Die „Schlüssel“ der höchsten Regierung gebraucht
„Ich will dir die Schlüssel des Königreiches der Himmel geben, und was irgend du auf der Erde binden magst, wird das sein, was in den Himmeln gebunden ist, und was irgend du auf der Erde lösen magst, wird das sein, was in den Himmeln gelöst ist“ (Matth. 16:19).
1, 2. (a) Wer war in der römischen Mythologie der oberste Pförtner im Himmel? (b) Was ist über die historische Gestalt Jesus Christus als Inhaber eines Schlüssels zu sagen?
GIBT es im Himmel einen Pförtner oder Hausmeister? In der römischen Mythologie war Janus, der Gott der Götter, der oberste Pförtner im Himmel und auf der Erde. Der Tempel des Janus steht heute noch an der Nordseite des Forum Romanum, in der Nähe der Kurie, aber Janus wird nicht mehr verehrt. Wie verhält es sich jedoch mit der historischen Gestalt Jesus Christus, der jetzt im Himmel zur Rechten Jehovas, des wahren „Gottes der Götter“, verherrlicht ist? (5. Mose 10:17). Als dieser verherrlichte Jesus um das Jahr 96 u. Z. einen Brief diktierte, der an die Versammlung in Philadelphia (Kleinasien) gesandt werden sollte, sagte er zu dem Apostel Johannes:
2 „Und dem Engel der Versammlung in Philadelphia schreibe: Diese Dinge sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, so daß niemand schließen wird, und schließt, so daß niemand öffnet: ,Ich kenne deine Taten — siehe! ich habe eine geöffnete Tür vor dich gestellt, die niemand schließen kann — und weiß, daß du eine kleine Kraft hast, und du hast mein Wort bewahrt und dich meinem Namen gegenüber nicht als falsch erwiesen‘“ (Offb. 3:7, 8).
3. (a) In welchem Verhältnis stand Jesus Christus zu David? (b) Warum gab Jehova Jesus Christus den „Schlüssel Davids“, und wie machte Jesu davon Gebrauch?
3 In der Reihe der Könige, die von David, dem ersten jüdischen König in Jerusalem, abstammten, nimmt Jesus Christus die 43. Stelle ein, wenn man von jenem berühmten König an zählt. Mit Jesus endet diese Königslinie, weil er der bleibende Erbe des Königtums Davids wurde (Luk. 3:23-31). Deshalb übergab Jehova Gott seinem verherrlichten Sohn „den Schlüssel Davids“. Das Königreich Davids war eine Vorbildtheokratie, ein Vorbildkönigreich Gottes (1. Chron. 29:23; 2. Chron. 13:5, 8). Dieses Königreich, in dem der verherrlichte Nachkomme Davids, Jesus Christus, amtiert, wird zu einem wirklichen, gegenbildlichen Königreich Gottes. Als rechtmäßiger Inhaber des „Schlüssels Davids“ vertraut er Personen auf der Erde Vorrechte und Gelegenheiten in Verbindung mit dem Königreich Gottes an oder versagt sie ihnen.
4, 5. Welche Vorrechte übertrug Jesus Christus gemäß dem, was er in der Gegend von Cäsarea Philippi sagte, dem treuen Apostel Petrus?
4 Im Hinblick darauf, daß Jesus seinem treuen Apostel Petrus Dienstvorrechte anvertrauen wollte, sagte er einmal zu ihm: „Du bist Petrus [griechisch: Petros; lateinisch: Petrus], und auf diesen Felsen [griechisch: tautēi tēi petrai; lateinisch: hanc petram] will ich meine Versammlung bauen, und die Tore des Hades werden sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Königreiches der Himmel geben, und was irgend du auf der Erde binden magst, wird das sein, was in den Himmeln gebunden ist, und was irgend du auf der Erde lösen magst, wird das sein, was in den Himmeln gelöst ist“ (Matth. 16:18, 19).
5 Jesus äußerte diese historischen Worte einige Zeit nach dem Passahfest des Jahres 32 u. Z. in der Gegend von Cäsarea Philippi, in der Nähe des Quellgebietes des Jordan (Matth. 16:13-17).
