Der eine wahre Tempel für die Anbetung
„Und das Tempelheiligtum Gottes, das im Himmel ist, wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempelheiligtum gesehen.“ — Offb. 11:19.
1. Wie werden heute Meldungen über das Weltgeschehen verbreitet?
HEUTE ist die Flut von Nachrichten aus aller Welt so groß, daß der gewöhnliche Sterbliche damit gar nicht mehr Schritt halten kann. Ihre Vielfalt wirkt direkt verwirrend. Meldungen über das Weltgeschehen werden von allen Nachrichtenmedien verbreitet: von Zeitschriften, Zeitungen, durch Fernschreiber, Telefon, Rundfunk und Fernsehen.
2. Welche Nachricht, die unsere größte Aufmerksamkeit verdient, wird von diesen modernen Kommunikationsmitteln im allgemeinen außer acht gelassen?
2 Es gibt jedoch eine höchst wichtige Nachricht, die von diesen Kommunikationsmitteln im allgemeinen außer acht gelassen wird. Diese Nachricht verdient unsere größte Aufmerksamkeit. Sie hat ihren Platz in der Reihe von Ereignissen, die sich seit dem denkwürdigen Jahr 1914 u. Z. in unserem Zeitalter internationaler Kriege und ständiger Regierungswechsel vor der Menschheit abgespielt haben. Diese ungewöhnliche Nachricht war schon im voraus für das zwanzigste Jahrhundert der Menschheitsgeschichte vorgesehen. In einem im voraus geschriebenen inspirierten Geschichtsbericht, das heißt in einer göttlichen Prophezeiung, wurde sie für uns vor nahezu neunzehnhundert Jahren vorausgesagt und ausführlich aufgezeichnet. Wenn wir diesen prophetischen Bericht lesen, können wir den Zusammenhang zwischen dieser Nachricht und dem erkennen, was in den Angelegenheiten der Welt vor sich gegangen ist.
3. Wo finden wir diese Nachricht, und was besagt sie?
3 Diese Nachricht finden wir im letzten Buch der Bibel, das Offenbarung oder Apokalypse genannt wird, in Kapitel elf, Vers fünfzehn bis neunzehn. Dort heißt es: „Und der siebente Engel blies seine Trompete. Und es geschahen laute Stimmen im Himmel, die sprachen: ,Das Königreich der Welt ist das Königreich unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird als König regieren für immer und ewig.‘ Und die vierundzwanzig älteren Personen [oder Ältesten], die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen: ,Wir danken dir, Jehova Gott, du Allmächtiger, der ist und der war, weil du deine große Macht an dich genommen und als König zu regieren begonnen hast. Aber die Nationen wurden zornig, und dein eigener Zorn kam und die bestimmte Zeit für die Toten, gerichtet zu werden, und den Lohn zu geben deinen Sklaven, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und die zu verderben, die die Erde verderben.‘ Und das Tempelheiligtum Gottes, das im Himmel ist, wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempelheiligtum gesehen. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.“
4. (a) Was ist in Verbindung mit dieser Nachricht über das „Königreich der Welt“ zu sagen? (b) Was stellt die Gegenwart der „Lade seines Bundes“ im Tempelheiligtum dar?
