Kommunistenführer fürchten die Wahrheit der Bibel
WIRD SICH DAS WEITESTVERBREITETE BUCH TROTZ SOWJETISCHEN VERBOTS BEHAUPTEN?
DIE Wahrheit stammt von JEHOVA. Er erläßt das Wort, und es kehrt nie leer zu ihm zurück. Lügen stammen nicht von ihm, denn „es ist unmöglich, daß Gott lüge“. Unwahrheiten sind in Fülle und billig zu haben, aber sie sind nicht von Bestand. Mit der vergehenden Zeit vergehen auch menschliche Phantasien, Vernunftschlüsse und Lügen. Sie welken dahin und verschwinden, aber „die Wahrheit Jehovas währt ewiglich“. „Dein Wort ist Wahrheit“, so sagte Jehovas treuer Sohn, Christus Jesus. Zu den an ihn glaubenden Juden sagte Jesus ferner: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Diese Wahrheit nun, wie sie in der Bibel geschrieben steht, fürchten die russischen Führer. — Jes. 55:11; Heb. 6:17-20, NW; Psalm 117:2; Joh. 17:1-17; 8:31, 32, NW.
„Es gibt keinen Gott“, so behaupteten Führer des sowjetischen Kommunismus, als sie sich nach dem Jahre 1917 anschickten, über Millionen, ja in den kommenden Jahren sogar über Milliarden der Erdbevölkerung zu herrschen. (Ps. 14:1; 2:1-12) Das Verbot der Bibel, des weitestverbreiteten Buches der Welt, war eine ihrer ersten Taten unter ihrem neu geschaffenen Staate. Es sollte ihre Annahme beweisen, daß sie ohne Gott auskommen könnten.
„Seit der bolschewistischen Revolution sind die wenigen neuen Bibeln, die man in Rußland zu Gesicht bekommen hat, solche gewesen, die, meistens in Fremdsprachen, vom Ausland her ins Land geschmuggelt wurden“, berichtete der Redakteur der Auslandsmeldungen der United Press im letzten Dezember. Er fügte bei: „Seit der Revolution ist eine Bibel, so abgenutzt und zerfetzt sie auch sein mag, in manch einer russischen Familie ein lieb und teuer gehaltener Schatz gewesen.“
Seit dem Jahre 1917 haben die Sowjetführer nahezu vierzig Jahre Zeit gehabt, zu zeigen, was sie mit ihren Regierungstheorien zustande zu bringen vermochten; und während die Jahre verflossen, haben jene Diktatoren Stöße von Material zum Beweis gegen sich selbst als Gotteshasser und auch als Hasser jener Menschen aufgehäuft, die Gott, den Allmächtigen, mit Geist und Wahrheit anbeten wollen; jene Sowjetführer haben sich als kurzsichtig, unvernünftig, immer habgieriger, als sinnlos tyrannisch und herrschsüchtig, ja im Namen ihres „Staates“ sogar als rücksichtslose Mörder erwiesen. Wohl haben sie versucht, in einem ausgedehnten Teil unserer kleinen Erde viele Dinge in großem Ausmaße zu tun. Und lächelnd und schadenfroh schmunzelnd, rühmen sie sich heute ihrer Leistungen und Fortschritte, die sie erzielten, indem sie ihrem Gott, ihrem eigenen Bauche, dienten. — Phil. 3:19.
Auf wessen Kosten haben sie all ihre „Leistungen“, all ihre „Fortschritte“ erzielt? Nur selten und vereinzelt konnte bisher ein flüchtiger Blick hinter ihren „Eisernen Vorhang“ geworfen werden. Jetzt aber mehren sich nach und nach diese Möglichkeiten. Vor einigen Wochen schrieb ein holländischer Zeitungskorrespondent:
„Unter den großen Städten der Sowjetunion findet man verschiedene weit ausgedehnte Gemeinden, die nie erwähnt worden sind. Die Reisenden besuchen Leningrad, Moskau, Kiew, Odessa, Taschkent. Doch wer kennt den Namen Workuta im fernen Norden des europäischen Rußlands, auf der Karte südöstlich von Nowaja Semlja zu finden, oder Norilsk im nordwestlichen Sibirien, oder die Namen Karaganda und Iwdel? Und doch finden wir an diesen Orten ausgedehnte Barackenstädte. Die Bevölkerung Workutas wird auf 120 000 Männer und Frauen geschätzt, die von Norilsk auf 400 000 und jene von Karaganda auf 150 000.“
Dies sind einige der vielen Arbeitslager, der Strafeinrichtungen Rußlands, in denen die Unerwünschten an die Arbeit gestellt werden. Hier hat der gottlose Kommunismus seine Sklavenarbeitskräfte. Diese Menschen sind keineswegs etwa alle Kriegsgefangene. Hunderttausende davon sind Russen, die dort geboren wurden und es nicht als verkehrt ansahen, selbst ein wenig zu denken und ihre Gedanken zu äußern. Hier befinden sie sich zu Millionen und werden mit Zwangsarbeit in Bergwerken bestraft; sie müssen Wälder roden, um Dörfer für die kommunistische Regierung zu bauen, in denen begehrenswertere Bürger angesiedelt werden sollen, die das kommunistische Regime unterstützen und fördern werden. Selbst Rußland kann alle seine Gefangenen nicht für immer gefangenhalten. Es kehren nun von Zeit zu Zeit Leute, die während des Krieges gefangengenommen wurden, aus diesen russischen Lagern in freiere Länder zurück. Durch ihre Beschreibungen tritt das Bild des Alltagslebens von Millionen in solchen Barackenstädten wohnenden Menschen viel klarer hervor.