WANN SIE GEGEBEN UND GEBRAUCHT WURDEN
6. Was für Schlüssel waren jene „Schlüssel des Königreiches der Himmel“, und was stellten sie dar?
6 Wie der „Schlüssel Davids“ waren auch die „Schlüssel des Königreiches der Himmel“ keine buchstäblichen, materiellen oder irdischen Schlüssel. Es handelte sich um geistige Schlüssel, nämlich um das Vorrecht, die Ehre, den Auftrag und die Befugnis, ein Programm von Informationen und Belehrungen sowie des persönlichen Einsatzes in Verbindung mit dem Königreich der Himmel einzuführen oder zu eröffnen. Dadurch konnten diejenigen, die sich entschlossen, zuerst das Königreich der Himmel zu suchen, die Vorkehrung nutzen, die Gott durch Jesus Christus, den Erben des himmlischen Königreiches, geschaffen hatte. Auf diese Weise gingen sie in etwas ein, was ihnen zuvor nicht offenstand.
7. Welche Bedingungen, um in das himmlische Königreich Gottes eingehen zu können, hatte Jesus zuvor Nikodemus in Jerusalem genannt?
7 Zwei Jahre zuvor hatte Jesus in Jerusalem einem Vorsteher der Juden, einem Pharisäer namens Nikodemus, bestimmte Bedingungen genannt, die ein Gläubiger erfüllen mußte, um in das himmlische Königreich Gottes eingehen zu können. Jesus hatte gesagt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht wiedergeboren wird, kann er das Königreich Gottes nicht sehen.“ Was bedeutet das? Bedeutet es, daß man noch einmal von der gleichen menschlichen Mutter geboren werden muß? Nein, denn Jesus sagte zu Nikodemus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Königreich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren worden ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren worden ist, ist Geist“ (Joh. 3:1-6).
8. Wäre es logisch, daß jemand, der nicht bereits selbst ein getaufter, geistgezeugter Christ ist, diese „Schlüssel“ besitzt und gebraucht, und welches Beispiel haben wir in dieser Hinsicht?
8 Könnte also jemand, der nicht bereits selbst „aus Wasser und Geist geboren“ ist, der nicht schon ein getaufter, geistgezeugter Christ ist, die „Schlüssel“ besitzen und gebrauchen, um anderen den Eingang in Gottes himmlisches Königreich zu öffnen? Das wäre wohl kaum logisch. Daher wurden die „Schlüssel des Königreiches der Himmel“ nicht Johannes gegeben, obgleich er Jesus taufte und der erste war, der die Botschaft verkündete: „Bereut, denn das Königreich der Himmel hat sich genaht“ (Matth. 3:1, 2).
9. Wieso wissen wir, daß Petrus geistgezeugt war, als ihm der erste der „Schlüssel“ gegeben wurde, und was ist über den beschnittenen äthiopischen Proselyten zu sagen, der in Apostelgeschichte 8:27, 28 erwähnt wird?
9 War denn der Apostel Petrus geistgezeugt, als Jesus Christus ihm den ersten „Schlüssel“ gab, damit er ihn gebrauche? Ja, denn am Pfingsttag des Jahres 33 u. Z. taufte Jehova Gott durch den verherrlichten Jesus ungefähr 120 Jünger, die in einem Obersaal in Jerusalem zusammen waren und zu denen auch Petrus gehörte, mit dem heiligen Geist. Erst nachdem Petrus so von Gottes Geist gezeugt worden war, erhob er sich und sprach zu mehr als 3 000 Juden und beschnittenen Proselyten, die zusammengekommen waren und Zeugen davon wurden, daß sich die Prophezeiung aus Joel 2:28, 29 zu erfüllen begann. Sollte der in Apostelgeschichte 8:27, 28 erwähnte äthiopische Proselyt zu den „ehrfurchtsvollen Männern“ gehört haben, die damals am Pfingsttag in Jerusalem waren, so hatte er sich nicht aus dem Tempel entfernt, um Petrus zu hören (Apg. 2:1-12). Ihm wurde später eine Gelegenheit eingeräumt.
