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Fragen von LesernDer Wachtturm 1969 | 15. Juni
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Fragen von Lesern
● Warum beging König David eine Sünde, als er die Volkszählung durchführte, über die in 2. Samuel, Kapitel 24 berichtet wird? — M. C., USA.
Wir müssen offen gestehen, daß wir es nicht mit Bestimmtheit wissen, denn aus der Bibel geht nicht genau hervor, worin seine Sünde bestand. Wenn wir diesen Vorfall jedoch etwas genauer betrachten, werden wir uns darüber klar, daß Jehova in keiner Weise ungerecht oder grausam vorging.
Der Bericht lautet: „Der Zorn Jehovas entbrannte abermals wider Israel; und er reizte David wider sie [als einer David wider sie reizte, NW], indem er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda! Da sprach der König zu Joab, dem Heerobersten, der bei ihm war: ... mustert das Volk, damit ich die Zahl des Volkes wisse. Und Joab sprach zu dem König: Es möge Jehova, dein Gott, zu dem Volke, so viele ihrer auch sind, hundertmal hinzufügen, während die Augen meines Herrn, des Königs, es sehen! Aber warum hat mein Herr, der König, Gefallen an dieser Sache? Aber das Wort des Königs blieb fest gegen Joab ... Aber dem David schlug sein Herz, nachdem er das Volk gezählt hatte; und David sprach zu Jehova: Ich habe sehr gesündigt in dem, was ich getan habe.“ — 2. Sam. 24:1-10.
Volkszählungen oder Einschreibungen waren in Israel nicht verboten. Kurz nach dem Auszug aus Ägypten sprach Gott zu Moses über das Aufnehmen der „Summe der Kinder Israel ... bei ihrer Musterung“. Dazu gehörten alle Männer, die für den Militärdienst tauglich waren, und sie mußten eine Kopfsteuer für den Stiftshüttendienst entrichten. (2. Mose 30:11-16; 4. Mose 1:1-3) Kurz vor dem Einzug der Israeliten in das Verheißene Land wurde wieder eine Zählung vorgenommen. — 4. Mose 26:1-4.
Diese Tatsache erkennend, haben Kommentatoren schon verschiedene mögliche Gründe dafür angeführt, weshalb die von David vorgenommene Volkszählung in den Augen Jehovas eine Sünde war. Manche haben gedacht, Davids Vergehen habe darin bestanden, daß er die Kopfsteuer nicht eingezogen habe, wie Gott es für solche Fälle geboten hatte. Andere waren der Meinung, der Versuch des Königs, festzustellen, wie groß sein Heer sei, habe eine gewisse Schwäche gezeigt, da er sich, ungeachtet der Größe seines Heeres, darauf hätte verlassen sollen, daß Gott ihm den Sieg verlieh. Andere dagegen sagen, David habe sich durch seinen Stolz dazu verleiten lassen; er habe mit der Bedeutung und der Herrlichkeit Israels prahlen wollen.
Aber wie bereits erwähnt, wissen wir einfach nicht, warum diese von David vorgenommene Zählung eine Sünde war. Was er tat, war entschieden verkehrt, denn „Satan stand auf wider Israel und reizte David an, Israel zu zählen“. (1. Chron. 21:1) Selbst Joab, der sich mitunter durch seine Leidenschaft und seinen Ehrgeiz zu einer verkehrten Handlung hinreißen ließ, erkannte, daß es nicht gut war, daß David diese Zählung vornahm. Wir lesen: „Das Wort des Königs war Joab ein Greuel.“ (1. Chron. 21:6) Heute ist es schwer, die Tatsachen zu prüfen, da sie zu weit zurückliegen, aber wenn Davids Zeitgenossen wußten, daß diese Handlung verkehrt war, dann mußten sie für ihre Schlußfolgerung eine Grundlage gehabt haben. Denken wir auch daran, daß selbst David, als er die Zählung beendet hatte, bekannte: „Ich habe sehr gesündigt in dem, was ich getan habe.“ — 2. Sam. 24:10.
