Gott kennenlernen
‘Ihr habt Gott kennengelernt, oder vielmehr, ihr seid von Gott erkannt worden’ (Gal. 4:9).
1. Bedeutet es ein und dasselbe, Gott zu kennen und etwas über ihn zu wissen?
VIELE Menschen wissen etwas über Gott. Sie mögen in einem Land wohnen, in dem die meisten Bürger angeblich an Gott glauben. Bedeutet das aber, daß sie Gott wirklich kennen? Etwas über das Staatsoberhaupt des Landes, in dem man lebt, zu wissen oder persönlich mit ihm bekannt zu sein ist zweierlei. So verhält es sich auch mit Gott. Wer Gott wirklich kennt, hat ein gutes Verhältnis zu ihm.
2, 3. Warum glauben manche Leute nicht, daß es einen Gott gibt?
2 Es gibt aber Menschen, die gar nicht daran interessiert sind, etwas über Gott zu erfahren. Sie glauben überhaupt nicht, daß es einen Gott gibt. Warum nicht? Sie mögen sich von der Heuchelei der vielen, die angeblich an Gott glauben, abgestoßen fühlen. Sie mögen auf die Grausamkeiten und die vielen Bluttaten hinweisen, die im Namen Gottes und im Namen der Religion schon verübt worden sind. Ist es aber vernünftig, das Dasein Gottes wegen der Handlungsweise gewisser Personen zu leugnen? Würde man in diesem Fall nicht so handeln wie jemand, der behaupten würde, das Staatsoberhaupt eines bestimmten Landes existiere nicht, nur weil einige angeblich treue Bürger es verleumdeten? Wäre es vernünftig, die Entwicklung eines Verhältnisses, das zu unserem ewigen Glück und unserem ewigen Wohl beitragen könnte, verhindern zu lassen, nur weil gewisse Leute Gott falsch darstellen?
3 Andere möchten Gott nicht verantwortlich sein. Sie möchten nach ihren eigenen Maßstäben leben. Sie mögen die verschiedensten Argumente vorbringen, um zu beweisen, daß Gott nicht existiert. Ihre Argumente führen jedoch allzuoft nur zu einer Selbsttäuschung. Das geht aus den folgenden Worten des bekannten Schriftstellers Aldous Huxley deutlich hervor: „Ich hatte Gründe, warum ich nicht wollte, daß die Welt einen Zweck habe; ich nahm daher an, sie habe keinen, und konnte ohne Schwierigkeit zufriedenstellende Gründe für diese Annahme finden.“ Dadurch, daß aber jemand das Dasein Gottes leugnet, um ein sogenanntes freies Leben zu führen, schafft er Gott nicht aus der Welt. Gott existiert weiter; er lebt.
4. Was hat die meisten Menschen davon überzeugt, daß es einen Gott geben muß?
4 Bei näherer Überlegung geben die meisten Menschen zu, daß es eigentlich einen Gott geben muß. Das ganze Universum — seine Schönheit und Ordnung sowie die grenzenlose Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt — deutet auf das Dasein eines meisterhaften Bildners und eines Schöpfers des Lebens und der Materie hin. Millionen denkender Menschen in der ganzen Welt haben auch aufgrund dessen, was sie sehen können, gewisse Eigenschaften Gottes erkannt. Sie stimmen dem inspirierten Apostel Paulus zu, der sagte: „Seine [Gottes] unsichtbaren Eigenschaften werden ... deutlich gesehen, da sie durch die gemachten Dinge wahrgenommen werden“ (Röm. 1:20; Apg. 14:16, 17).
5. (a) Wieso beweist das Gewissen, daß es einen Gott gibt? (b) Was laßt uns das Gewissen in bezug auf Gott erkennen?
