Hilfe vom Himmel
„Wachet und betet unablässig, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“ — Matth. 26:41.
1, 2. (a) An welche Begebenheit mag der Apostel Petrus gedacht haben, als er die Worte schrieb: „Seid wachsam im Hinblick auf Gebete.“? (b) Welchen Rat gab Jesus den drei Aposteln, die es versäumt hatten zu wachen?
„DAS Ende aller Dinge aber hat sich genaht. Seid daher gesunden Sinnes, und seid wachsam im Hinblick auf Gebete.“ Als der Apostel Petrus diese ermahnenden Worte an Christen schrieb, mag er an die Nacht gedacht haben, in der er, Jakobus und Johannes von Jesus aufgefordert worden waren zu beten. Sie waren im Garten Gethsemane. Kurz danach sollte Jesus verraten werden. Er sagte zu den dreien: „Meine Seele ist tief betrübt, ja bis zum Tode. Bleibt hier und wacht mit mir.“ — 1. Petr. 4:7; Matth. 26:38.
2 Dann ging Jesus ein wenig weiter, fiel auf sein Angesicht und betete zu seinem himmlischen Vater: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Becher an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Als er zu den drei Jüngern zurückkam, fand er sie schlafend. Er sagte zu Petrus: „Konntet ihr denn nicht auch nur e i n e Stunde mit mir wachen? Wachet und betet unablässig, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“ — Matth. 26:39-41.
3. Was taten die Apostel trotz Jesu Rat, und was sagte er zu ihnen deshalb?
3 Jesus ging zum zweiten Mal hin, rief Gott an und bat ihn, sein Wille möge geschehen. Dann kam er zurück und fand die drei Jünger wiederum schlafend, „denn ihre Augen waren schwer“. Jesus ließ sie zum dritten Mal zurück und betete wiederum. Als er wieder zu den Aposteln kam, sagte er: „Zu einer solchen Zeit, wie diese es ist, schlaft ihr und ruht euch aus! Seht! Die Stunde hat sich genaht, da der Sohn des Menschen in die Hände von Sündern überliefert wird. Steht auf, laßt uns gehen. Seht! Mein Verräter hat sich genähert.“ Während er diese Worte sprach, näherte sich Judas Iskariot mit einer bewaffneten Volksmenge, um Jesus in Gewahrsam zu nehmen. — Matth. 26:42-47.
DAS GEBET NOTWENDIG, UM VERSUCHUNGEN ZU ENTGEHEN
4. (a) Welche deutliche Warnung hatten die Apostel erhalten, bevor sie in Versuchung gerieten? (b) Wie reagierte Petrus auf diese Warnung?
4 Die Jünger Jesu gerieten in Versuchung, obwohl ihr Meister sie gewarnt hatte. Die drei Apostel waren auf ihrem Posten und sollten wachen; statt dessen legten sie sich hin und schliefen ein, während Jesus dreimal wegging, um inbrünstig zu beten. Gewiß, es war möglicherweise schon nach Mitternacht, und die Jünger mögen wirklich schläfrig gewesen sein, aber Jesus, der genau wußte, daß der Geist willig, das Fleisch aber schwach ist, hatte ihnen gesagt, sie sollten wachen und beten! (Matth. 26:41) Sie waren gewarnt worden, bevor sie in Versuchung gerieten, denn Jesus hatte gesagt: „Ihr alle werdet in dieser Nacht meinetwegen zum Straucheln gebracht werden, denn es steht geschrieben: ,Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.‘“ (Matth. 26:31) Dadurch waren sie warnend darauf hingewiesen worden, daß sich die Prophezeiung aus Sacharja 13:7 bald erfüllen würde. Petrus erwiderte Jesus auf seine Warnung: „Wenn auch alle anderen deinetwegen zum Straucheln kommen, werde ich niemals zum Straucheln gebracht werden!“ Es wurde ihm aber gesagt, daß er noch etwas Schlimmeres tun würde: daß er den Herrn Jesus dreimal verleugnen würde! — Matth. 26:31-35.
