Das Königreich ist herbeigekommen — Wann?
GOTTES Königreich ist schon immer für Christen von äußerster Wichtigkeit gewesen. Auch die vorchristlichen Diener Gottes sehnten sich nach dem Königreich. Das Königreich ist tatsächlich das Thema der vollständigen Bibel, denn durch Gottes Königreich wird der Name Jehovas geheiligt; auch führt es Frieden und Segnungen für die Menschheit herbei. Jesus sprach oft über das Königreich; er lenkte die Aufmerksamkeit darauf und legte viele Gleichnisse dar, die das Königreich betrafen. In den vier Evangelien kommt der Ausdruck „Königreich“ mehr als hundertundzehnmal vor. Das Kommen des Königreiches ist deshalb von außerordentlicher Wichtigkeit. Daher tauchen folgende wichtige Fragen auf: Wann ist das Königreich der Himmel herbeigekommen? Was sollte die Botschaft „Das Königreich ist herbeigekommen“ für uns bedeuten?
Eine Menge Juden hörte im Jahre 29 u. Z. in der Nähe des Jordan diese Ankündigung zum erstenmal. Viele waren dorthin gekommen, um den kraftvollen Prediger dieser Botschaft zu hören. Es war Johannes, der Sohn des Priesters Sacharja, der in Erfüllung der Prophezeiung von Jesaja 40:3 auftrat: „Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnet den Weg Jehovas; ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!“ Das Thema der Botschaft des Johannes lautete: „Bereut, denn das Königreich der Himmel ist herbeigekommen.“ — Matth. 3:2, King-James-Bibel; Luk. 1:5, 13.
WORAUF DIE ANKÜNDIGUNG IM ERSTEN JAHRHUNDERT HINWIES
War diese Ankündigung auf den Predigtdienst des Johannes und seiner Jünger begrenzt? Nein, denn ungefähr sechs Monate nachdem Johannes zu predigen begann, trat eines Tages ein zum König Ausersehener an Johannes heran mit der Bitte, von ihm getauft zu werden. Der Engel Gabriel hatte vor dessen Geburt folgendes gesagt: „Dieser wird groß sein und wird Sohn des Höchsten genannt werden; und Jehova Gott wird ihm den Thron Davids, seines Vaters, geben, und er wird für immer als König über das Haus Jakobs herrschen, und sein Königreich wird kein Ende haben.“ (Luk. 1:32, 33) Als Johannes ihn taufte, ereignete sich etwas Erstaunliches. Der Bericht lautet: „Der heilige Geist kam in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn herab, und eine Stimme kam aus dem Himmel: ‚Du bist mein Sohn, der geliebte; an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.‘“ (Luk. 3:22) Irdische Priester von Fleisch und Blut hatten die ihm vorausgehenden Könige aus der Linie Davids mit einem besonders zubereiteten Öl gesalbt, aber diesen, der den irdischen Namen Jesus trug, salbte Jehova selbst von den Himmeln aus. (Hebr. 1:9) Dieser König wurde mit etwas gesalbt, das ihm bei weitem mehr Macht und Autorität verlieh — mit Gottes heiligem Geist. Dadurch wurde Jesus der lang ersehnte Messias oder Christus, der von Gott Gesalbte. Er wurde der ernannte König des Königreiches Gottes. Er war der von Jehova bestimmte König, der unter ihnen weilte. Er war als König da, das Königreich der Himmel war in ihrer Mitte! Der Sohn Gottes hatte als der von Jehova auserwählte König und Repräsentant in seiner königlichen Macht den vollständigen Anspruch auf den Titel Immanuel, was „Mit uns ist Gott“ bedeutet. Die Menschen konnten sich tatsächlich mit dem von Gott auserwählten König unterhalten und die Grundsätze und Anforderungen der königlichen Regierung kennenlernen und verstehen.
JEHOVAS OBERSTER ZEUGE
Jesus war gesalbt worden, um nicht nur König zu sein, sondern auch, um zu predigen. Da der Hauptzweck des Königreiches darin besteht, den Namen Jehovas zu heiligen, muß sein König ein Zeuge Jehovas sein. Als ausersehener König mußte sich Jesus der Prüfung seiner Lauterkeit unterziehen, damit er sich der himmlischen Königswürde als befähigt erweise. Jesus war als Nachkomme des Volkes Israel oder Jakob geboren worden, über das der Prophet Jesaja gesagt hatte: „So spricht Jehova, der dich geschaffen, Jakob, und der dich gebildet hat, Israel: ... Ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und mein Knecht, den ich erwählt habe ... ihr seid meine Zeugen, spricht Jehova, und ich bin Gott.“ (Jes. 43:1, 10-12) Jesus wußte, daß er unter der Verpflichtung geboren worden war, ein Zeuge Jehovas zu sein, und auch, daß er mit Jehovas Geist gesalbt worden war, um das Jahr der Annehmung Jehovas und den Tag der Rache unseres Gottes auszurufen. — Jes. 61:1, 2; Luk. 4:19.