5 Ein Beispiel, das diese Wahrheit bestätigt, ist das menschliche Gewissen. Die Bibel zeigt, daß das Gewissen — dieses innere Bewußtsein oder dieser Sinn für Recht und Unrecht — der Beweis für ein ‘ins Herz geschriebenes Gesetz’ ist (Röm. 2:14, 15). Dieses „Gesetz“ hat der Mensch offensichtlich nicht von vernunftlosen Tieren erhalten, denn bei ihnen ist dessen Wirksamkeit nicht zu beobachten. Das Vorhandensein dieses inneren „Gesetzes“ beweist, daß es einen vernunftbegabten Gesetzgeber — Gott — geben muß. Das Gewissen ist auch ein offenkundiger Beweis für die Weisheit des Schöpfers sowie für sein aufrichtiges Interesse an den Menschen und seine große Liebe zu ihnen. Es hat schon viele Menschen daran gehindert, Handlungen zu begehen, die das Leben, das Wohl und die Sicherheit ihrer Mitmenschen gefährdet hätten. Es hat im allgemeinen jederzeit und überall die gleichen Missetaten verurteilt. Selbst ohne ein „geschriebenes Recht“ haben die Menschen zu allen Zeiten Mord, Diebstahl, Ehebruch und Perversität als etwas Unrechtes betrachtet. Dieses dem Menschen innewohnende Bewußtsein hat der menschlichen Gesellschaft, vor allem der Familie, einen gewissen Zusammenhalt verliehen (1. Mose 34:7; 39:9; Hiob, Kapitel 31; 2. Petr. 2:6, 7). Das Gewissen ist in der Tat die Gabe eines allweisen und liebenden Gottes.
WIE MAN GOTT KENNENLERNT
6. Warum müssen wir, um Gott kennenzulernen, unbedingt anerkennen, daß er eine Person ist?
6 Wie kann man aber den unsichtbaren Gott, der sich durch seine Werke geoffenbart hat, wirklich kennenlernen? Als erstes müßte man anerkennen, daß er eine Person ist. Nur mit einer Person kann man näher bekannt werden oder ein vertrautes Verhältnis haben (Hebr. 11:6). Manche, die sagen, sie glaubten an einen allmächtigen Gott, erkennen ihn nicht als eine Person an. Der Biograph R. W. Clark schreibt über einen berühmten Wissenschaftler: „Für Einstein scheint die physikalische Welt selbst Gott gewesen zu sein.“ Verrät aber die physikalische Welt nicht Ordnung? Und ist Ordnung nicht ein Zeichen von Intelligenz? Ist Intelligenz nicht immer mit einer Person verbunden? Folglich muß Gott, der für die Ordnung im Universum verantwortlich ist, eine Person sein.
7. Auf welche Fragen erhalten wir durch die Schöpfung und durch logische Schlußfolgerungen keine Antwort?
7 Durch logische Schlußfolgerungen und durch Beobachtungen erkennen wir nicht nur eindeutig, daß Gott existiert, sondern auch, daß er eine Person ist, die bewundernswerte Eigenschaften besitzt. Um aber Gott kennenzulernen und in einem vertrauten Verhältnis zu ihm stehen zu können, genügen logische Schlußfolgerungen, die auf Beobachtungen beruhen, nicht. Warum nicht? Weil solche Schlußfolgerungen noch viele Fragen über Gott offenlassen. Durch logische Schlußfolgerungen mögen wir zum Beispiel erkennen, daß es einen Gott gibt. Lernen wir dadurch aber auch die Ursache für das Böse in der Welt kennen? Durch logische Schlußfolgerungen mögen wir erkennen, daß ein guter Gott das Böse nicht für immer dulden wird. Erfahren wir dadurch aber auch, wann diese Zustände enden werden?
8. Was benötigt der Mensch, um Gott persönlich kennenzulernen?
8 Was benötigen wir also noch? Eine von Gott kommende Offenbarung. Ein alter Spruch lautet: „Wo keine Vision [oder Offenbarung] ist, wird das Volk zügellos“ (Spr. 29:18). Ja, ohne die Richtlinien der göttlichen Offenbarung werden viele Menschen zügellos, besonders wenn sie denken, sie kämen ungestraft davon (Pred. 8:11). Ihr unvollkommenes Gewissen vermag sie nicht im Zaum zu halten. Gott hat uns daher in seinem geschriebenen Wort, der Bibel, eine Offenbarung zukommen lassen, die uns als Richtschnur dienen soll. Die Bibel zeigt, daß sein Name Jehova ist, und sie berichtet über seine Taten, seine Vorsätze, seine Gefühle und Gedanken auf eine Weise, daß wir ihn wirklich kennenlernen können (Ps. 83:18). Sie läßt uns nicht im Zweifel über das, was Gott gefällt und was ihm mißfällt.
