Verstehen, was „Zeit“ bedeutet — eine Hilfe für Anbeter des wahren Gottes
IM TÄGLICHEN Leben müssen wir oft wissen, welche Zeit es ist. Ist es Zeit zum Aufstehen? Zeit, zur Arbeit zu gehen? Zeit zum Essen? Zeit, sich zum Besuch einer Zusammenkunft bereit zu machen? Zeit zum Schlafengehen? Die meisten von uns müssen jeden Tag mehrmals feststellen, welche Zeit es ist, um von einer Beschäftigung zu einer anderen überzugehen. Es ist so, wie es in der Bibel, in Prediger 3:1, heißt: „Alles hat eine bestimmte Zeit, und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine Zeit.“ Würden wir nicht auf die Zeit achten, dann ginge in unserem Leben bald alles durcheinander. Wir würden wahrscheinlich zuviel Zeit verschwenden und nicht genug auf produktive Beschäftigungen verwenden, auf Beschäftigungen, die unserem leiblichen und geistigen Wohl dienen.
2 Zu verstehen, was „Zeit“ bedeutet, hilft uns als Christen aber nicht nur, ein geordnetes Leben zu führen, sondern es kann uns auch sehr ermutigen, da der Faktor Zeit bei der Durchführung des Vorhabens Gottes mit der Erde und dem Menschen eine wesentliche Rolle spielt. Um seinen Anbetern zu helfen, offenbarte Jehova in Verbindung mit einigen Ereignissen, die in der Bibel vorhergesagt werden, zu welcher Zeit diese Ereignisse eintreten sollten. Daß diese Art Offenbarung die Anbeter des wahren Gottes ermutigt, gab Jesus zu verstehen, als er sagte: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du diese Dinge vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und sie den Unmündigen geoffenbart hast.“ — Matth. 11:25.
EINE ERMUTIGUNG
3 Ein Beispiel, das zeigt, wie ermutigend es ist, in Verbindung mit einer Prophezeiung gewisse Anhaltspunkte über die Zeit zu haben, ist die siebzigjährige Verödung Judas und Jerusalems. Wegen ihres Abfalls von Gott waren die Juden Gefangene Babylons, der damaligen Weltmacht. Unter der Inspiration des heiligen Geistes Gottes hatte der Prophet Jeremia diesen Zeitabschnitt von siebzig Jahren vorhergesagt. Über Juda und Jerusalem sowie über einige der umliegenden Länder hatte er folgendes prophezeit: „Dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden; und diese Nationen werden dem König von Babel dienen siebenzig Jahre.“ (Jer. 25:11) Jehova sagte durch Jeremia aber nicht nur diese Verwüstung voraus, sondern sprach auch von einer Wiederherstellung am Ende des erwähnten Zeitabschnittes: „Denn so spricht Jehova: Sobald siebenzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen.“ — Jer. 29:10.
4 Dem Wort Jehovas entsprechend begann die Babylonische Gefangenschaft. Das Land Juda lag verödet da. Die Jahre vergingen. Achtundsechzig Jahre später nahmen schließlich die vereinten Heere der Meder und Perser das selbstsichere Babylon ein, indem sie in die Stadt einzogen, deren Tore aus Nachlässigkeit offengelassen worden waren. Fast völlig kampflos wurde Babylon erobert. Dadurch blieben die in der Stadt wohnenden Juden von den schrecklichen Folgen einer langen Belagerung verschont. Zu diesen Juden, die die lange Babylonische Gefangenschaft miterlebten, gehörte Daniel, ein treuer Anbeter Gottes. Nun kam er unter die Herrschaft des Meders Darius, des medo-persischen Königs über Babylon. — Dan. 6:1.
