der Gefangenschaft des weggeführten Volkes heraufkamen, welche Nebukadnezar der König von Babylon, ins Exil mitgenommen hatte und die später nach Jerusalem und nach Juda zurückkehrten, ein jeder in seine eigene Stadt; diejenigen, die mit Serubbabel herkamen: Jeschua [Septuaginta: Jesus], Nehemia ... Die Zahl der Männer des Volkes Israel: ... die Männer von Bethlehem und Netopha, hundertachtundachtzig.“ (Siehe auch Esra 2:21.)
10. (a) Welche Prophezeiung konnte sich demzufolge in Bethlehem erfüllen? (b) Warum war die Ankündigung jener verheißenen Geburt durch Engel nichts Unglaubhaftes?
10 So kam die Stadt Bethlehem wieder ins Dasein, „die Stadt Davids“, in der sich die messianische Prophezeiung aus Micha 5:1 (Zunz [5:2, NW]) erfüllen konnte. Da seit Kain und Abel das Leben eines Menschen als selbständige Person stets bei der Geburt beginnt, läßt uns die Prophezeiung Michas nach einer bestimmten Geburt im wieder aufgebauten Bethlehem Ausschau halten. Es muß eine Geburt sein, die vorhergesagt worden ist. Als Isaak, der Sohn Abrahams und Saras, durch ein Wunder geboren werden sollte, besuchten drei Engel Gottes sie und kündigten für das folgende Jahr die Geburt an; der führende Engel sagte: „Ist für Jehova irgend etwas zu außergewöhnlich?“ (1. Mose 18:1-14). Als Jahrhunderte danach Simson, körperlich der stärkste Mensch, der je auf Erden gelebt hat, einer bis dahin unfruchtbaren Israelitin geboren werden sollte, erschien Gottes Engel zuerst der späteren Mutter und dann sowohl ihr als auch ihrem kinderlosen Mann, um die bevorstehende Geburt eines hervorragenden Richters Israels anzukündigen (Richter 13:1-20). Sollte es irgend jemand für merkwürdig, für unglaubhaft, halten, daß auch die Geburt aller menschlichen Geburten, die Geburt des Messias durch ein Wunder, den Menschen von himmlischen Engeln angekündigt würde?
11. Woraus sollte gemäß 1. Mose 3:15 derjenige ausgewählt werden, der die irdische Rolle des Messias übernehmen sollte?
11 Gemäß Jehovas Prophezeiung aus 1. Mose 3:15 sollte der „Same“, der der Schlange den Kopf tödlich zertreten würde, von Gottes himmlischem „Weibe“ kommen, das heißt aus seiner weibesähnlichen Organisation heiliger himmlischer „Söhne des wahren Gottes“. Aus dieser Organisation konnte Gott den besonderen Geistsohn auswählen, der die irdische Rolle des Messias übernehmen sollte.
12. Welche Fragen erheben sich nun in bezug auf das Mädchen, das die menschliche Mutter des Messias werden sollte, und auch in bezug auf ihren Mann?
12 Wie hieß dieser begünstigte Sohn? Eine interessante Frage! Aber für die Geburt dieses auserwählten Sohnes, der in Bethlehem im Lande Juda als Glied der Menschheitsfamilie geboren werden sollte, war eine menschliche Mutter nötig. Diese mußte nicht nur aus dem Stamm Juda sein, sondern sie mußte auch von König David abstammen und so einen natürlichen Anspruch auf Davids Königreich übertragen können. Welches junge Mädchen, das aus Bethlehem in Juda stammte, entsprach den Erfordernissen? Und wie verhielt es sich mit einem ebenfalls aus der Königslinie Davids stammenden Ehemann für sie? Und wurde die Geburt jemandes, der größer war als Isaak, von Engeln angekündigt? Der von persönlichen Bekannten des jungen Mädchens geschriebene Geschichtsbericht beantwortet diese wichtigen Fragen.
13, 14. (a) Wo wurde die geeignete jüdische Jungfrau gefunden? (b) Was sagte der Engel Gabriel nach einem Gruß zu ihr?
13 Es war gegen Ende des ersten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung. Herodes der Große, der Sohn Antipaters II., war noch König in Jerusalem. Heli, ein Mann davidischer Abstammung, war von Bethlehem in der Provinz Judäa nach Norden gezogen, und zwar nach Nazareth in der Provinz Galiläa. Dort wuchs eine Tochter von ihm namens Mirjam (hebräisch) oder im Griechischen Mariam (auch Maria) heran und kam ins heiratsfähige Alter. Sie wurde die Verlobte eines Mannes namens Joseph aus der Königslinie Davids, eines in Nazareth ansässigen, aber ebenfalls aus Bethlehem gebürtigen Zimmermanns. Dieses Verlöbnis verpflichtete sie, Jungfrau zu bleiben. Aber Monate vor der Hochzeitsnacht ereignete sich etwas Bemerkenswertes. Ein Engel, der sich als Gabriel vorstellte, erschien der Maria. Nach einem Gruß sagte er:
14 „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gunst bei Gott gefunden, und siehe! du wirst in deinem Schoß empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus [hebräisch: Jeschua] geben. Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden; und Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird für immer als König über das Haus Jakob regieren, und sein Königreich wird kein Ende haben“ (Lukas 1:26-33).