Jesus erwies sich als der größte Zeuge Jehovas, und ganz besonders er war befähigt, König zu sein. Vor Pontius Pilatus legte er folgende vortreffliche öffentliche Erklärung ab: „Dazu bin ich geboren worden und dazu bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ (Joh. 18:37; 1. Tim. 6:13) Der Apostel Johannes, der in der Nähe Jesu stand, als dieser am Marterpfahl starb, schreibt von ihm: „Jesus Christus, der ,der Treue Zeuge’ ist, ,Der Erstgeborene von den Toten’, und ,Der Herrscher über die Könige der Erde’.“ In jeder Hinsicht gab er seinen Nachfolgern, den Zeugen Jehovas unserer Tage, ein Beispiel. — Offb. 1:5; 3:14.
Nachdem Jesus in der Wildnis einer gründlichen Prüfung unterzogen worden war, kehrte er nach Kapernaum zurück und begann seinen Predigtdienst mit den gleichen Worten, mit denen Johannes seinen Predigtdienst begonnen hatte. Er sagte: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ (Oder: „... ist herbeigekommen“, King-James-Bibel; Matth. 4:17) Für den treuen Lauf als Zeuge Jehovas selbst bis in den Tod hatte Jehova Jesus Christus eine Belohnung versprochen. Er sollte als Belohnung eine Braut erhalten, nicht eine irdische Frau, sondern eine geistige Braut, eine Gruppe auserwählter Nachfolger, die, wie er, als treue Zeugen Jehovas eines Opfertodes sterben würden. (Joh. 3:29; Röm. 6:3) Von allen jenen, die zu ihm kamen und ihm nachfolgten, um voraussichtliche Glieder der Brautklasse zu sein, suchte Jesus zwölf zu seinen Aposteln aus. Diese schulte er gründlich und sandte sie aus, folgendes zu predigen: „Das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ (Matth. 10:1-7; Mark. 3:14-19; Luk. 6:13-16) In Verbindung mit seinem Zeugnisgeben für Jehovas Namen verrichtete Jesus auch das Königreichswerk, die Arbeit für die Ausdehnung des Königreiches, denn er lehrte und schulte jene, die mit ihm in seinem Königreich vereint sein würden. Seine zwölf Apostel entsprechen den zwölf Söhnen des Patriarchen Jakob, von dem die zwölf Stämme Israels abstammten. (1. Mose 49:28) In gleicher Weise sollte die neue christliche Versammlung, bekannt als das geistige Israel, die schließlich die Königreichsorganisation sein würde, auf den zwölf Aposteln des Lammes als deren Grundsteine aufgebaut werden, jedoch alle zwölf apostolischen Grundsteine waren auf dem Haupteckstein, Jesus Christus, dem Messias aufgebaut. — Eph. 2:20; Offb. 21:2, 9, 10, 14.
ZIONS KÖNIG STELLT SICH VOR
Abgesehen davon, daß Jesus ein Zeuge für das Königreich sein sollte, mußte er den Bewohnern Zions offiziell als König vorgestellt werden. Die Prophezeiung in Sacharja 9:9 mußte erfüllt werden, die da lautet: „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen: gerecht und ein Retter ist er, demütig, und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Füllen, einem Jungen der Eselin.“ Jesus diente dreieinhalb Jahre als Jehovas oberster Zeuge auf der Erde, und da das Ende seines Dienstes kam, nahte auch die Mitte der siebzigsten Jahrwoche, so wie es in Daniel 9:26, 27 vorhergesagt wurde. In dieser Prophezeiung war vorausgesagt worden, daß er als menschliches Opfer Gott dargebracht würde, wodurch veranlaßt würde, daß die Tieropfer und andere Opfergaben, die im Tempel zu Jerusalem dargebracht wurden, aufhörten, von wahrem Wert zu sein. Jesus würde, so wie Johannes es bezeichnete, „das Lamm Gottes [werden], das die Sünde der Welt wegnimmt“, ein Opfer, das nicht auf dem Opferaltar in Jerusalem, sondern auf der großen „Altarvorkehrung“ Gottes geopfert werden sollte. — Hebr. 13:10; 1. Petr. 1:19.