Unser Bericht handelt indes vom weitestverbreiteten Buche und von Menschen, die ernstes Interesse an der Bibel haben. Heutige russische Führer mögen denken, sie hätten den Glauben an Gott sozusagen ausgelöscht oder ihren Staat so sehr gefördert, daß man gar nicht mehr daran denke, den lebendigen Gott anzubeten. Der russische Teil der Orthodoxen Kirche beugt sich nun vor den Wünschen der Sowjetführer, so daß diese die verlangte Mitarbeit der russisch-orthodoxen Geistlichkeit in Rußland erhalten. Wie aber steht es um jene, die dem russisch-orthodoxen System nicht angehören, zum Beispiel um Jehovas Zeugen?
Im Sommer 1955 sprach ein Beamter der Watch Tower Bible and Tract Society während seines Aufenthaltes in Europa mit dem obenerwähnten holländischen Korrespondenten. Von Personen, die aus Rußland zurückgekehrt waren, wurde jenem Artikelschreiber gesagt, daß Jehovas Zeugen in sowjetischen Gefangenenlagern ungewöhnliche Solidarität bekundet haben. Sie gewannen sogar das Wohlwollen einiger Aufseher und Beamten. Er fügte bei, daß diese Zeugen Jehovas als sehr ernste Erforscher der Bibel bekannt seien; daß sie in diesen Lagern die unsichtbare Gegenwart Christi und den Untergang des gegenwärtigen Systems der Dinge verkündigen; daß indes nicht alle in Gefangenenlagern weilen und diese ein unterirdisches Dasein führen müssen und eine starke Anhängerschaft haben. Dieser Herr erklärte ferner, daß zu einem gewissen Zeitpunkt ein entlegenes ganzes Dorf geschlossen und alle Dorfbewohner gefangen und in ein Lager weggesandt wurden, weil alle als Jehovas Zeugen bekanntgeworden waren.
Außerdem betonte der holländische Korrespondent, daß Millionen Menschen in Rußland, die an den orthodoxen Patriarchen und den Metropoliten glauben, doch der Ansicht sind, diese Geistlichen seien nur die Diener des heutigen atheistischen Sowjetregimes, und daher hätten viele Leute die Achtung vor der offiziellen Russisch-orthodoxen Kirche verloren. Andrerseits würden die Lehren der Zeugen Jehovas von immer mehr Leuten in Rußland angenommen.
Sanftmütige werden stets die Wahrheit suchen, und ihre Bedrücker leben in Angst vor dem, was geschehen wird, wenn solche sich zusammentun. Jesus sagte: „Glücklich sind die Mildgesinnten, denn sie werden die Erde ererben.“ (Matth. 5:5, NW) Indes wissen diese Mildgesinnten, daß es gefährlich ist, in Rußland zu predigen, aber Jehovas Zeugen tun es dennoch, und ihre Bewegung gedeiht. Unter vielen Russen ist ein bemerkenswertes Erwachen hinsichtlich ihrer geistigen Bedürfnisse festzustellen. Viele haben genug vom Kommunismus, und nicht jeder Sinn ist durch die törichte Lehre erstickt worden. (Ps. 53:1) In der Tat scheint es noch Millionen Menschen zu geben, die angesichts alles dessen, was sie sehen können: Land und Himmel, Bäume, Gras und Blumen und sonstige Vegetation, noch an ein höchstes Wesen glauben. Diese deutlichen Zeichen der Natur haben selbst die Sowjetdiktatoren nicht wegwischen können.
IN DIE SKLAVENLAGER MIT IHNEN!
Die Sowjetführer mit ihrer Geheimpolizei stellen den Zeugen Jehovas weiterhin nach, um sie in ihre Sklavenlager zu stecken, aber auch in solchen Lagern fahren die Zeugen fort, das aufgerichtete Königreich Jehovas zu predigen. (Dan. 2:44; Matth. 6:9-13) Wenn Personen, die an Gottes Wort glauben, aus ihrer Heimat weggeholt und in Gebiete verschickt werden, in denen sich Arbeitslager befinden, werden sie, sobald sie dort eintreffen, auch schon von Personen in Empfang genommen, die Gottes Wort, die Bibel, ebenfalls lieben, werden getröstet und gelangen unter deren Schutz, da diese die Lagermethoden bereits kennen — und nicht lange und sie sind soweit gestärkt, daß sie anderen Gefangenen Zeugnis geben können. Sie verlieren ihren Eifer nicht etwa, weil sie an Gefängnisstätten weilen. Sie nutzen die Sachlage zum Tun noch größerer Werke im Evangeliumsdienste aus.