4 Welcher Kommentar über diese prophetische Nachricht verdient es, heute geäußert zu werden? Folgender: Ungeachtet des Kampfes, der seit dem Jahre 1914 zwischen dem demokratischen Nationenblock und dem totalitären Nationenblock zur Beherrschung der Menschenwelt vor sich geht, hat der ewig lebende Gott, Jehova, der Allmächtige, in jenem Jahr seine große Macht an sich genommen und als König zu regieren begonnen. In jenem Jahr ist „das Königreich der Welt ... das Königreich unseres Herrn [Gottes] und seines Christus geworden“, das heißt das Reich Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Jehova Gott, der Allmächtige, ist als der gegenwärtige Inhaber des „Königreiches der Welt“ zu seinem Tempelheiligtum gekommen. Seine Gegenwart an dieser heiligen Stätte wurde durch die heilige Truhe, „die Lade seines Bundes“ genannt, versinnbildlicht. Die genaue Größe und Form dieser „Lade“ werden uns von dem christlichen Apostel Johannes, der sie sah, nicht beschrieben; aber sie stellte die Gegenwart Gottes, des Herrn, dar, den zu sehen und in menschlicher Sprache völlig zu beschreiben uns nicht möglich ist. Diese symbolische „Lade“ ist die Lade des „neuen Bundes“, den Gott mit Menschen schloß und der seit dem Jahre 33 u. Z. wirksam ist.
5. Was ist gemäß geschichtlichen Aufzeichnungen ein Tempel, und in welchem Tempel müssen alle Nationen Gott anbeten, um endloses Leben zu erlangen?
5 Geschichtliche Aufzeichnungen zeigen, daß ein Tempel ein Bau oder ein Ort ist, der dem Dienst und der Anbetung einer oder mehrerer Gottheiten geweiht ist. Die symbolische „Lade seines Bundes“ befindet sich im Tempelheiligtum Jehovas, des allmächtigen Gottes. Zu diesem göttlichen Tempel müssen alle Nationen noch kommen, um Gott vereint anzubeten, was allerdings voraussetzt, daß die Angehörigen der Nationen durch die verheißene Auferstehung der Gerechten und der Ungerechten aus den Toten zurückgebracht werden. (Offb. 11:18; Apg. 24:15) Das ist der einzige Weg, auf dem die Menschen aller Nationen endloses Leben auf unserer Erde erlangen können, die zur bestimmten Zeit in ein erdenweites Paradies verwandelt werden wird. Sie müssen alle den anerkennen, den anbeten und dem dienen, der „das Königreich der Welt“ innehat und als König in seinem Tempelheiligtum für immer und ewig regieren wird. — Offb. 11:15.
6, 7. Welche Frage erhebt sich, wenn man bedenkt, daß die Bewohner des Paradieses Gott in diesem Tempel anbeten sollen, und was sagte Salomo darüber, ob Gott in einem Tempelgebäude wohnt?
6 Da diese Anbetung auf einer paradiesischen Erde erfolgt, erhebt sich die Frage, ob dies bedeutet, daß die Menschen der Nationen nicht in den Himmel kommen. Wenn ja, wie können sie denn zu Gottes Tempel gelangen, da in Offenbarung 11:19 davon als von dem „Tempelheiligtum Gottes, das im Himmel ist“, gesprochen wird? Diese Frage ist angebracht. Nehmen wir aber etwa an, Gottes Tempelheiligtum sei ein Bau oder ein Gebäude in den unsichtbaren Himmeln und habe Mauern und einen Eingang? Wir wollen uns in Erinnerung rufen, was ein hervorragender Tempelerbauer des elften Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung sagte, als er den Tempel einweihte. Es war der weise König Salomo, der den ersten Tempel seiner Art auf dem Berg Moria in Jerusalem baute. Salomo sprach zu Gott:
7 „Wird Gott aber wahrhaftig auf der Erde wohnen? Siehe! Die Himmel, ja die Himmel der Himmel selbst, können dich nicht fassen, wieviel weniger dann dieses Haus, das ich gebaut habe!“ — 1. Kö. 8:27.