15. (a) Welcher Bund, der gegenüber David geschlossen worden war, sollte sich an Marias Sohn erfüllen? (b) Was bedeutete es, daß er „Sohn des Höchsten“ genannt werden sollte?
15 Gemäß der Erklärung des Engels sollte Marias Sohn wirklich der verheißene Messias sein. Er sollte denselben Namen tragen wie der Hohepriester, der mit Serubbabel im Jahre 537 v. u. Z. aus Babylon zurückkehrte, nämlich Jeschua oder Jesus (griechisch). Da er von Maria geboren würde, sollte er der Sohn „Davids, seines Vaters“, genannt werden. Daher würde ihm Jehova Gott den Thron oder Königsstuhl König Davids geben. Wie David würde er als König über „das Haus Jakob“, das heißt über ganz Israel, regieren. Daß seine Königsherrschaft immerdar bestehen und „sein Königreich ... kein Ende haben“ sollte, bedeutete, daß Jehova Gott in ihm den Bund erfüllen würde, den er gegenüber David für ein ewiges Königreich geschlossen hatte. Er hätte somit keinen Nachfolger nötig (2. Samuel 7:11-16). Aber wieso und weshalb konnte er „Sohn des Höchsten“ genannt werden? Er sollte nicht Gott, der Höchste, selbst sein, denn das ist Jehova; er würde vielmehr ein Sohn dieses Höchsten sein, aber wie?
16. Was erwiderte Gabriel Maria auf ihre Frage, wie dies möglich sei?
16 Maria erkundigte sich selbst danach mit den Worten: „Wie soll dies sein, da ich keinen ehelichen Verkehr mit einem Mann habe?“ Gabriel antwortete: „Heiliger Geist wird über dich kommen, und Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Geborene heilig, Gottes Sohn, genannt werden. Und siehe! Elisabeth, deine Verwandte, auch sie hat in ihrem hohen Alter einen Sohn empfangen, und dies ist für sie, die sogenannt Unfruchtbare, der sechste Monat; denn bei Gott wird keine Erklärung etwas Unmögliches sein“ (Lukas 1:34-37).
17. Wann fand bei Maria die übernatürliche Empfängnis statt?
17 Erwies sich das, was damals der Maria erklärt wurde, als etwas Unmögliches? Jene jüdische Jungfrau dient uns heute als Beispiel, da sie glaubte, daß es sich für Gott, den Höchsten, nicht als unmöglich erweisen würde. Sie antwortete dem Engel Gabriel nämlich: „Siehe! Jehovas Sklavin! Mir geschehe nach deiner Erklärung“ (Lukas 1:38). Als sich Maria mit dem Willen Gottes sie betreffend einverstanden erklärte, fand bei ihr, einer Jungfrau, zweifellos die Empfängnis statt. Heiliger Geist kam über sie, und Kraft des Höchsten überschattete sie. Wie kam es dadurch zu einer übernatürlichen Empfängnis?
18, 19. (a) Warum wurde, als Maria empfing, kein völlig neues Lebewesen ohne jegliche Vergangenheit ins Dasein gebracht? (b) Als wessen Sohn konnte das Kind mit Recht bezeichnet werden?
18 In diesem Fall wurde kein völlig neues Lebewesen ohne jegliche Vergangenheit ins Dasein gebracht wie bei einer gewöhnlichen Zeugung durch einen menschlichen Vater. Gottes himmlisches „Weib“, Gottes weibesähnliche himmlische Organisation, mußte in Betracht gezogen werden. Von ihr mußte ja der in 1. Mose 3:15 erwähnte „Same“ kommen. Daher mußte sie einen ihrer Geistsöhne für diese irdische Zuteilung zur Verfügung stellen, damit die Schlange dem „Samen“ die Ferse zermalmen konnte.
19 Eine solche Empfängnis bedeutete nicht, daß einer der himmlischen Geistsöhne Gottes hätte geschickt werden müssen, um in das mikroskopisch kleine Ovum oder in die Eizelle im Leibe der jüdischen Jungfrau Maria zu kriechen, damit sie befruchtet würde. So etwas wäre unvernünftig, absurd! Gott, der Allmächtige, der himmlische Vater, übertrug vielmehr die Lebenskraft seines auserwählten himmlischen Sohnes aus dem unsichtbaren, geistigen Bereich in die Eizelle im Leibe Marias und befruchtete diese Eizelle. So wurde Maria schwanger, und das in ihr empfangene Kind war „heilig“. Es war tatsächlich der „Sohn des Höchsten“, wie es der Engel Gabriel genannt hatte (Lukas 1:32).