5. Was taten die Apostel, als die Versuchung auf sie zukam? Was hätten sie indes tun sollen?
5 Jesus war seinen Jüngern ein gutes Vorbild der Wachsamkeit; er war wachsam im Hinblick auf Gebete. Die Apostel hatten aber nicht erkannt, wie sich Jesu Worte erfüllen sollten. Was taten sie also? Sie schliefen, statt daß sie beteten! Sie hätten beten sollen, hätten den Himmel um Hilfe anflehen sollen, statt dessen schliefen sie. Sie wachten nicht; sie beteten nicht unablässig und mußten daher in Versuchung geraten.
6. (a) Worin besteht die „Erprobung“, die nach den prophetischen Worten Jesu in Offenbarung 3:10 über „die ganze bewohnte Erde“ kommen soll? (b) Was sollte die Tatsache, daß die Erprobung noch nicht vorbei ist, Christen warnend vor Augen führen?
6 Dieses Erlebnis der drei Jünger erinnert uns an die Worte, die Jesus an den „Engel“ der Versammlung in Philadelphia richten ließ und die in Offenbarung 3:10 aufgezeichnet sind: „Weil du das Wort über mein Ausharren bewahrt hast, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Erprobung, die über die ganze bewohnte Erde kommen soll, um die auf die Probe zu stellen, die auf der Erde wohnen.“ Seit dem Beginn der „Zeit des Endes“ hat der Druck, den Menschen und unsichtbare Dämonen durch Materialismus, Unglauben und Nationalismus auf die Bewohner der Erde ausüben, gewaltig zugenommen. Die dadurch entstehende Erprobung soll zeigen, ob jemand ein Teil des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge oder ob er für Gottes Königreich ist. Die große Versuchung besteht heute darin, dem Druck und den Verlockungen dieser Welt nachzugeben und so zu einem Teil dieses Systems der Dinge zu werden. Diese weltweite Erprobung, die in verhältnismäßig kurzer Zeit, gleichsam in einer „Stunde“, vor sich geht, ist noch nicht vorbei. Das sollte heutigen Christen warnend vor Augen führen, daß sie an einem Tag der Versuchung leben. Wie die Christen des ersten Jahrhunderts, so müssen auch sie wachen und beten, um nicht in Versuchung zu geraten.
7, 8. (a) Warum läßt Gott Versuchungen an Christen heran kommen, und durch welche Vorkehrung ermöglicht es uns Gott, von ihm Hilfe zu erhalten? (b) Was ist meistens die Ursache dafür, daß man in Versuchung gerät, und inwiefern ist uns das Gebet eine Hilfe?
7 Da Christen heute so vielen Versuchungen ausgesetzt sind, müssen sie den Ausweg daraus kennen. Welchen Ausweg gibt es aus Versuchungen? Denke daran, daß Jehova Gott niemand zu etwas Schlechtem versucht, sondern er läßt Versuchungen an seine treuen Diener herankommen, um sie auf ihre Lauterkeit ihm gegenüber und auf ihre Treue zu seinem Königreich zu erproben. Denke aber auch daran, daß wir, wenn wir in Versuchung geraten, immer die Möglichkeit haben, durch das Gebet mit ihm in Verbindung zu treten. Er wird uns jederzeit helfen.
8 Wie die Bibel zeigt, sind Begierden meistens die Ursache dafür, daß jemand in Versuchung gerät. (Jak. 1:13-15) Hüte dich deshalb davor, Begierden in dir aufkommen zu lassen, denn sie würden dich unfehlbar in die Sünde hineinlocken! Wir müssen wachsam sein im Hinblick auf das Gebet, denn das Gebet hilft uns, gegen selbstische Begierden anzukämpfen. Ein aufrichtiges Gebet verscheucht selbstische Begierden, es befreit uns von ihren Lockungen und ihrer Zugkraft. Um wachsam zu sein, müssen wir beten. Das Gebet läutert auch unser Herz. Ja, Gott wird uns helfen; wir müssen ihn nur darum bitten. Wir benötigen diese Hilfe vom Himmel, denn es werden unweigerlich Versuchungen auf uns zukommen. Denken wir dann an die göttliche Warnung: Wache und bete!
