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Wer war „Darius, der Meder“?Der Wachtturm 1972 | 1. September
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„empfing das Königreich“ und er sei „zum König über das Königreich der Chaldäer gemacht worden“, und dies als Beweis, daß er in der Tat einem höherstehenden Monarchen untergeordnet war. — Dan. 5:31; 9:1.
Wiewohl dies als möglich erscheint, kann doch die Identifizierung nicht als endgültig betrachtet werden. Die geschichtlichen Aufzeichnungen sagen uns nichts von Gubarus Nationalität noch von seiner Abkunft und liefern also keine Grundlage zur Bestätigung, daß Gubaru in der Tat ein „Meder“ und der „Sohn des Ahasverus“ war. Sie zeigen nicht, wie es in Daniel 6:6-9 angegeben wird, daß er die Autorität hatte, einen Erlaß herauszugeben, der während dreißig Tagen eine an irgendeine Gottheit oder einen Menschen außer an ihn selbst gerichtete Bitte als ungesetzlich untersagte. Außerdem scheint die Bibel anzudeuten, daß die Regentschaft des Darius von verhältnismäßig kurzer Dauer war und daß Cyrus danach das Königtum über Babylon übernahm. (Dan. 6:28; 9:1; 2. Chron. 36:20-23) Gubaru indes blieb vierzehn Jahre lang in seiner Stellung, wie es aus den Keilschriftangaben hervorgeht.
Daß Darius, der Meder, heute nicht bestimmt identifiziert werden kann, sollte uns nicht verwundern. Die Hunderttausende von Keilschrifttafeln, die im Nahen Osten ausgegraben worden sind, enthalten immer noch nur sehr unvollkommene geschichtliche Angaben, weil es dabei viele Unterbrechungen und Lücken gibt. Und die Berichte der Historiker Herodot, Xenophon, Ktesias und Berossos (die Josephus anführt) weichen alle in verschiedenen Punkten voneinander ab und widersprechen einander hinsichtlich der Regentschaft des Cyrus und der Ereignisse um den Sturz Babylons und danach.
Ein weiterer starker Grund einer solchen Informationslücke in bezug auf Darius ergibt sich aus dem Buch Daniel selbst. Die Tatsache, daß Darius Daniel begünstigte und anordnete, daß alle im Königreiche „sich vor dem Gott Daniels fürchten“ sollten, erweckte zweifellos große Unzufriedenheit und bitteren Groll unter den mächtigen babylonischen Priestern, unter deren Leitung die Schriftgelehrten die Geschichtsereignisse aufzeichneten. So wäre es nicht befremdend, anzunehmen, daß — wenn die Regierungszeit des Darius relativ kurz war — die Aufzeichnungen danach geändert und Beweise ihn betreffend ausgeschieden wurden. Es ist bekannt, daß Ähnliches in der Geschichte jener Zeiten vorgenommen wurde. Solche Dinge geschehen selbst in unserer Zeit in gewissen Ländern.
Die Geschichtlichkeit Darius’, des Meders, hängt natürlich nicht von der Bestätigung durch weltliche Quellen ab. Daß die Bibel historisch zuverlässig ist, ist wiederholt durch weitere Entdeckungen gezeigt worden und steht in scharfem Gegensatz zu den widersprüchlichen Berichten der weltlichen Geschichte. So hat sich der Assyriologe D. J. Wiseman über den Bericht Daniels Darius betreffend ausgedrückt: „... der Bericht erweckt ganz den Anschein einer echten historischen Aufzeichnung, und da viele historische Aufzeichnungen aus dieser Zeitspanne fehlen, gibt es keinen Grund, weshalb der Geschichtsbericht nicht angenommen werden sollte“ (The New Bible Dictionary, S. 293).
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1972 | 1. September
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Fragen von Lesern
● Warum fiel der Anfang des Ersten Weltkrieges nicht auf den Beginn des Monats Oktober, da dann die „bestimmten Zeiten der Nationen“ endeten? — USA.
Wie in dieser Zeitschrift oft gezeigt worden ist, wurde Christus Jesus im Jahre 1914, nach Ablauf der „bestimmten Zeiten der Nationen“ oder der Heidenzeiten, das Königtum über die Nationen verliehen. (Luk. 21:24; Dan. 4:16, 17, 31, 32) Diese „bestimmten Zeiten“ begannen 2 520 Jahre zuvor, nämlich nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. und der Ermordung des jüdischen Statthalters Gedalja. Die Ermordung Gedaljas im Monat Tischri (September/Oktober) („im siebenten Neumond“, Byington-Übersetzung) veranlaßte die im Lande Juda übriggebliebenen Juden zu fliehen. (Jer. 41:1, 2; 43:2-7) Als die furchterfüllten Juden nach
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