Die Mitte der in Daniels Prophezeiung erwähnten siebzigsten Jahrwoche war zur Zeit des Passahs im Jahre 33 u. Z. herbeigekommen. Als treuer Jude mußte Jesus den Passahfeierlichkeiten in Jerusalem beiwohnen. Jesus war schon oft in Jerusalem gewesen. Als er vierzig Tage alt war, wurde er in der Zeit der zeremoniellen Reinigung seiner Mutter Maria in den Tempel gebracht, um dem Gesetz zu entsprechen. (Luk. 2:21-38; 3. Mose 12:1-4) Danach hatte Jesus oftmals Jerusalem besucht. Ein bemerkenswerter Besuch fand im Jahre 32 u. Z. zur Feier des Laubhüttenfestes statt, zu der er nicht öffentlich, sondern wie im verborgenen hinaufzog, weil ihn schon damals die Juden zu töten suchten, obwohl die Zeit für seinen Tod noch nicht herbeigekommen war. (Joh. 7:1-13) Diese Zeit konnte nicht eher dasein, bis er sich als König angeboten hatte. Dieses Passah, der 14. Nisan des Jahres 33 u. Z., war der Zeitpunkt, an dem er sich als Opfer darbringen sollte.
Tausend Jahre vorher, als sich König Salomo den Bewohnern Zions als König vorstellte, ritt dieser auf einer Eselin seines Vaters, des Königs David, und die Volksmengen hießen ihn mit großer Freude willkommen. Der Apostel Matthäus und sein Mitapostel Johannes beschreiben, wie Jesus Christus, der größere Salomo, sich als Zions König vorstellte, folgendermaßen:
„Als sie sich nun Jerusalem näherten und nach Bethphage auf den Ölberg gekommen waren, sandte Jesus zwei Jünger aus und sprach zu ihnen: ‚Geht hin in das Dorf, das ihr vor euch seht, und ihr werdet sogleich eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und bringt sie zu mir. Und wenn jemand etwas zu euch sagt, sollt ihr sagen: „Der Herr benötigt sie.“ Darauf wird er sie sogleich senden.‘ Dies geschah in Wirklichkeit, damit erfüllt werde, was durch den Propheten geredet wurde, welcher sprach: ‚Sagt der Tochter Zions: „Siehe, dein König kommt zu dir, mildgesinnt und auf einem Esel reitend, ja, auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttieres.“‘ Da machten sich die Jünger auf den Weg und taten so, wie ihnen Jesus aufgetragen hatte. Und sie brachten die Eselin und ihr Füllen, und sie legten ihre äußeren Kleider auf sie, und er setzte sich auf sie.
Die meisten Leute von der Volksmenge breiteten ihre äußeren Kleider auf den Weg aus, während andere begannen, Zweige von den Bäumen abzuhauen und sie auf den Weg auszubreiten. Die Volksmengen aber, jene, die ihm vorausgingen, und jene, die nachfolgten, schrien fortgesetzt: ‚Rette, bitte, den Sohn Davids! Gesegnet sei, der im Namen Jehovas kommt! Rette ihn, bitte, in den Höhen droben!‘ Als er nun in Jerusalem einzog, geriet die ganze Stadt in Bewegung und sagte: ‚Wer ist das?‘ Die Volksmengen sagten fortgesetzt: ‚Dieser ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa!‘“ — Matth. 21:1-11.
„Als am nächsten Tag die große Volksmenge, die zum Fest gekommen war, hörte, daß Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie die Zweige von Palmen und zogen hinaus, ihm entgegen. Und sie begannen zu schreien: ‚Rette, bitte! Gesegnet sei, der im Namen Jehovas kommt, ja, der König von Israel!‘ Als Jesus aber einen jungen Esel gefunden hatte, setzte er sich darauf, so wie geschrieben steht: ‚Fürchte dich nicht, Tochter Zion. Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfüllen.‘ Diese Dinge beachteten seine Jünger zunächst nicht, als Jesus aber verherrlicht wurde, erinnerten sie sich an das, was über ihn geschrieben stand, und daß man ihm diese Dinge getan hatte.“ — Joh. 12:12-16.