5 Daniel kannte die Prophezeiung Jeremias. Die Zeit war für ihn kein unbekanntes Gebiet. Er verstand sie zu messen und zu berechnen. Und zu welchem Ergebnis kam er? Im 9. Kapitel, in den Versen 1 und 2, des Buches Daniel lesen wir: „Im ersten Jahre Darius’, des Sohnes Ahasveros’, aus dem Samen der Meder, welcher über das Reich der Chaldäer König geworden war, im ersten Jahre seiner Regierung merkte ich, Daniel, in den Schriften auf die Zahl der Jahre, betreffs welcher das Wort Jehovas zu dem Propheten Jeremia geschehen war, daß nämlich siebenzig Jahre für die Verwüstung Jerusalems vollendet werden sollten.“ Welch eine Ermutigung für Daniel und die anderen jüdischen Gefangenen festzustellen, daß die Zeit ihrer Gefangenschaft bald zu Ende war und die vorhergesagte Zeit der Befreiung und der Rückkehr in ihr Land nahe bevorstand!
6 Wie ermutigend es ist, die Zeit für die Erfüllung des Vorhabens Jehovas zu kennen, sehen wir auch bei dem Zeitabschnitt, den Jesus erwähnte, als er vom „Abschluß des Systems der Dinge“ sprach. Gemäß Lukas 21:24 sagte er: „Und Jerusalem wird von den Nationen niedergetreten werden, bis die bestimmten Zeiten der Nationen erfüllt sind.“ Wenn Gottes Diener auf der Erde wüßten, was mit diesen „bestimmten Zeiten der Nationen“ gemeint ist, und wenn sie die Länge dieses Zeitraums errechnen könnten, dann würden sie auch feststellen können, wann Gottes Königreich im Himmel aufgerichtet würde. Dieses hervorragende Ereignis sollte mit dem Ende der „bestimmten Zeiten der Nationen“ und dem Beginn der „Zeit des Endes“ zusammenfallen. — Dan. 11:27, 40; Matth. 24:3; 2. Tim. 3:1.
7 Dieser Zeitraum umfaßt 2 520 Jahre. Er begann mit dem Sturz Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. Sein Ende fiel in das Jahr 1914, und Gottes Volk auf der Erde konnte dieses Jahr schon im voraus errechnen, obwohl man nicht ganz klar erkannte, was im einzelnen geschehen würde. Da aber Jehovas Anbeter auf der Erde wußten, daß Gott bestimmte Zeitpunkte festgesetzt hatte, konnten sie erkennen, daß die in seinem Wort vorhergesagten „letzten Tage“ tatsächlich begonnen hatten, und der Anbruch der „Zeit des Endes“ bedeutete, daß das Königreich Gottes unter Christus im Himmel aufgerichtet worden war. Das alles diente den Anbetern des wahren Gottes in jenen kritischen Jahren sehr zur Ermutigung, besonders als sie verfolgt wurden. Es ermutigt aber auch die Anbeter des wahren Gottes heute, denn wir wissen, daß im Herbst des Jahres 1967 u. Z. dreiundfünfzig Jahre vergangen sind seit dem Zeitpunkt, da die „letzten Tage“ begonnen haben und die „bestimmten Zeiten der Nationen“ abgelaufen sind. Das bedeutet, daß das Ende dieses bösen Systems der Dinge sehr nahe bevorsteht. Nach den Worten Jesu kommt das Ende in den Tagen der Generation, die den Beginn der „letzten Tage“, im Jahre 1914, erlebt hat. — Matth. 24:34.
DIE RECHTE ZEIT
8 Die Bedeutung der Zeit zu verstehen ist aber noch in einer anderen Hinsicht wertvoll. Christen sollten nicht nur wissen, was zu tun ist, sondern auch wann etwas getan werden sollte. Gottes Diener möchten bestimmt nicht nur das Rechte tun, sondern möchten es auch zur rechten Zeit tun. Man kann etwas zur rechten Zeit tun, ist es aber das Verkehrte, so tut man es vergeblich. Ebenso würde man unter Umständen etwas, was normalerweise als richtig betrachtet werden könnte, vergeblich tun, wenn man es zur verkehrten Zeit täte. Niemand wird bestreiten wollen, daß es richtig ist, täglich durchschnittlich etwa acht Stunden zu schlafen. Was aber, wenn jemand in den acht Stunden schläft, in denen er arbeiten sollte? Das wäre bestimmt verkehrt. Sich im Kreise der Familie zu entspannen und zu erholen kann sehr förderlich sein. Würde man es aber stets ausgerechnet an dem Abend tun, an dem man einer christlichen Zusammenkunft beiwohnen sollte, dann wäre es nicht richtig.