8. Wo befand sich die „Lade des Bundes“, was stellte sie dar, und was stellte somit das Allerheiligste des Tempels dar?
8 In dem Tempelheiligtum, das König Salomo gebaut hatte, wurde der innerste Raum das Allerheiligste genannt, und es war ein vollkommener Würfel, zwanzig Ellen lang, breit und hoch. Es war groß genug, so daß die irdische, buchstäbliche „Lade des Bundes Jehovas“ darin Platz hatte, die die zwei steinernen Tafeln enthielt, auf denen der Finger Gottes die Zehn Gebote geschrieben hatte. (1. Kö. 6:19, 20; 8:6-9; 2. Mose 34:1, 27, 28; 40:20) Aber dieser innerste Raum oder das Allerheiligste des Tempels war nicht so groß, daß Jehova Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, darin hätte gegenwärtig sein können. Die Lade des Bundes war der heilige Gegenstand, gegen den Gottes Hoherpriester am jährlichen Sühnetag das Blut der sündensühnenden Schlachtopfer sprengte. Aus diesem Grund stellte die Lade den himmlischen Thron Jehovas dar. In Übereinstimmung mit dieser Tatsache veranschaulichte das Allerheiligste des Tempels, in dem die Lade aufgestellt war, den Teil der grenzenlosen Himmel, wo Gott seinen heiligen Wohnsitz hat. Diese Stätte ist für ihn groß genug.
DAS „ZELT“ ODER DIE „STIFTSHÜTTE“
9. Nach welchem Muster wurde der Tempel Salomos errichtet, und wer betrat die Abteile dieses Zeltes?
9 Das Tempelheiligtum, dessen Erbauer König Salomo war, wurde nach dem Muster des heiligen Zeltes oder der Stiftshütte gemacht, die der Prophet Moses in der Wildnis des Berges Sinai in Arabien erstellt hatte. Dieses Zelt hatte zwei Abteile, die durch einen inneren Vorhang voneinander getrennt waren. Das erste Abteil, das die Priester betraten, indem sie durch den äußeren Vorhang gingen, der dem Vorhof gegenüber war, wurde das Heilige genannt. Das innerste Abteil, das der Hohepriester betrat, indem er durch den inneren Vorhang ging, wurde das Allerheiligste genannt. Wenn der Hohepriester das Allerheiligste betrat, so nahm er ein Räuchergefäß oder Räucherfaß mit, um das Allerheiligste mit dem Rauch von Räucherwerk zu erfüllen. Das wurde getan, um die Situation für den Hohenpriester vorzubereiten, wenn er das Blut der Sühnetagsopfer gegen die goldene Lade des Bundes sprengte. Der christliche Apostel Paulus beschreibt dies in Hebräer 9:2-10 wie folgt:
10. Was befand sich alles gemäß Hebräer 9:2-10 in diesen Abteilen, und wer betrat sie, und wann?
10 „Es wurde ein erstes Zeltabteil errichtet, in dem der Leuchter war und auch der Tisch und die Schaustellung der Brote; und es wird ,das Heilige‘ genannt. Aber hinter dem zweiten Vorhang war das Zeltabteil, ,das Allerheiligste‘ genannt. Dieses hatte ein goldenes Räucherfaß und die ringsum mit Gold überzogene Bundeslade, in der sich der goldene Krug mit dem Manna befand und der Stab Aarons [des Hohenpriesters], der gesproßt hatte, und die Tafeln des Bundes; doch darüber waren die herrlichen Cherube, den Sühnedeckel überschattend. Aber jetzt ist nicht die Zeit, von diesen Dingen im einzelnen zu reden. Nachdem diese Dinge so errichtet worden sind, treten die Priester allezeit in das erste Zeltabteil, um die heiligen Diensthandlungen zu verrichten; in das zweite Abteil jedoch tritt der Hohepriester allein einmal im Jahr, nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die unwissentlichen Sünden des Volkes darbringt. So zeigt der heilige Geist deutlich an, daß der Weg in das Heilige noch nicht kundgemacht worden war, solange das erste Zelt stand. Eben dieses Zelt ist ein Sinnbild für die bestimmte Zeit, die jetzt da ist, ... der bestimmten Zeit der Richtigstellung der Dinge.“