20. (a) Welcher Sohn der himmlischen Organisation Gottes wurde auserwählt? (b) Wie wurde es möglich, daß sich an ihm die Worte aus Jesaja 53:10 erfüllten?
20 Doch wer war der Sohn, den Gott dazu auserwählte, als vollkommenes menschliches Geschöpf geboren zu werden? Es war nicht der Engel Gabriel, denn dieser verkörperte sich und erschien der Maria, um ihr anzukündigen, daß sie Mutter werden würde. Die Heilige Schrift zeigt, daß es derjenige war, der von einem Engel, welcher mit dem Propheten Daniel sprach, „euer Fürst“ genannt wurde, „der große Fürst, der zugunsten der Söhne deines Volkes steht“, nämlich Michael (Daniel 10:21; 12:1). Er war zugunsten der Nation Israel als fürstlicher Aufsichtsengel tätig gewesen, und er war zweifellos der Engel, der sich seinerzeit, im sechzehnten Jahrhundert v. u. Z., am Fuß des Berges Horeb dem Moses im brennenden Dornbusch offenbart hatte. Er ist mit Recht Michael, der Erzengel, genannt wordena. Daß seine Lebenskraft durch die Kraft Gottes, die Maria überschattete, in Marias Eizelle übertragen wurde, bedeutete, daß er, Michael, danach nicht mehr im Himmel war. Durch seine menschliche Geburt als Sohn Marias, der jüdischen Jungfrau, sollte er eine Menschenseele werden. So wurde es möglich, daß sich an ihm die Worte aus Jesaja 53:10 über Jehovas „leidenden Knecht“ erfüllten:
„Doch der Ewige wollte ihn durch Leiden zermalmen; wenn er sich zum Sühnopfer gebracht, sieht er einen Samen, der lange dauert, und des Ewigen Wille [„Vorsatz“, Rotherham] gelingt durch dessen Hand“ (Zunz).
AUGENZEUGEN DER ÜBERNATÜRLICHEN GEBURT
21. Wie wurde Joseph über Marias Schwangerschaft aufgeklärt, und was tat er danach?
21 Zur gegebenen Zeit wurden in Nazareth andere die überraschende Schwangerschaft der jüdischen Jungfrau gewahr. Marias Verlobter stellte fest, daß sie schwanger war, und er war tief beunruhigt. Ihm konnte nicht die Schuld dafür gegeben werden. Die Juden dort in Nazareth würden an einer übernatürlichen Empfängnis zweifeln; die strengen jüdischen Anhänger des Gesetzes Mose würden sie als eine Ehebrecherin, die ihr Verlöbnis mit Joseph verletzt hätte, zum Tod durch Steinigung verurteilen. Wer konnte Maria zu Hilfe kommen und sie und ihr ungeborenes Kind vor dem Tod durch Steinigung retten? Wer konnte Joseph die Sache erklären? Man höre:
„Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, fand es sich, daß sie vor ihrer Vereinigung durch heiligen Geist schwanger war. Doch weil Joseph, ihr Mann, gerecht war und sie nicht öffentlich zur Schau stellen wollte, beabsichtigte er, sie heimlich durch Scheidung zu entlassen. Als er aber über diese Dinge nachgedacht hatte, siehe! da erschien ihm Jehovas Engel im Traum und sprach: ,Joseph, Sohn Davids, scheue dich nicht, Maria, deine Frau, heimzuführen, denn was in ihr gezeugt worden ist, ist durch heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus [hebräisch: Jeschua] geben, denn er wird sein Volk von ihren Sünden erretten.‘
Das alles geschah in Wirklichkeit damit sich erfülle, was Jehova durch seinen Propheten geredet hatte, welcher sagt: ,Siehe! Die Jungfrau [gemäß der Septuaginta] wird schwanger werden und wird einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben‘, was übersetzt ,Mit uns ist Gott‘ bedeutet.
Joseph erwachte dann aus seinem Schlaf und tat, wie ihn der Engel Jehovas angewiesen hatte, und er führte seine Frau heim. Doch hatte er keinen ehelichen Verkehr mit ihr, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus [Jeschua]“ (Matthäus 1:18-25).
22. (a) Was betonte Gabriel in seinem Gespräch mit Maria hinsichtlich ihres messianischen Sohnes besonders? (b) Was hob der Engel, der mit Joseph über Marias Sohn sprach, besonders hervor?