10. Wann und wie gebrauchte Petrus den ersten der „Schlüssel“?
10 Petrus erklärte jenen Tausenden von Beobachtern ohne Umschweife, daß sie sich als religiöse Gemeinschaft eines Verbrechens schuldig gemacht hatten, indem sie 52 Tage zuvor Jesus Christus an den Pfahl geschlagen hatten. Dann fragten jene „ehrfurchtsvollen Männer“, deren Gewissen sich regte: „Männer, Brüder, was sollen wir tun?“ Es war Petrus, der antwortete: „Bereut, und ein jeder von euch lasse sich in dem Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, und ihr werdet als freie Gabe den heiligen Geist empfangen. Denn die Verheißung gehört euch und euren Kindern und all denen, die in der Ferne sind, so viele Jehova, unser Gott, zu sich rufen mag.“ Petrus sprach noch weiter, „und mit vielen anderen Worten legte er ein gründliches Zeugnis ab und ermahnte sie fortwährend, indem er sprach: ,Laßt euch aus dieser verkehrten Generation retten‘“ (Apg. 2:14-40). Auf diese Weise gebrauchte der geistgezeugte Petrus den ersten der „Schlüssel“.
11. Wie wurden Tausende jener Zuhörer „wiedergeboren“ oder „aus Wasser und Geist geboren“?
11 Traten irgendwelche jener fleischlichen Juden, deren Vorvätern Jehova Gott die Verheißung aus Joel 2:28, 29 gegeben hatte, durch den nun offenen Eingang ein? Die Antwort aus Apostelgeschichte 2:41, 42 lautet: „Somit wurden diejenigen, die sein Wort [das Wort des Petrus] von Herzen annahmen, getauft, und an jenem Tag wurden ungefähr dreitausend Seelen hinzugetan. Und sie fuhren fort, sich der Lehre der Apostel und dem Anteilhaben miteinander, dem Einnehmen von Mahlzeiten und den Gebeten zu widmen.“ Dadurch, daß sie sich im Namen Jesu Christi im Wasser taufen ließen und danach die freie Gabe des heiligen Geistes empfingen, wurden sie „wiedergeboren“, „aus Wasser und Geist geboren“ (Joh. 3:3, 5).
FÜR WEN DER ZWEITE SCHLÜSSEL GEBRAUCHT WURDE
12, 13. (a) Was hätte es bedeutet, wenn Petrus nur e i n e n Schlüssel benötigt hätte? (b) Was sagte Jesus jedoch kurz vor seiner Himmelfahrt zu seinen Jüngern darüber?
12 Petrus war nicht nur ein Schlüssel verheißen worden, sondern „die Schlüssel des Königreiches der Himmel“. Das bedeutete mindestens zwei Schlüssel. Wann wurde ihm also der zweite Schlüssel ausgehändigt, und für wen? Wenn Petrus nur e i n e n Schlüssel benötigt hätte, würden nur fleischliche Juden und beschnittene Proselyten die Gruppe der 144 000 bilden, die Jesus Christus auf sich selbst, den Felsen, als seine vollständige geistgezeugte Versammlung aufbaut (Matth. 16:18; Offb. 7:4-8; 14:1-3). Sollte aber die himmlische Rettung nur auf die beschränkt sein, die dadurch dafür zugelassen wurden, daß Petrus am Pfingsttag einen Schlüssel gebrauchte? Was hatte Jesus gesagt, bevor er am 40. Tag nach seiner Auferstehung in den Himmel auffuhr? Er befand sich damals in der Nähe von Jerusalem und sagte zu seinen Jüngern:
13 „So steht es geschrieben, daß der Christus leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen werde, und aufgrund seines Namens würde in allen Nationen Reue zur Vergebung der Sünden gepredigt werden — anfangend von Jerusalem, sollt ihr Zeugen von diesen Dingen sein. Und seht! ich sende das auf euch herab, was von meinem Vater [in Joel 2:28, 29] verheißen ist. Ihr aber, bleibt in der Stadt, bis ihr mit Kraft aus der Höhe bekleidet werdet“ (Luk. 24:46-49).
14, 15. Welche Unterschiede machte Jesus gemäß Apostelgeschichte 1:8, als er davon sprach, daß schließlich „in allen Nationen“ Reue gepredigt werden würde?
14 Gemäß Apostelgeschichte 1:8 erläuterte Jesus noch weitere Einzelheiten darüber, wie nach und nach aufgrund seines Namens „in allen Nationen“ Reue zur Vergebung der Sünden gepredigt werden sollte. Er sagte: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet Zeugen von mir sein sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis zum entferntesten Teil der Erde.
15 Hier unterschied Jesus zwischen Samaria und „ganz Judäa“. Was das betrifft, wissen wir, daß Jesus während seines ganzen irdischen Dienstes zwischen beschnittenen fleischlichen Juden und beschnittenen Samaritern unterschied.