Der Bericht in Markus 11:11 fügt hinzu: „Und er zog in Jerusalem ein, in den Tempel; und er schaute sich ringsum alle Dinge an, und da es schon zu später Stunde war, ging er mit den Zwölfen hinaus nach Bethanien.“ Hier hatten die Bewohner Zions den offiziellen Hinweis darauf, daß das Königreich herbeigekommen sei, aber sie weigerten sich, den König anzuerkennen, und lehnten ihn wegen des Einflusses ihrer religiösen Führer ab, die babylonisch eingestellt und somit gegen Gottes Königreich waren. Darüber lesen wir in Matthäus 21:15, 16: „Als die Oberpriester und die Schriftgelehrten die wunderbaren Dinge sahen, die er tat, und die Knaben, die im Tempel schrien und sprachen: ‚Rette, bitte, den Sohn Davids!‘ [der deshalb der Erbe des Thrones Davids war], wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: ‚Hörst du, was diese sagen?‘ Jesus sprach zu ihnen: ‚Ja. Habt ihr niemals dies gelesen: „Aus dem Mund von Unmündigen und Säuglingen hast du Lobpreis bereitet“?‘“ (Ps. 8:2) Die religiösen Führer jedoch hatten sich bereits entschlossen, Jesus zu töten, aus Furcht vor den Römern, wie sie es sagten, denn sie „werden kommen und sowohl unsere Stätte als auch unsere Nation wegnehmen“. — Joh. 11:47-57.
DIE BEWOHNER DES IRDISCHEN ZION VERSCHMÄHEN IHREN KÖNIG
Hier war Zions König, der auf dem „Thron Jehovas“ sitzen sollte, in ihrer Mitte. Das Königreich der Himmel war wirklich nahe herbeigekommen, aber die Menschen würden den König unter dem Einfluß ihrer Führer nicht anerkennen. Am nächsten Tag kehrte er nach Jerusalem zurück. „Dort ging er in den Tempel hinein und fing an, jene, die im Tempel verkauften und kauften, hinauszutreiben, und er stieß die Tische der Geldwechsler und die Bänke der Taubenverkäufer um; und er ließ nicht zu, daß jemand ein Gerät durch den Tempel trug, sondern er lehrte fortwährend und sagte: ‚Steht nicht geschrieben: „Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Nationen genannt werden“? Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht.‘ Und die Oberpriester und die Schriftgelehrten hörten es, und sie suchten, wie sie ihn vernichten könnten; denn sie fürchteten ihn, da die ganze Volksmenge über sein Lehren beständig außer sich war vor Staunen.“ (Mark. 11:15-18) Auf diese Weise reinigte er, erfüllt mit Macht und Autorität, den Tempel von religiöser Geschäftemacherei, die dort praktiziert wurde. Wenn er damals schon so vorging, was würde es erst bei der Wiederkunft in Königreichsmacht für die Geschäftemacher babylonischer Religion unserer Tage bedeuten!
In der Passahnacht führte Judas Iskariot die Feinde Jesu an und verriet ihn im Garten Gethsemane. In einer Nachtsitzung verurteilte dann der jüdische Sanhedrin oder das oberste Gericht in Jerusalem Jesus zum Tode. Weil die Juden selbst die Todesstrafe zufolge der römischen Herrschaft nicht rechtskräftig verhängen konnten, ließ der Sanhedrin Jesus am darauffolgenden Morgen vor Pontius Pilatus, den römischen Statthalter, bringen. — Matth. 26:47 bis 27:14.
Als Pilatus Jesus verhörte, fand er keinen Grund für die Todesstrafe und versuchte ihn freizulassen, da es zur Zeit des Passahs üblich war, einen zum Tode Verurteilten freizulassen. Beharrlich schrien die jüdischen religiösen Führer um Freilassung, aber nicht um die Freilassung Jesu, sondern um die des Raubmörders Barabbas. (Apg. 3:13-15; 13:28) Sie verlangten, daß Jesus an einen Marterpfahl gehängt werde, und im Gegensatz zu Pilatus, der von unschuldigem Blut frei sein wollte, schrien sie: „Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder.“ (Matth. 27:15-26) Sie klagten Jesus des Aufruhrs gegen den römischen Herrscher Tiberius Cäsar an. In einem letzten Versuch, Jesus zu schützen, und weil er dachte, er könne dadurch an ihr Nationalbewußtsein appellieren, gebrauchte Pilatus Aussprüche wie „Seht! Euer König!“ und „Soll ich euren König an den Pfahl bringen?“ „Die Oberpriester antworteten: ‚Wir haben keinen König außer dem Cäsar.‘“ — Joh. 19:14, 15.