22 Ein Vergleich dessen, was Gabriel zu Maria sagte, mit dem, was der Engel zu Joseph in dessen Traum sagte, zeigt, daß Gabriel besonders die Rolle betonte, die der Messias als ein von David abstammender König spielen würde, um Jehovas Bund mit David für ein ewiges Königreich zu erfüllen. Der Engel, der dem Joseph erschien, legte Nachdruck auf die Rolle, die der Messias als Priester, als Sündenträger und als Sündenbeseitiger spielen würde. Dieser Engel verweilte bei dem Namen, der dem Messias gegeben werden sollte und der im Hebräischen „Rettung von Jehova“ bedeutet. Der Messias würde seinem persönlichen Namen Ehre machen, indem er „sein Volk von ihren Sünden erretten“ würde. Dies stimmt damit überein, daß der Messias, der Nachkomme Davids, „Priester auf unabsehbare Zeit nach der Weise Melchisedeks“ werden sollte (Psalm 110:1-4).
23. Wieso wurde Jesus nicht in Nazareth geboren?
23 Ereignete sich die Geburt in Nazareth, nachdem Joseph Maria dort zu sich geholt hatte? Gemäß dem inspirierten Bericht war dies nicht der Fall. Die Geburt ereignete sich in Davids Stadt, in Bethlehem in Juda. Wieso? Ein Reichserlaß aus Rom trug zur Erfüllung des Textes aus Micha 5:2 über den Geburtsort des Messias bei. Der Bericht lautet:
„In jenen Tagen nun ging eine Verordnung von Cäsar Augustus aus, daß die ganze bewohnte Erde eingeschrieben werde (diese erste Einschreibung fand statt, als Quirinius Statthalter von Syrien war); und alle Leute zogen hin, um sich einschreiben zu lassen, ein jeder in seine eigene Stadt. Natürlich ging auch Joseph von Galiläa aus der Stadt Nazareth nach Judäa zur Stadt Davids hinauf, die Bethlehem genannt wird, weil er aus dem Hause und der Familie Davids stammte, um sich mit Maria einschreiben zu lassen, die ihm, wie versprochen, zur Ehe gegeben worden und jetzt hochschwanger war. Während sie dort waren, wurden ihre Tage voll, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren Sohn, den erstgeborenen, und sie band ihn in Wickelbänder ein und legte ihn in eine Krippe, weil es im Unterkunftsraum keinen Platz für sie gab“ (Lukas 2:1-7).
24, 25. Wie wird das ungefähre Datum der Geburt Jesu errechnet?
24 Der Monat und der Tag der Geburt werden nicht angegeben, wie ja auch keine Geburtstage von Personen, die zum Volk Gottes gehörten, in der Heiligen Schrift angegeben werden.
25 Mit gutem Grund kann jedoch gesagt werden, daß Marias Erstgeborener, Jesus, nicht am 25. Dezember — ein gefälschtes Datum — oder um die Zeit des im Winter gefeierten Chanukka-Festes (des Festes der Einweihung), das am 25. Tag des Mondmonats Kislew begann, geboren wurde (Johannes 10:22). Gemäß Berechnungen, die sich auf den Text aus Daniel 9:24-27 über das Auftreten, die öffentliche Laufbahn und das Abschneiden des Messias stützen, wurde Jesus um den 14. Tag des Mondmonats Tischri geboren. Das war einen Tag vor Beginn des einwöchigen Sukkoth-Festes (des Laubhüttenfestes), an dem die Juden draußen in Laubhütten wohnten und die Hirten auf den Feldern waren und während der Nachtwachen ihre Herden hüteten (3. Mose 23:34-43; 4. Mose 29:12-38; 5. Mose 16:13-16). Da Jesus dreiunddreißigeinhalb Jahre lebte und am Passahtag des Jahres 33 u. Z., also am 14. Nisan jenes Jahres, starb, muß er gegen Anfang des Herbstes des Jahres 2 v. u. Z. oder um den 14. Tischri jenes Jahres geboren worden sein.