9 Als die Nation Israel aus Ägypten herausgeführt wurde, ließ Jehova seinem Volk sagen, es werde das Land Kanaan in Besitz nehmen, ein Land, das von Milch und Honig fließe. (2. Mose 3:15-17) Nachdem die Israeliten aber das Land ausgekundschaftet hatten, weigerten sie sich — abgesehen von einigen wenigen —, in das Land einzuziehen, weil sie sich vor dessen Bewohnern fürchteten. Sie murrten und wollten nach Ägypten zurückkehren. Es wäre die rechte Zeit gewesen, in das Verheißene Land einzuziehen, und sie hatten vor allem auch den Beweis, daß Gott mit ihnen war. Sie taten aber das Verkehrte. Sie wollten nicht hinein. Jehova bestimmte deshalb, daß alle, die zu jener widerspenstigen Generation gehörten, vierzig Jahre in der Wüste umherziehen sollten, bis sie, außer einigen, gestorben wären. Die neue Generation sollte in das Verheißene Land einziehen. — 4. Mose 13:31-33; 14:1-4, 28-34.
10 Wie jemand etwas, was normalerweise richtig wäre, zur verkehrten Zeit tun kann, sehen wir bei König Saul, als er sich vor den Philistern fürchtete. In 1. Samuel, Kapitel 28, Vers 6, wird berichtet, daß Saul etwas tat, was zu einer anderen Zeit richtig gewesen wäre, denn es heißt dort: „Saul befragte Jehova.“ Er befragte Jehova aber zur verkehrten Zeit! Er tat es, nachdem er Gottes Gebote übertreten und Jehova ihm seinen Geist entzogen hatte. (1. Sam. 16:14) Er hätte, lange bevor sich sein Herz so sehr verhärtet hatte, daß er Gottes ausdrückliche Gebote übertrat, Gott im Gebet befragen sollen. Weil er zur verkehrten Zeit, nämlich als es längst zu spät war, zu Gott betete, wurde er nicht erhört. In 1. Samuel, Kapitel 28, Vers 6, lesen wir noch: „Jehova antwortete ihm nicht, weder durch Träume, noch durch die Urim, noch durch die Propheten.“
11 Gottes Diener, seine wahren Anbeter, studieren sein Wort der Wahrheit und verstehen, was ihr himmlischer Vater von ihnen getan haben möchte und wann er es getan haben möchte. Sie sollten daher diesem ausdrücklichen Willen entsprechen, denn dadurch können sie Jehova wohlgefallen und seinen Segen erlangen. Das bedeutet, daß sie mit Jehovas allmählich geoffenbartem Willen und mit seiner voranschreitenden sichtbaren Organisation Schritt halten und in den Jahren, die noch vor dem Ende dieses Systems der Dinge verbleiben, mit ihr zusammen arbeiten.
BESONDERE MERKMALE DER ZEIT
12 Da es für Christen in verschiedener Hinsicht eine Hilfe ist, die Bedeutung der Zeit zu verstehen, wollen wir einiges, was wir darüber wissen können, herausfinden. Was wir dabei unter anderem besonders in Betracht ziehen sollten, ist folgendes: 1. Wie sie verfließt; 2. wie sie gemessen wird und 3. wie sie berechnet wird. Gibt es in diesem Zusammenhang auch etwas, was wir nicht wissen und was wir nicht wissen können? Ja, wir wissen nicht, wann die Zeit begann und wohin sie in die unendliche Zukunft fließt. Davon hat gegenwärtig nur Jehova Kenntnis, und wir sollten uns darüber keine Gedanken machen, denn das wäre ungefähr so, wie wenn eine Ameise versuchen wollte, zu erfassen wie der Mensch ins Dasein kam und warum Gott die Erde bevölkert haben will. Das zu verstehen geht weit über das Auffassungsvermögen dieses kleinen Insekts.
