Stippvisite in Hellas
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Griechenland
NEUERDINGS wird Griechenland jährlich von mehr als 5 Millionen Touristen besucht. Da im vergangenen Sommer in Athen und in Saloniki (Thessaloniki) internationale Kongresse der Zeugen Jehovas stattfanden, wählten in diesem Jahr auch viele Zeugen Jehovas Griechenland als Reiseziel.
Dieses 137 269 km2 große Land mit etwa 10 Millionen Einwohnern lockt Touristen aus aller Welt an. Sie kommen vor allem nach Griechenland, um die historischen Stätten und die Kunstschätze zu sehen, die viel über die Entwicklung der alten und der heutigen Kultur aussagen. Für Personen, die sich mit der Bibel beschäftigen, sind vor allem Orte wie Philippi, Saloniki, Beröa, Athen und Korinth interessant.
Außerdem werden viele Fremde durch das angenehme Klima nach Griechenland gelockt. Auf den Flughäfen und in den Schiffshäfen kann man den Spruch lesen: „Willkommen im Land der Sonne“. In Griechenland scheint die Sonne an etwa 290 Tagen im Jahr. Die Besucher können der Verlockung, im kristallklaren azurblauen Wasser zu baden oder sich an den sonnigen Stränden zu aalen, kaum widerstehen. Die herrlichen Inseln der Ägäis sind ein Genuß besonderer Art. Das Leben in Griechenland ist auch nicht übermäßig teuer. Es gibt schon zu bescheidenen Preisen gute Hotelzimmer mit einem einfachen Frühstück.
Die „Agora“ in Athen
Ein Besuch in Hellas kann in vielerlei Hinsicht lehrreich sein. Als Beispiel sei die Stadt Athen erwähnt. Selbst die römischen Eroberer Griechenlands übernahmen die athenische Kultur. Als ein Zentrum der Gelehrsamkeit für Bildhauerei, Redekunst und Sprachwissenschaft war Athen im Altertum ohne Beispiel.
Wer die Bibel kennt, wird sich erinnern, daß der Apostel Paulus Athen auf seiner zweiten Missionsreise im Jahre 50 u. Z. besuchte. Wir lesen in der Bibel, daß Paulus begann, sich „jeden Tag auf dem Marktplatz mit denen zu unterreden, die gerade da waren“ (Apg. 17:17). Das griechische Wort, das in diesem Vers mit „Marktplatz“ wiedergegeben wird, lautet agorá. Noch heute wird dieser Teil Athens so bezeichnet.
Man konnte zur Agora gelangen, indem man Athen vom Nordwesten her durch das Tor Dipylon betrat. Von diesem Tor führte eine breite Straße zur Agora, wo sich das gesellschaftliche Leben Athens konzentrierte. Hier waren die Gerichtshöfe, die städtischen Kanzleien, die Stoas, wo die Philosophen lehrten, das Buleuterion, wo der Rat tagte, Bibliotheken und alle möglichen Geschäfte. In der Mitte des Marktplatzes gab es Einrichtungen für die Aufführung von Dramen und von Konzerten sowie für Sportwettkämpfe. Über das ganze Gebiet verstreut standen große und kleine Tempel. Außerdem gab es hier Altäre sowie Hunderte von Statuen, die zu Ehren von Göttern und den verschiedensten Helden errichtet worden waren. Es war ein Stück alter Geschichte und vermittelte einen Begriff von den Leistungen der Griechen.
Die Agora wirkte auf die Besucher recht eindrucksvoll. Zu beiden Seiten der Panathenaiastraße, die ihren Namen von den alten Prozessionen erhielt, standen geschmückte Stoas. Jedes Jahr wurde mit großem Pomp der Schleier der Göttin Athene vom Prozessionshaus neben dem Stadttor zum Parthenon, dem Tempel der Athene, der auf der südöstlich der Agora gelegenen Akropolis stand, getragen.
Der Apostel Paulus muß entsetzt gewesen sein, als er die Agora sah. Es gab so viele phallische Statuen des mythischen Gottes Hermes, daß eine ganze Halle, bekannt als Stoa der Hermen, erforderlich war, um sie unterzubringen. Auf einigen gemalten Hermesbildern trägt dieser Gott ein Gewand mit zahlreichen Hakenkreuzen — ein Sinnbild der Fruchtbarkeit und des Lebens. Ferner stand hier eine Statue der Venus genetrix, der Göttin der geschlechtlichen Liebe, und eine des Dionysos, auf der eine Anzahl Henkelkreuze zu sehen waren Ein Stein markierte die Stelle, wo das „heilige“ Gelände der Agora begann, daneben stand ein Brunnen mit „heiligem“ Wasser, mit dem sich alle, die den Platz betraten, reinigen konnten.
Hinauf zur Akropolis
Wenn man südwestwärts auf der Panathenaiastraße weitergeht, kommt man schließlich zur Akropolis. Dieser griechische Ausdruck bedeutet Hoch- oder Bergstadt. Die Akropolis von Athen liegt etwa 60 Meter höher als das übrige Athen. Hier stehen die Ruinen der religiösen Gebäude aus dem fünften Jahrhundert v. u. Z. Auf der westlichen Seite der Akropolis z. B. ist das Heiligtum der Athena Nike („Siegverleiherin“) zu sehen. Auf dem Fries über den Säulen dieses Tempels ist die Schlacht dargestellt, die 479 v. u. Z. in Platäa geschlagen wurde und in der die Griechen über die Perser siegten. Den Eingang auf der Westseite bildet ein großes Tor, die Propyläen, ebenfalls ein eindrucksvolles Beispiel klassischer Schönheit.
Wenn man einen gewundenen Pfad hochsteigt, gelangt man zum Parthenon. Viele betrachten ihn als das schönste Bauwerk Altgriechenlands. Der Parthenon, aus weißem Marmor erbaut, barg einst die aus Gold und Elfenbein geschaffene Statue der Athene. Architekten des fünften Jahrhunderts v. u. Z. entwarfen dieses Bauwerk nach Prinzipien, die selbst unsere heutigen Bautechniker nicht völlig verstehen.
Nordwestlich der Akropolis, von dieser durch ein flaches Tal getrennt, liegt der Areopag oder Marshügel. Auf diesem kahlen Kalkfelsen tagte einst das Oberste Gericht, vor dem der Apostel Paulus die christliche Wahrheit brillant darlegte (Apg. 17:19-34).
Die Touristen bewundern die vielen alten Ruinen, weil sie künstlerisch sehr wertvoll sind, doch im ersten Jahrhundert u. Z. beteten die Griechen in diesen Tempeln ihre Götzen an. Ein Besuch Athens hilft einem verstehen, warum es in der Bibel heißt: „Während nun Paulus in Athen auf sie wartete, wurde sein Geist in ihm erregt, als er sah, daß die Stadt voll Götzen war“ (Apg. 17:16).
Wir haben nur über einen Bruchteil von dem berichtet, was es in Griechenland zu sehen und zu erleben gibt. Wir hoffen jedoch, daß es ausreicht, um dein Interesse und deinen Wissensdurst zu wecken, so daß auch du dir vornimmst, alles einmal mit eigenen Augen zu sehen.