26. Zu wem wurde der Engel Gottes gesandt, um die Geburt Jesu bekanntzumachen, und von wem wurde er begleitet?
26 Da dies die Geburt des langerwarteten Messias war, war sie viel zu wichtig, als daß zugelassen worden wäre, daß sie sich ohne Augenzeugen ereignet hätte. Gott sorgte dafür, daß es Augenzeugen gab, indem er seinen Engel aussandte, um die übernatürliche Jungfrauengeburt bekanntzumachen. Aber wem? Herodes dem Großen in seinem Königspalast in Jerusalem, nur zehn Kilometer weiter nördlich? Oder dem Tempelvorsteher, dem Hohenpriester Joasar, der von König Herodes eingesetzt worden war? Durchaus nicht! Im Interesse der Sicherheit des neugeborenen Jesus sandte Jehova seinen Engel zu Männern, die dort auf den Feldern bei Bethlehem derselben Beschäftigung nachgingen wie einst David in seiner Jugend. Er ließ keinen sogenannten „Stern von Bethlehem“ erscheinen, den jedermann hätte sehen sollen. Wir lesen:
„Es waren auch Hirten in derselben Gegend, die draußen im Freien lebten und in der Nacht über ihre Herden Wache hielten. Und plötzlich stand Jehovas Engel bei ihnen, und Jehovas Herrlichkeit umleuchtete sie, und sie gerieten in große Furcht. Der Engel aber sprach zu ihnen: ,Fürchtet euch nicht, denn seht! ich verkünde euch eine gute Botschaft großer Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden wird, denn euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren worden, welcher Christus, der Herr, ist. Und dies ist euch ein Zeichen: Ihr werdet ein Kindlein finden, das in Wickelbänder eingebunden ist und in einer Krippe liegt.‘ Und plötzlich befand sich bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerschar, die Gott pries und sprach: ,Herrlichkeit Gott in den Höhen droben und Friede auf Erden unter Menschen guten Willens‘ “ (Lukas 2:8-14).
27. Welche Bezeichnungen wandte der Engel auf den neugeborenen Jesus an, und wieso waren sie für ihn passend?
27 Der Engel bezeichnete das Neugeborene, das in Bethlehem in einer Krippe lag, als einen „Retter“; das war einer der Gründe weshalb es Jeschua oder Jesus genannt wurde, was „Rettung von Jehova“ bedeutet. Dieses kleine Kind sollte auch Jehovas Gesalbter oder Messias oder Christus (griechisch) werden. Es sollte ferner der „Herr“ werden, derjenige, den sogar König David prophetisch unter Inspiration „mein Herr“ genannt hatte (Psalm 110:1).
28. Wem gebührte die Ehre für jene Geburt, und für wen sollte sie Frieden bedeuten und „eine gute Botschaft großer Freude“ sein?
28 Nur Gott, der Allmächtige, konnte dafür sorgen, daß ein Kind geboren wurde, das eine solche Aufgabe, nämlich die des Messias, haben würde. Kein Wunder also, daß eine „Menge“ von Engeln „der himmlischen Heerschar“ erschien und gemeinsam die Herrlichkeit Gottes besang! Diese übernatürliche Geburt, die Geburt aller menschlichen Geburten, war ein liebevoller Ausdruck des Wohlwollens Gottes gegenüber Menschen, die er anerkennt. Menschen, die Gottes Wohlwollen finden, können Herzensfrieden und innere Ruhe haben. Diese Geburt wird noch ein Grund zu großer „Freude“ sein, die dem „ganzen Volk“ zuteil wird. Kein Wunder, daß der Bericht der Engel über die Geburt eine gute Botschaft war, nicht nur für den Himmel, sondern auch für Menschen auf Erden!
29. Wie wurden die Hirten Augenzeugen der Geburt des Messias?
29 Der Engel hatte den Hirten das „Zeichen“ oder Kennzeichen genannt, und daher konnten sie nun Augenzeugen der Geburt des Messias werden.
„Als die Engel dann von ihnen weg in den Himmel gegangen waren, begannen die Hirten zueinander zu sagen: ,Laßt uns auf jeden Fall nach Bethlehem hinübergehen und das sehen, was geschehen ist, was Jehova uns bekanntgegeben hat.‘ Und sie gingen eilends hin und fanden Maria und auch Joseph und das Kindlein, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, machten sie das Wort bekannt, das über dieses kleine Kind zu ihnen geredet worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über die Dinge, die ihnen von den Hirten erzählt wurden, doch Maria begann alle diese Worte zu bewahren, indem sie Folgerungen zog in ihrem Herzen. Die Hirten kehrten dann zurück und verherrlichten und priesen Gott wegen all der Dinge, die sie gehört und gesehen hatten, so, wie diese ihnen gesagt worden waren“ (Lukas 2:15-20).
30. Wie würde es sich auf uns auswirken, wenn wir diese verbürgte „gute Botschaft großer Freude“ ablehnten?
30 Somit ist diese übernatürliche Geburt durch eine Jungfrau kein Mythos. Sie ist von himmlischen Engeln bezeugt und von menschlichen Augenzeugen bestätigt worden. Der Arzt Lukas stellte persönlich Nachforschungen an und sammelte diesen wichtigen Aufschluß für uns (Lukas 1:1-4; Kolosser 4:14). Wir schaden uns nur selbst, wenn wir dieses zuverlässige Zeugnis nicht annehmen. Dadurch, daß wir die „gute Botschaft großer Freude“ hochmütig ablehnen, bewirken wir nur, daß wir unglücklich bleiben.