13 Wir wissen über die Zeit unter anderem, daß sie verfließt. Sie bewegt sich nur in einer Richtung: vorwärts. Man könnte sie mit dem Verkehr in einer Einbahnstraße vergleichen. Sie bewegt sich unerbittlich in einer Richtung, und kein Geschöpf kann bewirken, daß sie rückwärts läuft. Deshalb können wir die Vergangenheit nicht zurückbringen, denn wir können in der Zeit nie rückwärts gehen, um etwas, was in der Gegenwart geschieht, ungeschehen zu machen. Nein, die Zeit rückt vor, und wir leben stets in der Gegenwart, nicht in der Vergangenheit. Wir wissen, daß die nächste Minute oder das nächste Jahr bereits in der Zukunft liegt und daß wir stets von der Gegenwart in die Zukunft vorrücken, niemals aber rückwärts gehen können.
14 Ein weiteres Merkmal der Zeit ist die anscheinende Geschwindigkeit, mit der sie verfließt, das heißt die Geschwindigkeit, mit der sie von der Gegenwart in die Zukunft vorrückt. Diese Geschwindigkeit kann gemessen werden. Ja, Jehova wußte, daß sich der Mensch darauf verstehen müßte, die Zeit zu messen, ganz besonders deshalb, weil der Faktor Zeit in seinem Vorhaben eine Rolle spielt. Er verlieh daher dem Menschen die Fähigkeit, die Zeit zu messen, eine Fähigkeit, die die niedrigere animalische Schöpfung nicht hat. Jehova beschaffte auch die Mittel die es dem Menschen ermöglichen, die Zeit genau zu messen. In 1. Mose 1:14 (NW) heißt es: „Und Gott sprach weiter: ‚Es sollen Lichter in der Ausdehnung der Himmel werden, um eine Scheidung zwischen dem Tag und der Nacht herbeizuführen; und sie sollen als Zeichen dienen und für Jahreszeiten und Tage und Jahre.‘“ Auf diese Weise machte es Jehova dem Menschen möglich, die Zeit zu messen, denn mit jedem Umlauf der Erde um die Sonne vergeht ein Sonnenjahr. In dieser Zeit erleben wir den Zyklus der Jahreszeiten. Jedesmal, wenn sich die Erde einmal um ihre eigene Achse gedreht hat, ist ein Tag vergangen.
15 In 5. Mose 5:13, 14 werden wir durch die Bibel mit einem weiteren Zeitmaß bekannt gemacht: „Sechs Tage sollst du arbeiten und all dein Werk tun; aber der siebente Tag ist Sabbath dem Jehova, deinem Gott.“ Dadurch wurde der wöchentliche Zyklus von sieben Tagen festgelegt, der heute noch gebräuchlich ist. Diese Einteilung geht aber noch weiter zurück, denn schon von Noah heißt es, er habe die Zeit in Zyklen von sieben Tagen und in Monate von dreißig Tagen eingeteilt. — 1. Mose 7:4, 11, 24; 8:4.
