Der Name, in dem es sich alle Nationen erwählen zu wandeln
„Alle Völker ihrerseits werden wandeln, ein jedes im Namen seines Gottes; wir aber unsererseits werden im Namen Jehovas, unseres Gottes, wandeln auf unabsehbare Zeit, ja immerdar.“ — Micha 4:5.
1. Welchen Gott mögen die Angehörigen einer Nation als vereinigende Kraft verehren und anbeten, obwohl sie verschiedenen Religionen angehören?
DEN Vereinten Nationen, der Organisation für Weltfrieden und internationale Sicherheit, gehören zur Zeit 132 Nationen an. Außer diesen gibt es aber noch andere Nationen. Jede Nation hat ein bestimmtes Ideal, durch das sie als politische Gemeinschaft unter ihrer Regierung zusammengehalten wird. Sie wandelt im Namen dieses Ideals, das heißt, sie strebt diesem gemeinsamen Ideal nach oder hängt ihm an. Über kurz oder lang beginnt das Volk, dieses Ideal zu vergöttern. Es macht daraus einen Gott, den es verehrt und über alle seine eigenen Interessen stellt. Es mag in religiöser Hinsicht geteilt sein, aber diesen Gott, dieses nationale Ideal, betet es als eine vereinigende Kraft an.
2. Wieso widersprechen Millionen Menschen, die behaupten, gottlos zu sein, in Wirklichkeit ihrer eigenen Behauptung?
2 Millionen Menschen sagen, sie seien gottlos, atheistisch, keinem Gott ergeben. Sie widersprechen aber ihrer eigenen Behauptung, indem sie einen nationalen Gott anbeten. Seit der amerikanischen Revolution (1775—1783) hört man viel von der „Göttin der Freiheit“. Vielleicht ist das, was man Demokratie (Volksherrschaft) nennt, der Gott oder die Göttin. Oder vielleicht ist es ihr größter Feind, der internationale Kommunismus. Die Menschen halten mit einer Zähigkeit an ihren politischen Grundsätzen fest, die an religiösen Fanatismus grenzt. Darüber hinaus wacht jede Nation streng über ihre „nationale Unabhängigkeit“, wie wenn diese ein Gott wäre, der nicht entehrt oder dessen man nicht beraubt werden dürfte. Viele Menschen vergöttern eine gut gerüstete Armee, die ihrer Nation unter den anderen Nationen eine besondere Machtstellung verleiht. Über den neuzeitlichen „König des Nordens“ wurde schon vor langer Zeit vorhergesagt: „Dem Gott der Festungen wird er in seiner Stellung Herrlichkeit geben.“ — Dan. 11:38.
3. Mit welchen Worten wird ihre Handlungsweise in Micha 4:5 richtig beurteilt, und inwiefern wird der Wert dieser Götter der Völker in Psalm 96:5 richtig eingeschätzt?
3 Die Handlungsweise der heutigen Nationen wurde damals von dem Bibelschreiber Micha richtig beurteilt, als er schrieb: „Alle Völker ihrerseits werden wandeln, ein jedes im Namen seines Gottes.“ (Micha 4:5) Jeder dieser Götter ist in seinem Gebiet sehr beliebt. Wenn daher jemand, der weiß, worum es in Wirklichkeit geht, nicht mit dem Strom schwimmt, wird ihm das sehr übelgenommen. Man ist darüber so empört, daß man oft sogar mit Gewalt gegen einen solchen Menschen vorgeht. Doch von welchem Wert sind diese angeblichen „Götter“? Wohin führen sie die Angehörigen der Nationen? Die gegenwärtige Weltlage dürfte diese Fragen am überzeugendsten beantworten, besonders angesichts der unaufhaltsamen Entwicklung der Dinge, die keine Änderung erwarten läßt. Wir müssen zugeben, daß der Bibelschreiber die Götter der Völker richtig einschätzte, als er sagte: „Alle Götter der Völker sind wertlose Götter.“ — Ps. 96:5.