Als Strafe für diese Sünde ließ Jehova eine Pest über das Land kommen, der 70 000 Israeliten zum Opfer fielen. (2. Sam. 24:12-16) War das ungerecht? Mußten wegen der Verfehlung des Königs 70 000 unschuldige Menschen sterben? Die Bibel zeigt, daß wir alle Sünder sind und den Tod verdienen; wir leben nur dank der unverdienten Güte Gottes. (Röm. 3:23; 6:23; Klag. 3:22, 23) Die Israeliten, die damals starben, hatten also kein besonderes „Recht“ auf Leben. Wer kann heute übrigens mit Sicherheit sagen, daß jene 70 000 sich nicht irgendeiner schwerwiegenden Sünde schuldig gemacht hatten, die in dem Geschichtsbericht nicht erwähnt wird?
Halten wir einen Augenblick inne, und überlegen wir, wie Jehova in der Vergangenheit mit gewissen Menschen gehandelt hat. Unternahm er zum Beispiel nichts, bis Kain Abel ermordete, und verbannte ihn dann? Nein, Gott warnte Kain im voraus vor der verkehrten Einstellung, die sich in ihm entwickelte. (1. Mose 4:2-16) Jehova sorgte dafür, daß die Unschuldigen entrinnen konnten, bevor er die bösen Bewohner Sodoms vernichtete. (1. Mose 19:12-25) Und bevor er Israel strafte, sandte er immer wieder seine Diener, die Propheten, die das Volk warnend auf seine schlechten Handlungen hinweisen mußten. — Jer. 7:25, 26.
Außer diesen könnten noch viele Beispiele angeführt werden, die zeigen, welche vortrefflichen Eigenschaften Jehova besitzt. Die Israeliten konnten mit gutem Grund von ihm sagen, er sei „ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Güte“. (Neh. 9:17) Jehova entspricht in allem, was er tut, dem, was Moses und Elihu über ihn sagten: „Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es keine Ungerechtigkeit gibt.“ „Gott handelt nicht gesetzlos, und der Allmächtige beugt nicht das Recht.“ — 5. Mose 32:4, NW; Hiob 34:12.
Wir mögen heute, nach so langer Zeit, nicht alle Einzelheiten über Davids Sünde in Verbindung mit der Volkszählung und über die nachfolgende Pest kennen; wir haben aber dennoch allen Grund anzunehmen, daß Gott in diesem Fall genauso gerecht handelte, wie er es in anderen Fällen in Verbindung mit unvollkommenen Menschen tat.
● War Jesus Christus tot, als ihm der römische Soldat mit einem Speer die Seite durchstach? — W. H., Elfenbeinküste.
Ja, aus dem Bericht in Johannes 19:31-37 geht deutlich hervor, daß Jesus starb, bevor ihm der Soldat die Seite durchstach.
Nach dem mosaischen Gesetz durfte ein hingerichteter Verbrecher nicht die ganze Nacht am Hinrichtungspfahl hängen gelassen werden, sondern mußte noch am selben Tag begraben werden, damit das Land nicht durch die Mißachtung des Gesetzes Gottes verunreinigt wurde. (5. Mose 21:22, 23) Wenn Jesus und die Verbrecher am Stamm noch lange gelebt hätten, dann hätten sie, da es bereits spätnachmittags war, beim Anbruch des Sabbats, der bei Sonnenuntergang begann, noch am Stamm gehangen. Um dies zu verhüten, baten die Juden, daß man allen dreien die Beine breche.
Dr. Jacques Bréhant, ein französischer Forscher, sagte, wie die Zeitschrift Medical World News vom 21. Oktober 1966 berichtete, über den Grund, warum dies getan wurde, folgendes: „Das crurifragium, das Brechen der Beine des Gekreuzigten, bewirkte, daß er sich nicht mehr aufrichten konnte, um zu atmen. ... Die Juden baten, man möge die Beine aller drei Verurteilten brechen und sie alle drei abnehmen. Die Soldaten brachen darauf die Beine der Diebe. Als sie aber zu Jesus kamen, konnten sie sehen, daß er bereits tot war.“ Dr. Bréhant führte zwei mögliche Gründe an, warum Jesus schon tot war: 1. „Die Diebe waren möglicherweise festgebunden, nicht mit Nägeln befestigt.“ 2. „Christus war zufolge der vorausgegangenen Mißhandlung sehr geschwächt.“
Wäre Jesus noch am Leben gewesen, dann hätten die Soldaten ihm ebenfalls die Beine gebrochen. Wir lesen indes: „Als sie [die Soldaten] aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon tot war, brachen sie ihm die Beine nicht. Einer der Soldaten jedoch stieß mit einem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus.“ — Joh. 19:33, 34.