HILFE IN VERSUCHUNGEN
9. Was schrieb der Apostel Paulus gemäß 1. Korinther 10:13 über Versuchungen, und in welcher Beziehung steht dies zu Gottes Treue?
9 Christen müssen im Sinn behalten, daß ihr treuer Gott nicht zuläßt, daß sie über ihr Vermögen versucht werden. Der Apostel Paulus schrieb gemäß 1. Korinther 10:13: „Gott ... ist treu, und er wird nicht zulassen, daß ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung wird er auch den Ausweg schaffen, damit ihr sie ertragen könnt.“ Das bedeutet, daß Jehova Gott bis zum Ende der Versuchung treu ist, bis der Versuchte weiß, was er mit der Hilfe Jehovas tun kann, um ihr standzuhalten.
10, 11. (a) Von was für Versuchungen spricht der Apostel Paulus besonders, wie das aus den Erfahrungen der Israeliten hervorgeht? (b) Warum werden solche Versuchungen auch auf Christen zukommen, und was läßt uns Gott dadurch beweisen?
10 Wir sollten daran denken, daß der Apostel Paulus an dieser Stelle (1. Kor. 10:13) hauptsächlich von Versuchungen, nicht von Verfolgungen spricht. Er dachte an „allgemein menschliche“ Versuchungen. Er sagte zu Beginn dieses Verses: „Keine Versuchung hat euch ergriffen, ausgenommen eine allgemein menschliche.“ Bezog er sich mit dem Ausdruck „allgemein menschliche“ auf alle Menschen? Nein, er bezog sich damit besonders auf die Israeliten der alten Zeit, die mit Jehova in einem Bund waren. Denn in den vorangehenden Versen dieses Kapitels spricht er von den Versuchungen, die an die natürlichen Juden herantraten und denen Tausende erlagen. Er führt ihre Sünde als warnendes Beispiel an, damit Christen vorsichtig seien und nicht in die gleichen Fehler verfielen. Jene Israeliten hatten Verbindung mit Heiden, und Tausende fielen der Unsittlichkeit zum Opfer. Der Apostel Paulus schrieb: „Laßt uns auch nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben, so daß an e i n e m Tage ihrer dreiundzwanzigtausend fielen.“ (1. Kor. 10:8) Sie wandten sich auch dem Götzendienst zu und begannen zu murren und sich zu beklagen. Jehova ließ diese Versuchungen an sie herankommen, um festzustellen, was in ihrem Herzen war und ob sie ihn, ihren Gott, liebten oder nicht. — 5. Mose 8:1-3.
11 Solche Versuchungen kommen heute auch auf Christen zu, die ebenfalls mit Jehova in einem Bund sind und die das Gegenstück jener Menschen — der natürlichen Israeliten und des ‘vielen Mischvolkes’ — bilden. (2. Mose 12:37, 38; 4. Mose 11:4-6) Dadurch, daß Jehova uns in Versuchungen geraten läßt, kann er feststellen, was für Menschen wir im Grunde unseres Herzens sind. Dann schafft er einen Ausweg aus der Versuchung, aber zunächst läßt er uns beweisen, was wir wirklich sind, das heißt, was in unserem Herzen ist, ob wir das Böse hassen und das Gute lieben.
DER AUSWEG AUS VERSUCHUNGEN
12. Schafft Gott den Ausweg aus einer Versuchung, indem er einfach die Ursache der Versuchung beseitigt, und wie wird dies durch eine Begebenheit in Verbindung mit Moses veranschaulicht?