4. Zwischen welchen beiden Wegen muß der einzelne heute wählen, und wer entscheidet sich für den Weg, der zur Rettung führt?
4 Es wäre höchste Zeit, daß die Völker aufwachen und erkennen würden, was ihre Götter wert sind. Die „Götter“, die sie in das gegenwärtige Chaos hineingeführt haben, sind bisher nicht imstande gewesen, sie daraus zu befreien, und sie werden es auch künftig nicht tun können. Wenn die „Völker“ als Ganzes nicht aufwachen, dann sollten mindestens Einzelpersonen wach werden, bevor sie von dem Strudel der sich überstürzenden Ereignisse in die Vernichtung gezogen werden. Aus diesem gefährlichen Strudel kann man nur gerettet werden, wenn man sich den richtigen Gott erwählt und im Namen dieses Gottes wandelt. Entweder man wandelt weiterhin im Namen eines der populären Götter, oder man entschließt sich, die Richtung zu ändern und im Namen eines Gottes zu wandeln, der besser ist als alle Götter der Nationen. Wer das Leben liebt und glücklich sein möchte, kann diesen Weg, den richtigen Weg, immer noch wählen. In den letzten Jahren sind sich in der ganzen Welt Hunderttausende der Bedeutung der Weltereignisse bewußt geworden und haben diese glückliche Wahl getroffen. Es ist auch für andere noch nicht zu spät, dies zu tun.
5. Genügte Aufrichtigkeit allein, sie zu veranlassen, diesen Mut erfordernden Weg einzuschlagen, und warum ist dieser Weg der richtige?
5 Erfordert es Mut, diesen Weg einzuschlagen? Ganz bestimmt! Es erfordert aber auch Aufrichtigkeit. Die Aufrichtigkeit derer, die diesen Weg eingeschlagen haben, wird nicht im geringsten bezweifelt. Ist aber ihre Aufrichtigkeit allein ein Beweis dafür, daß sie den richtigen Weg eingeschlagen haben? Nein! Dieser Mut erfordernde Weg wird nicht nur in Aufrichtigkeit eingeschlagen, sondern auch aufgrund zuverlässiger Belehrungen und einer genauen Erkenntnis, und zwar unter einer vertrauenswürdigen und besseren Leitung als der „wertloser Götter“. Dieser Weg ist der richtige Weg, denn er wurde in einer Prophezeiung vorhergesagt, die sich nicht als Lüge, sondern als Wahrheit erwiesen hat. Alle Einzelheiten dieser Prophezeiung entsprechen den Tatsachen, denn es handelt sich dabei um eine Prophezeiung, die von einem Gott stammt, den niemand beschuldigen könnte, jemals eine Lüge ausgesprochen zu haben, da er nicht lügt. Nachdem er über viertausend Jahre mit der Menschheit in Verbindung gestanden hatte, konnte immer noch über ihn geschrieben werden: „Es [ist] unmöglich ..., daß Gott lügt.“ (Hebr. 6:18; Tit. 1:2) Im Namen dieses Gottes zu wandeln erwählen sich heute immer mehr Menschen.
6. Woher stammt diese Prophezeiung, und wann äußerte sie der Prophet?
6 Die Prophezeiung, die diesen bedeutsamen Vorgang, der sich in unseren Tagen abspielt, richtig vorhersagte, stammt deshalb auch nicht aus einem mythischen, sondern aus einem historischen Land, einem Land, das heute in der ganzen Welt bekannt ist, weil es schon viel von sich reden gemacht hat: aus Israel. Der von Gott inspirierte Mann, der diese Prophezeiung äußerte, hieß Micha und kam aus der Stadt Morescheth, die im Gebiet des Stammes Juda lag, etwa fünfunddreißig Kilometer südwestlich von Jerusalem. Er lebte unter der Herrschaft der drei historischen Könige „Jotham, Ahas, Hiskia, der Könige von Juda“. (Micha 1:1) Micha muß demnach im achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gelebt und vor dem Jahre 716 v. u. Z. zu prophezeien aufgehört haben.