Gewiß waren die religiösen Führer der Juden zu tadeln, weil sie eine solche Handlungsweise eingeschlagen hatten. Zunächst lehnten sie es absichtlich ab, den von Jehova gesandten König anzuerkennen und dem jüdischen Volk erkennen zu helfen, daß ihr König bereits tatsächlich herbeigekommen war. Obwohl sie beanspruchten, Priester Gottes zu sein, lehnten sie sich gegen Gott auf und entwürdigten ihr priesterliches Amt, indem sie den Pontifex maximus der heidnischen Religion der Römer als König anerkannten. Selbst beim Tode Jesu wollten sie nicht, daß er als König anerkannt werde, denn sie lehnten die Aufschrift des Schildes ab, auf dessen Befestigung über dem Haupt Jesu am Marterpfahl der Statthalter Pilatus beharrlich bestand. Es trug die Aufschrift: „Jesus der Nazarener, der König der Juden.“ — Joh. 19:12-22.
Obwohl die jüdischen Führer ihre belanglosen Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten, indem sie Pilatus veranlaßten, die Gedächtnisgruft zu versiegeln, und ihnen dadurch wohler zumute gewesen sein mochte, sich ihres formellen Passahfestes zu erfreuen, beseitigten sie den König von Israel nicht, denn am dritten Tag, dem 16. Nisan, an dem man Jehova in seinem Tempel die Erstlingsfrüchte der Gerstenernte darbrachte, brachte Gott selbst eine größere Erstlingsfrucht hervor, indem er seinen Sohn Jesus Christus von den Toten auferweckte.
Diese Oberpriester und andere religiöse Führer übersahen die Tatsache, daß König David selbst in Psalm 16:10 geschrieben hatte: „Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, daß dein Frommer die Verwesung sehe.“ Am 16. Tage des Monats Nisan wurde Jesus auferweckt, aber nicht mehr in einem Körper aus Fleisch, den Menschen verletzen und töten können. Als Jesus im Fleische unter den Juden weilte, bedeutete seine Gegenwart, daß das Königreich der Himmel für die Bewohner Zions nahe herbeigekommen war; während dieser Zeit bewies Jesus seinen Glauben und seine guten Eigenschaften, weshalb er wert war, zu einem unsterblichen verherrlichten Geistwesen auferweckt zu werden. Aus diesem Grunde konnten die Wächter, die Pilatus auf Verlangen der Hohenpriester und Pharisäer an der Gruft aufstellte, den auferstandenen Jesus nicht sehen, weil sie eine Geistperson nicht sehen konnten. Sie erblickten allerdings den materialisierten Engel, der die versiegelte Gruft aufbrach. Der Apostel Petrus schrieb später darüber: „Christus ist ein für allemal hinsichtlich Sünden gestorben, ein Gerechter für Ungerechte, damit er euch zu Gott führe, er, der im Fleische zu Tode gebracht, aber im Geiste lebendig gemacht wurde.“ — 1. Petr. 3:18; Matth. 27:57 bis 28:4, 11-15.
DIE ZEIT, IN DER DIE BOTSCHAFT, DAS KÖNIGREICH IST HERBEIGEKOMMEN, NICHT GEPREDIGT WURDE
Jesus bewies seinen treuen Nachfolgern bei zahlreichen Gelegenheiten, daß er auferstanden war, indem er einen menschlichen Körper annahm. Dann fuhr er in den Himmel auf, um zur Rechten seines Vaters zu sitzen, der Zeit entgegensehend und darauf wartend, seine Macht als himmlischer König anzutreten. (Ps. 110:1, 2; Hebr. 10:12, 13) Am Pfingstfest, dem fünfzigsten Tag nach Jesu Auferstehung, erhob sich der Apostel Petrus, zitierte Psalm 16:10 und sagte dann: „[David hat] vorausschauend, von der Auferstehung des Christus geredet, daß er weder im Hades [die griechische Übersetzung des hebräischen Wortes Scheol] verlassen werde, noch daß sein Fleisch die Verwesung sehe. Diesen Jesus hat Gott auferstehen lassen, von welcher Tatsache wir alle Zeugen sind.“ — Apg. 2:29-33.