31. Wann wurde Jesus von Joseph adoptiert, und wann ließ er für sich und für die Mutter des Kindes ein Reinigungsopfer darbringen?
31 Am achten Tag nach der Geburt wurde das kleine Kind wie alle anderen unter dem Gesetz Mose geborenen jüdischen Knaben am Fleische beschnitten (Lukas 2:21; Galater 4:4, 5). Zu jenem Zeitpunkt zeigte Joseph, daß er Jesus adoptierte. Er adoptierte kein uneheliches Kind, sondern schützte Jesus vor der Falschanklage, ein Hurenkind zu sein. Am vierzigsten Tag nach Jesu Geburt gingen Joseph und Maria nach Jerusalem hinauf, um Marias Erstgeborenen im Tempel Jehovas darzustellen und um für Maria und den Adoptivvater des Kindes ein Reinigungsopfer darbringen zu lassen (Lukas 2:22-24; 3. Mose 12:1-8). All das wußte König Herodes nicht.
32. (a) Hatte Maria noch andere Söhne und auch Töchter? (b) Wieso hatte der adoptierte Jesus nun Anspruch auf das Königreich Davids, dessen Herrschaft damals unterbrochen war?
32 Zur gegebenen Zeit hatte Maria Beziehungen mit ihrem Mann Joseph und gebar ihm Kinder. Der Bericht zeigt, daß Joseph nach Jesu Geburt mindestens noch zwölf Jahre mit Maria zusammen lebte. So konnte er von ihr Kinder haben. Im Bericht ist von vier Söhnen, Jakobus, Joseph, Simon und Judas, sowie von Töchtern Marias die Rede. Sie waren Halbbrüder und Halbschwestern Jesu, des Erstgeborenen (Lukas 2:41-52; Matthäus 13:53-56; Markus 6:1-3; Apostelgeschichte 1:14). Da Joseph jedoch Marias Erstgeborenen adoptierte, übertrug er den gesetzlichen Anspruch, den er auf das Königreich Davids, seines Vorvaters, hatte, auf Jesus. Außerdem erbte Jesus dadurch, daß er durch Gottes Wunder der leibliche Erstgeborene Marias war, durch Geburt einen Anspruch auf das Königreich Davids, dessen Herrschaft damals unterbrochen war. Der Geschichtsschreiber Matthäus bezeichnet ihn im Geschlechtsregister seines Adoptivvaters Joseph als den Messias, indem er erklärt: „Das Buch der Geschichte Jesu Christi [hebräisch: des Messias], des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Matthäus 1:1; siehe Lukas 3:23-38, wo Marias Stammbaum angegeben wird).
33, 34. Warum gelang es König Herodes nicht, den Messias zu töten, und wie kam es, daß Jesus „der Nazarener“ genannt wurde?
33 Für den edomitischen Herrscher Jerusalems, König Herodes den Großen, der nicht lange nach Jesu Geburt starb, war diese Geburt keine gute Botschaft. Er wurde nicht von Jehovas Engel oder von Hirten aus Bethlehem auf die Geburt aufmerksam gemacht, sondern von Astrologen aus dem Osten, von Sterndeutern, die unter dem Einfluß der Dämonen standen und die im Gesetz Mose verurteilt wurden (5. Mose 18:9-14; Jesaja 47:12-14; Daniel 2:27; 4:7; 5:7).
34 Am Hofe des Herodes mußte den Astrologen erst einmal die Prophezeiung aus Micha 5:2 gezeigt werden, bevor sie das leuchtende Etwas, das sie für einen „Stern“ hielten, nach Bethlehem leitete, und zwar dorthin, wo Jesus untergebracht war. Gott erklärte ihnen warnend in einem Traum, daß sie sich nicht wieder bei dem mordgierigen Herodes melden sollten. Damit sein Plan, den Messias zu töten, nicht scheiterte, ließ Herodes in Bethlehem die Knaben im Alter bis zu zwei Jahren töten, doch Jesus blieb verschont. Von einem Engel gewarnt, waren Joseph und Maria mit ihm nach Ägypten gezogen. Herodes starb, und nach ihm war sein Sohn Archelaus König von Judäa, wozu auch Bethlehem gehörte. Daher wurde Jesus nicht wieder nach Bethlehem gebracht, sondern nach Norden, nach Nazareth in Galiläa, wo er aufwuchs. Deshalb wurde er schließlich Jesus von Nazareth und nicht Jesus von Bethlehem genannt (Matthäus 2:1-23; 21:11).