9. Warum können wir sagen, die Bibel stamme von Gott?
9 Wieso können wir aber sagen, die Bibel stamme von Gott? Weil sie Kenntnisse vermittelt, die nicht von Menschen stammen können. Menschen können nicht einmal wenige Monate im voraus sagen, was geschehen wird. Die Bibel enthält jedoch viele Prophezeiungen, die lange im voraus niedergeschrieben wurden und die sich genau erfüllt haben oder im Begriff sind, sich zu erfüllen. Obwohl die Bibel im Verlauf von über 1 600 Jahren geschrieben wurde, ist sie nicht voll von widersprüchlichen und überholten Philosophien, wie das bei einem von Menschen stammenden Werk zu erwarten wäre. Ihre innere Harmonie weist deutlich auf einen göttlichen Ursprung hin. Die in der Bibel enthaltenen Gesetze und Grundsätze stehen weit über jeder von Menschen stammenden Richtschnur für das Leben. Sie sagen einem richtig reagierenden Gewissen zu und helfen ihm sogar, richtig zu entscheiden. Gleichzeitig läßt die Bibel auch die hohen Maßstäbe Gottes, des Gesetzgebers, erkennen. Wir wollen nun sehen, wie uns ein bestimmter Teil der Bibel — das Gesetz, das den Israeliten durch den Mittler Moses gegeben wurde und das im zweiten, dritten, vierten und fünften Buch Mose zu finden ist — hilft, Gott als einen gerechten und barmherzigen Gesetzgeber kennenzulernen. Das können wir am besten tun, indem wir dieses Gesetz mit menschlichen Gesetzen und ihrer Anwendung vergleichen.
GOTTES BARMHERZIGKEIT KENNENLERNEN
10, 11. (a) Wie hat man versucht, gegen Diebstahl und andere Delikte anzugehen? (b) Inwiefern zeigen die Bestimmungen des mosaischen Gesetzes über Diebstahl, daß Gott barmherzig ist?
10 Die Gesetze der meisten Völker verurteilen Delikte wie Diebstahl. Was aber, wenn jemand nun wirklich stiehlt? Wie sollte mit ihm verfahren werden? Schon seit Jahrhunderten sucht man diesem und ähnlichen Problemen zu Leibe zu gehen, aber im großen und ganzen ohne Erfolg. Das unvollkommene menschliche Gewissen läßt keine endgültige Lösung erkennen. Der Codex Hammurabi im alten Babylon verlangte, daß jemand, der beim Löschen eines Brandes etwas stahl, ins Feuer geworfen wurde. Ein Einbrecher mußte am Tatort öffentlich gehängt werden. Heute kommen Männer und Frauen, die wegen Diebstahls verurteilt werden, ins Gefängnis, wo sie meistens erst recht zu Verbrechern werden. Die armen Opfer dagegen müssen sich mit ihrem Verlust abfinden.