16 Um zu verstehen, was in der Bibel mit der als Tag bezeichneten Zeiteinteilung gemeint ist, muß jeweils der Begleittext in Betracht gezogen werden, weil das in der Heiligen Schrift verwendete Wort Tag (hebräisch: yom, griechisch: hēme’ra) verschiedene Bedeutungen hat. Eine Anwendung dieses Wortes finden wir in 1. Mose 1:5, wo es heißt: „Und Gott nannte das Licht Tag.“ In diesem Fall ist mit Tag die Zeit des Tageslichts von etwa zwölf Stunden gemeint. In Johannes 20:19 finden wir eine zweite Anwendung des Wortes, nämlich einen Tag im Sinne eines Zeitabschnitts von vierundzwanzig Stunden: „Als es nun an jenem Tag, dem ersten der Woche, spät geworden war ...“ Eine dritte Bedeutung finden wir da, wo das Wort Tag auf einen Zeitabschnitt angewandt wird, der mit einer besonders hervorragenden Person verbunden ist. In Jesaja 1:1 heißt es zum Beispiel: „Das Gesicht Jesajas, des Sohnes Amoz’, welches er über Juda und Jerusalem geschaut hat in den Tagen Ussijas, Jothams, Ahas’, Jehiskias, der Könige von Juda.“
17 Das Wort Tag kann sich auch auf einen längeren Zeitabschnitt beziehen. In 2. Petrus 3:8 lesen wir: „E i n Tag [ist] bei Jehova wie tausend Jahre ... und tausend Jahre wie e i n Tag.“ Es kann sich sogar auf einen noch längeren Zeitabschnitt beziehen, denn in 2. Mose 20:11 heißt es: „Denn in sechs Tagen hat Jehova den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebenten Tage.“ Damit sind die Schöpfungsperioden gemeint, von denen jede, gemessen an der siebenten, offenbar siebentausend Jahre gedauert hat. Das Wort Tag bezieht sich in der Bibel sogar auf einen noch längeren Zeitabschnitt, nämlich auf alle Schöpfungstage zusammen. In 1. Mose 2:4 heißt es: „Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, da Jehova Gott Erde und Himmel machte.“ In diesem Sinne gebraucht, bezieht sich dieses Wort offenbar auf einen viel längeren Zeitabschnitt als nur einen Schöpfungstag.
DIE BERECHNUNG VON ZEITABSCHNITTEN
18 Nachdem der Mensch die Zeit in Zeitabschnitte einzuteilen gelernt hatte, erkannte er die Notwendigkeit, sie für längere Epochen zu berechnen. Man führte deshalb Kalender ein. Ein solcher Kalender ist der jüdische Kalender, ein anderer der Julianische, der im Jahre 46 v. u. Z. von Julius Cäsar eingeführt wurde. Ein weiterer ist der Gregorianische Kalender, der im Jahre 1582 u. Z. von Papst Gregor XIII. eingeführt wurde. Er ist genauer als der Julianische und wird heute in den meisten Ländern benutzt.
19 Bei der Berechnung langer Zeitabschnitte sind bestimmte Daten, sogenannte „absolute Daten“, sehr wertvoll. Es handelt sich dabei um Daten, die durch die Weltgeschichte als zuverlässig bestätigt worden sind, Daten von Ereignissen, über die auch die Bibel berichtet. Von einem dieser besonderen Daten ausgehend, können wir anhand der zuverlässigen Zeitrechnung der Bibel ermitteln, wann sich viele andere biblische Ereignisse abgespielt haben.
20 Für die Berechnung von Daten, die in den Hebräischen Schriften eine Rolle spielen, ist der 5./6. Oktober des Jahres 539 v. u. Z. als absolutes Datum ausschlaggebend. In diesem Jahr wurde Babylon von den Medern und Persern gestürzt. Dieses weltgeschichtliche Ereignis ist seit der Auffindung eines Berichts des Königs Nabonid, des Vaters und Mitregenten König Belsazars, bestätigt. Aus diesem bemerkenswerten Tontafeldokument geht hervor, daß Babylon am 5./6. Oktober (nach dem Gregorianischen Kalender) des Jahres 539 v. u. Z. eingenommen wurde. Von diesem Datum ausgehend, können alle anderen Daten in den Hebräischen Schriften berechnet werden.