7. Welche Eigenschaft Michas sollte unser Vertrauen zu seiner Prophezeiung stärken, und welcher später lebende Prophet berichtet davon?
7 Aber nicht nur die Tatsache, daß Micha eine historische Gestalt war, sollte uns davon überzeugen, daß er ein wahrer Prophet eines wahren, lebendigen Gottes war, sondern auch sein Mut, mit dem er seine Botschaft selbst unter Lebensgefahr ausrichtete. In seinen Tagen hatten Könige sozusagen absolute Macht; sie hatten Macht über Leben und Tod ihrer Untertanen. (Spr. 16:14) Der Mut des Propheten Micha wurde bei einer späteren Gelegenheit besonders hervorgehoben, nämlich als führende Juden in Jerusalem dem Propheten Jeremia mit dem Tod drohten, weil sie an seinen Reden, die in ihren Augen unpatriotisch und staatsfeindlich waren, Anstoß genommen hatten. Jeremia berichtet darüber folgendes:
8. Mit welchen Worten wird in Jeremia 26:16-19 auf Michas mutige Prophezeiung Bezug genommen?
8 „Dann sprachen die Fürsten und das ganze Volk zu den Priestern und zu den Propheten: ‚Diesem Mann gebührt kein Todesurteil, denn im Namen Jehovas, unseres Gottes, redete er zu uns.‘ Überdies erhoben sich gewisse von den älteren Männern des Landes und begannen zur ganzen Versammlung des Volkes zu sprechen: ,Micha von Morescheth selbst prophezeite gerade in den Tagen Hiskias, des Königs von Juda, und sprach dann zum ganzen Volk von Juda: „Dies ist, was Jehova der Heerscharen gesprochen hat: ‚Zion selbst wird als bloßes Feld umgepflügt werden, und Jerusalem selbst wird zu nichts als Trümmerhaufen werden, und der Berg des „Hauses“ wird zu Waldeshöhen werden.‘“ Brachten ihn Hiskia, der König von Juda, und alle die von Juda etwa zu Tode? Fürchtete er nicht Jehova und ging daran, das Angesicht Jehovas zu besänftigen, so daß Jehova schließlich Bedauern empfand wegen des Unglücks, das er gegen sie geredet hatte? So bringen wir ein großes Unglück über unsere Seelen.‘“ — Jer. 26:16-19.
9. (a) Was zeigt, daß Micha den drei wichtigsten Voraussetzungen für einen wahren Propheten entsprach? (b) Was bedeutet der Name Micha, und wie sollten wir gemäß Jesaja 26:4 auf diese herausfordernde Frage reagieren?
9 Micha erwies sich ohne Zweifel als ein wahrer Prophet des einen wahren Gottes, denn er erfüllte die drei wichtigsten Voraussetzungen: 1. Er sprach im Namen des wahren Gottes. 2. Seine Prophezeiungen bewahrheiteten sich. 3. Seine Prophezeiungen zielten darauf ab, aufrichtige Menschen zu veranlassen, sich dem einen wahren Gott zuzuwenden. (5. Mose 13:1-5; 18:20-22) Micha wandelte ohne Zweifel im Namen seines Gottes. Sein Name ist eigentlich eine Herausforderung an uns alle, seinen Gott mit den „wertlosen Göttern“, die die Angehörigen der Nationen anbeten, zu vergleichen, denn nach dem Hebräischen bedeutet Micha: „Wer ist wie Jah?“ Wie wir auf diese herausfordernde Frage reagieren sollten, sagt uns der Prophet Jesaja, der ein Zeitgenosse Michas war. Er schrieb: „Vertrauet auf Jehova für alle Zeiten, denn in Jah, Jehova, ist der FELS unabsehbarer Zeiten.“ — Jes. 26:4; 12:2.