Bei einer anderen Gelegenheit im Jahre 1955 sprach der Präsident der Watch Tower Society mit einem Zeugen Jehovas, der kürzlich aus jenen russischen Gefangenenlagern entlassen worden war. Er hatte dort in sechs Jahren die Erfahrungen eines ganzen Lebens gemacht. Seine Geschichte ist die eines Menschen von reinem Herzen, der voller Eifer war; und sie zu hören, war ergreifend. Da er ein ergebener Erforscher der Bibel ist, kümmerte er sich nicht darum, mit wem er sprach, ob mit Sklaven oder Freien oder selbst mit jemandem, der eine kommunistische Uniform trug. Weil er Gottes Wort russischen Soldaten gepredigt hatte, die ihn in kommunistisch besetztem Gebiet außerhalb Rußlands um Auskunft baten, wurde er verhaftet, zu russischen Befehlshabern geführt und immer wieder verhört. Das einzige, was sie gegen ihn finden konnten, war, daß er zu jenen russischen Soldaten, die zu ihm gekommen waren und ihn über Gottes Wort befragten, über die Bibel gesprochen hatte. Weil er jenen Soldaten geholfen hatte, das weitestverbreitete Buch zu lesen, wurde er zu zehn Jahren Zwangsarbeit in Rußland verurteilt. Seine Reise nach Rußland ist unbeschreiblich. Er und andere Gefangene wurden in Viehwagen verschickt und tagelang schlimmer behandelt als Vieh, ohne irgendwelche lindernde Hilfe. Während der sechs Jahre seines Aufenthaltes in Rußland wurde er von einem Lager ins andere gebracht und arbeitete in mehr als fünfzig verschiedenen Lagern, darunter auch in einigen Sibiriens. In jedem dieser Gefangenenlager fand er mindestens zehn bis fünfzehn Zeugen Jehovas.
Einmal wurden achtundvierzig russische Gefangene, Männer und Frauen, in ein Lager eingeliefert. Man hatte sie in Rußland aufgespürt; sie wurden verhaftet und waren nun dem Lager zugeteilt worden, in dem er sich befand. Als er ihnen von den vielen guten Dingen erzählte, die er über Jehovas Wort gelernt hatte, ehe er nach Rußland gebracht worden war, konnte er zu seiner Freude diesen Neuen in der Wahrheit behilflich sein, in ihrem treuen Laufe zu verharren. Er hatte die Freude, von ihnen zu erfahren, daß die Wahrheit, die in den ersten Jahren der Sowjetherrschaft den Westen Rußlands erreicht hatte, nun bis tief ins Innere vorgedrungen ist, ja sich über das ganze Land hin ausgebreitet hat. Dies brachte ihm viel Freude und Mut, in Jehovas Dienst treu auszuharren, ungeachtet, wo er weilte.
Er traf noch weitere Russen, die Zeugen Jehovas waren, und erfuhr, wie die Polizei den Zeugen Jehovas nachstellte, als ob sie Hasen jagte. So erfuhr er aus bester Quelle, wie Kommunistenführer die Wahrheit der Bibel fürchteten und sie zu unterdrücken suchten. Wegen des Predigens des Königreiches Gottes, um das Jesus seine Jünger beten lehrte, sind viele zu fünfundzwanzig Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er erzählte, wie drei kleinere Dörfer nachts 3 Uhr von der Geheimpolizei umstellt wurden, und wie man alle Zeugen Jehovas heraussuchte und in der Dunkelheit der Nacht wegholte, um sie für immer aus jenen Dörfern verschwinden zu lassen.
In einem der Lager, in das er versetzt worden war, traf er einen Ukrainer an, der eine Bibel besaß, die er irgendwie ins Lager geschmuggelt hatte. Das Buch war ganz abgenutzt. Er pflegte es nachts im geheimen zu lesen und ließ nicht einmal diesen Zeugen Jehovas sehen, was er las, bis eines Nachts der Zeuge einen Blick auf die Blätter warf und sich mit der Frage an den Ukrainer wandte: „Weißt du denn, was du da liest?“, worauf er erwiderte: „Wieso weißt du, was ich lese?“ Die Antwort lautete: „Ich weiß, daß du in der Bibel liest, doch verstehst du, was du liest?“ (Dies erinnert uns an die Frage, die Philippus dem Äthiopier stellte, der im Buche Jesajas las und bekannte, Hilfe zu einem Verständnis des Gelesenen zu benötigen, die ihm Philippus dann auch in freundlicher Weise darbot. — Apg. 8:26-39.) So erhielt dieser Gefangene aus einem fernen Lande, der in das Innere Rußlands gebracht worden war, die Gelegenheit, diesem Ukrainer zu einer Erkenntnis der Wahrheit über Jehovas aufgerichtetes Königreich zu verhelfen.
Einige Wochen hatten sie nun ruhig miteinander studiert (in ihren Betten, nämlich auf den obersten Pritschen) und hatten im Versteck in der Bibel gelesen, da ertappte sie der Lagerkommandant beim Studium der Bibel. Ja, er hatte einige Abende hinter den Schlafstellen dem zugehört, was diese zwei Männer miteinander über Gottes Vorhaben und die wunderbare, in der Heiligen Schrift enthaltene Hoffnung für Menschen gesprochen hatten, die Jehovas Willen zu tun suchen. Dann machte er sich bemerkbar und sagte den beiden, sie müßten viel vorsichtiger sein und die Bibel besser verstecken, denn es sei nicht erlaubt, die Heilige Schrift zu lesen und darüber zu diskutieren. Er nahm sie ihnen nicht weg, sondern ermahnte sie nur, mehr Vorsicht walten zu lassen, weil es sein könne, daß er selbst nicht immer da sei, und sie selbst auch nicht, denn bald würden sie in ein anderes Lager versetzt werden. Jesus hatte gesagt: „Glücklich sind, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, da sie gesättigt werden.“ — Matth. 5:6, NW.