16. Wie kam es, daß Jesus auf dem Rückweg nach Galiläa zwei Tage bei den Bewohnern der samaritischen Stadt Sychar blieb?
16 Im ersten Jahr seiner öffentlichen Tätigkeit — es war nach dem Passahfest des Jahres 30 u. Z. — mußte Jesus einmal auf dem Wege von Judäa nach Galiläa durch Samaria gehen. In diesem Zusammenhang fiel im Bericht die Bemerkung: „Die Juden verkehren ... nicht mit Samaritern“ (Joh. 4:9). Am Jakobsbrunnen, in der Nähe von Sychar, begann Jesus eine Unterhaltung mit einer Samariterin. Sie war eigentlich die erste Person, der Jesus offen sagte, daß er der Messias oder Christus sei. Geschah dies, weil sie keine Jüdin war? (Matth. 16:20). Überdies blieben er und seine Apostel auf Einladung der Bewohner von Sychar zwei Tage bei den Samaritern und unterhielten sich mit ihnen. Mehrere von ihnen glaubten und sagten zu der Samariterin, die ihnen das Zeugnis überbracht hatte: „Wir glauben nicht mehr deiner Rede wegen; denn wir haben selbst gehört, und wir wissen, daß dieser bestimmt der Retter der Welt ist“ (Joh. 4:39-43).
17. Welche Haltung nahm Jesus gegenüber jenen gläubigen Samaritern und zur Frage ihrer Taufe ein?
17 Doch auch danach machte Jesus immer noch einen Unterschied zwischen Juden und Samaritern, obwohl einige Samariter an ihn glaubten. Forderte er irgendwelche der gläubigen Samariter auf, sich mit der Taufe des Johannes taufen zu lassen? Nein. Das ist bemerkenswert, denn unmittelbar vor dem Bericht über Jesu Besuch in der samaritischen Stadt Sychar ist zu lesen: „Als der Herr nun gewahr wurde, daß die Pharisäer gehört hatten, daß Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes — obwohl Jesus selbst tatsächlich nicht taufte, sondern seine Jünger —, verließ er Judäa und ging wieder weg nach Galiläa. Doch mußte er durch Samaria gehen. Somit kam er zu einer Stadt Samarias, Sychar genannt, die nahe bei dem Felde lag, das Jakob seinem Sohn Joseph gegeben hatte. Dort befand sich tatsächlich Jakobs Quelle“ (Joh. 4:1-6).
18. Welche Einstellung zeigten die Bewohner eines samaritischen Dorfes zwei Jahre später, als Jesus auf dem Wege nach Jerusalem durch Samaria kam?
18 Wurde Jesus zwei Jahre später ebenso freundlich aufgenommen wie zuvor? Diesmal ging er mit seinen Jüngern in entgegengesetzter Richtung, um in Jerusalem dem Laubhüttenfest der Juden beizuwohnen. Jesu Boten „gingen hin und traten in ein Dorf der Samariter ein, um Vorbereitungen für ihn zu treffen; doch nahm man ihn nicht auf, weil sein Angesicht darauf gerichtet war, nach [wohin?] Jerusalem zu gehen. Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: ,Herr, willst du, daß wir sagen, es solle Feuer vom Himmel herabkommen und sie vertilgen?‘ Er aber wandte sich um und schalt sie. Da begaben sie sich in ein anderes Dorf“ (Luk. 9:51-56). Hätte Jesus dem hitzigen Temperament des Jakobus und Johannes nachgegeben, so hätte das bei den Samaritern Voreingenommenheit gegenüber dem Christentum bewirken können.
19. (a) Welche Anweisungen in bezug auf Samaria erteilte Jesus den zwölf Aposteln, als er sie zu zweit aussandte? (b) Wie waren die Juden gemäß Johannes 8:47, 48 im allgemeinen zu den Samaritern eingestellt?