11. War jenes „Zelt“, ein Sinnbild von etwas Vergangenem oder von etwas Zukünftigem?
11 Aus den Angaben des Schreibers entnehmen wir, daß das heilige Zelt, das der Prophet Moses errichtete, ein „Sinnbild für die bestimmte Zeit, die jetzt da ist“, war. Die „Zeit, die jetzt da ist“, nämlich die Zeit dessen, der das schrieb, war ungefähr das Jahr 61 u. Z. oder neun Jahre vor dem Jahre 70 u. Z., in dem der Tempel in Jerusalem von den römischen Heeren zerstört wurde. Das war außerdem achtundzwanzig Jahre nach dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi und seiner Himmelfahrt. Somit war das von Moses errichtete Zelt ein „Sinnbild“ von etwas Zukünftigem und nicht von etwas, was vor den Tagen des Propheten Moses bestanden hatte. In den Tagen des Hohenpriesters Eli wurde dieses sinnbildliche „Zelt“ ein „Tempel“ genannt. (1. Sam. 1:9; 3:3; man beachte auch 2. Samuel 22:7; Psalm 18:6; 27:4.) Somit war das Zelt oder der von Moses errichtete Tempel nicht ein Sinnbild eines Tempels, der vor der Zeit Mose existiert hätte.
12. Haben treue Zeugen Jehovas vor der Zeit Mose auf Erden Tempel gebaut, und hatte Jehova selbst damals einen Tempel im Himmel?
12 Wenn wir in die Zeit vor Moses zurückblicken, finden wir keine Aufzeichnung über einen Tempel, der von irgendeinem treuen Anbeter Jehovas auf der Erde erbaut worden wäre, nicht einmal von Melchisedek, dem „König von Salem“ und Priester Gottes, des Höchsten“. (Hebr. 7:1; 1. Mose 14:18-20) Obwohl treue Zeugen Jehovas wie Abel, Noah, Abraham, Isaak, Jakob und Hiob Gott Schlachtopfer darbrachten, bauten sie ihm doch keinen Tempel. Hatte Jehova Gott denn damals einen Tempel im Himmel, obwohl er keinen materiellen Tempel auf Erden hatte? Nein! Das heißt keinen, der dem entsprochen hätte, der durch das von Moses errichtete Zelt und durch den von König Salomo erbauten Tempel versinnbildlicht wurde.
13. Warum war am Ende des sechsten Tages der schöpferischen Tätigkeit Gottes kein Tempel notwendig, und was ist mit dem in prophetischen Schriften erwähnten Tempel Jehovas gemeint?
13 Zu der Zeit, als Adam und Eva im Garten Eden von Jehova Gott als vollkommene Menschen erschaffen worden waren, war ein solcher Tempel im Himmel nicht nötig. Warum nicht? Weil es zu jener Zeit, nach der Erschaffung des vollkommenen Menschenpaares am Ende des sechsten Schöpfungstages — als ‘Gott sah, daß alles, was er gemacht hatte, sehr gut war’ —, in der ganzen Schöpfung, sowohl im Himmel als auch auf Erden, keine Sünde gab. Es bestand keine Notwendigkeit für Gott, einen Hohenpriester zu haben, der sündensühnende Schlachtopfer darbrachte, noch war ein Altar in einen Tempelvorhof notwendig, auf dem man ein Sündopfer hätte darbringen müssen. (1. Mose 1:26-31; 2:7-24) Äußerungen über einen Tempel, wie wir sie zum Beispiel in Psalm 11:4, Micha 1:2 und Habakuk 2:20 finden, waren prophetisch und wurden niedergeschrieben, nachdem Moses den Zelt-Tempel errichtet und nachdem Salomo den Tempel in Jerusalem gebaut hatte. Diese Bauten veranschaulichten oder versinnbildlichten einen geistigen Tempel, der noch ins Dasein kommen sollte.
