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In der Welt, aber kein Teil der WeltDer Wachtturm 1958 | 1. September
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In der Welt, aber kein Teil der Welt
„PROBLEME, die die Zeugen Jehovas der Gegenwart stellen.“ Unter diesem Titel brachte die deutsche Zeitung Vorwärts am 19. Juli 1957 in ihrem redaktionellen Teil einen interessanten Artikel über den einzigartigen „Kirchentag der 20 000 Bibelforscher im Riesenzelt auf der Theresienwiese“. Ohne daß der Verfasser des Artikels es wollte, zeigte er, daß die Zeugen Jehovas tatsächlich wahre Nachfolger Christi sind, die „in der Welt“, aber „kein Teil der Welt“ sind, „ebenso wie ich kein Teil der Welt bin“, wie Jesus sagte. (Joh. 17:11, 14, NW) Die Zeitung Vorwärts sagte:
„München, die Stadt der Toleranz am Isarstrand, wird seinen nächsten Kirchentag nicht erst im Jahre 1960 erleben, für das der Eucharistische Kongreß angesagt ist, und auch nicht im Jahre 1959, in dem der Evangelische Kirchentag dort stattfindet. Ohne auf lange Zeit voraus Propaganda zu machen, haben die Zeugen Jehovas auf der Münchener Theresienwiese ein großes Zelt aufgebaut, das 20 000 Besucher faßt und das größte ist, das dort je aufgestellt wurde, und ihre Bezirksversammlung für Süddeutschland und das Saarland eröffnet, die bis zum Sonntag dauert.
Es ist eine eigenartige Stimmung, die den Besucher empfängt, wenn er die ‚Königreichsstraße‘ oder ‚Wachtturmstraße‘ genannten Zeltstraßen entlanggeht. Es ist nicht die weltmännische Gewandtheit der Jesuiten, nicht die strahlende Fröhlichkeit der Dominikaner, nicht die barocke Heiterkeit der Benediktiner, die von den Gesichtern abzulesen ist. Auch ist es nicht der von der Stunde verlangte Ernst des Bekenntnisses wie bei einem evangelischen Kirchentag, sondern eine verhaltene, tief im Innern wurzelnde Aktivität.
Fast möchte man meinen, es sind Schatten, so reibungslos geht alles vor sich. Als am Dienstagabend von den erwarteten 20 000 Anhängern dieser Lehre über 15 000 eintrafen, wurden sie planmäßig untergebracht. Für 5000 waren in den Ausstellungshallen auf der Theresienwiese endlose Reihen von Gummimatratzen aufgelegt worden, 1000 Familien hatten ihre eigenen Zelte und Wohnwagen, mit denen sie sich auf dem sonst vom Münchener Stadtrat so sorgsam gehüteten Rasen der Oktoberfestwiese niederließen, die übrigen bezogen von ihren Münchener Freunden beschaffte Privatquartiere.
Kein lautes Wort, kein Volksgemurmel ist zu hören, anstandslos stellt sich einer nach dem anderen mittags vor das ‚Cafeteria‘ genannte Verpflegungszelt an der ‚Königreichsstraße‘ an. Die Ordner haben keine Armbinden, sondern nur ein Bändchen am Knopfloch.
Zweck ihres Kommens ist der Kongreß. Dessen Hauptteil ist aber nicht etwa die Predigtdienstschule am Mittwoch … oder die Taufe durch Untertauchen am Freitag früh, nicht die Vorträge über den Materialismus am Samstag oder die Festansprache am Sonntag. Es ist der ‚Felddienst‘ am Vormittag, das von Tür-zu-Tür-Gehen der Kongreßteilnehmer, die dazu jeweils einige Straßenzüge zugeteilt bekommen. Um diese Prediger auch in die Umgebung zu bringen, sind 34 Omnibusse eingesetzt …
Wenn man sich fragt, welche andere Religionsgemeinschaft es noch fertigbringen würde, einen Kongreß von 20 000 Menschen mit unbezahlten Mitarbeitern vom Organisationschef bis herunter zur Putzfrau abzuwickeln, wird man nicht leicht eine finden.
Diese 20 000 Menschen, die zum Teil unter großen Opfern nach München gekommen sind, bedeuten zugleich 20 000 Fragen an die großen christlichen Kirchen … Sie suchten Antwort auf ihre Fragen und wurden so zu Zeugen Jehovas in einer Welt, die es gelernt hat, auch ohne ihn [den Glauben] ganz gut auszukommen. Ehe sie aber glauben konnten, diese ihre Antwort gefunden zu haben, hatten sie gelernt, auch ohne diese Welt auszukommen. Die Welt aber hat noch nie gezweifelt, daß sie ohne die Zeugen Jehovas auszukommen imstande ist … Sie sind heute wie früher bereit, sich für ihren Glauben in ein KZ einsperren zu lassen, sie weigern sich aber auch heute noch, sich aktiv an der politischen Ordnung der Dinge dieser Welt zu beteiligen.“
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Die Macht der WahrheitDer Wachtturm 1958 | 1. September
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Die Macht der Wahrheit
Bei einer größeren Versammlung der Zeugen Jehovas, die kürzlich in Japan stattfand, erzählte ein älterer Zeuge, daß er sich von seiner Beschäftigung zurückgezogen habe, damit er und seine Frau ihre ganze Zeit dem Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich widmen können. Und seine Frau erzählte fröhlich, daß ihr Mann nun etwas tut, das für japanische Ehemänner etwas Unerhörtes ist — er helfe mit bei der Hausarbeit, wodurch es beiden möglich werde, die Stundenquote des Vollzeitdienstes zu erreichen! Was die Wahrheit doch nicht alles zustande bringt! — Jahrbuch der Zeugen Jehovas (Engl.) 1958.
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