EIN WENDEPUNKT IN DER GESCHICHTE
10. (a) Wie müßte die Antwort auf die im Namen Micha zum Ausdruck kommende Frage aufgrund der Tatsachen lauten? (b) Welche Frage erhebt sich in Verbindung mit dieser Antwort, und auf welchen Wendepunkt in der Geschichte wies Micha zu unserer Orientierung hin?
10 Wenn wir die herausfordernde Frage, die in der Bedeutung des Namens Micha zum Ausdruck kommt, beantworten möchten, sind wir aufgrund der Tatsachen gezwungen zu sagen: „Es gibt niemand wie Jah, Jehova!“ Da dem so ist, erhebt sich für uns nun die Frage: Was werden wir daher tun? Das Richtige zu tun würde eine Wendung in unserem Leben bedeuten, ja sogar im Leben vieler, die sich Christen nennen. Diese Wendung würde dem entsprechen, was der Prophet Micha vorhersagte. Er wies in seinen Prophezeiungen auf diesen Wendepunkt, der in der Geschichte der Menschheit eintreten würde, hin. Nein, wir meinen damit nicht seinen prophetischen Hinweis darauf, daß der verheißene Messias oder Christus als Mensch in der kleinen Stadt Bethlehem im Lande Juda geboren werden sollte. (Micha 5:2) Der Zeitpunkt, zu dem sich diese Prophezeiung erfüllte, gilt als Beginn der Zeit, die die Christenheit als „christliche Ära“ bezeichnet, obwohl sie das genaue Datum der Geburt Christi nicht kennt. (Matth. 2:1-6; Luk. 2:4-17) Das war vor nicht ganz zweitausend Jahren. Der Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit, den wir aber meinen, ist erst in unserer Generation erreicht worden. Auf diesen wies der Prophet Micha hin.
11. Worauf wies Micha in der Einleitung dieser herrlichen Prophezeiung hin, und warum sollten wir erwarten, daß sich diese Prophezeiung in unserer Generation erfüllt?
11 Micha sagte voraus, was sich an diesem Wendepunkt ereignen werde. Sehen wir heute diese Ereignisse? Wir sollten sie sehen, denn wir leben in der entsprechenden Epoche der Geschichte. Bevor Micha das, was wir heute geschehen sehen, prophetisch beschrieb, sagte er einen Wendepunkt voraus, der in der Geschichte seines Volkes eintreten sollte. Da sich diese Prophezeiung nicht in dem Jahrhundert erfüllte, in dem Micha lebte, sondern erst im darauffolgenden Jahrhundert, erlebte er das, was er vorhergesagt hatte, nicht. Dadurch entging er einem nationalen Unglück. Doch dieses Unglück, das über seine Nation kam, ist mit etwas zu vergleichen, was sich in unserer Generation abgespielt hat. Es verdient daher, daß wir uns etwas näher damit befassen. Wir wollen deshalb die Worte Michas lesen und sehen, wie treffend sie eine herrliche Prophezeiung einleiten, die sich heute, im zwanzigsten Jahrhundert, erfüllt:
12. Wie beschreibt der Prophet Micha (3:9 bis 4:1) die schlimmen religiösen Zustände, und welche Veränderungen sagte er in Verbindung mit dem „Berg des Hauses Jehovas“ voraus?
12 „Hört dies bitte, ihr Häupter des Hauses Jakob und ihr Befehlshaber des Hauses Israel, die, welche das Recht verabscheuen, und die, welche sogar alles Gerade krümmen, die Zion mit Taten des Blutvergießens bauen und Jerusalem mit Ungerechtigkeit. Ihre eigenen Häupter richten lediglich um eine Bestechung, und ihre eigenen Priester unterweisen bloß um einen Kaufpreis, und ihre eigenen Propheten treiben Wahrsagerei nur um Geld; doch auf Jehova stützen sie sich ständig, indem sie sprechen: ‚Ist nicht Jehova in unserer Mitte? Es wird kein Unglück über uns kommen.‘ Darum wird euretwegen Zion als bloßes Feld umgepflügt werden, und Jerusalem selbst wird zu nichts als Trümmerhaufen werden, und der Berg des Hauses wird zu Waldeshöhen werden. Und es soll geschehen im Schlußteil der Tage, daß der Berg des Hauses Jehovas fest gegründet werden wird über dem Gipfel der Berge, und er wird gewißlich erhaben sein über die Hügel; und zu ihm sollen Völker strömen.“ — Micha 3:9 bis 4:1.