12 Jehova verheißt in seinem Wort, ‘mit der Versuchung auch den Ausweg zu schaffen’. Wie denn? Einfach dadurch, daß er die Ursache der Versuchung beseitigt? Nein; denn wenn sich jemand zum Beispiel versucht fühlt, eine unsittliche Handlung zu begehen oder zu murren, räumt Gott die Ursache dieser Versuchung nicht einfach aus dem Weg. Oder befreite er etwa Aaron und Mirjam aus der Prüfung, als sie sich darüber beklagten, daß ihr Bruder Moses eine zu prominente Stellung einnehme und sie selbst nicht genug Einfluß hätten, indem er Moses seines Amtes enthob? Nein, er beließ ihn darin, denn er hatte ihn selbst in dieses Amt eingesetzt, und Moses war auch der richtige Mann dafür. Aaron und Mirjam mußten sich anpassen. Wie? Sie mußten die Dinge vom theokratischen Standpunkt aus betrachten. Sie mußten erkennen, daß Jehova Gott ihr König war und daß sie sich seinen Anordnungen unterziehen mußten. (4. Mose 12:1-16) Wenn also Versuchungen auf uns zukommen, dürfen wir nicht erwarten, daß wir uns aus der dadurch entstehenden Prüfung herauswinden können, bevor die Versuchung vorbei ist. Nein, sie muß bis zu ihrem Höhepunkt kommen; dann weiß Gott, ob wir ihm gegenüber loyal gesinnt sind.
13, 14. (a) Wenn wir doch nicht verhindern können, daß gewisse Versuchungen auf uns zukommen, wie schafft Gott denn einen Ausweg? (b) Welche Erfahrung der Israeliten zeigt, daß Jehova seine Diener keiner Prüfung unterwirft, die sie nicht ertragen könnten? (c) Inwiefern zeigt die Erfahrung, die Joseph machte, daß es notwendig ist, sich auf Versuchungen vorzubereiten?
13 Worin besteht denn der Ausweg, wenn wir doch nicht verhindern können, daß gewisse Versuchungen auf uns zukommen? Nun, Gott schafft einen Ausweg, indem er uns auf seine theokratischen Grundsätze hinweist, die uns, sofern wir sie befolgen, vermeiden helfen, ein Unrecht zu begehen. Gott weiß auch, wieviel wir ertragen können. Er läßt daher keine Prüfung über uns kommen, die wir nicht ertragen könnten. Über den Auszug der Israeliten aus Ägypten heißt es zum Beispiel in der Bibel: „Gott [führte] sie nicht auf dem Wege des Landes der Philister ..., nur weil er nahe war, denn Gott sprach: ,Es könnte sein, daß das Volk Bedauern empfindet, wenn es Krieg sieht, und gewiß nach Ägypten zurückkehren wird.‘“ (2. Mose 13:17) Gott führte sie also nicht auf dem direkten Weg, durch den „Gasastreifen“, in das Verheißene Land. Israel war nicht gerüstet und nicht darauf vorbereitet, mit den gut ausgebildeten Soldaten der Philister zu kämpfen. Deshalb wählte Jehova in seiner Güte für sein Volk den Weg zum Roten Meer. Auf diese Weise wurden die Israeliten damals von einem Krieg mit den Philistern verschont, denn Gott wußte, daß sie eine solche Prüfung nicht ertragen hätten.
14 Wir können dankbar dafür sein, daß Jehova uns keinen Prüfungen unterwirft, die wir nicht ertragen könnten; wir können auch sehr dankbar dafür sein, daß er uns auf Versuchungen vorbereitet, so daß wir ihnen standhalten und unsere Lauterkeit bewahren können. Zu diesem Zweck stärkt uns Gott in unserem Glauben im voraus. Doch wehe uns, wenn wir aus dieser von Gott ermöglichten Vorbereitung keinen Nutzen ziehen! Denken wir an die Prüfung, die auf Joseph zukam, als Potiphars Frau ihn verführen wollte. (1. Mose 39:7-12) Könnten wir so handeln wie Joseph? Er hatte sich im voraus entsprechend über Gottes Gesetz unterrichtet.
15. (a) Was wird uns gelingen, wenn wir auf Versuchungen vorbereitet sind? (b) Wieso wird es uns leichter fallen, Versuchungen standzuhalten, wenn wir ‘vor dem Götzendienst fliehen’?