Nach Jesu Himmelfahrt konnte nicht mehr gesagt werden, der König sei gegenwärtig und das Königreich der Himmel sei herbeigekommen. Jesus herrschte damals noch nicht als König, ausgenommen über jene, die Glieder der Christenversammlung waren. Aus diesem Grunde verkündigten die Jünger Jesu nach seinem Tode nicht „Das Königreich der Himmel ist herbeigekommen“. Jesus hatte ihnen erzählt, daß er weggehen und mit Königreichsmacht in Herrlichkeit wiederkommen würde, und er gab den Jüngern diesbezüglich Gleichnisse, als er auf der Erde war. (Joh. 14:3; Matth. 25:31; Luk. 19:11-27) Der König würde nicht wieder im irdischen Zion mit einem fleischlichen Körper erscheinen. Das Königreich war jetzt etwas Zukünftiges. Zur rechten Zeit sollte es vom Himmel aus, vom himmlischen Zion in die Angelegenheiten der gesamten Erde eingreifen. Es gab jetzt keinen König auf dem „Thron Jehovas“, und es würde so lange keinen König geben, bis die sieben „Zeiten der Nationen“ abgelaufen wären, was 1914 u. Z. eintreten sollte. (Dan. 4:25; Ps. 2:6, 8; 110:2; Offb. 12:5, 10) Als der Apostel Paulus die Christen von Korinth tadelte, erklärte er ganz bestimmt, daß das Königreich keine Herrschaft ausübte und daß die Nachfolger Jesu nicht von sich meinen könnten, sie seien Könige, obwohl sie Anwärter auf das himmlische Königreich seien und schließlich als Könige herrschen sollten. Er sagte: „Seid ihr etwa schon gesättigt? Seid ihr etwa schon reich? Habt ihr etwa ohne uns als Könige zu herrschen begonnen? Und ich wünsche in der Tat, ihr hättet als Könige zu herrschen begonnen, damit auch wir mit euch als Könige herrschen könnten.“ — 1. Kor. 4:8; 2:2.
DAS KÖNIGREICH IST HERBEIGEKOMMEN — IN UNSEREN TAGEN
Alle Anzeichen in unseren Tagen lassen jedoch erkennen, daß der König seine Macht im Himmel ausübt und seine Herrschaft angetreten hat; deshalb hören wir wiederum auf der ganzen Erde die Botschaft: „Das Königreich der Himmel hat sich genaht.“ So wie es in den Tagen des irdischen Zion oder Jerusalem der Fall war, als Jesus predigte, das Königreich sei herbeigekommen, so ist auch in unseren Tagen die Botschaft „Das Königreich der Himmel ist herbeigekommen“ von der Ankündigung des Gerichts über die babylonischen religiösen Führer begleitet. Besonders werden jene entlarvt, die beanspruchen, an Gottes Königreich zu glauben, und es zu predigen vorgeben, die aber nicht unter seiner Herrschaft stehen wollen und die zu verhindern suchen, daß die gute Botschaft vom aufgerichteten Königreich die Menschen erreicht, und dadurch andere davon abhalten, das Königreich zu erkennen. — Jes. 61:2.
So wie Jesus, als er herbeigekommen war, viele Wunderheilungen wirkte und andere machtvolle Werke des Reinigens des Tempels und des Rettens von Menschen vollzog, so wird er während seiner Königreichsherrschaft in einem umfassenden und erdenweiten Sinn verfahren. Bevor diese Heilung stattfinden kann, müssen allerdings jene beseitigt werden, die dem Königreich widerstehen; als erstes Babylon die Große, das Weltreich der falschen Religion. Danach kann verkündigt werden: „Lobpreiset Jah, denn Jehova, unser Gott, der Allmächtige, hat als König zu herrschen begonnen.“ (Offb. 19:6) Ja, er wird in einem umfangreicheren Ausmaße herrschen, als es zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Fall ist, weil die wahre Anbetung dann keine religiösen Rivalen haben wird. Danach wird er in vollstem Ausmaß herrschen, wenn sogar die politischen Regierungen der Welt, die jetzt Gottes Königreich Widerstand leisten, vernichtet sein werden und die glorreiche Tausendjahrherrschaft Christi beginnt, unter dessen Herrschaft die 144 000, die er auserwählt hat, mit ihm regieren und in der Lage sein werden, die durch den abrahamischen Bund verheißenen Segnungen herbeizuführen. — 1. Mose 22:18; Gal. 3:29.