14. Warum fragen wir, ob der wirkliche Tempel Jehovas am Pfingstfesttag des Jahres 33 u. Z. ins Dasein gekommen ist?
14 Wann kam also der wirkliche Tempel der durch das von Moses errichtete Zelt und durch den von Salomo erbauten Tempel versinnbildlicht wurde, ins Dasein? War es am Pfingstfesttag des Jahres 33 u. Z., als die Christenversammlung oder die christliche Kirche gegründet wurde? Wir stellen diese Frage, weil der Apostel Paulus an die damalige Christenversammlung schrieb: „Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und daß der Geist Gottes in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes vernichtet, wird Gott ihn vernichten; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher Tempel ihr seid.“ (1. Kor. 3:16, 17) Aus diesen Worten könnte geschlossen werden, daß das von Moses errichtete Zelt und der von König Salomo sowie der von Statthalter Serubbabel und König Herodes dem Großen erbaute Tempel in Jerusalem die Christenversammlung als einen sinnbildlichen Tempel veranschaulichten oder darstellten. Stimmt dies aber? Welche Antwort gibt Paulus selbst auf diese Frage?
15. Was wird in Hebräer 9:11, 12 über Jesus Christus als Hohenpriester gesagt?
15 Kehren wir nun zu Hebräer, Kapitel neun zurück, wo wir stehengeblieben sind, und lesen wir die erläuternden Worte des Apostels Paulus: „Als jedoch Christus als Hoherpriester der guten Dinge kam, die sich eingestellt haben, durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist, begab er sich, nein, nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und von jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heilige und erlangte eine ewige Befreiung für uns.“ — Hebr. 9:11, 12.
16. Begab sich Jesus Christus am jüdischen Sühnetag mit seinem eigenen Blut in das Allerheiligste des Tempels in Jerusalem oder zur Christenversammlung als Tempel?
16 Jesus Christus starb nicht am jüdischen Sühnetag (10. Tischri) eines Opfertodes und begab sich nicht mit seinem eigenen Blut in das Allerheiligste des Tempels des Herodes in Jerusalem. Das hätte er keinesfalls tun können. Er war kein levitischer Hoherpriester. Kaiphas war damals der jüdische Hohepriester, und er ging am Sühnetag mit dem Blut eines jungen Stieres und eines Ziegenbockes in das Allerheiligste des Tempels in Jerusalem, nicht Jesus Christus. An welche „heilige Stätte“ begab sich denn Jesus Christus mit seinem eigenen Blut? Nicht zur Christenversammlung auf Erden, denn diese war am Auferstehungstag und auch am Tag der Himmelfahrt Jesu, zehn Tage vor Pfingsten des Jahres 33 u. Z., noch nicht gegründet. Was war also die „heilige Stätte“, an die sich Jesus Christus vor dem Pfingsttag begab? Wiederum schlagen wir Hebräer, Kapitel neun auf und lassen uns von Paulus die Antwort geben:
17. Wohin begab sich Jesus Christus als Hoherpriester gemäß Hebräer 9:23, 24?
17 Er sagt: „Deshalb war es notwendig, daß die sinnbildlichen Darstellungen der Dinge in den Himmeln durch diese Mittel gereinigt würden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Schlachtopfer als diese. Denn Christus begab sich nicht an eine mit Händen gemachte heilige Stätte, die ein Abbild der Wirklichkeit ist, sondern in den Himmel selbst, um nun vor der Person Gottes für uns zu erscheinen.“ — Hebr. 9:23, 24.
DER WIRKLICHE TEMPEL KOMMT INS DASEIN
18, 19. (a) Wie wohnt Gott in dem wirklichen Allerheiligsten, in das sich Jesus Christus begab? (b) Welche Schranke mußte Jesus Christus überschreiten, um sich dahin zu begeben, und wie wurde dies nach Hebräer 6:18-20 veranschaulicht?