Der standhafte Diener Gottes Jehovas, der nun aus dem russischen Lager entlassen wurde und in seine Heimat zurückgekehrt ist, erzählte, daß man zur Zeit, da man anfing, die Kriegsgefangenen oder Verurteilten von Rußland oder seinen Satellitenländern in diese Lager einzuliefern, diese auf Hungerkost setzte und an die Arbeit stellte, bis sie sozusagen stehenden Fußes starben. Es war damals die Taktik der Sowjets gewesen, diese Gefangenen so umzubringen. In den letzten Jahren jedoch änderten sich die Dinge. Die Leute an der Spitze der Regierung haben festgestellt, daß sie hier gute Sklavenarbeiter haben, und nun verabfolgen sie Arbeitern in den Lagern Prämien, damit sie noch mehr arbeiten und noch besseren Dienst leisten. Es wird den Gefangenen bessere Nahrung und Pflege zuteil, weil Sklavenarbeit billig ist, noch billiger als kommunistische Arbeit.
Die Sowjetregierung fürchtet sich tatsächlich vor ihren Sklavenarbeitern. Diese russischen Gefangenenlager sind mit Stacheldraht umgeben und werden von Aufsehern bewacht, die stets wütige Hunde an der Leine führen. Der Todesweg ist ein Streifen Land, der drei Meter breit ist und ums ganze Lager geht. Irgendwelche Schritte auf diesem Boden bedeuten den baldigen Tod, entweder durch sofortiges Erschießen, ohne daß man den Betreffenden verhört, oder indem man tolle Hunde auf ihn hetzt. Russen sowohl wie solche, die aus anderen Ländern abgeführt und nach Rußland verbracht wurden, sind Sklavenarbeiter, die dem Staate dienen. In vielen Fällen haben sie Rußland nie etwas geschadet, noch je ein Wort über die Sowjetregierung gesagt, noch je Spionage gegen sie getrieben. Sie waren in den Ländern, in denen sie gewohnt hatten, ehe sie nach Rußland abtransportiert wurden, um ihre eigenen Geschäfte besorgt gewesen. Doch die Kommunisten brauchten Männer und Frauen, Sklaven, um eine verderbte Nation aufzubauen, gleichzeitig aber fürchten sie sich vor ihren Sklaven. Sie lieben ihre Sklaven nicht, noch empfinden die Sklaven Liebe zu ihren Herren.
Rußland ist ein Land, das in der Furcht lebt, auch in der Furcht vor den eigenen Konzentrationslagern. Wie es sich im Falle dieses einen Zeugen Jehovas verhielt, so verhält es sich mit allen russischen Gefangenen: sie werden nicht länger als 3 bis 4 Monate in einem Lager behalten und darauf in ein anderes übergeführt. Von einem Lager mit etwa 4000 Insassen werden alle paar Tage 200 Personen nach anderen Gefängnisstätten abgeführt, und neue werden an ihrer Statt hereingebracht. Die russischen Führer leben in der Angst, daß sich unter diesen großen Menschenmassen eine interne Organisation bilden könnte, daß diesen Massen nicht zu trauen ist und sie eines Tages imstande wären, die Aufseher zu überwältigen und von einem Teil ihres Gebietes Besitz zu ergreifen. Wie traurig für Herrscher, so zu leben: in der Furcht vor Menschen, nicht vor Jehova Gott! Wie zutreffend heißt es doch im Worte Gottes, dem Buche, das sie hassen: „Wer den Armen bedrückt, verhöhnt den, der ihn gemacht hat.“ — Spr. 14:31.
Als dieser Zeuge Jehovas schließlich seine Strafe abgebüßt hatte und zufolge einer Amnestie einige Jahre früher entlassen wurde, fand er bei der Heimkehr, daß seine Frau wenige Monate nach seiner Verhaftung vor Kummer gestorben war. Seine Kinder hatte man fortgeholt und in anderen Familien untergebracht. Aber er freute sich, zu Brüdern zurückzukehren, die immer noch dem Dienste des Königreiches Jehovas ergeben sind. Er will jetzt nichts anderes tun, als diese gute Botschaft des Königreiches Jehovas predigen, denn er weiß, daß es keine Hoffnung gibt für diese alte Welt noch für irgendeinen Teil von ihr. Die Kommunisten fürchten sich vor der Wahrheit der Bibel, der Wahrheit, die diesen Bruder frei machte, selbst während all der Jahre, da er sich in einem russischen Sklavenlager befand. Jesus sagte: „Glücklich sind die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, da das Königreich der Himmel ihnen gehört.“ — Matth. 5:10, NW.
WAS IN RUSSLAND VOR SICH GEHT
Innerhalb Rußlands müssen Jehovas Zeugen ihr Werk so tun, wie die ersten Christen unter Juden und Römern wirkten. „Glücklich seid ihr, wenn die Leute euch um meinetwillen schmähen und euch verfolgen und lügnerisch allerlei Böses wider euch reden. Freut euch und springt vor Freude, da euer Lohn in den Himmeln groß ist; denn auf diese Weise verfolgten sie vor euch die Propheten.“ (Matth. 5:11, 12, NW) Der Glaube an Jehova Gott und sein Königreich, den die Verfolgten haben, hält sie aufrecht, und sie würden lieber sterben als mit irgendeinem Teil dieser alten Welt Kompromisse zu schließen.
Im Jahre 1948 haben mehrere Zeugen Jehovas in Rußland den Wachtturm sowie Druckmaterial, das sich auf die Lehren der Bibel stützte, vervielfältigt und es nach bestem Vermögen durchs ganze Land verbreitet. Aber die Kommunistenführer fürchten die Wahrheiten der Bibel, und ihre Geheimpolizei spürte diese Evangeliumsdiener auf. Ihre ganze Druckereieinrichtung, Papier, Farbe und andere Materialien wurden beschlagnahmt und die Männer verhaftet und in Sklavenlager weggeführt.