13. Wann kam damals dieser Wendepunkt?
13 Deuten diese Worte Michas auf einen Wendepunkt in der Geschichte einer Nation hin? Der bedeutsame letzte Teil dieser Prophezeiung muß sich ohne Zweifel bewahrheiten, denn die prophetischen Worte, die sie einleiten, haben sich offensichtlich erfüllt. Geschichtliche Aufzeichnungen beweisen dies. Im Jahre 607 v. u. Z., kurz vor Beginn des Monats, den wir Oktober nennen, glich die Stadt im Nahen Osten, die von Dichtern „Zion“ genannt wurde, tatsächlich einem umgepflügten Feld. Ja, Jerusalem, die Hauptstadt des Landes, war zu nichts als lauter Trümmerhaufen geworden.
14. (a) Wie sah der „Berg des Hauses Jehovas“ danach aus? (b) Wie hatten Richter und Priester gehandelt, weshalb Jehova wollte, daß dies alles geschah?
14 Und der etwa 760 Meter hohe Berg, auf dem das Haus Jehovas, der von König Salomo erbaute Tempel, in seiner ganzen ehrfurchterweckenden Pracht stand? Dieser heilige Berg sah aus wie „Waldeshöhen“. Er war menschenleer wie ein bewaldeter Hügel. War dies eine Schande für Jehova Gott? Es sah so aus. Doch hatte er es so gewollt, denn er hatte den Propheten Micha als ersten dazu inspiriert, dieses Unglück vorherzusagen. Jehova hatte auch allen Grund dazu, denn Jerusalem war von Ungerechtigkeit erfüllt und war durch ungerechtfertigte „Taten des Blutvergießens“ entweiht worden. Was konnte eine Stadt anderes erwarten, deren Häupter Bestechungsgeschenke annahmen und die Augen vor Ungerechtigkeiten verschlossen, deren Tempelpriester für den Religionsunterricht, den sie erteilten, einen festgesetzten Preis verlangten und deren angebliche Propheten unter dämonischem Einfluß Wahrsagerei trieben und leichtgläubige Menschen um ihr Geld brachten? Trotz alledem dachten jene religiösen Heuchler, sie wandelten im Namen Jehovas oder Jehova sei in seinem Tempel weiterhin in ihrer Mitte und würde sie vor jedem Unglück schützen! Kein Wunder, daß sich diese Prophezeiung Michas — so schrecklich sie auch war — erfüllte.
15. (a) Wen benutzte Jehova, um dieses vorhergesagte nationale Unglück herbeizuführen, und wann war dies? (b) Was geschah mit dem Thron und der Bundeslade in Jerusalem und was mit Jehovas Ansehen als Gott?
15 Die Religion bietet Heuchlern keinen Schutz, und so wurden die religiösen Heuchler damals enttäuscht, da sie von Jehova etwas anderes erwarteten als das, was er durch Micha hatte vorhersagen lassen. Durch wen brachte Jehova denn im Jahre 607 v. u. Z. ein nationales Unglück über sie? Durch die Babylonier unter König Nebukadnezar. Nachdem die Babylonier Jerusalem ungefähr achtzehn Monate belagert hatten, drangen sie in die Stadt ein, plünderten sie und ihren Tempel, führten die unglücklichen Überlebenden als Gefangene weg und brannten die heilige Stadt nieder. Der königliche Thron, „Thron Jehovas“ genannt, auf dem die Könige aus dem königlichen Hause Davids gesessen hatten, und die „Lade des Bundes“, die im in ersten Abteil oder „Allerheiligsten“ des Tempels gestanden hatte, verschwanden. Auf diese Weise war Davids Königreich gestürzt worden, nachdem es 463 Jahre in Jerusalem bestanden hatte. Die Anbetung Jehovas in seinem Tempel war völlig lahmgelegt. Jehovas Ansehen als Gott war unter den heidnischen Nationen stark erschüttert worden. Sie hatten jede Achtung vor seiner Anbetung verloren. Sein heiliger Name schien entweiht worden zu sein.