11 Wie mußten Fälle von Diebstahl gemäß Gottes Offenbarung beim alten Volk Israel behandelt werden? Barmherzig, aber gerecht. Wir lesen in 2. Mose 22:1-4: „Falls ein Mann einen Stier oder ein Schaf stehlen sollte und er es wirklich schlachtet oder es verkauft, soll er mit fünf Stück Großvieh für den Stier und mit vier Stück Kleinvieh für das Schaf Ersatz leisten. ... Er soll unbedingt Ersatz leisten. ... Wenn das Gestohlene unverkennbar in seiner Hand lebend gefunden wird, vom Stier bis zum Esel und zum Schaf, soll er doppelten Ersatz leisten.“ Der Dieb wurde also damit bestraft, daß er das Gestohlene ersetzen und noch mehr dazugeben mußte. Das sollte ihm das volle Ausmaß seines Unrechts vor Augen führen. Darüber hinaus mußte er bestimmte Opfer darbringen und dadurch zu erkennen geben, daß er auch gegen Gott gesündigt hatte (3. Mose 6:2-7). Der Bestohlene bekam seinen Verlust ersetzt, und durch die dem Dieb auferlegte zusätzliche Strafe wurde er für die Nachteile und Probleme, die ihm daraus erwachsen waren, daß er sein Eigentum nicht benutzen konnte, reichlich entschädigt.
12. Was geschah, wenn ein Dieb nicht in der Lage war, das Gestohlene zu ersetzen?
12 Was aber, wenn der Dieb arm war und keinen Ersatz leisten konnte? Dann mußte er als Sklave verkauft werden, um zu arbeiten, bis er die Schuld abbezahlt hatte (2. Mose 22:3). Wer wollte bestreiten, daß diese Vorkehrung sowohl gerecht als auch barmherzig war? Der Bestohlene mußte seinen Verlust nicht für immer tragen. Der Dieb wurde nicht getötet; sein Leben wurde nicht einfach dem gestohlenen Gut gleichgesetzt. Auch wurde er nicht durch einen langen Gefängnisaufenthalt mutlos gemacht oder entkräftet. Sein vorübergehender Sklavendienst ermöglichte es ihm, sein Unrecht wiedergutzumachen. Diese weisen und barmherzigen Bestimmungen über das Vorgehen in einem solchen Fall stammten bestimmt von Gott.
DAS GESETZ OFFENBART GOTTES GERECHTIGKEIT
13. (a) Welches Argument wird manchmal gegen den Bericht aus 5. Mose 21:18-21 angeführt? (b) Wieso kann gesagt werden, daß dadurch in Wirklichkeit Gottes Gerechtigkeit zum Ausdruck kommt?
13 Wir erfahren aus dem mosaischen Gesetz ferner, daß Gottes Barmherzigkeit Grenzen hat. Bedeutet das, daß dieses Gesetz auch Strafen vorsah, die unbarmherzig, ja grausam waren? Was ist zu folgender Bestimmung aus 5. Mose 21:18-21 zu sagen?
„Falls ein Mann einen Sohn haben sollte, der störrisch und rebellisch ist, indem er nicht auf die Stimme seines Vaters oder die Stimme seiner Mutter hört, und sie haben ihn zurechtgewiesen, aber er wird nicht auf sie hören, dann sollen ihn sein Vater und seine Mutter ergreifen und ihn zu den älteren Männern seiner Stadt und zu dem Tor seines Ortes hinausbringen, und sie sollen zu den älteren Männern seiner Stadt sagen: ,Dieser unser Sohn ist störrisch und rebellisch; er hört nicht auf unsere Stimme, er ist ein Schlemmer und ein Trunkenbold.‘ Dann sollen ihn alle Männer seiner Stadt mit Steinen bewerfen, und er soll sterben. So sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen, und ganz Israel wird hören und sich in der Tat fürchten.“
Handelt es sich hierbei, wie einige sagen, tatsächlich um ein Beispiel schlimmster Kindesmißhandlung? Keineswegs! Dieser Bericht zeigt in Wirklichkeit deutlich, daß Gott gegen Unverbesserliche, die auf eine barmherzige Behandlung nicht reagierten, gerecht handelte. Der hier erwähnte „Sohn“ war kein kleines Kind mehr, sondern er war alt genug, um ein „Schlemmer und Trunkenbold“ zu sein. Auch hatten ihn seine Eltern wiederholt gewarnt, aber ‘er hatte nicht auf sie gehört’. Und was sehr wichtig ist: Er wurde erst getötet, nachdem er von „den älteren Männern seiner Stadt“ verhört worden war. Dieser gerechte Maßstab steht in krassem Gegensatz zu den Bräuchen gewisser patriarchalischer Gesellschaften. Raphael Patai schreibt über gewisse Wüstenstämme im Nahen Osten:
„Ja die absolute Macht des Patriarchen über Leben und Tod seiner Familienangehörigen schloß sogar das Recht ein, bei der Geburt eines seiner Neugeborenen zu entscheiden, ob er es leben lassen oder zum Sterben verurteilen werde. Aus historischen Dokumenten, die sich auf die arabische Welt von vorislamischen Zeiten bis ins neunzehnte Jahrhundert beziehen, wissen wir, daß Väter oft zu der Entscheidung kamen, einer Tochter entweder unmittelbar nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt das Leben zu nehmen. Die übliche Methode, eine neugeborene Tochter zu töten, bestand darin, daß man sie bei lebendigem Leibe im Sand der Wüste vergrub“ (Sitte und Sippe in Bibel und Orient, S. 145, 146).