Die große Frage, die sich die Geheimpolizei stellte, lautete: „Wie können wir uns der Zeugen Jehovas entledigen?“ Überall fanden sie solche — nicht schlechte Leute, nur Leute, die das weitestverbreitete Buch in der Welt, die Heilige Schrift, die Bibel, lesen und darüber sprechen wollten. Es gelang Sowjetbeamten eine Weile, Jehovas Zeugen auseinander zu treiben und zu desorganisieren, doch nicht lange, und sie waren von neuem organisiert und hatten neue Veröffentlichungszentren eingerichtet, wo sie die Wahrheitsbotschaft, so wie sie sie erhielten, vervielfältigten und aussandten. Die Kommunistenführer waren darauf erpicht, sich aller Kreis- und Versammlungsdiener zu bemächtigen, und wenn solche gefunden wurden, verurteilte man sie zu fünfundzwanzig Jahren und steckte sie ins Gefängnis.
Während der Jahre, die dem zweiten Weltkrieg folgten, war es den Brüdern sozusagen unmöglich, den Wachtturm oder irgendwelche Publikationen der Gesellschaft oder gar die Bibel zu verstecken. Die Geheimpolizei forschte allem nach, was christlich zu sein schien, und wenn sie feststellte, daß jemand ein Zeuge Jehovas war oder wenn er als solcher angeklagt wurde, so durchsuchten sie seine Wohnung, brachen den Ofen ab, rissen das Dach weg, zerstörten sogar das ganze Haus, um eine versteckte Bibel oder biblische Schriften zu finden und so den Beweis für seine christliche Propaganda zu erhalten; und dann Verschickten sie den Betreffenden in ein Sklavenlager. In jenen Jahren war es den Brüdern unmöglich, am hellen Tage zusammenzukommen. Sie hielten ihre Familienbibelstudien meistens in Kellern, an gewissen Orten im Walde und sonstigen geheimen Orten ab. Selten hatten die Brüder Gelegenheit, in ihrem eigenen Heim mit anderen zu studieren. Ein Studium des Wachtturms in Gruppen war unmöglich, doch wurde ein regelmäßiges Studium in solchen Wohnungen durchgeführt, in denen die Familienangehörigen zusammenkommen konnten, doch nur, wenn alle Fenster geschlossen und die Türen verriegelt waren. Aber welch glückliche Familie! Da konnten sie über die Wahrheit, das Wort Gottes, reden und Jehova, den souveränen Herrscher des Universums, anbeten, selbst in einem diktatorischen Lande wie Rußland! Die Wahrheit machte diese Menschen frei, auch wenn sie unter einem bedrückenden Staate lebten. „Glücklich jene, die sich ihres geistigen Mangels bewußt sind, da das Königreich der Himmel ihnen gehört.“ — Matth. 5:3, NW.
Zufolge der Liebe zur Wahrheit bei vielen wuchs die Zahl der Zeugen Jehovas seit dem Jahre 1948 bis zum Jahre 1951 beständig an, und dies in ganz Rußland, zur großen Beunruhigung der Kommunistenführer. Aus vor kurzem von Rußland erhaltenen Berichten geht hervor, daß im Jahre 1951, am 1., 7. und 8. April, die Kommunisten eine große Säuberungsaktion durchführten. Jene Tage werden Jehovas Zeugen in Rußland nicht vergessen. An jenen drei Tagen wurden nämlich alle Zeugen Jehovas, die in der westlichen Ukraine, in Weißrußland, Bessarabien, in der Moldau, in Lettland, Litauen und Estland aufgetrieben werden konnten — mehr als siebentausend Männer und Frauen —, verhaftet und weggeführt. Es wurde ihnen nicht gestattet, Kleider oder Nahrungsmittel mitzunehmen. Ganze Familien wurden auf Fuhrwerken nach Bahnstationen abtransportiert, dort in Viehwagen verfrachtet und weit weg verschickt. Alle diese Verhaftungen erfolgten bei Nacht, und wenn man bis 7 Uhr früh nicht alle Zeugen Jehovas zusammengetrieben hatte, wartete man wieder bis zur Dunkelheit an jenem Tage. Dann kam der Auszug! Tausende von Zeugen Jehovas wurden durchs Land transportiert, und Hunderttausende angeblich freier Russen hörten Jehovas Zeugen Lieder zum Preise Jehovas singen und von der Wahrheit reden, während ihre Züge vorbeifuhren. Diese große Gruppe von Zeugen Jehovas wurde in Wälder gebracht, in denen sie Land zu roden hatten, und im ersten Winter mußten sie sich von Wurzeln und Nüssen ernähren. Man verteilte sie über ein weites bewachtes Waldgebiet, wobei man ihnen erklärte: „Rodet den Wald; baut Häuser; bleibt hier für immer; arbeitet, wenn ihr leben wollt!“ Ihr Geist wurde aber nicht gedämpft. Sie arbeiteten; sie leben; ihr Glaube ist stark, und sie fahren fort, die gute Botschaft des aufgerichteten Königreiches Jehovas zu predigen.