19 Schon ein Jahr vorher, vor dem Passahfest des Jahres 32 u. Z., als Jesus die Apostel zu zweit in den Predigtdienst aussandte, sagte er zu ihnen: „Begebt euch nicht auf die Straße der Nationen, und tretet nicht in eine samaritische Stadt ein, sondern geht statt dessen immer wieder zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Während ihr hingeht, predigt, indem ihr sagt: ,Das Königreich der Himmel hat sich genaht‘“ (Matth. 10:5-7; Luk. 9:1-6). Monate später, nach dem Laubhüttenfest des Jahres 32 u. Z., sandte Jesus 70 Evangeliumsverkündiger aus und gab ihnen ähnliche Anweisungen wie den 12 Aposteln. Die Dörfer und Städte, in denen sie das Königreich predigten, lagen wahrscheinlich in Judäa, nicht in Samaria (Luk. 10:1-24). Sie berichteten nicht davon, samaritische Orte besucht zu haben. Sie gingen zu den „verlorenen Schafen des Hauses Israel“. Warum? Weil sie nicht mit mehr Befugnissen ausgestattet waren als die 12 Apostel. Die allgemeine Einstellung der Juden zu den Samaritern zeigte sich, als Jesus den ungläubigen Juden sagte, daß sie nicht von Gott seien, und sie darauf erwiderten: „Du bist ein Samariter und hast einen Dämon“ (Joh. 8:47, 48).
20. Weshalb zogen die Samariter, als Petrus zu Pfingsten in Jerusalem den ersten der „Schlüssel des Königreiches“ gebrauchte, keinen Nutzen daraus, und welche Frage entsteht daher?
20 Jesus machte auch einen Unterschied zwischen Samaritern und Juden, als er zu der Samariterin sagte: „Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn die Rettung ist aus den Juden“ (Joh. 4:22). Für Jesus war ein Samariter ein „Mensch von einer anderen Nation“ oder — noch wörtlicher — „von einer anderen Rasse“ (Luk. 17:16-18; siehe Wort-für-Wort-Wiedergabe der Kingdom Interlinear Translation)a. Die Samariter, die auf dem Berg Gerisim anbeteten, wohnten im Jahre 33 u. Z. nicht dem Pfingstfest in Jerusalem bei. Als Petrus den ersten der „Schlüssel des Königreiches der Himmel“ gebrauchte, zogen sie daher keinen Nutzen daraus (Apg. 2:5-11). Wann also wandten die 12 Apostel nach der Ausgießung des heiligen Geistes in Jerusalem ihre Aufmerksamkeit Samaria zu, um an der Erfüllung der Worte Jesu aus Apostelgeschichte 1:8 teilzuhaben?
21. Wie kam es, daß der Evangeliumsverkündiger Philippus in Samaria war, und warum herrschte viel Freude über seine Anwesenheit?
21 Nach Pfingsten mußte die Christenversammlung in Jerusalem viel erdulden, denn nach dem Märtyrertod des Stephanus setzte eine Verfolgung ein, durch die alle Glieder der Versammlung außer den 12 Aposteln zerstreut wurden (Apg. 8:1-5). Philippus, ein enger Mitarbeiter des Stephanus, sowie andere Judenchristen gingen nicht im Auftrag oder auf Anweisung der Apostel nach Norden, in den Bezirk von Samaria, sondern flohen aufgrund der Verfolgung dorthin (Apg. 6:1-6; 21:8). Philippus, dem durch Gottes Geist die Gabe verliehen worden war, Wunder zu wirken, predigte dort die gute Botschaft vom auferweckten und verherrlichten Jesus Christus und wirkte in Form von Heilungen viele übernatürliche Zeichen. „So kam es, daß in jener Stadt sehr viel Freude herrschte“ (Apg. 8:8).
22. Welche Frage erhebt sich angesichts der vielen Samariter, die sich von Philippus taufen ließen?
22 Wie wirkte sich das aus? „Als sie ... Philippus glaubten, der die gute Botschaft vom Königreich Gottes und vom Namen Jesu Christi verkündete, ließen sie sich taufen, sowohl Männer als auch Frauen.“ Darunter befand sich auch „ein gewisser Mann namens Simon, der vor diesem magische Künste getrieben und die Nation von Samaria in Staunen versetzt hatte“ (Apg. 8:9, 12, 13). An dieser Stelle erhebt sich die Frage: Wurden diese Samariter „aus Wasser und Geist“ geboren? Nun, das Wasser der Taufe spielte dabei eine Rolle. Wie aber verhielt es sich mit dem heiligen Geist? Wenn sie nach ihrer Taufe vom Geist Gottes gezeugt wurden, dann war es Philippus, der dieser neuen Gruppe, den Samaritern, den Weg in das „Königreich der Himmel“ öffnete. Tat er das aber wirklich, obgleich er nicht zu den 12 Aposteln zählte? Was geht aus dem inspirierten Bericht hervor?
23. Warum wird nicht berichtet, Philippus habe den Samaritern, die sich im Namen Jesu taufen ließen, den heiligen Geist versprochen?