16. Wie dachten daher Angehörige heidnischer Nationen, die dies beobachtet hatten, über die Wiederherstellung der Anbetung Jehovas in Jerusalem, und warum?
16 Würde Jehovas Anbetung je wiederhergestellt werden? Diese Frage beschäftigte zweifellos viele interessierte Heiden. Hätten sie die Prophezeiungen Michas, Jesajas, Jeremias und anderer Propheten Jehovas gekannt, so hätten sie gewußt, daß sie bejaht werden konnte. Die ungläubigen Heiden dagegen und alle, die die Anbetung des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs verachteten, dachten, dies würde nie geschehen. Die Jahre kamen und gingen, und schließlich brach das siebzigste Jahr an, aber Jehovas Anbetung in der heiligen Stadt war immer noch nicht wiederhergestellt. Jerusalem war immer noch ein Trümmerhaufen; Zion glich immer noch einem umgepflügten Feld und der Tempelberg einem einsamen Hügel in einem Dschungel. Statt der Tempelmusik und der Tempelgesänge war das Krächzen von Vögeln und das Heulen wilder Tiere zu hören. Die in den umliegenden Gebieten wohnenden Heiden, die dies beobachten konnten, schienen mit Recht anzunehmen, daß die Anbetung Jehovas, dessen Volk zum größten Teil in Babylon im Exil lebte, aussterben würde.
17. Welche Wendung trat für Babylon ein, und wieso haben seither Herrscher aus einem anderen Zweig der Menschheitsfamilie die Weltmacht inne?
17 Es denke aber ja niemand, daß die Anbetung des wahren Gottes jemals völlig ausgemerzt werden kann! Diejenigen, die sich damals über den schweren Schlag freuten, den die Anbetung Jehovas erlitten hatte, wußten nicht, daß eine Wendung kurz bevorstand. Diese Wendung kam ganz überraschend. Nachdem Jerusalem achtundsechzig Jahre eine Einöde ohne Mensch und ohne Vieh gewesen war, wurde die dritte Weltmacht der biblischen Geschichte gestürzt. Das Weltreich Babylon fiel, wie die Propheten Jehovas, des Gottes, der niemals lügt, es vorhergesagt hatten. Jehova hatte zugelassen, daß die furchterregenden Heere Babylons seinen Tempel in Jerusalem zerstörten, aber Babylon kam wegen dieser vermessenen Tat, durch die der allein wahre und lebendige Gott geschmäht worden war, nicht ungestraft davon. Die Weltmacht, deren Herrscher Semiten waren, endete, und seither haben Herrscher arischer oder japhetitischer Herkunft die Weltmacht innegehabt. Cyrus der Große, der persische Eroberer, wurde König von Babylon und von der vierten Weltmacht der biblischen Geschichte. Nun hatte die babylonische Religion einen schweren Schlag erlitten. Ihr Hauptgott, Merodach oder Marduk, war zuschanden geworden.
18. (a) Welche Prophezeiung Jeremias über den Gott Babylons und das Land selbst sollte sich damals zu erfüllen beginnen? (b) Welcher Unterschied besteht zwischen der Verödung Babylons und der Verödung, die Babylon damals über Jerusalem brachte?