Heute erhebt sich im weiten Gebiet Rußlands in der Tat eines jeden Hand gegen seinen Nächsten. Dort ist jeder gelehrt worden, seinen Nächsten zu beobachten und besonders Jehovas Zeugen zu bekämpfen. Ungeachtet, wer man auch sei: man steht unter Überwachung, und wenn in einem Postbüro für jemanden Post eintrifft, wird sie von den Postbeamten gelesen. Nur durch einen persönlichen Boten kann Jehovas Botschaft des Trostes und der Wahrheit von einem zum anderen gelangen. Wenn Jehovas Zeugen erwischt werden, macht man ihnen den Prozeß. Sie kommen in einen Gerichtssaal und vor einen Richter, doch hilft es nichts, zur Verteidigung einen Anwalt anzustellen. In vielen Fällen bestimmt die Regierung den Verteidigungsanwalt für eine Person, doch ein für einen Zeugen Jehovas bestimmter übernimmt eher die Rolle des Anklägers als die des Verteidigungsanwalts, denn wenn er anders handelte und den Angeklagten gut verteidigte, könnte er selbst ins Sklavenlager kommen. Nach dieser Art mißt das Sowjetsystem Gerechtigkeit aus.
Wenn es in einem Gebiet einen Zeugen Jehovas gibt, so ist er weit und breit bekannt, denn unter der Hand zirkulieren viele Meldungen. Es wird geredet. Nicht jeder zeigt andere bei den Behörden an, denn viele hoffen, daß sie selbst eines Tages von dieser rücksichtslosen Herrschaft frei werden. Weil ihre eigene Russisch-orthodoxe Kirche sie im Stiche läßt, da sie Staatskirche ist, suchen sie nach wahrheitsliebenden Menschen. „Glücklich die Trauernden, da sie getröstet werden.“ — Matth. 5:4, NW.
VOM KOMMUNISMUS ZUM CHRISTENTUM
An einem gewissen Ort in Rußland lebt heute eine Frau, eine Zeugin Jehovas, die nach vielem Leiden immer noch die gute Botschaft vom Königreich Jehovas predigt. Ihre Geschichte seit dem Jahre 1942 ist typisch für diejenige Hunderter anderer. Im Jahre 1942 wurde sie als aktive Kommunistin mit anderen russischen Zivilpersonen von den Nazis nach Deutschland deportiert. Dort arbeitete sie bei einem Gärtner und in einer Fabrik, wo sie ihre kommunistischen Ideen verbreitete. Doch Hitlers Gestapo fand sie bald. Sie wurde in ein Nazikonzentrationslager verbracht. Hier, wo sie mit ihren Mitkommunisten keinen Kontakt mehr hatte und allein war, begann sie den Glauben an die kommunistische Organisation zu verlieren, weil sie sie im Stich gelassen hatte. Sie begann, an Gott zu denken, sprach mit einigen Leuten und begegnete schließlich Zeugen Jehovas. Im Nazilager wurde sie dann getauft und wurde eine sehr eifrige Erforscherin der Heiligen Schrift. Nachdem sie die Wahrheit kennengelernt hatte, begann sie mit anderen russischen Frauen zu sprechen. Eines Tages kam der Lagerkommandant zu diesen Russinnen und sagte zu dieser Frau: „Wer bist du?“ Sie erwiderte: „Ich bin ein Zeuge Jehovas.“ Der Kommandant behauptete, dies sei nicht wahr und sagte: „Du bist doch Russin.“ Darauf erwiderte die Schwester diesem Nazi mit Nachdruck: „Gott ist nicht nur ein Gott des deutschen Volkes, sondern aller Menschen.“ Man ließ sie ungestraft ausgehen, und dies ermutigte sie, unter den russischen Frauen noch eifriger zu predigen. Schließlich lernte eine Gruppe dieser Frauen die Wahrheit in ihrer eigenen Sprache kennen.
Als der Krieg im Jahre 1945 endete und Hitlers Konzentrationslager aufgehoben wurden, kehrte diese Frau mit vielen anderen Russinnen nach Rußland zurück. Nun wurde das Gebet einer deutschen Schwester, von dem diese ihnen während ihres Aufenthalts im Nazilager erzählt hatte, zum Gebet jeder dieser Zeuginnen Jehovas, der befreiten Russinnen: „Ich danke dir, Jehova, Vater, daß du mir meinen Wunsch, mit russischen Leuten sprechen zu können, gewährt hast.“
Es bereitete ihnen Freude, befreit zu werden und nach Rußland zurückzukehren; doch nicht lange, und die kommunistische Geheimpolizei war ihnen auf der Spur. Sie fand sie, und weil sie das Königreich Gottes predigten und andere auf die trostreichen Worte der Bibel hinwiesen, wurden diese Frauen zu fünfundzwanzig Jahren Sklavenlager verurteilt. Aber auch dort, in den Gefangenenlagern Rußlands, predigen heute diese russischen Schwestern, die die Wahrheit in deutschen Konzentrationslagern kennengelernt hatten, weiterhin — all dies zur Ehre und zum Ruhme des Namens Jehovas. Die frühere Kommunistin, die jetzt Zeugin Jehovas ist, ist immer noch eine regelmäßige Königreichsverkündigerin, nun natürlich im Sklavenlager der sowjetischen Regierung, der sie einst gedient hatte. Warum? Weil sie dem Worte Gottes glaubt, so wie es in seinem Buche, der Bibel, aufgezeichnet ist, und es wagte, deren gute Botschaft in Rußland zu predigen. Deswegen muß sie als Sklavin auf Bauplätzen im Walde arbeiten, deswegen hilft sie Waldgebiet in Ansiedlungen umwandeln, damit diese später Kommunisten übergeben werden können. Wenn diese Aufgabe beendet sein wird, wird sie zu Zwangsarbeit an einen an, deren Ort versetzt werden.