23 Dieser Philippus gehörte nicht zu den Aposteln, zu denen Jesus gesagt hatte: „Welche Dinge ihr auch auf der Erde binden mögt, werden Dinge sein, die im Himmel gebunden sind, und welche Dinge ihr auch auf der Erde lösen mögt, werden Dinge sein, die im Himmel gelöst sind“ (Matth. 18:18; 16:19; 10:2-4; Joh. 1:43 bis 48). Es wird daher nicht berichtet, daß Philippus den Samaritern in Verbindung mit ihrer Taufe die Gabe des heiligen Geistes in Aussicht gestellt hätte. Er hatte nicht die Befugnis, das zu sagen, was Petrus zu Pfingsten zu den Juden gesagt hatte: „Bereut, und ein jeder von euch lasse sich in dem Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden taufen, und ihr werdet als freie Gabe den heiligen Geist empfangen“ (Apg. 2:38).
24. (a) Gelangten die Samariter dadurch, daß sie sich beschneiden ließen und die in den Schriften des Moses festgelegten Feste feierten, unter den Gesetzesbund? (b) Wurden sie sogleich nach ihrer Taufe im Namen Jesu „aus Wasser und Geist“ geboren?
24 Die Samariter standen nicht unter dem Gesetzesbund, der am Berg Sinai durch den Mittler Moses mit den Israeliten geschlossen worden war, obgleich die Samariter die fünf Bücher Mose, den Pentateuch, als Gottes Wort anerkannten und auf dem Berg Gerisim im Bezirk Samaria ein Passahfest und ein Pfingstfest feierten (2. Kö. 17:29, 30; Joh. 4:19, 20). Ihre Beschneidung am Fleisch machte sie daher noch nicht zu jüdischen Proselyten. Sie hatten nichts mit der Hinrichtung Jesu zu tun und brauchten sich also nicht taufen zu lassen, um von Gott für eine derart schwere Sünde, die sie hätten bereuen müssen, Vergebung zu erlangen. Die Samariter wurden vielmehr von Philippus im Namen Jesu Christi getauft, den sie als Messias (Christus) und „Retter der Welt“ anerkannten (Joh. 4:25, 26, 28, 29, 42). Wurden sie aufgrund dessen „aus Wasser und Geist geboren“? Nein, denn sie empfingen damals nicht den heiligen Geist.
25. Inwiefern geht aus Apostelgeschichte 8:14-17 hervor, daß die getauften Samariter noch nicht aus Wasser und Geist geboren worden waren?
25 Was war der Grund? In Apostelgeschichte 8:14-17 lesen wir: „Als die Apostel in Jerusalem hörten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen; und diese gingen hinab und beteten für sie, damit sie heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur im Namen des Herrn Jesus getauft worden. Dann legten sie [die Apostel Petrus und Johannes] ihnen die Hände auf, und von da an empfingen sie [die getauften Samariter] heiligen Geist.“ Damit sind nicht lediglich Wundergaben des Geistes gemeint.
26. Für welches Vorrecht waren die getauften Samariter dadurch qualifiziert, und von welchem Mittel machte Petrus in Gegenwart des Johannes Gebrauch?
26 Erst jetzt wurden die getauften Samariter sowohl aus Geist als auch aus Wasser „geboren“, und erst jetzt wiesen sie die Voraussetzungen auf, um in Gottes himmlisches Königreich eingehen zu können (Joh. 3:5). Der Geist wirkte hier genauso wie zu einer späteren Zeit, über die in Apostelgeschichte 10:44-46 und 11:15-17 berichtet wird. Der Apostel Petrus gebrauchte somit für die gläubigen, getauften Samariter den zweiten „Schlüssel des Königreiches der Himmel“. Außer ihm war zwar auch der Apostel Johannes anwesend, doch zu Pfingsten, als er den ersten Schlüssel gebraucht hatte, waren außer ihm ebenfalls noch 11 weitere Apostel zugegen gewesen. (Siehe auch Matthäus 18:1, 18.)
27. Wie geht aus Apostelgeschichte 8:18-23 hervor, daß Petrus bei der Angelegenheit in Verbindung mit Simon, dem früheren Magier, die Führung übernahm?