18 Paulus sei Dank, denn wir freuen uns, zu erfahren, daß die heilige Stätte, an die sich der auferstandene Jesus Christus mit dem Wert seines eigenen Opferblutes begab, keine heilige Stätte auf Erden war, wo sich damals seine wenigen Jünger aufhielten, sondern der „Himmel selbst“, wo die „Person Gottes“ ist, wo Gott persönlich und nicht nur durch Geist wohnt! Diese wirkliche „heilige Stätte“, der „Himmel selbst“, war jedoch nicht alles, was zu dem wirklichen Tempel gehörte. Warum nicht? Weil das Allerheiligste des irdischen Zeltes und der mit Händen gemachten Tempel, wo Gott durch seinen Geist wohnte, nicht alles war, was zu diesen heiligen Bauten gehörte. Das Allerheiligste war nur der innerste Raum dieser irdischen Bauten, und es war vom ersten Abteil durch einen Vorhang getrennt. (Matth. 27:50, 51) Dieser innere Vorhang versinnbildlichte die fleischliche Schranke, die Jesus überschreiten mußte, um in das himmlische Allerheiligste zu gelangen: seinen Fleischesleib, seine menschliche Natur. Paulus schreibt über seine Hoffnung:
19 „Wir, die wir an den Zufluchtsort geflohen sind, [haben] eine starke Ermunterung ..., die uns vorgesetzte Hoffnung zu ergreifen. Diese Hoffnung haben wir als einen Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest ist und hineinreicht in das Innere, hinter den Vorhang, wohin unsertwegen ein Vorläufer gegangen ist, Jesus, der für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden ist.“ — Hebr. 6:18-20.
20. Wodurch wurde das Heilige des Zeltes vom Vorhof getrennt, und welcher kupferne Gegenstand befand sich dort im Vorhof?
20 Wir erinnern uns, daß das erste Abteil des Zeltes oder der Stiftshütte das Heilige genannt wurde und daß es durch einen Vorhang oder Abschirmungsbehang vom Vorhof außerhalb des Tempelheiligtums getrennt war. In diesem Vorhof und vor dem Tempelheiligtum (oder östlich davon) stand ein großer kupferner Altar.
21. Von welchem Altar durften die jüdischen Priester nicht essen, und mit wessen Opfer hat dieser Altar zu tun?
21 Wie das Tempelheiligtum selbst, so war auch dieser Altar ein Sinnbild. Der Apostel Paulus zeigt dies, indem er auf den Unterschied zwischen den jüdischen Priestern und den getauften Jüngern Christi mit den Worten hinweist: „Wir haben einen Altar, von dem zu essen die, welche im Zelt heiligen Dienst verrichten, keine Befugnis haben. Denn die Leiber jener Tiere, deren Blut vom Hohenpriester für die Sünde in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt. Deshalb hat auch Jesus, damit er mit seinem eigenen Blut das Volk heilige, außerhalb des Tores [nämlich außerhalb des Tores Jerusalems] gelitten.“ (Hebr. 13:10-12) Der christliche Altar hat daher mit Jesu menschlichem Opfer zu tun. Doch was ist dieser gegenbildliche Altar? Und was ist das Gegenbild des ersten Abteils oder des Heiligen des irdischen Zeltes oder Tempels? Wir wollen dies anhand der Bibel ermitteln.
22. (a) Was wurde durch den inneren Vorhang des Tempels versinnbildlicht, und wie begab sich Jesus hinter diesen Vorhang? (b) Was stellte daher alles, was sich außerhalb dieses Vorhangs oder östlich davon befand, dar?