21 Zu den wichtigsten Berechnungen langer Zeitabschnitte gehören die bereits erwähnten „bestimmten Zeiten der Nationen“. Nach der Prophezeiung Hesekiels (Hes. 21:30-32) begann dieser Zeitabschnitt, als das Vorbild-Königreich Gottes in Jerusalem durch Babylon gestürzt wurde. Wann geschah dies? Nun, weltliche Geschichtsschreiber stimmen darin überein, daß Babylon im Jahre 539 v. u. Z., zu Beginn unseres jetzigen Monats Oktober, eingenommen wurde. Zwei Jahre später, im Jahre 537 v. u. Z., durften die Juden nach Jerusalem zurückkehren, und damit endete die siebzigjährige Verödung Jerusalems. Wenn wir vom Jahre 537 v. u. Z. siebzig Jahre zurückrechnen, kommen wir auf das Jahr 607 v. u. Z. Demnach wurde Jerusalem Anfang Oktober 607 v. u. Z. verödet zurückgelassen. Damals begannen die „bestimmten Zeiten der Nationen“. Sie endeten mit der Aufrichtung des himmlischen Königreiches Gottes und dem Beginn der „letzten Tage“. Wie viele Erforscher der Bibel bereits wissen, geht aus Daniel 4:16, 17, 31, 32 und Offenbarung 11:2, 3 sowie aus Hesekiel 4:6 hervor, daß dieser Zeitabschnitt 2 520 Jahre dauerte. Doch wie wird dieser Zeitabschnitt berechnet? Wenn wir zu 607 Jahren lediglich 1 914 Jahre hinzuzählen, kommen wir auf 2 521 Jahre, nicht auf 2 520 Jahre.
22 Eine Möglichkeit, dies richtig zu berechnen, ist folgende: Rechnen wir dem 1. Oktober 607 v. u. Z. drei Monate hinzu, so kommen wir zum Ende dieses Jahres und damit zum 1. Januar 606 v. u. Z. (da die Jahreszahlen der Zeit vor unserer Zeitrechnung kleiner werden, je näher wir an die Zeit Christi herankommen). Zählen wir 606 volle Jahre hinzu, so kommen wir zum Ende des Jahres 1 v. u. Z., und das ergibt zusammen 606 Jahre und drei Monate.
23 Was kommt nun? Was kommt nach dem Jahre 1 v. u. Z.? Das Jahr null? Nein, denn die alten Völker, auch die Griechen und Römer, kannten keine Null. Hast du, falls du in der Schule die römischen Zahlen lerntest, eine Ziffer für null kennengelernt? Nein, weil die Römer keine hatten. Die Null wurde etwa 150 Jahre nach dem Beginn unserer Zeitrechnung von den Indern erfunden und einige Jahrhunderte später von den Arabern in Europa eingeführt. Folglich war das Jahr nach dem Jahre 1 v. u. Z. nicht das Jahr null, sondern das Jahr 1 u. Z., das erste Jahr unserer Zeitrechnung. Vom Beginn dieses Jahres bis zum Ende des Jahres 1913 u. Z. vergingen 1 913 volle Jahre. Vom 1. Januar bis zum 1. Oktober 1914 vergingen weitere neun Monate. Rechnen wir die 1 913 Jahre und neun Monate zu den 606 Jahren und drei Monaten vor unserer Zeitrechnung hinzu, so ergibt dies den Zeitabschnitt von 2 520 Jahren, der vom 1. Oktober 607 v. u. Z. bis zum 1. Oktober 1914 u. Z. dauerte. Das sind die „Zeiten der Nationen“, von denen Jesus sprach. Daß diese Berechnung richtig ist, bestätigen die vielen sichtbaren Ereignisse, die Jesus vorhersagte und die seit 1914 eingetreten sind. Obwohl diese Berechnung etwas schwierig sein mag, ist es wichtig, daß Christen sie kennen, weil sie ihnen ermitteln hilft, wann Gottes Königreich im Himmel aufgerichtet wurde und wann für das gegenwärtige böse System der Dinge die „Zeit des Endes“ begann.
24 Für die Berechnung der Daten der verschiedenen Ereignisse, die mit dem irdischen Dienst Jesu verbunden sind, ist der 19. August des Jahres 14 u. Z. als absolutes Datum besonders wichtig. An diesem Tag starb Kaiser Augustus, und Tiberius Cäsar folgte ihm als römischer Kaiser auf den Thron. Beachten wir nun, was in Lukas, Kapitel 3, gesagt wird: „Im fünfzehnten Jahr der Regierung des Tiberius Cäsar ... erging Gottes Ausspruch an Johannes, den Sohn Sacharjas, in der Wildnis. Da kam er in die ganze Umgegend des Jordans und predigte die Taufe als Symbol der Reue zur Vergebung der Sünden.“ Das fünfzehnte Jahr des Tiberius Cäsar endete in der zweiten Augusthälfte des Jahres 29 u. Z. Johannes, der sechs Monate älter war als Jesus, begann seine Predigttätigkeit im Frühling jenes Jahres. Sechs Monate später oder im Herbst 29 u. Z. wurde Jesus getauft, und danach nahm er seinen Dienst auf.