15 Ja, Jehova Gott zeigt uns den Ausweg aus Versuchungen hauptsächlich dadurch, daß er uns im voraus zeigt, welche Handlungsweise er von uns erwartet. (Gal. 5:19-23) So können wir die ganze Skala der Versuchungen siegreich durchlaufen; wir können unsere Lauterkeit bewahren und uns unter den dadurch entstehenden Prüfungen als treu erweisen. Wir müssen aber den Rat des Apostels Paulus beachten. Unmittelbar nach seinen Ausführungen darüber, wie Gott uns in Versuchungen helfen wird, fügt er die Worte hinzu: „Darum, meine Geliebten, flieht vor dem Götzendienst.“ (1. Kor. 10:14) Götzendienst beschränkt sich keineswegs nur auf die Anbetung von buchstäblichen Götzen, von Bildnissen, Statuen usw. Der Apostel Paulus sprach von „Habsucht“ warnend als von „Götzendienst“. Habsucht ist Götzendienst, weil sie den Menschen veranlaßt, sich selbst zu vergöttern und die Befriedigung seiner Begierden zu seinem Lebensziel zu machen. Wenn wir aber vor jeder Form des Götzendienstes „fliehen“, sind wir besser auf die Zukunft und auf die Versuchungen vorbereitet, die noch auf uns zukommen mögen. — Kol. 3:5; 1. Kor. 6:18.
16, 17. (a) Warum wäre es nicht gut, sich auf seine eigene Kraft zu verlassen, wenn eine Versuchung auf einen zukommt? (b) Vor welcher Gesinnung müssen wir uns hüten, wie das die Erfahrung zeigt, die die Israeliten machten, als sie unmittelbar vor der Grenze des Verheißenen Landes standen? (c) Wie müssen wir handeln, um in die Worte des Apostels Paulus in 2. Timotheus 4:17, 18 einstimmen zu können?
16 Wenn Jehova zuläßt, daß wir versucht werden, sollten wir etwas tun, um standzuhalten. Wir sollten auf alle Fälle beharrlich beten und Gott um Hilfe anflehen. Dann verlassen wir uns nicht auf unsere eigene Kraft. Der Apostel Paulus schrieb: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle.“ (1. Kor. 10:12) Ein Christ mag Gott noch so lange gedient haben, er muß immer noch gegen die menschliche Natur, gegen sein gefallenes Fleisch, kämpfen. Wenn es in der Vergangenheit Menschen gegeben hat, die in kritischen Zeiten durch gewisse Situationen in Versuchung geraten sind und nicht standzuhalten vermochten, dann kann es auch uns, die wir ebenfalls Menschen sind, so ergehen. Wir leben immer noch in diesem bösen System der Dinge mit seinen vielen Versuchungen. Das Ende ist nahe, aber wir müssen dennoch vorsichtig sein und dürfen nicht denken, wir könnten nicht „fallen“. Nein, wir dürfen nicht denken, wir hätten so viel Kraft, daß wir nicht „fallen“ könnten. Die Israeliten befanden sich schon ganz in der Nähe des Verheißenen Landes, als sie noch in eine gefährliche Versuchung gerieten, und vierundzwanzigtausend „fielen“ direkt vor der Grenze des Landes. Wir dürfen auch heute die Gefahr, in Versuchung zu fallen, nicht unterschätzen. Harren wir auf Jehova Gott, und die Versuchung wird vorübergehen! Jehova Gott wird sein Wort bestätigen und uns daraus befreien.
17 Vertraue deshalb auf Jehova, wenn Versuchungen auf dich zukommen. Flehe zu ihm im Gebet mit den Worten: „Unser Vater in den Himmeln, ... bringe uns nicht in Versuchung, sondern befreie uns von dem, der böse ist.“ Dann wirst du wie der Apostel Paulus sagen können: „Der Herr stand mir bei und flößte mir Kraft ein ... Der Herr wird mich von jedem bösen Werk befreien und wird mich für sein himmlisches Königreich retten.“ — Matth. 6:9-13; 2. Tim. 4:17, 18.