18 Jetzt sollten sich die Worte des Propheten Jeremia erfüllen: „Teilt es mit unter den Nationen und verkündigt es. Und erhebt ein Signal; verkündigt es. Verhehlt nichts. Sprecht: ‚Babylon ist eingenommen worden. Bel [der Herr] ist zuschanden geworden. Merodach ist erschrocken. ... Denn eine Nation ist gegen sie herangekommen aus dem Norden. Es ist die, die ihr Land zum Gegenstand des Entsetzens macht, so daß sich niemand vorfindet, der darin wohnt. Sowohl Mensch als Haustier haben die Flucht ergriffen. Sie sind weggezogen.‘“ (Jer. 50:2, 3) Diese Prophezeiung ist für uns heute von Bedeutung. Wo ist die Stadt Babylon, die am Euphrat, im Gebiet des heutigen Irak, lag, heute? Sie ist nur noch eine öde Trümmerstätte, die das gleiche Geschick erleidet wie damals Jerusalem, nachdem es von Babylon zerstört worden war, nur mit dem Unterschied, daß sie nun schon seit Jahrhunderten, ja schon über tausend Jahre, verödet ist, während Jerusalems Verödung nur siebzig Jahre dauerte.
JEHOVA NIMMT SEINE ERHABENE STELLUNG ALS GOTT EIN
19. Welcher Gott nahm nach der Eroberung Babylons durch die Perser seine erhabene Stellung als Gott ein, und wen benutzte er, um seinen Tempel wiederherstellen zu lassen?
19 Welcher Gott erlangte nach dem überraschenden Sturz Babylons im Jahre 539 v. u. Z. internationale Bedeutung? Der nationale Gott der siegreichen Perser oder Jehova, der Gott der in Babylon im Exil lebenden Juden? Die Prophezeiung Michas und die Prophezeiungen anderer von Gott inspirierter Männer wiesen darauf hin, daß Jehova seine erhabene Stellung als Gott einnehmen würde. Er tat dies und bewies so, daß seine Prophezeiungen unfehlbar sind. Micha sagte unter Inspiration: „Und es soll geschehen im Schlußteil der Tage [in den künftigen Tagen, Byington], daß der Berg des Hauses Jehovas fest gegründet werden wird über dem Gipfel der Berge, und er wird gewißlich erhaben sein über die Hügel; und zu ihm sollen Völker strömen.“ (Micha 4:1) Um diese herausfordernde Prophezeiung im kleinen oder als Vorbild zu erfüllen, benutzte Jehova Gott König Cyrus den Großen, einen Anbeter des Hauptgottes der siegreichen Perser, als Werkzeug. In seiner Erhabenheit ließ er den Anbeter eines falschen Gottes für sich arbeiten, indem er ihn veranlaßte, auf die Wiederherstellung des Tempels in Jerusalem hinzuwirken.
20. Welche Prophezeiung über den persischen Eroberer erfüllte sich dadurch, wann und wie geschah dies?
20 Wie? Jehova sprach von sich als von dem Einen, „der von Cyrus spricht: ‚Er ist mein Hirt, und alles, woran ich Gefallen habe, wird er vollführen‘; auch indem ich von Jerusalem spreche: ‚Es wird wieder erbaut werden‘ und vom Tempel: ‚Deine Grundlage wird dir gelegt werden.‘“ (Jes. 44:27, 28) König Cyrus führte das, woran Jehova Gefallen hatte, vollständig aus, obwohl es das Gegenteil von dem war, woran der nationale Gott von Persien Gefallen gehabt hätte. Im Jahre 537 v. u. Z., im siebzigsten Jahr der Verödung Jerusalems und seines Tempels, erweckte Jehova den Geist des Cyrus, um ihn zu veranlassen, den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem anzuordnen. Cyrus erließ zu diesem Zweck eine Verordnung, nach der alle Gefangenen in Babylon, die bereit waren, sich an diesem Tempelbau zu beteiligen, freigelassen wurden, damit sie zum „Berg des Hauses Jehovas“ zurückkehren konnten. (2. Chron. 36:20-23; Esra 1:1-4) Am Ende des siebzigsten Jahres der Verödung Jerusalems befand sich ein Überrest treuer Juden, die bereit waren, den Tempel zu bauen, wieder im Lande Juda, und damit endete dessen Verödung. Im Frühling des nächsten Jahres (536 v. u. Z.) wurde der Grund zum zweiten Tempel in Jerusalem gelegt. — Esra 3:8-12.