In einem dieser vielen Lager, die es in ganz Rußland gibt und in dem sich Zeugen Jehovas befinden, ist die Wahrheit so viel gepredigt worden, daß selbst einige Aufseher sie angenommen haben. Auch Leute, die in den Verwaltungsbüros solcher Lager arbeiteten, haben eine Erkenntnis der Wahrheit erlangt. Da sie die Wahrheit angenommen haben, fühlen sie den Drang, nun die gute Botschaft zu predigen. Im Laufe der Zeit sind einige solche Aufseher und Büroarbeiter ins Gefängnis gekommen, da sie zu fünfzehn und zehn Jahren verurteilt wurden. Weshalb denn? Weil sie die Bibel studierten und von der Wahrheit sprachen, weil sie erklärten, Zeugen Jehovas zu sein. Alle diese Verurteilten sind getrennt voneinander in verschiedene Lager und nach verschiedenen Teilen Rußlands verschickt worden, damit sie keine starke eigene Gruppe bilden könnten.
DURCH DEPORTATIONEN WERDEN PREDIGER ZERSTREUT
Jehovas Zeugen in Rußland sagen, daß die gute Botschaft vom Königreich, gerade weil sie durch all diese Lager zerstreut wurden (und wir wissen laut des in diesem Artikel schon erwähnten Berichts mit Bestimmtheit, daß es in mehr als fünfzig Lagern Zeugen Jehovas gibt), in allen Teilen des weiten Gebietes von Rußland beständig gepredigt wird. Sie hätten sich nicht vorstellen können, woher sie das Geld für eine Reise von 10 000 Kilometern hätten nehmen sollen, um die Königreichsbotschaft predigen zu können. Doch jetzt hat die Kommunistenregierung selbst sie von einem Ende des Landes bis zum anderen gesandt, damit sie in diesen Sklavenlagern arbeiten, und so wie sie es ansehen, hat ihnen die Regierung ihre Reisekosten nach neuen Gebieten bezahlt, so daß sie die Königreichsbotschaft predigen können. Jehovas Zeugen wirken in allen Teilen Rußlands, eine Anzahl, ja die größere Anzahl, in Arbeitslagern, andere in entlegenen Gebieten, die sie nicht verlassen dürfen. Noch andere arbeiten weiterhin in Städten und Dörfern und sind bis jetzt nicht erwischt worden. Man erinnere sich daran, wie ‚Saulus [von Tarsus] die Versammlungen des Volkes Jehovas empörend behandelte; indem er in ein Haus nach dem anderen eindrang und sowohl Männer als Frauen fortschleppte, lieferte er sie ins Gefängnis ein‘. „Jene indes, die zerstreut worden waren, zogen durchs Land und verkündigten die gute Botschaft des Wortes.“ — Apg. 8:3, 4, NW.
Unsere Brüder in Rußland sind ganz und gar nicht zurückhaltend gewesen in dem Versuch, größere Freiheit zum Predigen der Königreichsbotschaft zu erlangen, und sie haben der Kommunistenregierung die Gelegenheit gegeben, Jehovas Zeugen als eine Religionsorganisation anzuerkennen. Im Jahre 1948 sandten sie eine Petition durch den Innenminister an das Präsidium des Obersten Sowjetrates der UdSSR. Diese Petition beschrieb das Werk der Zeugen Jehovas in Rußland. Sie erhielten aber keine Antwort darauf. So begab sich eine kleine Delegation von drei Brüdern in das Innenministerium nach Moskau und unterbreitete die Petition persönlich. Auf die Frage, woher sie gekommen seien, erwiderten sie: „Aus der Ukraine.“ Deshalb wurde ihnen mitgeteilt, sich ans Innenministerium der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik in Kiew zu wenden. Darauf begaben sich die Brüder von Moskau direkt nach Kiew und unterbreiteten die Petition dem Innenminister. Dort zeigte es sich, daß die Amtspersonen des Ministeriums auf ihr Kommen vorbereitet worden waren, denn nachdem diese drei Zeugen Jehovas ihre Petition unterbreitet hatten, wurden ihnen von der Regierung gewisse Vorschläge gemacht: Wollen Jehovas Zeugen in der Armee dienen? Wollt ihr euch an den Wahlen der Sowjetbehörden beteiligen? Wollt ihr euch jedem Erlaß des Staates unterwerfen und mit anderen Religionsorganisationen zusammenarbeiten? Auf alle drei Fragen antworteten die Brüder mit den Worten Petri, des Apostels Jesu: „Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen.“ (Apg. 5:29) Die Vertreter der Zeugen Jehovas durften das Büro des Innenministeriums zwar verlassen, aber innerhalb weniger Tage drang man in ihre Wohnungen ein, sie selbst wurden durchsucht und später zu langen Gefängnisstrafen verurteilt.
An einem gewissen Ort in Rußland konnten 120 Personen einer Gedächtnisfeier beiwohnen. Dies war eine Ausnahme. Vor einigen Jahren gab es sieben Verkündiger in Moskau, doch wurden alle deportiert. So ist Moskau eine der wenigen Hauptstädte in der Welt, in denen es keinen einzigen Zeugen Jehovas gibt. Doch kennt man dort die Wahrheit. Die Kommunistenregierung ist über Jehovas Zeugen unterrichtet worden, sie hat zu viele von ihnen zu ihren Sklavenarbeitern gemacht, um sie nicht zu kennen. In jedem Land hinter dem Eisernen Vorhang sucht die kommunistische Organisation die Bewegung der Zeugen Jehovas zu bekämpfen, sie niederzuschlagen und auszurotten — in Polen, der Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn, Ostdeutschland und in Rußland selbst. Aber sie können weder sie noch ihre Botschaft vernichten. Die Wahrheit hat diese Menschen frei gemacht, und sie werden weiterhin frei sein und diese gute Botschaft von Jehovas aufgerichtetem Königreich als ein Zeugnis für alle Hörenden predigen.