EIN VORLÄUFER STELLT DEN MESSIAS VOR
35. Von wem sollte der Messias der Nation Israel vorgestellt werden, und was predigte der Betreffende?
35 Gemäß der Prophezeiung aus Maleachi 3:1 sollte der Nation Israel der Messias von einem Vorläufer vorgestellt werden. Dieser Vorläufer war der Sohn, von dem der Engel Gabriel gesagt hatte, er würde dem betagten Priester Sacharja und seiner betagten Frau Elisabeth gegeben werden und Sacharja solle ihn Johannes nennen (Lukas 1:5-25, 57-80). Zu Beginn des Frühlings des Jahres 29 u. Z., im fünfzehnten Regierungsjahr des Tiberius Cäsar, „erging Gottes Ausspruch an Johannes, den Sohn Sacharjas, in der Wildnis. Da kam er in die ganze Umgegend des Jordan und predigte die Taufe als Symbol der Reue zur Vergebung von Sünden“ (Lukas 3:1-3). Er predigte denjenigen, die hinauszogen, um ihn zu hören, indem er sagte: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht“ (Matthäus 3:1, 2). Dieser Prediger wurde schließlich „Johannes, der taufte“ genannt (Markus 1:1-4).
36. Wann und warum begab sich Jesus zu Johannes, um sich taufen zu lassen, und wie zeigte Gott sein Wohlgefallen daran?
36 Nachdem Jesus etwa sechs Monate lang beobachtet hatte, daß Johannes predigte und taufte, handelte er. Er erkannte, daß er der irdische Vertreter jenes „Königreiches der Himmel“ sein sollte. Im Herbst jenes Jahres (29 u. Z.) wurde Jesus dreißig Jahre alt. Er gab die Zimmermannsarbeit in Nazareth auf, ließ seine Mutter mit ihren anderen Söhnen und ihren Töchtern dort zurück und ging hin, um seinen Vorläufer, Johannes, ausfindig zu machen. Er hatte die prophetischen Worte König Davids im Sinn, die in Psalm 40:6-8 aufgezeichnet sind (Hebräer 10:1-10). Er ging also nicht hin, um zum Zeichen der Reue zur Vergebung von Sünden getauft zu werden, sondern um zum Zeichen dafür getauft zu werden, daß er sich darstellte, um das zu tun, was von da an Gottes Wille ihn betreffend war. Wie zeigte Gott, daß er ihn anerkannte? Wir lesen:
„Dann kam Jesus von Galiläa her zu Johannes an den Jordan, um sich von ihm taufen zu lassen. Dieser aber suchte ihn davon abzuhalten, indem er sprach: ,Ich habe es nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?‘ Da entgegnete ihm Jesus und sprach: ,Laß es diesmal so sein, denn auf diese Weise ziemt es sich für uns, alles auszuführen, was gerecht ist.‘ Da hörte er auf, ihn abzuhalten. Als Jesus getauft war, kam er sogleich aus dem Wasser herauf, und siehe! die Himmel wurden geöffnet, und er sah Gottes Geist wie eine Taube herabfahren und auf ihn kommen. Siehe! Da kam auch eine Stimme aus den Himmeln welche sprach: ,Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe‘ “ (Matthäus 3:13-17)
37. Als wen bezeichnete Johannes Jesus seinen Jüngern gegenüber, und mit welchen Worten wies er auf ihn als ein Opfer hin?
37 Johannes der Täufer sah, was geschah, und hörte die Stimme des himmlischen Vaters. Später legte er vor seinen Jüngern Zeugnis über das ab, was er gesehen hatte und was er Gott vom Himmel her hatte sagen hören, und seine Aussage lautete: „Und ich habe es gesehen, und ich habe Zeugnis abgelegt, daß dieser der Sohn Gottes ist.“ Johannes wies auch wie folgt auf den getauften Jesus als auf denjenigen hin, der zur Errettung der Menschheit geopfert werden sollte: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt!“ (Johannes 1:29-34). Verdient das von Johannes dem Täufer abgelegte Zeugnis nicht, von uns heute anerkannt und geglaubt zu werden? Doch, bestimmt!
38. (a) Was bedeutete es für Jesus, daß Gottes Geist auf ihn kam? (b) Welche Anzahl von „Wochen von Jahren“ endete damals, und was sollte in der darauffolgenden „Woche“ geschahen?
38 Das Herabkommen des heiligen Geistes Gottes auf den getauften Jesus bedeutete mehr als nur, daß er nun ein geistiger Sohn Gottes wurde und Aussicht hatte, wieder zu himmlischem, geistigem Leben zu gelangen. Es bedeutete auch, daß er mit Gottes Geist gesalbt wurde. Nun wurde er in Tat und Wahrheit der Gesalbte, der Messias oder (im Griechischen) der Christus. So erfüllte sich die Prophezeiung zur rechten Zeit. Damals, im Jahre 29 u. Z., endeten die sieben (Jahr-)Wochen und die zweiundsechzig (Jahr-)Wochen (insgesamt 483 Jahre) mit dem Hervorbringen des Gesalbten, des Messias, des Christus (Daniel 9:25). Nun sollte die siebzigste (Jahr-)Woche beginnen, zu deren Hälfte der Messias „Schlachtopfer und Opfergabe aufhören“ ließe, und zwar dadurch, daß er sich selbst als menschliches Opfer darbringen würde, indem er als das Lamm Gottes im Opfertod „abgeschnitten“ würde (Daniel 9:26, 27).