18, 19. (a) Welche Versuchung trat in jüngster Zeit an Tausende von Zeugen Jehovas heran, und wie konnten sie dieser Versuchung standhalten? (b) Wie fand ein Zeuge Jehovas aus Surinam den Ausweg aus einer Versuchung, bei der es um „Blutübertragung oder Tod“ ging?
18 Tausende von Zeugen Jehovas sahen sich in letzter Zeit der Versuchung gegenüber, sich Bluttransfusionen geben zu lassen. Einige erlagen dieser Versuchung unter dem Druck von Ärzten und anderen, doch im großen ganzen haben Jehovas Diener dieser Versuchung widerstanden und sich an sein Wort gehalten, aus dem deutlich hervorgeht, daß man ‘sich von Blut enthalten sollte’. (Apg. 15:20, 29) Sie haben sich eng an die biblischen Grundsätze gehalten und gebetet. Ein Zeuge Jehovas aus Surinam zum Beispiel wurde auf einer Schiffsreise plötzlich sehr krank. Er wurde in Haiti an Land gebracht, damit er ärztlich behandelt werden konnte. Der Arzt stellte ein blutendes Magengeschwür fest und sagte, es gebe nur zwei Möglichkeiten: „Blutübertragung oder Tod.“
19 Wie reagierte der Zeuge Jehovas auf diese gewaltige Versuchung? Er schrieb: „Ich war über tausend Kilometer von meinen Angehörigen entfernt. Sie wußten wahrscheinlich gar nichts von meinem gefährlichen Zustand. Keiner meiner christlichen Brüder war da, mit dem ich hätte sprechen können. Die Worte ,Blutübertragung oder Tod‘ gingen mir immer wieder durch den Kopf. Im Krankenhaus dachte man wahrscheinlich, ich würde bestimmt sterben. Ich betete zu Jehova. Ich fühlte mich manchmal einsam, aber mit ihm konnte ich immer reden. Wie wunderbar ist es doch, alle seine Sorgen auf Jehova werfen zu können, in dem vollen Vertrauen, daß er für seine Diener sorgt. Ich wußte, daß ich wieder auferweckt würde, wenn ich sterben würde. Die Auferstehungshoffnung bestärkte mich in meinem Entschluß, mir kein Blut übertragen zu lassen.“ Dieser Zeuge wurde schließlich aus der Versuchung befreit, und er wurde ohne Bluttransfusion wieder gesund. Er blieb in der Versuchung standhaft, indem er an den biblischen Grundsätzen festhielt und wachsam blieb im Hinblick auf Gebete.
DAS ALLEINSEIN — KEIN HINDERNIS FÜR DAS GEBET
20—22. Warum ist das Gebet eine wunderbare Hilfe vom Himmel?
20 Wenn wir Gottes Hilfe unverzüglich benötigen, ist das Gebet der sicherste Weg, diese Hilfe zu erhalten. Da Jehova Gott nicht schläft, gibt es keine Verzögerung. „Der dich behütet, kann unmöglich schläfrig sein.“ (Ps. 121:3) Wer sich Gott im Gebet naht, erhält von ihm unverzüglich Hilfe. Es ist nicht so, wie wenn man jemandem einen Brief schreibt und dann einige Tage warten muß, bis man eine Antwort erhält. Es gibt so vieles, worum wir beten können, und das nicht nur für uns, sondern auch für unsere christlichen Brüder.
21 Außerdem ist das Gebet nicht nur ein schnelles Kommunikationsmittel, sondern es überwindet auch jedes Hindernis. (Jona 2:1-10) Der Missionar, der in Rotchina fünf Jahre in Einzelhaft war, dachte an den Propheten Daniel, als er sagte: „Ich kniete in meiner Zelle dreimal täglich nieder, allen sichtbar, die an meiner Zelle vorbeigingen, und betete laut.“ Was war das Ergebnis? Er sagte: „Welche Kraft und welchen Trost schenkte mir doch das Gebet! Obendrein wurde ich auf diese Weise allen als ein christlicher Prediger bekannt.“ Welch wunderbare Hilfe vom Himmel als Erhörung seiner Gebete! — Dan. 6:10.