Der Bericht des Johannes ist also eindeutig. Die erwähnte Frage mag durch den Text in Matthäus 27:49, 50 entstanden sein. Dort heißt es: „Die übrigen aber sprachen: ‚Laßt ihn sein! Wir wollen sehen, ob Elia kommt, um ihn zu retten.‘ Ein anderer nahm einen Speer und durchstach seine Seite, und es kam Blut und Wasser heraus. Nochmals schrie Jesus mit lauter Stimme und gab seinen Odem auf.“ Die Schwierigkeit entsteht durch den Satz in Kursivschrift; man könnte daraus schließen, Jesus habe noch gelebt, als er durchstochen wurde.
In vielen Bibelübersetzungen, unter anderem auch in der in Französisch, Englisch und Deutsch erschienenen Jerusalemer Bibel, in den spanischen Übersetzungen Moderna, Valera und Nácar-Colunga und in den meisten deutschen Übersetzungen, erscheint dieser Satz nicht. In anderen Übersetzungen sind diese Worte eingeklammert, oder es erscheint dazu eine erklärende Fußnote. Zum Beispiel in der Originalausgabe der Neuen-Welt-Übersetzung (englisch) wird in einer Fußnote erklärt, daß einige bedeutende Handschriften, wie der Codex Sinaiticus und der Codex Vaticanus (Nr. 1209), diesen Satz enthalten, andere dagegen nicht. Viele Gelehrte sind der Meinung, ein Abschreiber habe die zu Johannes 19:34 gehörenden Worte versehentlich bei Matthäus 27:49 eingefügt.
Der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften liegt hauptsächlich der führende Text von Westcott und Hort zugrunde. In diesem führenden Text erscheint der fragliche Satz in Matthäus 27:49, aber in doppelten Klammern. In einer Erklärung dazu heißt es, der Satz sei „sehr wahrscheinlich von Schriftgelehrten eingefügt worden“. Vielleicht erhalten wir in der Zukunft noch weitere handschriftliche Beweise über Matthäus 27:49.
Aus Johannes 19:31-37 geht jedenfalls deutlich hervor, daß Jesus bereits tot war, als er durchstochen wurde. Der Bericht im Matthäusevangelium muß somit in diesem Sinne aufgefaßt werden. Matthäus berichtet nicht genau, wann die Seite Jesu durchstochen wurde; er erwähnt dieses Geschehen lediglich als eines der Geschehen in Verbindung mit der Hinrichtung Jesu am Pfahl. Aus dem Bericht des Johannes geht dagegen deutlich die Zeit hervor. Wir sollten daher den Bericht des Matthäus unter Berücksichtigung dessen, was Johannes schrieb, zu verstehen suchen. Dann besteht in Wirklichkeit kein Widerspruch.
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BekanntmachungenDer Wachtturm 1969 | 15. Juni
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Bekanntmachungen
PREDIGTDIENST
„Was immer ein Mensch sät, das wird er auch ernten.“ (Gal. 6:7) Das ist ein unabänderliches Naturgesetz. Was unser Leben betrifft, so kommt es nicht nur auf das an, was wir säen, sondern auch darauf, warum wir säen. Wir können zwar guten „Samen“ haben, können aber aus falschen Beweggründen säen. Das kann die Saat verderben und zur Folge haben, daß wir schlechte Früchte ernten. Gesundheit, Kraft, Zeit, die Fähigkeit, zu reden, zu hören und zu lesen, usw. — all das kann zum Guten oder Schlechten ausgewertet werden, so, daß es der selbstsüchtigen Befriedigung des Fleisches dient, oder so, daß es unseren Glauben und den Glauben anderer stärkt. Jehovas Zeugen bemühen sich, durch ihr Säen den Glauben anderer zu stärken. Darum bieten sie im Juni den Menschen bei ihrer Predigttätigkeit die Neue-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften zusammen mit einer bibelerklärenden Broschüre gegen einen Beitrag von 2,50 DM an (Österreich 15 öS; Luxemburg 25 lfrs).
„WACHTTURM“-STUDIEN FÜR DIE WOCHE VOM
6. Juli: Was beeinflußt dich bei deinen Entscheidungen? Seite 360. Lieder: Nr. 3, 84.
13. Juli: Deinen Entschlüssen entsprechend leben. Seite 366. Lieder: Nr. 11, 55.
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