21. Trotz welcher Umstände wurde Jehovas zweiter Tempel vollendet, und wann?
21 Das gefiel den heidnischen Gegnern der Anbetung Jehovas nicht. Sie kamen aber gegen Gott, den Allmächtigen, nicht auf, und so vollendete Jehovas treuer Überrest im Winter des Jahres 515 v. u. Z., am 3. Tag des Mondmonats Adar, nach jahrelangem hartnäckigem Widerstand dieser Heiden den zweiten Tempel Jehovas in Jerusalem. — Esra 6:15.
22. Wie wurde sowohl für den zurückgekehrten Überrest als auch für heidnische Nationen und Völker der „Berg des Hauses Jehovas fest gegründet ... über dem Gipfel der Berge“?
22 Um für dieses Werk gebraucht zu werden, mußten diese zurückgekehrten Juden die Anbetung Jehovas über alles andere in ihrem Leben erheben und die Anbetung der falschen Götter, die ihre untreuen Vorväter übernommen hatten, aufgeben. Die durch den „Berg des Hauses Jehovas“ dargestellte Anbetung Jehovas wurde so über die erhabene Stellung der Dämonengötter erhoben, die von den sie verehrenden heidnischen Nationen oft auf buchstäblichen Höhen, auf dem Gipfel von Hügeln und Bergen, angebetet wurden. Sinnbildlich gesprochen, war der Berg des Hauses der Anbetung Jehovas jetzt ‘fest gegründet über dem Gipfel der Berge’ und ‘erhaben über die Hügel’. Die Achtung vor Jehovas Anbetung nahm nun nicht nur unter seinem auserwählten Volk, sondern auch bei vielen Angehörigen heidnischer Nationen und Völker die höchste Stellung ein. Bestimmt begaben sich viele dieser Personen nach Jerusalem hinauf, um den wahren Gott anzubeten, wie dies fromme Proselyten in den Tagen der christlichen Apostel taten und wie dies auch der königliche Eunuch tat, zu dem dann der Evangeliumsverkündiger Philippus gesandt wurde, um ihn zum Christentum zu bekehren. — Apg. 2:5-10; 8:26-39; Joh. 12:20, 21.
23. (a) In wessen Namen begannen Angehörige jener Nationen und Völker zu wandeln? (b) Was für eine Erfüllung der Prophezeiung war dies, und welche Frage in bezug auf das Wandeln in dem bestimmten Namen erhebt sich seit dem Kommen des Messias?
23 Jene Angehörigen all der verschiedenen Nationen und Völker wandelten nun nicht mehr im Namen ihrer früheren Götter, sondern im Namen Jehovas, des Gottes, dessen Anbetung die erhabenste Stellung einnahm. Das war ohne Zweifel eine Erfüllung der Prophezeiung Michas. Es handelte sich aber dabei nur um eine teilweise Erfüllung, um eine Erfüllung als Vorbild oder im kleinen. Vollständig oder endgültig erfüllte sie sich damals, das heißt, bevor Jehova Gott seinen Messias auf die Erde sandte, noch nicht. Die endgültige, den Höhepunkt bildende Erfüllung der herrlichen Prophezeiung Michas sollte erst im zwanzigsten Jahrhundert eintreten. Wieso? Etwa weil wir in dem Jahrhundert leben, in dem die Christenheit mit ihren schätzungsweise mindestens neunhundert Millionen Angehörigen unter allen Nationen zahlenmäßig stärker ist denn je? Ist dadurch nicht eine Änderung bewirkt worden? Ist es seit dem Kommen des Messias oder Christus nicht angebracht, statt im Namen Jehovas im Namen Jesu, des Messias, zu wandeln? Erfüllt sich die Prophezeiung Michas an den Kirchen der Christenheit? Diese Fragen gilt es jetzt zu untersuchen.