22 Der innere Vorhang zwischen dem Allerheiligsten und dem Heiligen des Tempels stellt etwas Trennendes dar. Er veranschaulicht die fleischliche Schranke, die Jesus Christus überschreiten mußte, indem er sein vollkommenes menschliches Fleisch als Opfer niederlegte und es so für immer aufgab. Da nun das Allerheiligste innerhalb des inneren Vorhangs den „Himmel selbst“ veranschaulicht, wo Gott nicht durch Geist, sondern persönlich wohnt, würde alles außerhalb dieses Vorhangs (oder östlich davon) etwas darstellen, was sich nicht in den unsichtbaren Himmeln, sondern hier unten auf der Erde befindet. Es hätte mit dem Fleisch derer zu tun, die Jehova Gott hier auf der Erde anbeten. Die obige Regel trifft daher auch auf den kupfernen Altar zu. In den Tempeln des Salomo und Herodes stand der Altar im inneren Vorhof oder im Vorhof der Priester, wo der Hohepriester und seine Unterpriester ihre Opferpflichten erfüllten. Was versinnbildlichte dieser Altar?
DER GEGENBILDLICHE ALTAR
23, 24. (a) Was sagte Jesus „bei seinem Eintritt in die Welt“ über Gottes Einstellung zu Schlachtopfern, und warum? (b) Was wurde also beseitigt, und wodurch sind Christen mittels des Opfers Christi geheiligt worden?
23 Dies wird uns in Hebräer, Kapitel zehn vom Apostel Paulus erklärt. Nachdem er beschrieben hat, wie Jesus Christus als Gottes Hoherpriester in den Himmel selbst ging, um mit dem Wert seines eigenen Blutes vor der Person Gottes für uns zu erscheinen, sagt er weiter:
24 „Denn da das ,Gesetz‘ einen Schatten der künftigen guten Dinge, nicht aber das Wesen der Dinge selbst hat, können die Menschen niemals mit den gleichen Schlachtopfern, die sie fortgesetzt Jahr für Jahr darbringen, die Hinzutretenden vollkommen machen. ... denn es ist unmöglich, daß das Blut von Stieren und von Ziegenböcken Sünden wegnehme. Daher sagt er bei seinem Eintritt in die Welt: ‚„Schlachtopfer und Opfergabe hast du nicht gewollt, aber einen Leib hast du mir bereitet. Du hast kein Wohlgefallen an Ganzbrandopfern und Sündopfern gehabt.“ Da sprach ich: „Siehe! Ich bin gekommen (in der Rolle des Buches steht über mich geschrieben), um deinen Willen, o Gott, zu tun.“‘ Nachdem er zuerst sagte: ,Schlachtopfer und Opfergaben und Ganzbrandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt noch Wohlgefallen daran gehabt‘ — Schlachtopfer, die gemäß dem ,Gesetz‘ dargebracht werden —, sagt er darauf wirklich: ,Siehe! Ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun.‘ Er beseitigt das erste, auf daß er das zweite aufrichte. Durch den besagten ,Willen‘ sind wir durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt worden.“ — Hebr. 10:1-10.
25. Was ist also unter dem Altar zu verstehen, zu dem Jesus kam, um sich als ein Schlachtopfer darzustellen?
25 Daraus geht hervor, daß das, was im Gegenbild dem kupfernen Altar im Tempelvorhof entspricht, Gottes „Wille“ ist, seine Bereitwilligkeit, ein vollkommenes menschliches Schlachtopfer anzunehmen, für das er Vorbereitung getroffen hatte, wobei dieser „Wille“ Gottes durch das vorausgesagt wurde, was in der Rolle des Buches geschrieben stand. (Ps. 40:6-8) Gott war nicht willens gewesen, das unvollkommene menschliche Opfer Isaaks, des Sohnes Abrahams, anzunehmen, aber er war willens, das vollkommene menschliche Opfer seines einziggezeugten Sohnes, Jesus Christus, anzunehmen. Er wollte nicht und hieß es auch nicht gut, daß ihm in alle Ewigkeit am jährlichen Sühnetag Tieropfer dargebracht würden, sondern seinem Willen und Vorhaben entsprach ein vollkommenes menschliches Opfer, das menschliche Sünden sühnen, ja das wirklich ‘Sünden wegnehmen’ würde. Jesus Christus kam, um Gottes Willen zu tun, und der Wille Gottes bildete die Grundlage oder gleichsam den Altar, auf dem die Darstellung des vollkommenen Jesus als menschliches Schlachtopfer angenommen wurde und auf dem sein hierfür zubereiteter vollkommener menschlicher Leib geopfert wurde. Dieses vollkommene menschliche Opfer auf dem Altar des „Willens“ Gottes bewirkte, daß die Jünger Christi geheiligt wurden. Darum fügte Paulus hinzu: „Durch den besagten ,Willen‘ sind wir durch die Darbringung des Leibes Jesu Christi ein für allemal geheiligt worden.“ — Hebr. 10:10.