Bei manchen Völkern hatten also Mitglieder einer Familie, die vom Familienoberhaupt willkürlich verurteilt worden waren, keine Aussicht auf eine gerechte Behandlung. Dadurch, daß das mosaische Gesetz aber eine Verhandlung vor den ‘älteren Männern der Stadt’ verlangte, schützte es ein angeklagtes Familienmitglied, indem es ihm ein faires Verhör gewährte. Das offenbart nicht einen grausamen, sondern einen absolut gerechten Gott. In seinem Gesetz halten sich Barmherzigkeit und Gerechtigkeit vollkommen das Gleichgewicht.
GOTT DURCH SEINEN SOHN KENNENLERNEN
14. Inwiefern hilft uns das Leben Jesu, Gott kennenzulernen?
14 Wie durch das Gesetz, so können wir auch durch den übrigen Inhalt der Bibel Gottes bewundernswerte Eigenschaften kennenlernen, besonders diejenigen, die durch seinen Sohn Jesus Christus offenbar wurden. Vor seinem Kommen auf die Erde lebte der Sohn unzählige Jahrtausende bei seinem Vater im Himmel (Joh. 17:5; Kol. 1:13-17). Er hatte ein so enges Verhältnis zu seinem Vater und stimmte so vollkommen mit ihm überein, daß er sagen konnte: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen“ (Joh. 14:9; 1:18). In seinem Dienst auf Erden betonte er die Grundsätze, die dem mosaischen Gesetz und dem übrigen Inhalt der Hebräischen Schriften zugrunde lagen. Er lebte nach diesen Grundsätzen und machte die eigentliche Bedeutung des Gesetzes klar. Durch ihn lernen wir Gottes bewundernswerte Eigenschaften besser kennen. (Vergleiche zum Beispiel Matthäus 5:21-48; 19:3-9; 23:23.)
15, 16. (a) Was meinte Jesus, als er sagte, man solle „Erkenntnis in sich aufnehmen“ über den Vater und den Sohn? Führe ein Beispiel an. (b) Warum genügt es — um Jesus Christus zu „kennen“ — nicht, ihn nur als den Herrn anzuerkennen, der für uns gestorben ist?
15 Gott kennenzulernen bedeutet deshalb, sowohl ihn als auch seinen Sohn kennenzulernen. Jesus Christus wies auf diese Tatsache hin, als er zu seinem Vater betete: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus“ (Joh. 17:3). Über Gott und seinen Sohn eine solche „Erkenntnis“ zu besitzen oder sie in diesem Sinne zu kennen setzt mehr als nur ein Kopfwissen oder einige Kenntnisse voraus. Es bedeutet in Wirklichkeit, die Autorität Gottes und seines Sohnes anzuerkennen und sich ihr unterzuordnen. Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen: Angenommen, ein Arbeiter erhält von seinem Chef einen bestimmten Auftrag und ein untergeordneter Vorgesetzter kommt und erteilt ihm einen entgegengesetzten Auftrag, dann würde er vielleicht sagen: „Ich kenne keinen anderen Chef.“ Damit würde er aber nicht sagen wollen, der untergeordnete Vorgesetzte existiere für ihn nicht oder er kenne ihn als Person nicht. Er will damit sagen, daß er niemand anders als Chef „kennt“ oder als den anerkennt, unter dem er arbeitet und der die Autorität oder Vollmacht hat, ihm einen Auftrag zu geben.