27 Der Vorrang des Petrus kommt auch in dem weiteren Bericht in Apostelgeschichte 8 (V. 18 bis 23) zum Ausdruck: „Als nun Simon [der Magier] sah, daß der Geist durch Händeauflegen der Apostel gegeben wurde, bot er ihnen Geld an, indem er sprach: ,Gebt auch mir diese Gewalt, damit jeder, dem ich die Hände auflege, heiligen Geist empfange.‘ Petrus aber sprach zu ihm: ,Dein Silber gehe mit dir zugrunde, weil du dachtest, durch Geld in den Besitz der freien Gabe Gottes zu gelangen. Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache, denn dein Herz ist in den Augen Gottes nicht gerade. Bereue daher deine Niederträchtigkeit, und flehe zu Jehova, daß dir, wenn möglich, das Trachten deines Herzens vergeben werde; denn ich sehe, du bist eine giftige Galle und eine Fessel der Ungerechtigkeit.‘“ Das deutet darauf hin, daß Petrus bei diesem Anlaß als Christi Hauptbevollmächtigter die Führung innehatte. Er sprach als derjenige, dem die Schlüssel des Königreiches anvertraut worden waren.
28. Für wen stand die Gelegenheit, in das Königreich einzugehen, nun offen, und wo begannen die geistgezeugten Samariter Jehova anzubeten?
28 Von da an konnte anderen im Bezirk Samaria die gleiche Gelegenheit geboten werden. Deshalb lesen wir in Apostelgeschichte 8:25: „Als sie [Petrus und Johannes] nun das Zeugnis gründlich abgelegt und das Wort Jehovas geredet hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück, und sie verkündeten dann die gute Botschaft vielen Dörfern der Samariter.“ Die getauften, geistgezeugten Samariter beteten nun ihren himmlischen Vater, Jehova, weder auf dem Berg Gerisim noch in Jerusalem an, sondern in seinem großen geistigen Tempel (Joh. 4:21)b.
29. Was erlebte die Versammlung der geistgezeugten Christen in Judäa, Galiläa und Samaria, nachdem Saulus zum Christentum bekehrt worden war, und wo ließ sich Philippus nieder?
29 Philippus und andere Judenchristen mußten wegen der Verfolgung, an der sich der Pharisäer Saulus von Tarsus beteiligte, nach Samaria fliehen. Aber nachdem Saulus selbst zum Christentum bekehrt worden war, änderten sich die Verhältnisse für die Versammlung in Palästina. Gemäß Apostelgeschichte 9:31 trat nun „die Versammlung in ganz Judäa und Galiläa und Samaria in eine Zeitspanne des Friedens ein und wurde auferbaut; und da sie in der Furcht Jehovas wandelte und den Trost des heiligen Geistes hatte, mehrte sie sich beständig“; Philippus ließ sich schließlich in der Hafenstadt Cäsarea nieder, wo der römische Statthalter der Provinz Judäa seinen Hauptsitz hatte und wo eine Einheit italischer Soldaten stationiert war (Apg. 8:40; 21:8; 10:1; 23:23-35).
[Fußnoten]
a Siehe Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. 1, S. 266 unter allogenēs’.
b All das geschah in der zweiten Hälfte der letzten in Daniel 9:24-27a vorhergesagten „siebzig Wochen“ („Jahrwochen“, Menge). Jehova Gott erhielt gegenüber den fleischlichen Israeliten den abrahamischen Bund aufrecht, in dem die Israeliten als Nachkommen Abrahams standen (1. Mose 12:1-3; 22:18). Im Gegensatz zu Philippus, der wegen der Verfolgung nach Samaria floh, heißt es in Apostelgeschichte 11:19 von denen, „die durch die Drangsal zerstreut worden waren, welche wegen Stephanus entstand“, daß sie „bis hin nach Phönizien und Zypern und Antiochia [in Syrien]“ zogen, „das Wort jedoch zu niemand als nur zu den Juden“ redeten. Die 70. Woche der den fleischlichen Juden wegen des abrahamischen Bundes erwiesenen besonderen Gunst hatte mit der Taufe und Geistsalbung Jesu im Jahre 29 u. Z. begonnen und endete erst im Frühherbst des Jahres 36 u. Z. Die Gewährung der Vorrechte in Verbindung mit dem himmlischen Königreich an die getauften Samariter erschloß also nicht allen Nichtjuden „bis zum entferntesten Teil der Erde“ den Weg und war nicht wegbereitend für den großen Zustrom dieser unbeschnittenen Nichtjuden zur geistgesalbten Christenversammlung.
[Bild auf Seite 17]
Der Schlüssel Davids