26. Warum haben die jüdischen Priester keine Befugnis, von dem „Altar“ zu essen, von dem die christlichen Unterpriester essen?
26 Deshalb sagte Paulus später auch: „Wir haben einen Altar, von dem zu essen die, welche im Zelt heiligen Dienst verrichten, keine Befugnis haben. ... Deshalb hat auch Jesus, damit er mit seinem eigenen Blut das Volk heilige, außerhalb des Tores gelitten.“ (Hebr. 13:10-12) Mit anderen Worten wollte Paulus damit sagen: Wir Christen, die wir geistige Unterpriester sind, haben ein sündensühnendes Opfer auf dem Altar des „Willens“ Gottes, von dem zu essen die Priester, die im Tempel des Herodes in Jerusalem dienen, keine Befugnis haben, weil sie nicht an Jehovas wahren Hohenpriester, Jesus Christus, den Mittler des neuen Bundes Jehovas, glauben.
27. Wann stellte sich Jesus als Schlachtopfer dar, welche Grundlage für die Darbringung von Opfern kam damals ins Dasein, und welcher gegenbildliche „Tag“ begann damals?
27 Wann kam Jesus als ein vollkommener Mensch, um sich als Schlachtopfer auf dem Altar des „Willens“ Gottes darzustellen, wie es in der Rolle des Buches vorgeschrieben war? Dies geschah im Jahre 29 u. Z., als er sich Johannes dem Täufer darstellte, um im Jordan untergetaucht zu werden. Daß Jehova Gott Jesu Selbstopferung annahm, steht fest, denn nach Jesu Wassertaufe goß Jehova seinen heiligen Geist auf ihn aus und machte ihn so zum Christus oder Gesalbten. Dann sagte er hörbar vom Himmel her: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“ (Matth. 3:13-17; Joh. 1:29-34) Das war somit der Zeitpunkt, zu dem Gottes gegenbildlicher „Altar“ ins Dasein kam, und es befand sich ein annehmbares Sündopfer darauf. Von da an hielt sich Jesus Christus im gegenbildlichen priesterlichen Vorhof auf und überwachte die Darbringung seines menschlichen Schlachtopfers bis zum Tode. Der große gegenbildliche Sühnetag hatte begonnen, und Jesus Christus diente als Gottes Hoherpriester an Gottes wahrem, geistigem „Altar“ auf ähnliche Weise, wie der aaronische Hohepriester am jährlichen Sühnetag, dem 10. Tischri, im Tempel von Jerusalem diente. — Hebr. 8:1-6.
[Diagramm auf Seite 135]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
GRUNDRISS DER STIFTSHÜTTE
NORDEN
WESTEN
SÜDEN
OSTEN
ALLERHEILIGSTES
Lade
Vorhang
HEILIGES
Tisch
Räucheraltar
Leuchter
Abschirmungsbehang
Vorhof
Becken
Brandopferaltar
Tor
[Bild auf Seite 136]
Salomos Tempel und die Stiftshütte schatteten Gottes geistigen Tempel vor, die Einrichtung, durch die wir uns aufgrund des Sühnopfers Jesu Jehova nahen und ihn anbeten können.