16 In ähnlicher Weise mag jemand anerkennen, daß Jesus Christus existiert und daß er der Sohn Gottes ist, der sein Leben für die Menschheit geopfert hat. Das ist aber noch nicht alles, was man wissen muß, um den Sohn Gottes zu „kennen“. Gemäß seinen eigenen Worten ist ihm die „Vollmacht ... über alles Fleisch“ gegeben worden (Joh. 17:2, Schlachter). Jemand, der Jesus Christus also wirklich als den „kennt“, der diese Vollmacht oder Autorität besitzt, zeigt dies, indem er seinen Geboten gehorcht (Joh. 14:15; 15:10). Der Apostel Johannes wies seine Glaubensbrüder auf folgende Tatsache hin: „Dadurch wissen wir, daß wir ihn kennengelernt haben, nämlich wenn wir fortfahren, seine Gebote zu halten. Wer sagt: ,Ich habe ihn kennengelernt‘ und dennoch seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in diesem“ (1. Joh. 2:3, 4). Jesu Gebote stammten in Wirklichkeit von seinem Vater. Den Sohn als eine Autorität zu kennen oder anzuerkennen, der wir gehorchen sollten, bedeutet daher auch, den Vater als eine Autorität zu kennen oder anzuerkennen, der wir uns völlig unterordnen sollten (Joh. 7:16-18; 14:10).
VON GOTT UND CHRISTUS ‘ERKANNT WERDEN’
17. Wieso können wir bei Abraham sehen, was es bedeutet, von Gott „erkannt“ oder anerkannt zu werden?
17 Wer Gott als Person erkannt hat und seine Autorität anerkennt, wird auch von ihm „erkannt“ oder anerkannt. So war es bei dem gottesfürchtigen Abraham. Jehova Gott sprach davon, daß er Abraham „kenne“. Damit wollte er nicht lediglich sagen, er wisse, daß Abraham existiere, sondern er meinte damit, daß er mit ihm gut bekannt und vertraut sei. Der Allmächtige hatte den Gehorsam Abrahams und dessen Interesse an der wahren Anbetung jahrelang beobachtet und hatte ihn auf diese Weise als einen sehr gläubigen Mann kennengelernt, als einen Mann, der seine Nachkommen richtig belehrte (1. Mose 18:19; 22:12). Darüber hinaus „erkannte“ oder anerkannte Gott Abraham als einen ihm wohlgefälligen Diener, als seinen Freund (Jak. 2:23).
18, 19. Was zeigt, daß es nicht genügt, lediglich die in der Bibel aufgezeichneten Tatsachen zu kennen und Jesus Christus als den für die Sünden der Menschheit gestorbenen Erlöser anzuerkennen, um von Gott und Christus als ein ihnen wohlgefälliger Diener anerkannt zu werden?
18 Um von Gott so anerkannt zu werden, wie Abraham von ihm anerkannt wurde, genügt es nicht, lediglich die in der Bibel niedergelegten Tatsachen zu kennen. Es gibt Personen, die biblische Fragen beantworten können, und manche können die Bibel sogar in den Sprachen lesen, in denen sie ursprünglich geschrieben wurde. Sie mögen auch Jesus Christus als den Herrn anerkennen, der für sie gestorben ist. Wenn sie sich aber nicht als gehorsame Diener erweisen, werden sie weder von Jehova Gott noch von Jesus Christus als Personen anerkannt, ‘die ihnen gehören’ (2. Tim. 2:19; Tit. 1:16). Jesus Christus sagte warnend: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ,Herr, Herr‘, wird in das Königreich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: ,Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Machttaten vollbracht?‘ Und doch will ich ihnen dann bekennen: Ich habe euch nie gekannt! Weichet von mir, ihr Täter der Gesetzlosigkeit“ (Matth. 7:21-23).