In Rußland ist es unmöglich, daß eine Person ihr eigenes Leben lebt und einfach Gott dient und ihren Nächsten liebt wie sich selbst. Nein, sie muß ein Sklave des Staates werden; sie muß dem Staat huldigen; sie muß den Staat vergöttern. Jehovas Zeugen aber tun es nicht! Sie haben sich Gottes Wort zugewandt und ziehen es vor, den Fußstapfen Christi Jesu zu folgen. (1. Pet. 2:21) Als Jesus auf Erden weilte, erklärte er den Herrschern, er sei in der Welt, aber kein Teil von ihr. (Joh. 18:36, 37) So sehen Jehovas Zeugen das Leben heute an. (Joh. 17:13, 14, 16) Wir sind in der Welt, sind aber kein Teil von ihr. Die Welt betreibt ihre eigenen Geschäfte, so wie es ihr gefällt. Jehovas Zeugen mischen sich nicht ein und werden es nicht tun. Solange Jehova Gott zuläßt, daß Nationen, die Menschen aufgebaut haben, weiterbestehen und in Funktion sind, gibt es keinen Grund, daß Jehovas Zeugen in deren Lebensweise eingreifen, und sie werden sich an alle menschlichen Gesetze halten, es sei denn, diese Gesetze stünden mit Gottes Gesetz in Widerspruch.
Ungeachtet, in welchem Lande Jehovas Zeugen wohnen: sie haben die Dienstaufgabe erhalten, Prediger des Königreiches Jehovas und Vertreter Christi Jesu zu sein. (Jes. 43:10-12; 52:7, 8; 61:1-3; Matth. 24:14; 2. Kor. 5:20) So drängen sie selbst in Rußland mit der Bibel in der Hand voran und predigen die gute Botschaft innerhalb und außerhalb von Gefangenenlagern. (Matth. 24:9; 28:19, 20; Mark. 13:9-11; Luk. 21:12, 13; Off. 2:10) Privat oder gemeinsam, in Kellern, im Walde, in Lagern und isoliert feiern sie das Gedächtnismahl. Sie sind bereit, irgendeinem Hindernis zu trotzen und suchen es zu überwinden, werden aber mit dieser alten Welt keine Kompromisse schließen. — Joel 2:4-9; Phil. 1:28.
Die Bibel ist in Rußland, um dort zu bleiben. Jehovas Zeugen verwenden sie, und wenn auch die United Press letztes Jahr berichtete, daß das Buch, das in der Welt am weitesten verbreitet und am meisten gelesen wird, „nächsten Monat [d h. im Januar 1956] in Rußland wieder erhältlich sein wird“, ist sie doch achtunddreißig Jahre lang von den Kommunisten verboten gewesen. Auch jetzt, so berichtet die United Press, werden nur wenige Bibeln gedruckt werden: „Der Satz ist fertiggestellt worden, und Priester vom Moskauer Patriarchat haben die endgültigen Fahnenabzüge gelesen. Die erste Auflage, die für Januar vorgesehen ist, wird an Zahl klein sein, da die Kirche das Papier kaufen und der Regierung das Drucken bezahlen muß; aber mit der Zeit half die Kirche, die neue Bibel in der ganzen Sowjetunion zu verbreiten.“
Wird die Bibel in großen Mengen in ganz Rußland freigegeben werden?
Wenn das der Fall ist, werden Jehovas Zeugen sie den Leuten erklären. Solange sich aber die Kommunistenführer und ihre Unterstützer vor der Wahrheit fürchten, mag diese ihre neue Bibel in der russischen Sprache nur eine begrenzte Verbreitung finden, während das kommunistische Regime weiterbesteht. Bestimmt wird sie nicht für Jehovas Zeugen freigegeben, denn in ihren Händen ist sie wie Dynamit. Daher bleibt sie für sie weiter verboten.
Wird das weitestverbreitete Buch der Welt in weiten Gebieten Rußlands gelesen werden, ehe Jehovas Krieg in Harmagedon ausbricht? — Off. 16:13-16; Jer. 25:32, 33; Jes. 34:1-4; Zeph. 2:1-3; Apg. 2:19-21.
Es werden jetzt nur solche, die Jehova suchen und nach Wahrheit und Gerechtigkeit hungern, nur jene, die den „rechten Kampf des Glaubens“ (1. Tim. 6:12, NW) kämpfen wollen, ja nur jene, die willens sind, sogar ihr Leben für die Wahrheit niederzulegen (Off. 12:11), es je erleben, die Bibel zu sehen und zu verstehen, nicht allein in Rußland, sondern auch in der ganzen übrigen Welt.
(Versäume nicht, in einer unserer nächsten Ausgaben den Bericht eines Mannes zu lesen, der als einer jener Siebentausend in die Wälder Rußlands verschickt wurde, wovon auf Seite 214 dieser Ausgabe die Rede ist. Sein persönlicher Bericht wird den Titel tragen: „Ich lebte in Sibirien im Exil.“ Verpasse ihn nicht!)