25 Für Christen besonders wichtig ist die Tatsache, daß die Bibel die einzige Urkunde ist, in der alle Zeitabschnitte bis zur Erschaffung des Menschen und sogar darüber hinaus genau angegeben sind. Wir finden diese Angaben in keinem anderen Dokument. Darum können sich Christen auf die biblischen Prophezeiungen, in denen bestimmte Zeitangaben gemacht werden, völlig verlassen. Jehova hält seine Zeit genau ein. Er hat für alles, was er sich vornimmt, eine bestimmte Zeit. Wenn er ein neues System der Dinge verheißt, können wir uns freuen, weil sich diese Verheißung unfehlbar zu der von ihm bestimmten Zeit erfüllen wird. Darum brauchen die Anbeter des wahren Gottes heute nicht besorgt zu sein wie die Weltmenschen, weil sie wissen, daß Jehova, ihr Gott, sie auf Pfaden der Gerechtigkeit leitet und daß er ihnen im voraus sagt, was sie zu erwarten haben und wann sie es zu erwarten haben. In Amos 3:7 heißt es: „Der Herr, Jehova, tut nichts, es sei denn, daß er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart habe.“
[Studienfragen]
1. Warum ist es uns im täglichen Leben eine Hilfe zu verstehen, was „Zeit“ bedeutet?
2. Wieso ist es ermutigend, in Verbindung mit Jehovas Vorhaben zu verstehen, was „Zeit“ bedeutet?
3. Welche beachtenswerten Merkmale waren mit dem Zeitabschnitt der Verödung von Juda und Jerusalem verbunden?
4, 5. Wieso wurden die Juden dadurch, daß sie diesen Zeitabschnitt kannten, ermutigt?
6, 7. Wieso war es den Anbetern des wahren Gottes eine Hilfe zu wissen, was mit den „bestimmten Zeiten der Nationen“ gemeint ist?
8. In welcher anderen Hinsicht ist es ebenfalls wertvoll, die Bedeutung der Zeit zu verstehen?
9. Inwiefern handelten die Israeliten verkehrt, als es an der Zeit gewesen wäre, in das Verheißene Land einzuziehen?
10. Warum wurden die Gebete des Königs Saul nicht erhört?
11. Was müssen Jehovas wahre Anbeter tun, um ihm zu gefallen?
12. (a) Was können wir unter anderem über die Zeit wissen? (b) Was können wir nicht wissen?
13. In welcher Richtung verfließt die Zeit?
14, 15. Wodurch ermöglichte Jehova die Zeitmessung?
16. Welche drei Anwendungsmöglichkeiten des Wortes Tag finden wir in der Bibel?
17. Welche weitere Anwendungsmöglichkeit des Wortes Tag finden wir in der Bibel?
18, 19. Was hilft uns die Zeit berechnen?
20. Wie werden Daten, die in den Hebräischen Schriften eine Rolle spielen, berechnet?
21. (a) Wieso wissen wir, daß Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. eingenommen wurde? (b) Welche Frage erhebt sich in Verbindung mit den „bestimmten Zeiten der Nationen“?
22. Wieviel Zeit verging vom Oktober 607 v. u. Z. bis zum Ende des Jahres 1 v. u. Z.?
23. Wieviel Zeit verging vom Beginn unserer Zeitrechnung bis zum Oktober 1914? Wie viele Jahre ergibt dies insgesamt?
24. Wie werden die mit dem Dienste Jesu verbundenen Daten berechnet?
25. Wieso können wir uns auf die Zeitangaben in Gottes Wort verlassen?