19 Jesus Christus muß mit den Personen, die er verwirft, offensichtlich bekannt sein, sonst könnte er sie nicht als „Täter der Gesetzlosigkeit“ bezeichnen. Er kennt oder anerkennt sie jedoch nicht als Personen, die in einem besonderen Verhältnis zu ihm stehen; er erkennt sie nicht als seine bevollmächtigten Vertreter an. Es ist für uns daher von größter Wichtigkeit, daß wir ein Leben führen, das mit der Persönlichkeit, den Wegen und der Handlungsweise Gottes übereinstimmt, um von ihm und seinem Sohn anerkannt zu werden (Gal. 4:9). Nur dann können wir hoffen, der Vernichtung derer zu entrinnen, die die Gebote Jehovas Gottes und Christi Jesu außer acht lassen und deren Autorität nicht „kennen“ oder anerkennen wollen (2. Thess. 1:6-9).
20. Worin zeigt es sich, daß jemand, der von Gott anerkannt wird, in einem persönlichen Verhältnis zu ihm steht?
20 Wer von Gott „erkannt“ oder anerkannt wird, steht in einem persönlichen Verhältnis zu seinem Schöpfer. Er verspürt in seinem Leben Gottes Lenkung und Hilfe. Wer Jehova, den allweisen, allmächtigen Gott, wirklich kennt, stützt sich in einer schwierigen Lebenslage, die eine wichtige Entscheidung fordert, nicht auf seinen eigenen Verstand (Spr. 3:5, 6). Er wendet sich an Jehova Gott und bittet ihn um Hilfe und Führung. Jehova wird ihn dann durch seinen Geist an entsprechende Grundsätze aus seinem Wort erinnern und ihm helfen, diese richtig anzuwenden. (Vergleiche Johannes 14:26.) Ganz gleich, welcher Art die Prüfungen oder Probleme sein mögen, wird der Betreffende immer wieder feststellen, daß die Worte des Jüngers Jakobus auf ihn zutreffen: „Wenn es ... einem von euch an Weisheit fehlt, so bitte er Gott unablässig, denn er gibt allen großmütig und ohne Vorwürfe zu machen; und sie wird ihm gegeben werden“ (Jak. 1:5).
21. Wie wirkt es sich aus wenn wir, nachdem wir Gott kennengelernt haben, weiterhin so handeln, daß wir seine Anerkennung finden?
21 Wie wird es sich auswirken, wenn wir weiterhin in Übereinstimmung mit Gottes Weisheit, die in seinem Wort zum Ausdruck kommt, und in Übereinstimmung mit unseren Gebeten handeln? Jehova Gott wird uns durch seinen Geist weiterhin helfen, auf dem Weg zu einer gottgefälligen Persönlichkeit Fortschritte zu machen. Die ‘Kraft, die unseren Sinn antreibt’, wird uns veranlassen, uns Gottes gerechten Maßstäben immer mehr anzupassen (Eph. 4:20-24). Gottes Gebote sind für uns dann nicht nur gedruckte Worte, sondern sie sind ein Teil von uns selbst, eingeprägt in unseren Sinn und unser Herz. Wir wissen, was sie bedeuten, und halten sie für außergewöhnlich wertvoll, weil wir erfahren haben, welchen Nutzen es mit sich bringt, sie zu befolgen (Ps. 119:1-16, 74-77, 164-168). Wir können dann — wie der Apostel Paulus sagt — „durch Prüfung feststellen ..., was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm. 12:2).
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Wer einen Stier stahl und verkaufte, mußte fünf Stiere als Ersatz geben.
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Das Gesetz, das Gott den Israeliten gab, zeigte, daß seine Barmherzigkeit Grenzen hat. Ein rebellischer Sohn, der nicht auf die barmherzige Zurechtweisung seiner Eltern hörte, wurde vor die „älteren Männer seiner Stadt“ gebracht, um verhört zu werden.