39. Wo und bei welcher Gelegenheit lenkte Jesus Christus die Aufmerksamkeit darauf, daß sich Jesaja 61:1-3 an ihm erfüllte?
39 Somit erfüllte sich auch die Prophezeiung aus Jesaja 61:1-3 über die Salbung des Messias mit Jehovas Geist. David war mit einfachem Pflanzenöl gesalbt worden, aber nun wurde der Sohn und Herr Davids mit heiligem Geist gesalbt. Als Jesus im darauffolgenden Jahr nach Nazareth zurückkehrte, nicht etwa, um wieder als Zimmermann tätig zu sein, sondern um in der dortigen Synagoge zu predigen, lenkte er die Aufmerksamkeit darauf, daß sich Jesajas Prophezeiung an ihm erfüllte. Aus dem Bericht gemäß Lukas 4:16-21 erfahren wir:
„Da wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gereicht, und er öffnete die Buchrolle und fand die Stelle, wo geschrieben war: ,Jehovas Geist ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, um den Armen gute Botschaft zu verkünden, er hat mich ausgesandt, um den Gefangenen Freilassung zu predigen und den Blinden Wiederherstellung des Augenlichts, um die Zerschlagenen als Freigelassene wegzusenden, um Jehovas annehmbares Jahr zu predigen.‘ Darauf rollte er die Buchrolle zusammen, gab sie dem Diensttuenden zurück und setzte sich; und die Augen aller in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Dann fing er an, zu ihnen zu sprechen: ,Heute ist dieses Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt worden.‘ “
40, 41. (a) Warum wollte Satan besonders den gesalbten Jesus veranlassen, seine Lauterkeit aufzugeben? (b) Wie endete die Erprobung Jesu durch den Versucher?
40 Die große Schlange, Satan, der Teufel, wußte, daß dieser gesalbte Jesus der messianische „Same“ des himmlischen „Weibes“ Gottes war. Von allen „Söhnen des wahren Gottes“ war er es, den die große Schlange veranlassen wollte, seine Lauterkeit aufzugeben, wodurch die größte Schmach auf Gott gehäuft worden wäre. Daher trat die große Schlange in der Wildnis von Judäa an Jesus heran, der gleich nach seiner Taufe und Salbung mit Jehovas Geist dorthin gegangen war, um dort vierzig Tage zu verbringen. Die große Schlange bemühte sich, Jesus zu versuchen: Um dem Teufel den offenkundigen Beweis zu erbringen, daß Jesus ein Sohn Gottes war, sollte dieser durch ein Wunder Steine in Brot verwandeln oder sich von den unsichtbaren Engeln auf den Händen tragen lassen, nachdem er sich von der Zinne des Tempels in Jerusalem gestürzt hätte.
41 Schließlich bemühte sich der Versucher verzweifelt zum dritten und letzten Mal und bot Jesus als Lohn für einen einzigen Akt der Anbetung „alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit“ an. Zum dritten Mal zitierte Jesus das geschriebene Wort Gottes und sagte: „Es steht geschrieben: ,Jehova, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein sollst du heiligen Dienst darbringen‘ “ (Matthäus 4:1-10).
42. Inwiefern läßt sich Jesu Erlebnis damit vergleichen, daß Moses vierzig Tage auf dem Berg Horeb mit Gottes Engel zusammen war?
42 Die Engel beobachteten, wie die Lauterkeit des Messias gegenüber Gott, dem Höchsten, auf die Probe gestellt wurde. Daher heißt es, als der Teufel geschlagen war und von Jesus abgelassen hatte: „Siehe! Engel kamen und begannen ihm zu dienen“ (Matthäus 4:11; Markus 1:13). Lange zuvor war Moses vierzig Tage mit Jehovas Engel auf dem Berg Horeb in der Wildnis Sinai gewesen; und nun war Jesus, der Messias, nachdem er vierzig Tage in der Wildnis von Judäa gefastet und nachgesonnen hatte, bereit, voller Vertrauen seine öffentliche Laufbahn im Land Israel zu beginnen (2. Mose 24:18).
[Fußnote]
a Siehe Judas 9 und Offenbarung 12:7. Eine ältere und ausführlichere Abhandlung hierüber enthält das Werk Christologie des Alten Testaments und Commentar (1829—1835) von E. W. Hengstenberg.