22 Ein Christ kann ferner um den tröstenden heiligen Geist beten, der vor keinem Hindernis, auch nicht vor Gefängnismauern und -gittern, haltmacht. Nichts kann Gottes Geist von uns fernhalten, wenn wir ihn uns erbitten und wenn wir würdig sind, ihn zu empfangen.
23—25. (a) Welche Drohung vermochte einen jungen Christen in Guadeloupe nicht einzuschüchtern, und warum nicht? (b) Wie ging die Sache für ihn aus, weil er seine Lauterkeit bewahrte?
23 Vor noch nicht allzu langer Zeit wurde einem Zeugen Jehovas in Guadeloupe mit Einzelhaft gedroht. Dieser junge Mann hielt als Christ an seiner Neutralität fest. (Joh. 15:19) Er kam ins Gefängnis, in eine Einzelzelle. Dann wurde er unter Druck gesetzt. Man sagte drohend zu ihm: „Wenn Sie Ihren Standpunkt nicht ändern, werden Sie mindestens zwei Jahre Gefängnis bekommen. Nicht nur das, Sie werden die ganze Zeit allein in einer Zelle sein. Stellen Sie sich das vor: zwei Jahre ganz allein!“ Welche Antwort gab dieser junge Christ?
24 Er erwiderte: „Das denken Sie. Ich werde aber keinesfalls allein sein, wie Sie sagen! Jehova Gott wird mit mir sein und wird mich durch seinen Geist stärken.“
25 Die Beamten waren von dieser Antwort überrascht. Außerdem waren sie von seinem guten Benehmen beeindruckt. Monat für Monat verging, und schließlich kam die Zeit für den Kongreß der Zeugen Jehovas. Welche Überraschung, den jungen Mann bei der Eröffnungsansprache zu sehen! Er war tags zuvor entlassen worden. Er gab auf dem Kongreß einen Bericht über seine Erfahrung. Ohne daß er es wußte, war ein Beamter zugegen. Später sagte dieser Beamte zu dem leitenden Prediger der Versammlung, zu der dieser junge Mann gehört: „Wissen Sie, was meine Frau danach wegen seines christlichen Benehmens und seiner Standhaftigkeit sagte? Sie sagte: ‚Denk ja nicht, daß ihr Männer das von euch aus getan habt. Nein, sein Gott, Jehova, hat es für ihn getan, damit er seinen Kongreß besuchen kann. Sein Gott, Jehova, ist stärker als unser Gott!‘“
26. Warum sollten wir den guten Rat in 1. Petrus 4:7 im Sinn behalten, und was sollten wir daher tun, wenn wir vor einer schwierigen Entscheidung stehen?
26 Denkt also daran, ihr treuen Zeugen Jehovas: Ihr könnt aus Situationen, in denen ihr allein seid, verfolgt, versucht oder unter Druck gesetzt werdet, zur Ehre und Verherrlichung Jehovas siegreich hervorgehen. Doch behaltet den guten Rat des Apostels Petrus im Sinn: „Seid wachsam im Hinblick auf Gebete.“ (1. Petr. 4:7) Petrus selbst hatte die Wichtigkeit des Gebets in der Nacht, in der der Herr Jesus ihn aufgefordert hatte, ‘unablässig zu wachen und zu beten, um nicht in Versuchung zu geraten’, durch eine schmerzliche Erfahrung kennengelernt. (Matth. 26:41) Wenn ihr daher vor einer schweren Entscheidung steht, so schlaft nicht nur darüber, sondern betet vielmehr. Dann wird euch Jehova helfen, und dank seiner Hilfe werdet ihr siegreich aus Prüfungen und Versuchungen hervorgehen. Er wird einen Ausweg schaffen, denn „Gott ... ist treu“.